(19)
(11) EP 2 311 335 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.04.2011  Patentblatt  2011/16

(21) Anmeldenummer: 10013574.8

(22) Anmeldetag:  12.10.2010
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
A42B 3/04(2006.01)
A42B 3/28(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(30) Priorität: 13.10.2009 DE 202009013879 U

(71) Anmelder: Soltenau, Rupert
80802 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Soltenau, Rupert
    80802 München (DE)

   


(54) Kopfbedeckung, vorzugsweise Schihelm für Freerider


(57) 1. Kopfbedeckung, vorzugsweise Schihelm für Freerider
2.1. Um einem von einer Schneelawine Verschütteten das Atmen längerfristig zu ermöglichen, wurde eine so genannte Avalung vorgeschlagen. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Mundstück, Schläuchen und Ventilen, mit welcher vor allem das Luftreservoir der Kleidung dem Atmenden zugeführt und seine ausgeatmete Luft auf seinen Rücken abgeleitet wird. Zum einen weist das eingeatmete Luftgemisch einen zunehmend geringeren Anteil an Sauerstoff auf, zum anderen muss der von der Lawine Erfasste die Geistesgegenwart und Gelegenheit haben, das Mundstück zu greifen.
2.2. Um ausreichend Atemluft bereit zu stellen, ist der Schihelm eines Freeriders über Verbindungsschläuche mit einer Absaugvorrichtung sowie einer Sauerstoffdose verbunden, welche zusammen automatisch für das lebenserhaltende Verhältnis von Sauerstoff und Kohlendioxid sorgen.
2.3. Die Erfindung verlängert die Überlebensdauer eines Lawinenverschütteten signifikant, was für seine Retter eine deutlich längere Zeitspanne bedeutet, innerhalb der eine Rettungsaktion durchgeführt werden kann.




Beschreibung


[0001] Die ernste Gefahr für Freerider, ob sie nun mit dem Snowboard oder auf Schiern unterwegs sind, liegt vor allem in der Möglichkeit irgend wann einmal in eine Lawine zu geraten. Dabei bleibt einem vollständig Verschütteten durchschnittlich eine 20minütige Frist, innerhalb der er von Helfern gefunden werden muss, um noch lebend geborgen zu werden. Grund für diese erschreckend kurze Zeitspanne ist der Mangel an Sauerstoff, welchem der Verschüttete letztendlich im ungünstigen Fall zum Opfer fällt, sowie die Tatsache, dass er sehr bald sein eigenes Kohlendioxid einatmet. Als bisher einzige effektive Gegenmaßnahme wurde die Avalung Pat.Nr.US00005490501A entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Schlauchsystem mit Mundstück und Ventilen, welches die Einatemluft des Verschütteten von seinem Vorderkörper-Bauch-Bereich zum Mund leitet und seine Ausatemluft hinter seinen Rücken. Auf diese Weise wird zwar nicht der Sauerstoffgehalt in der Atemluft des Verschütteten erhöht, aber es wird verhindert, dass er die bereits verbrauchte Luft und damit sein eigenes Kohlendioxid wieder und wieder einatmet. Natürlich erleichtert diese Apparatur den Zugriff auf die unmittelbar in der Kleidung des Verschütteten liegenden Sauerstoffreserven, zumindest was ihren Vorderbereich angeht, sowie, bis zu einem gewissen Grad, auch auf frische Luft aus dem Schnee, aber eine eigenständige zusätzliche Menge an dringend benötigtem Sauerstoff wird nicht bereitgestellt, weshalb der Erstickungstod spätestens dann eintritt, wenn das in den Rückenbereich abgeleitete Kohlendioxid in den Ansaugbereich vorgedrungen ist und wieder mit eingeatmet wird. Außerdem findet sich die Avalung auch unter der Bezeichnung Lawinenrettungshelm DE 202006009726U1 in einen Schihelm eingebettet wieder. Hier erhofft sich der Erfinder allerdings, dass der den Helm umgebende Schnee allein die benötigte Sauerstoffmenge auf längere Sicht abgibt, was vor allem bei stark gepresstem Schnee oder auch Nassschnee recht zweifelhaft scheint. Noch früher als bei der Avalung wird es hier zu einem Wiedereinatmen des eigenen Kohlendioxids kommen. außerdem müssen beide Vorrichtungen von Hand aktiviert werden, wozu ein von einer Lawine überraschter Schifahrer oftmals kaum mehr in der Lage ist. Fest in den Schnee einzementiert muss er meist reglos auf Rettung von außen hoffen und kann sich seiner lebensverlängernden Apparaturen dann kaum noch bedienen.

