[0001] Die Erfindung betrifft ein Hebezeug zum Heben und/oder Bewegen einer Last, insbesondere
als Bestandteil einer Notausrüstung für Bergungszwecke, mit einer Hubvorrichtung,
welche zur Umsetzung eines Gasdrucks in eine Hubbewegung mit einer Hubhöhe in einer
Hubrichtung ausgebildet ist, wobei die Hubvorrichtung während der Hubbewegung von
einem Initialzustand in einen Hubzustand überführt wird, und mit einem autarken Gasgenerator,
welcher durch Verbrauch eines Treibmediums zur Erzeugung des Gasdrucks ausgebildet
ist.
[0002] Beim Katastrophenschutz oder bei Rettungsdiensten werden oftmals Hebezeuge eingesetzt,
um verschüttete Personen zu befreien, Eingänge aufzudrücken oder - allgemeiner formuliert
- schwere Lasten anzuheben. Beispielsweise sind Hebezeuge in Form von Spreizern oder
Rettungsspreizern bekannt, die zum Auseinanderspreizen von verklemmten oder deformierten
Autotüren oder zum Wegdrücken von Wrackteilen dienen. Eine andere Ausführungsform
ist durch Rettungszylinder gegeben, welche als Hydrozylinder ausgebildet sind, und
die ebenfalls zum Anheben oder Spreizen von Lasten ausgebildet sind.
[0003] Die bekannten Hebezeuge basieren auf pneumatischer, hydraulischer oder mechanischer
Basis und sind im Allgemeinen relativ sperrig und schwer. Zudem benötigen diese die
korrespondierenden Energieversorgungseinrichtungen, also Kompressoren zur Erzeugung
eines Luftdrucks oder Pumpen zur Erzeugung eines hydraulischen Drucks. Derartige Hebezeuge
können meist nur mit Hilfe von Transportmitteln, wie zum Beispiel Fahrzeugen oder
Hubschraubern, an den Einsatzort gebracht werden.
[0004] Die Druckschrift
DE 43 302 16 A1, die wohl den nächstkommenden Stand der Technik bildet, beschreibt dagegen eine pyrotechnische
Berge- und Notausrüstung, welche die für die Betätigung von Bergungswerkzeugen notwendigen
Betriebsdrücke mittels eines pyrotechnischen Satzes bereitstellt. Hierbei wird durch
Abbrand eines granulierten oder geeignet geometrisch durch Pressen oder Gießen geformten,
pyrotechnischen Stoffes ein Gasdruck erzeugt, welcher über einen Kolben oder eine
Membran direkt auf ein Hydraulikmedium umgesetzt wird. Der derart erzeugte hydraulische
Druck wird dann über einen Kolben in eine nach außen wirksame Kraft gewandelt.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Hebezeug zum Anheben oder Bewegen einer
Last vorzuschlagen, welches in einfacher Weise transportiert werden kann.
[0006] Die Aufgabe wird durch ein Hebezeug mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Bevorzugte
oder vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen,
der nachfolgenden Beschreibung sowie den beigefügten Figuren.
[0007] Erfindungsgemäß wird ein Hebezeug zum Anheben und/oder Bewegen einer Last, insbesondere
für eine Notausrüstung für Bergungszwecke, vorgeschlagen. Das Hebezeug ist zum Heben
und/oder Bewegen einer Last, insbesondere zum Aufdrücken und/oder Spreizen von z.
B. Eingängen, verklemmten Türen oder dergleichen geeignet und/oder ausgebildet.
[0008] Das Hebezeug weist eine Hubvorrichtung auf, welche zur Umsetzung eines Gasdrucks
in eine Hubbewegung ausgebildet ist, wobei die Hubvorrichtung bei dem Anheben der
Last von einem Initialzustand in einen Hubzustand überführt wird. Der Initialzustand
der Hubvorrichtung entspricht vorzugsweise dem Transportzustand des Hebezeugs, der
Hubzustand der Hubvorrichtung korrespondiert zu dem ausgefahrenen oder expandierten
Zustand der Hubvorrichtung.
