(19)
(11) EP 2 311 421 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
20.04.2011  Patentblatt  2011/16

(21) Anmeldenummer: 10013415.4

(22) Anmeldetag:  07.10.2010
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
A61G 5/14(2006.01)
A61G 5/10(2006.01)
A61G 7/10(2006.01)
A61G 5/10(2006.01)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME

(30) Priorität: 13.10.2009 DE 202009013889 U
07.04.2010 DE 102010014122
01.06.2010 DE 102010022386

(71) Anmelder: In-Tra-Tec GmbH
42897 Remscheid (DE)

(72) Erfinder:
  • Gierse, Klaus
    42477 Radevormwald (DE)

(74) Vertreter: Demski, Siegfried 
Demski, Frank & Nobbe Patentanwälte Tonhallenstrasse 16
47051 Duisburg
47051 Duisburg (DE)

   


(54) Entlordosierungsvorrichtung


(57) Die Erfindung betrifft eine Entlordosierungsvorrichtung für Benutzer eines Rehabilitationshilfsmittels, insbesondere zur Vertikalisierung eines Sitz-/Stehtrainers 1 oder eines Rollstuhles, mit einer Sitzfläche 3 und Abstützungshilfen für den Benutzer, wobei die Sitzfläche 3 zur Vertikalisierung verschwenkbar gelagert ist. Um eine Hyperlordose beim Aufrichten von bewegungseingeschränkten Patienten bei Rehabilitationsmaßnahmen oder einer Vertikalisierung bei einem Sitz-/Stehtrainer 1 oder Rollstuhl zu vermeiden ist vorgesehen, dass die Sitzfläche 3 verschwenkbar und wenigstens ein Teil der Sitzfläche 3 verschiebbar gelagert ist. Hierdurch kann eine Beckenrotation bei der Vertikalisierung elngeleitet werden, wodurch eine Hyperlordose vermieden wird.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Entlordosierungsvorrichtung für Benutzer eines Rehabilitationshilfsmittels, insbesondere zur Vertikalisierung eines Sitz-/Stehtrainers oder eines Rollstuhles, mit einer Sitzfläche und Abstützungshilfen für den Benutzer, wobei die Sitzfläche zur Vertikalisierung verschwenkbar gelagert ist.

[0002] Entlordosierungsvorrichtungen werden für verschiedene Zwecke benötigt, beispielsweise bei Sitz-/Stehtrainern oder Rollstühlen soweit eine Vertikalisierungsfunktion vorhanden ist. Hierunter wird ein System verstanden, welches einen Benutzer mit Bewegungseinschränkungen ermöglicht von einer sitzenden Position in eine stehende Position überführt zu werden. Typische Bewegungeinschränkungen von Benutzern eines solchen Sitz-/Stehtrainers oder eines Rollstuhls können ursächlich auf allen denkbaren Erkrankungs- oder Behinderungsformen beruhen. Dies sind beispielsweise Spastiken, Querschnittslähmungen, apallisches Syndrom, Schwächung oder Ausfall des Muskelapparates durch neurologisch bedingte Erkrankungen (MS; ALS; Hemiplegien) sowie Behinderungsbilder mit ausgeprägten Kontrakturen, welche auf eine erhebliche Verkürzung der Muskeln und Bänder zurückzuführen sind. Mit Hilfe eines Sitz-/Stehtrainers kann beispielsweise eine therapeutische Maßnahme durchgeführt werden. Zu diesem Zweck sind Sitz-/Stehtrainer aber auch Rollstühle bekannt, die eine Sitzfläche aufweisen, auf die sich der Benutzer setzen kann und zusätzlich durch geeignete Abstützungshilfen fixierbar ist. Durch ein Verschwenken der Sitzfläche wird hierbei erreicht, dass der Benutzer in eine stehende Position überführt werden kann, um durch therapeutische Maßnahmen zumindest teilweise die Bewegungseinschränkungen zu beseitigen oder diese zu therapieren.

[0003] Vortikalieierungsvorrichtungen sind bei Rollstühlen bekannt, beispielsweise aus dem europäischen Patent EP 0 815 822 B1. Dieser Rollstuhl ermöglicht, dass der Rollstuhlbenutzer in einer nahezu vertikalen Position gebracht werden kann und nahezu die Haltung einer stehenden Person einnimmt. Speziell für Rollstuhlbenutzer, welche über einen eingeschränkten oder nicht eingeschränkten Bewegungsapparat des Oberkörpers verfügen, oder alle nicht stehfähigen Personen ist es extrem hilfreich, wenn die durch die Vertikalisierungsvorrichtung eingenommene Körperhaltung einer Stehposition der einer nicht in seiner Bewegung eingeschränkten Person entsprechen würde. Hierzu ist es nötig, das Skelett in seiner Funktion so zu unterstützen, dass dieses entsprechend seiner gegebenenfalls eingeschränkten Befähigung seine maximale Stütz- und Stehfunktion einnehmen kann. Hierbei ergibt sich aber immer wieder das Problem, dass die endgradige, dass heißt eine dem anatomisch möglichen Bewegungsausmaß entsprechende Hüftstreckung aus dem Bewegungsapparat des Rollstuhlbenutzers häufig nicht zu erzielen ist. Dieses ist besonders der Fall bei Spastizität der Hüftbeuger oder Fehlhaltung des Beckens. Bereits durch das permanente Sitzen hervorgerufene Hoftbeugekontraktur, eine eingeschränkte Hüftbeweglichkeit oder bei Diplegikern, die eine eingeschränkte Muskelfunktion aufweisen, kann die endgradige Hüfstreckung erschwert sein und hierdurch eine Hyperlordose entstehen.

