[0001] Die Erfindung betrifft eine im Patentanspruch 1 angegebene Vorrichtung und ein im
Patentanspruch 8 angegebenes Verfahren zur Störgeräuschschätzung mit einem ersten
und einem zweiten Hörgerät zur binauralen Versorgung eines Hörgeschädigten, wobei
die Hörgeräte jeweils ein erstes und ein zweites omnidirektionales Mikrofon aufweisen
und die beiden Mikrofone jedes Hörgeräts zur Bildung eines ersten und eines zweiten
Richtmikrofons mit einer monauralen Richtcharakteristik elektrisch miteinander verschaltet
sind.
[0002] Hörgeräte sind tragbare Hörvorrichtungen, die zur Versorgung von Schwerhörenden dienen.
Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche
Bauformen von Hörgeräten wie Hinter-dem-Ohr Hörgeräte, Hörgerät mit externem Hörer
und In-dem-Ohr Hörgeräte, z.B. auch Concha-Hörgeräte oder Kanal-Hörgeräte bereitgestellt.
Die beispielhaft aufgeführten Hörgeräte werden am Außenohr oder im Gehörgang getragen.
Darüber hinaus stehen auf dem Markt aber auch Knochenleitungshörhilfen, implantierbare
oder vibrotaktile Hörhilfen zur Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation des geschädigten
Gehörs entweder mechanisch oder elektrisch.
[0003] Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler,
einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein
Schallempfänger, z. B. ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer Empfänger, z.
B. eine Induktionsspule. Der Ausgangswandler ist meist als elektroakustischer Wandler,
z. B. Miniaturlautsprecher, oder als elektromechanischer Wandler, z. B. Knochenleitungshörer,
realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinheit integriert.
Dieser prinzipielle Aufbau ist in Figur 1 am Beispiel eines Hinter-dem-Ohr Hörgeräts
1 dargestellt. In ein Hörgerätegehäuse 2 zum Tragen hinter dem Ohr sind ein oder mehrere
Mikrofone 3 zur Aufnahme des Schalls aus der Umgebung eingebaut. Eine Signalverarbeitungseinheit
4, die ebenfalls in das Hörgerätegehäuse 2 integriert ist, verarbeitet die Mikrofonsignale
und verstärkt sie. Das Ausgangssignal der Signalverarbeitungseinheit 4 wird an einen
Lautsprecher bzw. Hörer 5 übertragen, der ein akustisches Signal ausgibt. Der Schall
wird gegebenenfalls über einen nicht dargestellten Schallschlauch, der mit einer Otoplastik
im Gehörgang fixiert ist, zum Trommelfell des Hörgeräteträgers übertragen. Die Energieversorgung
des Hörgeräts 1 und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit 4 erfolgt durch
eine ebenfalls ins Hörgerätegehäuse 2 integrierte Batterie 6.
[0004] Bei der Verarbeitung digitaler Sprachaufnahmen, z. B. mit digitalen Hörgeräten, ist
es oft wünschenswert, störende Hintergrundgeräusche zu unterdrücken, ohne dabei das
Nutzsignal (Sprache) zu beeinflussen. Hierfür sind Filterverfahren, welche das Kurzzeitspektrum
des Signals beeinflussen, wie das Wiener-Filter, bekannt und geeignet. Allerdings
setzen diese Verfahren eine genaue Schätzung der frequenzabhängigen Leistung des zu
unterdrückenden Störgeräuschs aus einem Eingangssignal voraus. Ist diese Schätzung
ungenau, wird entweder eine nicht zufriedenstellende Störgeräuschunterdrückung erreicht,
das Wunschsignal wird angegriffen oder es entstehen zusätzliche künstlich erzeugte
Störsignale, auch "musical tones" bzw. "musical noise" genannt. Methoden zur Störgeräuschschätzung,
welche diese Probleme vollständig und effizient lösen, stehen noch nicht zur Verfügung.
[0005] Bislang kann die Störgeräuschleistung prinzipiell durch zwei Ansätze geschätzt werden.
