Beschreibung
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine thermoplastische Formmasse enthaltend Teilchen
aus wenigstens einem oxidativ vernetzten Pflanzenöl als Kern, welcher von wenigstens
einem Thermoplasten umhüllt ist, wenigstens einen weiteren Thermoplasten, wenigstens
ein Harz, wenigstens einen Füllstoff und gegebenenfalls weitere Additive, ein Verfahren
zur Herstellung einer solche Formmasse und einen Werkstoff enthaltend eine Trägerschicht
und eine solche thermoplastische Formmasse.
[0002] Linoleum ist ein von Frederick Walton 1863 entwickelter Bodenbelag, der hauptsächlich
aus oxidativ polymerisiertem Leinöl, Baumharzen (Kolophonium), Kork- und Holzmehl,
Titanoxid, Farbstoffen und einem Jutegewebe besteht. Vorteile von Linoleum sind vor
allem die Widerstandsfähigkeit gegenüber Ölen, Fetten und Teer. Linoleum ist antistatisch
und wirkt gegen diverse Mikroorganismen leicht fungizid und bakteriostatisch. Ursache
dieser Wirkung ist die permanente Emission von geringen Mengen verschiedener Aldehyde,
wie Hexanal, Acrolein, Acetaldehyd, usw., die aus der praktisch nie endenden Leinöloxidation
an der Luft stammen oder Reste der Oxidationsreaktion im Herstellprozess sind.
[0003] Nachteile von Linoleum sind beispielsweise, dass dieser typische Linoleumgeruch bei
empfindlichen Personen nachweislich Schleimhautreizungen und Allergien auslösen kann.
Des Weiteren ist Linoleum nicht sehr punktlastresistent und nicht für den Einsatz
in Feuchträumen geeignet. Außerdem ist Linoleum sehr empfindlich gegen Alkalien und
wird von diesen chemisch abgebaut.
[0004] Aufgrund der stetig knapper werdenden Erdölreserven besteht ein ständiger Bedarf
nach Werkstoffen, welche aus natürlich nachwachsenden Ressourcen erhalten werden können.
Diese Werkstoffe sollten bezüglich ihrer mechanischen Fähigkeiten wie Steifheit, Belastbarkeit,
mechanischer und chemischer Resistenz, synthetisch hergestellten thermoplastischen
Formmassen bekannt aus dem Stand der Technik ebenbürtig sein. Bevorzugt sollen diese
aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten thermoplastischen Formmassen wenigstens
50 % Inhaltsstoffe aus natürlichen Quellen aufweisen. Die Kosten für derartige neue
Formmassen sollten mit denen für synthetische Formmassen vergleichbar sein. Des Weiteren
sollten die neuen thermoplastischen Formmassen den Regelungen und Anforderungen für
Kunststoffe, welche in Zusammenhang mit Lebensmitteln verwendet werden, entsprechen.
[0005] JP 03-241083 der Tajima Inc. offenbart einen Bodenbelag und ein Verfahren zu dessen Herstellung.
Dieser Bodenbelag wird erhalten, indem ein polymerisierbares Pflanzenöl, wie beispielsweise
Leinsamenöl, ein thermoplastisches Elastomer wie ein Styrol-Elastomer oder Styrol-Butadien-Blockcopolymer,
ein Härter wie Trimethylolpropantrimethacrylat und ein Füllmittel wie beispielsweise
Korkpulver oder Holzspäne vermischt werden, in die gewünschte Form gebracht werden
und anschließend mit energiereichen Strahlen, beispielsweise mit UV-Strahlung, bestrahlt
werden.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine thermoplastische Formmasse bereitzustellen,
welche zu einem Hauptanteil aus Stoffen besteht, die natürlichen Ursprungs sind, welche
eine Steifheit aufweist, welche mit der von schlagfestem Polystyrol (HIPS) vergleichbar
ist, welche kostengünstig hergestellt werden kann, und welche den Regularien bezüglich
der Verwendung im Lebensmittelbereich entsprechen.
[0007] Diese Aufgaben werden gelöst von einer thermoplastischen Formmasse enthaltend
- (A)
- Teilchen aus wenigstens einem oxidativ vernetzten Pflanzenöl als Kern, welcher von
wenigstens einem Thermoplasten umhüllt ist, als Komponente A,
- (B)
- wenigstens einen weiteren Thermoplasten, der mit dem wenigstens einen Ther- moplasten,
der in der Hülle von Komponente A vorliegt, kompatibel ist, als Kom- ponente B,
- (C)
- wenigstens ein Harz, das mit dem wenigstens einen Thermoplasten, der in der Hülle
von Komponente A vorliegt, kompatibel ist, als Komponente C,
- (D)
- wenigstens einen Füllstoff als Komponente D, und
- (E)
- gegebenenfalls weitere Additive als Komponente E.
[0008] Des Weiteren wird die erfindungsgemäße Aufgabe durch ein Verfahren zur Herstellung
einer solchen Formmasse, durch einen Werkstoff, enthaltend eine Trägerschicht und
eine thermoplastische Formmasse, einen Bodenbelag enthaltend einen solchen Werkstoff
und durch die Verwendung der erfindungsgemäßen thermoplastischen Formmasse in Werkstoffen
gelöst.
[0009] Die thermoplastische Formmasse gemäß der vorliegenden Erfindung wird im Folgenden
detailliert beschrieben.
Komponente A:
[0010] In der erfindungsgemäßen thermoplastischen Formmasse sind als Komponente A
(A) Teilchen aus wenigstens einem oxidativ vernetzten Pflanzenöl als Kern, welcher
von wenigstens einem Thermoplast umhüllt ist, enthalten.
[0012] Beispiele für bevorzugte Pflanzenöle sind Leinsamenöl, Perillaöl, Tungöl, Oiticicaöl,
Fischöle, Färberdistelöl, Sonnenblumenöl, Sojabohnenöl, Baumwollsamenöl und Mischungen
davon. Bevorzugt wird Leinsamenöl verwendet.
[0013] Diese Öle können im industriellen Maßstab durch kaltes oder heißes Pressen der entsprechenden
Samen erhalten werden. Gegebenenfalls kann eine Aufreinigung der erhaltenen Öle durch
Destillation erfolgen.
[0015] Bei Ölen mit nicht konjugierten Doppelbindungen besteht der erste Schritt der Vernetzungsreaktion
durch Oxidation aus der Ausbildung von Hydroperoxiden in Allylposition zu den Doppelbindungen.