[0004] Sitz-/Stehtrainer werden hierbei als therapeutische Maßnahmen in Kliniken und Therapieeinrichtungen eingesetzt, um die bewegungseingeschränkten Patienten zu motivieren, aktiv am Leben teilzunehmen und Folgeerkrankungen durch längeres Sitzen oder Liegen zu vermeiden. Im Wesentlichen dienen die Sitz-/Stehtrainer dazu den Patienten vor weiteren Schädigungen der Wirbelsäule zu schützen, während neurologische Patienten mit Hilfe des Sitz-/Stehtrainers ein selbständiges Stehen wieder erlernen können. Hierzu besteht die Möglichkeit mit Hilfe eines Sitz-/Stehtrainers nicht nur die Stehfunktionen zu erlernen, sondern darüber hinaus den gewonnenen Freiraum in ausreichender Form zu nutzen. Sitz-/Stehtrainer werden deshalb im therapeutischen Bereich in Krankenhäusern, im privaten Bereich zur Eigentherapie oder integrativen Bereich eingesetzt und dienen in der Regel nicht nur für einen Patienten, sondern können im Bedarfsfall immer wieder an verschiedene Patienten unterschiedlicher Körpergröße angepasst werden.

[0005] Aus dem Stand der Technik sind Sitzflächen für Rollstühle und Sitz-/Stehtrainer mit einer verschwenkbaren Mechanik bekannt. Bei einer solchen Ausgestaltung wird das Becken aber nur nach vorne gedrückt. Das vorgekippte Becken bewirkt in der Folge beim Aufrichten eine Hyperlordosierung (starke S-förmige Krümmung, auch Hohlkreuz genannt) der Wirbelsäule. Eine Folgeerkrankung der Hyperlodose ist eine starke Kompression in den Facettengelenken der LWS mit resultierenden Rückenschmerzen. Langfristig können Hypermobilitäten und Instabilitäten in diesen Rückengelenken mit eventuellen Nerveneinengungen/- einklemmungen entstehen. Oberstes Ziel einer Vertikalisierung muss demzufolge eine physologisch günstige Wirbelunterstützung sein.

[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine weiterentwickelte Entlordosierungsvorrichtung zur Verfügung zu stellen, die es den Benutzern ermöglicht ohne nachteilige Folgen des Bewegungsapparates eine Vertikalisierung vorzunehmen.

[0007] Erfindungsgemäß ist zur Lösung der Aufgabe vorgesehen, dass die Sitzfläche verschwenkbar und wenigstens ein Teil der Sitzfläche verschiebbar gelagert ist. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.

[0008] Das erfindungsgemäße Entlordosierungsystem arbeitet mit einer zusätzlichen, direkt auf die verkürzte Muskulatur wirkenden Bewegung, einer Beckenrotation. Die direkte Folge einer Beckenrotation ist eine Aufrichtung des Beckens durch eine das Becken drehende Kraft und bewirkt eine sofortige Entlordosierung (Streckung) der Wirbelsäule und damit die Entlastung der Bandscheiben. Bisher konnten diese Effekte ausschließlich im Rahmen einer manuellen Therapie, welche das Stehtraining im Sitz-/Stehtrainer physiotherapeutisch begleitet, durchgeführt werden. Das erfindungsgemäße entlordosierende Sitzsystem simuliert den therapeutischen Bewegungsablauf durch das Verschieben der Sitzfläche während der Vertikalisierung. Der in einer Sitzpolsterung aufgebaute Dehnungsdruck ermöglicht es hierbei, das rückwärtige Becken über die zentrale Sitzfläche nach unten zu zlehen. Die eingeleitete Kraft erzielt dann über die Hüftgelenke das Aufrichten des Beckens mit einer erheblich verbesserten Dehnungswirkung auf die Muskulatur der unteren Extremitäten. Das Becken wird in einer Rotationsbewegung aufgerichtet.

[0009] In einer ersten Ausführungsvariante ist hierbei vorgesehen, dass die Sitzfläche einteilig ausgebildet und die gesamte Sitzfläche zusätzlich verschiebbar gelagert ist. Die Sitzfläche kann somit mit Einleitung der Vertikalisierung hinten angehoben werden, um die gewünschte Stehposition des Patienten zu erreichen. Durch eine verschiebbare Lagerung, welche beispielsweise manuell aber ebenso elektromotorisch unterstützt ausgeführt werden kann, wird auf das Becken eine Rotationsbewegung ausgeübt, die eine sofortige Entlordosierung (Streckung) der Wirbelsäule ermöglicht. Durch die Verschwenkung und Verschiebung der Sitzfläche wird bei zunehmender Aufrichtung dem Becken die Rotationsbewegung somit kandal aufgezwungen. Hierdurch wird die Vertikalisierung für den Patienten erleichtert und führt durch die Rotationsbewegung des Beckens nicht zu einer Hyperlordose. Dieser besondere Vorteil wird bereits durch eine erste einfache Ausführungsform mit einer einteiligen Sitzfläche erreicht.

[0010] In besonderer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Sitzfläche zumindest zweigeteilt ausgebildet ist und ein erstes Sitzflächenteil verschwenkbar gelagert ist, während ein zweites Sitzflächenteil zusammen mit dem ersten Sitzflächenteil verschwenkt und gegenüber diesem verschiebbar gelagert ist. Durch die zweigeteilte Sitzfläche mit einem ersten Sitzflächenteil, welches verschwenkbar ist und einem zweiten Sitzflächenteil, welches verschwenkbar und verschiebbar gelagert ist, besteht die Möglichkeit eine ausreichende Abstützung zu gewährleisten und gleichzeitig durch eine erzwungene Beckenrotation das Erreichen einer Vertikalisierung durch die Sitzfläche zu unterstützen und eine Entlordosierung (Streckung) der Wirbelsäule und damit die Entlastung der Bandscheiben zu erreichen. Hierdurch wird dem Benutzer beziehungsweise Patienten das Aufstehen in unterstützter Form durch beispielsweise einen Sitz-/Stehtrainer oder einen Rollstuhl mit Vertikalisierungsfunktion erleichtert. Beispielsweise bei starker muskulärer Spannung (Beugespastiken) oder Verkürzungen des Muskelapparates, insbesondere in den unteren Extremitäten, oder eine Fehlstellung des Beckens nach vorne, ist die erfindungsgemäße Sitzfläche beim Aufrichten äußerst hilfreich.

[0011] Um eine Vertikalisierung durchzuführen ist hierbei vorgesehen, dass die Sitzfläche von einer horizontalen Position in eine annähernd vertikale Position überführbar ist, sodass für das Becken des Benutzers beziehungsweise Patienten während der Bewegung eine definierte Sitztiefe vorliegt und während der Bewegung unterstützt wird.

