[0001] Die Erfindung betrifft ein im Patentanspruch 1 angegebenes Verfahren zur Adaption
von Hörgerätparametern, ein im Patentanspruch 12 angegebenes Hörgerät für das erfindungsgemäße
Verfahren, eine im Patentanspruch 13 zugehörige externe Einheit und ein im Patentanspruch
14 angegebenes Computerprogramm zum Ausführen des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0002] Hörgeräte sind tragbare Hörvorrichtungen, die zur Versorgung von Schwerhörenden dienen.
Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche
Bauformen von Hörgeräten wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte, Hörgeräte mit externem Hörer
und In-dem-Ohr-Hörgeräte, z.B. Concha-Hörgeräte oder Kanal-Hörgeräte, bereitgestellt.
Die beispielhaft angeführten Hörgeräte werden am Außenohr oder im Gehörgang getragen.
Darüber hinaus stehen auf dem Markt aber auch Knochenleitungshörhilfen, implantierbare
oder vibrotaktile Hörhilfen zur Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation des geschädigten
Gehörs entweder mechanisch oder elektrisch.
[0003] Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler,
einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein
Schallempfänger, zum Beispiel ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger,
beispielweise eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist meist als elektroakustischer
Wandler, zum Beispiel als Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer Wandler,
beispielsweise als Knochenleitungshörer, realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise
in eine Signalverarbeitungseinheit integriert. Dieser prinzipielle Aufbau ist in Figur
1 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr-Hörgeräts dargestellt. In ein Hörgerätegehäuse
1 zum Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere Mikrofone 2 zur Aufnahme des Schalls
aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit 3, die ebenfalls in das
Hörgerätegehäuse 1 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale und verstärkt sie.
Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 3 wird an einen Lautsprecher bzw.
Hörer 4 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall wird gegebenenfalls
über einen Schallschlauch, der mit einer Otoplastik im Gehörgang fixiert ist, zum
Trommelfell des Geräteträgers übertragen. Die Energieversorgung des Hörgeräts und
insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 3 erfolgt durch eine ebenfalls ins
Hörgerätegehäuse 1 integrierte Batterie 5.
[0004] Vor einer Benutzung durch den Hörgeräteträger wird das Hörgerät entsprechend dem
Hörverlust des Trägers durch einen Hörgeräteakustiker eingestellt. Die Einstellungen
basieren in der Regel auf einem gemessenen Audiogramm, ergänzt um eine Abfrage von
eventuellen Erfahrungen mit Hörgeräten, persönlicher Präferenzen oder Eigenschaften,
und/oder Angabe der speziellen akustischen Ankopplung. Daraus abgeleitet werden die
Verstärkungen und Kompressionen in den einzelnen Frequenzbändern individuell voreingestellt
und gegebenenfalls vom Hörgeräteakustiker fein angepasst. Weitere Parameter, wie Kompressionszeitkonstanten,
Störgeräuschunterdrückung, Richtwirkung etc., können entweder aufgrund von Fragen
oder dem Alter des Trägers automatisch gesetzt oder vom Akustiker im Beratungsgespräch
manuell eingestellt werden, oder sind im Hörgerät fest vorkonfiguriert. Daher sind
diese Parameter trägerspezifisch nicht notwendigerweise optimal eingestellt.
[0005] Es ist Aufgabe der Erfindung voreingestellte Hörgerätparameter hörgeräteträgerspezifisch
zu optimieren und ein Verfahren und eine Vorrichtung anzugeben, welche eine Adaption
von Hörgeräteparametern ermöglichen.
[0006] Gemäß der Erfindung wird die gestellte Aufgabe mit dem Verfahren des unabhängigen
Patentanspruchs 1, dem Hörgerät des unabhängigen Patentanspruchs 12, der externen
Einheit des unabhängigen Patentanspruchs 13 und dem Computerprogramm des unabhängigen
Patentanspruchs 14 gelöst.
[0007] Die Erfindung beansprucht ein Verfahren zur Adaption von mindestens einem Hörgerätparameter
mit einer Ermittlung einer ersten Sprachverständlichkeitsschwelle, mit einem Vergleich
der ermittelten ersten Sprachverständlichkeitsschwelle mit einem vorgebbaren Referenzwert
und mit einer Adaption des mindestens einen Hörgerätparameters aufgrund des Vergleichs.
Vorteilhaft daran ist, dass Hörgerätparameter, die bislang nicht individuell aufgrund
von objektiven Messdaten einstellbar waren, mittels einer objektiven Messung angepasst
werden können.
[0008] In einer Weiterbildung kann die Ermittlung einer ersten Sprachverständlichkeitsschwelle
durch ein Hörgerät erfolgen, wobei zwischen dem Hörgerät und einer externen Einheit
Daten ausgetauscht werden, kann der Vergleich der ermittelten ersten Sprachverständlichkeitsschwelle
mit einem vorgebbaren, im Hörgerät gespeicherten Referenzwert erfolgen und kann die
Adaption des mindestens einen Hörgerätparameters aufgrund des Vergleichs im Hörgerät
vorgenommen werden. Dadurch kann die Adaption ausschließlich hörgerätgesteuert vorgenommen
werden.
[0009] In einer weiteren Ausführungsform kann eine interaktive Bedienung der externen Einheit
durch einen Hörgerätenutzer erfolgen. Die externe Einheit kann auch Teil des Hörgeräts
sein. Nur durch Bedienung einer externen Einheit kann ohne Hörgeräteakustiker vom
Hörgerätträger selbst eine Adaption der Hörgerätparameter vorgenommen werden.
[0010] Bevorzugt kann die erste Sprachverständlichkeitsschwelle mit einem modulierten Störgeräusch
ermittelt werden. Dies bietet den Vorteil einer praxisnahen Simulation.
[0011] Außerdem kann der Referenzwert auf statistischer Basis erfolgen und fest im Hörgerät
oder der externen Einheit hinterlegt werden.
[0012] Des Weiteren kann die Ermittlung des Referenzwerts als eine zweite Sprachverständlichkeitsschwelle
erfolgen. Dadurch kann das Ergebnis mehr individualisiert und somit verbessert werden.
[0013] Außerdem kann das erfindungsgemäße Verfahren eine interaktive Bedienung der externen
Einheit durch einen Hörgerätenutzer bei der Ermittlung des Referenzwerts umfassen.
Vorteilhaft daran ist eine einfache und sichere Bedienerführung.
[0014] In einer weiteren Ausprägung der Erfindung kann die zweite Sprachverständlichkeitsschwelle
mit einem stationären Störgeräusch ermittelt werden. Dadurch können gute, individualisierte
Adaptionsergebnisse erreicht werden.
[0015] In einer Weiterbildung kann der Vergleich eine Differenzbildung aus der ersten Sprachverständlichkeitsschwelle
und dem Referenzwert umfassen. Dies bietet den Vorteil eines einfachen und robusten
Vergleichs.
[0016] Vorzugsweise können die Hörgerätparameter Zeitkonstanten der Kompression und/oder
Zeitkonstanten des Ein- und Ausblendens einer Störgeräuschbefreiung und/oder Omni/Dir-Umblendung
umfassen. Diese Parameter sind in der Regel bisher noch nicht objektiv individualisiert.
[0017] In einer weiteren Ausführungsform können zur Ermittlung der ersten und/oder zweiten
Sprachverständlichkeitsschwelle gängige Sprachverständlichkeitstests für Sprache in
Störgeräusch, wie z.B. im deutschsprachigen Raum der Oldenburger Sprachverständlichkeitstest
(OISa), Göttinger Satztest (Gö-Sa), oder Einzeltöne oder Schmalbandrauschsignale verwendet
werden. Dies bietet den Vorteil einer auf wissenschaftlichen Grundlagen basierten
Umsetzung.
[0018] Des Weiteren kann vor der Ermittlung der ersten und/oder zweiten Sprachverständlichkeitsschwelle
eine Grundeinstellung der Hörgerätparameter mittels Audiogramm vorgenommen werden.
[0019] Dadurch ist eine optimale Ausgangsbasis für eine erfindungsgemäße Adaption geschaffen.
[0020] Die Erfindung beansprucht auch ein Hörgerät mit einer Steuereinheit zur Durchführung
eines erfindungsgemäßen Verfahrens. Das Hörgerät umfasst eine Vergleichseinheit, welche
die ermittelte erste Sprachverständlichkeitsschwelle mit einem vorgebbaren Referenzwert
vergleicht.
[0021] Die Erfindung beansprucht außerdem eine externe Einheit zur Durchführung eines erfindungsgemäßen
Verfahrens. Dies bietet den Vorteil einer einfachen und automatisierten Bedienung.
[0022] Die Erfindung beansprucht auch ein Computerprogrammprodukt mit einem Computerprogramm,
das Softwaremittel zur Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens aufweist, wenn
das Computerprogramm in einer Steuereinheit ausgeführt wird.
[0023] Weitere Besonderheiten und Vorteile der Erfindung werden aus den nachfolgenden Erläuterungen
mehrerer Ausführungsbeispiele anhand von schematischen Zeichnungen ersichtlich.
Es zeigen:
[0024]
- Figur 1:
- einen prinzipiellen Aufbau eines Hörgeräts gemäß Stand der Technik,
- Figur 2:
- ein Ablaufdiagramm mit Bestimmung einer ersten Sprachverständlichkeitsschwelle,
- Figur 3:
- ein Ablaufdiagramm mit Bestimmung einer ersten und einer zweiten Sprachverständlichkeitsschwelle
und
- Figur 4:
- ein Blockschaltbild eines Hörgeräts und einer externen Einheit.
[0025] Figur 2 zeigt ein Ablaufdiagramm eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur Adaption
von Hörgerätparametern HP. Im Schritt 100 werden einem Hörgerätträger ein Hörgerät
und eine externe Einheit bereitgestellt. Nachfolgend wird im Schritt 101 ein Audiogramm,
beispielsweise durch einen Hörgeräteakustiker, neu bestimmt oder bereitgestellt. Aufgrund
des Audiogramms werden im Schritt 102 die Hörgerätparameter HP, wie Verstärkung und
Kompression, im Hörgerät eingestellt. Weitere Parameter HP, wie Kompressionszeitkonstanten,
Störgeräuschunterdrückung und Richtwirkung, werden gerätespezifisch oder basierend
auf in die Anpasssoftware integrierte Fragen eingestellt und nehmen auf die messbare
Hörfähigkeit des Nutzers keinen Bezug. Um diese Parameter HP besser individualisieren
zu können, wird im Schritt 103 eine erste Sprachverständlichkeitsschwelle SVS1 bestimmt.
[0026] Eine Schwerhörigkeit wird von den meisten Menschen besonders durch ihre Probleme
bei der Kommunikation in geräuschbehafteter Umgebung bemerkt. Um ein realistisches
Maß für diese Fehlhörigkeit zu erhalten, werden in der Hördiagnostik Sprachverständlichkeitstests
im Störgeräusch durchgeführt. Die Alltagssituation kann möglichst genau nachgebildet
werden, indem Sprachverständlichkeitstests im Störgeräusch verwendet werden, bei denen
als Nutzsignal einzelne Wörter oder ganze Sätze dargeboten werden. Mit einem derartigen
Test wird die Sprachverständlichkeitsschwelle ermittelt. Die Sprachverständlichkeitsschwelle
entspricht 50 % Sprachverständlichkeit, wobei die Anzahl der richtig verstandenen
Wörter gezählt wird.
[0027] Bekannt und erfolgreich einsetzbar für die Ermittlung der Sprachverständlichkeitsschwelle
ist z.B. der Oldenburger Satztest. Das Sprachmaterial setzt sich aus 40 Testlisten
von je 20 oder 30 Sätzen zusammen. Die Sätze haben jeweils die Form:
Name Verb Zahlwort Adjektiv Objekt mit zufälliger Kombination aus einem Inventar von insgesamt 50 Wörtern. Dadurch sind
die Sätze nicht immer sinnvoll, so dass die Listen sich nicht auswendig lernen lassen
und daher mit ihnen wiederholt gemessen werden kann.
[0028] Die erste Sprachverständlichkeitsschwelle SVS1 wird mit einem wie oben beschriebenen
Satztest ermittelt, wobei sowohl die gesprochenen Sätze als auch ein moduliertes Störgeräusch
mSG vom Hörgerät zugespielt werden. Das Störgeräusch mSG entspricht einem Sprach simulierenden
Rauschen, das im Langzeitspektrum mit dem des Satzmaterials übereinstimmt. Die erste
Sprachverständlichkeitsschwelle SVS1 wird mittels einer adaptiven Steuerung ermittelt.