[0002] Der im Patentanspruch 1 angegebenen Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Überlebensfrist eines von einer Lawine Verschütteten signifikant zu verlängern, indem das von ihm ausgeatmete Kohlendioxid aus seinem Gesichtsbereich abgesaugt und er mit einer zusätzlichen Menge an Sauerstoff versorgt wird.

[0003] Dieses Problem wird durch die im Patentanspruch 1 aufgeführten Merkmale gelöst.

[0004] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, dass der verschüttete Freerider über seinen Helm, in dessen Gesichtsbereich sich die gegen Staubschnee geschützten Versorgungs- und Absaugöffnungen der Luftkanäle befinden, eine dermaßen große Menge Kohlendioxid automatisch abgesaugt und in den unteren Rückenbereich des Freeriders befördert wird, dass entweder zusammen mit dem Sauerstoff aus dem Schnee oder mit dem zusätzlichem Sauerstoff von der gesondert mitgeführte Sauerstoffversorgungseinheit, z.B. einer Sauerstoffdose, die Atemluft vitalisierend bleibt, d.h. neben ausreichendem Sauerstoff der kritische Anteil von 5% Kohlendioxid längerfristig unterschritten bleibt. Dies verlängert die Überlebensfrist des Verschütteten entscheidend. Wichtig dabei ist, dass nach Anspruch 6 oder 7 die Absaugvorrichtung ebenso wie die zusätzliche Sauerstoffzufuhr automatisch von einem Sensor am Schihelm aktiviert wird, der entweder auf Dunkelheit, Bewegungslosigkeit oder Druck reagiert. Womit die lebensverlängernde Hilfestellung nicht länger von der Geistesgegenwart und Reaktionsfähigkeit des Freeriders abhängt. Außerdem wird nach Anspruch 9 der zugeführte Sauerstoff ggf. zuvor erhitzt, schafft so künstlich eine kleine Atemhöhle um das Gesicht des Verschütteten herum und erleichtert bzw. ermöglicht ihm das Atmen. Je nach Literzahl des komprimierten reinen Sauerstoffs kann dabei die Stundengrenze leicht überschritten werden, was den herbeieilenden Rettungskräften die nötige Zeit verschafft, auch spezielle Apparaturen wie das Recco-Ortungssystem herbeizuholen. Ohne den bisherigen Zeitdruck entspannt sich die Gesamtsituation und erlaubt es, die Rettungsmaßnahmen genauer zu durchdenken, die beste Suchstrategie zu entwickeln und sogar eine neue einzuleiten, falls die erste nicht zum Verschütteten geführt hat. Vor allem letzteres ist entscheidend, da sich die Retter bislang meist auf einen einzigen Ansatz reduziert sehen. Dieser bringt entweder den Erfolg oder der Verschüttete ist verloren. Mit der künstlichen Aufrechterhaltung des unabdingbaren Sauerstoff-Kohlendioxid-Verhältnisses in der Atemluft des Lawinenopfers erweitert sich der Handlungsspielraum der Retter demzufolge in ganz entscheidendem Maße. Und auch beim Verschütteten selbst, der ja meist nichts für seine Rettung tun kann und sich somit in einer verzweifelten Lage wieder findet, wirkt sich der Gedanke beruhigend aus, dank des Kohlendioxidabtransports und der ggf. zusätzlichen Sauerstoffversorgung wenigstens ausreichend mit Atemluft versorgt zu sein und damit recht gute Überlebenschancen zu haben. Nicht zuletzt erspart er sich das fürchterliche traumatische Erlebnis, nach einiger Zeit langsam aber sicher ersticken-zu müssen, von welchem alle Verschütteten berichten, die erst nach eintretender Bewusstlosigkeit gefunden wurden. Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung ist in dem Patentanspruch 10 angegeben. So lässt sich die Absaugvorrichtung, welche durchaus aus mehreren kleineren Luftpumpen bestehen kann, unmittelbar am oder im Helm anbringen oder aber der Freerider transportiert eine größere über einen Luftschlauch verbundene Pumpe in seinem Rucksack oder auch in einer Jackentasche. Außerdem ist es nach Anspruch 8 möglich entweder nur die Sauerstoffzufuhr oder nur die Absaugvorrichtung zu aktivieren. Damit das abgesaugte Kohlenmonoxid nun nicht wieder zum Gesichtsbereich zurück gelangt, wird es nach Anspruch 12 über einen weiteren Abluftschlauch tief in den Rückenbereich des Verschütteten geführt. Eine zusätzliche Möglichkeit besteht darin, den Rucksack selbst als Kohlendioxidspeicher zu nutzen und den Abluftschlauch hier enden zu lassen. Auf diese Weise ist die Austrittsöffnung vor Verstopfung geschützt. Insgesamt kann es sich als vorteilhaft erweisen, über die Zufuhr von Sauerstoff und die Absaugung des Kohlendioxids für den Verschütteten einen vernünftigen Atemrhythmus vorzugeben. Deshalb ist nach Anspruch 13 eine regelbare Intervallschaltung für die Absaugvorrichtung und die Sauerstoffversorgungseinheit vorgesehen. Damit der Verschüttete beim Einatmen mit Sauerstoff versorgt wird, muss er dann einatmen, wenn der Sauerstoff strömt, und ausatmen, sobald die Absaugvorrichtung arbeitet. Auf diese Weise wird verhindert, dass der zusätzliche Sauerstoff sofort wieder von der Absaugvorrichtung aus dem Gesichtsbereich des Verschütteten entfernt wird. Außerdem beruhigt und stabilisiert der vorgegebene Rhythmus, an den sich der Verschüttete anpassen muss, da er, von seiner Lage abgelenkt, sich auf eine sein Leben erhaltende Aufgabe konzentriert. Eine zusätzliche vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung ist im Patentanspruch 14 angegeben, bei der auf den schützenden Schihelm verzichtet wird, ohne den grundlegenden Vorteil der Erfindung aufzugeben. Dabei wird das ganze System nicht über den Schihelm sondern in, auf oder unter einer anderen Kopfbedeckung wie zum Beispiel einer Schimütze entlang geführt oder aber separat am Kragen der Schijacke.


Ansprüche

1. Kopfbedeckung, vorzugsweise Schihelm für Freerider
dadurch gekennzeichnet,
dass der Schihelm (1) mit mindestens einer Luft-Sauerstoff-Versorgungseinheit (2), von welcher aus Sauerstoff zum Schihelm (1) strömt, und mit mindestens einer Absaugvorrichtung (10) verbunden ist, welche Luft vom Schihelm (1) absaugt.
 
2. Schihelm für Freerider nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
dass bei dem Schihelm (1) mindestens ein Luftkanal (3) vom Ohr-Hinterkopf-Nackenbereich bis in den Gesichtsbereich führt.
 
3. Schihelm für Freerider nach Anspruch 1 oder 2
dadurch gekennzeichnet,
dass von einen Luftkanal (3) mindestens ein Seitenluftkanal (4) abzweigt, der ebenfalls in den Gesichtsbereich des Schihelms (1) führt.
 
4. Schihelm für Freerider nach den Ansprüchen 1,2 oder 3
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens ein Luftkanal (3) vorzüglich im Ohr-Hinterkopf-Nackenbereich des Schihelms (1) in eine Verbindungsstück-Regler-Einheit (5) mündet, welche die Sauerstoffzufuhr regelt und von welcher ein Verbindungsschlauch (6) zu der Luft-Sauerstoff-Versorgungseinheit (2) führt.
 
5. Schihelm für Freerider nach den Ansprüchen 1,2,3 oder 4
dadurch gekennzeichnet,
dass der Luftkanal (3) und ggf. seine Seitenluftkanäle (4) innen unter dem Verkleidungsstoff des Schihelms (1) endet oder dessen Öffnung (7) von einem luftdurchlässigen Material geschützt ist.
 
6. Schihelm für Freerider nach den Ansprüchen 1,2,3,4 oder 5
dadurch gekennzeichnet,
dass sich auf dem Schihelm (1) ein Licht- oder Bewegungssensor (8) befindet, der nach einer einstellbaren Zeitspanne und Intensität an Dunkelheit oder Bewegungslosigkeit die Luft-Sauerstoff-Versorgungseinheit (2) sowie die Absaugvorrichtung (10) eigenständig aktiviert bzw. den zusätzlichen Sauerstoff von dieser passieren lässt.
 
7. Schihelm für Freerider nach den Ansprüchen 1,2,3,4 oder 5
dadurch gekennzeichnet,
dass sich auf dem Schihelm (1), vorzugsweise in seinem Vorder- oder Hinterkopfbereich, ein Drucksensor (9) befindet, welcher nach einstellbar langem und heftigem Druck die Luft-Sauerstoff-Versorgungseinheit (2) sowie die Absaugvorrichtung (10) aktiviert und wieder deaktiviert.
 
8. Schihelm für Freerider nach den Ansprüchen 1,2,3,4,5,6 oder 7
dadurch gekennzeichnet,
dass die Luft-Sauerstoff-Versorgungseinheit (2) und die Absaugvorrichtung (10) gemeinsam oder einzeln aktivierbar und deaktivierbar sind.
 
9. Schihelm für Freerider nach den Ansprüchen 1,2,3,4,5,6,7 oder 8
dadurch gekennzeichnet,
dass der Sauerstoff von der Luft-Sauerstoff-Versorgungseinheit (2) zuvor von einer Aufheizvorrichtung erwärmt wird.
 
10. Schihelm für Freerider nach den Ansprüchen 1,2,3,4,5,6,7,8 oder 9
dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens einer der Luftkanäle (3), in den mindestens einer der Seitenluftkanäle (4) mündet, als Abluftkanal fungiert und mit einer Absaugvorrichtung (10) verbunden ist.
 
11. Schihelm für Freerider nach den Ansprüchen 1 bis 10
dadurch gekennzeichnet,
dass sich die mindestens eine Absaugvorrichtung (10) entweder am bzw. im Schihelm (1) oder in einem Abstand von diesem befindet.
 
12. Schihelm für Freerider nach den Ansprüchen 1 bis 11
dadurch gekennzeichnet,
dass von einer Absaugvorrichtung (10) mindestens ein Abluftschlauch (11) nach unten und in den Rückenbereich des Anwenders führt
 
13. Schihelm für Freerider nach den Ansprüchen 1 bis 12
dadurch gekennzeichnet,
dass beide, die mindestens eine Absaugvorrichtung (10) und die Luft-Sauerstoff-Versorgungseinheit (2) nach ihrer gleichzeitigen Aktivierung im Wechsel miteinander in regelbaren Intervallen arbeiten.
 
14. Schihelm für Freerider nach den Ansprüchen 1 bis 13
dadurch gekennzeichnet,
dass sich die oben beschriebenen relevanten Teile des Systems nicht in oder auf oder unter dem Schihelm (1) befinden, sondern eigenständig in oder auf oder unter einer anderen Kopfbedeckung und/oder im Kragenbereich des Freeriders.
 




Zeichnung








Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente