[0001] Die Erfindung betrifft ein lineares Zugkraftübertragungselement, insbesondere einen
Draht bzw. Kombinationen von Drähten, wie Bündel, Litzen und Seile, sowie die Verwendung
eines Drahtes bzw. einer Kombination von Drähten, insbesondere Bündel, Litzen und
Seile, und ein Verfahren zur Herstellung eines aus Stahl bestehenden Drahtes.
[0002] Bisher werden Drähte, die insbesondere zur Herstellung von Seilen eingesetzt werden,
d.h. einer Zugbeanspruchung ausgesetzt werden, aus unlegiertem Stahl hergestellt.
Dabei wird eine hohe Festigkeit der Drähte durch eine Kaltverfestigung im Herstellungsprozess
(Ziehen) erreicht. Hiefür benötigen die Drähte ein perlitisches Gefüge, wodurch ihr
Kohlenstoffgehalt mit ca. 0,8 % festgelegt ist. Durch den Kohlenstoffgehalt ist demzufolge
die Ausgangsfestigkeit dieses Stahls bestimmt; eine Festigkeitssteigerung wird demzufolge
primär durch den Umformgrad in der Kaltverfestigung erzielt. Beginnend vom Ausgangsdurchmesser
des Walzdrahtes wird durch die Umformung beim Ziehen der Drahtdurchmesser schrittweise
bis zum Enddurchmesser reduziert. Das Verhältnis zwischen dem Ausgangsdurchmesser
und Enddurchmesser wird hierbei als Umformgrad bezeichnet. Sofern daher der Enddurchmesser
erhöht werden soll, wird der Grad der Umformung reduziert. Demzufolge sind relativ
dicke Drähte nur mit vergleichsweise geringeren Festigkeiten herstellbar. Die Festigkeitswerte
bzw. Bruchkräfte von dickeren Drähten und in der Folge von Seilen mit größerem Durchmesser
sind demzufolge im Vergleich zu dünneren Drähten bzw. Seilen geringer.
[0003] Aus diesen Gründen ist es derzeit kaum möglich, Seildrähte mit einem Durchmesser
von ca. 3 mm mit einer Festigkeit von über 2200 N/mm
2 herzustellen, wohingegen die Festigkeit mit Seildrähten mit einem Durchmesser < 1
mm auch > 2500 N/mm
2 sein kann. Hieraus resultiert, dass die Anwendungsmöglichkeiten limitiert sind und
höhere Bruchkräfte demzufolge nur mit größeren Querschnitten bzw. Durchmessern erzielt
werden können, was nachteiligerweise jedoch auch zu einer höheren Eigenmasse der Drähte
bzw. der Seile führt.
[0004] Der Einsatz von austenitischem Stahl für die Herstellung von Drähten ist bisher lediglich
zur Herstellung von Federdrähten bekannt, welche Druckkräften ausgesetzt werden, die
zu mehrdimensionalen Spannungszuständen führen. Der Einsatz von einem austenitischen
Stahl zur Herstellung eines derartigen Federdrahtes, der einen Durchmesser < 0,3 mm
aufweist ist beispielsweise in der
US 6,123,784 sowie auch der
US 5,651,937 beschrieben.
[0005] Weiters sind aus der
US 4,161,415, der
US 4,042,421 sowie der
US 4,204,885 Verfahren zur Verbesserung der Festigkeitseigenschaften von Drähten aus einer austenitischen
Stahllegierung bekannt. Die mit diesen Verfahren hergestellten Drähte aus einer austenitischen
Stahllegierung werden jedoch lediglich zur Herstellung von Spiralfedern verwendet.
[0006] Andererseits ist es auch bekannt Chrom-Nickel-Stähle, die eine austenitische Struktur
aufweisen, für Zugkraftübertragungen einzusetzen, wobei diese jedoch eine äußerst
geringe Härte aufweisen und vorwiegend für Seile mit untergeordneten Anforderungen
an die Bruchkraft, elastische Metallgewebe und Netze eingesetzt werden.
[0007] Ziel der vorliegenden Erfindung ist es demgegenüber ein lineares Zugkraftübertragungselement,
insbesondere Drähte für Seile und Seilkomponenten zu schaffen, bei welchem höhere
Festigkeiten von Drähten mit größerem Durchmesser bzw. gleiche Festigkeit der Drähte
bei geringerem Umformgrad erzielt werden können. Ebenso ist die spezielle Verwendung
eines Drahtes bzw. einer Kombination von Drähten und das Verfahren zur Herstellung
eines aus Stahl bestehenden Drahtes Ziel der vorliegenden Erfindung.
[0008] Das lineare Zugkraftübertragungselement der eingangs angeführten Art, bei welchem
höhere Festigkeiten bei Drähten mit größerem Durchmesser bzw. zumindest gleiche Festigkeit
der Drähte bei geringerem Umformgrad erzielt werden können, ist dadurch gekennzeichnet,
dass das Linearelement aus austenitischem Manganstahl mit einem Mangan-Gehalt > 10
Gewichtsprozenten besteht.
[0009] Im Gegensatz zu den bisher verwendeten Kohlenstoff-Stählen zur Herstellung von Seildrähten,
die eine kubisch-raumzentrierte Gitterstruktur aufweisen, haben austenitische Manganstähle
eine kubisch-flächenzentrierte Atomgitterstruktur, wobei die Ausbildung einer austenitischen
Struktur bei einem Mangan-Gehalt > 10 Gewichtsprozenten gewährleistet ist, da Mangan
den so genannten γ-Bereich erheblich ausweitet. Durch die höhere Ausgangsfestigkeit
des Materials und/oder einen höheren Umformgrad können somit höhere Festigkeiten von
Drähten mit größerem Durchmesser erzielt werden. Durch die kubisch-flächenzentrierte
Atomgitterstruktur können zudem aufgrund der stärkeren Kaltverfestigung des austenitischen
Stahls auch bei gleichem Umformgrad höhere Festigkeiten gegenüber Drähten mit perlitischem
Gefüge erzielt werden. Weiters können auch bei geringerem Umformgrad zumindest gleiche
Festigkeiten erzielt werden, wodurch insbesondere ein besseres Restumformvermögen
des Drahtes erlangt wird.
[0010] Tests haben gezeigt, dass es für die Verbesserung der Kaltverfestigungseigenschaften
zweckmäßig ist, wenn der Stahl in Gewichtsprozent einen Mangan-Gehalt < 24, insbesondere
< 22, aufweist. Insbesondere ist es für die Erhöhung des Umformgrads günstig, wenn
der Stahl in Gewichtsprozent einen Mangan-Gehalt zwischen 12 und 18 aufweist.
[0011] Hinsichtlich eines hohen Umformgrades ist es günstig, wenn zumindest 15 Volumsprozent
des Stahls eine kubisch flächenzentrierte Gitterstruktur aufweisen.
[0012] Für die Übertragung von Zugkräften hat sich insbesondere als vorteilhaft herausgestellt,
wenn der Stahl folgende Zusammensetzung in Gewichtsprozent aufweist:
C: ≤ 1,6,
Mn: 4 - 24
Si: 0,2 - 1,5
Cr: ≤ 22,
Ni: ≤ 10
N: ≤ 1,2
Mo: ≤ 3
und einem Rest bestehend aus Fe sowie unvermeidbaren Unreinheiten. Vorzugsweise kann
der Stahl auch folgende Zusammensetzung in Gewichtsprozent aufweisen:
C: 0,8 - 1,6
Mn: 10 - 22
Si: 0,2 - 1,5
Cr: ≤ 18
Ni: ≤ 10
und einem Rest bestehend aus Fe sowie unvermeidbaren Unreinheiten.
[0013] Für gewisse Anwendungsbereiche ist es vorteilhaft, wenn der Chrom-Gehalt unter 10,5
Gewichtsprozente beträgt, d.h. wenn der Stahl nicht rostfrei ist. Wie der vorstehend
genannte Chrom-Gehalt von ≤ 18 Gewichtsprozenten jedoch zeigt, umfasst der Erfindungsgegenstand
ebenso rostfreie Stahllegierungen. Besonders bevorzugt ist es, wenn der Stahl folgende
Zusammensetzung in Gewichtsprozent aufweist:
C: 1,2
Mn: 13
Si: 0,4
Cr: ≤ 2
und einem Rest bestehend aus Fe sowie unvermeidbaren Unreinheiten.
[0014] Da die Vorteile des austenitischen Stahls insbesondere bei Drähten mit größerem Durchmesser
zu tragen kommen, wobei üblicherweise Federdrähte mit einem Durchmesser < 0,3 mm hergestellt
werden, ist es für die Herstellung von Drähten für eine Zugbeanspruchung günstig,
wenn Drähte einen Durchmesser zwischen 0,3 mm und 6,5 mm, insbesondere zwischen 1
mm und 5 mm, aufweisen.
[0015] Wenn die Festigkeit zwischen 3000 N/mm
2 und 3200 N/mm
2 beträgt, können im Vergleich zu bekannten aus Kohlenstoff-Stahl bestehenden Drähten
bzw. Seilen vergleichsweise höhere Zugkräfte übertragen werden.
[0016] Das erfindungsgemäße Ziel der zur Verfügungstellung eines Elements zur Übertragung
von Zugkräften, welches eine gegenüber bekannten Zugkraftübertragungselementen hohe
Festigkeit aufweist, wird auch durch die Verwendung eines aus einem Manganstahl mit
einem Mangan-Gehalt > 10 Gewichtsprozenten bestehenden Drahtes bzw. einer Kombination
von Drähten, insbesondere Bündel, Litzen und Seile für die Übertragung von Zugkräften
erreicht. Hierbei ist es günstig, wenn der Stahl eines oder mehrere der Merkmale der
kennzeichnenden Teile der Ansprüche 2 bis 10 aufweist. Insbesondere ist es bei der
Verwendung eines laufenden Seils von Vorteil, wenn dessen Drähte einen Durchmesser
zwischen 0,3 mm und 5,0 mm aufweisen. Bei der Verwendung als stillstehendes Seil ist
es hingegen insbesondere von Vorteil, wenn die Drähte des stillstehendes Seils einen
Durchmesser zwischen 0,5 mm und 6,5 mm aufweisen.
[0017] Das Verfahren eines aus Manganstahl mit einem Mangan-Gehalt > 10 Gewichtsprozenten
bestehenden Drahtes, der für Zugbeanspruchungen eingesetzt wird, ist dadurch gekennzeichnet,
dass der Draht nach dem Abschrecken von einer Temperatur > 1000°C und einer Kaltverfestigung,
insbesondere Walzen bzw. Ziehen, kaltumgeformt wird. In Abhängigkeit zum beabsichtigten
Enddurchmesser wird je nach Umformvermögen des Drahtes zwischen den Umformschritten
noch einmal auf eine Temperatur > 1000°C zwischengeglüht und anschließend abgeschreckt.
[0018] Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung, auf welches diese jedoch keinesfalls
beschränkt sein soll, ist gegeben, wenn der austenitische Stahl des linearen Zugkraftübertragungselements
folgende Zusammensetzung in Gewichtsprozent aufweist:
C: 1,2
Mn: 13
Si: 0,4
Cr: ≤ 2
und einem Rest bestehend aus Fe sowie unvermeidbaren Unreinheiten.
[0019] Tests haben gezeigt, dass ein austenitischer Stahl mit dieser Legierungszusammensetzung
besonders gut geeignet für die Herstellung von Drähten zur Zugkraftübertragung bzw.
aus diesen zusammengesetzten Seilen bzw. Seilkomponenten wie Bündel und Litzen geeignet
ist. Hierdurch kann gegenüber bekannten Seildrähten, welche aus Kohlenstoff-Stahl
bestehen, im Durchmesserbereich bis 3 mm eine höhere Festigkeit von ca. 3000 N/mm
2 bis 3200 N/mm
2 erzielt werden. Weiters können insbesondere dickere Drähte mit einem Durchmesser
von 3 mm mit Festigkeiten zwischen ca. 2200 N/mm
2 bis 3000 N/mm
2 hergestellt werden, deren Restumformvermögen gegenüber herkömmlichen Drähten aus
Kohlenstoffstahl erheblich besser ist. Vergleichsweise dünne Drähte, z.B. mit einem
Durchmesser unter 1 mm, bestehend aus einem austenitischen Stahl können mit einer
Festigkeit größer 3200 N/mm
2 gezogen werden.
1. Lineares Zugkraftübertragungselement, insbesondere Draht bzw. Kombinationen von Drähten,
wie Bündel, Litzen und Seile, dadurch gekennzeichnet, dass das Linearelement aus einem austenitischen Manganstahl mit einem Mangan-Gehalt >
10 Gewichtsprozenten besteht.
2. Zugkraftübertragungselement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl in Gewichtsprozent einen Mangan-Gehalt < 24, insbesondere < 22 aufweist.
3. Zugkraftübertragungselement nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl in Gewichtsprozent einen Mangan-Gehalt zwischen 12 und 18 aufweist.
4. Zugkraftübertragungselement nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest 15 Volumsprozent des Stahls eine kubisch-flächenzentrierte Gitterstruktur
aufweisen.
5. Zugkraftübertragungselement nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl folgende Zusammensetzung in Gewichtsprozent aufweist:
C: ≤ 1,6
Mn: 4 - 24
Si: 0,2 - 1,5
Cr: ≤ 22
Ni: ≤ 10
N: ≤ 1,2
Mo: ≤ 3
und einem Rest bestehend aus Fe sowie unvermeidbaren Unreinheiten.
6. Zugkraftübertragungselement nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl folgende Zusammensetzung in Gewichtsprozent aufweist:
C: 0,8 - 1,6
Mn: 10 - 22
Si: 0,2 - 1,5
Cr: ≤ 18
Ni: ≤ 10
und einem Rest bestehend aus Fe sowie unvermeidbaren Unreinheiten.
7. Zugkraftübertragungselement nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl nicht rostfrei ist.
8. Zugkraftübertragungselement nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl folgende Zusammensetzung in Gewichtsprozent aufweist:
C: 1,2
Mn: 13
Si: 0, 4
Cr: ≤ 2
und einem Rest bestehend aus Fe sowie unvermeidbaren Unreinheiten.
9. Zugkraftübertragungselement nach einem der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet durch Drähte mit einem Durchmesser zwischen 0,3 mm und 6,5 mm, insbesondere zwischen 1
mm und 5 mm.
10. Zugkraftübertragungselement nach einem der Ansprüche 1 bis 9, gekennzeichnet durch eine Festigkeit zwischen 2200 N/mm2 und 3200 N/mm2, insbesondere zwischen 3000 N/mm2 und 3200 N/mm2.
11. Verwendung eines aus einem austenitischen Manganstahl mit einem Mangan-Gehalt > 10
Gewichtsprozenten bestehenden Drahtes bzw. einer Kombination von Drähten, insbesondere
Bündel, Litzen und Seile, für die Übertragung von Zugkräften.
12. Verwendung nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Stahl eines oder mehrere der Merkmale der kennzeichnenden Teile der Ansprüche
2 bis 10 aufweist.
13. Verwendung nach Anspruch 11 oder 12, gekennzeichnet durch ein laufendes Seil, dessen Drähte einen Durchmesser zwischen 0,3 mm und 5,0 mm aufweisen.
14. Verwendung nach Anspruch 11 oder 12, gekennzeichnet durch ein stillstehendes Seil, dessen Drähte einen Durchmesser zwischen 0,5 mm und 6,5
mm aufweisen.
15. Verfahren zur Herstellung eines aus einem Manganstahl mit einem Mangan-Gehalt > 10
Gewichtsprozenten bestehenden Drahtes, dadurch gekennzeichnet, dass der Draht nach dem Abschrecken von einer Temperatur > 1000°C, und einer Kaltverfestigung,
insbesondere Walzen bzw. Ziehen, zumindest einmal auf eine Temperatur > 1000°C, zwischengeglüht
und anschließend noch einmal abgeschreckt und kaltumgeformt wird.