Beide Methoden können entweder breitbandig oder bevorzugt in einer Frequenzbereichszerlegung
mittels Filterbank oder Kurzzeit-Fourier-Transformation stattfinden:
1. Sprachaktivitätserkennung:
[0006] Solange keine Sprachaktivität festgestellt wird, betrachtet man die komplette (zeitveränderliche)
Eingangssignalleistung als Störgeräusch. Sofern Sprachaktivität detektiert wird, hält
man die Störgeräuschschätzung auf dem vor dem Einsetzen der Sprachaktivität geschätzten
Wert konstant.
2. Störleistungsschätzung während einer Sprachaktivität (so genanntes "Minimum-Tracking-Verfahren"):
[0007] Es ist bekannt, dass auch während einer Sprachaktivität die Sprachsignalleistung
in einzelnen Frequenzbereichen immer wieder kurzfristig nahezu Null ist. Liegt nun
eine Mischung aus Sprache und vergleichsweise langsam zeitveränderlichem Störgeräusch
zugrunde, so entsprechen die Minima der zeitlich betrachteten spektralen Signalleistung
der Störgeräuschleistung zu diesen Zeitpunkten. Zwischen den festgestellten Minima
muss die Störsignalleistung liegen ("Minimum-Tracking"). Die Ermittlung der Störgeräuschleistung
erfolgt typischerweise getrennt für verschiedene Frequenzbereiche des Eingangssignals.
Hierzu wird das Eingangssignal zunächst mittels einer Filterbank oder einer Fourier-Transformation
in einzelne Frequenzkomponenten aufgespaltet. Diese Komponenten werden dann getrennt
voneinander verarbeitet.
[0008] Bei der oben genannten 1. Methode, stellt einerseits die zuverlässige Erkennung von
Sprachaktivität ein Problem dar, andererseits ist es nicht möglich, zeitlich veränderliche
Störgeräusche während gleichzeitiger Sprachaktivität zu verfolgen.
[0009] Bei der oben beschriebenen 2. Methode sind grundsätzliche Widersprüche in der Einstellung
des Algorithmus zu lösen: Wenn Sprache vorliegt, sollte die Störgeräuschschätzung
nur langsam angepasst werden, um nicht durch schnelle Adaption Sprachanteile als Störgeräusche
zu klassifizieren und hierdurch die Sprachqualität anzugreifen. Liegt keine Sprache
vor, so sollte die Störleistungsschätzung ohne Verzögerung der temporalen Feinstruktur
des Eingangssignals folgen. Hieraus ergeben sich für die Einstellparameter des Verfahrens,
wie z. B. Glättungszeitkonstanten, Fensterlänge für eine Minimumsuche oder Gewichtungsfaktoren
widersprüchliche Anforderungen, die bislang nur im Mittel optimal gelöst werden konnten.
Außerdem ist diese Methode nicht in der Lage, schnellen Änderungen des Störsignals
zu folgen.
[0010] Eine weitere Möglichkeit zur Sprachverbesserung und der Unterdrückung von "Musical
Tones" verspricht die "Cepstrale Glättung" der Gewichtung von spektralen Filtern.
Dabei wird eine rekursive, temporäre Glättung im Wesentlichen auf höhere cepstrale
Koeffizienten angewandt, wobei jene Koeffizienten ausgenommen sind, welche die Tonhöheninformation
repräsentieren. Dieses Verfahren ist auch bei nicht stationären Geräuschen wirksam.
[0011] In der nachveröffentlichten
DE 10 2008 031 A1 werden die einleitend beschriebenen Verfahren zur Störgeräuschschätzung ausführlich
beschrieben.
[0012] Die einleitenden Ausführungen zeigen, dass eine sichere Schätzung eines Störsignals
komplex und aufwendig ist. Insbesondere ist eine genaue Schätzung bei Hörgeräten aufgrund
des Einflusses des Kopfes eines Hörgeräteträgers oftmals schwierig.
[0013] Auch Richtmikrofone zählen zu den seit Jahren etablierten Methoden der Störgeräuschunterdrückung
und führen nachweislich zur Verbesserung der Sprachverständlichkeit in Hörsituationen,
in denen das Nutzsignal und die Störsignale aus unterschiedlichen Richtungen einfallen.