Zunächst wird ein Radikal durch Dehydrogenierung gebildet, welches durch Addition
von Sauerstoff zum Hydroperoxid umgewandelt wird. Anschließend kann gegebenenfalls
eine Isomerisierung der im Molekül verbliebenen Doppelbindungen stattfinden. Der nächste
Schritt bei der Quervernetzung der genannten Pflanzenöle ist die Ausbildung eines
Peroxy-Radikals durch Abbau des Hydroperoxids. Sodann wird ein freier Radikal-Kettenbildungsprozess
gestartet, und Sauerstoff-Bindungen bzw. Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungen werden
ausgebildet. Abbruchreaktionen in diesem Verfahrensschritt ist die Rekombination von
Radikalen.
[0016] Bei Ölen mit konjugierten Doppelbindungen ist nicht die Ausbildung von Hydroperoxiden
der erste Reaktionsschritt, sondern durch direkten Angriff von Sauerstoff an das konjugierte
Bindungssystem werden zyklische Peroxide ausgebildet. Reaktion dieser Peroxide mit
allylischen Methylengruppen oder Dissoziation liefert Radikale, welche in einem radikalischen
Kettenmechanismus Kohlenstoff-Sauerstoff- und Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungen ausbilden.
Auch diese Reaktion kann durch Rekombination der Radikale oder Disproportionierung
beendet werden.
[0017] Für die Oxidation der genannten Pflanzenöle können im Allgemeinen alle dem Fachmann
bekannten Oxidationsmittel verwendet werden.
[0018] Die Quervernetzung der genannten Pflanzenöle durch Oxidation kann durch geeignete
Katalysatoren katalysiert werden. Geeignete Katalysatoren sind alle Metalle, welche
in verschiedenen Oxidationsstufen vorliegen können, und welche Redox-Reaktionen eingehen
können. Geeignete Metalle für die Quervernetzung von Pflanzenölen sind ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Kobalt, Eisen, Mangan, Cer, Blei, Zirkonium und Mischungen
dieser Metalle.
[0019] Die oxidativ vernetzten Pflanzenöle, welche im Kern der Teilchen vorliegen, können
auch durch Durchleiten von Luft bei einer Temperatur von im Allgemeinen 80 bis 140
°C, bevorzugt 90 bis 120 °C erhalten werden. Bei diesem Verfahren werden Hydroperoxide
gebildet, welche in Radikale zerfallen und so das Molekulargewicht durch Radikalketten-Transferreaktion
erhöhen.
[0020] Der Vernetzungsgrad der oxidativ vernetzten Pflanzenöle kann durch rheologische Methoden
oder durch Messen des Quellgrades bestimmt werden. Diese Methoden sind dem Fachmann
bekannt.
[0021] In der erfindungsgemäßen thermoplastischen Formmasse sind die Teilchen, welche als
Komponente A eingesetzt werden, von wenigstens einem Thermoplast umhüllt.
[0022] Als Thermoplast werden alle Polymere, d.h. Homo- und Copolymere, bezeichnet, welche
sich in einem bestimmten Temperaturbereich reversibel verformen lassen, wobei reversibel
bedeutet, dass dieser Vorgang durch Abkühlung und Wiedererwärmung bis in den schmelzflüssigen
Zustand beliebig oft wiederholt werden kann, so lange nicht durch Überhitzung eine
thermische Zersetzung des Materials einsetzt.
[0023] Als Hülle der Teilchen, welche als Komponente A in der erfindungsgemäßen thermoplastischen
Formmasse vorliegen, können im Allgemeinen alle dem Fachmann bekannte Thermoplaste
eingesetzt werden.
[0024] Zu den Thermoplasten zählen z.B. Polyamide (PA), Polyetheretherketone (PEEK), Polyester
wie Polyethylenterephthalat (PET) oder Polybutylenterephthalat (PBT), Polyvinylchlorid
(PVC), Polyurethan (PU), Polyoxymethylen (POM), Polyethersulfon (PES), Poly-n-Butylmethacrylat
(PBMA), Polymethylmethacrylat (PMMA), Polyimide oder Styrolacrylnitril (SAN).
[0025] Bevorzugt werden Thermoplaste eingesetzt, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
Homo- und Copolymeren aufgebaut aus vinylischen, aromatischen Monomeren, ethylenisch
ungesättigten Monomeren und/oder Dienen.
[0026] Geeignete vinylische, aromatische Monomere entsprechen der allgemeinen Formel (I)

wobei
R
1 bis R
8 unabhängig voneinander Wasserstoff, C
1-C
20-Alkyl, C
2-C
20-Alkenyl, C
2-C
20-Alkinyl, C
5-C
20-Aryl bedeuten können, wobei die Alkyl, Alkenyl und Alkinyl-Reste linear oder verzweigt
sein können und gegebenenfalls mit funktionellen Gruppen ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Amin-, Imin-, Ether-, Hydroxy-, Aldehyd-, Keto-, Carbonsäure-, Carbonsäureanhydrid-,
Nitril-Gruppe, substituiert sein können. In einer bevorzugten Ausführungsform sind
R
1 bis R
3 unabhängig voneinander Wasserstoff oder C
1-C
20-Alkyl, besonders bevorzugt Wasserstoff, Methyl, Ethyl oder Propyl, und R
4 bis R
8 sind unabhängig voneinander Wasserstoff, Methyl oder Ethyl. Ganz besonders bevorzugt
bedeuten R
1 Wasserstoff oder Methyl, und R
2 bis R
8 bedeuten Wasserstoff. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform werden Styrol,
α-Methylstyrol, para-Methylstyrol, 1,1-Diphenylethylen, para-tert.-Butylstyrol oder
Mischungen als vinylische, aromatische Monomere eingesetzt.
[0027] Geeignete ethylenisch ungesättigte Monomere sind im Allgemeinen ausgewählt aus der
Gruppe bestehend aus α,β-ungesättigten Mono- und Dicarbonsäuren, ihren Estern, Anhydriden
und Nitrilen.
[0028] Bevorzugte α,β-ungesättigte Monocarbonsäuren sind Acrylsäure und Methacrylsäure.
[0029] Bevorzugte Ester dieser α,β-ungesättigten Monocarbonsäuren sind Umsetzungsprodukte
der genannten Monocarbonsäure mit Verbindungen, die wenigstens eine OH-Funktion tragen,
d.h. mit ein- oder mehrwertigen Alkoholen.
[0030] Bevorzugte Methacrylsäureester sind C
1-C
8-Alkylester der Methacrylsäure, beispielsweise Methylmethacrylat (MMA), Ethylmethacrylat,
n-, i-Propylmethacrylat, n-Butylmethacrylat, Isobutylmethacrylat, sek.-Butylmethacrylat,
tert.-Butylmethacrylat, Pentylmethacrylat, Hexylmethacrylat, Heptylmethacrylat, Octylmethacrylat
oder 2-Ethylhexylmethacrylat.
[0031] Bevorzugte Acrylsäureester sind C
1-C
8-Alkylester der Acrylsäure, beispielsweise Methylacrylat, Ethylacrylat, n-, i-Propylacrylat,
n-Butylacrylat, Isobutylacrylat, sek.-Butylacrylat, tert.-Butylacrylat, Pentylacrylat,
Hexylacrylat, Heptylacrylat, Octylacrylat oder 2-Ethylhexylacrylat.
[0032] Es können auch Mischungen von zwei oder mehr Acrylsäureestern und/oder Methacrylsäureestern
eingesetzt werden.
[0033] Geeignete Nitrile von α,β-ungesättigten Monocarbonsäuren sind Acrylsäurenitril und
Methacrylsäurenitril, wobei Acrylsäurenitril bevorzugt ist.
[0034] Geeignete α,β-ungesättigte Dicarbonsäuren bzw. α,β-ungesättigte Dicarbonsäureanhydride
sind beispielsweise Maleinsäure oder Maleinsäureanhydrid.
[0035] Erfindungsgemäß können in dem die Hülle des Teilchens in Komponente A bildenden Thermoplasten
alle homo- oder copolymerisierbaren Diene vorliegen. Bevorzugt werden 1,3-Diene eingesetzt,
besonders bevorzugt 1,3-Butadien, 2,3-Dimethylbutadien, Piperylen und/oder Isopren.
[0036] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird als Hülle des als Komponente
A vorliegenden Teilchens Polystyrol eingesetzt. Polystyrol kann nach allen dem Fachmann
bekannten Verfahren hergestellt werden, beispielsweise kationische, anionische oder
radikalisch initiierte Polymerisation in Emulsionen, Lösungen oder Substanz. Das Polystyrol,
welches als Hülle in dem Teilchen vorliegt, weist ein gewichtsmittleres Molekulargewicht
von 80000 bis 300000 g/mol, beispielsweise 100000 bis 200000 g/mol auf.
[0037] In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform wird als Hülle des als Komponente
A vorliegenden Teilchens ein Copolymer aufgebaut aus Styrol und Acrylnitril eingesetzt.
Dieses so genannte SAN-Copolymer weist im Allgemeinen ein gewichtsmittleres Molekulargewicht
von 80000 bis 300000 g/mol, beispielsweise 100000 bis 200000 g/mol auf. Verfahren
zur Herstellung eines geeigneten SAN-Copolymers sind dem Fachmann bekannt.
[0038] Die Bindung des wenigstens einen Thermoplasten an das oxidativ vernetzte Pflanzenöl,
welches im Kern vorliegt, kann durch Wechselwirkungen oder durch kovalente Bindungen,
jeweils zwischen den Molekülen des Thermoplasten und den Molekülen des vernetzten
Pflanzenöls im Kern, erfolgen.
[0039] In dem als Komponente A eingesetzten Teilchen liegt zusätzlich ein Block- oder Pfropfkautschuk
vor. Erfindungsgemäß können alle dem Fachmann bekannten Block- oder Pfropfkautschuke
eingesetzt werden. Bevorzugt werden ABS-Copolymere, Butadien-Styrol-Copolymere oder
Blockcopolymere, die wenigstens einen aus wenigstens einem Styrolmonomeren oder einem
Derivat davon aufgebauten harten Block und wenigstens einen aus einem Styrolmonomeren
sowie wenigstens einem Dien aufgebauten Block aufweisen, beispielsweise SBS-Copolymere,
in Komponente A eingesetzt. Werden erfindungsgemäß Kautschuke eingesetzt, so werden
diese bevorzugt in nicht-agglomerierter Form zugesetzt.
[0040] ABS-Copolymere sind Copolymere aufgebaut aus Acrylsäure, Butadien und Styrol. Verfahren
zur Herstellung von ABS-Copolymeren sind dem Fachmann bekannt.
[0041] SBS-Copolymere sind Blockcopolymere aufgebaut aus Styrol und Butadien. SBS-Copolymere
und Verfahren zu ihrer Herstellung sind beispielsweise beschrieben in
WO 97/40079. Diese Blockpolymeren werden durch anionische Polymerisation in einem unpolaren Lösungsmittel
hergestellt, wobei die Initiierung mittels metallorganischer Verbindungen erfolgt.
Bevorzugt sind Verbindungen der Alkalimetalle, besonders des Lithiums. Beispiele für
Initiatoren sind Methyllithium, Ethyllithium, Propyllithium, n-Butyllithium, sek.
Butyllithium und tert. Butyllithium. Die metallorganische Verbindung wird als Lösung
in einem chemisch inerten Kohlenwasserstoff zugesetzt. Die Dosierung richtet sich
nach dem angestrebten Molekulargewicht des Polymeren, liegt aber in der Regel im Bereich
von 0.002 bis 5 Mol-%, wenn man sie auf die Monomeren bezieht. Als Lösungsmittel werden
bevorzugt aliphatische Kohlenwasserstoffe wie Cyclohexan oder Methylcyclohexan verwendet.
[0042] Erfindungsgemäß werden die statistischen, gleichzeitig Styrol und Dien enthaltenden
Blöcke der Blockcopolymeren unter Zusatz eines löslichen Kaliumsalzes, insbesondere
eines Kaliumalkoholates, insbesondere tertiäre Alkoholate mit mindestens 7 Kohlenstoffatomen,
hergestellt. Typische korrespondierende Alkohole sind z.B. 3-Ethyl-3-pentanol und
2,3-Dimethyl-3-pentanol. Als besonders geeignet erwies sich Tetrahydrolinalool (3,7-Dimethyl-3-oktanol).
Grundsätzlich geeignet sind neben den Kaliumalkoholaten auch andere Kaliumsalze, die
sich gegenüber Metallalkylen inert verhalten. Zu nennen sind hier Dialkylkaliumamide,
alkylierte Diarylkaliumamide, Alkylthiolate und alkylierte Arylthiolate. Die Polymerisationstemperatur
kann zwischen 0 und 130 °C betragen.
[0043] Besonders bevorzugt werden in einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung als
Komponente A Teilchen eingesetzt, die Leinsamenöl als Pflanzenöl, ein SBS-Blockcopolymer
als Kautschuk enthalten und mit Polystyrol umhüllt sind. In einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform enthalten die als Komponente A eingesetzten Teilchen Leinsamenöl als
Pflanzenöl, einen Pfropfkautschuk auf Basis Styrol und/oder Butadien und eine Hülle
aus einem Styrol-Acrylnitril-Copolymer.
[0044] Die Teilchen, welche in der erfindungsgemäßen thermoplastischen Formmasse als Komponente
A vorliegen, weisen im Allgemeinen einen Durchmesser von 1 bis 100 µm, bevorzugt 1
bis 10 µm auf. Die Hülle des als Komponente A vorliegenden Teilchens weist im Allgemeinen
eine Schichtdicke von 10 bis 30 nm auf. In der erfindungsgemäßen thermoplastischen
Formmasse liegt das oxidativ vernetzte Pflanzenöl in einer Menge von 10 bis 60 Gew.-%,
bevorzugt 20 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt 25 bis 45 Gew.-%, jeweils bezogen
auf die gesamte thermoplastische Formmasse, vor.
[0045] Komponente A liegt in der erfindungsgemäßen thermoplastischen Formmasse im Allgemeinen
in einer Menge von 10 bis 70 Gew.-%, bevorzugt 40 bis 60 Gew.-%, jeweils bezogen auf
die gesamte thermoplastische Formmasse, vor.
Komponente B:
[0046] Die erfindungsgemäße thermoplastische Formmasse enthält als Komponente B wenigstens
einen weiteren Thermoplast, der mit dem wenigstens einen Thermoplasten, der in der
Hülle von Komponente A vorliegt, kompatibel ist. Im Sinne der vorliegenden Erfindung
bedeutet "kompatibel", dass keine Unverträglichkeitsreaktionen zwischen den beiden
Thermoplasten auftreten, beispielsweise Zersetzung, Entmischung, chemische Reaktionen,
Verfärbungen oder negative Beeinflussungen der mechanischen Eigenschaften der thermoplastischen
Formmasse gemäß der vorliegenden Erfindung.
Als Komponente B geeignete Thermoplasten sind ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Copolymeren wenigstens eines vinylischen, aromatischen Monomers und gegebenenfalls
wenigstens einer α,β-ungesättigten Monocarbonsäure oder dem entsprechenden Nitril,
beispielsweise Polystyrol (PS) oder Styrolacrylnitril (SAN). Weitere geeignete Thermoplaste
sind ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Polycarbonaten (PC), Polyurethanen (PU),
Polyamiden (PA), Polyestern wie Polyethylenterephthalaten (PET) oder Polybutylenterephthalaten
(PBT), Polyetheretherketonen (PEEK), Polyvinylchloriden (PVC), Polyurethanen (PU),
Polyoxymethylenen (POM), Polyethersulfonen (PES), Poly-n-Butylmethacrylaten (PBMA),
Polymethylmethacrylaten (PMMA), Polyimiden und bioabbaubaren Homo- und Copolymeren,
beispielsweise Polylactiden oder Polybutyrat.
[0047] In einer bevorzugten Ausführungsform ist das als Komponente B verwendete wenigstens
eine weitere thermoplastische Material ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Polystyrolen,
Polyestern, Styrolacrylnitril-Copolymeren, Polycarbonaten, Polyurethanen und bioabbaubaren
Polymeren, beispielsweise Polylactide oder Polybutyrat.
[0048] Verfahren zur Herstellung von Polystyrol, Copolymeren von Styrol und Acrylnitril
sind bereits oben erläutert worden.
[0049] Polycarbonate sind Polymere, die formal durch Reaktion von Kohlensäure und Verbindungen
mit wenigstens zwei Hydroxyfunktionen erhalten werden können. Sie sind beispielsweise
zugänglich durch Umsetzung der entsprechenden Alkohole mit Phosgen oder bzw. Kohlensäurediestern
in Polykondensations- und Umesterungsreaktionen.
[0050] Für die erfindungsgemäße thermoplastische Formmasse geeignete Polyester sind bevorzugt
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Polyethylenterephthalat, Polybutylenterephthalat,
Polytrimethylenterephthalat und Blends davon. Polyester können durch Reaktion von
Diolen mit Dicarbonsäuren oder von Hydroxycarbonsäuren erhalten werden.
[0051] Polyurethane sind Copolymere, die durch Polyaddition von Verbindungen mit wenigstens
zwei Hydroxyfunktionen und Verbindungen, die wenigstens zwei Isocyanatgruppen aufweisen,
erhalten werden. Beispiele für erfindungsgemäß zu verwendende Polyurethane sind solche
hergestellt aus Polyester- und/oder Polyetherdiolen und z. B. aus 2,4- bzw. 2,6-Toluoldiisocyanat,
4,4'-Methylendi(phenylisocyanat) und Hexamethylendiisocyanat. Es können lineare oder
verzweigte Polyurethane eingesetzt werden.
[0052] Als Komponente B wird in der erfindungsgemäßen thermoplastischen Formmasse in einer
bevorzugten Ausführungsform ein bioabbaubares Polymer verwendet. Beispiele für bioabbaubare
Polymere sind Polylactide oder Polybutyrat.
[0053] Polylactide, die auch Polymilchsäuren genannt werden, treten aufgrund des asymmetrischen
Kohlenstoffatoms in der optisch aktiven D- oder L-Form auf. Erfindungsgemäß einsetzbare
Polylactide können nach allen dem Fachmann bekannten verfahren hergestellt werden.
[0054] Polylactide sind beispielsweise durch die ionische Polymerisation von Lactid, einem
ringförmigen Zusammenschluss von zwei Milchsäuremolekülen, zugänglich. Bei Temperaturen
zwischen 140 und 180 °C sowie der Einwirkung katalytisch wirkender Zinnverbindungen
wie Zinnoxid erfolgt die Bildung von Polylactid in einer Ringöffnungspolymerisation.
Lactid selbst lässt sich durch Vergärung von Melasse oder durch Fermentation von Glucose
mit Hilfe verschiedener Bakterien herstellen. Darüber hinaus können hochmolekulare
und reine Polylactide durch Polykondensation direkt aus Milchsäure erzeugt werden.
[0055] Komponente B kann auch eine Mischung der genannten Thermoplaste untereinander oder
eine Mischung der genannten Thermoplasten untereinander mit so genannten "toughness
boostern" als Zusatz sein, welche bevorzugt ausgewählt sind aus der Gruppe bestehend
aus SBS-Copolymeren, die beispielsweise unter dem Handelsnamen Styroflex® oder unter
dem Handelsnamen Ecoflex® vertrieben werden. Ecoflex® ist eine Mischung aromatischer
und aliphatischer Ester auf Basis Poly-epsiloncaprolacton und 1,4-Butandiol. Bezüglich
der SBS-Copolymere gilt das oben Gesagte.
[0056] Diese Zusätze liegen im Allgemeinen in dem Fachmann als geeignet bekannten Mengen
vor.
[0057] In einer bevorzugten Ausführungsform wird als Komponente B, falls die Hülle des Teilchens
Polystyrol enthält, ebenfalls Polystyrol verwendet, gegebenenfalls in Mischung mit
einem SBS-Copolymer. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird als Komponente
B, falls die Hülle des Teilchens Styrolacrylnitril enthält, ebenfalls Styrolacrylnitril,
Polyester, Polyurethan oder Polylactid verwendet, gegebenenfalls in Mischung mit Ecoflex
®.
[0058] Das als Komponente B verwendete thermoplastische Material liegt in der thermoplastischen
Formmasse der vorliegenden Erfindung in einer Menge von 20 bis 80 Gew.-%, bevorzugt
30 bis 70 Gew.-%, besonders bevorzugt 40 bis 60 Gew.-%, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse
der thermoplastischen Formmasse, vor.
Komponente C:
[0059] Die thermoplastische Formmasse gemäß der vorliegenden Erfindung enthält als Komponente
C wenigstens ein Harz, das mit dem wenigstens einen Thermoplasten, der in der Hülle
von Komponente A vorliegt, kompatibel ist.
[0060] Erfindungsgemäß können sowohl synthetisch hergestellte Harze als auch natürlich vorkommende
Harze verwendet werden.
[0062] Besonders bevorzugte natürliche Harze sind ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
Acaroid-Harz, Bernstein, Asphaltit, Perubalsam, Torubalsam, Benzoin, Canada-Balsam,
chinesischer oder japanischer Lack, Kopal, Damar, Drachenblut-Harz, Elemi, Weihrauch
(Olibanum), Galbanum, Labdanum, Mastic, Myrrhe, Sandarak, Schellak, Styrax, Utah-Harz,
Venedig-Terpentin, Kollophonium und Mischungen davon. Besonders bevorzugt wird Kollophonium
eingesetzt.
[0063] Diese Harze kommen in der Natur vor und können nach dem Fachmann bekannten Verfahren
erhalten bzw. isoliert werden, beispielsweise durch Einritzen der Rinde des entsprechenden
Baumes und Auffangen der Harzes oder Extraktion des Holzes des entsprechenden Baumes
mit geeigneten Lösungsmitteln, beispielsweise Naphtha.
[0064] Geeignete synthetisch hergestellte Harze sind im Allgemeinen Copolymere, beispielsweise
niedermolekulare thermoplastische Materialien wie niedermolekulare Polyester. Diese
sind dem Fachmann bekannt.
[0065] Komponente C liegt in der erfindungsgemäßen thermoplastischen Formmasse im Allgemeinen
in einer Menge von 1 bis 30 Gew.-%, bevorzugt 5 bis 20 Gew.-%, besonders bevorzugt
8 bis 15 Gew.-%, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse der erfindungsgemäßen thermoplastischen
Formmasse, vor.
Komponente D:
[0066] Die erfindungsgemäße thermoplastische Formmasse enthält als Komponente D wenigstens
einen Füllstoff. Als Komponente D können alle dem Fachmann bekannten Füllstoffe eingesetzt
werden, welche für den Einsatz in polymeren Materialien geeignet sind. Beispiele für
geeignete Füllstoffe sind mineralische Füllstoffe, Salze, beispielsweise Carbonate
der Alkali- und Erdalkalimetalle, wie Calziumcarbonat, oder Verbindungen wie Titandioxid,
Zirkoniumdioxid und Mischungen davon.
[0067] Weitere geeignete Füllstoffe sind ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Korkmehl,
beispielsweise aus recycelten Flaschenkorken, Holzmehl, beispielsweise Sägespäne.
[0068] Als besonders bevorzugter Füllstoff wird Calziumcarbonat eingesetzt.
[0069] Die geeignete Teilchengröße des als Komponente D verwendeten Füllstoffs ist dem Fachmann
bekannt.
[0070] Komponente D liegt im Allgemeinen in einer Menge von bis zu 50 Gew.-%, bevorzugt
20 bis 30 Gew.-% vor.
Komponente E:
[0071] In der erfindungsgemäßen thermoplastischen Formmasse können als Komponente E gegebenenfalls
weitere Additive vorliegen.
[0072] Geeignete weitere Additive sind beispielsweise Farbstoffe, UV-Stabilisatoren, Bleichmittel,
Deodorantien, Antioxidantien und Mischungen davon.
[0073] Sind in der thermoplastischen Formmasse weitere Additive als Komponente E enthalten,
so liegt Komponente E im Allgemeinen in einer Menge von 0,1 bis 2 Gew.-%, bevorzugt
1 bis 2 Gew.-%, jeweils bezogen auf die gesamte thermoplastische Formmasse vor.
[0074] Die Summe der Mengen der in der erfindungsgemäßen thermoplastischen Formmasse vorliegenden
Komponenten A, B, C, D und gegebenenfalls E beträgt 100 Gew.-%.
[0075] Die vorliegende Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Herstellung einer thermoplastischen
Formmasse enthaltend Teilchen aus wenigstens einem oxidativ vernetzten Pflanzenöl
als Kern, welcher von wenigstens einem Thermoplasten umhüllt ist als Komponente A,
wenigstens einen weiteren Thermoplasten, der mit dem wenigstens einen Thermoplasten,
der in Hülle von Komponente A vorliegt, kompatibel ist, als Komponente B, wenigstens
ein Harz, das mit dem wenigstens einen Thermoplasten, der in Hülle von Komponente
A vorliegt, kompatibel ist, wenigstens einen Füllstoff als Komponente C und gegebenenfalls
weitere Additive als Komponente E, umfassend die Schritte:
- (1)
- Herstellen einer Lösung oder Dispersion wenigstens eines Thermoplasten in wenigstens
einem Pflanzenöl,
- (2)
- Oxidation des wenigstens einen Pflanzenöls in der Lösung oder Dispersion aus Schritt
(1), um Teilchen zu erhalten, die das wenigstens eine oxidative vernetzte Pflanzenöl
als Kern enthalten und von wenigstens einem Thermoplasten umhüllt sind, und
- (3)
- Mischen der Teilchen aus Schritt (2) mit den Komponenten (B), (C), (D) und ge- gebenenfalls
(E), um die thermoplastische Formmasse zu erhalten.
[0076] Im Folgenden werden die einzelnen Schritte des erfindungsgemäßen Verfahrens detailliert
beschrieben:
Schritt (1):
[0077] Schritt (1) des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst das Herstellen einer Lösung
oder einer Dispersion wenigstens eines Thermoplasten in dem wenigstens einen Pflanzenöl.
[0078] In dem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung wird in Schritt (1) eine Lösung
oder eine Dispersion des wenigstens einen Thermoplasten in dem wenigstens einen Pflanzenöl
hergestellt, abhängig davon, inwieweit der wenigstens eine Thermoplast in dem wenigstens
einen Pflanzenöl löslich ist. Bevorzugt wird eine Lösung hergestellt. Dabei beträgt
die Menge des wenigstens einen Thermoplasten in dem wenigstens einen Pflanzenöl im
Allgemeinen der Menge, die auch in der späteren Komponente (A) vorliegen soll.
[0079] Bezüglich des Pflanzenöls und des Thermoplasten gilt das oben bezüglich der erfindungsgemäßen
thermoplastischen Formmasse Gesagte.
[0080] Das Herstellen der Lösung bzw. der Dispersion kann nach allen dem Fachmann bekannten
Verfahren durchgeführt werden. In einer bevorzugten Ausführungsform wird das wenigstens
eine Pflanzenöl erwärmt, bevor der wenigstens eine Thermoplast hinzu gegeben wird.
Im Allgemeinen beträgt die Temperatur des erwärmten Pflanzenöls bei Zugabe des wenigstens
einen Thermoplasten 50 bis 150°C, bevorzugt 60 bis 140°C. Das Herstellen der Lösung
bzw. der Dispersion in Schritt (1) des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgt im Allgemeinen
bei Atmosphärendruck, jedoch kann das erfindungsgemäße Verfahren auch bei einem Druck
unterhalb von Atmosphärendruck oder einem Druck oberhalb von Atmosphärendruck durchgeführt
werden.
Schritt (2):
[0081] Schritt (2) des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst die Oxidation des wenigstens
einen Pflanzenöls in der Lösung oder Dispersion aus Schritt (1), um Teilchen zu erhalten,
die das wenigstens eine oxidativ vernetzte Pflanzenöl als Kern und den wenigstens
einen Thermoplasten als Hülle aufweisen.
[0082] Die Oxidation kann durch alle dem Fachmann bekannten Verfahren durchgeführt werden.
Geeignete Oxidationsmittel sind ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus oxidierenden
Gasen, wie Sauerstoff, Halogene, Wasserstoffperoxid, anorganische Peroxide, organische
Peroxide, Luft, flüssigen oder gelösten oder dispergierten Oxidationsmitteln und Mischungen
dieser Oxidationsmittel. In einer bevorzugten Ausführungsform findet die Oxidation
in Schritt (2) des erfindungsgemäßen Verfahrens durch Durchströmen der Lösung bzw.
Dispersion aus Schritt (1) mit Luft statt. Die Temperatur in Schritt (2) des erfindungsgemäßen
Verfahrens beträgt im Allgemeinen mehr als 110°C, bevorzugt 115 bis 150°C.
[0083] In einer bevorzugten Durchführungsform wird Schritt (2) des erfindunsgemäßen Verfahrens
in Gegenwart eines Katalysators durchgeführt. Als Katalysator geeignet sind Metalle
und Metallverbindungen, die in verschiedenen Oxidationsstufen vorliegen können und
Redox-Reaktionen eingehen können. Beispiele für Metalle, die als Oxidationskatalysatoren
eingesetzt werden können, sind ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Cobalt, Eisen,
Mangan, Cer, Blei, Zirconium und Mischungen davon. Die Oxidation in Schritt (2) des
erfindungsgemäßen Verfahrens wird bevorzugt in Gegenwart eines Mangankatalysators
durchgeführt.
[0084] Geeignete Verbindungen der katalytisch aktiven Verbindungen sind organische und anorganische
Salze und Komplexverbindungen. Beispielhaft ist Mangan-Oleat genannt.
[0085] Die katalytisch aktiven Metalle werden in Schritt (2) des erfindunsgemäßen Verfahrens
in einer Menge von 0,001 bis 2 Gew.-% eingesetzt. Zusätzlich wird erfindungsgemäß
bevorzugt wenigstens ein weiteres Salz eingesetzt, welches der Regenerierung der katalytisch
aktiven Verbindung dient, beispielsweise ein Zinksalz, bevorzugt ein Zinkalkoholat.
Diese zusätzliche Verbindung wird in der gleichen Menge wie die katalytisch aktive
Verbindung oder in einem 2-, 3- 4- oder 5-fachen Überschuss bezüglich der katalytisch
aktiven Verbindung eingesetzt.
[0086] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die katalytisch
aktive Metallverbindung bereits in Schritt (1) zugemischt. In einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform wird nach Beendigung des erfindungsgemäßen Verfahrens das katalytisch
aktive Metall nicht entfernt, so dass die erhaltene thermoplastische Formmasse die
entsprechende Menge Metallsalz neben den Komponenten A bis D und gegebenenfalls E
enthält.
[0087] Die Oxidation wird im Allgemeinen so lange durchgeführt, bis der Vernetzungsgrad
des oxidativ zu vernetzenden Pflanzenöls den gewünschten Wert erreicht hat. Dies kann
durch ein Ansteigen der Viskosität der Lösung bzw. Dispersion während der Oxidation
festgestellt werden. Die Reaktionszeit liegt im Allgemeinen zwischen 0,1 und 8 Stunden,
bevorzugt zwischen 0,5 und 6 Stunden, besonders bevorzugt zwischen 1 und 4 Stunden.
Die Reaktionszeit für den Oxidationsschritt (2) ist jedoch abhängig vom verwendeten
Pflanzenöl, von dem vorliegenden Thermoplasten, von dem eingesetzten Oxidationsmittel,
dem verwendeten Katalysator sowie von der Konzentration des Thermoplasten in dem Pflanzenöl,
und kann durch den Fachmann durch Beobachten des Anstiegs der Viskosität leicht ermittelt
werden.
[0088] Nach beendeter Oxidation haben sich in der Lösung bzw. Dispersion Teilchen gebildet,
in deren Kern das wenigstens eine Pflanzenöl in oxidativ vernetzter Form vorliegt.
Der Mechanismus bzw. die einzelnen Reaktionsschritte wurden bereits oben bezüglich
der thermoplastischen Formmasse erläutert. In der Hülle des in Schritt (2) hergestellten
Teilchens liegt der wenigstens eine Thermoplast vor, wobei die Molekülketten dieses
Thermoplasts kovalent oder koordinativ an das oxidativ vernetzte Pflanzenöl gebunden
sind.
[0089] Bezüglich der Teilchengröße und der Schichtdicke der Hülle aus wenigstens einem Thermoplast
gilt das bezüglich der erfindunsgemäßen thermoplastischen Formmasse Gesagte.
Schritt (3):
[0090] Schritt (3) des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst das Mischen der Teilchen aus
Schritt (2) mit den Komponenten (B), (C), (D) und gegebenenfalls (E), um die Formmasse
zu erhalten.
[0091] Verfahren zum Mischen der genannten Komponenten sind dem Fachmann bekannt, und sind
beispielsweise ausgewählt aus Compoundierung, Extrusion oder Kneten. Das Mischen in
Schritt (3) erfolgt bei einer geeigneten Temperatur, bei der die einzelnen Komponenten
mischbar sind, beispielsweise 50 bis 200°C.
[0092] Bezüglich der Komponenten (B), (C), (D) und gegebenenfalls (E) gilt das oben bezüglich
der erfindungsgemäßen thermoplastischen Formmasse Gesagte. In einer bevorzugten Ausführungsform
wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine erfindungsgemäße thermoplastische Formmasse
hergestellt.
[0093] Die vorliegende Erfindung betrifft auch einen Werkstoff, enthaltend eine Trägerschicht
oder Fasern und eine thermoplastische Formmasse gemäß der vorliegenden Erfindung.
[0094] Als Trägerschicht sind Gewebe aus synthetisch hergestellten oder natürlich erhältlichen
Fasern einsetzbar. Beispiele für natürliche Fasern sind Baumwolle, Jute oder Leinen.
Beispiele für synthetisch hergestellte Fasern sind Fasern aus Homo- und Copolymeren
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Polyestern, Polyamiden, Polyolefinen und Blends
der vorgenannten Polymere. Es können erfindungsgemäß auch Glasfasern, bevorzugt in
üblichen Dimensionen, eingesetzt werden, wobei diese erfindungsgemäß kein Gewebe bilden.
[0095] Der erfindungsgemäße Werkstoff wird erhalten, indem die erfindungsgemäß hergestellte
thermoplastische Formmasse als Schmelze oder in Lösung oder Dispersion auf die Trägerschicht
aufgebracht wird bzw. mit den Glasfasern vermischt wird.
[0096] Der erfindungsgemäß hergestellte Werkstoff kann als Bodenbelag, Wandbelag, zur Verkleidung
von Möbeln, im Automobilsektor, in Nassräumen wie beispielsweise im Bad und WC-Bereich,
in Gehäusen oder in Bauteilen eingesetzt werden.
[0097] Daher betrifft die vorliegende Erfindung auch einen Bodenbelag, Wandbelag, Möbel,
Autoteile, Gehäuse oder Bauteile, die den erfindungsgemäßen Werkstoff enthalten.
[0098] Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung auch die Verwendung der thermoplastischen
Formmasse gemäß der vorliegenden Erfindung in Werkstoffen.
1. Thermoplastische Formmasse enthaltend
(A) Teilchen aus wenigstens einem oxidativ vernetzten Pflanzenöl als Kem, welcher
von wenigstens einem Thermoplasten umhüllt ist, als Komponen- te A,
(B) wenigstens einen weiteren Thermoplasten, der mit dem wenigstens einen Thermoplasten,
der in der Hülle von Komponente A vorliegt, kompatibel ist, als Komponente B,
(C) wenigstens ein Harz, das mit dem wenigstens einen Thermoplasten, der in der Hülle
von Komponente A vorliegt, kompatibel ist, als Komponente C,
(D) wenigstens einen Füllstoff als Komponente D, und
(E) gegebenenfalls weitere Additive als Komponente E, wobei indem als komponente A
eingesetzten Teilchen zusätzlich ein Block- oder Pfropf-kautscluck vorliegt
2. Formmasse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der in der Hülle von Komponente A enthaltene Thermoplast ausgewählt ist aus Homo-
und Copolymeren aufgebaut aus vinylischen, aromatischen Monomeren, ethylenisch ungesättigten
Monomeren und/oder Dienen.
3. Formmasse nach Auspruch 1 oder 2 , dadurch gekennzeichnet, dass der als Komponente B eingesetzte Thermoplast ausgewählt ist aus Homo- und Copolymeren
aufgebaut aus vinylischen, aromatischen Monomere, ethylenisch ungesättigten Monomeren
und/oder Dienen.
4. Formmasse nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als Komponente C eingesetzte Harz ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Acaroid-Harz,
Bernstein, Asphaltit, Perubalsam, Torubalsam, Benzoin, Canada-Balsam, chinesischer
oder japanischer Lack, Kopal, Damar, Drachenblut-Harz, Elemi, Weihrauch (Olibanum),
Galbanum, Labdanum, Mastic, Myrrhe, Sandarak, Schellak, Styrax, Utah-Harz, Venedig-Terpentin,
Kollophonium und Mischungen davon.
5. Formasse nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der als Komponente C eingesetzte Füllstoff Calciumcarbonat ist.
6. Verfahren zur Herstellung einer thermoplastischen Formmasse enthaltend Teilchen aus
wenigstens einem oxidativ vernetzten Pflanzenöl als Kern, welcher von wenigstens einem
Thermoplasten umhüllt ist als Komponente A, wenigstens einen weiteren Thermoplasten,
der mit dem wenigstens einen Thermoplasten, der in Hülle von Komponente A vorliegt,
kompatibel ist, als Komponente B, wenigstens ein Harz, das mit dem wenigstens einen
Thermoplasten, der in Hülle von Komponente A vorliegt, kompatibel ist, als Komponente
C, wenigstens einen Füllstoff als Komponente D und gegebenenfalls weitere Additive
als Komponente E, wobei indem als Komponente A eingesetzten Teilchen zusätzlich ein
Block- oder Pfropfkautschuck vorliegt. umfassend die Schritte:
(1) Herstellen einer Lösung oder Dispersion wenigstens eines Thermoplasten in wenigstens
einem Pflanzenöl.
(2) Oxidation des wenigstens einen Pflanzenöls in der Lösung oder Dispersion aus Schritt
(1), um Teilchen zu erhalten, die das wenigstens eine oxidativ vernetzte Pflanzenöl
als Kern enthalten und von wenigstens einem The- moplasten umhüllt sind, und
(3) Mischen der Teilchen aus Schritt (2) mit den Komponenten (B), (C), (D) und gegebenenfalls
(E), um die thermoplastische Formmasse zu erhalten.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Oxidation in Schritt (2) in Gegenwart eines Mangankatalysators durchgeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Oxidation bei einer Temperatur von mehr als 115 °C durchgeführt wird.
9. Werkstoff, enthaltend eine Trägerschicht oder Fasern und eine thermoplastische Formmasse
nach einem der Ansprüche 1 bis 5.
10. Werkstoff nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerschicht ein Jutegewebe ist.
11. Bodenbelag, Wandbelag, Möbel, Autoteile, Gehäuse oder Bauteile, enthaltend einen Werkstoff
nach Anspruch 9 oder 10.
12. Verwendung der thermoplastischen Formmasse nach einem der Ansprüche 1 bis 5 in Werkstoffen.
1. A thermoplastic molding composition comprising
(A) as component A, particles composed of at least one oxidatively crosslinked vegetable
oil as core, encapsulated by at least one thermoplastic,
(B) as component B, at least one further thermoplastic compatible with the at least
one thermoplastic present in the shell of component A,
(C) as component C, at least one resin compatible with the at least one thermoplastic
present in the shell of component A,
(D) as component D, at least one filler, and
(E) as component E optionally further additives, where a block rubber or graft rubber
is also present in the particles used as component A.
2. The molding composition according to claim 1, wherein the thermoplastic present in
the shell of component A has been selected from homo- and copolymers composed of vinylic,
aromatic monomers, ethylenically unsaturated monomers, and/or dienes.
3. The molding composition according to claim 1 or 2, wherein the thermoplastic used
as component B has been selected from homo- and copolymers composed of vinylic, aromatic
monomers, ethylenically unsaturated monomers, and/or dienes.
4. The molding composition according to any of claims 1 to 3, wherein the resin used
as component C has been selected from the group consisting of acaroid resin, amber,
asphaltite, Peru balsam, Toru balsam, benzoin, Canada balsam, Chinese or Japanese
lacquer, copal, damar, dragon's blood resin, elemi, olibanum, galbanum, labdanum,
mastic, myrrh, gum juniper, shellac, styrax, Utah resin, Venetian turpentine, colophonium,
and mixtures thereof.
5. The molding composition according to any of claims 1 to 4, wherein the filler used
as component C is calcium carbonate.
6. A process for the production of a thermoplastic molding composition comprising, as
component A, particles composed of at least one oxidatively crosslinked vegetable
oil as core, encapsulated by at least one thermoplastic, as component B, at least
one further thermoplastic compatible with the at least one thermoplastic present in
the shell of component A, as component C, at least one resin compatible with the at
least one thermoplastic present in the shell of component A, as component D, at least
one filler, and as component E optionally further additives, where a block rubber
or graft rubber is also present in the particles used as component A, comprising the
steps of:
(1) production of a solution or dispersion of at least one thermoplastic in at least
one vegetable oil,
(2) oxidation of the at least one vegetable oil in the solution or dispersion from
step (1), in order to obtain particles which comprise the at least one oxidatively
crosslinked vegetable oil as core, encapsulated by at least one thermoplastic, and
(3) mixing of the particles from step (2) with components (B), (C), (D), and, if appropriate,
(E), in order to obtain the thermoplastic molding composition.
7. The process according to claim 6, wherein the oxidation in step (2) is carried out
in the presence of a manganese catalyst.
8. The process according to claim 6 or 7, wherein the oxidation is carried out at a temperature
above 115°C.
9. A material, comprising a backing layer or fibers and a thermoplastic molding composition
according to any of claims 1 to 5.
10. The material according to claim 9, wherein the backing layer is a jute textile.
11. A floorcovering, wallcovering, item of furniture, automobile part, a housing or a
component, comprising a material according to claim 9 or 10.
12. The use of the thermoplastic molding composition according to any of claims 1 to 5
in materials.
1. Matériau de moulage thermoplastique contenant
(A) des particules d'au moins une huile végétale réticulée par oxydation en tant que
noyau, qui est enveloppé par au moins un thermoplastique, en tant que composant A,
(B) au moins un thermoplastique supplémentaire, qui est compatible avec le ou les
thermoplastiques présents dans l'enveloppe du composant A, en tant que composant B,
(C) au moins une résine, qui est compatible avec le ou les thermoplastiques présents
dans l'enveloppe du composant A, en tant que composant C,
(D) au moins une charge en tant que composant D et
(E) éventuellement des additifs supplémentaires en tant que composant E,
un caoutchouc séquencé ou greffé étant également présent dans les particules utilisées
en tant que composant A.
2. Matériau de moulage selon la revendication 1, caractérisé en ce que le thermoplastique contenu dans l'enveloppe du composant A est choisi parmi les homo-et
copolymères formés à partir de monomères vinyliques, aromatiques, de monomères éthyléniquement
insaturés et/ou de diènes.
3. Matériau de moulage selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que le thermoplastique utilisé en tant que composant B est choisi parmi les homo- et
copolymères formés à partir de monomères vinyliques, aromatiques, de monomères éthyléniquement
insaturés et/ou de diènes.
4. Matériau de moulage selon l'une quelconque des revendications 1 à 3, caractérisé en ce que la résine utilisée en tant que composant C est choisie dans le groupe constitué par
la résine acaroïde, l'ambre, l'asphaltite, le baume du Pérou, le baume de Toru, la
benzoïne, le baume du Canada, la laque chinoise ou japonaise, le copal, le dammar,
la résine de sang de dragon, l'élémi, l'encens (olibanum), le galbanum, le labdanum,
le mastic, la myrrhe, la sandaraque, la gomme laque, le styrax, la résine d'Utah,
la térébenthine de Venise, la colophane et leurs mélanges.
5. Matériau de moulage selon l'une quelconque des revendications 1 à 4, caractérisé en ce que la charge utilisée en tant que composant C est le carbonate de calcium.
6. Procédé de fabrication d'un matériau de moulage thermoplastique contenant des particules
d'au moins une huile végétale réticulée par oxydation en tant que noyau, qui est enveloppé
par au moins un thermoplastique, en tant que composant A, au moins un thermoplastique
supplémentaire, qui est compatible avec le ou les thermoplastiques présents dans l'enveloppe
du composant A, en tant que composant B, au moins une résine, qui est compatible avec
le ou les thermoplastiques présents dans l'enveloppe du composant A, en tant que composant
C, au moins une charge en tant que composant D et éventuellement des additifs supplémentaires
en tant que composant E, un caoutchouc séquencé ou greffé étant également présent
dans les particules utilisées en tant que composant A, comprenant les étapes suivantes
:
(1) la fabrication d'une solution ou dispersion d'au moins un thermoplastique dans
au moins une huile végétale,
(2) l'oxydation de la ou des huiles végétales dans la solution ou dispersion de l'étape
(1) pour obtenir des particules qui contiennent la ou les huiles végétales réticulées
par oxydation en tant que noyau et qui sont enveloppées par au moins un thermoplastique,
et
(3) le mélange des particules de l'étape (2) avec les composants (B), (C), (D) et
éventuellement (E) pour obtenir le matériau de moulage thermoplastique.
7. Procédé selon la revendication 6, caractérisé en ce que l'oxydation à l'étape (2) est réalisée en présence d'un catalyseur à base de manganèse.
8. Procédé selon la revendication 6 ou 7, caractérisé en ce que l'oxydation est réalisée à une température supérieure à 115 °C.
9. Matériau, contenant une couche support ou des fibres et un matériau de moulage thermoplastique
selon l'une quelconque des revendications 1 à 5.
10. Matériau selon la revendication 9, caractérisé en ce que la couche support est un tissu de jute.
11. Revêtement de sol, revêtement de mur, meubles, parties d'automobiles, boîtiers ou
éléments de construction contenant un matériau selon la revendication 9 ou 10.
12. Utilisation du matériau de moulage thermoplastique selon l'une quelconque des revendications
1 à 5 dans des matériaux.