[0001] Die Erfindung betrifft eine Trommelkarre für das Halten und Bewegen einer grossen
Trommel vom Spieler selbst gemäss den Patentansprüchen.
[0002] Die wohl bekannte grosse Trommel hat einen Durchmesser von etwa 65 cm und eine Zargenhöhe
von etwa 55 cm. Zur Bespannung der Trommel dient Rinderfell, Leder oder Synthetic,
das mit einem Seilzug, wie die Rührtrommeln oder mit Reifen und Spannschrauben bespannt
sind. Die grosse Trommel ist osmanischen Ursprungs und diente seit dem 17. Jahrhundert
der militärischen Ausbildung, der Zeremonie, vor allem aber zum Aufmarsch zu Schlachten
für die Einschüchterung des Feindes und zur Hebung der Moral der eigenen Truppen,
ein Privileg der Janitscharen (eine Elite à-la Légion Étrangère, von verschleppten
christlichen Kindern des Feindes erzogen). Bald eroberte die aufregende orientalische
Musik mit dem dröhnenden Klang der grossen Trommel, den schreienden Blasinstrumenten
und klingenden Beckenpaare die Fürstenhöfe Europas, belebte die Marschmusik und ist
mit den Partituren von Mozart (Entführung aus dem Serail) und Haydns (Militärsymphonie)
ins Pantheon der klassische Musik erhoben worden.
In den Südstaaten der vereiniqten Staaten von Amerika, wo die Nachkommen der einst
deportierten Afrikaner ihre rhythmikbetonte Volksmusik zur Blute brachten, entwickelte
sich die afrikanische Trommelmusik im 19. Jahrhundert, in der Wechselwirkung der Marsch-
und Tanzmusik der europäischen Einwanderer, in den Strassen New Orleans zum eigenständigen
Jazz. Die herumziehende Strassenmusik wechselte später zur Saal- und Tanzmusik und
entpuppte sich als Bühnenattraktion. Dabei erfuhr die grosse Trommel der Jazzorchester
eine Wandlung, in dem sie zum Schlagzeug und zum Zentrum des Orchesters wurde. Im
Mittelpunkt des Schlagzeuges steht das auf die Bühne gestellte, dem Publikum zugewandte
Resonanzfell, eine bezogene kreisrunde Scheibe der grossen Trommel, das in einer fest
gefügten Gruppe von Schlaginstrumenten, einer kleinen Trommel, mehreren Tom-Toms,
sowie diverse einfache und einem zweifachen Becken, umgeben ist. Dabei dient die grosse
Trommel mit der Resonanzfellbespannung nicht nur zur unmittelbaren effektvollen Beschallung
der Zuhörer, sondern zugleich als Blickfang und Namensträger des Orchesters. Vom Spieler
wird die grosse Trommel des Schlagzeuges einseitig am Schlagfell mit Fusstritten Ober
ein als Fussmaschine bezeichnetes Pedal geschlagen, um die Hände zum Erklingen der
übrigen Instrumente des Schlagzeuges frei zu halten.
Eine ferne Verwandte der einseitig beschlagenen grossen Trommel ist das einseitig
bespannte, aus Asien über Mitteleuropa im 18. Jahrhundert gelangte Instrument der
Kesselpauke, ein inzwischen klassisches Instrument der Militär- sowie Oper- und Symphonieorchester
der Musik.
[0003] Entsprechend der obigen Schilderung wird die grosse Trommel stationär wie mobil zum
Musizieren verwendet zu Umzügen, Volksfesten und Paraden jeglicher Art. Dabei wird
zum Marschieren die etwa 10 kg schwere mit zwei Gurten um die Schultern des Spielers
gehängte grosse Trommel vom Spieler am Bauch getragen, was wegen der Ausladung des
Schwerpunktes den Spieler beim Laufen wie Stehen zum Zurücklehnen zwingt. Nebst erheblicher
Belastung der Wirbelsäule, der Rücken- und Bauchmuskulatur durch Druck und Biegung
beschränkt die Trommel die Sicht des Spielers nach vorne und verunmöglicht die Beobachtung
des Bodens, was zum sicheren Laufen eine unverzichtbare Voraussetzung ist.
[0004] Um diese Nachteile zu reduzieren und den Zugang für konstitutionell weniger athletische
Personen zu ermöglichen, ist von der Firma Musikhaus Gasser in 6280 Hochdorf in der
Schweiz ein Fahrgestell für das Halten und Bewegen einer grossen Trommel mit zwei
Rädern und zwei Rollen, sowie eine Bauchplatte und ein Hüftgurt für die Anbindung
des Spielers an das Gestell vorgeschlagen worden.
[0005] Der Nachteil dieser Lösung des Standes der Technik ist, dass sie zwar die Belastung
des Spielers reduziert aber in Sachen Sichtbehinderung keinerlei Besserung bringt.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, der Nachteil des vorliegenden Lösungsversuchs
zu vermeiden und somit
- einwandfreie Sichtbedingung dem Spieler zu sichern,
- das Konzept der Beschallung für Strassenumzüge, s0wie für den Bühnenauftritt zu optimieren
und zugleich
- mit der traditionellen beidseitigen Schlagtechnik, zugunsten des Anschlages von oben
zu brechen.
[0007] Um die Verbesserungsziele der Erfindung zu erreichen wird die stehende grosse Trommel
um seine Drehachse zuerst 90° gedreht und anschliessend um etwa 25° zum Spieler geschwenkt
und durch Teleskopisierung des Karrengerüstes die Höhe des Schlagfells so einstellbar
macht, dass alle Spieler, die mit der Schlagtechnik von oben vertraut sind, sich mit
dem Bespielen der grossen Trommel sich sofort zu recht finden.
[0008] Eine unvollständige Auswahl der Rhythmus-Instrumente die mit der Schlagtechnik von
oben bespielt sind, sind wie folgt
Pauken, |
wie die Kesselpauken, |
Fellmembraphone, |
wie die kleine Trommel und die Rührtrommel, Tom-Tom, Bongo, Conga, Timbale, Tabla,
Surdo und Darabukka. |
Stabspiele aus Holz, |
wie Xylophon und Marimbaphon, |
Metall, |
wie Vibraphon und Metallophon, |
Schlagdiophone, |
wie Hängebecken und Hi-Hat. |
[0009] Die musikalischen Vorteile der Erfindung sind, dass sie die hohen Anforderungen zum
Bespielen der grossen traditionellen Trommel auf das übliche Mass der Rhythmus-Instrumente
mit der Schlagtechnik von oben reduziert. Bei den seitlichen Schlägen der traditionellen
grossen Trommel strahlen nämlich die bespielten Schlagfelle den Spieler nicht unmittelbar,
sondern erst durch die Reflektion der Umgebung an, bei der Strassenmusik beispielsweise
von der Front der Häuser. Das hat zur Folge, dass der Spieler erst mit Verzögerung
und mit irgendwelchen Verzerrungen, je nach Umgebung, die Rückmeldung erhält. Die
Kompensation dieser Mängel zu erlernen, verlangt viel Übung und bleibt ein individuelles
Qualitätsmerkmal von traditionellem Spielen, das wegen der rhythmischen Leitrolle
des Instrumentes die Musikqualität des ganzen Orchesters prägt.
Im Gegensatz zur traditionellen Grossen Trommel geniesst der Spieler mit dem Schlag
von oben die direkte akustische Rückkuppelung und somit die unmittelbare Beschallung
selbst. Diese direkte verzögerungs- und verzerrungsfreie akustische Information macht
für den Spieler der Instrumente mit Schlag von oben den problemlosen Zugang zu der
erfindungsgemässen Anordnung der grossen Trommel, nicht zuletzt darum, weil die Technik
des Anschlages identisch ist, womit das durch Üben geschliffene komplexe Zusammenspiel
der Hirnrinde mit der Motorik der Muskeln und der Gelenke (Articulationes!) zur massvollen
Bewegen der Hand und der Arme angesprochen sind.
[0010] Weil die ursprünglich senkrechten plan parallele Schlagfelle der grossen Trommel
mit der Erfindung annähernd waagrecht gerichtet und zum Spieler geneigt sind, würde
der Schall des Resonanzfells in steilem Winkel zum Untergrund strahlen. Mit Drehung
des Resonanzfells wird jedoch die Beschallung des Bodens flacher und somit die Abstrahlung
des Schalls in die Marschrichtung oder beim Bühnenauftritt analog dem Jazz-Schlagzeug
auf das Publikum gerichtet, was gegenüber der senkrecht gestellten grossen Trommel
der Standes der Technik von erheblichem Vorteil ist.
[0011] Die Trommelkarre der Erfindung lässt sich mit wenigen Griffen und mit einer aus-schwenkbaren
Stütze, mit einer schwenkbaren Rolle oder mit einem Stützpuffer vom mobilen zur stationären
Konfiguration wandeln, was von erheblichem Vorteil ist, weil der Spieler, je nach
Gelegenheit vom Tragen der Trommelkarre und somit auch vom Hüftgurt befreit spielen
kann, wobei die Mobilität dieser Konfiguration zu nützen oder einzuschränken die Benützung
der Feststellbremse der Schwenkrolle entscheidet.
[0012] Zum weiteren Vorteil der Erfindung lässt sich die Steifigkeit der Konfiguration für
den stationären Gebrauch erhöhen, indem mit Entfernung der Räder auf die Benützung
der Stützpuffer umgestellt wird. In diesem Zusammenhang soll die Möglichkeit der Integration
eines Stecksitzes als weiterer Vorteil erwähnt sein.
[0013] Ein zusätzlicher Vorteil der Erfindung ist, dass sie aus faltbaren und zerlegbaren
Elementen besteht, die mit Ausnahme der Trommel sich für die Versorgung in eine Transportkiste
und somit für zeitgemässe Logistik eignen.
[0014] Zum Vergleich der Merkmale der Erfindung mit dem besprochenen Standes der Technik
wird auf die Figur 4 verwiesen.
[0015] Nachfolgend wird die Erfindung gemäss einem Ausführungsbeispiel in mobilem und stationiertem
Gebrauch mit ihren wesentlichsten Teilen dargestellt. Die Zeichnungen zeigen:
- Fig.1
- die Trommelkarre in mobilem Gebrauch,
- Fig.2
- die Trommelkarre in provisorisch stationären Gebrauch,
- Fig.3
- die Trommelkarre in stationärem Gebrauch.
[0016] Die Figur 1 zeigt die Trommelkarre 1 mit der grossen Trommel 2, die auf dem Gestell
3 vom Zargensattel 12 gestützt und den Bügel 6 mit den Gelenken 8 gehalten wird. Die
Bespannung der Trommel ist mit den verdeckten Schlag- 14 und Resonanzfoll 15 mit Hilfe
dcr Reifen 32 und den Spannschrauben 36 und den auf der Zarge 7 sitzenden Spannböcken
bespannt. Das Gestell ruht auf den Rädern 5 und wird vom Spieler 9 mit der Stützplatte
11 und der Hüftgurt 4 gehalten. Weil das Gestell 3 teleskopisierbar ist lässt sich
die erforderliche Position der Bauchplatte je nach der Körpergrösse des Spielers 9
einstellen und mit dem Bolzen 21 festhalten. Dank dieser Konstruktion sind die beiden
Hände des Spielers 9 frei, so dass er im Stehen oder Gehen mit beiden Schlegeln 10
auf der Trommel 2 spielen kann. Dabei hört der Spieler 9 unmittelbar was er spielt,
denn er wird vom Schlagfell 14 entsprechend der Resultierenden 18 direkt bestrahlt.
Weil die Zarge 7 der Trommel 2 so segmentiert oder gewölbt ist, dass an Stelle der
ansonsten üblichen plan parallelen Anordnung der Schlagfälle 14 der grossen Trommel
2 entsprechend des Winkels 16 geneigt sind, wird die Abstrahlung 19 schräg in die
Marschrichtung reflektiert.
[0017] Wird für eine Weile Halt gemacht, so kann der Spieler 9 mit einem Seilzug, der zwischen
der Trommel 2 und der Bauchplatte 11 endet (und darum nicht ersichtlich ist) den Raster
30 lösen, so dass die Stütze 25 in die in der Figur 2 und 3 gezeigten Lage, dank einer
sich entspannenden Drehbiegefeder im Gelenk 24 geschwenkt wird, so dass der Spieler
9 sich ohne fremde Hilfe vom Trommelkarren 1 trennen und die schnalle 34 des Hüftgurtes
4 lösen kann.
Die Stütze 25 kann je nach Bedarf mit einem Fuss mit Stützpuffern 23' oder einer Schwenkrolle
26 mit integrierter Haltebremse bestückt sein.
Zum Schliessen der ausgefahrenen Stütze 25, gemäss der Figur 1, muss der Spieler die
Trommelkarre 1 am Bügel 6 packen und entgegen der üblichen Fahrtrichtung gegen sich
ziehen, bis die Stütze 25 einknickt und die Trommelkarre 1 über die Stütze 25 auf
den Boden gelegt wird. Anschliessend wird die Stütze 25 so an das Gestell 3 gezogen,
bis der Einraster 30 klickt und die gespannte Stütze 25 in der geschlossenen Position
hält.
[0018] Die Figur 3 zeigt die steife Konfiguration der Trommelkarre 1, entsprechend dem stationären
Gebrauch ohne Räder 5, wobei dann das Gestell 3 an Stelle der Räder 5 sich auf den
Stützpuffern 23 der Gabel 22 vgl. Fig.2) und der Rolle 26 stützt, und der Spieler
9 (vgl. Fig.2) auf einen Sattel 28, der sich mit der Konsole 27 in das Stützengelenk
24 stecken lässt, sitzt.
Positionsliste
[0019]
- 1
- Trommelkarren
- 2
- Trommel
- 3
- Gestell
- 4
- Hüftgurt
- 5
- Rad
- 6
- Bügel
- 7
- Zarge
- 8
- Gelenk
- 9
- Spieler
- 10
- Schlegel
- 11
- Bauchplatte
- 12
- Zargensattel
- 13
- 14
- Schlagfell
- 15
- Resonanzfell
- 16
- Neigungswinkel der Abstrahlung von 14/15
- 17
- Ohrmuscheln von 9
- 18
- Abstrahlung des 14
- 19
- Abstrahlung des 15
- 20
- Winkel zwischen 18/19
- 21
- Bolzen
- 22
- Gabel
- 23
- Stützpuffer (an der 22)
- 23'
- Stützpuffer (an der 25)
- 24
- Stützengelenk
- 25
- Stütze
- 26
- Schwenkrolle
- 27
- Konsole
- 28
- Sattel
- 29
- Achsenstummel
- 30
- Einraster
- 31
- Gurtbefestigung
- 32
- Reifen
- 33
- Reifengreifer
- 34
- Schnalle
- 35
- Spannböckchen
- 36
- Spannschraube
1. Trommelkarre (1) für das Halten und Bewegen einer grossen Trommel (2) vom Spieler
(9) selbst, wobei die Trommel auf einem Gestell (3) mit zwei Rädern (5) ruht und der
Spieler (9) mit dem Gestell durch eine Bauchplatte (11) und einem Hüftgurt (4) verbunden
ist dadurch gekennzeichnet, dass die Trommel (2) von mindestens einem Bügel (6) um die Zarge (7) gefasst wird und
vorzugsweise mit zwei Gelenken (8) mit dem Bügel (6) verbunden ist und der Bügel (6)
vorzugsweise in ihre Mitte mit dem Gestell (3) so befestigt wird, dass der Spieler
(9) mit beiden Schlegeln (10) das selbe Schlagfell (14) von oben, wie bei allen anderen
Rhythmus-Instrumenten üblich, beim Laufen, Stehen oder beim Sitzen trifft.
2. Trommelkarre (1) nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Ebene des Schlagfells (14) mit der Ebene des Resonanzfells (15) nicht plan parallel
ist, sondern einen Winkel (16) bildet.
3. Trommelkarre (1) nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Ohrenmuscheln (17) des Spielers (9) im direkten Abstrahlung (18) des Schlagfells
(14) sich befinden.
4. Trommelkarre (1) nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass der Winkel (20) zwischen der Abstrahlung des Schlagfells (14) und der Abstrahlung
des Resonanzfells (15) kleiner als 180° ist.
5. Trommelkarre (1) nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass das Gestell (3) teleskopisch verstellbar und mit einem Bolzen (21) arretierbar ist
und vorzugsweise in eine Gabel (22) und in eine Bauchplattc (11) endet.
6. Trommelkarre (1) nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Räder (5) an die Gabel (22) steckbar sind.
7. Trommelkarre (1) nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Gabel (22) in Stützpuffern (23) endet.
8. Trommelkarre (1) nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass an das Gestell (3) eine schwenkbare und teleskopierbare Stütze (25) durch ein Stützengelenk
(24) verbunden ist.
9. Trommelkarre (1) nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Stütze (25) des Gestells (3) in eine Schwenkrolle (26) oder in einen Stützpuffer
(23') endet.
10. Trommelkarre (1) nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass am Stützgelenk (24) eine schwenkbare und arretierbare Konsole (27) mit einem Sattel
(28) verbunden ist.