[0001] Die Erfindung bezeichnet eine Werkzeugaufnahme mit einem radial versetzbaren Verriegelungskörper,
insbesondere für einen Bohrhammer zur Aufnahme eines Schlagbohrers.
[0002] Schlagend und drehend angetriebene Werkzeuge mit einem Einsteckende werden üblicherweise
formschlüssig drehfest sowie begrenzt axial beweglich in einer Werkzeugaufnahme geführt,
welche mittels zumindest eines, in eine maschinenseitig geschlossene Nut des Einsteckendes
eindringenden, radial versetzbaren Verriegelungskörpers axial verriegelt werden.
[0003] Nach der DE19724532 sowie der DE3205063 weist eine Werkzeugaufnahme einen, von einer
hohlzylinderförmigen Aufnahmehülse eines Führungsdurchmessers radial nach Innen mit
einer Steghöhe einkragenden, leistenförmigen Drehmitnahmesteg und einen radial versetzbaren
Verriegelungskörper auf. Der Drehmitnahmesteg erstreckt sich aufnahmeseitig zum aufnahmeseitigen
Rand der Ausnehmung für den Verriegelungskörper über eine axiale Länge, welche etwa
dem Führungsdurchmesser entspricht.
[0004] Die derzeit bei Bohrhammersystemen weltweit meistgenutzten, praktisch standardisierten
Einsteckenden und zugeordneten Werkzeugaufnahmen sind in der US4107949 beschrieben,
welche eine aufnahmeseitige, zylindermantelförmige Führungsfläche mit dem Führungsdurchmesser
von 10 mm, zum freien Stirnende hin axial geschlossene Verriegelungsnuten und zum
freien Stirnende hin axial offene, trapezförmige Drehmitnahmenuten aufweisen. In der
zugeordneten Werkzeugaufnahme greift zumindest ein radial versetzbare r Verriegelungskörper
in eine Verriegelungsnut ein und begrenzt die axiale Beweglichkeit des Werkzeugs in
der Werkzeugaufnahme. Zudem greifen zwei gegenüberliegende Drehmitnahmestege in je
eine Drehmitnahmenut des Einsteckendes ein und übertragen über je eine Tangentialkontaktfläche
das Drehmoment. Diese Einsteckenden waren ursprünglich für einen Bohrerdurchmesser
bis zu 17 mm ausgelegt und sind somit dem Bereich der kleinen, leistungsschwächeren
Bohrhämmer mit einer Leistung kleiner 650 W zuzuordnen. Bei derartigen Maschinenleistung
- Werkzeug - Kombinationen waren Verschleissprobleme praktisch nicht vorhanden.
[0005] Die zunehmend leistungsstärkeren Handwerkzeugmaschinen, insbesondere Bohrhämmer,
gestatten es jedoch inzwischen, in bestimmten Betriebsmodi hohe Drehmomente auf ein
Werkzeug zu übertragen. Inzwischen hat sich eine Erweiterung des praktischen Einsatzbereiches
dieser Bohrhämmer bis zu einem Bohrerdurchmesser von 30 mm ergeben. Dabei hat sich
gezeigt, dass Bohrerdurchmesser über 17 mm vermehrt zu Verschleiss und Schädigungen
der Werkzeugaufnahme führen, konkret zu wesentlich höherem Verschleiss der Drehmitnahmestege
an den Kontaktflächen. Insbesondere durch die Verfügbarkeit moderner, armierungsfester
Hammerbohrer kommt es zudem vermehrt zu Werkzeugblockaden dieser im armierten Bohrloch.
Beim Versuch des Nutzers, den Hammerbohrer herauszuziehen, werden auf das Werkzeug
mittels einer in sich arretierten Handwerkzeugmaschine hohe Drehmomente aufgebracht
und hohe ruckartige Zugkräfte ausgeübt, welche auf das Werkzeug über den aufnahmeseitigen
Rand der Ausnehmung für den Verriegelungskörper übertragen werden und beim Überschreiten
der zulässigen mehrachsigen Beanspruchung zum Bruch der Aufnahmehülse nahe diesem
aufnahmeseitigen Rand führen.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung besteht in der Realisierung einer schädigungs- und verschleissminimierten
Werkzeugaufnahme für leistungsstarke Handwerkzeugmaschinen.
[0007] Die Aufgabe wird im Wesentlichen durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0008] So weist eine Werkzeugaufnahme mit mindestens zwei gegenüberliegenden, von einer
hohlzylinderförmigen Aufnahmehülse eines Führungsdurchmessers radial nach Innen einkragenden,
leistenförmigen Drehmitnahmestegen mit Kontaktflächen wenigstens einen durch eine
Ausnehmung der Aufnahmehülse hindurch radial versetzbaren Verriegelungskörper auf,
wobei das aufnahmeseitige Ende der Drehmitnahmestege einen Abstand von dem aufnahmeseitigen
Rand der Ausnehmung hat, der grösser als das 1,5-fache des Führungsdurchmessers ist.
[0009] Der bruchmechanisch kritische Axialbereich des sich zu 45° fortsetzenden mehrachsigen
Spannungszustandes am aufnahmeseitigen Rand der Ausnehmung erstreckt sich beidseitig
etwa zur Hälfte des Führungsdurchmessers. Über die dem Führungsdurchsmesser entsprechende
darüber hinaus vorhandene, zusätzlich vorgelagerte Kontaktlänge der Drehmitnahmestege
wird bedingt durch die begrenzte Torsionssteifigkeit des Einsteckendes zumindest der
wesentliche Teil des Drehmoments ausschliesslich aufnahmeseitig von der Ausnehmung
eingeprägt. Der obige bruchmechanisch kritische Axialbereich ist somit notwendig geringeren
Belastungen ausgesetzt, wodurch bei gegebener Dauerfestigkeitsgrenze ein höheres Drehmoment
schädigungsarm einprägbar ist. Durch die nunmehr wesentlich verlängerte, zusätzlich
vorgelagerte Kontaktlänge der Drehmitnahmestege, werden vom Nutzer manuell über die
Werkzeugmaschine aufgebrachte ruckartige Zugbelastungen bei gleichzeitig hohem Drehmoment
bruchsicher auf das Werkzeug übertragen.
[0010] Vorteilhaft beträgt die Länge der Drehmitnahmestege mindestens das Dreifache des
Führungsdurchmessers, wodurch bei gleichem Querschnitt eine grössere Kontaktfläche
realisiert wird, welche bei Standardbelastungen zu kleineren Flächenpressungen führt
und somit den Verschleiss wesentlich reduziert. Zudem führen die kleineren Flächenpressungen
zu geringeren Gleitreibungsverlusten eines zugeordnet in der Aufnahmehülse axial begrenzt
frei beweglich geführten Einsteckendes, wodurch die Schlagenergieübertragung verbessert
wird.
[0011] Vorteilhaft beträgt der Abstand der Drehmitnahmestege vom aufnahmeseitigen Ende der
Aufnahmehülse maximal die Hälfte des Führungsdurchmessers, wodurch die nicht zur Übertragung
von Drehmoment nutzbare axiale Führungslänge der Aufnahmehülse beschränkt und somit
die Werkzeugaufnahme verkürzt ist.
[0012] Vorteilhaft liegt betragsmässig die Summe zweier in derselben Drehrichtung orientierten
Kontaktflächen im Bereich zwischen der Hälfte und dem Ganzen des Quadrats des Führungsdurchmessers,
wodurch die Werkzeugaufnahme auf die für Stahl-Stahl-Kontaktsysteme wie Passfedern
empfohlenen zulässige Flächenpressung von 100 - 120 MPa dimensioniert ist.
[0013] Die Erfindung wird bezüglich eines vorteilhaften Ausführungsbeispiels näher erläutert
mit:
Fig. 1 als Werkzeugaufnahme im Längsschnitt
Fig. 2 als Werkzeugaufnahme im Querschnitt
[0014] Nach den Fig. 1 und Fig. 2 weist eine Werkzeugaufnahme 1 einer drehend und schlagend
ein Werkzeug 9 antreibenden Werkzeugmaschine 11 genau zwei gegenüberliegende, von
einer hohlzylinderförmigen Aufnahmehülse 3 eines Führungsdurchmessers D radial nach
Innen mit einer Steghöhe H = 0.15 D einkragende, leistenförmige Drehmitnahmestege
4a, 4b einer Länge L mit radial verlaufenden Kontaktflächen 5 und einen durch eine
Ausnehmung 6 der Aufnahmehülse 3 hindurch radial versetzbaren Verriegelungskörper
2 in Form einer Kugel auf. Das aufnahmeseitige Ende der Drehmitnahmestege 4a, 4b hat
einen Abstand X von dem aufnahmeseitigen Rand der Ausnehmung 6, der dem Doppelten
des Führungsdurchmessers D entspricht. Die Länge L der Drehmitnahmestege 4a, 4b beträgt
das Dreifache des Führungsdurchmessers D und der Abstand Y der vom aufnahmeseitigen
Ende der Aufnahmehülse 3 beträgt ein Fünftel des Führungsdurchmessers D. Die betragsmässige
Summe Σ aller in derselben Drehrichtung ω orientierten Kontaktflächen 5 liegt mit
Σ = 2 L H = 2 (3 D) (0.15 D) = 0.9 D^2 im Bereich zwischen der Hälfte und dem Ganzen
des Quadrats des Führungsdurchmessers D. Selbst bei einer leistungsstarken Werkzeugmaschine
11 mit einem Drehmoment M bis zu 50.000 Nmm ergibt sich bei einem Führungsdurchmesser
D = 10 mm näherungsweise nur eine Flächenpressung P = M / (D L H) = M / 0.45 D^3 =
111 MPa, die in den empfohlenen Grenzen bleibt. Bei hohen Drehmomenten wie im Fall
einer Werkzeugblockade wird durch die begrenzte Torsionssteifigkeit eines Einsteckendes
12 des Werkzeugs 9 im wesentlichen nur die aufnahmeseitig vor dem mehrachsigen Spannungszustand
S zusätzlich vorgelagerte Kontaktlänge K = D = 10 mm beansprucht.
1. Werkzeugaufnahme mit mindestens zwei gegenüberliegenden, von einer hohlzylinderförmigen
Aufnahmehülse (3) eines Führungsdurchmessers (D) radial nach Innen einkragenden, leistenförmigen
Drehmitnahmestegen (4a, 4b) mit Kontaktflächen (5) und wenigstens einem durch eine
Ausnehmung (6) der Aufnahmehülse (3) hindurch radial versetzbaren Verriegelungskörper
(2), dadurch gekennzeichnet, dass das aufnahmeseitige Ende der Drehmitnahmestege (4a, 4b) einen Abstand (X) von dem
aufnahmeseitigen Rand der Ausnehmung (6) hat, der grösser als das 1,5-fache des Führungsdurchmessers
(D) ist.
2. Werkzeugaufnahme nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge (L) der Drehmitnahmestege (4a, 4b) mindestens das Dreifache des Führungsdurchmessers
(D) beträgt.
3. Werkzeugaufnahme nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand (Y) der Drehmitnahmestege (4a, 4b) vom aufnahmeseitigen Ende der Aufnahmehülse
(3) maximal die Hälfte des Führungsdurchmessers (D) beträgt.
4. Werkzeugaufnahme nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass betragsmässig die Summe zweier in derselben Drehrichtung (ω) orientierten Kontaktflächen
(5) im Bereich zwischen der Hälfte und dem Ganzen des Quadrats des Führungsdurchmessers
(D) liegt.