[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Offenend-Spinnmaschine mit
einer Vielzahl von Arbeitsstellen, wobei eine Arbeitsstelle über eine Spinnvorrichtung
sowie über eine Fadenabzugseinrichtung und eine Spulvorrichtung zum Herstellen einer
Kreuzspule verfügt und eine Fadenspeichereinrichtung temporär die Fadenmenge speichert,
die während des Hochfahrens der Arbeitsstelle in Folge unterschiedlicher Hochlaufgeschwindigkeiten
von Spinnvorrichtung und Spulvorrichtung entsteht. Ferner betrifft die Erfindung eine
Offenend-Spinnmaschine zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Zur Speicherung des Fadens während des Hochfahrens werden in der Praxis häufig pneumatische
arbeitende Fadenspeicher eingesetzt. Solche Fadenspeicher sind beispielsweise durch
die
DE-AS 2 221 316, durch die
DE 101 39 075 A1 oder durch die
DE 10 2005 055 717 A1 bekannt.
[0003] In der
DE-AS 2 221 316 ist eine Offenend-Rotorspinnmaschine beschrieben, deren Arbeitsstellen eine Offenend-Spinnvorrichtung,
eine Spulvorrichtung und eine Fadenabzugseinrichtung aufweisen. Die Fadenabzugseinrichtung
sorgt dafür, dass während des regulären Spinnbetriebes der Faden mit konstanter Liefergeschwindigkeit
aus der Offenend-Spinnvorrichtung abgezogen und zur Spulvorrichtung geliefert wird.
Im Anschluss an die Fadenabzugseinrichtung ist eine unterdruckbeaufschlagbare Fadenspeicherdüse
angeordnet, die den beim Hochfahren einer Arbeitsstelle auftretenden Fadenüberschuss
temporär speichert und anschließend sukzessiv an die Spulvorrichtung der betreffenden
Arbeitsstelle abgibt.
[0004] Offenend-Rotorspinnmaschinen, deren Arbeitsstellen mit ähnlich ausgebildeten pneumatischen
Fadenspeichern ausgerüstet sind, sind auch durch die
DE 101 39 075 A1 oder die
DE 10 2005 055 717 A1 bekannt. Die Arbeitsstellen dieser bekannten Offenend-Rotorspinnmaschinen weisen
allerdings zusätzlich zum pneumatisch arbeitenden Fadenspeicher jeweils auch einen
mechanischen Fadenspeicher auf. Das beweglich gelagerte Fadenleitorgan dieser mechanischen
Fadenspeicher ist mittels eines elektromotorischen Stellantriebes definiert so verlagerbar,
dass während des regulären Spulprozesses die aufgrund der Fadenchangierung auftretenden
Fadenlängenschwankungen ausgeglichen werden.
[0005] Bei den vorstehend beschriebenen, an sich bewährten pneumatischen Fadenspeichern
hat es sich allerdings als etwas problematisch herausgestellt, jeweils exakt den Zeitpunkt
zu treffen, an dem der Speicher ordnungsgemäß entleert ist, das heißt, die Zeitspanne
zu bestimmen, in der die Kreuzspule nach dem Hochfahren der Arbeitsstelle mit einer
Wickelgeschwindigkeit angetrieben werden muss, die etwas über der Fadenliefergeschwindigkeit
der Offenend-Spinnvorrichtung liegt, zumal diese Zeitspanne von zahlreichen Parametern
abhängig ist, die sich mit jeder neuen Partie ändern.
[0006] Da eine zu lange mit erhöhter Wickelgeschwindigkeit angetriebene Kreuzspule in der
Regel zu einem Fadenbruch führt, während eine Kreuzspule, bei der der Wickelantrieb
zu früh auf Fadenliefergeschwindigkeit zurückgenommen wurde, ohne die notwendige Fadenspannung
gewickelt wird, ist es des Weiteren grundsätzlich bekannt, solche pneumatischen Fadenspeicher
mit einer Sensorik auszustatten, die den Speicherinhalt überwacht.
[0007] Solche, beispielsweise in der
DE 10 2004 057 825 A1 im Zusammenhang mit einem Kreuzspulautomat beschriebenen Einrichtungen zum Überwachen
des Füllzustandes eines pneumatischen Fadenspeichers sind meistens als optische oder
kapazitive Sensoreinrichtungen ausgebildet und relativ kostenintensiv. Das bedeutet,
ein Einsatz derartiger Sensoreinrichtungen ist bei Offenend-Rotorspinnmaschinen, die
300 und mehr Arbeitsstellen aufweisen, wenig wirtschaftlich und damit kaum sinnvoll.
[0008] Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein sicheres Hochfahren der Arbeitstellen zu ermöglichen und auf einfache und kostengünstige
Weise die Geschwindigkeit der Spuleinrichtung während des Hochfahrens einzustellen.
[0009] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Verfahrensanspruches
1 sowie des Vorrichtungsanspruches 2 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung
sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0010] Zur Lösung der Aufgabe wird bei einer neuen Partie zunächst mindestens an einer Arbeitsstelle
(54) für verschiedene Durchmesser der Kreuzspule die Fadenspannung beim Hochfahren
gemessen und die Hochlaufgeschwindigkeit der Spulvorrichtung wird in Abhängigkeit
von der gemessenen Fadenspannung eingestellt. Die Fadenspannung stellt dabei ein Maß
für den Füllzustand der Fadenspeichereinrichtung dar. Erfindungsgemäß wird aus den
eingestellten Geschwindigkeiten jeweils eine Hochlaufkurve für die verschiedenen Durchmesser
der Kreuzspule ermittelt und dann werden diese durchmesserabhängigen Hochlaufkurven
für die jeweilige Partie beim Hochfahren der Arbeitsstellen verwendet. Durch die Ermittlung
der Hochlaufkurven aus Messungen der Fadenspannung werden die unterschiedlichen Parameter
einer jeweiligen Partie automatisch berücksichtigt. Da eine solche Messung nur bei
einem Partiewechsel erforderlich ist, gestaltet sich die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens besonders einfach.
[0011] Neben den Partieparametern spielt beim Hochlauf der Durchmesser der jeweiligen Kreuzspule
eine Rolle. Dadurch können sich die Zeiträume bis zur Leerung des Fadenspeichers und
damit der Zeitpunkt, an dem die Spulgeschwindigkeit wieder abgesenkt werden muss,
verändern. Deshalb werden Hochlaufkurven für verschiedene Kreuzspulendurchmesser ermittelt.
Das heißt, es wird für verschiedene Kreuzspulendruchmesser die Fadenspannung gemessen
und die Spulgeschwindigkeit eingestellt. Nachdem auf diese Weise durchmesserabhängige
Hochlaufkurven ermittelt worden sind, kann für den Hochlauf entweder eine dem aktuellen
Durchmesser der Kreuzspule am nächsten liegende Hochlaufkurve gewählt werden oder
es wird für den jeweiligen Kreuzspulendurchmesser aus den gemessenen Hochlaufkurven
eine Hochlaufkurve interpoliert.
[0012] Zur Durchführung des Verfahrens wird ferner eine Offenend-Spinnmaschine mit einer
Vielzahl von Arbeitsstellen vorgeschlagen, wobei eine Arbeitsstelle über eine Spinnvorrichtung,
über eine Spulvorrichtung zum Herstellen einer Kreuzspule sowie über eine Fadenspeichereinrichtung
verfügt, in der temporär die Fadenmenge speicherbar ist, die während des Hochfahrens
der Arbeitsstelle in Folge unterschiedlicher Hochlaufgeschwindigkeiten von Spinnvorrichtung
und Spulvorrichtung entsteht. Erfindungsgemäß ist eine Arbeitsstelle als Pilotarbeitsstelle
mit einem Fadenzugkraftsensor zur Messung der Fadenspannung ausgestattet und Steuermittel
sind dazu ausgebildet, in Abhängigkeit von der gemessenen Fadenspannung die Hochlaufgeschwindigkeit
der Spulvorrichtung einzustellen und aus den eingestellten Geschwindigkeiten eine
durchmesserabhängige Hochlaufkurve für eine neue Partie zu ermitteln. Ferner sind
Steuermittel dazu ausgebildet, beim Hochfahren der nicht als Pilotarbeitsstellen ausgebildeten
Arbeitsstellen die Hochlaufkurve zu verwenden.
[0013] In einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Offenend-Spinnmaschine
ist der Fadenzugkraftsensor fest an der Pilotarbeitsstelle montiert. Vorzugsweise
weist dann die Pilotarbeitstelle auch die entsprechenden Steuermittel zur Ermittlung
der Hochlaufkurven auf. Es ist dann nur die Pilotarbeitsstelle entsprechend ausgestattet.
Die übrigen Arbeitsstellen können einfacher gestaltet werden und benötigen insbesondere
keinen Fadenzugkraftsensor.
[0014] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Offenend-Spinnmaschine
ist mindestens eine Arbeitsstelle dazu ausgebildet, einen Fadenzugkraftsensor aufzunehmen
und als Pilotarbeitsstelle zu fungieren. In diesem Fall ist der Fadenzugkraftsensor
der Pilotarbeitsstelle austauschbar und auch an anderen dazu ausgebildeten Arbeitsstellen
montierbar. So lässt sich eine Arbeitsstelle schnell zu einer Pilotarbeitsstelle umbauen.
Das ist von Vorteil, wenn auf einer Spinnmaschine gleichzeitig verschiedene Partien
gefertigt werden. Auch ist es möglich, den Fadenzugkraftsensor für verschiedene Spinnmaschinen
zu verwenden und so einen weiteren Kostenvorteil zu erhalten. Der Fadenzugkraftsensor
kann dabei eigene Steuermittel zur Bestimmung der Hochlaufkurve enthalten. Vorteilhafterweise
wird der Fadenzugkraftsensor jedoch an die Steuereinheit der jeweiligen Arbeitsstelle
angeschlossen. Die Arbeitsstellensteuerungen sind heute in der Regel mikroprozessorgesteuert,
so dass die Steuer- und Auswertefunktionen für das Fadenspannungssignal als Software
realisiert werden können und somit keine zusätzliche Hardware erforderlich ist.
[0015] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
[0016] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine erfindungsgemäße Offenend-Spinnmaschine mit einer Pilotarbeitsstelle zur Bestimmung
einer Hochlaufkurve;
- Fig. 2
- eine perspektivische Darstellung der Pilotarbeitsstelle mit einem Fadenzugkraftsensor;
- Fig. 3
- eine Seitenansicht der Pilotarbeitsstelle.
[0017] Fig. 1 zeigt schematisch in Vorderansicht eine Offenend-Rotorspinnmaschine 1 mit
so genannten Endgestellen 52, 53, die, wie bekannt und daher nicht näher dargestellt,
über durchgehende Ver- und Entsorgungskanäle, beispielsweise einen Unterdruckkanal
zur Versorgung der Spinnvorrichtungen mit Spinnunterdruck, einen Elektronikkanal für
ein Bussystem und/oder eine Garnüberwachungseinrichtung sowie einen Kabelkanal zur
Versorgung der Arbeitsstellen 54 mit elektrischer Energie, verbunden sind. An diesen
Ver- und Entsorgungskanälen, die quasi das "Rückgrad" der Textilmaschine darstellen,
sind die Garnbildungs- bzw. Kreuzspulwickeleinrichtungen der Rotorspinnmaschine 1
festlegbar, die eine Vielzahl von normalen Arbeitsstellen 54 sowie eine Pilotarbeitsstelle
10 bilden. An den Arbeitsstellen 54 wird ein Vorlagefaserband, das in Spinnkannen
16 bevorratet ist, zu einem Garn gesponnen, welches auf Kreuzspulen 19 aufgewickelt
wird. In den Endgestellen 52 bzw. 53 sind beispielsweise eine (nicht dargestellte)
textilmaschineneigene Unterdruckversorgungseinrichtung, eine elektrische Energieversorgung
sowie eine Zentralsteuereinheit 55 der Rotorspinnmaschine 1 angeordnet. Die Zentralsteuereinheit
55 ist ihrerseits mit den Arbeitsstellenrechnern 6 der einzelnen normalen Arbeitsstellen
54 und der Pilotarbeitsstelle 10, vorzugsweise über ein Bussystem 7, verbunden.
[0018] In den Figuren 2 und 3 ist jeweils eine Pilotarbeitsstelle 10 dargestellt. Auf den
Pilotarbeitsstellen 10 wird, wie auch auf den Arbeitsstellen 54, mittels einer Offenend-Spinnvorrichtung
12 ein Vorlagefaserband zu einem Faden 17 gesponnen, der anschließend auf einer Spulvorrichtung
18 zu einer Kreuzspule 19 aufgewickelt wird. Eine solche Spulvorrichtung 18 weist
unter anderem über auch einen Spulenrahmen 8 zum drehbaren Haltern einer Auflaufspule
auf.
[0019] Die Pilotarbeitsstelle 10 sowie jede der Arbeitsstellen 54 der Offenend-Rotorspinnmaschine
verfügt über eine Anzahl weiterer, unterschiedlicher Fadenhandhabungs- bzw. Fadenbehandlungseinrichtungen,
die einen ordnungsgemäßen Betrieb der Arbeitsstellen ermöglichen. Jede Arbeitsstelle
weist beispielsweise eine Fadenabzugseinrichtung 20, eine Saugdüse 21, eine Fadenchangiereinrichtung
22 mit einem einzelmotorisch antreibbaren Changierfadenführer 51 sowie eine Spulenantriebseinrichtung
23 auf, deren Spulenantriebswalze 14 zum Beispiel durch einen Elektromotor 27 angetrieben
wird. Der Einzelantrieb 24 für die Fadenabzugseinrichtung 20, der Einzelantrieb 25
für die Saugdüse 21, der Einzelantrieb 26 für den Changierfadenführer 51 sowie der
Einzelantrieb 27 für die Spulenantriebswalze 14 sind dabei über Steuerleitungen 28
- 31 an einen Arbeitsstellenrechner 6 angeschlossen, der seinerseits, vorzugsweise
über ein Bussystem 7, mit der Zentralsteuereinheit 55 der Textilmaschine verbunden
ist. Der in der Offenend-Spinnvorrichtung 12 hergestellte Faden 17 wird durch die
Fadenabzugseinrichtung 20 mit konstanter Fadenliefergeschwindigkeit aus der Offenend-Spinnvorrichtung
12 abgezogen.
[0020] Im Bereich des Fadenlaufweges sind des Weiteren beispielsweise ein Fadenwächter 3,
ein pneumatischer Fadenspeicher 4, ein mechanischer Fadenspeicher 2 sowie eine Paraffiniereinrichtung
5 angeordnet.
[0021] Der pneumatische Fadenspeicher 4 weist eine unterdruckbeaufschlagbare Saugdüse auf,
die unmittelbar hinter dem regulären Fadenlaufweg angeordnet ist und die im Bedarfsfall
den laufenden Faden 17 schlaufenförmig einsaugt und dabei eine gewisse Fadenlänge
temporär speichert. Solche pneumatischen Fadenspeicher 4 sind an sich bekannt und
beispielsweise in der
DE 10 2005 005 717 A1 ausführlich beschrieben.
[0022] In Fadenlaufrichtung F hinter dem pneumatischen Fadenspeicher 4 ist sowohl bei der
Pilotarbeitsstelle 10 als auch jeder anderen Arbeitsstelle 54 der mechanische Fadenspeicher
2 angeordnet. Dieser mechanische Fadenspeicher 2 weist zwei stationäre Fadenleitrollen
38, 39 sowie eine beweglich gelagerte Fadenumlenkrolle 36 auf. Die Fadenumlenkrolle
36 ist an einem Federbauteil 32, vorzugsweise einem Blattfederelement, angeordnet,
das seinerseits an einem Stellhebel 35 festgelegt ist. An den Stellhebel 35, der begrenzt
drehbar gelagert ist, ist ein Antrieb, vorzugsweise ein Schubkolbengetriebe 37, angelenkt,
das eine definierte Verlagerung des Stellhebels 35 und damit der Fadenumlenkrolle
36 ermöglicht.
[0023] Anders als an den anderen Arbeitsstellen 54 ist das Federbauteil 32 an der Pilotarbeitsstelle
mit einem Sensorelement 33 ausgestattet, das mechanische Verformungen des Blattfederbauteils
32 detektiert. Das beispielsweise als Foliendehnungsmessstreifen ausgebildete Sensorelement
33 ist über eine Signalleitung 34 an die arbeitsstelleneigene Steuereinrichtung 6
angeschlossen. Die arbeitsstelleneigene Steuereinrichtung 6 der Pilotarbeitsstelle
10 wertet die Fadenspannung während des Hochlaufes der Arbeitsstelle aus und stellt
die Hochlaufgeschwindigkeit entsprechend ein. Aus diesen Daten können dann die Hochlaufkurven
für die anderen Arbeitsstellen ermittelt werden.
[0024] In dem darstellten Ausführungsbeispiel ist das Blattfederbauteil 32 mittels einer
Schraubverbindung 56 mit dem Stellhebel 35 verbunden und die Steuerleitung 34 des
Sensorelementes 33 ist über eine nicht dargestellte Steckverbindung mit der Steuereinheit
6 verbunden. Auf diese Weise ist das Blattfederbauteil 32 mit dem Sensorelement 33
leicht austauschbar und kann auch an anderen Arbeitsstellen 54 montiert werden. Das
Blattfederbauteil 32 mit dem Sensorelement 33 bildet dann einen austauschbaren Fadenzugkraftsensor.
Damit kann jede Arbeitsstelle zu einer Pilotarbeitsstelle umfunktioniert werden. Die
Software zur Ermittlung der Hochlaufkurve kann in jeder Arbeitsstellensteuerung vorgesehen
sein oder wird im Bedarfsfall eingespielt.
[0025] Alternativ zu der Variante mit dem austauschbaren Fadenzugkraftsensor kann auch ein
fest installierter Sensor verwendet werden.
[0026] Während des normalen Arbeitsprozesses wird der in der Offenend-Spinnvorrichtung 12
hergestellte Faden 17 mittels der Fadenabzugseinrichtung 20 mit konstanter Fadenliefergeschwindigkeit
aus der Offenend-Spinnvorrichtung 12 abgezogen und auf der Spulvorrichtung 18 zu einer
Kreuzspule 19 aufgewickelt. Die zwischen den Armen eines Spulenrahmens 8 rotierbar
gelagerte Kreuzspule 19 liegt dabei mit ihrer Oberfläche auf der einzelmotorisch angetriebenen
Antriebstrommel 14 auf und wird von dieser über Reibschluss in Aufwickelrichtung angetrieben.
Der auf die Kreuzspule 19 auflaufende Faden 17 wird gleichzeitig mittels der Fadenchangiereinrichtung
22 so verlegt, dass er in sich kreuzenden Lagen auf die Mantelfläche der Kreuzspule
19 aufläuft, die während des regulären Spulbetriebs auftretenden Fadenlängenschwankungen
werden durch den mechanischen Fadenspeicher 2 ausgeglichen.
[0027] Wenn es an einer der Arbeitsstellen 54 der Offenend-Rotorspinnmaschine zu einem Störfall,
beispielsweise zu einem Fadenbruch kommt, was vorzugsweise durch den Fadenwächter
3 detektiert wird, sorgt der Arbeitsstellenrechner 6 dafür, dass sowohl die Offenend-Spinnvorrichtung
12 der betreffenden Arbeitsstelle 10 als auch die zugehörige Spulvorrichtung 18 stillgesetzt
werden.
[0028] Der Arbeitsstellenrechner 6 sorgt außerdem dafür, dass die arbeitsstelleneigene Saugdüse
21 in eine Fadenaufnahmestellung in unmittelbarer Nähe der Mantelfläche der Kreuzspule
19 geschwenkt und mit Unterdruck beaufschlagt wird. Anschließend wird die Spulenantriebswalze
14 langsam in Abwickelrichtung rotiert, so dass das nach dem Fadenbruch auf die Mantelfläche
der Kreuzspule 19 aufgelaufene Fadenende durch die Saugdüse 21 aufgenommen werden
kann.
[0029] Während des anschließenden Herunterschwenkens der Saugdüse 21 in den Bereich der
Offenend-Spinnvorrichtung 12 wird der Faden hinter die Fadenumlenkrolle 36 des geöffneten
mechanischen Fadenspeichers 2 gelegt, vor der Mündung des pneumatischen Fadenspeichers
4 vorbeigeführt sowie zwischen den Fadenabzugsrollen der Fadenabzugseinrichtung 20
positioniert. Im Anschluss wird die Fadenabzugseinrichtung 20 geschlossen, der mechanische
Fadenspeicher 2 in Betriebsstellung gebracht, in dem die Fadenumlenkrolle 36 wieder
zwischen die Fadenleitrollen 38 und 39 eingeschwenkt ist, und der pneumatischen Fadenspeicher
4 mit Unterdruck beaufschlagt. Die Saugdüse 21 übergibt das aufgenommene Fadenende
an ein im Bereich der Offenend-Spinnvorrichtung 12 angeordnetes Anspinnorgan 9, das
das Fadenende für das Wiederanspinnen vorbereitet. Der Antrieb 24 der Fadenabzugseinrichtung
20 wird dann durch den Arbeitsstellenrechner 6 so angesteuert, dass eine definierte
Fadenrückführung des vorbereiteten Fadenendes in Richtung der Offenend-Spinnvorrichtung
12 stattfindet.
Da das Anspinnorgan 9 unter dem Einfluss des innerhalb der Offenend-Spinnvorrichtung
12 herrschenden Unterdruckes steht, wird das vorbereitete Fadenende in die Offenend-Spinnvorrichtung
12 hineingesaugt und an einen innerhalb der Offenend-Spinnvorrichtung 12 umlaufenden
Faserring angelegt, der dabei aufgebrochen wird.
[0030] Der neu entstehende Faden 17 wird über die jetzt wieder in Abzugsrichtung laufende
Fadenabzugseinrichtung 20 abgezogen und auf der Spulvorrichtung 18 zu einer Kreuzspule
19 aufgewickelt.
[0031] Da die Kreuzspule 18 im Zuge des Anspinnprozesses nicht mit der gleichen Dynamik
auf Betriebsgeschwindigkeit beschleunigt werden kann wie die Funktionselemente der
Offenend-Spinnvorrichtung 12, liegt die Fadenliefergeschwindigkeit der Offenend-Spinnvorrichtung
12 zunächst etwas über der Wickelgeschwindigkeit der Kreuzspule 19, mit der Folge,
dass sich ein Fadenüberschuss einstellt. Dieser entstehende Fadenüberschuss wird vom
pneumatischen Fadenspeicher 4 in Form einer Fadenschlaufe zwischengespeichert.
[0032] Zum Entleeren des pneumatischen Fadenspeichers 4, das heißt, zum Wiederauflösen der
zwischengespeicherten Fadenschlaufe wird die Kreuzspule 18 etwas über ihre reguläre
Betriebsgeschwindigkeit hinaus beschleunigt, das heißt, die Kreuzspule 18 wird mit
einer Wickelgeschwindigkeit rotiert, die etwas über der Fadenliefergeschwindigkeit
der Offenend-Spinnvorrichtung 12 liegt. Die erhöhte Wickelgeschwindigkeit wird so
lange beibehalten, bis der pneumatische Fadenspeicher 4 vollständig leer ist, anschließend
wird die Kreuzspule wieder mit einer Wickelgeschwindigkeit rotiert, die der Fadenliefergeschwindigkeit
der Offenend-Spinnvorrichtung entspricht.
[0033] Der genaue Zeitpunkt, an dem auf reguläre Wickelgeschwindigkeit zurückgeschaltet
werden muss, wird dabei über eine Hochlaufkurve vorgegeben. Die Hochlaufkurve wird
bei einer neuen Partie durch Versuche an der Pilotarbeitsstelle 10 ermittelt. An der
Pilotarbeitsstelle 10 kann der Zeitpunkt, an dem auf die reguläre Wickelgeschwindigkeit
zurückgeschaltet werden muss, mittels des Sensorelementes 33 an dem mechanischen Fadenspeicher
2 detektiert werden. Das heißt, sobald sich die Fadenschlaufe im pneumatischen Fadenspeicher
4 aufgelöst hat, kommt es aufgrund der überhöhten Wickelgeschwindigkeit der Kreuzspule
18 zu einer Erhöhung der Fadenspannung, die über die Fadenumlenkrolle 36 auf das Federbauteil
32 übertragen wird.
[0034] Die dabei auftretende mechanische Verformung des Federbauteiles 32 wird mittels des
auf dem Federbauteil 32 angeordneten Sensorelementes 33 unmittelbar erfasst und über
die Signalleitung 34 an die Steuereinrichtung 6 der Pilotarbeitsstelle 10 weitergeleitet.