In modernen Hörgeräten wird die Richtwirkung durch differentielle Verarbeitung zweier
oder mehrerer benachbarter Mikrofone mit omnidirektionaler Charakteristik erzeugt.
[0014] Figur 2 zeigt ein vereinfachtes Blockschaltbild eines Richtmikrofonsystems 1. Ordnung
mit einem ersten und einem zweiten Mikrofon 3A, 3B im Abstand von etwa 10 bis 15 mm.
Dadurch entsteht für Schallsignale die von vorne V kommen eine externe Verzögerung
von T2 zwischen den beiden Mikrofonen 3A, 3B, welche dem Abstand der Mikrofone 3A,
3B zueinander entspricht. Das Signal R2 des zweiten Mikrofons 3B wird um die Zeit
T1 in einer Verzögerungseinheit 7 verzögert, im Inverter 8 invertiert und mit dem
Signal R1 des ersten Mikrofons 3A in einem Addierer 9 addiert. Die Summe ergibt das
Richtmikrofonsignal RA, das beispielsweise über eine Signalverarbeitung einem Hörer
zugeführt werden kann. Die richtungsabhängige Empfindlichkeit entsteht im Wesentlichen
aus einer Subtraktion des um die Zeit T2 verzögerten zweiten Mikrofonsignals R2 vom
ersten Signal R1. Schallsignale von vorne V werden somit, nach geeigneter Entzerrung,
nicht gedämpft, während beispielsweise Schallsignale von der Seite S oder von hinten
ausgelöscht werden.
[0015] Aufbau und Wirkungsweise von Richtmikrofonsystemen für Hörgeräte sind zum Beispiel
in der Patentschrift
DE 103 31 956 B3 beschrieben.
[0018] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine weitere Vorrichtung und ein weiteres
Verfahren zur Störgeräuschschätzung anzugeben.
[0019] Gemäß der Erfindung wird die gestellte Aufgabe mit der Vorrichtung zur Störgeräuschschätzung
des unabhängigen Patentanspruchs 1 und dem Verfahren zur Störgeräuschschätzung des
unabhängigen Patentanspruchs 8 gelöst.
[0020] Die Erfindung beansprucht eine Vorrichtung zur Störgeräuschschätzung mit einem ersten
und einem zweiten Hörgerät zur binauralen Versorgung eines Hörgeschädigten, wobei
die Hörgeräte jeweils ein erstes und ein zweites omnidirektionales Mikrofon aufweisen
und die beiden Mikrofone jedes Hörgeräts zur Bildung eines ersten und/oder eines zweiten
Richtmikrofons mit einer monauralen Richtcharakteristik elektrisch miteinander verschaltet
sind. Das erste und/oder zweite Mikrofon des ersten Hörgeräts ist mit dem ersten und/oder
zweiten Mikrofon des zweiten Hörgeräts zur Bildung eines Richtmikrofons mit einer
binauralen Richtcharakteristik drahtlos miteinander verschaltet. Zur Schätzung des
Störgeräusches wird der Pegel eines Ausgangssignals des ersten und/oder des zweiten
Richtmikrofons mit monauraler Richtcharakteristik mit dem Pegel eines Ausgangssignals
des Richtmikrofons mit binauraler Richtcharakteristik verknüpft. Dies bietet den Vorteil,
dass Störgeräusche besser und robust geschätzt werden können.
[0021] In einer Weiterbildung der Erfindung kann die erste und/oder zweite monaurale Richtcharakteristik
eine Nullstelle in Richtung einer Nutzschallquelle ausbilden.
[0022] In einer weiteren Ausführungsform kann die erste und/oder zweite monaurale Richtcharakteristik
eine monaurale Anti-Niere bilden.
[0023] Vorteilhaft kann die binaurale Richtcharakteristik eine Nullstelle in Richtung der
Nutzschallquelle ausbilden.