[0009] Das Hebezeug umfasst einen autarken Gasgenerator, also einen Gasgenerator, welcher
selbstversorgend ausgebildet ist und/oder ohne externe bzw. stationäre Hilfsaggregate,
insbesondere ohne externe Antriebe wie Kompressor, Motor o. ä. betreibbar ist, und
welcher durch Verbrauch eines Treibmediums zur Erzeugung des Gasdrucks ausgebildet
ist und dadurch die Energie für die Hubarbeit liefert. Der Verbrauch des Treibmediums
erfolgt vorzugsweise über eine chemische Umsetzung.
[0010] Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, dass die Hubvorrichtung als ein verformbarer,
vorzugsweise zusammengelegter, gefalteter und/oder expandierbarer Hubkörper ausgebildet
ist, welcher bei dem Übergang von dem Initialzustand in den Hubzustand in Hubrichtung
um die Hubhöhe expandiert wird. Der Hubkörper ist vorzugsweise so ausgebildet, dass
dieser mit Hilfe des Gasgenerators aufgeblasen wird, wobei die Last unmittelbar durch
die Expansion des Hubkörpers, insbesondere ohne Zwischenschaltung weiterer Kraft-
oder Druckwandler bewegt wird.
[0011] Neben der einfachen Anwendbarkeit des Hebezeugs weist dieses den Vorteil auf, dass
- im Vergleich zum bekannten Stand der Technik - die Hubvorrichtung sehr simpel aufgebaut
ist und insbesondere keine zu bewegenden Komponenten, wie zum Beispiel druckdicht
gelagerte Kolben oder dergleichen, verwendet werden müssen. Diese Auslegung ermöglicht
eine signifikante Kosten- und Gewichtsreduktion des Hebezeugs gegenüber den bekannten
Vorrichtungen. Vorzugsweise ist das Hebezeug als eine tragbare, insbesondere von einer
einzelnen Person transportierbare Arbeitseinheit ausgebildet, welche nur einige kg,
vorzugsweise weniger als 20 kg, insbesondere weniger als 10 kg wiegt.
[0012] Allgemein betrachtet kann die Verformung bei der Expansion als eine elastische und/oder
plastische Deformation ausgebildet sein. Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist
der Hubkörper konzipiert, dass der Übergang von dem Initialzustand in den Hubzustand
über eine plastische Verformung oder zumindest unter Mitwirkung einer plastischen
Verformung erfolgt. Es wird somit auch vorgeschlagen, dass die Hubvorrichtung als
eine "Wegwerf-Hubvorrichtung" ausgebildet ist, welche nur einmal einsetzbar ist, da
die Deformation nicht reversibel ist. Vorzugsweise ist das Hebezeug so ausgeführt,
dass es nach Gebrauch als inerter Metallschrott entsorgt werden kann. Bei der Benutzung
wird der Hubkörper plastisch deformiert und bildet nach der plastischen Deformation
eine Stütze, die die bewegte Last statisch hält bzw. sichert.
[0013] Bei einer bevorzugten Ausbildung der Erfindung ist das Treibmedium als ein chemischer
Satz, ein Sprengsatz und/oder ein pyrotechnischer Satz ausgebildet. Im Allgemeinen
ist es möglich, dass der Gasgenerator durch chemische Umsetzung von zwei oder mehr
Komponenten dargestellt wird. Eine andere Möglichkeit bildet ein Sprengsatz, welcher
mittels einer Detonation die Hubvorrichtung von dem Initialzustand in den Hubzustand
überführt.
[0014] Bevorzugt ist jedoch ein pyrotechnischer Satz, welcher insbesondere so ausgebildet
ist, dass dieser kontinuierlich über einen gewissen Zeitraum abbrennt beziehungsweise
verbraucht wird. Dieses Verhalten des pyrotechnischen Satzes kann beispielsweise -
wie es in der zuvor zitierten Druckschrift beschrieben ist - durch eine bestimmte
geometrische Formgebung oder auch eine Wahl der Komponenten des pyrotechnischen Satzes
erreicht werden. Bevorzugt ist vorgesehen, dass die Umsetzung des Treibmediums im
Rahmen einer Deflagration, also einem schnellen Verbrennungsvorgang, erfolgt, bei
dem der Gasdruck nur durch die entstehenden und sich ausdehnenden Gase hervorgerufen
wird. Insbesondere erfolgt die Verbrennung mit einer Vorschubgeschwindigkeit in dem
Treibmedium, welche kleiner als die Schallgeschwindigkeit im Treibmedium ist. Die
Umsetzung des Treibmediums über einen Verbrennungsvorgang hat den Vorteil, dass die
Erzeugung des Gasdrucks stoß- und/oder schockwellenfrei erfolgt, so dass auch die
Hubvorrichtung und insbesondere Verbindungsbereiche, im Speziellen Schweißnähte der
Hubvorrichtung, nicht schockbelastet werden und auch die Wandungen keine große Berstsicherung
aufweisen müssen. Neben der vereinfachten Auslegung der Hubvorrichtung bzw. des Hubkörpers
hat die Verwendung eines Treibmediums, welches ohne Stoßbeziehungsweise Schockwellen
umgesetzt wird, den Vorteil, dass auch die passive Sicherheit des Hebezeugs verbessert
wird, weil nicht die Gefahr besteht, dass z. B. zu befreiende Personen durch eine
Detonation oder dergleichen verletzt werden.
[0015] Es ist besonders bevorzugt vorgesehen, dass der Hubkörper einen gegenüber der Umgebung
insbesondere gasdicht abgeschlossenen und/oder verdämmten Innenraum aufweist, wobei
der Hubkörper zumindest so ausgelegt ist, dass der durch den Gasgenerator erzeugten
Gasdruck nicht nutzlos in die Umgebung entweicht, sondern den Hubkörper expandiert.
Die Abgeschlossenheit ist vorzugsweise sowohl im Initialzustand als auch im Hubzustand
gewährleistet. Optional weist der Hubkörper eine betätigbare Ablasseinrichtung für
ein Ablassen des Gasdruckes auf, welche beispielsweise manuell betätigbar ist.
[0016] Der Gasausgang des Gasgenerators ist strömungstechnisch mit dem Innenraum des Hubkörpers
verschaltet, wobei die Verbindung zum einen über eine Zuleitung erfolgen kann, zum
anderen kann der Gasgenerator und/oder zumindest das Treibmedium des Gasgenerators
in dem Innenraum des Hubkörpers angeordnet sein.
[0017] In seiner einfachsten Form stellt sich die Erfindung somit als ein gasdicht abgeschlossener
Hubkörper dar, in dem das Treibmedium angeordnet ist und welcher bei Aktivierung des
Treibmediums aufgrund des durch das Treibmedium erzeugten Gasdruckes expandiert beziehungsweise
aufgeblasen wird und so von dem Initialzustand in den Hubzustand überführt wird.
[0018] Bei einer besonders bevorzugten Umsetzung der Erfindung ist der Hubkörper beziehungsweise
die Hubvorrichtung so ausgelegt, dass der Übergang zwischen dem Initialzustand zu
dem Hubzustand durch ein Biegen der Wandung des Hubkörpers umgesetzt wird. Insbesondere
ist der Biegevorgang dehnungsfrei, nahezu dehnungsfrei oder dehnungsarm ausgebildet.
Eine Dehnung bezeichnet dabei vorzugsweise einen gleichgerichteten Materialfluss in
der Wandungsebene über die gesamte Dicke der Wandung, eine Biegung bezeichnet vorzugsweise
einen gegenläufigen Materialfluss in der Wandungsebene an einer Biegeposition.
[0019] Bei einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung ist der Hubkörper so ausgelegt,
dass der Hubzustand nach einem Übergang des Verformungsmechanismus von einer Biegung
der Wandung des Hubkörpers zu einer Dehnung der Wandung des Hubkörpers erreicht ist.
Somit dominiert bei dem Übergang von dem Initialzustand zu dem Hubzustand der Mechanismus,
dass die Wandung des Hubkörpers gebogen wird, wozu relativ geringe Kräfte und/oder
Drücke erforderlich sind. Im aufgerichteten oder expandierten Zustand des Hubkörpers
müsste dieser, um die Wandung oder den Hubkörper weiter zu verformen, in der Wandungsebene
plastisch gedehnt werden. Hierzu sind jedoch erheblich größere Kräfte und/oder Drücke
erforderlich als zum Biegen. Auf diese Weise ergibt sich selbsttätig ein definierter
Hub- bzw. Endzustand des Hubkörpers, der nach Ausschöpfung der Innenraumvergrößerung
durch Biegen der Wandungen erreicht ist.
[0020] Es ist bevorzugt, dass der Hubkörper ein oder mehrere Hubabschnitte aufweist, welche
bei der Überführung von dem Initialzustand in den Hubzustand in Hubrichtung expandiert,
insbesondere aufgeblasen werden. Diese Hubabschnitte sind so ausgelegt, dass diese
ein definiertes Einleiten der Hubkraft in die Last zum Bewegen der Last erlauben.
[0021] Optional ergänzend ist vorgesehen, dass der Hubkörper eine Anlagefläche zur Anlage
an der Last und/oder eine Auflagefläche zur Auflage auf einem Untergrund aufweist,
wobei der Hubkörper vorzugsweise ausgebildet ist, um unmittelbar an der Last angesetzt
zu werden.
[0022] Bei einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung ist das Hebezeug stapelbar ausgebildet,
so dass eine Mehrzahl von Hebezeugen seriell zueinander positioniert werden kann,
wobei sich deren Gesamthub als die Summe der Einzelhübe ergibt.
[0023] Bei einer möglichen Realisierung der Erfindung ist der Hubkörper als eine Hubtasche,
ein flach gedrücktes Hohlprofil, insbesondere ein flach gedrücktes Rohr, bzw. diesem
nachgebildet oder als zwei oder mehr miteinander, insbesondere stoffschlüssig, verbundene
Platten ausgebildet. Etwaig verbleibende Öffnungen des Hubkörpers sind vorzugsweise
stoffschlüssig, insbesondere mittels Schweißen, verschlossen.
[0024] Insbesondere in der Form eines flach gedrückten Hohlprofils ist es bevorzugt, dass
dieses ein Verhältnis zwischen Länge und Dicke in Hubhöhe von größer als 1, vorzugsweise
größer als 10, insbesondere größer als 100 aufweist. Die Dicke beträgt vorzugsweise
wenige, insbesondere weniger als 10 cm, insbesondere weniger als 5 cm. Diese stabförmige
Form kann in besonders einfacher Weise verwendet werden, da der Stab zwischen der
zu bewegenden Last und dem Untergrund in einfacher Weise eingeschoben oder eingetrieben
werden kann. Beispielsweise kann der Hubkörper aufgrund der geringen Bauhöhe in dünne
Spalten unter einer zu hebenden Struktur eingeführt werden.
[0025] Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist der Hubkörper zumindest in dem oder den
Hubabschnitten dünnwandig ausgebildet. Insbesondere ist der Hubkörper derart dünnwandig
ausgebildet, dass die statische Tragkraft des Hebezeugs im Hubzustand im Wesentlichen
und/oder größtenteils durch den aufgebauten Innendruck gewährleistet und nur zu einem
geringeren Teil durch die Eigenstabilität des verformten Hubkörpers bereitgestellt
wird.
[0026] Bei dieser Ausführungsform ist eine Wandstärke von kleiner als 3 mm, vorzugsweise
kleiner als 2 mm bevorzugt. Bei anderen Ausführungsformen ist es jedoch möglich, Hubkörper
mit Wandstärken von mehr als 5 mm, vorzugsweise mehr als 8 mm und insbesondere mehr
als 10 mm zu verwenden. Mit derartigen Wandstärken sind Hubleistungen im Bereich von
mehr als 100 kN zu erwarten.
[0027] Es ist bevorzugt vorgesehen, dass der Hubkörper - zumindest in dem Bereich der Hubabschnitte
- aus Metall, insbesondere Stahl ausgebildet ist. Das verwendete Material soll - insbesondere
im Bereich der Hubabschnitte - eine einfache Verformbarkeit erlauben, sodass es vorteilhaft
ist, ein duktileres Metall in dem Bereich der Hubabschnitte zu verwenden als an anderen
Bereichen des Hubkörpers, welche möglicherweise eine während des Hubvorgangs unverändert
verbleibende Basis bilden sollen.
[0028] Nicht zuletzt um die passive Sicherheit des Hebezeugs zu erhöhen, ist der Hubkörper
bei einer bevorzugten Ausführungsform zumindest im Bereich der Hubabschnitte zwei-
oder mehrlagig ausgebildet. Durch diese Maßnahme wird die Berstsicherheit des Hubkörpers
deutlich erhöht.
[0029] Prinzipiell ist es möglich, dass das Treibmedium in beliebiger Weise aktiviert wird,
es ist jedoch bevorzugt, dass das Treibmedium, insbesondere der pyrotechnische Satz,
durch ein elektrisches Zündsystem aktivierbar ist, welches einen Teil des Gasgenerators
bildet. Durch ein derartiges elektrisches Zündsystem ist es möglich, dass die Aktivierung
des Hebezeugs von einem gewissen Sicherheitsabstand entfernt erfolgen kann.
[0030] Bei einer bevorzugten Auslegung der Erfindung ist das Hebezeug zum Bewegen oder statischen
Halten einer Last von mehr als 100 kg, vorzugsweise mehr als 500 kg, insbesondere
mehr als 1000 kg beziehungsweise der entsprechenden Kräfte ausgebildet. Wie bereits
erwähnt, wird die Tragkraft bevorzugt zum größeren Teil durch den Innenhochdruck gestellt
und zu einem kleineren Teil durch die Eigenstabilität des deformierten Hubkörpers.
[0031] Für eine funktionsgerechte Auslegung ist es vorteilhaft, dass das Hebezeug eine Hubhöhe
von mehr als 40 mm, vorzugsweise mehr als 80 mm, insbesondere mehr als 150 mm bereitstellt.
[0032] Weitere Merkmale, Vorteile und Wirkungen der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele und der nachfolgenden Beschreibung der
Erfindung. Dabei zeigen:
- Figur 1
- eine Bergungssituation mit einem Hebezeug als ein Ausführungsbeispiel der Erfindung
im Initialzustand;
- Figur 2
- die Bergungssituation in Figur 1 mit dem Hebezeug im Hubzustand;
- Figur 3
- eine erste Ausführungsform des Hebezeugs in den Figuren 1 und 2;
- Figur 4
- eine zweite Ausführungsform des Hebezeugs in den Figuren 1 und 2;
- Figur 5
- eine Querschnittdarstellung des Hebezeugs in der Figur 3;
- Figur 6
- eine Abwandlung des Hebezeugs in den Figuren 3 und 5, ebenfalls in Querschnittdarstellung;
- Figur 7
- eine Querschnittdarstellung des Hebezeugs in der Figur 4;
- Figur 8
- eine Querschnittdarstellung einer weiteren Ausführungsform des Hebezeugs in den Figuren
1 und 2.
[0033] Gleiche oder einander entsprechende Teile oder Größen sind jeweils mit gleichen oder
einander entsprechenden Bezugszeichen versehen.
[0034] Die Figur 1 zeigt in einer stark schematisierten Darstellung eine Bergungssituation,
in der mittels eines Hebezeugs 1, welches als ein Ausführungsbeispiel der Erfindung
ausgebildet ist, eine eingeklemmte Person 2 befreit wird.
[0035] In dieser beispielhaften Darstellung ist die auf einem Untergrund 3 liegende Person
2 durch einen einseitig eingespannten Gegenstand, wie zum Beispiel einen Stahlbalken
4, eingeklemmt. Zur Rettung der Person 2 wird optional zunächst ein druckverteilendes
Mittel in Form einer Stahlplatte 5 unter den Stahlbalken 4 auf den Untergrund 3 gelegt
und auf diesem das Hebezeug 1 zwischen Stahlplatte 5 und Stahlbalken 4 positioniert.
Nach der Aktivierung des Hebezeugs 1 ändert dieses seine Hubhöhe von dem Initialzustand
mit einer Hubhöhe H
0 zu einem Hubzustand, wie in der Figur 2 dargestellt ist, mit einer Hubhöhe H
H. Durch die Änderung der Hubhöhe wird der Stahlbalken 4 einseitig angehoben und dadurch
die eingeklemmte Person 2 befreit.
[0036] Die Figur 3 zeigt in einer stark schematisierten Darstellung eine erste mögliche
Ausführungsform des Hebezeugs 1 in Figur 1, welches einen Hubkörper 6 aufweist, der
durch einen Gasgenerator 7 von dem Initialzustand in den Hubzustand überführbar ist.
[0037] Der Hubkörper 6 ist als ein flach gedrücktes Hohlprofil aus Metall, z. B. Stahl,
ausgebildet, welches an seinem ersten Ende zusammengedrückt und durch eine Schweißnaht
8 gasdicht verschlossen ist. An seinem gegenüberliegenden Ende ist eine Schnittstelle
9 in dem Hubkörper 6 integriert und beispielsweise über Verklebungen und Verschraubungen
an dem Hubkörper 6 befestigt, so dass ein gasdicht abgeschlossener Innenraum 10 in
dem Hubkörper 6 ausgebildet ist.
[0038] Der Gasgenerator 7 besteht aus einem pyrotechnischen Satz 11 und einer elektrischen
Zündvorrichtung 12, welche über ein Kabel 13 über die Schnittstelle 9 miteinander
verbunden sind. Der pyrotechnische Satz 11 ist in dem Innenraum 10 angeordnet und
chemisch und/oder formbedingt so ausgelegt, dass dieser bei einer Aktivierung durch
die Zündvorrichtung 12 kontinuierlich abbrennt und insbesondere keine Stoß- oder Schockwelle
beim Abbrand erzeugt. Beispielsweise erfolgt der Abbrand über einen Zeitraum von mehr
als 0,1 s oder mehr als 1 s. Bei abgewandelten Ausführungsbeispielen ist der Gasgenerator
7 unmittelbar an dem Hubkörper 6 angebaut, wobei ein Gasausgang des Gasgenerators
7 strömungstechnisch mit dem Innenraum 10 verbunden ist.
[0039] Bei einer Aktivierung des Hebezeugs 1 wird durch den Abbrand des pyrotechnischen
Satzes 11 in dem Innenraum 10 des Hubkörpers 6 ein Gasdruck kontinuierlich, insbesondere
ohne Erzeugung von Stoß- oder Schockwellen bzw. Überschallwellen aufgebaut. Der Gasdruck
expandiert den Hubkörper 6 zu einem Hohlkörper, der ähnlich der Ausgangsform des Hohlprofils
des Hubkörpers 6 sein kann, also rohrförmig, jedoch auch anders ausgebildet sein mag.
Durch die Expansion des Hubkörpers 6 wird durch das Hebezeug 1 die geforderte Hubarbeit
zum Anheben des Stahlbalkens 4 verrichtet.
[0040] Die Figur 4 zeigt - ebenfalls in einer stark schematisierten Darstellung - eine zweite
Ausführungsmöglichkeit für das Hebezeug 2, welches im Gegensatz zu der Ausführungsform
in Figur 3 aus zwei mittels einer Schweißnaht 8 verbundenen rechteckigen Stahlplatten
14 realisiert ist. Auch bei diesem Hebezeug 1 ist ein gasdicht abgeschlossener Innenraum
10 vorgesehen, in dem ein pyrotechnische Satz 11 angeordnet ist, wobei bei einem Abbrand
des pyrotechnischen Satzes 11 eine kissenförmige Verformung des Hubkörpers 6 unter
Verrichtung der benötigten Hubarbeit erreicht wird. Alternativ zu diesem Ausführungsbeispiel
können die Stahlplatten 14 eine andere Form, z. B. eine runde oder ovale Grundfläche
aufweisen.
[0041] Die Figuren 5, 6, 7 und 8 zeigen jeweils eine mögliche Ausführungsform des Hubkörpers
6 in einer schematischen Querschnittdarstellung, wobei der Initialzustand des Hubkörpers
6 mit durchgezogenen Linien und der Hubzustand mit gestrichelten Linien dargestellt
ist.
[0042] Die Figur 5 zeigt den Querschnitt eines Hubkörpers 6, welcher einen ovalen Querschnittverlauf
aufweist und welcher beispielsweise durch Zusammendrücken eines Rohrs oder eines anderen
Hohlprofils erzeugbar ist. Bei Beaufschlagung mit Innendruck über den Gasgenerator
7 deformiert sich der Hubkörper 6 derart, dass er im Hubzustand einen im Wesentlichen
kreisförmigen Querschnitt aufweist und auf diese Weise von der Hubhöhe H
0 zu einer Hubhöhe H
H aufgebläht wird.
[0043] Die Figur 6 zeigt einen zu dem Hubkörper 6 in Figur 5 ähnlich ausgebildeten Hubkörper
6, welcher jedoch ergänzend eine Außenhülle 15 aufweist, so dass der Hubkörper 6 mehrlagig
ausgebildet ist und eine im Vergleich zu der Ausführung in der Figur 5 höhere Berstsicherheit
aufweist.
[0044] Die Figur 7 zeigt einen schematischen Querschnitt eines Hubkörpers, der in etwa dem
Hubkörper 6 in der Figur 4 entspricht, wobei hier die Hubhöhe durch eine Deformation
der beiden Platten 14 erzeugt wird. Optional können die Platten mit verschiedenen
Materialstärken und/oder verschiedenen Materialien ausgebildet sein, so dass bei einer
Innendruckbeaufschlagung des Hubkörpers 6 maßgeblich nur eine der Platten beulenartig
verformt und die andere der Platten 14 nur in den Randbereichen umgebogen wird.
[0045] Die Figur 8 zeigt einen Hubkörper 6 mit einem ziehharmonikaähnlichen Querschnitt,
wobei die Hubhöhe durch Ausfahren des Ziehharmonikaabschnitts erreicht wird.
[0046] Gemeinsam ist den in den Figuren 5 bis 8 gezeigten Hubkörpern 6, dass der Übergang
von dem Initialzustand zu dem Hubzustand durch eine Biegung von Biegungsbereichen
der Wandungen der Hubkörper 6 erreicht wird. Dadurch, dass im Wesentlichen die Formänderung
durch eine Biegung erreicht wird, sind nur relativ geringe Kräfte beziehungsweise
Innendrücke zur Verformung erforderlich. Im aufgerichteten beziehungsweise aufgeblasenen
Zustand müsste, um den Hubkörper 6 weiter zu verformen, die Wandung der Hubkörper
6 in der Blechebene plastisch gedehnt werden. Dazu sind erheblich größere Kräfte beziehungsweise
Innendrücke erforderlich als zum Aufbiegen. Zum einen ergibt sich durch diesen Umstand
auch im aufgerichteten Zustand mit maximalem Innendruck eine hohe Sicherheit gegen
Bersten, zum anderen ergibt sich dadurch ein definierter Endzustand, da der für eine
Dehnung erforderliche Innendruck durch den Gasgenerator 7 nicht aufgebracht wird.
[0047] Bei bevorzugten Ausführungsformen sind die Wandungen des Hubkörpers 6 so dünnwandig
dimensioniert, dass die tragende Kraft des Hubkörpers 6 nach dem Aufrichten im Wesentlichen
durch den aufgebauten Innendruck aufgebracht wird. Die aufgebogene Metallhülle allein
trägt aufgrund der Dünnwandigkeit nur wenig zu der Tragkraft bei. Beispielsweise wird
mehr als 50%, vorzugsweise mehr als 70 % und insbesondere mehr als 90% der statischen
Tragkraft durch den Innendruck bereitgestellt.
[0048] Bei Versuchen hat sich herausgestellt, dass die Hubkörper 6 - auch Stahltaschen genannt
- mit einer Wandstärke von 2 bis 3 mm bereits zum Bewegen von mehreren 10 kg beziehungsweise
mehreren 100 kg geeignet sind. Der aufgeblähte Hubkörper 6 ist bei dieser Wandstärke
in der Lage, statische Auflasten bis über 500 kg mit unverminderter Beulhöhe aufzunehmen.
Bei anderen möglichen Ausführungsbeispielen der Erfindungen werden die Wandstärken
dicker gewählt, so wird beispielsweise erwartet, dass bei 10 mm dicken Stahlscheiben
14 Lasten von einigen 100 kN gehoben werden können.
[0049] Zusammengefasst liegen die Vorteile der Erfindung aufgrund des geringen Gewichts
von nur wenigen kg in einer leichten Transportfähigkeit, aufgrund des autarken Gasgenerators
7 in einer Unabhängigkeit gegenüber externen Antrieben, aufgrund des elektrischen
Zündsystems in einer möglichen ferngesteuerten Aktivierung und aufgrund der Materialwahl
in der Möglichkeit einer einfachen Entsorgung als inerter Metallschrott nach dem Gebrauch.
Bezugszeichenliste:
[0050]
- 1
- Hebezeug
- 2
- Person
- 3
- Untergrund
- 4
- Stahlbalken
- 5
- Stahlplatte
- 6
- Hubkörper
- 7
- Gasgenerator
- 8
- Schweißnaht
- 9
- Schnittstelle
- 10
- Innenraum
- 11
- pyrotechnischer Satz
- 12
- Zündvorrichtung
- 13
- Kabel
- 14
- Platte
- 15
- Außenhülle
1. Hebezeug (1) zum Heben und/oder Bewegen einer Last (4), insbesondere als Bestandteil
einer Notausrüstung für Bergungszwecke,
mit einer Hubvorrichtung (6), welche zur Umsetzung eines Gasdrucks in eine Hubbewegung
mit einer Hubhöhe in einer Hubrichtung ausgebildet ist, wobei die Hubvorrichtung während
der Hubbewegung von einem Initialzustand in einen Hubzustand überführt wird, und
mit einem autarken Gasgenerator (7), welcher zur Erzeugung des Gasdrucks durch Verbrauch
eines Treibmediums ausgebildet ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Hubvorrichtung als ein verformbarer Hubkörper (6) ausgebildet ist, welcher bei
dem Übergang von dem Initialzustand in den Hubzustand in Hubrichtung um die Hubhöhe
expandiert wird.
2. Hebezeug (1) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Hubkörper (6) durch eine plastische Verformung von dem Initialzustand in den
Hubzustand überführbar ist und/oder überführt wird.
3. Hebezeug (1) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Treibmedium als ein chemischer Satz, ein Sprengsatz und/oder ein pyrotechnischer
Satz (11) ausgebildet ist.
4. Hebezeug (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Treibmedium zur Deflagration und/oder für einen kontinuierlichen Verbrauch ausgebildet
und/oder angeordnet ist.
5. Hebezeug (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Hubkörper (6) einen insbesondere gasdicht gegenüber der Umgebung abgeschlossenen
Innenraum (10) aufweist.
6. Hebezeug (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Hubkörper (6) ausgelegt ist, den Übergang zwischen dem Initialzustand zu dem
Hubzustand durch ein Biegen einer oder mehrerer Wandungen des Hubkörpers (6) umzusetzen.
7. Hebezeug (1) nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Hubkörper (6) ausgelegt ist, den Hubzustand nach einem Übergang von Biegebelastungen
zu Dehnbelastungen der Wandungen zu erreichen.
8. Hebezeug (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Hubkörper (6) eine Anlagefläche zur Anlage an der Last (4) und eine Auflagefläche
zur Auflage auf einem Untergrund (3) aufweist.
9. Hebezeug (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Hubkörper (6) als eine Hubtasche, ein flachgedrücktes Hohlprofil, insbesondere
Rohr, oder als zwei miteinander, insbesondere stoffschlüssig verbundene Platten (14)
ausgebildet ist.
10. Hebezeug (1) nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass der als flachgedrücktes Hohlprofil ausgebildete Hubkörper (6) ein Verhältnis zwischen
Länge und Dicke in Hubhöhe von größer als 1, vorzugsweise größer als 10 aufweist.
11. Hebezeug (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Hubkörper (1) zumindest in einem Verformungsbereich dünnwandig, vorzugsweise
mit einer Wandstärke von kleiner als 3 mm, vorzugsweise kleiner als 2 mm, insbesondere
kleiner als 1 mm und/oder von größer als 0,2 mm, vorzugsweise größer als 0,5 mm und
insbesondere größer als 0,9 mm ausgebildet ist.
12. Hebezeug (1) nach Anspruch 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Dünnwandigkeit derart ausgebildet und/oder angeordnet ist, so dass im Hubzustand
ein Großteil der statischen Tragkraft durch den Innenhochdruck und ein kleinerer Teil
durch die Eigenstabilität des Hubkörpers (6) zur Verfügung gestellt wird.
13. Hebezeug (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Hubkörper aus Metall ausgebildet ist.
14. Hebezeug (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Hubkörper zumindest in einem oder dem Verformungsbereich zwei- oder mehrlagig
ausgebildet ist, wobei eine, einige oder alle Lagen vorzugsweise eine Wandstärke gemäß
Anspruch 11 aufweist bzw. aufweisen.
15. Hebezeug (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Treibmedium (11) durch ein elektrisches Zündsystem (12) aktivierbar ist