[0012] Aus diesem Grund ist es besonders vorteilhaft, wenn die Sitzfläche zweigeteilt ausgeführt ist, wobei die Verschwenkung und Verschiebung eines Teils der Sitzfläche synchronisiert oder vorzugsweise die Verschiebung verzögert erfolgen kann. Durch die synchronisierte Bewegung wird hierbei sichergestellt, dass die gewünschte Beckenrotation zu einem bestimmten Zeitpunkt eintritt, wobei zunächst eine Verschwenkung erfolgt, bis die Verschiebung des zweiten Sitztlächenteils die Einleitung der Beckenrotation bewirkt. Eine synchronisierte Verschwenkung und Verschiebung kann hierbei ebenfalls zeitlich aufeinander abgestimmt werden oder die Verschiebung mit unterschiedlichen zeitversetzten Geschwindigkeiten erfolgen.

[0013] In einer Ausführungsvariante ist vorgesehen, dass die Sitzfläche zumindest zweigeteilt ausgeführt ist, wobei eine Trennungslinie quer zur Sitzposition verlaufen kann. Somit besteht die Sitzfläche aus einer vorderen Teilsitzfläche und einer hinteren Teilsitzfläche, wobei die hintere Teilsitzfläche gegenüber der vorderen Teilsitzfläche verschiebbar gelagert ist. Somit werden die erfindungsgemäßen Vorteile mit einer derartigen Ausführung erreicht, wobei die Bewegung der hinteren Teilsichtfläche entweder manuell oder gegebenenfalls über einen Antrieb erfolgen kann. Eine manuelle Verschiebung ist beispielsweise bei der Nutzung bei einer physiotherapeutischen Behandlung hilfreich, wenn bei einem Patienten noch keine endgradige Streckung möglich ist und die Entlordosierung beispielsweise bei einer 50% Aufrichtung genutzt werden soll.

[0014] In einer besonderen Ausführungsvariante ist vorgesehen, dass das erste Sitzflächenteil U-förmig ausgebildet ist und einen vorderen Sitzbereich zur Oberschenkelführung und zwei seitliche Sitzflächen zur Stabilisierung der Sitzposition aufweist und das zweite Sitzflächenteil als zentraler Sitzbereich ausgebildet ist, welcher zwischen den beiden seitlichen Sitzflächen des ersten Sitzflächenteils verschiebbar gelagert ist.

[0015] Durch die Ausbildung eines ersten Sitzflächenteils in einer beispielsweise U-förmigen Form wird eine Stabilisierung der Sitzposition erreicht, während durch das zweite verschiebbare Sitzflächenteil die gewünschte Beckenrotation bewirkt wird. Die U-förmige Umschließung des inneren zentralen Sitzflächenteils ist hierbei grundsätzlich nicht schiebebeweglich angeordnet, um in der Sitzposition die richtige Einstellung der Sitztiefe mit einer flächigen, druckentlastenden Unterstützung der Oberschenkel und der Sitzbeine (Tuben) zu gewährleisten. Eine gute Sitzposition ist wichtig, weil der Benutzer des Sitz-/Stehtrainers nur so sein Stehtraining mit Ruhephasen unterbrechen kann. Beispielsweise wird bei einem Sitz-/Stehtrainer die Sitzposition wesentlich öfter als die Stehposition genutzt werden. Durch die vorgenannte Ausführungsvariante wird beispielsweise eine optimale Druckverteilung im Bereich des zentralen Sitzflächenteils erzielt und gleichzeitig eine Beckenrotation während der Vertikalisierung bewirkt.

[0016] Hierzu ist vorgesehen, dass das zweite Sitzflächenteil gegenüber dem ersten Sitzflächenteil eine Relativbewegung von 2 bis 12, vorzugsweise 4 bis 9 cm ausführt. Diese Relativbewegung zwischen den beiden Sitzflächenteilen reicht hierbei aus, um die gewünschte Beckenrotation beim Aufrichten zu bewirken. Zur Vermeidung von Quetschungen verbleibt zumindest ein kleiner Spalt von 2,5 cm zwischen den Sitzflächenteilen bei der Verschiebung.

[0017] Um eine ausreichende Stabilität der Sitzfläche zu gewährleisten ist diese über Rahmenelemente oder Konstruktionsteile des Sitz-/Stehtrainers oder beispielsweise eines Rollstuhles abgestützt, wobei das verschiebbare Sitzflächenteil auf einer Gleitschiene gelagert ist, welche an einem Rahmenelement oder Konstruktionsteil befestigt ist. Die Gleitschiene ist hierbei extrem flach ausgebildet und befindet sich unterhalb der Sitzfläche, wobei durch eine entsprechende Stabilität der Gleitschiene ein Verkanten oder Verbiegen bei entsprechender Belastung ausgeschlossen werden kann. Das verschiebbare Sitzflächenteil kann hierbei manuell, elektromotorisch über beispielsweise einen Spindelantrieb oder einen hydraulischen Antrieb in der Gleitschiene bewegbar gelagert sein. Eine manuelle Verstellung des verschiebbaren Sitzflächenteils stellt die einfachste Ausführungsform dar, wobei durch einen Therapeuten beim Aufrichten des Patienten, dass heißt der Vertikalisierung, das verschiebbare Sitzflächenteil manuell bewegt werden kann. Um die Bewegung des verschiebbaren Sitzflächenteils für den Patienten bei der Eigentherapie zu erleichtern, kann ein elektromotorischer Antrieb, beispielsweise ein Spindelantrieb, oder ein hydraulischer Antrieb vorgesehen sein, welcher entweder über eine manuelle Handsteuerung oder über eine Steuerungseinrichtung die Verschiebung des hinteren Sitzflächenteils vornimmt. Durch einen Spindelantrieb oder hydraulischen Antrieb ist hierbei gleichzeitig sichergestellt, dass die gewünschte Position des verschiebbaren Sitzflächenteils millimetergenau eingestellt werden kann. Hierbei ist es im Weiteren möglich, dass mit Einleiten der Vertikalisierungsfunktion des Sitz-/Stehtrainers oder des Rollstuhls das hintere verschiebbare Sitzilächenteil entweder verzögert oder gegebenenfalls synchronisiert mit dem Verschwenken des vorderen Sitzflächenteils die erforderliche Bewegung zur Beckenrotation ausführt.