[0024] Des Weiteren kann die binaurale Richtcharakteristik eine binaurale Acht bilden.
[0025] Außerdem kann die Schätzung durch eine Maximums-Bildung der Pegel der Ausgangssignale
der Richtmikrofone gebildet werden.
[0026] In einer Weiterbildung kann die Schätzung durch eine Summen-Bildung der Pegel der
Ausgangssignale der Richtmikrofone gebildet werden.
[0027] Die Erfindung beansprucht auch ein Verfahren zur Störgeräuschschätzung mit einem
ersten und einem zweiten Hörgerät zur binauralen Versorgung eines Hörgeschädigten,
wobei die Hörgeräte jeweils ein erstes und ein zweites omnidirektionales Mikrofon
aufweisen und die beiden Mikrofone jedes Hörgeräts zur Bildung einer ersten und/oder
einer zweiten monauralen Richtcharakteristik elektrisch miteinander verschaltet werden.
Das erste oder zweite Mikrofon des ersten Hörgeräts wird mit dem ersten oder zweiten
Mikrofon des zweiten Hörgeräts zur Bildung einer binauralen Richtcharakteristik drahtlos
miteinander verschaltet. Zur Schätzung des Störgeräuschs wird der Pegel eines Ausgangssignals
des ersten und/oder des zweiten Richtmikrofons mit monauraler Richtcharakteristik
mit dem Pegel eines Ausgangssignals des Richtmikrofons mit binauraler Richtcharakteristik
verknüpft. Dadurch wird die Störgeräuschschätzung optimiert.
[0028] Bevorzugt kann die erste und/oder zweite monaurale Richtcharakteristik mit einer
Nullstelle in Richtung einer Nutzschallquelle gebildet werden.
[0029] In einer Weiterbildung kann die binaurale Richtcharakteristik mit einer Nullstelle
in Richtung der Nutzschallquelle gebildet werden.
[0030] In einer weiteren Ausführungsform kann die Schätzung durch eine Maximums-Bildung
der Pegel der Ausgangssignale der Richtmikrofone gebildet werden.
[0031] Des Weiteren kann die Schätzung durch eine Summen-Bildung der Pegel der Ausgangssignale
der Richtmikrofone gebildet werden.
[0032] Weitere Besonderheiten und Vorteile der Erfindung werden aus den nachfolgenden Erläuterungen
eines Ausführungsbeispiels anhand von schematischen Zeichnungen ersichtlich.
Es zeigen:
[0033]
- Figur 1:
- ein Hinter-dem-Ohr-Hörgerät gemäß Stand der Technik,
- Figur 2:
- ein Blockschaltbild eines Richtmikrofons gemäß Stand der Technik,
- Figur 3:
- eine monaurale Mikrofonanordnung mit einer antinierenförmigen Richtcharakteristik,
- Figur 4:
- eine binaurale Mikrofonanordnung mit einer achtförmigen Richtcharakteristik und
- Figur 5:
- eine Mikrofonanordnung mit einer monauralen Anti-Niere und einer binauralen Acht.
[0034] Figur 3 zeigt eine Schnittansicht durch den Kopf 10 eines Hörgeräteträgers mit einem
ersten Hörgerät 1A. Der Schnitt erfolgt parallel zu einer Bodenoberfläche in Höhe
des ersten Hörgeräts 1A. Das erste Hörgerät 1A umfasst ein erstes und ein zweites
Mikrofon 3A, 3B. Die beiden Mikrofone 3A, 3B liegen eng beieinander und sind derart
elektrisch miteinander verschaltet, dass sie eine räumliche Richtcharakteristik in
Form einer Anti-Niere 11 bilden. Um eine 0°-Richtung, aus der ein Nutzsignal kommt,
weist die Richtcharakteristik einen Bereich 13 starker Dämpfung auf. Mit dieser monauralen
Richtcharakteristik 11 ist eine Schätzung von Störschall möglich.
[0035] Die monaurale Anti-Niere weist einen relativ großen Öffnungswinkel um die 0°-Richtung
auf. D.h. es bildet sich als Richtcharakteristik eine Art "Kegel" um die 0°-Richtung,
in dem von innen nach außen die Empfindlichkeit der Mikrofoncharakteristik sukzessive
zunimmt. Eine scharfe räumliche Trennung von Quellen um die 0°Richtung, z.B im Bereich
von 10-20°, ist deshalb damit nicht realisierbar. Eine sichere, robuste "vorne/hinten"
Unterscheidung ist aber möglich.
[0036] Figur 4 zeigt eine Schnittansicht durch den Kopf 10 eines Hörgeräteträgers mit einem
ersten Hörgerät 1A und einem zweiten Hörgerät 1B zur binauralen Versorgung. Der Schnitt
erfolgt parallel zu einer Bodenoberfläche in Höhe der beiden Hörgeräte 1A, 1B. Das
erste und das zweite Hörgerät 1A, 1B umfassen jeweils ein erstes Mikrofon 3A. Das
erste Mikrofon 3A des ersten Hörgeräts 1A ist mit dem ersten Mikrofon 3A des zweiten
Hörgeräts 1B zur Bildung eines Richtmikrofons mit einer binauralen Richtcharakteristik
12 drahtlos miteinander verschaltet. Beispielsweise durch einfaches Subtrahieren der
Mikrofonsignale der beiden Mikrofone 3A wird eine räumliche Richtcharakteristik 12
erzeugt, die einer "Acht" entspricht, die in Richtung der die beiden Mikrofone 3A
verbindenden Achse liegt und in der 0°-Ebene idealer Weise einen Bereich 13 mit Empfindlichkeit
Null aufweist.
[0037] Die binaurale Acht 12 weist den Haupt-Nachteil auf, dass zwar die Empfindlichkeit
in 0°-Richtung theoretisch Null ist, jedoch nicht nur in horizontaler 0°-Richtung,
sondern in der ganzen vertikalen 0°-Ebene um den Kopf 10 herum. D.h. Quellen, die
z.B. direkt über oder hinter dem Kopf 10 lokalisiert sind, werden genauso gedämpft
wie Quellen aus 0°-Richtung. Damit werden diese Quellen implizit einem Nutzsignal
zugeschlagen. Vorteilhaft aber ist der relativ schmale Öffnungswinkel in der 0°-Ebene.
[0038] Erfindungsgemäß werden die vorgenannten Richtcharakteristiken 11, 12 für eine Störgeräuschschätzung
so kombiniert, dass die Vorteile genutzt und die Nachteile kompensiert werden.
[0039] Figur 5 zeigt eine Schnittansicht durch den Kopf 10 eines Hörgeräteträgers mit einem
ersten Hörgerät 1A und einem zweiten Hörgerät 1B zur binauralen Versorgung. Der Schnitt
erfolgt parallel zu einer Bodenoberfläche in Höhe der beiden Hörgeräte 1A, 1B. Das
erste Hörgerät 1A umfasst ein erstes Mikrofon 3A und ein zweites Mikrofon 3B. Das
zweite Hörgerät 1B umfasst ein erstes Mikrofon 3A.
[0040] Das erste Mikrofon 3A des ersten Hörgeräts 1A ist mit dem ersten Mikrofon 3A des
zweiten Hörgeräts 1B zur Bildung eines Richtmikrofons mit einer binauralen Richtcharakteristik
12 drahtlos miteinander verschaltet. Beispielsweise durch einfaches Subtrahieren der
Mikrofonsignale der beiden Mikrofone 3A wird eine räumliche Richtcharakteristik 12
erzeugt, die einer "Acht" entspricht, die in Richtung der die Mikrofone 3A verbindenden
Achse liegt und in der 0°-Ebene idealer Weise Empfindlichkeit Null aufweist.
[0041] Die beiden Mikrofone 3A, 3B des ersten Hörgeräts 1A liegen eng beieinander und sind
derart elektrisch miteinander verschaltet, dass sie eine räumliche Richtcharakteristik
in Form einer Anti-Niere 11 bilden. Um eine 0°-Richtung, aus der ein Nutzsignal kommt,
weist die Richtcharakteristik einen Bereich 13 starker Dämpfung auf.
[0042] Je Frequenzband wird nun ein Störpegel entsprechend der unterschiedlichen Richtcharakteristiken
11, 12 geschätzt. Die Ergebnisse der beiden Störschätzverfahren werden durch eine
geeignete Verknüpfung, z.B. eine Maximum- oder Summen-Bildung, derart miteinander
verrechnet, dass das Ergebnis für diejenigen Raumrichtungen, in denen die eine Charakteristik
11 Störschall nur unzureichend durchlässt (kleine Winkel um 0° bei der Antiniere 11,
0°-Ebene um den Kopf bei der binauralen Acht 12) durch die Durchlässigkeit der jeweils
anderen Charakteristik 12 in diesen Richtungen kompensiert wird. Dies ist für alle
Richtungen außer der eng begrenzten 0°-Richtung der Fall. Als Bereich 13, in dem das
Maximum der beiden Ausgangssignalpegel idealer Weise nahe Null liegt, bleibt nur der
Bereich 13 um 0° übrig, begrenzt durch den schmalen horizontale Öffnungswinkel der
binauralen Acht 12 nach vorne und den breiteren Öffnungswinkel der Antiniere 11 nach
vorne. Der schmale Öffnungswinkel in horizontaler Richtung stellt eine stark von der
horizontalen Blickrichtung eines Hörgeräteträgers abhängige Wirkung sicher, die der
eines sehr engen "Beam" nahekommt. Die etwas breitere Öffnung in vertikaler Richtung
sorgt dafür, dass ein Nutzsignal-Bereich weniger von einer Kopfneigung des Hörgeräteträgers
abhängig ist.
[0043] Bezugszeichenliste
- 1
- Hörgerät
- 1A
- erstes Hörgerät
- 1B
- zweites Hörgerät
- 2
- Hörgerätegehäuse
- 3
- Mikrofon
- 3A
- erstes Mikrofon
- 3B
- zweites Mikrofon
- 4
- Signalverarbeitungseinheit
- 5
- Hörer
- 6
- Batterie
- 7
- Verzögerungseinheit
- 8
- Inverter
- 9
- Addierer
- 10
- Kopf eines Hörgeräteträgers
- 11
- monaurale anti-nierenförmige Richtcharakteristik
- 12
- binaurale achtförmige Richtcharakteristik
- 13
- Bereich starker Dämpfung
- R1
- erstes Mikrofonsignal
- R2
- zweites Mikrofonsignal
- RA
- Richtmikrofonsignal
- S
- Signal von der Seite
- T1, T2
- Verzögerung
- V
- Signal von vorne
1. Vorrichtung zur Störgeräuschschätzung mit einem ersten und einem zweiten Hörgerät
(1A, 1B) zur binauralen Versorgung eines Hörgeschädigten, wobei die Hörgeräte (1A,
1B) jeweils ein erstes und ein zweites omnidirektionales Mikrofon (3A, 3B) aufweisen
und die beiden Mikrofone (3A, 3B) jedes Hörgeräts (1A, 1B) zur Bildung eines ersten
und eines zweiten Richtmikrofons mit einer monauralen Richtcharakteristik (11) elektrisch
miteinander verschaltet sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass das erste oder zweite Mikrofon (3A, 3B) des ersten Hörgeräts (1A) mit dem ersten
oder zweiten Mikrofon (3A, 3B) des zweiten Hörgeräts (1B) zur Bildung eines Richtmikrofons
mit einer binauralen Richtcharakteristik (12) drahtlos miteinander verschaltet sind,
und
dass zur Schätzung des Störgeräusches die Pegel von Ausgangssignalen des ersten und des
zweiten Richtmikrofons mit monauraler Richtcharakteristik (11) mit dem Pegel eines
Ausgangssignals des Richtmikrofons mit binauraler Richtcharakteristik (12) verknüpft
sind.
2. Vorrichtung zur Störgeräuschschätzung mit einem ersten und einem zweiten Hörgerät
(1A, 1B) zur binauralen Versorgung eines Hörgeschädigten, wobei das erste Hörgerät
(1A) ein erstes omnidirektionales Mikrofon (3A) und das zweite Hörgerät (1B) ein erstes
und ein zweites omnidirektionales Mikrofon (3A, 3B) aufweisen und die Mikrofone (3A,
3B) des zweiten Hörgeräts (1B) zur Bildung eines zweiten Richtmikrofons mit einer
monauralen Richtcharakteristik (11) elektrisch miteinander verschaltet sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass das erste Mikrofon (3A) des ersten Hörgeräts (1A) mit dem ersten oder zweiten Mikrofon
(3A, 3B) des zweiten Hörgeräts (1B) zur Bildung eines Richtmikrofons mit einer binauralen
Richtcharakteristik (12) drahtlos miteinander verschaltet ist, und
dass zur Schätzung des Störgeräusches der Pegel eines Ausgangssignals des zweiten Richtmikrofons
mit monauraler Richtcharakteristik (11) mit dem Pegel eines Ausgangssignals des Richtmikrofons
mit binauraler Richtcharakteristik (12) verknüpft ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass die erste und/oder zweite monaurale Richtcharakteristik (11) eine Nullstelle in Richtung
einer Nutzschallquelle ausbildet.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,dadurch gekennzeichnet,
dass die erste und/oder zweite monaurale Richtcharakteristik (11) eine monaurale Anti-Niere
bildet.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet,
dass die binaurale Richtcharakteristik (12) eine Nullstelle in Richtung der Nutzschallquelle
ausbildet.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
dass die binaurale Richtcharakteristik (12) eine binaurale Acht bildet.
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass die Schätzung durch eine Maximums-Bildung der Pegel der Ausgangssignale der Richtmikrofone
bildbar ist.
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Schätzung durch eine Summen-Bildung der Pegel der Ausgangssignale der Richtmikrofone
bildbar ist.
9. Verfahren zur Störgeräuschschätzung mit einem ersten und einem zweiten Hörgerät (1A,
1B) zur binauralen Versorgung eines Hörgeschädigten, wobei die Hörgeräte (1A, 1B)
jeweils ein erstes und ein zweites omnidirektionales Mikrofon (3A, 3B) aufweisen und
die beiden Mikrofone (3A, 3B) jedes Hörgeräts (1A, 1B) zur Bildung einer ersten und
einer zweiten monauralen Richtcharakteristik (11) elektrisch miteinander verschaltet
werden,
dadurch gekennzeichnet,
dass das erste oder zweite Mikrofon (3A, 3B) des ersten Hörgeräts (1A) mit dem ersten
oder zweiten Mikrofon (3A, 3B) des zweiten Hörgeräts (1B) zur Bildung einer binauralen
Richtcharakteristik (12) drahtlos miteinander verschaltet wird, und
dass zur Schätzung des Störgeräuschs die Pegel von Ausgangssignalen des ersten und des
zweiten Richtmikrofons mit monauraler Richtcharakteristik (11) mit dem Pegel eines
Ausgangssignals des Richtmikrofons mit binauraler Richtcharakteristik (12) verknüpft
werden.
10. Verfahren zur Störgeräuschschätzung mit einem ersten und einem zweiten Hörgerät (1A,
1B) zur binauralen Versorgung eines Hörgeschädigten, wobei das erste Hörgerät (1A)
ein erstes omnidirektionales Mikrofon (3A) und das zweite Hörgerät (1B) ein erstes
und ein zweites omnidirektionales Mikrofon (3A, 3B) aufweisen und die beiden Mikrofone
(3A, 3B) des zweiten Hörgeräts (1B) zur Bildung einer zweiten monauralen Richtcharakteristik
(11) elektrisch miteinander verschaltet werden,
dadurch gekennzeichnet,
dass das erste Mikrofon (3A) des ersten Hörgeräts (1A) mit dem ersten oder zweiten Mikrofon
(3A, 3B) des zweiten Hörgeräts (1B) zur Bildung einer binauralen Richtcharakteristik
(12) drahtlos miteinander verschaltet wird, und
dass zur Schätzung des Störgeräuschs der Pegel eines Ausgangssignals des zweiten Richtmikrofons
mit monauraler Richtcharakteristik (11) mit dem Pegel eines Ausgangssignals des Richtmikrofons
mit binauraler Richtcharakteristik (12) verknüpft wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch
gekennzeichnet,
dass die erste und/oder zweite monaurale Richtcharakteristik (11) mit einer Nullstelle
in Richtung einer Nutzschallquelle gebildet wird.
12. Verfahren nach einem der Anspruch 9 bis 11, dadurch
gekennzeichnet,
dass die binaurale Richtcharakteristik (12) mit einer Nullstelle in Richtung der Nutzschallquelle
gebildet wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 12, dadurch
gekennzeichnet,
dass die Schätzung durch eine Maximums-Bildung der Pegel der Ausgangssignale der Richtmikrofone
gebildet wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 13, dadurch
gekennzeichnet,
dass die Schätzung durch eine Summen-Bildung der Pegel der Ausgangssignale der Richtmikrofone
gebildet wird.
Geänderte Patentansprüche gemäss Regel 137(2) EPÜ.
1. Vorrichtung zur Störgeräuschschätzung mit einem ersten und einem zweiten Hörgerät
(1A, 1B) zur binauralen Versorgung eines Hörgeschädigten, wobei die Hörgeräte (1A,
1B) jeweils ein erstes und ein zweites omnidirektionales Mikrofon (3A, 3B) aufweisen
und die beiden Mikrofone (3A, 3B) jedes Hörgeräts (1A, 1B) zur Bildung eines ersten
und eines zweiten Richtmikrofons mit einer monauralen Richtcharakteristik (11) elektrisch
miteinander verschaltet sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass das erste oder zweite Mikrofon (3A, 3B) des ersten Hörgeräts (1A) mit dem ersten
oder zweiten Mikrofon (3A, 3B) des zweiten Hörgeräts (1B) zur Bildung eines Richtmikrofons
mit einer binauralen Richtcharakteristik (12) drahtlos miteinander verschaltet sind,
und
dass die Pegel von Ausgangssignalen des ersten und des zweiten Richtmikrofons mit monauraler
Richtcharakteristik (11) mit dem Pegel eines Ausgangssignals des Richtmikrofons mit
binauraler Richtcharakteristik (12) derart verknüpfbar sind, dass ein Schätzwert des
Störgeräuschs bildbar ist.
2. Vorrichtung zur Störgeräuschschätzung mit einem ersten und einem zweiten Hörgerät
(1A, 1B) zur binauralen Versorgung eines Hörgeschädigten, wobei das erste Hörgerät
(1A) ein erstes omnidirektionales Mikrofon (3A) und das zweite Hörgerät (1B) ein erstes
und ein zweites omnidirektionales Mikrofon (3A, 3B) aufweisen und die Mikrofone (3A,
3B) des zweiten Hörgeräts (1B) zur Bildung eines zweiten Richtmikrofons mit einer
monauralen Richtcharakteristik (11) elektrisch miteinander verschaltet sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass das erste Mikrofon (3A) des ersten Hörgeräts (1A) mit dem ersten oder zweiten Mikrofon
(3A, 3B) des zweiten Hörgeräts (1B) zur Bildung eines Richtmikrofons mit einer binauralen
Richtcharakteristik (12) drahtlos miteinander verschaltet ist, und
dass der Pegel eines Ausgangssignals des zweiten Richtmikrofons mit monauraler Richtcharakteristik
(11) mit dem Pegel eines Ausgangssignals des Richtmikrofons mit binauraler Richtcharakteristik
(12) derart verknüpfbar ist, dass ein Schätzwert des Störgeräuschs bildbar ist.
7. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das Verknüpfen durch eine Maximums-Bildung der Pegel der Ausgangssignale der Richtmikrofone
erfolgt.
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
dass das Verknüpfen durch eine Summen-Bildung der Pegel der Ausgangssignale der Richtmikrofone
erfolgt.