[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Untersuchung von Probenflüssigkeit,
wie Blut, Blutplasma, Urin, Speichel o.dgl., gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1
oder 4 sowie ein derartiges Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 26.
[0002] Die vorliegende Erfindung befaßt sich mit mikrofluidischen Systemen bzw. Vorrichtungen.
Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich auf Vorrichtungen, bei denen Kapillarkräfte
wirken und insbesondere für die Funktion entscheidend sind.
[0003] Für die Untersuchung einer Probenflüssigkeit insbesondere zur Bestimmung von Blutzucker,
Blutfett, Enzymen oder sonstigen Werten, werden häufig sogenannte Testfilterstreifen
verwendet, die aus Papier, Folien, Filter, Membranen o.dgl. bestehen. Ein derartiger
Testfilterstreifen ist zur Probenaufgabe ausgebildet und übernimmt auch Transportfiunktionen.
Beispielsweise wird die Probenflüssigkeit aufgrund von Kapillarkräften in einem vliesartigen
Material im Testfilterstreifen transportiert. Die Probenflüssigkeit kann dabei mit
zuvor eingebrachten Reagenzien reagieren und beispielsweise einen Farbumschlag bei
Detektion eines Analyten in der Probenflüssigkeit bewirken. Derartige Testfilterstreifen
gestatten jedoch nur eine verhältnismäßig ungenaue, qualitative Detektion eines Analyten.
[0004] Alternativ sind Mikrokapillarsysteme für die Untersuchung einer Probenflüssigkeit
bekannt. Die EP 1 201 304 A2 offenbart z.B. eine mikrostrukturierte Plattform für
die Untersuchung einer Probenflüssigkeit. Die Plattform weist einen Einfüllbereich,
einen Untersuchungsbereich und ein Kanalsystem auf. Die Probenflüssigkeit kann allein
durch Kapillarkräfte aufgenommen und gefördert werden. Um eine möglichst wenig gekrümmte
Strömungsfront und eine homogene Strömungsgeschwindigkeit zu bewirken, weist die bekannte
Plattform Verzögerungsstrukturen entlang der Ränder eines breiten, flachen Kanals
auf, insbesondere im Untersuchungsbereich. Weiter kann die Probenflüssigkeit bei der
bekannten Plattform bedarfsweise an einer vorgegebenen Stelle für eine vorgegebene
Dauer angehalten werden, um beispielsweise eine chemische Reaktion oder einen physikalischen
Vorgang, wie Erwärmen oder Kühlen, zu ermöglichen. Die EP 1 201 304 A2 befaßt sich
jedoch nicht mit einer möglichst genauen Untersuchung, insbesondere quantitativen
Untersuchung, einer Probenflüssigkeit.
[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung und ein Verfahren
zur Untersuchung von Probenflüssigkeit, wie Blut, Blutplasma, Urin, Speichel o.dgl.,
anzugeben, die bei geringem Aufwand eine vorzugsweise quantitative Untersuchung, insbesondere
Bestimmung von Blutzucker, Blutfett, Enzymen oder sonstigen Werten, ermöglichen.
[0006] Die obige Aufgabe wird durch eine Vorrichtung gemäß Anspruch 1 oder 4 oder durch
ein Verfahren gemäß Anspruch 26 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand
der Unteransprüche.
[0007] Mittels der vorachlagsgemäßen Kombination von Maßnahmen wird eine wesentlich genauere
Untersuchung einer Probenflüssigkeit, insbesondere eine quantitative Bestimmung mindestens
eines Analyten in der Probenfiißigkeit, ermöglicht. Durch das definierte Anhalten
der Probenflüssigkeit im Reaktionsbereich wird ein Reaktionsvolumen festgelegt, in
dem ein Reagenz im Reaktionsbereich definiert lösbar ist bzw. mit dem das Reagenz
reagieren kann. Anschließend wird das Reaktionsvolumen mit dem gelösten Reagenz oder
Reaktionsprodukten vom Reaktionsbereich in den Untersuchungsbereich weiter gefördert,
wobei die laterale, zumindest im wesentlichen laminare Strömung und/oder die zumindest
im wesentlichen geradlinige Strömungsfront der Probenflüssigkeit zu einer geringen
Dispersion führt, also ein zumindest im wesentlichen gleichmäßiges Konzentrationsprofil
des gelösten Reagenzes oder der Reaktionsprodukte in dem in den Untersuchungsbereich
weiter geförderten Reaktionsvolumen erreichbar ist. Dementsprechend kann innerhalb
einer definierten Zeit eine wesentlich genauere Untersuchung, insbesondere Bestimmung
von Werten im genannten sinne, erfolgen.
[0008] Zur Untersuchung bzw. Bestimmung können beispielsweise von dem gelösten Reagenz und
einem zu bestimmenden Analyten gebildete Komplexe oder Verbindungen im Untersuchungsbereich
mittels einer immobilisierten Nachweischemikalie gebunden und anschließend - beispielsweise
optisch - nachgewiesen bzw. gemessen werden. Daraus läßt sich dann beispielsweise
die Konzentration des Analyten in der Probenflüssigkeit bestimmen.
[0009] Ein weiterer, auch unabhängig realisierbarer Aspekt der vorliegenden Erfindung liegt
darin, den Reaktionsbereich, den Untersuchungsbereich und/oder den Kanal mit einem
zumindest im wesentlichen konstanten Querschnitt zu versehen und/oder die Höhe des
Kanals mindestens um den Faktor 10 kleiner als die Breite des Kanals auszubilden und/oder
den Reaktionsbereich und/oder den Untersuchungsbereich maximal so lang wie breit oder
kürzer auszubilden.
[0010] Die vorgenannten Maßnahmen sind einer quantitativen Untersuchung bzw. biochemischen
Untersuchungen zuträglich. Insbesondere wird ein definiertes Untersuchen des definierten
Reaktionsvolumens ermöglicht bzw. eine unerwünschte Dispersion des Reaktionsvolumens
vermieden. Weitere Vorteile sind kurze Untersuchungszeiten, schnelle Reaktionen, kurze
Diffusionswege und/oder kurze Strömungswege.
[0011] Weitere Vorteile, Merkmale, Eigenschaften und Aspekte der vorliegenden Erfmdung ergeben
sich aus den Ansprüchen und der folgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen
anhand der Zeichnung. Es zeigt:
- Fig. 1
- einen schematischen Längsschnitt eines Teils einer vorschlagsgemäßen, teilweise mit
Probenflüssigkeit gefüllten Vorrichtung gemäß einer ersten Ausführungsform;
- Fig. 2
- eine schematische Draufsicht eines Trägers der ungefüllten Vorrichtung gemäß Fig.1;
- Fig. 3
- eine zu Fig. 2 korrespondierende Draufsicht eines Trägers einer ungefüllten Vorrichtung
gemäß einer zweiten Ausführungsform;
- Fig. 4
- einen schematischen Querschnitt der Vorrichtung gemäß der ersten Ausführungsform entlang
Linie IV-IV gemäß Fig. 1;
- Fig. 5
- einen Fig. 4 entsprechenden, schematischen Querschnitt der Vorrichtung gemäß einer
dritten Ausführungsform; und
- Fig. 6
- einen Fig. 3 entsprechenden, schematischen Querschnitt der Vorrichtung gemäß einer
vierten Ausführungsform.
[0012] In den Figuren werden für gleiche oder ähnliche Teile dieselben Bezugszeichen verwendet,
wobei entsprechende oder vergleichbare Eigenschaften und Vorteile erreicht werden,
auch wenn eine wiederholte Beschreibung weggelassen ist.
[0013] Fig. 1 zeigt in einem schematischen Schnitt einen Teil einer ersten Ausführungsform
einer vorschlagsgemäßen Vorrichtung 1 zur Untersuchung einer Probenflüssigkeit 2,
insbesondere Blutplasma o. dgl.
[0014] Die Vorrichtung 1 weist einen die Pmbenflüssigkeit 2 durch Kapillarkräfte aufnehmenden
und fördernden Kanal 3 auf. Der Kanal 3 wird vorzugsweise von nur zwei gegenüberliegenden,
insbesondere im wesentlichen ebenen Flächen bzw. Flachseiten 4 und 5 begrenzt bzw.
gebildet.
[0015] Die Vorrichtung 1 weist einen vorzugsweise plattenförmigen Träger 6 und eine zugeordnete
Abdeckung 7 auf, zwischen denen der Kanal 3 gebildet ist. Beim Darstellungsbeispiel
ist lediglich der Träger 6 zur Bildung der erforderlichen Mikrostrukturen ausgenommen
und die Abdeckung 7 eben, vorzugsweise zumindest im wesentlichen ausnehmungsfrei,
ausgebildet. Jedoch kann dies auch umgekehrt sein. Bedarfsweise können aber auch sowohl
der Träger 6 als auch die Abdeckung 7 ausgenommen und/oder mit Vorsprüngen zur Bildung
der gewünschten Strukturen und ggf. zur Aufnahme von nicht dargestellten Chemikalien,
Reagenzien, Untersuchungseinrichtungen o. dgl. ausgebildet sein. Insbesondere handelt
es sich bei der Vorrichtung also um einen sogenannten Mikrochip (Plattform mit Mikrostruktur).
[0016] Fig. 2 zeigt in einer schematischen Draufsicht den Träger 6 der Vorrichtung 1, jedoch
ohne Abdeckung 7 und ohne Probenflüssigkeit 2. Der Kanal 3 weist vorzugsweise unmittelbar
nacheinander einen Einlaß, beim Darstellungsbeispiel insbesondere mit einem Graben
8, einen Reaktionsbereich 9, einen Untersuchungsbereich 10 und/oder einen Sammelbereich
11 auf.
[0017] Bedarfsweise kann eine nicht dargestellte Dosierung der Probenflüssigkeit 2 in den
Kanal 3 oder im Kanal 3, insbesondere vor dem Einlaß, erfolgen, wie beispielsweise
in der EP 1440 732 Al beschrieben.
[0018] Die Vorrichtung 1 weist vorzugsweise nur einen einzigen Kanal 3 auf. Hierbei ist
der Kanal 3 im Sinne einer Einzelkapillare zu verstehen. Bedarfsweise kann der Kanal
3 jedoch in unterschiedliche Richtungen oder zu unterschiedlichen Bereichen führen
oder sich verzweigen. Beim Darstellungsbeispiel strömt die Probenflüssigkeit 2 vorzugsweise
ausschließlich durch Kapillarkräfte in den bzw. im Kanal 3 in Strömungsrichtung S,
wie in Fig. 1 angedeutet. Jedoch kann die Probenflüssigkeit 2 zusätzlich oder alternativ
auch beispielsweise durch Druck durch den Kanal 3 gefördert werden.
[0019] Der Kanal 3 weist vorzugsweise einen im wesentlichen rechteckigen und/oder flachen
Querschnitt quer zur Strömungsrichtung S der Probenflüssigkeit 2 auf.
[0020] Die in Fig. 1 bzw. 4 angedeutete Höhe H des Kanals 3 - also der Abstand der den Kanal
3 begrenzenden, vorzugsweise parallelen Flächen 4 und 5 - beträgt maximal 2000 µm,
vorzugsweise höchstens 500 µm, insbesondere etwa 50 bis 200 µm. Die Breite des Kanals
3 beträgt vorzugsweise etwa 100 bis 5000 µm, insbesondere etwa 200 bis 4000 µm. Die
Höhe H des Kanals 3 ist wesentlich geringer, insbesondere mindestens um den Faktor
10 oder 100, als die Breite des Kanals 3. Das Aufuahmevolumen des Kanals 3 beträgt
vorzugsweise weniger als 1 ml, insbesondere weniger als 100 µl, besonders bevorzugt
maximal 10 µl.
[0021] Die Vorrichtung 1 bildet also ein mikrofluidisches System. Insbesondere dient die
Vorrichtung 1 der mikrofluidischen Diagnostik für medizinische oder nicht-medizinische
Zwecke bzw. sonstigen Untersuchungen.
[0022] Der Kanal 3 und dessen Haupterstreckungsebene verlaufen in Gebrauchslage vorzugsweise
zumindest im wesentlichen horizontal. Je nach Verwendungszweck oder konstruktiver
Lösung ist jedoch auch eine andere Ausrichtung möglich, zurnal die Aufnahme bzw. das
Füllen des Kanals 3 mit Probenflüssigkeit 2 vorzugsweise zumindest primär nur durch
Kapillarkräfte bestimmt bzw. bewirkt wird.
[0023] Der Reaktionsbereich 9 mit einem von der Probenflüssigkeit 2 lösbaren und/oder damit
reagierenden Reagenz und der sich vorzugsweise unmittelbar anschließende Untersuchungsbereich
10 sind im Kanal 3, vorzugsweise nacheinander auf derselben Flachseite 4 des Kanals
3, gebildet.
[0024] Der Reaktionsbereich 9 weist ein von der Probenflüssigkeit 2 vorzugsweise lösbares
Reagenz für einen zu einem zu bestimmenden Analyten in der Probenflüssigkeit 2 auf.
Insbesondere handelt es sich bei dem Reagenz um gegen den zu messenden Analyten gerichtete
Antikörper, die an Indikatoren (Farbstoffe, Farbstoffpartikel, z.B. kolloidales Gold)
gebunden sind. Im Reaktionsbereich 9 wird beim Füllen mit der Probenflüssigkeit 2
das Reagenz gelöst. Der Analyt, wenn er in der Probenflüssigkeit 2 enthalten ist,
reagiert dann mit dem am Farbstoff gebundenen Antikörper und bildet insbesondere eine
Verbindung oder einen Komplex.
[0025] Alternativ oder zusätzlich reagiert das Reagenz mit dem Analyten und bildet insbesondere
ein Reaktionsprodukt, auch wenn das Reagenz ggf. nicht gelöst wird. Die nachfolgenden
Ausführungen hinsichtlich des (gelösten) Reagenzes gelten daher für das Reaktionsprodukt
entsprechend.
[0026] Der Untersuchungsbereich 10 ist beim Darstellungsbeispiel mit einer vorzugsweise
immobilisierten Nachweischemikalie versehen, die insbesondere Verbindungen oder Komplexe
aus Analyt und Reagenz bzw. das Reaktionsprodukt bindet. Ungebundenes Reagenz und
sonstige Bestandteile strömen mit der Probenflüssigkeit 2 anschließend weiter in den
Sammelbereich 11, wo sie aufgenommen werden und dadurch ein Rückfluß verhindert wird.
Im Untersuchungsbereich 10 sind dann beispielsweise optisch das gebundene Reagenz
und daraus das Vorhandensein und insbesondere die Konzentration des Analyten in der
Probenflüssigkeit 2 bestimmbar. Es wird also eine insbesondere quantitative Untersuchung
der Probenflüssigkeit 2 ermöglicht.
[0027] Die Vorrichtung 1 weist vorschlagsgemäß eine Einrichtung 12 zum temporären Anhalten
der Probenfüßigkeit 2 im Reaktionsbereich 9 zum Lösen und/oder Reagieren des Reagenzes
und/oder im Untersuchungsbereich 10 auf
[0028] Die Einrichtung 12 ist vorzugsweise derart ausgebildet, daß das temporäre Anhalten
durch die Probenflüssigkeit 2 selbst, wie beispielsweise in der EP 1 441 131 Al beschrieben,
oder durch eine nicht dargestellte Steuerflüssigkeit oder durch eine selektive Entlüftung,
wie beispielsweise in der EP 1419 818 Al beschrieben, festlegbar bzw, aufhebbar ist.
Vorzugsweise hält die Einrichtung 12 die Probenflüssigkeit 2 für eine vorbestimmte
Zeitdauer, ggf. erst nach dem vollständigen Füllen des Reaktionsbereichs 9, und/oder
bis zum vollständigen Füllen des Reaktionsbereichs 9 an.
[0029] Beim Darstellungsbeispiel weist die Einrichtung 12 insbesondere einen Steuerkanal
13 auf, der Probenflüssigkeit 2 nach bzw. in einer definierte Zeit einem zwischen
dem Reaktionsbereich 9 und dem Untersuchungsbereich 10 angeordneten Flüssigkeitstopp
14 zuführt, so daß dann die Probenflüssigkeit 2 bzw. daß im Reaktionsbereich 9 befindliche
Reaktionsvolumen an Probenflüssigkeit 2 den Flüssigkeitsstopp 14 überwinden und in
den Untersuchungsbereich 10 weiterströmen kann.
[0030] Bedarfsweise weist die Vorrichtung 1 eine weitere Einrichtung 12 zum temporären Anhalten
der Probenflüssigkeit 2 - insbesondere des aus dem Reaktionsbereich 9 in den Untersuchungsbereich
10 zuvor geströmten Reaktionsvolumens an Probenflüssigkeit 2, das gelöstes Reagenz
oder das Reaktionsprodukt enthält - im Untersuchungsbereich 10 auf, um eine möglichst
genaue bzw. quantitative Bestimmung zu ermöglichen, insbesondere um eine zumindest
im wesentlichen vollständige Reaktion bzw. Bindung der Verbindungen oder Komplexe
aus Reagenz und Analyt oder des Reaktionsprodukts an der Nachweischemikalie im Untersuchungsbereich
10 zu ermöglichen.
[0031] Die weitere Einrichtung 12 ist insbesondere entsprechend der vorgenannten Einrichtung
12 ausgebildet. Entsprechend ist wiederum ein Steuerkanal 13 vorgesehen, der Probenflüssigkeit
2 nach bzw. in einer definierten Zeit einem zwischen dem Untersuchungsbereich 10 und
dem nachgeordneten Sammelbereich 11 angeordneten Flüssigkeitsstopp 14 zuführt, so
daß dann die Probenflüssigkeit 2 bzw. das im Untersuchungsbereich 10 befindliche Reaktionsvolumen
an Probenflüssigkeit 2 den Flüssigkeitsstopp 14 überwinden und in den Sammelbereich
11 weiterströmen und die nachströmende Probenflüssigkeit 2 dann ein Auswaschen von
nicht gebundenem Reagenz bzw. Reaktionsprodukt in den Untersuchungsbereich 10 bewirken
kann.
[0032] Beim Darstellungsbeispiel ist der Flüssigkeitsstopp 14 insbesondre durch eine nut-
oder grabenartige Vertiefung quer zur Strömungsrichtung S gebildet. Jedoch sind auch
andere konstruktive Lösungen möglich. Insbesondere sind aus der US 5,458,852 weitere
konstruktive Lösungen zur Realisierung der Einrichtung(en) 16 bekannt, die alternativ
oder zusätzlich eingesetzt werden können.
[0033] Fig. 3 zeigt in einer zu Fig. 2 korrespondierenden Draufsicht auf den ungefüllten
Träger 6 einer Vorrichtung 1 gemäß einer zweiten Ausführungsform. Die Einrichtungen
12 weisen hier jeweils anstatt eines vorzugsweise nut- oder grabenartigen Flüssigkeitsstopps
14 mindestens eine vorzugsweise stegartige Barriere 15, insbesondere zwei oder mehr
hintereinander angeordnete Barrieren 15, auf. So kann bedarfsweise ein entsprechendes
temporäres Anhalten der Probenflüssigkeit 2 erreicht werden.
[0034] Bei der zweiten Ausführungsform weist der Kanal 3 im Gegensatz zu der ersten Ausführungsform
keinen im wesentlichen konstanten Querschnitt auf. Vielmehr ist der Querschnitt des
Kanals 3 am Übergang vom Reaktionsbereich 9 zum Untersuchungsbereich 10 und/oder beim
Übergang vom Untersuchungsbereich 10 in den Sammelbereich 11 verringert. Diese Querschnittsverringerung
wird vorzugsweise durch gleichmäßige Verjüngung des Flüssigkeitsstroms und anschließende
Aufspreizung des Flüssigkeitsstroms erreicht. Die Einrichtung 12 bzw. Barriere 15
ist dann vorzugsweise im Bereich des verringerten Querschnitts angeordnet.
[0035] Die genannte Querschnittsverringerung führt bereits zu einer Verringerung des Volumenstroms
durch den Kanal 3, so daß ggf. kein vollständiges temporäres Anhalten erforderlich
ist. Insbesondere kann eine durch die Barrieren 15 verursachte Verzögerung der Strömung
bzw. Reduktion des Volumenstroms bedarfsweise genügen.
[0036] Die Vorrichtung 1 gemäß der ersten oder zweiten Ausführungsform weist weiter ein
Mittel 16 zum Verhindern des seitlichen Vorschießens von Probenflüssigkeit 2 in Strömungsrichtung
S und/oder zur Erzeugung einer in Fig. 1 angedeuteten, bezüglich der Draufsicht gemäß
Fig. 2 wenig gekrümmten oder geradlinigen Strömungsfront F der Probenflüssigkeit 2
bzw. zur Erzeugung einer homogenen bzw. laminaren Strömung auf.
[0037] Beim Darstellungsbeispiel ist das Mittel 15 dadurch gebildet, daß der Kanal 3 zumindest
längsseitig offen ausgebildet ist. Seitlich an den Kanal 3 schließt sich eine Ausnehmung
17 an, die insbesondere nut- bzw. grabenartig ausgebildet ist. So wird ein seitlicher
Flüssigkeitsstopp für die Probenflüssigkeit 2 - also ein durch Kapillarkräfte nicht
überwindbares Strömungshindemis - gebildet und die Probenflüssigkeit 2 seitenwandfrei
entlang der offenen Längsseiten im Kanal 3 geführt.
[0038] Die Ausnehmung 17 schließt sich vorzugsweise scharfkantig an den Kanal 3 an, wie
in Fig. 1, 3 und 4 angedeutet. Beim Darstellungsbeispiel ist die Ausnehmung 17 nur
im Träger 6 gebildet, erstreckt sich bei der Darstellung gemäß Fig, 1, 3 und 4 also
im wesentlichen nur nach unten bezüglich einer seitlichen Projektion des Kanals 3.
Die Ausnehmung 17 kann sich jedoch wahlweise auch nach oben oder auf beide Seiten
der seitlichen Projektion des Kanals 3, also insbesondere nach oben und nach unten
erstrecken.
[0039] Die im Querschnitt vorzugsweise rechteckige Ausnehmung 17 führt zu einer derartigen,
insbesondere stufigen bzw. plötzlichen Querschnittsvergrößerung, daß sich die Kapillarkräfte
derartig verringern, daß der genannte Flüssigkeitsstopp für die Probenflüssigkeit
2 im Übergang von Kanal 3 zur Ausnehmung 17 hin gebildet wird. Insbesondere ist die
Höhe der Ausnehmung 17 mindestens doppelt so groß wie die Höhe H des Kanals 3.
[0040] Die Ausnehmung 17 erstreckt sich beim Darstellungsbeispiel entlang der offenen Seite
des Kanals 3, insbesondere ist sie umlaufend um den allseitig offenen Kanal 3 ausgebildet.
[0041] Eine entsprechende seitenwandlose Führung der Probenflüssigkeit 2 im Kanal 3 ist
auch bei der in Fig. 5 dargestellten, dritten Ausführungsform der Vorrichtung 1 durch
die seitliche Ausnehmung 17 möglich. Die Probenflüssigkeit 2 wird hier jedoch nur
auf einer Boden- bzw. Flachseite 4 geführt. Die Probenflüssxgkeit 2 steht also nicht
in Kontakt mit einer gegenüberliegenden Flachseite 5 wie bei der ersten Ausführungsform.
Statt dessen ist beim Darstellungsbeispiel die Abdeckung 7 entsprechend ausgenommen
oder die Fläche 4 entsprechend tief im Träger 6 angeordnet, um einen genügenden Abstand
zur dann ggf. ebenen Abdeckung 7 einhalten zu können. Die Dicke des von der Probenflüssigkeit
2 auf der Fläche 4 gebildete Flüssigkeitsfilms hängt insbesondere vom Benetzungsverhalten
und von der zugeführten, dann insbesondere zudosierten Menge an Probenflüssigkeit
2 ab. Vorzugsweise gelten für den Flüssigkeitsfilm dann die entsprechenden Dimensionen,
wie bei der ersten Ausführungsform für den Kanal 3 erläutert.
[0042] Fig. 6 zeigt in einem schematischen Schnitt eine vierte Ausführungsform der vorschlagsgemäßen
Vorrichtung 1, wobei ein Seitenbereich des Kanals 3 zur Verdeutlichung vergrößert
dargestellt ist.
[0043] Das Mittel 16 zum Verhindern des seitlichen Vorschießens von Probenflüssigkeit 2,
zur Erzeugung einer wenig gekrümmten oder geradlinigen Strömungsfront F und/oder zur
Erzeugung einer homogenen bzw. laminaren Strömung kann alternativ oder zusätzlich
auch eine den Kanal 3 längsseitig oder allseitig begrenzende Seitenwandung 18 aufweisen,
wobei durch Ausbildung von entsprechenden Leitelementen oder Verzögerungsstrukturen,
insbesondere Vorsprüngen oder Erhebungen 19 o.dgl., die Strömungs- bzw. Füllgeschwindigkeit
entlang der Seitenwandung 18 in Strömungsrichtung S die Füllgeschwindigkeit verringert,
insbesondere so daß die Füllgeschwindigkeit der Probenflüssigkeit 2 am Rand diejenige
im mittleren Bereich des Kanals 3 nicht überschreitet, sondern dieser zumindest im
wesentlichen entspricht. Alternativ oder zusätzlich zu den Leitelementen bzw. Verzögerungsstrukturen
kann die Benetzung der Seitenwand 18 auch derart modifiziert, insbesondere verringert,
sein, daß das unerwünschte Vorschießen von Probenflüssigkeit 2 entlang der Seitenwand
18 vermieden wird.
[0044] Ergänzend wird hinsichtlich möglicher Ausgestaltungen, um ein Vorschießen der Probenflüssigkeit
2 längsseitig zu vermeiden, auf die diesbezüglich in der EP 1201304 A2 beschriebenen
Möglichkeiten verwiesen.
[0045] Bei den Darstellungsbeispielen weist der Kanal 3 mindestens ein Leitelement zur Beeinflussung,
insbesondere Vergleichmäßigung, des Füllens mit der Probenflüssigkeit 2 auf. Insbesondere
weist der Kanal 3 vorzugsweise regelmäßig verteilte Erhebungen 19 als Leitelemente
auf der Flachseite 4 oder ggf. beiden Flachseiten 4, 5 auf, wie in Fig. 1, 2 und 4
bis 6 dargestellt. Diese sind insbesondere in Reihen quer, vorzugsweise senkrecht,
oder längs zur Strömungsrichtung S, insbesondere abwechselnd quer versetzt, angeordnet.
So kann erreicht werden, daß die Probenflüssigkeit 2 den Kanal 3 reihenweise - also
Reihe für Reihe - füllt und dadurch mit einer im wesentlichen gradlinigen Flüssigkeitsfront
F in Strömungsrichtung S fortschreitet. Das Mittel 16 umfaßt bedarfsweise auch die
genannten Leitelemente.
[0046] Bedarfsweise kann die Flächendichte, der Abstand und/oder die Größe der Erhebungen
19 variieren, insbesondere in Abhängigkeit von der jeweiligen Entfernung zum Einlaß,
um einen gewünschten Verlauf der Kapillarkräfte bzw. ggf. eine Kompensation von Strömungswiderständen
zu erreichen.
[0047] Die Erhebungen 19 sind vorzugsweise steg-, höcker- oder säulenartig, insbesondere
mit runder oder polygonaler Grundfläche, ausgebildet. Alternativ oder zusätzlich können
aber auch Vertiefungen, wie der Graben 8, oder die Barrieren 15 oder sonstige Leitelemente
vorgesehen sein, die quer oder längs zur Strömungsnchtung S des Kanals 3 verlaufen.
[0048] Der vorzugsweise vorgesehene nutartige, im Querschnitt insbesondere rechteckige oder
halbrunde Graben 8 weist eine wesentlich geringere Tiefe als der Flüssigkeitsstopp
14 und die Ausnehmung 17 auf und bildet daher einen nur temporären Flüssigkeitsstopp
zur Vergleichmäßigung der Flüssigkeitsfront F. So kann erreicht werden, daß die Probenflüssiglcezt
2 erst nach Füllen des Kanals 3 über den gesamten Querschnitt den Graben 8 und anschließend
den nachfolgenden Kanalbereich füllt.
[0049] Hervorzuheben ist, daß durch die Kombination der seitenwandlosen Führung der Probenflüssigkeit
2 und der Leitelemente ein hochgradig gleichmäßiges Füllen des Kanals 3 insbesondere
durch Kapillarkräfte mit zumindest im wesentlichen gradliniger bzw. senkrecht zur
Strömungsrichtung S verlaufender Flüssigkeitsfront F erreichbar ist.
[0050] Alternativ kann der Kanal 3 bereichsweise oder insgesamt auch zumindest im wesentlichen
glatt bzw. eben, also insbesondere ohne Leitelemente, ausgebildet sein, wie in Fig.
3 angedeutet.
[0051] Die Strukturierung bzw. Texturierung des Reaktionsbereichs 9 und/oder des Untersuchungsbereichs
10, insbesondere durch Leitelemente, wie die Erhöhungen 19 o.dgl., erleichtert das
vorzugsweise gleichmäßige Aufbringen einer Chemikalie o.dgl., die anschließend eintrocknet
und dadurch beispielsweise eine Trockenchemikalie oder immobilisierte Chemikalie bildet.
[0052] Ergänzend ist anzumerken, daß die Vorrichtung 1 vorzugsweise eine mit der Ausnehmung
17 in Verbindung stehende Entlüftung 20 aufweist, wie in Fig. 4 angedeutet. Dies gestattet
auf sehr einfache Weise eine wirksame Entlüftung. Dies ist einem gleichmäßigen, blasenfreien
Füllen des Kanals 3 mit der Probenflüssigkeit 2 zuträglich.
[0053] Nachfolgend wird das Zusammenwirken der vorschlagsgemäßen Maßnahmen näher erläutert,
wobei insbesondere auf die erste Ausführungsform bzw. die Darstellung gemäß Fig. 1
und Fig. 2 Bezug genommen wird.
[0054] Nach dem Einfüllen wird die Probenflüssigkeit 2 durch Kapillarkräfte im Kanal 3 in
den Reaktionsbereich 9 geleitet. Hierbei strömt die Probenflüssigkeit 2 im Kanal 3
- zumindest im Reaktionsbereich 9 und Untersuchungsbereich 10 - lateral über die Flachseite
4 und vorzugsweise zumindest im wesentlichen laminar bzw. mit homogener Strömungsgeschwindigkeit
bzw. wenig gekrümmter oder gradliniger Strömungsfront F. Dies wird insbesondere durch
das genannte Mittel 16 - insbesondere in Kombination mit den vorzugsweise zumindest
im Reaktionsbereich 9 und/oder Untersuchungsbereich 10 vorgesehenen Leitelementen
- erreicht.
[0055] Im Reaktionsbereich 9 wird die Probenflüssigkeit 2 für eine vorzugsweise vorbestimmte
Zeit mittels der Einrichtung 12 temporär angehalten. Im Reaküonsbereich 9 kann die
Probenflüssigkeit 2 das vorzugsweise als Trockenchemikalie vorliegende Reagenz zur
Bestimmung eines Analyten in der Probenflüssigkeit 2 lösen bzw. damit reagieren. Bei
dem Reagenz handelt es sich beispielsweise um ein Konjugat, das aus einem an dem Analyten
bindenden Antikörper und aus einem Farbstoffpartikel o.dgl. gebildet ist. Das gelöste
Reagenz bzw. Konjugat bindet dann an den Analyten.
[0056] Durch das temporäre Anhalten der Probenflüssigkeit 2 ist der Reaktionsbereich 9 mit
einem definierten Reaktionsvolumen an Probenfüßigkeit 2 gefüllt, so daß sich das Reagenz
zumindest im wesentlichen nur in diesem Reaktionsvolumen löst bzw. nur mit diesem
reagiert. Durch das temporäre Anhalten kann damit bereits eine unerwünschte Dispersion
bzw, weitläufige Verteilung des Reagenzes oder eines Reaktionsprodukts des Reagenzes
in der Probenflüssigkeit 2 vermieden werden.
[0057] Des weiteren ist die Zeit für das temporäre Anhalten vorzugsweise derart gewählt,
daß das Reagenz zu mindestens 90 %, insbesondere zu mindestens 95 % oder wesentlich
mehr insbesondere in dem Reaktionsvolumen von Probenflüssigkeit 2 gelöst wird bzw.
mit diesem reagiert. Bedarfsweise kann das Lösen oder Reagieren durch Wärme oder sonstige
Maßnahmen, wie Anlegen einer Spannung o.dgl., unterstützt werden.
[0058] Das Reagenz ist vorzugsweise gleichmäßig oder in einer vorbestimmten Konzentrationsverteilung
auf der Flachseite 4 im Reaktionsbereich 9 aufgebracht. So kann erreicht werden, daß
- ggf. unter Berücksichtigung des Füllvorgangs durch die Probenflüssigkeit 2 - eine
möglichst schnelle und gleichmäßige Verteilung des gelösten Reagenzes bzw. des Reaktionsprodulcts
in dem genannten Reaktionsvolumen erreicht wird.
[0059] Der möglichst gleichmäßigen Verteilung in dem Reaktionsvolumen ist auch zuträglich,
daß das Reagenz auf der Flachseite 4 des Kanals 3 angeordnet ist und daß aufgrund
der verhältnismäßig geringen Kanalhöhe H dementsprechend eine schnelle Diffusion und
dadurch gleichmäßige Verteilung des gelösten Reagenzes bzw. des Reaktionsprodukts
im Reaktionsvolumen erreichbar sind.
[0060] Nach dem definierten Lösen bzw. Reagieren gibt die Einrichtung 12 die Probenflüssigkeit
2 frei, so daß die Probenflüssigkeit 2 - insbesondere das definierte Reaktionsvolumen
- von dem Reaktionsbereich 9 in den Untersuchungsbereich 10 weiterströmen kann. Aufgrund
der genannten Maßnahmen und insbesondere des Mittels 16 kann dabei wiederum eine besonders
geringe Dispersion des gelösten Reagenzes sowie der aus dem Reagenz und dem Analyten
gebildeten Verbindungen bzw. Komplexe aus dem Reaktionsvolumen heraus verhindert werden.
Insbesondere wird so erreicht, daß das Reagenz bzw. das Reaktionsprodukt zu mindestens
90 %, vorzugsweise 95 % oder mehr zusammen mit dem Reaktionsvolumen in den Untersuchungsbereich
10 strömt bzw. gefördert wird.
[0061] Im Untersuchungsbereich 10 wird dann die Probenflüssigkeit 2 bzw. das Reaktionsvolumen
bedarfsweise nochmals temporär angehalten, um die jeweils gewünschte Untersuchung,
insbesondere das beim Darstellungsbeispiel vorgesehene Binden von aus dem Reagenz
und dem Analyten gebildeten Komplexen bzw. Verbindungen an einer im Untersuchungsbereich
10 vorzugsweise auf der Flachseite 4 immobilisierten Nachweischemikalie zu unterstützen.
Jedoch ist ein solches temporäres Anhalten im Untersuchungsbereich 10 nicht unbedingt
erforderlich, so daß die weitere, dem Untersuchungsbereich 10 zugeordnete Einrichtung
12 ggf. entfallen kann.
[0062] Bei der vorgesehenen Nachweischemikalie handelt es sich insbesondere um eine immobilisierte
Trockenchemikalie, beispielsweise einen Fängerantikörper, der die Verbindungen bzw.
Komplexe aus Reagenz und Analyt fängt und dadurch bindet.
[0063] Zusätzlich können weitere Untersuchungsschritte mittels anderer weiterer Chemikalien
im Untersuchungsbereich 10 oder in mehreren nacheinander angeordneten Untersuchungsbereichen
10 durchgeführt werden. Beispielsweise kann auch eine Untersuchung dahingehend erfolgen,
ob überhaupt der zu bestimmende Analyt in der Probenflüssigkeit 2 enthalten ist.
[0064] Der Untersuchungsbereich 10 schließt sich vorzugsweise unmittelbar an den Reaktionsbereich
9 an, so daß eine unerwünschte Dispersion des Reagenzes bzw, von dem Reagenz mit dem
Analyten gebildeter Verbindungen oder Komplexe oder von sonstigen Reaktionsprodukten
aus dem Reaktionsvolumen heraus in andere Bereiche der Probenflüssigkeit 2 zumindest
im wesentlichen verhindert oder minimiert wird. Dadurch, daß sich der Untersuchungsbereich
10 vorzugsweise unmittelbar an den Reaktionsbereich 9 anschließt, werden nämlich das
Totvolumen und damit die Dispersion minimiert.
[0065] Durch den flachen Querschnitt des Kanals 3 kann der Reaktionsbereich 9 und/oder der
Untersuchungsbereich 10 verhältnismäßig kurz in Strömungsrichtung S ausgebildet werden,
so daß insgesamt sehr kurze Strömungswege und dadurch eine geringe Dispersion erreichbar
sind. Insbesondere ist der Reaktionsbereich 9 und/oder der Untersuchungsbereich 10
nur genauso lang wie oder kürzer als die Breite des Kanals 3 ausgebildet.
[0066] Insbesondere ist die vorschlagsgemäß erreichbare Dispersion im Untersuchungsbereich
10 derart gering, daß die Konzentration des Reagenzes bzw. Reaktionsprodukts im Reaktionsvolumen
im Untersuchungsbereich 10 um maximal 10 %, vorzugsweise weniger als 5 %, ganz bevorzugt
höchstens 3 %, variiert.
[0067] Die verhältnismäßig geringe Höhe H des Kanals 3 und die vorzugsweise vorgesehene
Anordnung der Nachweischemikalie auf einer Flachseite, insbesondere der Flachseite
4, führen dazu, daß die im Reaktionsvolumen enthaltenen Komplexe bzw, Verbindungen
aus Reagenz und Analyt oder sonstige Reaktionsprodukte sehr schnell bzw. mit einer
sehr hohen Effizienz von der Nachweischemikalie o.dgl. gebunden werden können.
[0068] In einem anschließenden Waschschritt strömt die Probenflüssigkeit 2 weiter in den
Sammelbereich 11, der ggf. mit einem saugfähigen Material und/oder Leitelementen,
wie den Erhebungen 19, versehen sein kann, um die Probenflüssigkeit 2 quasi aufzusaugen
und einen Rückfluß zu verhindern, Das Volumen des Sammelbereichs 11 ist vorzugsweise
mindestens um den Faktor 2 oder 5 größer als das Reaktionsvolumen, um ein effizientes
Auswaschen von nicht gebundenem Reagenz, nicht gebundenen Reaktionsprodukten und/oder
sonstigen eventuell störenden Partikeln oder Stoffen aus dem Untersuchungsbereich
10 zu erreichen.
[0069] Anschließend erfolgt die Bestimmung des im Untersuchungsbereich 10 gebundenen Reagenzes
oder Reaktionsprodukts vorzugsweise optisch, beispielsweise spektroskopisch. Dies
ist insbesondere dadurch möglich, daß das Reagenz oder Reaktionsprodukt beispielsweise
als Konjugat aus einem Antikörper und einem Farbkomplex, Farbpartikel o.dgl. aufgebaut
ist. Aus der Anzahl oder Konzentration an gebundenen Komplexen bzw. Verbindungen kann
dann insbesondere die Konzentration des Analyten in der Probenflüssigkeit 2 bestimmt
werden. Folglich gestatten die vorschlagsgemäße Vorrichtung 1 und das voranstehend
beschriebene Verfahren eine gegenüber herkömmlichen Testfilterstreifen o.dgl. wesentlich
genauere Untersuchung der Probenflüssigkeit 2, insbesondere quantitative Bestimmung
eines Analyten oder ggf. auch mehrere Analyte in der Probenflüssigkeit 2.
1. Vorrichtung (1) zur Untersuchung einer Probenflüssigkeit (2),
mit einem die Probenflüssigkeit (2) durch Kapillarkräfte aufnehmenden und fördernden
Kanal (3), der eine Flachseite (4) aufweist, über die die Probenflüssigkeit (2) lateral
und/oder laminar strömt,
mit einem Reaktionsbereich (9) mit einem lösbaren und/oder reagierenden Reagenz auf
der Flachseite (4), wobei der Reaktionsbereich (9) mit Probenflüssigkeit (2) vollständig
füllbar ist und dadurch ein Reaktionsvolumen von Probenflüssigkeit (2) definierbar ist,
mit einem dem Reaktionsbereich (9) nachgeordneten, vom Kanal (3) gebildeten Untersuchungsbereich
(10), und
mit einer Einrichtung (12) zum temporären Anhalten der Probenflüssigkeit (2) im Reaktionsbereich
(9) zum Lösen und/oder Reagieren des Reagenz,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Vorrichtung (1) ein Mittel (16) zur Erzeugung einer wenig gekrümmten oder geradlinigen
Strömungsfront (F) der Probenflüssigkeit (2) aufweist, wobei das Reagenz zu mindestens
90 % in dem definierten Reaktionsvolumen von Probenflüssigkeit (2) lösbar ist und/oder
damit reagiert und wobei das gelöste Reagenz oder ein Reaktionsprodukt des Reagenzes
zu mindestens 90 % zusammen mit dem Reaktionsvolumen in den Untersuchungsbereich (10)
förderbar ist oder die Konzentration des gelösten Reagenzes oder des Reaktionsprodukts
innerhalb des Reaktionsvolumens im Untersuchungsbereich (10) um maximal 10 % variiert.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kanal (3) einen zumindest im wesentlichen konstanten Querschnitt - zumindest
vom Reaktionsbereich (9) bis zum Untersuchungsbereich (10) - aufweist oder für die
Probenflüssigkeit (2) bildet.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Höhe (H) des Kanals (3), insbesondere mindestens um den Faktor 10, vorzugsweise
100, kleiner als die Breite des Kanals (3) ist.
4. Vorrichtung (1) zur Untersuchung einer Probenflüssigkeit (2), insbesondere nach einem
der voranstehenden Ansprüche,
mit einem die Probenflüssigkeit (2) durch Kapillarkräfte aufnehmenden und fördernden
Kanal (3), der eine Flachseite (4) aufweist, über die die Probenflüssigkeit (2) lateral
und/oder laminar strömt,
mit einem Reaktionsbereich (9) mit einem lösbaren und/oder reagierenden Reagenz auf
der Flachseite (4),
mit einem dem Reaktionsbereich (9) nachgeordneten, vom Kanal (3) gebildeten Untersuchungsbereich
(10),
dadurch gekennzeichnet,
daß der Reaktionsbereich (9), der Untersuchungsbereich (10) und/oder der Kanal (3) einen
zumindest im wesentlichen konstanten Querschnitt aufweist bzw. aufweisen,
daß die Höhe (H) des Kanals (3) mindestens um den Faktor 10 kleiner als die Breite des
Kanals (3) ist, und/oder
daß der Reaktionsbereich (9) und/oder der Untersuchungsbereich (10) maximal so lang wie
breit oder kürzer ist bzw. sind.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung (1) eine Einrichtung (12) zum temporären Anhalten der Probenflüssigkeit
(2) im Reaktionsbereich (9) zum Lösen und/oder Reagieren des Reagenz aufweist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung (1) ein Mittel (16) zum Verhindern des seitlichen Vorschießens von
Probenflüssigkeit (2) in Strömungsrichtung (S) und/oder zur Erzeugung einer wenig
gekrümmten oder geradlinigen Strömungsfront (F) der Probenflüssigkeit (2) aufweist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Reaktionsbereich (9) mit Probenflüssigkeit (2) vollständig füllbar ist und dadurch ein Reaktionsvolumen von Probenflüssigkeit (2) definierbar ist, wobei das Reagenz
zu mindestens 90 % in dem definierten Reaktionsvolumen von Probenflüssigkeit (2) lösbar
ist und/oder damit reagiert, wobei das gelöste Reagenz oder ein Reaktionsprodukt des
Reagenzes zu mindestens 90 % zusammen mit dem Reaktionsvolumen in den Untersuchungsbereich
(10) förderbar ist oder die Konzentration des gelösten Reagenzes oder des Reaktionsprodukts
innerhalb des Reaktionsvolumens im Untersuchungsbereicb (10) um maximal 10 % variiert.
8. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Probenflüssigkeit (2) ausschließlich durch Kapillarkräfte im Kanal (3) aufnehmbar
und/oder förderbar ist und/oder daß die Vorrichtung derart ausgebildet ist, daß mindestens
95 % des Reagenzes im Reaktionsvolumen lösbar und mit diesem in den Untersuchungsbereich
(10) förderbar sind.
9. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Kanal (3) einen im wesentlichen rechteckigen und/oder flachen Querschnitt aufweist,
und/oder geradlinig verläuft und/oder sich in Gebrauchslage zumindest im wesentlichen
horizontal erstreckt..
10. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Kanal (3) vorzugsweise ausschließlich von zwei gegenüberliegenden Flachseiten
(4, 5) begrenzt ist, zwischen den die Probenflüssigkeit (2) führbar ist und mit denen
die Probenflüssigkeit (2) in Kontakt steht.
11. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Reagenz als Trockenchemikalie vorliegt und von der Probenflüssigkeit (2) lösbar
ist und/oder daß der Reaktionsbereich (9) und der Untersuchungsbereich (10) zumindest
im wesentlichen die gleiche Größe aufweisen.
12. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sich der Untersuchungsbereich (10) unmittelbar an den Reaktionsbereich (9) anschließt,
insbesondere wobei die Einrichtung (12) oder ein Flüssigkeitsstopp (14) oder eine
Barriere (15) der Einrichtung (12) zwischen dem Reaktionsbereich (9) und dem Untersuchungsbereich
(10) angeordnet ist.
13. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Untersuchungsbereich (10) eine vorzugsweise immobilisierte Nachweischemikalie,
insbesondere zum Nachweis von aus dem Reagenz und einem Analyten in der Probenflüssigkeit
(2) gebildeten Verbindungen oder Komplexen, aufweist.
14. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Kanal (3) einen dem Untersuchungsbereich (10) nachgeordneten Sammelbereich (11)
für die Probenflüssigkeit (2) aufweist, insbesondere wobei das Volumen des Sammelbereichs
(11) mindestens um den Faktor 2 oder 5 größer als das Reaktionsvolumen ist.
15. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung (12) derart ausgebildet ist, daß das temporäre Anhalten durch die
Probenflüssigkeit (2) selbst oder eine Steuerflüssigkeit oder durch eine selektive
Entlüftung festlegbar bzw. aufhebbar ist
16. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung (12) einen Steuerkanal (13) aufweist, der Probenflüssigkeit (2) einem
Flüssigkeitsstopp (14) am Ende des Reaktionsbereichs (9) zuführt, so daß die Probenflüssigkeit
(2) dann den Flüssigkeitsstopp (14) überwinden und das Reaktionsvolumen vom Reaktionsbereich
(9) in den Untersuchungsbereich (10) weiterströmen kann.
17. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung (12) die Probenflüssigkeit (2) für eine vorbestimmte Zeitdauer und/oder
nach dem vollständigen Füllen des Reaktionsbereichs (9) anhält.
18. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Probenflüssigkeit (2), insbesondere das Reaktionsvolumen, mittels der oder einer
weiteren Einrichtung (12) temporär im Untersuchungsbereich (10) angehalten werden
kann.
19. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Mittel (16) dadurch gebildet ist, daß der Kanal (3) zumindest längsseitig offen ausgebildet ist, so daß
ein seitlicher Flüssigkeitsstopp für die Probenflüssigkeit (2) im Kanal (3) gebildet
und die Probenflüssigkeit (2) seitenwandfrei im Kanal (3) führbar ist.
20. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Mittel (16) eine Ausnehmung (17) aufweist, die sich zur Bildung eines Flüssigkeitsstopps
vorzugsweise scharfkantig seitlich an den Kanal (3) anschließt.
21. Vorrichtung nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß die Ausnehmung (17) umlaufend ausgebildet ist, insbesondere den Kanal (3) allseitig
seitlich umgibt oder begrenzt.
22. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Kanal (3) umlaufend seitlich offen ausgebildet ist.
23. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Mittel (16) eine das Vorschießen der Probenflüssigkeit (2) hemmende Seitenwandung
(18) aufweist, insbesondere wobei die Seitenwandung (18) im Querschnitt gekrümmt oder
gerundet ist und/oder Leitelemente, insbesondere Erhebungen (19), aufweist.
24. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung (1) derart ausgebildet ist, daß ein bestimmtes Volumen an Probenflüssigkeit
(2) in den Kanal (3) dosierbar ist
25. Vorrichtung nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Vorrichtung (1) als eine mit mindestens einer Mikrostruktur zur Bildung des Kanals
(3) versehene Plattform ausgebildet ist.
26. Verfahren zur Untersuchung einer Probenflüssigkeit (2),
wobei die Probenflüssigkeit (2) durch Kapillarkräfte über eine Flachseite (4) eines
Kanals (3) lateral und/oder laminar strömt,
wobei die Probenflüssigkeit (2) einen Reaktionsbereich (9) mit einem lösbaren und/oder
reagierenden Reagenz auf der Flachseite (4) vollständig füllt und dadurch ein Reaktionsvolumen von Probenflüssigkeit (2) definiert,
wobei das Reaktionsvolumen im Reaktionsbereich (9) zum Lösen und/oder Reagieren des
Reagenzes verlangsamt oder temporär angehalten wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Probenflüssigkeit (2) mit einer zumindest im wesentlichen geraden Flüssigkeitsfront
(F) und/oder zumindest im wesentlichen ohne Strömungsquerschnittsänderung vom Reaktionsbereich
(9) in den Untersuchungsbereich (10) strömt.
27. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, daß das Reagenz zu mindestens 90 % in dem definierten Reaktionsvolumen von Probenflüssigkeit
(2) gelöst wird und/oder damit reagiert und wobei nach dem Anhalten das gelöste Reagenz
oder ein Reaktionsprodukt des Reagenzes zu mindestens 90 % zusammen mit dem Reaktionsvolumen
in einen dem Reaktionsbereich (9) nachgeordneten, vom Kanal (3) gebildeten Untersuchungsbereich
(10) strömt oder die Konzentration des gelösten Reagenzes oder des Reaktionsprodukts
innerhalb des Reaktionsvolumens im Untersuchungsbereich (10) um maximal 10 % variiert.
28. Verfahren nach Anspruch 26 oder 27, dadurch gekennzeichnet, daß die Probenflüssigkeit (2) seitenwandfrei im Kanal (3) und/oder über Leitelemente,
vorzugsweise Erhebungen (19), auf der Flachseite (4) geführt wird, um eine zumindest
im wesentlichen gerade Flüssigkeitsfront (F) zu erreichen und/oder ein seitliches
Vorschießen der Probenflüssigkeit (2) zu verhindern.
29. Verfahren nach einem der Ansprüche 26 bis 28, dadurch gekennzeichnet, daß das Reaktionsvolumen in dem Untersuchungsbereich (10) temporär angehalten wird, insbesondere
bis mindestens 95 % von aus dem Reagenz und einem Analyten in der Probenflüssigkeit
(2) gebildete Komplexe oder Verbindungen oder Reaktionsprodukte von einer Nachweischemikalie
im Untersuchungsbereich (10) gebunden sind.
30. Verfahren nach einem der Ansprüche 26 bis 29, dadurch gekennzeichnet, daß der Untersuchungsbereich (10) nach dem Durchströmen des Reaktionsvolumens mit Probenflüssigkeit
(2) gespült wird, bevor eine vorzugsweise optische Untersuchung oder Bestimmung, insbesondere
von an einer Nachweischemikalie gebundenen Reaktionsprodukten, Komplexen oder Verbindungen
aus dem Reagenz und einem zu bestimmenden Analyten, erfolgt,