[0001] Die Erfindung betrifft eine Rollenrotationsdruckmaschine, insbesondere Rollenoffset-Ilustrationsdruckmaschine
gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 7, sowie einen Falzapparat dafür gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1 und ein Druckverfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 11.
[0002] Frühere Rollenrotationsdruckmaschinen waren gewöhnlich mit Plattenzylindern ausgestattet,
auf deren Umfang zwei Exemplarhöhen (beispielsweise 2x DIN A4) Platz fanden, wobei
durch die Gestaltung des Plattenzylinders mit einem Spannkanal für die Druckplatte
die Drehzahl des Plattenzylinders begrenzt war, welche wiederum als limitierender
Faktor für die Arbeitsgeschwindigkeit der Druckmaschine galt. Mit solchen Einfachumfangsmaschinen
wurden Geschwindigkeiten von 50.000 Plattenzylinder-Umdrehungen/h erreicht. Falzapparate
der damaligen Baureihen wiesen dabei üblicherweise Zylinderverhältnisse (Schneidmesserzylinder:Punktur-
oder Greiferfalzzylinder:Falzmesserzylinder) von 1:2:3 oder 1:2:4 auf.
[0003] In der weiteren Entwicklung wurde versucht, die Arbeitsgeschwindigkeit der Rollenrotationsdruckmaschinen
zu steigern. Eine Entwicklungslinie führte zum Einsatz sogenannter Sleeve-Zylinder,
bei denen anstatt von Plattenzylindern in den Druckwerken kanallose Zylinderhülsen
eingesetzt werden. Die dabei erzielte hohe Arbeitsgeschwindigkeit der Druckmaschine
von bis zu 85.000 Sleeve-Zylinderumdrehungen/h wird jedoch durch eine niedrige Qualität
des Druckbilds erkauft und führte deshalb dazu, dass sich Sleeve-Zylinder-Einfachumfangsmaschinen
in der Masse nicht durchsetzen konnten.
[0004] Eine weitere Entwicklungslinie führte zum Einsatz von Doppelumfangs-Plattenzylindern,
das heißt von Plattenzylindern, auf deren Umfang vier Exemplarhöhen, das heißt vier
auf das Endformat gefalzte Exemplare bzw. vier Exemplarseiten längs aufeinander folgend
Platz haben. Die bei solchen Druckmaschinen eingesetzten Basisfalzwerke weisen entsprechend
des Doppelumfangs des Plattenzylinders üblicherweise einen Doppelumfangsschneidmesserzylinder
auf und weisen auch hohe Zylinderverhältnisse (2:5:5 bzw. 4:7:7) bzw. großen Punkturfalz-
und Falzklappenzylinderumfänge auf. Auch solche Doppelumfangs-Plattenzylinder lassen
sich gängigerweise mit einer Umdrehungszahl von 45.000 - 50.000 Plattenzylinderumdrehungen/h
betreiben, was jedoch aufgrund des Doppelumfangs zu einer gegenüber einer vergleichbaren
Einfachumfangsdruckmaschine doppelt so hohen, mit der Druckmaschine fahrbaren Bahngeschwindigkeit
bzw. Ist-Bahngeschwindigkeit der Maschine führt, weil jetzt mit einer Umdrehung des
Plattenzylinders vier am Umfang des Plattenzylinders aufeinander folgende Exemplarseiten
bedruckbar sind im Gegensatz zu zwei am Zylinder einer Einfachumfangsdruckmaschine
aufeinander folgenden Exemplarseiten bzw. -höhen.
[0005] Neben der erhöhten Druckstoffbahngeschwindigkeit kann mit einem Doppelumfangsdruckwerk
bei Vierfach-Breite neben zwei gleich oder unterschiedlich bedruckten 16-seitigen
Druckprodukten ferner auch ein 32-seitiges Druckprodukt bzw. Einzelexemplar hergestellt
werden, wenn mit Sammelproduktion gefahren wird, das heißt wenn im Basisfalzwerk ein
16-seitiges Druckvorprodukt (zwei Exemplarhöhen) auf das nachfolgende, ebenfalls 16-seitige
Druckvorprodukt (zwei Exemplarhöhen) gelegt wird.
[0006] Zur Veranschaulichung der Einfachumfangsproduktion und der Doppelumfangsproduktion
wird schon hier auf die Figuren 2 und 3 verwiesen, welche einerseits das Falzschema
eines aus in Einfachumfangsproduktion hergestellten Bahnstrangs (d.h. einer oder mehrerer
übereinander gelegter, mit Einfachumfangsdruckwerken bedruckten Bedruckstoffbahnen)
und andererseits das Falzschema eines in Doppelumfangsproduktion hergestellten Bahnstrangs
(d.h. einer oder mehrerer übereinander gelegter, mit Doppelumfangs-Plattenzylindern
ausgestatteten Druckwerken bedruckten Bedruckstoffbahnen) zeigen.
[0007] Figur 2 zeigt einen dem Umfang eines Einfachumfangsplattenzylindern entsprechenden
Druckstoffbahnabschnitt, Figur 3 einen dem Umfang eines Doppelumfangsplattenzylinder
entsprechenden Abschnitt einer Bedruckstoffbahn, wobei jeweils die einzelnen Seiten
des herzustellenden Endprodukts als dunkel hinterlegte Rechtecke eingezeichnet sind
und mit gestrichelten Linien die Falz- und Schnittlinien, an denen die Bedruckstoffbahn
in Falzapparat gefalzt oder geschnitten wird.
[0008] Mit einem Dreieck ist dabei ein Falztrichter symbolisiert, an dem die Bedruckstoffbahn
längs gefalzt wird, mit zwei waagrechten, parallelen Linien die im Falzwerk, bzw.
Basisfalzwerk eingebrachte Querfalzung, wobei im Fall der in Figur 3 dargestellten
Doppelumfangsproduktion vor dem Querfalzen noch eine Querschneidbearbeitung durchzuführen
ist, welche durch die beiden gekreuzten Linien symbolisiert sein soll. Im Basisfalzwerk
wird also der per Trichter längs gefalzte Heftstrang zunächst an einer entsprechenden
Querschneideinrichtung in Druck(vor)-Produkte mit einer dem Einfachumfang entsprechenden
Höhe von zwei Exemplarseiten zerschnitten und quergefalzt. Die Druck(vor)-Produkte
werden dann bei Einsatz eines Einfachumfangsplattenzylinders, aber möglicherweise
auch bei Einsatz eines Doppelumfangsplattenzylinders (z.B. -bei zweimal dem gleichen
Druckbild auf den Plattenzylinder-) ungesammelt aus dem Basisfalzwerk herausgeführt
oder - im Fall der in Fig. 3 dargestellten Doppelumfangsproduktion - zur Erzeugung
von Druckprodukten mit doppelter Seitenzahl vor dem Verlassen des Basisfalzwerks übereinander
gelegt bzw. gesammelt, so dass das Druck(end)-produkt aus zwei Bögen ä zwei Exemplarhöhen
bzw. ä zwei übereinander stehende Exemplarseiten besteht.
[0009] Die das Basisfalzwerk verlassenden Einzelexemplare können nun entweder im Doppelformat
(z.B. DIN A3) bzw. in Überkopfproduktion direkt über eine zumeist ein Schaufelrad
aufweisende Auslageeinrichtung auf einem Auslageband ausgelegt werden oder einer nachgeschalteten
Station zur Einbringung eines sogenannten dritten Falzes bzw. zweiten Längsfalzes
zugeführt werden. Die zweite Längsfalzstufe bzw. -station ist in den Figuren 2 und
3 mit zwei in Form eines umgedrehten T angeordneten Linien symbolisiert. Dort werden
die Einzelexemplare zum zweiten Mal längsgefalzt, um so Druckprodukte mit einem einfachen
Format (z.B. DIN A4) herzustellen. Einrichtungen zum Einbringen des zweiten Längsfalzes
weisen heute üblicherweise eine Falztrommel auf, in welcher eine eine Zykloiden-Bewegung
ausführende Welle drehbar aufgenommen ist, auf der ein Falzmesser angebracht ist,
welches die Exemplare zwischen zwei gegenüberliegende Rollen drückt.
[0010] Der zweiten Längsfalzstufe ist bei den schnelllaufenden Sleeve- oder Doppelumfangsmaschinen
eine Verlangsamungsstation und eine Exemplarweiche vorgeschaltet ist, an welcher die
Exemplare auf zwei Vorrichtungen zum Einbringen des dritten Falzes aufgeteilt werden.
Denn während bei den eingangs erwähnten älteren Maschinenbaureihen mit Einfachumfangsdruckeinheiten
oder -werken bzw. mit Druckwerken, welche Einfachumfangsplattenzylinder aufweisen
(Fig. 2), die Plattenzylinderdrehzahl der limitierende Faktor für die Arbeitsgeschwindigkeit
der Druckmaschine war, können mit Doppelumfangsdruckmaschinen bzw. Doppelumfangsdruckeinheiten
oder -werken (Fig. 3), aber auch mit Einfachumfangsdruckwerken in Sleeve-Ausführung
derart hohe Bedruckstoffbahngeschwindigkeiten gefahren werden, das nun der Arbeits-
bzw. Falztakt einer Vorrichtung zur Einbringung des zweiten Längsfalzes zu gering
ist, um die Druckmaschine mit ihrer möglichen Arbeitsgeschwindigkeit zu betreiben.
Denn mit gängigen zweiten Längsfalzvorrichtungen können Falztakte von bis zu 50.000
Exemplare/h gefahren werden, wobei jüngste Entwicklungen gemäß des eigenen Patents
DE 103 14 945 B4 schon zweite Längsfalzeinrichtungen mit Falztakten von bis zu 65.000 Exemplare/h
versprechen.
[0011] Dieses Problem wird durch den Einsatz von zwei zweiten Längswalzeinrichtungen der
vorstehend beschriebenen Art umgangen, welchen eine Exemplarweiche vorgeschaltet ist,
der über eine Produktverlangsamungsstation die das Basisfalzwerk verlassenden Produkte
zugeführt werden, so dass jede zweite Längsfalzeinrichtung letztlich nur noch den
halben Falztakt wie die in den Falzapparat einlaufende Bedruckstoffbahn aufweisen
muss, um die Plattenzylinderdrehzahl voll ausnutzen zu können. Dadurch ergibt sich
jedoch nicht nur eine hohe Fehleranfälligkeit aufgrund der an der Exemplarweiche immer
wieder auftretenden Produktstaus, sondern auch eine nach Volumen und Bauhöhe groß
zu dimensionierende Druckmaschine und damit ein hoher Platzbedarf, sowie hohe Anschaffungskosten.
[0012] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Rollenrotationsmaschine sowie
einen Falzapparat dafür und ein geeignetes Druckverfahren zu schaffen, mit denen die
vorstehend genannten Nachteile bei Druckmaschinen überwunden werden, deren maximale
Arbeitsgeschwindigkeit höher als der Falztakt ihrer zweiten Längsfalzeinrichtungen
ist.
[0013] Diese Aufgabe wird hinsichtlich des Falzapparats mit den Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst, hinsichtlich der Rollenrotationsmaschine mit den Merkmalen des Anspruchs
7 und hinsichtlich des Druckverfahrens mit den Merkmalen des Anspruchs 11.
[0014] Der Erfinder hat erkannt, dass es auch bei Rollenrotationsdruckmaschinen, bei denen
die Plattenzylinderdrehgeschwindigkeit nicht der limitierende Faktor für die maximal
mögliche Bahngeschwindigkeit ist, sondern der Falztakt in der zweiten Längsfalzstufe,
also bei Rollenrotationsdruckmaschinen, bei denen eine durch eine maximale Plattenzylinderdrehgeschwindigkeit
oder sonstige Maschinengröße im Vorlauf des Falzapparats bestimmte maximale Druckstoffbahngeschwindigkeit
höher als der maximale Falztakt einer in der zweiten Längsfalzstufe vorgesehenen,
einem Basisfalzwerk der Druckmaschine nachgeschalteten zweiten Längsfalzeinrichtung
ist, auch bei Einsatz lediglich einer dem Basisfalzwerk nachgeordneten zweiten Längsfalzeinrichtung
in den meisten Produktionsarten gelingt, mit der hohen, lediglich durch die Plattenzylinderdrehzahl
begrenzten maximalen Druckstoffbahngeschwindigkeit zu fahren. Lediglich bei ungesammelter
und gleichzeitig über den dritten Falz geführter Produktion muss die Druckstoffbahngeschwindigkeit
auf den maximalen Falztakt der einzigen zweiten Längsfalzeinrichtung gedrosselt werden.
Insgesamt muss also der Ausstoß der Druckmaschine nur in einer von vier möglichen
Produktionsweisen gedrosselt werden.
[0015] Dieser Nachteil wird in vielen Anwendungsfällen durch die sofort einsichtigen Vorteile
hinsichtlich eingesparter Anschaffungskosten, Baugröße, Anforderungen an die Gewichtsbelastbarkeit
des Untergrunds mehr als ausgeglichen, insbesondere bei Rollenoffset-Illustrationsdruckmaschinen,
auf denen sehr häufig in Sammelproduktion produziert wird.