Dabei wird üblicherweise das modulierte Störgeräusch mSG in der Messung bei einem
festen Pegel dargeboten. Der Pegel der Sprache wird adaptiv, das heißt gemäß der Antwort
des Hörgerätträgers, verändert. Die Messung wird mit Hilfe einer externen Einheit,
beispielsweise eine Fernbedienung, vom Hörgerätträger gesteuert. Durch eine interaktive
Bedienung der externen Einheit können die richtig verstandenen Wörter erfasst werden.
[0029] Im darauffolgenden Schritt 105 wird die in Schritt 103 ermittelte erste Sprachverständlichkeitsschwelle
SVS1 mit einem im Hörgerät gespeicherten Referenzwert RW verglichen. Dazu wird beispielsweise
die Differenz der ersten Sprachverständlichkeitsschwelle SVS1 und dem Referenzwert
RW gebildet. Übersteigt die Differenz einen bestimmten Wert, kann der Hörgerätträger
"in die Lücken hören" und die Zeitkonstanten der Kompression und eventuell andere
Parameter könnten angepasst werden.
[0030] Die Anpassung der Hörgerätparameter HP entsprechend der Auswertung aus Schritt 105
erfolgt im Schritt 106.
[0031] Mit den adaptierten Hörgerätparametern HP kann das erfindungsgemäße Verfahren nach
Figur 2 zur Überprüfung der Einstellungen wiederholt werden. Das Verfahren kann ohne
Beteiligung eines Hörgeräteakustikers automatisch vom Hörgerät und der externen Einheit
gesteuert ablaufen.
[0032] Figur 3 zeigt ein Ablaufdiagramm eines weiteren erfindungsgemäßen Verfahrens zur
Adaption von Hörgerätparametern HP. Im Schritt 100 werden einem Hörgerätträger ein
Hörgerät und eine externe Einheit bereitgestellt. Nachfolgend wird im Schritt 101
ein Audiogramm beispielsweise durch einen Hörgeräteakustiker bestimmt. Aufgrund des
Audiogramms werden im Schritt 102 die Hörgerätparameter HP, wie Verstärkung und Kompression,
im Hörgerät eingestellt. Weitere Parameter HP, wie Kompressionszeitkonstanten, Störgeräuschunterdrückung
und Richtwirkung, werden gerätespezifisch eingestellt und nehmen auf die Hörfähigkeit
des Nutzers keinen Bezug. Um diese Parameter HP besser individualisieren zu können,
wird im Schritt 103 eine erste Sprachverständlichkeitsschwelle SVS1 bestimmt. Die
erste Sprachverständlichkeitsschwelle SVS1 wird mit einem wie oben zu Figur 2 beschriebenen
Satztest ermittelt, wobei sowohl die gesprochenen Sätze als auch ein moduliertes Störgeräusch
mSG vom Hörgerät zugespielt werden. Das Störgeräusch mSG entspricht einem sprachsimulierenden
Rauschen, das im Langzeitspektrum mit dem des Satzmaterials übereinstimmt. Die erste
Sprachverständlichkeitsschwelle SVS1 wird mittels einer adaptiven Steuerung ermittelt.
Dabei wird das modulierte Störgeräusch mSG in der Messung bei einem festen Pegel dargeboten.
Der Pegel der Sprache wird adaptiv, das heißt gemäß der Antwort des Hörgerätträgers,
verändert. Die Messung wird mit Hilfe einer externen Einheit, beispielsweise eine
Fernbedienung, vom Hörgerätträger gesteuert. Durch eine interaktive Bedienung der
externen Einheit können die richtig verstandenen Wörter erfasst werden.
[0033] Im Unterschied zu Figur 2 wird bei dem Verfahren nach Figur 3 eine zweite Sprachverständlichkeitsschwelle
SVS2 als Referenzwert RW im Schritt 104 ermittelt. Die zweite Sprachverständlichkeitsschwelle
SVS2 unterscheidet sich von der ersten SVS1 lediglich dadurch, dass anstelle des modulierten
Störgeräuschs mSG ein stationäres Störgeräusch sSG verwendet wird. Auch dieses wird
vom Hörgerät zur Verfügung gestellt und direkt dem Hörgerätträger über den Hörer zugespielt.
[0034] Im darauffolgenden Schritt 105 wird die in Schritt 103 ermittelte erste Sprachverständlichkeitsschwelle
SVS1 mit der im Schritt 104 ermittelten zweiten Sprachverständlichkeitsschwelle SVS2
verglichen. Dazu wird beispielsweise die Differenz der ersten Sprachverständlichkeitsschwelle
SVS1 und der zweiten Sprachverständlichkeitsschwelle SVS2 gebildet. Übersteigt die
Differenz einen bestimmten Wert, kann der Hörgerätträger "in die Lücken hören" und
die Zeitkonstanten der Kompression und eventuell andere Parameter könnten angepasst
werden.
[0035] Die Anpassung der Hörgerätparameter HP erfolgt im Schritt 106.
[0036] Mit den adaptierten Hörgerätparametern HP kann das erfindungsgemäße Verfahren gemäß
Figur 3 zur Überprüfung der Einstellungen wiederholt werden. Das Verfahren läuft ohne
Beteiligung eines Hörgeräteakustikers automatisch vom Hörgerät gesteuert im Zusammenwirken
mit der externen Einheit ab.
[0037] Alternativ zur Verwendung eines Satztests mit gesprochenen Wörtern bei den Verfahren
gemäß Figuren 2 und 3 können zur Abschätzung von erster und zweiter Sprachverständlichkeitsschwelle
SV1, SV2 auch Einzeltöne oder Schmalbandrauschsignale genommen werden.
[0038] In Figur 4 ist ein stark vereinfachtes Blockschaltbild einer erfindungsgemäßen Anordnung
mit einem Hörgerät 10 und einer externen Einheit 20, die mittels einer Funkübertragung
30 Daten miteinander austauschen können, dargestellt. Von einem Mikrofon 11 können
Schallsignale aufgenommen und einer Signalverarbeitungs- und Steuereinheit 13 zugeführte
werden. Dort werden die Signale u.a. verstärkt und adaptiert und einem Hörer 12 zur
Abgabe an einen Nutzer zugeführt. Von der Steuereinheit 13 wird die Ermittlung der
ersten und zweiten Sprachverständlichkeitsschwelle SV1, SV2 gesteuert. Dazu kann die
Steuereinheit 13 auf in einer Speichereinheit 15 abgespeicherte Wörter bzw. Sätze
oder Einzeltonfolgen oder Schmalbandrauschsignale zugreifen. Die Steuereinheit 13
ist auch mit einer Vergleichseinheit 14 verbunden, die, beispielsweise durch Differenzbildung,
die ermittelte erste Sprachverständlichkeitsschwelle SVS1 mit der ermittelten zweiten
Sprachverständlichkeitsschwelle SVS2 vergleicht. Aus dem Ergebnis des Vergleichs werden
voreingestellte Hörgerätparameter HP verändert.
[0039] Das Hörgerät 1 kann mit Hilfe eines Funkmoduls 16, das mit der Steuereinheit 13 verbunden
ist, mit einer externen Einheit 20, zum Beispiel mit einer Fernbedienung, drahtlos
kommunizieren. Zum Senden und Empfangen von Daten besitzt die externe Einheit 20 ebenfalls
ein Funkmodul 24, das mit einem Steuermodul 21 verbunden ist. Über eine Eingabeeinheit
22 und eine Anzeigeeinheit 23 kann durch einen Nutzer die Adaption der Hörgerätparameter
HP mittels Messung der Sprachverständlichkeitsschwellen SV1, SV2 bedient und gesteuert
werden.
[0040] Bezugszeichenliste
- 1
- Hörgerätegehäuse
- 2
- Mikrofon
- 3
- Signalverarbeitungseinheit
- 4
- Hörer
- 5
- Batterie
- 10
- Hörgerät
- 11
- Mikrofon
- 12
- Hörer
- 13
- Steuer- und Signalverarbeitungseinheit
- 14
- Vergleichseinheit
- 15
- Speichereinheit
- 16
- Funkmodul
- 20
- Fernbedienung / externe Einheit
- 21
- Steuermodul
- 22
- Eingabeeinheit
- 23
- Anzeigeeinheit
- 24
- Funkmodul
- 30
- Funkübertragungsstrecke
- 100
- Hörgerätbereitstellung
- 101
- Audiogrammbestimmung
- 102
- Hörgerätparameter-Grundeinstellung
- 103
- Ermittlung der ersten Sprachverständlichkeitsschwelle
- 104
- Ermittlung der zweiten Sprachverständlichkeitsschwelle
- 105
- Vergleich erste Sprachverständlichkeitsschwelle <> Referenzwert
- 106
- Adaption der Hörgerätparameter
- HP
- Hörgerätparameter
- mSG
- moduliertes Störgeräusch
- RW
- Referenzwert
- sSG
- stationäres Störgeräusch
- SVS1
- erste Sprachverständlichkeitsschwelle
- SVS2
- zweite Sprachverständlichkeitsschwelle
1. Verfahren zur Adaption von mindestens einem Hörgerätparameter (HP),
gekennzeichnet durch:
- Ermittlung (103) einer ersten Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS1),
- Vergleich (105) der ermittelten ersten Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS1) mit
einem vorgebbaren Referenzwert (RW) und
- Adaption (106) des mindestens einen Hörgerätparameters (HP) aufgrund des Vergleichs
(105).
2. Verfahren nach Anspruch 1 mit einem Hörgerät (10) und einer externen Einheit (20),
gekennzeichnet durch:
- Ermittlung (103) einer ersten Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS1) durch das Hörgerät (10), wobei zwischen dem Hörgerät (10) und der externen Einheit (20)
Daten ausgetauscht werden,
- Vergleich (105) der ermittelten ersten Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS1) mit
einem vorgebbaren, im Hörgerät (10) oder der externen Einheit (20) gespeicherten Referenzwert
(RW) und
- Adaption (106) des mindestens einen Hörgerätparameters (HP) durch das Hörgerät (10) aufgrund des Vergleichs (105).
3. Verfahren nach Anspruch 2,
gekennzeichnet durch:
- eine interaktive Bedienung der externen Einheit (20) durch einen Hörgerätenutzer.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die erste Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS1) mit einem modulierten Störgeräusch
(mSG) ermittelt wird.
5. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche,
gekennzeichnet durch:
- Ermittlung (104) des Referenzwerts (RW) als eine zweite Sprachverständlichkeitsschwelle
(SVS2).
6. Verfahren nach Anspruch 5 rückbezogen auf einen der Ansprüche 2 bis 4,
gekennzeichnet durch:
- eine interaktive Bedienung der externen Einheit (20) durch einen Hörgerätenutzer bei der Ermittlung (104) des Referenzwerts (RW).
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die zweite Sprachverständlichkeitsschwelle (SVS2) mit einem stationären Störgeräusch
(sSG) ermittelt wird.
8. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Vergleich (105) eine Differenzbildung zwischen der ersten Sprachverständlichkeitsschwelle
(SVS1) und dem Referenzwert (RW) umfasst.
9. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Hörgerätparameter (HP) Zeitkonstanten der Kompression und/oder Zeitkonstanten
des Ein- und Ausblendens einer Störgeräuschbefreiung und/oder Omni/Dir-Umblendung
umfassen.
10. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Ermittlung (103, 104) der ersten und/oder zweiten Sprachverständlichkeitsschwelle
(SVs1, SVS2) ein Satztest, insbesondere der Oldenburger Sprachverständlichkeitstest,
oder Einzeltöne oder Schmalbandrauschsignale verwendet werden.
11. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass vor der Ermittlung (103, 104) der ersten und/oder zweiten Sprachverständlichkeitsschwelle
(SVS1, SVS2) eine Grundeinstellung (102) der Hörgerätparameter (HP) mittels Audiogramm
vorgenommen wird.
12. Hörgerät (10) mit einer Steuereinheit (13) zur Durchführung des Verfahrens nach einem
der Ansprüche 2 bis 11,
gekennzeichnet durch:
eine Vergleichseinheit (14), die die ermittelte erste Sprachverständlichkeitsschwelle
(SVS1) mit einem vorgebbaren Referenzwert (RW) vergleicht.
13. Externe Einheit (20) mit einer Steuereinheit zur Durchführung des Verfahrens nach
einem der Ansprüche 2 bis 11.
14. Computerprogrammprodukt mit einem Computerprogramm, das Softwaremittel zur Durchführung
eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 11 aufweist, wenn das Computerprogramm
in einer Steuereinheit (13, 21) ausgeführt wird.