Die Steuereinrichtung 6 verarbeitet dieses Signal dann dahingehend, dass der Motor
der Spulenantriebswalze 14 sofort auf reguläre Wickelgeschwindigkeit zurückgeschaltet
wird. Die so eingestellten Wickelgeschwindigkeiten werden in einer Hochlaufkurve gespeichert
und den anderen Arbeitsstellen 54 über das Bussystem 7 zur Verfügung gestellt. Die
Versuche an der Pilotarbeitsstelle 10 werden für verschiedene Durchmesser der Kreuzspule
wiederholt, so dass sich eine Schar von Hochlaufkurven ergibt.
[0035] Durch das korrekte Umschalten des Wickelantriebs können einerseits zuverlässig Fadenbrüche
vermieden werden, die aus einem zu langen Betrieb mit überhöhter Wickelgeschwindigkeit
resultieren, anderseits kann vermieden werden, dass Kreuzspulen ohne ausreichende
Fadenspannung gewickelt werden, weil bereits auf reguläre Wickelgeschwindigkeit zurückgeschaltet
wurde, bevor die Fadenschlaufe im pneumatischen Fadenspeicher 4 vollständig aufgelöst
war.
1. Verfahren zum Betreiben einer Offenend-Spinnmaschine (1) mit einer Vielzahl von Arbeitsstellen
(54), wobei eine Arbeitsstelle (54) über eine Spinnvorrichtung (12) sowie über eine
Fadenabzugseinrichtung (20) und eine Spulvorrichtung (18) zum Herstellen einer Kreuzspule
(19) verfügt und eine Fadenspeichereinrichtung (4) temporär die Fadenmenge speichert,
die während des Hochfahrens der Arbeitsstelle (54) in Folge unterschiedlicher Hochlaufgeschwindigkeiten
von Spinnvorrichtung (12) und Spulvorrichtung (18) entsteht, dadurch gekennzeichnet, dass bei einer neuen Partie zunächst mindestens an einer Arbeitsstelle (54) für verschiedene
Durchmesser der Kreuzspule (19) die Fadenspannung jeweils beim Hochfahren gemessen
wird, wobei die Fadenspannung ein Maß für den Füllzustand der Fadenspeichereinrichtung
(4) ist, dass in Abhängigkeit von der Fadenspannung die Hochlaufgeschwindigkeit der
Spulvorrichtung (18) eingestellt wird, dass aus den eingestellten Geschwindigkeiten
jeweils eine Hochlaufkurve für die verschiedenen Durchmesser der Kreuzspule (19) ermittelt
wird und dass dann diese durchmesserabhängigen Hochlaufkurven für die jeweilige Partie
beim Hochfahren der Arbeitsstellen (54) verwendet werden.
2. Offenend-Spinnmaschine zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Anspruch 1 mit
einer Vielzahl von Arbeitsstellen (54), wobei jede Arbeitsstelle (54) über eine Spinnvorrichtung
(12), über eine Spulvorrichtung (18) zum Herstellen einer Kreuzspule (19) sowie über
eine Fadenspeichereinrichtung (4) verfügt, in der temporär die Fadenmenge speicherbar
ist, die während des Hochfahrens der jeweiligen Arbeitsstelle (54) in Folge unterschiedlicher
Hochlaufgeschwindigkeiten von Spinnvorrichtung (12) und Spulvorrichtung (18) entsteht,
dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine der Arbeitsstellen (54) als Pilotarbeitsstelle (10) mit einem Fadenzugkraftsensor
(33) zur Messung der Fadenspannung ausgestattet ist und Steuermittel (6) dazu ausgebildet
sind, in Abhängigkeit von der gemessenen Fadenspannung die Hochlaufgeschwindigkeit
der Spulvorrichtung (18) einzustellen und aus den eingestellten Geschwindigkeiten
durchmesserabhängige Hochlaufkurven für eine neue Partie zu ermitteln und Steuermittel
(6) der nicht als Pilotarbeitsstellen (10) ausgebildeten Arbeitsstellen (54) dazu
ausgebildet sind, beim Hochfahren die ermittelten durchmesserabhängigen Hochlaufkurven
zu verwenden.
3. Offenend-Spinnmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Fadenzugkraftsensor (33) fest an der Pilotarbeitsstelle (10) montiert ist.
4. Offenend-Spinnmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Arbeitsstelle (54) dazu ausgebildet ist, einen Fadenzugkraftsensor
(33) aufzunehmen und als Pilotarbeitsstelle (10) zu fungieren.