[0018] Alternativ besteht die Möglichkeit, dass das verschiebbare Sitzflächenteil durch eine Gasdruckfeder, welche am Rahmenelement oder Konstruktionsteil abgestützt ist, in eine gegenüber dem nicht verschiebbaren Sitzflächenteil entfernte Position gedrückt wird. Dass heißt die Gasdruckfeder würde das verschiebbare Sitzflächenteil immer In Richtung der Rückenlehne fixiert halten, um jedoch die erforderliche Verschiebebewegung auszuführen ist im Weiteren ein Gurtband vorgesehen, welches am Rahmenelement oder Konstruktionsteil einerseits und am verschiebbaren Sitzflächeleil andererseits festlegbar ist. Das Gurtband dient dazu das verschiebbare Sitzflächenteil gegen die Kraft der Gasdruckfeder in Richtung auf das vordere Sitzflächenteil zu ziehen. Durch die Länge des Gurtbandes und der einsetzenden Vertikalisierung, dass heißt Verschwenkung der gesamten Sitzfläche, wird aufgrund der verwendeten Mechanik eine Bewegung der Sitzfläche bewirkt, wobei das Gurtband das verschiebbare Sitzflächenteil nach vorne in Richtung des feststehenden Sitzflächenteils zieht. Hierzu besteht alternative die Möglichkeit, dass das verschiebbare Sitzflächenteil eine Rollenführung aufweist, welche entlang einer Kurvenbahn bei einer Vertikalisierung der Sitzfläche gegen die Kraft der Gasdruckfeder in Richtung des nicht verschiebbaren Sitzflächenteils gedrückt wird. Mit Hilfe der Rollenführung und Kurvenbahn wird eine ebenfalls bogenförmige Bewegung der Sitzfläche erzielt, die wiederum dazu führt, dass sich das hintere verschiebbare Sitzflächenteil in Richtung auf das vordere feststehende Sitzflächenteil gegen die Kraft der Gasdruckfeder bewegt.

[0019] Soweit ein Gurtband zum Verschieben des hinteren Sitzflächenteils verwendet wird, kann über eine Umlenkung des Gurtbandes oder eine Verkürzung des Gurtbandes der Zeitpunkt der Verschiebung des hinteren Sitzflächenteils eingestellt werden, wobei speziell die Möglichkeit besteht, dass durch Lösen des Gurtbandes das verschiebbare Sitzfiächenteil in der hinteren Position verbleibt und somit die Entlordosierung deaktivierbar ist. Bei der Rückkehr aus der Stehposition in die Sitzposition sorgt hierbei die Gasdruckfeder für eine Rückführung des verschiebbaren Sitzflächenteils in seine Ausgangsposition. Somit wird sichergestellt, dass der Benutzer des Sitz-/Stehtralners nach seinem Stehtraining wieder in der Position sitzt, in der er ursprünglich sein Stehtraining begonnen hat. Somit ist eine exakte, von Arzt und Therapeut individuell geforderte Positionierung beliebig oft wiederholbar.

[0020] Die vorliegende Erfindung eignet sich für eine nachträgliche Montage in bereits vorhandene Sitz-/Stehtrainer oder Rollstühle. Normalerweise besteht die Sitzfläche aus einer festen Sitzplatte, die in den Sitz-/Stehtrainer oder Rollstuhl integriert ist. Die erfindungsgemäße Entlordosierungsvorrichtung wird anstelle der vorhandenen festen Sitzplatte nachträglich integriert oder kann direkt bei einem Neubau eines Sitz-/Stehtrainers oder Rollstuhles vorgesehen werden.

[0021] Die beschriebenen Ausführungsvarianten der Erfindung ermöglichen hierbei sowohl die Nutzung von manuell als auch hydraulisch oder elektromechanisch betriebenen Vertikalisierungssystemen. Insbesondere ist eine Ausführungsvariante denkbar, die das Verschieben der Sitzfläche elektromotorisch oder hydraulisch vom Benutzer selber vorsieht oder in Abhängigkeit vom Vertikalisierungswinkel auf seine Bedürfnisse abgestimmt werden kann.

[0022] Der grundsätzliche Aufbau eines typischen Sitz-/Stehtrainers besteht aus einer Kopfstütze, einer Rückenlehne, einer Bauch/Brustpelotte, einer Armlehne und der Sitzfläche sowie einer Unterschenkelpelotte und einer Fußstütze. Damit der Benutzer die sitzende Position einnehmen kann, sind hierbei vorzugsweise die Bauch- und Brustpelotte sowie die Unterschenkelpelotte als auch die Armlehnen verschwenkbar ausgebildet. Nach Erreichen der Sitzposition besteht die Möglichkeit Bauchpelotte, Brustpelotte und die Unterschenkelpelotte an die Größe des Benutzers anzupassen. Zu den therapeutischen Übungen wird hierbei der Patient von einer sitzenden Position in eine stehende Position überführt, wobei erfindungsgemäß durch eine Beckenrotation dieser Vorgang für den Patienten erleichtert beziehungsweise erst ermöglicht wird. Zu diesem Zweck ist bei der erfindungsgemäßen Entlordosierungsvorrichtung die Sitzfläche verschwenkbar und teilweise verschiebbar ausgebildet, damit das Becken des Benutzers eine Beckenrotation ausführen kann.

[0023] Die Erfindung wird im Weiteren anhand der Figuren nochmals erläutert.

[0024] Es zeigt
Fig. 1
in einer perspektivischen Seitenansicht einen Sitz- /Stehtrainer mit einer horizontal ausgerichteten Sitzfläche,
Fig. 2
in einer perspektivischen Seitenansicht den aus Figur 1 bekannten Sitz-/Stehtrainer mit einer vertikalen Ausrichtung der Sitzfläche,
Fig. 3
in einer Ausschnittvergrößerung die Sitzfläche des Sitz- /Stehtrainers,
Fig. 4
ein Piktogramm zur Erläuterung der Drehbewegung des Beckens und
Fig. 5
in einer perspektivischen Ansicht einen Rollstuhl mit einer erfindungsgemäßen Sitzfläche.


[0025] Figur 1 zeigt in einer perspektivischen Seitenansicht einen Sitz-/Stehtrainer 1 in einer annähernd horizontalen Sitzposition. Der Sitz-/Stehtrainer 1 besteht aus einem Grundgestell 2, welches mit einer Sitzfläche 3 ausgestattet ist. Der gesamte Sitz-/Stehtrainer 1 ruht hierbei auf vorderen Laufrollen 4 und hinteren Laufrollen 5. In Höhe der vorderen Laufrollen 4 ist ein vertikales Konstruktionsteil 6a in Form eines Vorbaus angeordnet, welches zur Aufnahme der Kniestützen 7 vorgesehen ist. Die Kniestützen 7 sind hierbei über eine Schwenkeinrichtung 8 individuell einstellbar.

[0026] Die Sitzfläche 3 wird durch Armlehnen 10 und einen Therapietisch 11 sowie eine Kopfstütze 12 funktionell unterstützt. Der Therapietisch 11 ist hierbei sowohl seitlich als auch nach hinten über entsprechende Lager über einen Schwenkarm 13 und eine gemeinsame Schwenkachse 18 der Armlehnen 10 verschwenkbar ausgebildet. Eine einzelne Armlehne 10 kann ebenfalls für die Verlagerung eines Patienten nach hinten über die Schwenkachse 18 verschwenkt werden.

[0027] Die Sitzfläche 3 ist wesentlicher Bestandteil der Vertikalisierungsfunktion des Sitz-/Stehtrainers 1, und zwar dadurch, dass die gesamte Sitzfläche 3 vertikal ausgerichtet werden kann, um somit den Patienten von einer sitzenden in eine stehende Position zu verlagern. Im unteren Bereich wird hierbei der Patient durch die Kniestützen 7 und Fußauflagen 15 gehalten, während eine Unterstützung des Beckens durch die Sitzfläche 3 erfolgt, welche in eine nahezu vertikale Position verschwenkbar ausgebildet ist. Durch eine Rückenlehne 14 wird der Patient zusätzlich fixiert, wobei zusätzlich durch eine Brust- und Bauchpelotte 23 eine Fixierung des Patienten möglich ist.

[0028] In einer einfachen Ausführungsform kann die Sitzfläche 3 einteilig gestaltet sein, wobei die gesamte Sitzfläche verschiebbar gelagert ist, vorzugsweise durch eine Gleitschiene. Durch die Verschwenkung und Verschiebung der Sitzfläche 3 wird bei zunehmender Aufrichtung dem Becken die Rotationsbewegung kandal aufgezwungen, wodurch die Vertikalisierung für den Patienten erleichtert wird und somit durch die Bewegung der Sitzfläche 3 die Rotationsbewegung des Beckens nicht zu einer unerwünschten Hyperlodose führt. Dieser besondere Vorteil wird bereits durch eine erste einfache Ausführungsform mit einer einteiligen Sitzfläche 3 erreicht.

[0029] In Figur 1 ist eine zweiteilige Sitzfläche 3 dargestellt, und zwar mit einem ersten feststehenden Sitzflächenteil 3a, welches lediglich verschwenkbar gelagert ist und einem zweiten verschiebbaren Sitzflächenteil 3b, welches zusammen mit dem ersten Sitzflächenteil 3a verschwenkt und gegenüber diesem verschiebbar gelagert ist. Durch diese besondere Ausgestaltung der Sitzfläche 3 wird eine weiterhin verbesserte Möglichkeit geschaffen, eine erzwungene Beckenrotation zum Erreichen einer Vertikalisierung durch die Sitzflächenteile 3a, 3b zu unterstützen, wobei insbesondere eine Entlordosierung (Streckung) der Wirbelsäule und damit eine Entlastung der Bandscheiben erreicht wird. Aus diesem Grunde ist die Sitzfläche in die Sitzflächenteile 3a, 3b unterteilt, wobei die Verschwenkung und Verschiebung eines Teils der Sitzfläche verzögert oder gegebenenfalls synchron erfolgen kann. Durch die synchronisierte Bewegung wird hierbei sichergestellt, dass die gewünschte Beckenrotation erst zu einem bestimmten Zeitpunkt eintritt, wobei vorzugsweise zunächst eine Teilverschwenkung erfolgt, bis die Verschiebung des zweiten Sitzflächenteils 3b die Einleitung der Beckenrotation unterstützt. Um die Vertikalisierung durchzuführen ist hierbei vorgesehen, dass die Sitzfläche von einer horizontalen Position in eine annähernd vertikale Position gemäß Figur 2 überführt wird, sodass das Becken des Patienten während der Bewegung und nach Beenden der Bewegung unterstützt wird. Durch ein Bauchpolster am Therapietisch oder einen Bauchgurt wird der Anpressdruck auf das Sitzflächenteil 3b erhöht.

[0030] Das erste Sitzflächenteil 3a ist hierbei zur Unterschenkelführung U-förmig ausgebildet, wobei zwei seitliche feststehende Sitzbereiche 3c, 3d zur Stabilisierung der Sitzposition ausgebildet sind. Durch die seitlichen Sitzbereiche 3c, 3d und die feststehende Sitzfläche 3a wird eine optimale Durchblutung in Sitzposition der Oberschenkel erreicht. Das zweite Sitzflächenteil 3b ist hingegen als zentraler Sitzbereich ausgebildet, welcher zwischen den beiden seitlichen Sitzbereichen 3c, 3d des ersten Sitzflächenteils 3a verschiebbar gelagert ist. Hierdurch wird eine optimale Druckverteilung im Bereich des zentralen Sitzflächenteils 3b erzielt, wobei das zweite Sitzflächenteil 3b gegenüber dem ersten Sitzflächenteil 3a eine Relativbewegung von 2 bis 12 cm, vorzugsweise 4 bis 9 cm, ausführt. Diese geringe Relativbewegung reicht bereits zwischen den beiden Sitzflächenteilen 3a, 3b aus, um die gewünschte Beckenrotation beim Aufrichten zu bewirken. Zur Vermeidung von Quetschungen verbleibt zumindest ein kleiner Spalt 9 zwischen den Sitzflächenteilen 3a, 3b.

[0031] Durch das zweite verschiebbare Sitzflächenteil 3b wird bei der neuartigen Konstruktion die gewünschte Beckenrotation ausgelöst. Die U-förmige Umschließung des inneren zentralen Sitzflächenteils 3b ist hierbei nicht schiebebeweglich angeordnet, um in der Sitzposition die richtige Einstellung der Sitztiefe mit einer flächigen, druckentlastenden Unterstützung der Oberschenkel und der Sitzbeine (Tuben) zu gewährleisten. Aus diesem Grunde stellt die zweite Alternative eine optimale Lösung dar, während hingegen die erste aufgezeigte Alternative ein preiswertes Entlordosierungssystem darstellt.

[0032] Das zentrale Sitzflächenteil 3b ist auf einer Gleitschiene 19 gelagert, um die gewünschte Verschiebung zu ermöglichen. Durch eine Gasdruckfeder 20 wird das Sitztlächenteils 3b in eine vom ersten Sitzflächenteil 3a abgewandte Position gedrückt. Durch ein längenverstellbares Gurtband 21 wird diese Position einstellbar begrenzt. Das Gurtband 21 ist einerseits mit dem Konstruktionsteil 6b des Sitz-/Stehtrainers 1 und andererseits mit dem verschiebbaren Sitzflächenteil 3b verbunden. Somit wird während der Vertikalisierung das verschiebbare Sitzflächenteil 3b durch das Gurtband 21 aufgrund der Bewegung der Sitzfläche durch die verwendete Mechanik nach vorne in Richtung auf das erste Sitzflächenteil 3a gezogen, wodurch die Beckenrotation eingeleitet wird. Das Gurtband 21 kann leicht in der Länge verstellt werden und ermöglicht somit eine an die Bedürfnisse des Patienten angepasste Bewegung des verschiebbaren Sitzflächenteils 3b. Durch eine Umlenkung des Gurtbandes 21 nach dem Flaschenzugprinzip kann zusätzlich der Zeitpunkt der Verschiebung des Sitzflächenteils 3b verändert werden. Soweit eine Entlordosierung für den Patienten nicht gewünscht wird, kann durch Aushängen des Gurtbandes 21 die Entlordosierung deaktiviert werden, um den Sitz-/Stehtrainer 1 ausschließlich in seiner ursprünglichen Funktionalität für einen anderen Patienten verwenden zu können. Dies ist beispielsweise bei der Nutzung in der physiotherapeutischen Behandlung hilfreich, wenn bei einem Patienten noch keine endgradige Streckung möglich ist und die Entlordosierung beispielsweise bei einer 50%-Aufrichtung genutzt werden soll.

[0033] Um eine Rückführung des Sitzflächenteils 3b in seine Ausgangsposition zu erreichen ist die Gasdruckfeder 20 vorgesehen. Hierdurch wird insbesondere sichergestellt, dass der Patient des Sitz-/Stehtrainers 1 nach seinem Stehtraining wieder in der ursprünglichen Position zu sitzen kommt. Somit ist eine exakte, von Arzt und Therapeuten individuell geforderte Positionierung beliebig oft wiederholbar.

[0034] Eine Verschiebung des Sitzflächenteils 3b kann alternativ elektromotorisch oder hydraulisch erfolgen. Damit die Sitzflächenteile 3a, 3b ausreichend gehalten werden, ist das Konstruktionsteil 6b vorgesehen, auf dem sich die Sitzflächenteile 3a, 3b abstützen, wobei vorzugsweise das zentrale Sitzflächenteil 3a auf einer Gleitschiene 19 gelagert ist, welche unmittelbar mit dem Konstruktionsteil 6b oder mittelbar über weitere Rahmenelemente 25 verbunden ist. Hierbei besteht die Möglichkeit, dass als elektromotorische Sitzverstellung eine Gleitschiene 19 mit integriertem Spindelantrieb verwendet wird, wobei der Spindelmotor in der Gleitschiene 19 unterhalb der Sitzfläche 3 angeordnet ist. Die erfindungsgemäße Sitzfläche 3 ist hierbei für eine nachträgliche Montage in bereits vorhandene Sitz-/Stehtrainer 1 oder Rollstühle geeignet oder kann unmittelbar bei der Erstmontage vorgesehen werden.

[0035] Figur 2 zeigt den aus Figur 1 bekannten Sitz-/Stehtrainer 1 in einer vertikalen Position, mit einer Verlagerung der Sitzfläche 3 in eine vertikale Position. Das Grundgestell 2 steht hierbei über seine Laufrollen 4, 5 fest auf einem Untergrund, wobei ein Konstruktionsteil 6a zur Fixierung der Kniestützen 7 vorgesehen ist, während ein zweites Konstruktionsteil 6b zur Halterung der Sitzfläche 3 verwendet wird. Im rückwärtigen Bereich der Sitzfläche 3 ist eine Schwenkachse 27 ausgebildet, an der die Rückenlehne 14 verschwenkbar gelagert ist. Somit kann die Rückenlehne 14 beim Aufrichten der Sitzfläche 3 in einer voreingestellten Position des Neigungswinkels verbleiben, während die Sitzfläche 3 im hinteren Bereich angehoben wird. An die Rückenlehne 14 ist über eine Schwenkachse 18 jeweils seitlich eine Armlehne 10 angelenkt, welche ebenfalls in der Tiefe zusätzlich manuell verstellt werden kann. Eine Armlehne 10 ist zusätzlich mit einem Therapietisch 11 versehen, welcher über einen Schwenkarm 13 seitlich aus dem Bereich des Patienten verschwenkt werden kann. Somit kann der Patient ohne Verrenkungen und Behinderung mit Unterstützung durch einen Therapeuten in dem Sitz-/Stehtrainer 1 platz nehmen.

[0036] Figur 3 zeigt in einer vergrößerten Teilansicht die Sitzfläche 3, bestehend aus dem Sitzflächenteil 3a und 3b. Durch Pfeile 30 ist zusätzlich die Bewegungsrichtung des Sitzflächenteils 3b angedeutet, und zwar bewegt sich das zentrale Sitzflächenteil 3b zwischen den seitlichen Sitzflächenteilen 3c und 3d des Sitzflächenteils 3a. Bei einer Vertikalisierung wird zunächst das Sitzflächenteil 3a, welches über eine Drehachse 25 auf dem Konstruktionsteil 6b festgelegt ist, im hinteren Bereich angehoben und zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt eine zusätzliche Verschiebung des Sitzflächenteils 3b in Richtung nach vorne, dass heißt von der Rückenlehne 14 weg. Unterhalb des Sitzflächenteils 3a ist eine Gleitschiene 19 ersichtlich, welche die Bewegung des zweiten Sitzflächenteils 3b gegenüber dem ersten Sitzflächenteil 3a ermöglicht. Die Anhebung der Sitzflächenteile 3a, 3b erfolgt durch eine Mechanik, welche beide Sitzflächentei le 3a, 3b gegenüber der Drehachse 25 verschwenkt, wobei gegebenenfalls zeitlich verzögert mit Hilfe eines Gurtbandes 21 die Verschiebung des zweiten Sitzflächenteils 3b nach vorne bewirkt wird. Das Gurtband 21 wird bei diesem Ausführungsbeispiel über eine Gurtumlenkung 31, 32 zu einem Verstellschlitten 33 geführt, welcher entlang einer Verstellschiene 34 mit Gradzahlen einrastbar festgelegt werden kann. Durch die Längenänderung des Gurtbandes 21 wird das Ende der Verschiebung der Sitzfläche 3b festgelegt, sodass eine individuelle Anpassung an den Patienten erfolgen kann. Zusätzlich wird über einen Endschalter 35 eine maximale Verschiebung der Sitzfläche 3b begrenzt.

[0037] Durch die Längenänderung des Gurtbandes 21 mit Hilfe des Verstellschlittens 33 kann die Entlordosierung vor Erreichen des Aufrichtwinkels der Sitzfläche gemäß der angegebenen Winkeleinstellung von 90° an abwärts eingestellt werden. Der Endschalter 35 stoppt den Aufrichtvorgang zwangsweise, wenn die Sitzfläche 3b durch das Gurtband 21 ganz nach vorne gezogen worden ist, also der Entlordosierungsvorgang bei dem vorher eingestellten Aufrichtwinkel abgeschlossen ist. Dies ermöglicht eine langsame Aufdehnung von Kontraktoren oder Beugespastiken, die entweder vom Nutzer selber oder durch eine dritte Person vorgegeben werden kann. Gleichzeitig schützt die winkelsynchronisierte Entlordosierung, zum Beispiel Kinder und Personen mit geistigen Einschränkungen, vor einer Überdehnung während des Stehtrainings. Eine Rückführung der Sitzfläche 3b erfolgt hierbei durch eine Gasdruckfeder 20, welche zwischen den Sitzflächenteilen 3a, 3b zu erkennen ist. Alternativ besteht die Möglichkeit das zweite Sitzflächenteil 3b durch eine Gleitschiene mit Spindelmotor in Richtung auf das erste Sitzflächenteil 3a zu bewegen, um die gewünschte Beckenrotation bei der Vertikalisierung eines Patienten zu bewirken.

[0038] Das Prinzip der Beckenrotation ist aus Figur 4 ersichtlich und zwar zeigt Figur 4 ein Piktogramm, in dem die Bewegung der Sitzfläche 3 nochmals verdeutlicht wird. Das Becken 32 eines Patienten ruht auf der Sitzfläche 3 und wird Im Normalfall beim Verschwenken der Sitzfläche 3 blockiert, dass heißt eine Rotation des Beckens 32 wird verhindert, während bei der erfindungsgemäßen Lösung durch eine Verschwenkung und Längsbewegung des hinteren Sitzflächenteils 3b zusätzlich eine Drehbewegung auf das Becken 32 ausgeübt wird, und zwar mit dem Uhrzeiger bei Betrachtung des Patienten von der linken Seite her. Diese Rotation wird durch eine Bewegung des hinteren Sitzflächenteils 3b nach kandal herbeigeführt und verhindert hierbei eine Hyperiordose.

[0039] Die erfindungsgemäße Sitzfläche 3 ist hierbei sowohl bei Sitz-/Stehtrainern 1 oder anderen therapeutischen Rehabilitationseinrichtungen und insbesondere Rollstühlen mit Vertikallsierungsfunktion einsetzbar.

[0040] Figur 5 zeigt in einer perspektivischen Ansicht einen Rollstuhl 40, welcher prinzipiell einen standardmäßigen Aufbau aufweist. Zu diesem Aufbau gehören zwei große Laufräder 41, 42 unterhalb einer Sitzfläche 43 sowie zwei kleine Laufräder 44, um die Beweglichkeit des Rollstuhls zu gewährleisten. An die Sitzfläche 43 schließt sich eine Rückenlehne 45 an, die seitliche Armlehnen 46, 47 aufweist. Oberhalb der Rückenlehne 45 sind zusätzlich Handgriffe 48 vorgesehen, damit der Rollstuhl 40 gegebenenfalls von einer dritten Person geschoben werden kann. Vor den kleinen Laufrädern 44 befindet sich eine Fußauflage 49, die über Führungsstangen 50 in der jeweiligen Position eingestellt werden kann. Der gezeigte Rollstuhl 40 besitzt des Weiteren eine Vertikalisierungsfunktion, dass heißt die Sitzfläche und Rückenlehne kann angehoben werden, sodass die Sitzfläche in eine annähernd vertikale Position überführt werden kann.

[0041] Die hierbei verwendete Sitzfläche 43 ist ebenfalls zweigeteilt und besteht aus einem vorderen feststehenden Sitzflächenteil 43a, welches seitliche feststehende Sitzflächenteile 43c und 43d aufweist. Zwischen den beiden seitlichen Sltzflächenteilen 43c und 43d befindet sich das zweite verschiebbare Sitzflächenteil 43b, wobei das Sitzflächenteil 43a in einer erfindungsgemäßen Ausgestaltung verschwenkbar ausgeführt ist und das Sitzflächenteil 43b zusammen mit dem Sitzflächenteil 43a verschwenkt werden kann, aber zusätzlich eine Verschiebung von der Rückenlehne 45 weg in Richtung auf das Sitzflächenteil 43a ausführen kann. Somit wird das Becken beim Aufrichten des Rollstuhls 40 in der bereits beschriebenen Weise unterstützend gedreht, sodass das Aufrichten der im Rollstuhl sitzenden Person wesentlich erleichtert wird.

