[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur selektiven Beschichtung einer
Oberfläche mit Flüssigkeit. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung auch eine
selektive Oberflächenmodifikation von metallstrukturierten Kunststofffolien mittels
Plasmaprozessen.
[0002] Die gezielte Auftragung von Flüssigkeit auf bestimmte Bereiche einer Festkörperoberfläche,
z.B. die Auftragung von Klebepunkten, erfolgt in der industriellen Fertigung in der
Regel mittels Dosierautomaten. Diese Dosierautomaten weisen eine X,Y- Positioniereinheit
in Verbindung mit einer Dosiereinheit auf, wodurch die Flüssigkeit mittels der Dosiereinheit
abgemessen und mittels der X,Y- Positioniereinheit gezielt und vollautomatisiert in
die vordefinierten Bereiche aufgebracht werden kann.
[0003] Für Anwendungen, in denen kleinste Flüssigkeitsmengen dosiert und/oder sehr viele
Flüssigkeitsspots gesetzt werden müssen, erreichen solche roboter-basierten Lösungen
jedoch ihre technischen und wirtschaftlichen Grenzen.
[0005] Voraussetzung hierfür ist, dass ein Unterschied im Benetzungsverhalten zwischen verschiedenen
Bereichen auf der Oberfläche ausreichend groß ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass
das Benetzungsverhalten an der Oberfläche von der Grenzflächenenergie der jeweiligen
Flüssigkeit, sowie von der Oberflächenenergie des Festkörpers abhängt. Die Unterschiede
in den Oberflächenenergien zwischen den verschiedenen Oberflächenbereichen des Festkörpers
müssen also auf die zu dosierende Flüssigkeit abgestimmt sein, wenn der oben beschriebene
Effekt erzielt werden soll.
[0006] Werden Festkörperoberflächen, die ausgeprägte Unterschiede im Benetzungsverhalten
zeigen, ganzflächig mit einer Flüssigkeit benetzt (z.B. durch Sprühen, Rakeln oder
Tauchen), so ordnet sich die Flüssigkeit bevorzugt auf den Bereichen an, die von der
Flüssigkeit gut benetzbar sind. Demgegenüber perlt die Flüssigkeit von den Bereichen
mit schlechter Benetzbarkeit leichter ab. Auf diese Weise ist es möglich, z.B. Klebstoffe
gezielt auf bestimmte Stellen einer Folienoberfläche aufzubringen, ohne dass hierzu
ein spezieller Dosierautomat (Dispenser) eingesetzt werden muss.
[0007] Plasmaprozesse sind sehr gut geeignet, um das Benetzungsverhalten von Kunststoffoberflächen
einzustellen.
[0009] Hierzu wird die Kunststoffoberfläche zunächst vollflächig, z.B. mit einem hydrophiliserenden
Plasma, behandelt. Anschließend wird eine entsprechend strukturierte Maske, z.B. aus
einer Adhäsisionsfolie, aus einer Metallfolie oder einer Fotolithographiemaske auf
diese hydrophilisierte Kunststoffoberfläche aufgebracht. Wirkt jetzt ein hydrophobisierendes
Plasma auf diese vorher hydrophilisierte und von der strukturierten Maske teilweise
abgedeckte Kunststoffoberfläche, so werden nur diejenigen Bereiche auf der Kunststoffoberfläche
hydrophobisiert, welche nicht von der Maske überdeckt sind. Im letzten Schritt muss
die Maske wieder entfernt werden. Anschließend weist diese derart behandelte Kunststoffoberfläche
im Idealfall scharf definierte Bereiche mit unterschiedlichen Benetzungsverhalten
auf.
[0010] Diese Technologie weist jedoch zwei wesentliche Nachteile auf, welche eine kommerzielle
Anwendung erschweren.
[0011] So muss ein sehr enger Kontakt zwischen strukturierter Maske und Substratoberfläche
bestehen, um das Plasma wirkungsvoll auf die nicht abgedeckten Bereich zu begrenzen
und um die gewünschten scharfen Grenzlinien zu erreichen. Dieses zu erreichen ist
sowohl bei großen Flächen des Substrates als auch bei sehr feinen Strukturen, insbesondere
mit Adhäsionsfolien oder Metallfolienmasken, schwierig zu erreichen. Desweiteren wird
das Benetzungsverhalten der Substratoberfläche durch die Maske bzw. durch die Prozessschritte
zum Aufbringen bzw. zum Entfernen der Maske (z.B. der Fotolithographiemaske) mehr
oder weniger stark beeinflusst.
[0012] Aus diesen Nachteilen ergibt sich, dass sich die Oberflächenenergien der zu strukturierenden
Bereiche bei Anwendung solcher maskenbasierter Verfahren in der Praxis nur schwer
kontrollieren lassen.
[0014] Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur selektiven Beschichtung
einer Oberfläche eines Substrates mit Flüssigkeit anzugeben, welches keine Maskentechnik
benötigt, um eine selektive Benetzung der Strukturen zu bewirken und welches insbesondere
auf eine Photolackschicht verzichten kann.
[0015] Die vorgenannte Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zur selektiven
Beschichtung einer Oberfläche eines Substrates mit Flüssigkeit, wobei die mit der
Flüssigkeit selektiv zu beschichtende Oberfläche Bereiche mit unterschiedlichen Oberflächenenergien
aufweist, und wobei vor der Benetzung ein Fluor-haltiges Plasmagas auf die Bereiche
mit unterschiedlichen Oberflächenenergien unmittelbar einwirkt. Dabei weist das Substrat
zumindest einen Bereich mit einer Kunststoffoberfläche und zumindest einen Bereich
mit einer Metalloberfläche oder einer anorganischen Oberfläche auf, wobei das Fluor-haltige
Plasmagas auf diese Bereiche unmittelbar einwirkt, wodurch die Kunststoffoberfläche
hydrophobisiert und die metallische bzw. die anorganische Oberfläche hydrophilisiert
werden.
[0016] Bei der erfindungsgemäßen Lösung wirkt das Fluor-haltige Plasma vollflächig auf die
gesamte Oberfläche des Substrates, d.h. es wirkt unmittelbar auf die Oberfläche, so
dass keine Maskentechnik benötigt wird, um eine selektive Benutzung der Strukturen
zu bewirken. Es wird insbesondere auch keine Photolackschicht benötigt. Diese Photolackschicht
wäre als Schicht im Aufbau eines elektronischen Bauteils zumeist störend, da sie nicht
dauerhaft stabil ist.
[0017] Das Substrat kann hierbei eine metallstrukturierte Kunststofffolie sein, dessen Oberfläche
mit dem Fluor-haltigen Plasmagas behandelt wird. In der Anwendung des vorliegenden
Verfahrens auf Kunststofffolien ist eine Nutzung des Verfahrens für selbstgesteuerte
Beschichtungsprozesse bei der Herstellung von elektrischen Schaltungen auf insbesondere
flexiblen Substraten ermöglicht.
[0018] Das Substrat kann außerdem ein Kunststoffsubstrat sein, an dessen mit Flüssigkeit
selektiv zu beschichtender Oberfläche strukturierte Metallflächen vorliegen. Das Substrat
kann ebenso aus einem beliebigen Werkstoff vorgesehen werden, wobei dieses Substrat
ein- oder beidseitig mit einer Kunststoffschicht überzogen ist, auf dessen mit Flüssigkeit
selektiv zu beschichtende Oberfläche ein- oder beidseitig Metallstrukturen ausgebildet
sind. Das Substrat kann ebenso aus einem beliebigen Werkstoff vorgesehen werden, wobei
das Substrat mit Metall beschichtet ist, welches seinerseits von einer Kunststoffschicht
überzogen ist, welche definierte Öffnungsstrukturen aufweist. Das Substrat kann ebenfalls
aus einer Metallfolie vorgesehen werden, das ein- oder beidseitig mit einer Kunststoffschicht
überzogen ist, die definierte Öffnungsstrukturen aufweist.
[0019] Gemäß einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel wirkt auf die zu beschichtende
Oberfläche ein CF
4-Plasma, ein SF
3-Plasma, ein SF
6-Plasma oder Mischungen eines dieser Plasmen mit Sauerstoff oder Stickstoff, insbesondere
ein F/C/O
2-Plasma, vorzugsweise aus 60 Vol.-% CF
4 und 40 Vol.-% O
2 oder aus 80 Vol.-% CF
4 und 20 Vol.-% O
2 ein.
[0020] Das Plasma kann als ein Niederdruckplasma, vorzugsweise bei einem Kammerdruck von
0,1 bis 100 mbar, auf die Oberfläche einwirken oder kann als Atmosphärenplasma bei
Normaldruck auf die Oberfläche einwirken.
[0021] Die Plasmaeinwirkung kann weiterhin in einem durchlaufenden Prozess durchgeführt
werden, und auch ein Auftrag der Flüssigkeit auf die plasmabehandelte Oberfläche kann
in einem durchlaufenden Prozess erfolgen.
[0022] Als Flüssigkeit für die selektive Benetzung können Wasser, Lösemittel, Lacke, elektrisch
isolierende oder leitende Polymere, leitfähige Tinten oder dünnflüssige Klebstoffe
genutzt werden.
[0023] Die Plasmaeinwirkung kann insbesondere als Vorbereitungsschritt für einen sich selbst
steuernden Beschichtungs-Prozess bei der Herstellung von elektrischen Schaltungen
auf einem insbesondere flexiblen Substrat verwendet werden.
[0024] Die Flüssigkeit für die selektive Benetzung kann ebenfalls Feststoffe und/oder funktionelle
Komponenten enthalten, so dass die Plasmaeinwirkung als Vorbereitungsschritt für eine
sich selbst steuernde Assemblierung von kleinen Objekten oder Komponenten genutzt
werden kann.
[0025] Weitere Aufführungsformen sind Gegenstand weiterer abhängiger Ansprüche.
[0026] Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand bevorzugter Ausführungsbeispiele
in Verbindung mit der zugehörigen Zeichnung näher erläutert.
[0027] Fig. 1A und Fig. 1B zeigen schematisch ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel des Verfahrens
zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche eines Substrats.
[0028] Die Benetzbarkeit von Oberflächen durch bestimmte Flüssigkeiten wird üblicherweise
durch den Kontaktwinkel eines Flüssigkeitstropfens auf der Oberfläche charakterisiert.
Kleine Kontaktwinkel bedeuten hierbei, dass der Flüssigkeitstropfen sich ausbreitet,
die Benetzung ist also sehr gut. Große Kontaktwinkel bedeuten hingegen, dass der Flüssigkeitstropfen
stehenbleibt, so dass im Querschnittsbild sehr große Winkel zwischen Substratoberfläche
und Tropfenoberfläche entstehen, die Benetzbarkeit ist also schlecht.
[0029] In Experimenten wurden folgende Werte der Benetzbarkeit von Wassertropfen auf Oberflächen
aus Gold, Aluminium, Kupfer, Silizium, PET (Polyethylenternaphtalat) und Polyimid
nach unterschiedlicher Plasmabehandlung entsprechend nachfolgender Tabelle gefunden.
Oberflächen |
Kontaktwinkel eines Wassertropfens nach CF4/O2-Plasmaeinwirkung auf der jeweiligen Oberfläche |
Kontaktwinkel eines Was-sertropfens nach O2/N2-Plasmaeinwirkung auf der jeweiligen Oberfläche |
Gold, Kupfer, Aluminium |
0 - 10° |
0 - 10° |
Silizium |
40 - 60° |
0 - 10° |
Siliziumdioxid |
40 - 50° |
0 - 10° |
Siliziumnitrid |
40 - 50° |
0 - 10° |
PET |
100 - 110° |
0 - 10" |
Polyimid |
100 - 110° |
0 - 10° |
[0030] Aus den Werten dieser Tabelle ist ersichtlich, dass die aufgeführten Oberflächen
aus Kunststoff, Metallen, Halbleitern und Isolatoren nach Einwirkung eines Sauerstoff/Stickstoff-Plasmas
generell sehr hydrophil werden.
[0031] Dagegen führt eine Einwirkung eines CF
4/O
2-Plasmas zu sehr unterschiedlichen Kontaktwinkeln auf den verschiedenen Materialien.
Eine maximale Selektivität der Benetzbarkeit wird, wie aus der Tabelle ersichtlich,
nach Einwirkung des CF
4/O
2-Plasmas zwischen Metallen (Gold, Kupfer, Aluminium) und den Kunststoffoberflächen
aus Polyimid und PET erzielt.
[0032] Aus diesen experimentellen Daten lässt sich ableiten, dass eine vollflächige Plasmaeinwirkung
auf eine Oberfläche, die zumindest einen Bereich aus Kunststoff und zumindest einen
Bereich aus Metall aufweist, einen maximalen Unterschied in der Benetzbarkeit von
Wasser ergibt.
[0033] Gemäß der vorliegenden Lehre wird dieser Effekt der Benetzbarkeit genutzt, um eine
Oberfläche so mit einer Flüssigkeit zu beschichten, dass nur die Metallstrukturen
mit der Flüssigkeit benetzt werden. Dieser Effekt der Benetzbarkeit kann ebenso genutzt
werden, um eine Oberfläche selektiv mit Flüssigkeit zu beschichten, die zumindest
einen Bereich aus Kunststoff und zumindest einen Bereich aus anorganischem Material
aufweist.
[0034] In Figur 1A und Fig. 1B sind die Grundzüge dieses Verfahrens am Beispiel von einer
Polyimidfolie (PI-Folie) mit auf der Oberfläche der PI-Folie angeordneten Kupfer-Pads
(Cu-Pads) gezeigt.
[0035] Hierbei zeigt Fig. 1A die Behandlung der strukturierten Metalloberfläche mit der
Polyimidfolie mit dem CF
4/O
2-Plasma, wodurch sich die unterschiedlichen hydrophilen und hydrophoben Bereiche ergeben
und Fig. 1B zeigt die nachfolgende Beschichtung mit Flüssigkeit, wodurch sich die
Flüssigkeit in den hydrophilen Bereichen (Cu-Pads) anlagert, da diese sehr viel besser
benetzbar sind.
[0036] Durch die Behandlung mit einem CF
4/O
2-Plasma oder alternativ mit einem CF
4-Plasma (bzw. mit einem anderen Fluor-haltigen Plasma) wird die PI-Folie hydrophob
und die Cu-Pads hydrophil. Es entstehen somit auf der Oberfläche der PI-Folie Bereiche
unterschiedlicher Oberflächenenergie, also hydrophobe und hydrophile Bereiche, wodurch
ein maximaler Unterschied im Benetzungsverhalten erreicht wird, der dann für Beschichtungsprozesse
ausgenutzt wird.
[0037] Mittels des vorliegenden Verfahrens lassen sich Kunststoffoberflächen durch unmittelbare
Einwirkung eines Fluor-haltigen Plasmagases (CF
4/O
2-Plasma oder CF
4-Plasma) direkt chemisch modifizieren. Demgegenüber beobachtet man bei anorganischen
Oberflächen und genauso bei Metallen bei Einwirkung eines Fluor-haltigen Plasmas in
erster Linie eine Reinigungswirkung infolge eines Plasmaätzprozesses. Dementsprechend
führt das Einwirken des Fluor-haltigen Plasmas auf der Kunststoffoberfläche zu einer
Hydrophobisierung der Oberfläche, wohingegen metallische Oberflächen bzw. anorganische
Oberflächen durch das Fluor-haltige Gas im wesentlichen nur gereinigt werden, wodurch
die Hydrophilie der Metalloberfläche bzw. der anorganischen Oberfläche maximiert wird.
[0038] Befinden sich nun auf einer Kunststoffoberfläche (z.B. einer Kunststofffolie) strukturierte
metallische Bereiche (z.B. Leiterbahnen), so liegen an der Oberfläche Bereiche mit
Kunststoffoberfläche neben Bereichen mit metallischer Oberfläche. Die Einwirkung eines
Fluor-haltigen Plasmas (z.B. CF
4-Plasma) bewirkt, dass die nicht-metallischen Bereiche (die Kunststoffbereiche) hydrophobisiert
werden und die metallischen Bereiche (die Leiterbahnen) hydrophilisiert bleiben. Hierdurch
gelingt es, auf metallstrukturierten Kunststofffolien, wie sie z.B. in der flexiblen
Elektronik eingesetzt werden, Bereiche zu schaffen, die sehr gut (die metallischen
Strukturen) und sehr schlecht (der Kunststoff) benetzen, ohne dass hierfür eine aufwendige
Maskentechnik notwendig wäre. Und eben dieser Effekt kann zur Beschichtung dieser
Kunststofffolien verwendet werden.
[0039] Gemäß dem vorliegenden Ausführungsbeispiel wirkt das Fluor-haltige Plasma (CF
4-Plasma bzw. CF
4/O
2-Plasma) (voll-)flächig und unmittelbar auf die gesamte Kunststofffolie ein. Die organischen
Oberflächen der Kunststofffolie werden hydrophobisiert, die anorganischen bzw. metallischen
Oberflächen werden hydrophilisiert.
[0040] Gemäß dem beschriebenen bevorzugten Ausführungsbeispiel ist also als Substrat ein
Kunststoffsubstrat vorgesehen, an dessen zu behandelnden Oberflächen strukturierte
Metallflächen vorliegen, wobei das Plasma vollflächig und direkt auf die gesamte Oberfläche
wirkt, so dass auf eine aufwendige Maskentechnik verzichtet werden kann. Das Substrat
kann dabei starr oder flexibel sein. Die Metallstrukturen können beispielsweise Kupfer,
Aluminium oder auch Edelmetalle sein.
[0041] Gemäß einem alternativen Ausführungsbeispiel kann das Substrat jedoch auch aus einem
beliebigen Werkstoff bestehen, der ein- oder beidseitig mit einer Kunststoffschicht
überzogen ist, wobei an der Oberfläche der Kunststoffschicht ein- oder beidseitig
des Substrates Metallstrukturen ausgebildet sind.
[0042] Gemäß einem weiteren alternativen Ausführungsbeispiel ist das Substrat aus einem
beliebigen Werkstoff gebildet, der mit Metall beschichtet ist, wobei das Metall seinerseits
von einer Kunststoffschicht überzogen ist, und wobei diese Kunststoffschicht definierte
Öffnungsstrukturen aufweist.
[0043] Das Substrat kann ebenfalls eine Metallfolie sein, die ein- oder beidseitig mit Kunststoff
beschichtet ist, wobei diese Kunststoffschicht wiederum definierte Öffnungsstrukturen
aufweist.
[0044] Die Herstellung der Metallstrukturen kann entweder über einen klassischen LithographieProzess,
wie er aus der Leiterplattenherstellung bekannt ist, erfolgen. Alternativ können die
Metallstrukturen mittels Drucktechnik strukturiert auf die Folie oder das Kunststoff-Substrat
aufgebracht werden (Ink-Jet oder Siebdruck).
[0045] Das vorliegende Verfahren kann als ein Niederdruckplasmaverfahren ausgebildet sein,
die Plasmaeinwirkung kann also bei einem Kammerdruck von 0,1 bis 100 mbar durchgeführt
werden. Ebenso ist eine Verwendung als Atmosphärenplasma möglich, das bei Normaldruck
an der Substratoberfläche einwirkt.
[0046] Als Plasmagase kommen Fluor-haltige Gase in Betracht, z.B. CF
4, SF
3, SF
6 oder auch Mischungen derselben mit Sauerstoff oder Stickstoff. Besonders vorteilhaft
hat sich eine Mischung aus 60 Vol.-% CF
4 und 40 Vol.-% O
2 oder 80 Vol.-% CF
4 und 20 Vol.-% O
2 erwiesen.
[0047] Als Flüssigkeit für die selektive Benetzung können Wasser, Lösungsmittel, Lacke,
elektrisch isolierende oder leitende Polymere und dünnflüssige Klebstoffe, etc. verwendet
werden. Darüber hinaus können Flüssigkeiten aufgetragen werden, die Feststoffe bzw.
funktionale Komponenten enthalten, wobei in dieser Verfahrensvariante das vorliegende
Verfahren als ein Teilschritt zur selbstgesteuerten Assemblierung ("self assembly")
von kleinen Objekten oder Komponenten genutzt werden kann.
[0048] Die Beschichtung des Foliensubstrats kann in einem durchlaufenden Verfahren durchgeführt
werden. In diesem Fall wird nach der ganzflächigen Plasmabehandlung das Substrat mit
einer Flüssigkeit in Kontakt gebracht. Dies kann durch Eintauchen, RakelBeschichtung,
Dispensen oder Drucken erfolgen.
[0049] Eine weitere Anwendungsmöglichkeit besteht im selektiven und selbstgesteuerten Aufbringen
einer Klebstoffschicht auf eine Oberfläche. Dies kann beispielsweise genutzt werden,
um elektrische oder elektronische Bauteile zu platzieren.
[0050] Eine weitere Anwendungsmöglichkeit besteht im Verkleben von Substraten mit strukturierten
Oberflächen, beispielsweise Wafer-to-Wafer-Verbindungsprozesse ("waferbonding") mit
einer strukturierten Klebeschicht. Besonders vorteilhaft hierbei ist, dass auch mikrostrukturierte
Klebelinien bzw. Klebeflächen automatisch und selektiv mit Klebstoff beschichtet werden
können. Es ist also keine aufwendige computergesteuerte Dosiervorrichtung erforderlich.
[0051] Eine weitere Anwendungsmöglichkeit besteht in der Beschichtung von großvolumigen
Objekten, insbesondere mit dreidimensional geformten Oberflächen.
[0052] Eine weitere Anwendungsmöglichkeit besteht im selektiven Auftragen von Flüssigkeiten,
welche Feststoffe bzw. funktionale Komponenten enthalten. In dieser Variante kann
das vorliegende Verfahren als ein Teilschritt zur selbstgesteuerten Assemblierung
("self assembly") von kleinen Objekten oder Komponenten genutzt werden.
[0053] Vorteilhaft im vorliegenden Verfahren ist, dass das Plasma unmittelbar und bevorzugt
vollflächig auf die gesamte Oberfläche des Substrates wirken kann. Somit kann auf
die Verwendung einer Maskentechnik verzichtet werden, um eine selektive Benetzung
der Strukturen zu bewirken. Auch wird insbesondere keine Fotolackschicht benötigt.
Diese wäre als Schicht im Aufbau eines elektronischen Bauteils zumeist störend, da
sie nicht dauerhaft stabil ist.
[0054] Zudem ist das vorliegende Verfahren auch auf Kunststofffolien anwendbar. Dies ermöglicht
die Nutzung des neuen Verfahrens für selbstgesteuerte Beschichtungsprozesse bei der
Herstellung von elektronischen Schaltungen auf flexiblen Substraten.
[0055] Desweiteren kann die unmittelbare Plasmaeinwirkung auch für durchlaufende Prozesse
(Rolle zu Rolle, "roll to roll") eingesetzt werden.
1. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche eines Substrates mit Flüssigkeit,
wobei die mit der Flüssigkeit selektiv zu beschichtende Oberfläche Bereiche mit unterschiedlichen
Oberflächenenergien aufweist, und wobei vor der Benetzung ein Fluor-haltiges Plasmagas
auf die Bereiche mit unterschiedlichen Oberflächenenergien unmittelbar einwirkt, wobei
das Substrat zumindest einen Bereich mit einer Kunststoffoberfläche und zumindest
einen Bereich mit einer Metalloberfläche oder einer anorganischen Oberfläche aufweist,
und wobei das Fluor-haltige Plasmagas auf diese Bereich unmittelbar einwirkt, wodurch
die Kunststoffoberfläche hydrophobisiert und die metallische oder die anorganische
Oberfläche hydrophilisiert werden.
2. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach Patentanspruch
1, wobei das Substrat eine metallstrukturierte Kunststofffolie ist, dessen Oberfläche
mit dem Fluor-haltigen Plasmagas behandelt wird.
3. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach Patentanspruch
1, wobei das Substrat ein Kunststoffsubstrat ist, an dessen mit Flüssigkeit selektiv
zu beschichtender Oberfläche strukturierte Metallflächen vorliegen.
4. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach Patentanspruch
1, wobei das Substrat aus einem beliebigen Werkstoff vorgesehen wird, das ein- oder
beidseitig mit einer Kunststoffschicht überzogen ist, auf dessen mit Flüssigkeit selektiv
zu beschichtender Oberfläche ein- oder beidseitig Metallstrukturen ausgebildet sind.
5. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach Patentanspruch
1, wobei das Substrat aus einem beliebigen Werkstoff vorgesehen wird, das mit Metall
beschichtet ist, welches seinerseits von einer Kunststoffschicht überzogen ist, die
definierte Öffnungsstrukturen aufweist.
6. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach Patentanspruch
1, wobei das Substrat aus Metallfolie vorgesehen wird, das ein- oder beidseitig mit
einer Kunststoffschicht überzogen ist, die definierte Öffnungsstrukturen aufweist.
7. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach einem
der Patentansprüche 1 bis 6, wobei auf die zu beschichtende Oberfläche ein CF4-Plasma, ein SF3-Plasma, ein SF6-Plasma oder Mischungen eines dieser Plasmen mit Sauerstoff oder Stickstoff, insbesondere
ein F/C/O2-Plasma, vorzugsweise aus 60 Vol % CF4 und 40 Vol.-% O2 oder 80 Vol.-% CF4 und 20 Vol.-% O2 einwirkt.
8. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach einem
der Patentansprüche 2 bis 7, wobei die Metallstrukturen in einem LithographieProzess
oder mittels Drucktechnik strukturiert auf die Folie oder das Kunststoffsubstrat aufgebracht
werden.
9. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach einem
der Patentansprüche 1 bis 8, wobei das Plasma als ein Niederdruckplasma, vorzugsweise
bei einem Kammerdruck von 0,1 bis 100 mbar, auf die Oberfläche einwirkt, oder wobei
das Plasma als ein Atmosphärenplasma bei Normaldruck auf der Oberfläche einwirkt.
10. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach einem
der Patentansprüche 1 bis 9, wobei die Plasma-Einwirkung in einem durchlaufenden Prozess
durchgeführt wird.
11. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach einem
der Patentansprüche 1 bis 10, wobei ein Auftrag der Flüssigkeit auf die plasmabehandelte
Oberfläche in einem durchlaufenden Prozess erfolgt.
12. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach einem
der Patentansprüche 1 bis 11, wobei Wasser, Lösemittel, Lacke, elektrisch isolierende
oder leitende Polymere, leitfähige Tinten oder dünnflüssige Klebstoffe als Flüssigkeit
für die selektive Benetzung genutzt wird.
13. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach einem
der Patentansprüche 1 bis 12, wobei die Plasma-Einwirkung als Vorbereitungsschritt
für einen sich selbst steuernden BeschichtungsProzess bei der Herstellung von elektrischen
Schaltungen auf einem insbesondere flexiblen Substrat verwendet wird.
14. Verfahren zur selektiven Beschichtung einer Oberfläche mit Flüssigkeit nach einem
der Patentansprüche 1 bis 13, wobei eine Flüssigkeit, die Feststoffe und/oder funktionale
Komponenten enthält, als Flüssigkeit für die selektive Benetzung genutzt wird, so
dass die Plasma-Einwirkung als Vorbereitungsschritt für eine sich selbst steuernde
Assemblierung von kleinen Objekten oder Komponenten genutzt wird.