[0016] Dementsprechend wird erfindungsgemäß ein auf eine solche schnell laufende (d.h.,
die Plattenzylinderdrehzahl ist nicht der limitierende Faktor, sondern der Falztakt
in einer zweiten Längsfalzeinrichtung) angepasster Falzapparat vorgeschlagen, welcher
entsprechend der hohen Druckstoffbahngeschwindigkeit am Punktur- oder Greiferfalzzylinder
und am Falzklappenzylinder einen Umfang von mindestens fünf Exemplarhöhen aufweist
und sich dadurch auszeichnet, dass die zweite Längsfalzstufe lediglich eine einzige
zweite Längsfalzeinrichtung aufweist.
[0017] Die Druckstoffbahngeschwindigkeit und die Ist-Bahngeschwindigkeit, auf die es im
Rahmen der Erfindung ankommt ist dabei die Bahngeschwindigkeit im Falzapparateinlauf,
also z.B. nach dem Falztrichter- oder -magazinaufbau und nicht eine lokal beschleunigte
oder abgebremste Bahngeschwindigkeit, wie sie z.B: zwischen Schneidzylinderpaar und
Greiferfalzzylinder in Greiferfalzwerken bzw. nach Durchlauf einer dem Falzwerk nachgeordneten
Verlangsamungsstation vorkommt.
[0018] Ferner wird eine schnell laufende Rollenrotationsdruckmaschine, insbesondere Rollenoffset-Illustrationsdruckmaschine
vorgeschlagen, bei der der Falzapparat lediglich eine einzige zweite Längsfalzrichtung
aufweist. Bei Durchführung des erfindungsgemäßen Druckverfahrens gelingt es sowohl
mit dem erfindungsgemäßen Falzapparat, als auch mit der erfindungsgemäßen Rollenrotationsdruckmaschine,
wie vorstehend beschrieben, sowohl bei Sammelproduktion als auch bei Direkt-Auslage
(Überkopfproduktion) die zur Verfügung stehende Plattenzylinderdrehzahl der Druckmaschine
voll auszunutzen, ohne dass eine zweite Längsfalzvorrichtung notwendig wäre. Lediglich
bei ungesammelter und über die zweite Längsfalzstufe geführter Produktion ist die
Ist-Druckstoffbahngeschwindigkeit auf dem Falztakt der zweiten Längsfalzvorrichtung
zu drosseln, über die die gesamte Produktion dann gefahren wird. Der Erfindung liegt
dabei die Idee zugrunde, bei Sammelproduktion das Basisfalzwerk als vorgeschaltete
Puffer- bzw. Verlangsamungseinheit für die zweite Längsfalzeinrichtung zu nutzen.
[0019] Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0020] So hat es sich insbesondere als vorteilhaft erwiesen, die einzige zweite Längsfalzeinrichtung
gemäß Patent
DE 103 14 954 B4 auszubilden. Denn mit einer derartigen zweiten Längsfalzeinrichtung können bis zu
65.000 Exemplare/h und mehr gefalzt werden, wohingegen bei bisher üblichen zweiten
Längsfalzeinrichtungen ein maximaler Falztakt von bis zu 45.000 bis 50.000 Exemplaren/h
erreichbar ist. Bei Doppelumfangsmaschinen entspricht dies bei ungesammelter zweifach
längsgefalzter Produktion einer Plattenzylinderdrehzahl von bis zu 32.500 Umdrehungen/h
gegenüber 22.500 - 25.000 Umdrehungen/h bei heute standardmäßig eingesetzten zweiten
Längsfalzeinrichtungen.
[0021] Die Erfindung eignet sich dabei besonders zum Einsatz bei Doppelumfangsdruckwerken
oder -einheiten bzw. Druckmaschinen mit einem oder mehrerer solcher Doppelumfangsdruckwerke
(Druckwerke, bei denen der Plattenzylinder einen Doppelumfang aufweist), weil hier
hohe Bahngeschwindigkeiten von über 75.000 Exemplaren/h, in manchen Fällen von bis
zu 50.000 Plattenzylinderumdrehungen/h, das entspricht 100.000 Exemplaren/h, gefahren
werden können, und zwar bei hoher Druckqualität. Die Erfindung ist aber auch bei Einfachumfangs-Sleevezylindern
im Druckwerk einsetzbar, welche bei allerdings niedrigerer Druckqualität mit bis zu
85.000 Zylinderumdrehungen/h gefahren werden können.
[0022] Mit der Angabe "Exemplare/h" wird bezogen auf die Druckstoffbahngeschwindigkeit im
Rahmen der Anmeldung auf ein 16-seitiges Produkt bzw. Exemplar abgestellt, dessen
zwei Exemplarhöhen auf einem Einfachumfang oder einem halben Doppelumfang Platz finden.
Die Erfindung ist aber selbstverständlich auch bei breiteren Druckmaschinen einsetzbar,
auf denen Exemplare mit mehr als vier Seiten Breite produziert werden können, also
z.B. 24-, 32- und bis zu 80-seitige Exemplare.
[0023] Ein denkbares Zylinderverhältnis für ein in einem Falzapparat gemäß der Erfindung
eingesetzten Basisfalzwerk wäre beispielsweise 1:5:5. Bevorzugt wird jedoch ein Zylinderverhältnis
von 2:5:5 oder sogar von 3:5:5 bzw. 4:7:7, wie es schon in heutigen Schnellläufermaschinen
eingesetzt wird. Dem Basisfalzwerk und der einzigen zweiten Längsfalzeinrichtung kann
dabei eine Verlangsamungsstation zwischengeordnet sein, welche in an sich bekannter
Weise mit einer Nockenwelle und einer gegenüberliegenden Gegenwalze ausgestattet sein
kann. Diese Verlangsamungsstation dient zur Verlangsamung der aus dem Basisfalzwerk
kommenden Exemplare, um diese dann der zweiten Längsfalzvorrichtung mit niedrigerer
kinetischer Energie zuzuführen. Die bei Sammelproduktion bestehende Lücke zwischen
den aus dem Basisfalzwerk kommenden Exemplaren wird dabei als Bremsweg genutzt.
[0024] Vorteilhaft weist der Falzapparat einen Falzüberbau mit mindestens einem Trichter
für Längsfalzung der Bedruckstoffbahn bzw. des in den Falzapparat einlaufenden möglicherweise
aus mehreren Bedruckstoffbahnen bestehenden Heftstrangs auf. Die Erfindung lässt sich
jedoch auch bei Ballontrichteraufbauten oder nebeneinander angeordneten Trichtern
einsetzen. Ebenso denkbar wäre ein Magazinaufbau des Falzapparats.
[0025] Im Rahmen der Erfindung ist es selbstverständlich möglich mit der Rollenrotationsdruckmaschine
bzw. dem erfindungsgemäßen Falzapparat und dem erfindungsgemäßen Druckverfahren neben
der ungesammelten, nur einfach längsgefalzten Produktion, der ungesammelten, zweifach
längsgefalzten Produktion (hier mit verminderter Ist-Druckstoffbahngeschwindigkeit),
sowie der gesammelten, nur einfach längsgefalzten Produktion und der gesammelten,
zweifach längsgefalzten Produktion auch eine mehrfach gesammelte Produktion (längsgefalzt
oder nicht längsgefalzt) mit unvermindert hoher Ist-Druckstoffbahngeschwindigkeit
herzustellen. Ferner ist es selbstverständlich möglich, mehrere Auslagebänder für
die Direktauslagen und auch mehrere Auslagebänder für die dem zweiten Längsfalzapparat
nachgeordnete Auslage vorzusehen, um unterschiedliche Schuppenströme mit abweichenden
Produkten auszulegen. Ebenfalls wäre es denkbar, Exemplare aus nicht mit einem zweiten
Längsfalz versehenen Produktion und Exemplare aus einer Produktion mit zweitem Längsfalz
auf derselben Auslage auszulegen.
[0026] Im Folgenden wird eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung anhand der beiliegenden
Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- eine Seitenansicht eines Falzapparats gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der
Erfindung;
- Figur 2
- einen einem Einfachumfangsplattenzylinder entsprechenden Abschnitt einer Druckstoffbahn
mit eingezeichneten Falzlinien und Exemplarblättern, und
- Figur 3
- einen entsprechenden Druckstoffbahnabschnitt, der einem Doppelumfangsplattenzylinder
entspricht.
[0027] Figur 1 zeigt einen Falzapparat, welcher insgesamt mit 1 bezeichnet ist und einen
Längsfalztrichter 2 im Trichteraufbau aufweist, über den die Bedruckstoffbahn über
eine Serie von nicht näher bezeichneten Zug- und optional Perforierwalzenpaare in
ein Falzwerk bzw. Basisfalzwerk geführt wird, welches insgesamt mit 3 bezeichnet ist.
Die Erfindung kann jedoch ebenso bei einem Falzapparat mit Magazinaufbau eingesetzt
werden.
[0028] Das Basisfalzwerk 3 weist dabei einen Schneidmesserzylinder 11 auf, dem gegenüber
ein Punkturfalzzylinder 12 angeordnet ist. Bei Durchlauf durch den Spalt zwischen
dem Schneidmesserzylinder 11 und dem Punkturfalzzylinder 12 wird die Bedruckstoffbahn
in Einzelexemplare geschnitten, wobei im vorliegenden Ausführungsbeispiel der Schneidmesserzylinder
11 einen Doppelumfang aufweist und somit zwei Schneidmesser pro Umfang, um bei gleicher
Drehzahl wie ein Doppelumfangsplattenzylinder im vorgeschalteten Druckwerk zwei Exemplare
(bzw. bei Sammelproduktion Exemplarbögen) pro Umdrehung abzutrennen.
[0029] Danach werden die Exemplare bzw. Exemplarbögen mittels Punkturnadeln auf den Fünffachumfangs-Punkturfalzzylinder
12 aufgenadelt, welcher bei Sammelproduktion gleichzeitig als Sammelzylinder für mehrere
aufeinander zu legende Exemplare dient. Nach einer halben Umdrehung bzw. einer n+0,5-fachen
Umdrehung des Punkturfalzzylinders 12, je nachdem ob gesammelt wird und ob der jeweilige
Exemplarbogen oben oder unten liegt, werden die Exemplare an einen Falzklappenzylinder
13 übergeben, wobei der Querfalz in das jeweilige Exemplar eingebracht wird. Oberhalb
des Falzklappenzylinders 13b ist ein optionaler weiterer Zylinder 14 zum Einbringen
eines zweiten Querfalzes (z.B. Delta- oder Doppelparallelproduktion) angeordnet. Unterhalb
des Punkturfalzzylinders befindet sich ein optionaler Heftzylinder 15. Der Falzklappenzylinder
13 weist dabei ebenfalls einen fünffach großen Umfang auf.
[0030] Vom Falzklappenzylinder 13 werden die quergefalzten, gesammelten oder ungesammelten
Einzelexemplare einer Förderbandanordnung zugeführt, zwischen deren Bändern die Einzelexemplare
einer dem Basisfalzwerk 3 nachgeordneten Verlangsamungsstation 5 zugeleitet werden,
welche mit einer Nockenwelle und einer gegenüberliegenden Gegenwalze ausgestattet
ist. In dem Spalt zwischen Nocken und Gegenwalze werden die ankommenden Einzelexemplare
entsprechend verlangsamt, um sie der nachgeordneten zweiten Längsfalzstufe im richtigen
Takt mit geringer kinetischer Energie zuzuführen. Diese zweite Längsfalzstufe würde
üblicherweise zwei über eine Exemplarweiche jeweils mit halber Exemplarzahl beschickte
zweite Längsfalzeinrichtungen aufweisen.
[0031] Gemäß der vorliegenden Erfindung weist die zweite Längsfalzstufe des Falzapparats
1 lediglich eine einzige zweite Längsfalzeinrichtung 7 auf, welche bei gewünschtem
zweiten Längsfalz direkt mit den von der Verlangsamungsstation 5 kommenden Exemplaren
beschickt wird.
[0032] Die zweite Längsfalzeinrichtung 7 weist dabei eine oberseitig angeordnete Falztrommel
mit einer darin zykloidartige Bewegungen ausführenden Falzmesserwelle mit einem Falzmesser
auf, welches die Einzelexemplare zwischen zwei darunter angeordneten Walzen drückt,
von wo aus sie zu einem Schaufelrad 8 gelangen, über welches die mit einem zweiten
Längsfalz versehene Exemplare auf einer Produktauslage ausgelegt werden.
[0033] Wahlweise kann die zweite Längsfalzeinrichtung 7 jedoch auch abgeschaltet werden
und die von der Produktverlangsamungsstation 5 kommenden Exemplare nicht mit einem
zweiten Längsfalz versehen werden, sondern an der zweiten Längsfalzeinrichtung 7 vorbei
einem Schaufelrad 9 zugeführt werden, über welches sie auf einer für die Überkopfproduktion
vorgesehenen Produktauslage ausgelegt werden.
[0034] Wird gesammelt und/oder in Überkopfproduktion (Direktauslage) produziert, kann mit
ungebremster Maschinengeschwindigkeit produziert werden. Wird dagegen ungesammelt
und mit zweitem Längsfalz produziert, so muss die Maschine auf den Falztakt der einzigen
zweiten Längsfalzeinrichtung gedrosselt werden.
[0035] Dazu ist vorteilhaft eine entsprechende übergeordnete Steuerung vorgesehen, welche
für jede eingestellte Produktionsart die richtige Höchstgeschwindigkeit für die Plattenzylinderdrehzahl
bzw. eine Leitachse der Druckmaschine vorgibt, auf welche die Druckwerke und/oder
das Falzwerk synchronisiert sind. Der Drucker kann dann einen Sollwert für die Maschinengeschwindigkeit
bzw. die Geschwindigkeit einer die Maschinengeschwindigkeit vorgebenden Leitachse
einstellen, welcher sich in den vorgegebenen Grenzen hält.
[0036] Bezüglich der Figuren 2 und 3, welche lediglich erläuternde Darstellungen sind und
keine speziellen Merkmale einer Ausführungsform der Erfindung zeigen, wird auf die
Beschreibungseinleitung verwiesen.
[0037] Abweichungen und Modifikationen von dem dargestellten Ausführungsbeispiel sind möglich
ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0038]
- 1
- Falzapparat
- 2
- Falzüberbau
- 3
- Basisfalzwerk
- 5
- Verlangsamungsstation
- 7
- zweite Längsfalzeinrichtung
- 8
- Schaufelrad
- 9
- Schaufelrad
- 11
- Schneidmesserzylinder
- 12
- Punkturfalzzylinder
- 13
- Falzklappenzylinder
- 14
- optionaler Zylinder für Delta- bzw. Doppelparallelproduktion
- 15
- optionaler Heftzylinder
1. Falzapparat (1) für eine schnelllaufende Rollenrotationsdruckmaschine, insbesondere
Rollenoffset-Illustrationsdruckmaschine, mit
einem Basisfalzwerk (3) (Schneidmesserzylinder (11) oder Schneidzylinderpaar, Punkturfalzzylinder
(12) oder Greiferfalzzylinder, Falzklappenzylinder (13)), mit dem eine Anzahl in das
Basisfalzwerk (3) führbarer Bedruckstoffbahnen in Einzelexemplare schneid- und querfalzbar
sind, und
einer dem Falzklappenzylinder (13) nachgeordnete zweiten Längsfalzstufe (7), wobei
Punktur- oder Greiferfalzzylinder (12) und Falzklappenzylinder (13) einen Umfang von
5 Exemplarhöhen oder größer aufweisen,
dadurch gekennzeichnet, dass
die zweite Längsfalzstufe (7) lediglich eine einzige zweite Längsfalzeinrichtung (7)
aufweist.
2. Falzapparat (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Basisfalzwerk (3) ein Zylinderverhältnis von 2:5:5, 3:5:5 oder 4:7:7 aufweist.
3. Falzapparat (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass dem Basisfalzwerk (3) und der einzigen zweiten Längsfalzeinrichtung (7) eine Verlangsamungsstation
(5) zwischengeordnet ist.
4. Falzapparat (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die einzige zweite Längsfalzeinrichtung (7) eine Falztrommel und eine in der Falztrommel
drehbar gelagerten Falzmesserwelle gemäß Patent DE 103 14 945 B4 aufweist.
5. Falzapparat (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die eine zweite Längsfalzeinrichtung (7) einen maximalen Falztakt von größer gleich
40.000 Exemplaren/h aufweist, vorzugsweise von größer gleich 60.000 Exemplare/h, beispielsweise
65.000 Exemplare/h.
6. Falzapparat (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Falzapparat und insbesondere der Falzüberbau (2) für eine maximale Druckstoffbahngeschwindigkeit
größer gleich 75.000 Exemplare/h ausgelegt ist.
7. Rollenrotationsdruckmaschine, insbesondere Rollenoffset-Illustrationsdruckmaschine,
mit
einem Falzapparat (1) gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1, wobei
eine durch eine maximale Plattenzylinderdrehgeschwindigkeit oder sonstige Maschinengrößen
im Vorlauf des Falzapparats bestimmte maximale Druckstoffbahngeschwindigkeit (in Exemplaren/h)
der Rollenrotationsdruckmaschine höher als der maximale Falztakt (in Exemplaren/h)
einer in der zweiten Längsfalzstufe (7) vorgesehenen, dem Basisfalzwerk (3) nachgeschalteten
zweiten Längsfalzeinrichtung (7) ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Falzapparat (1) gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche ausgebildet ist.
8. Rollenrotationsdruckmaschine nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine der einzigen zweiten Längsfalzeinrichtung (7) nachgeordnete Auslage
(8) und zumindest eine der zweiten Längsfalzeinrichtung (7) nebengeordnete Auslage
(9) vorgesehen sind, so dass die Einzelexemplare wahlweise der einzigen zweiten Längsfalzeinrichtung
(7) zugeführt oder direkt auslegbar sind.
9. Rollenrotationsdruckmaschine nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Rollenrotationsdruckmaschine als Doppelumfangsmaschine ausgebildet ist.
10. Rollenrotationsdruckmaschine nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Rollenrotationsdruckmaschine eine maximale Bahngeschwindigkeit von größer gleich
75.000 Exemplaren/h aufweist.
11. Verfahren zur Erzeugung von Druckprodukten aus einer Anzahl Bedruckstoffbahnen, wobei
die Anzahl Bedruckstoffbahnen auf einer schnelllaufenden Rollenrotationsdruckmaschine,
insbesondere einer Rollenoffset-Illustrationsdruckmaschine, bevorzugt nach einem der
Ansprüche 6 bis 8 bedruckt und einem Falzapparat (1) mit einem Basisfalzwerk (3) und
einer nachgeschalteten zweiten Längsfalzstufe (7), insbesondere nach einem der Ansprüche
1 bis 5 zugeführt und dort in Einzelexemplare geschnitten und quergefalzt werden,
welche wiederum wahlweise gesammelt oder ungesammelt wahlweise direkt ausgelegt oder
einer zweiten Längsfalzstufe (7) zugeführt werden, wobei
eine durch eine maximale Plattenzylinderdrehgeschwindigkeit oder sonstige Maschinengrößen
im Vorlauf des Falzapparats (1) bestimmte maximale Druckstoffbahngeschwindigkeit (in
Exemplaren/h) der Rollenrotationsdruckmaschine höher als ein maximaler Falztakt (in
Exemplaren/h) jeder in der zweiten Längsfalzstufe (7) vorgesehenen, dem Basisfalzwerk
(3) nachgeschalteten zweiten Längsfalzeinrichtung (7) ist, wobei
die Bedruckstoffbahn dem Basisfalzwerk (3) mit einer Ist-Bahngeschwindigkeit kleiner
gleich der maximalen Bahngeschwindigkeit zugeführt wird, und
jede zweite Längsfalzeinrichtung (7) mit einem Ist-Falztakt kleiner gleich ihrem maximalen
Falztakt betrieben wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
die das Basisfalzwerk (3) verlassenden Einzelexemplare wahlweise direkt ausgelegt
oder einer einzigen zweiten Längsfalzeinrichtung (7) zugeführt werden, wobei bei Sammelproduktion
und/oder bei Direkt-Auslage mit einer Ist-Bahngeschwindigkeit gefahren wird, welche
größer als der maximale Falztakt der einen zweiten Längsfalzeinrichtung (7) ist, wohingegen
bei ungesammelter und über die zweite Längsfalzstufe (7) geführter Produktion mit
einer auf zumindest den Ist-Falztakt der einen zweiten Längsfalzeinrichtung (7) gedrosselten
Ist-Bahngeschwindigkeit gefahren wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass auf dem Basisfalzwerk (3) vorgeordneten Druckwerken mit Doppelumfangsplattenzylindern
eine Doppelumfangsproduktion gefahren wird.
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass die das Basisfalzwerk (3) verlassenden Einzelexemplare bei über die zweite Längsfalzstufe
(7) geführter Produktion mittels einer dem Basisfalzwerk (3) und der einzigen zweiten
Längsfalzeinrichtung (7) zwischengeordneten Verlangsamungsstation (5) auf einen Ist-Falztakt
der einen zweiten Längsfalzeinrichtung (7) ausgerichtet werden.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die maximale Bahngeschwindigkeit größer gleich 75.000 Exemplare/h bei einer Doppelumfangsdruckmaschine
liegt oder größer gleich 65.000 Exemplare/h bei einer Sleeve-Einfachumfangsdruckmaschine.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass der maximale Falztakt der einen zweiten Längsfalzeinrichtung (7) bei größer gleich
45.000 Exemplare/h liegt, vorzugsweise bei größer gleich 60.000 Exemplare/h, beispielsweise
65.000 Exemplare/h.