Bezugszeichenliste:



[0042] 
1
Sitz-/Stehtrainer
2
Grundgestell
3
Sitzfläche
3a
feststehende Sitzfläche
3b
verschiebbare Sitzfläche
3c
feststehende Sitzfläche
3d
feststehende Sitzfläche
4
Laufrolle
5
Laufrolle
6a
Konstruktionsteil
6b
Konstruktionsteil
7
Kniestütze
8
Schwenkeinrichtung
9
Spalt
10
Armlehne
11
Therapietisch
12
Kopfstütze
13
Schwenkarm
14
Rückenlehne
15
Fußauflage
17
Linearantrieb
18
Drehachse
19
Gleitschiene
20
Gasdruckfeder
21
Gurtband
23
Brust- und Bauchpelotte
25
Drehachse
27
Schwenkachse
30
Pfeil
31
Gurtumlenkung
32
Gurtumlenkung
33
Verstelischlitten
34
Verstellschiene
35
Endschalter
40
Rollstuhl
41
Laufrad
42
Laufrad
43
Sitzfläche
43a
feststehendes Sitzflächenteil
43b
verschiebbares Sitzflächenteil
43c
feststehendes Sitzflächenteil
43d
feststehendes Sitzflächenteil
44
Laufrad
45
Rückenlehne
46
Armlehne
47
Armlehne
48
Handgriff
49
Fußauflage
50
Führungsstange



Ansprüche

1. Entlordosierungsvorrichtung für Benutzer eines Rehabilitationshilfsmittels, insbesondere zur Vertikalisierung eines Sitz-/Stehtrainers oder eines Rollstuhles, mit einer Sitzfläche (3) und Abstützungshilfen für den Benutzer, wobei die Sitzfläche (3) zur Vertikalisierung verschwenkbar gelagert ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sitzfläche (3) verschwenkbar und wenigstens ein Teil der Sitzfläche (3) verschiebbar gelagert ist.
 
2. Entlordosierungsvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sitzfläche (3) einteilig ausgebildet und die gesamte Sitzfläche verschiebbar gelagert ist.
 
3. Entlordosierungsvorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sitzfläche (3) zumindest zweigeteilt ausgebildet ist und ein erstes Sitzflächenteil (3a) verschwenkbar gelagert ist, während ein zweites Sitzflächenteil (3b) zusammen mit dem ersten Sitzflächenteil (3a) verschwenkt und gegenüber diesem verschiebbar gelagert ist.
 
4. Entlordosierungsvorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verschiebung der Sitzfläche (3) oder eines Teils der Sitzfläche (3) verzögert erfolgt oder dass die Verschwenkung und Verschiebung der Sitzfläche (3) oder eines Teils der Sitzfläche(3) synchronisiert erfolgt.
 
5. Entlordosierungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sitzfläche (3) von einer horizontalen Position in eine annähernd vertikale Position überführbar ist.
 
6. Entlordosierungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sitzfläche (3) zumindest zweigeteilt ausgeführt ist, wobei eine Trennungslinie quer zur Sitzposition vorliegt oder dass das erste Sitzflächenteil (3a) U-förmig ausgebildet ist und einen vorderen Sitzbereich zur Oberschenkelführung und zwei seitliche Sitzflächen (3c, 3d) zur Stabilisierung der Sitzposition aufweist und das zweite Sitzflächenteil (3b) als zentraler Sitzbereich ausgebildet ist, welcher zwischen den beiden seitlichen Sitzflächen (3c, 3d) des ersten Sitzflächenteils (3a) verschiebbar gelagert ist.
 
7. Entlordosierungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das zweite Sitzflächenteil (3b) gegenüber dem ersten Sitzflächenteil (3a) eine Relativbewegung von 2 bis 12, vorzugsweise 4 bis 9, cm ausführt.
 
8. Entiordosierungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sitzfläche (3) über Rahmenelemente oder Konstruktionsteile (6b) abgestützt ist und das verschiebbare Sitzflächenteil (3b) auf einer Gleitschiene (19) gelagert ist, welche an einem Rahmenelement oder Konstruktionsteil (6b) befestigt ist.
 
9. Entlordosierungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das verschiebbare Sitzflächenteil (3b) manuell, elektromotorisch über beispielsweise einen Spindelantrieb oder einen hydraulischen Antrieb bewegbar ist.
 
10. Entlordosierungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das verschiebbare Sitzflächenteil (3b) durch eine Gasdruckfeder (20), welche am Rahmenelement oder Konstruktionsteil (6b) abgestützt ist, in eine gegenüber dem nicht verschiebbaren Sitzflächenteil (3a) entfernte Position gedrückt wird.
 
11. Entlordosierungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass durch ein Gurtband (21), welches am Rahmenelement oder Konstruktionsteil (6b) einerseits und am verschiebbaren Sitzflächenteil (3b) andererseits festlegbar ist, die Bewegung des Sitzflächenteils (3b) gegen die Kraft der Gasdruckfeder (20) begrenzt ist, wodurch bei der Vertikalisierung der Sitzfläche (3) das verschiebbare Sitzflächenteil (3b) in Richtung des nicht verschiebbaren Sitzflächenteil (3a) gezogen wird.
 
12. Entlordosierungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass das verschiebbare Sitzflächenteil (3b) eine Rollenführung aufweist, welche entlang eine Kurvenbahn bei einer Vertikalisierung der Sitzfläche (3) gegen die Kraft der Gasdruckfeder (20) in Richtung des nicht verschiebbaren Sitzflächenteils (3a) bewegbar ist.
 
13. Entlordosierungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verschiebung des zentralen Sitzflächenteils (3b) über eine Umlenkung oder Verkürzung des Gurtbandes (21) einstellbar ist.
 
14. Entlordosierungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Entlordosierung durch das verschiebbare Sitzflächenteil (3b) deaktivierbar ist.
 
15. Entlordosierungsvorrichtung nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Sitzfläche (3) bei stationären Sitz-/Stehtrairiern, mobilen Sitz-/Stehtrainern, manuellen Rollstühlen mit Stehfunktion, Elektrorollstühlen mit Stehfunktion, Sitzsystemen, Stehsystemen und Positionierungssysteme für Menschen mit Behinderungen verwendbar ist.
 




Zeichnung




















Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente