Umschaltbare Ladung
[0001] Die Erfindung betrifft Wirkladung eines Gefechtskopfes umfassend eine Halterung mit
einer Vielzahl verteilt angeordneter Ausnehmungen mit Pellets, wobei die Halterung
aus einem die Detonationsfront stark dämpfenden Material besteht.Der Gefechtskopf
kann zur Anwendung gegen verschiedenartige Ziele bezüglich seiner Wirkungsweise während
des Anfluges auf das Ziel umgeschaltet werden. Hierbei bestimmt der im Gefechtskopf
integrierte Suchkopf den Zieltyp und leitet daraus den optimalen Wirkmodus ab.
[0002] In Abhängigkeit vom detektierten Ziel kann der Gefechtskopf zwischen den verschiedenen
von der Bauart des Gefechtskopfes abhängigen Wirkmodi umgeschaltet werden. Insbesondere
sind folgende Wirkungsarten möglich: entweder die Bildung eines kompakten Projektils
(EFP = Explosively Formed Projektile) oder eines lang gezogenen und sich während der
Flugphase immer stärker partikulierenden Projektils oder die Bildung eines Splitterschwarms.
[0003] Aus der
FR 2 678 723 A1 ist eine Wirkladung bekannt geworden, bei der in einer Halterung aus stark dämpfendem
Material eine Vielzahl von Ausnehmungen angeordnet ist, welche mit Sprengstoff gefüllt
sind. Die Halterung ist zum Zweck der Ausrichtung der Wirkrichtung der Wirkladung
auf das Ziel rotatorisch umpositionierbar. Eine wahlweise Erzeugung unterschiedlicher
Splitterformen ist jedoch nicht möglich.
[0004] Bei einem bekannten Beispiel dieser Art eines Gefechtskopfes erfolgt die Umschaltung
der Wirkungsweise mit Hilfe einer Vielzahl von so genannten EFI-Detonatoren (EFI =
Explosive Foil Initiator). Diese Detonatoren sind in der Sprengladung integriert und
können einzeln oder in Gruppen angesteuert werden.
[0005] Der Vorteil des hohen Grades an Flexibilität im Einsatz wird allerdings durch den
Nachteil der hohen Kosten kompensiert. Die Herstellkosten der EFI-Detonatoren sind
nicht niedrig, weiterhin wird eine erhebliche Anzahl dieser Detonatoren pro Gefechtskopf
benötigt. Die Integration der EFI-Detonatoren in die Sprengladung steigert den Aufwand
hinsichtlich der Funktionalität und in besonderer Weise auch hinsichtlich der Sicherheit
ganz erheblich. Zur Zündung benötigen die EFI-Detonatoren eine Hochspannung von einigen
Kilovolt. Somit steigert auch die Spannungs- und Energieversorgung an Bord des Gefechtskopfes
den Aufwand und damit die Kosten des Produkts ganz erheblich.
[0006] Auf der Internet-Seite: http://www.fas.org/man/dod-101/sys/smart/locaas.htm ist ein
Flugkörper mit einem zielabhängig umschaltbaren Gefechtskopf beschrieben, der genau
nach dem beschriebenen Verfahren funktioniert. Das hierbei angewandte Prinzip der
Einstellung der Wirkungsweise des Gefechtskopfes während des Zielanfluges beruht auf
der Erfassung der Zieldaten mittels eines optischen Suchkopfes und der hieraus abgeleiteten
Definition des Ziels. Aus der Zielart ergibt sich, welche der EFI-Detonatoren gezündet
werden um bei Auslösung der Wirkladung ein bestimmtes Projektil oder Splitter zu erzeugen.
[0007] Es ist Aufgabe der Erfindung eine bekannte zylindrische Wirkladung eines achsial
wirkenden Gefechtskopfes derart umzugestalten, dass diese für die Verwendung in einem
radial zu seiner Hauptachse wirkenden Gefechtskopf geeignet ist und eine dosierte
Leistungsabgabe ermöglicht..
[0008] Die Lösung der Aufgabe erfolgt unter Verwendung so genannter Pellets. Dieser Begriff
ist seit langem für einen kompakten, meist zylinderförmigen Körper bekannt, welcher
beispielsweise aus einer gepressten Sprengladung oder auch aus einem anderen Material
bestehen.
[0009] Eine Ausführungsform der Erfindung besteht darin, dass eine rohrförmige und zumindest
aus einem Teil bestehende Halterung mit einer Vielzahl verteilt angeordneter Pellets
innerhalb einer splitterbildenden Hülle des Gefechtskopfes angeordnet ist und zumindest
einen Teil der Wirkladung umgibt. Damit können in Rahmen der Erfindung auch weitere
Bauformen eines Gefechtskopfes realisiert werden, bei denen die Wirkladung zentral
angeordnet ist und von der Halterung umgeben ist. Bei einem Splittergefechtskopf können
damit zielabhängig unterschiedliche Splitterformen und -größen realisiert werden.
[0010] In dieser Bauform besteht die Halterung aus einem Material, welches auf eine Detonationsfront
stark dämpfend wirkt, wobei zumindest ein Teil der Halterung mit den darauf angeordneten
Pellets bezüglich der Wirkladung oder der Hülle umpositionierbar oder vollständig
entfernbar ist. Die Halterung kann auch aus wenigstens zwei koaxial ineinander liegenden
und gegeneinander umpositionierbaren Teilen bestehen. Mit beiden Lösungen lässt sich
die Wirkung der Halterung und der Pellets auf die Formung der Detonationsfront in
weiten Grenzen steuern.
[0011] Die in der Halterung angeordneten Pellets können sowohl aus Sprengstoff wie auch
aus Dämpfungsmaterial bestehen, die Pellets können unterschiedliche Größen auf verschiedenen
Teilen der Halterung aufweisen. Auch mit dieser Maßnahme kann die Wirkung der Halterung
auf die Splitterbildung in umfassender Weise beeinflusst werden.
[0012] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung schematisch vereinfacht
dargestellt und werden im folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
Fig. 1: eine zylindrische Wirkladung mit einer Halterung,
Fig. 2: eine geteilte zylindrische Halterung,
Fig. 3a: eine zylindrische Halterung mit verschiebbaren Teilen,
Fig. 3b: eine zylindrische Halterung mit verdrehbaren Teilen.
[0013] Die Möglichkeit der Umschaltung der Wirkungsart ist nicht auf axial wirkende Ladungen
beschränkt. Sie kann auch zur kontrollierten Erzeugung von Splittern mit Hilfe von
Splitterladungen eingesetzt werden. In Figur 1 das Prinzip eines solchen Anwendungsfalles
dargestellt. Die Splitterladung weist eine nicht vorgeprägte Hülle 10 aus Metall auf.
Die in der Hülle liegende Wirkladung ist aus zwei Teilen 1a und 1 b aufgebaut zwischen
denen die Halterung 2 für die Pellets 3a, die aus Sprengstoff bestehen, angeordnet
ist. Die Halterung muss sich nicht zwingend über die gesamte Länge der Wirkladung
erstrecken. Bei Initiierung einer hier nicht dargestellten Zündkette, die sich an
der Stirnseite der Ladung in zentraler Position befinden würde, erfolgt aufgrund des
Durchganges der Detonationswelle durch die Halterung und durch die Pellets aufgrund
der Zeitdifferenz der Anteile dieser Detonationswelle zur kontrollierten Zerlegung
der Hülle. Somit lassen sich ohne Schwächung der Hülle durch ein Splittermuster Splitter
mit einstellbarer Größe erzeugen. Dies ermöglicht die Anwendung der Erfindung auch
bei Penetratoren.
[0014] In Erweiterung des vorgenannten Ausführungsbeispiels einer zylindrischen Ladung zeigen
die folgenden Figuren Beispiele weitere Varianten dieses Beispiels. In der Figur 2
ist eine Halterung dargestellt, die seitlich durchtrennt ist, wobei die beiden Hälften
2c und 2d zusätzlich Pellets 13a, 13b unterschiedlicher Größe und unterschiedlicher
Anordnung aufweisen. In Erweiterung dieses Beispiels können Halterungen mit beliebigen
Variationen von Pelletmustern und von Anzahl der Sektionen erzeugt werden. Auf diese
Weise lassen sich unterschiedliche Splittergrößen und Splitterformen bilden.
[0015] Eine Steigerung der Flexibilisierung dieses Ladungstyps ist dadurch möglich, dass
wenigstens zwei konzentrisch ineinander liegende und gegeneinander beweglich gelagerte
Teile der Halterung vorgesehen sind, wie dies in den Figuren 3a und 3b anhand verschiedener
Ausführungsformen gezeigt ist. So kann durch Verschieben von Sektionen 12b, 12c gegenüber
dem inneren Teil der Hülle 12a oder durch Verdrehen des äußeren Teils 12d der Hülle
gegenüber dem inneren Teil 12a der Hülle durch Tausch der Positionen der auf den inneren
und äußeren Teilen der Halterung angeordneten und aus Sprengstoff gefertigten Pellets
eine lokale Durchzündung der ausgelösten Detonationswelle erreicht werden. Somit werden
auch hier ähnliche oder unterschiedliche Laufzeiten der Anteile der Detonationswelle
erreicht, womit letztlich eine Umschaltung der Wirkungsart der Ladung erfolgt. Somit
kann zielangepasst die Größe der Splitter gewählt werden, um diese dann fokussiert
auf das Ziel zu richten. Beispielsweise kann gemäß Figur 2 das grobe Pelletmuster
auf dem unteren Teil 2d der Halterung in eine auf das Ziel gerichtete Lage gedreht
werden, falls das Ziel mit großen Splittern optimal bekämpft werden kann.
[0016] Aus der Funktion ergeben sich diverse Möglichkeiten der Optimierung der Halterung.
Dies betrifft zunächst das für die Halterung 2 zu wählende Material. Zur Dämpfung
der Detonationsfront eignen sich in besonderer Weise die Kunststoffe, wobei mit PTFE
(Teflon) gute Ergebnisse erzielt werden. Noch effektiver ist ein Sandwich aus Stahl-
und Teflon-Schichten in alternierender Abfolge. Bezüglich der Schichtdicke hat sich
das Maß von 3 mm als recht guter Wert herausgestellt. Natürlich sind alle weiteren
bekannten Dämpfungsmaterialien und deren vorteilhafte Kombinationen für diese Anwendung
geeignet.
[0017] Über die Dicke D der Halterung 2 lässt sich in Verbindung mit den gewählten Materialparametern
die Zeitdifferenz der beiden Fronten der Detonationswelle nach dem Durchgang durch
die Halterung 2 über die Pellets oder die Pellethalterung steuern. Eine Zeitdifferenz
von typisch einigen Mikrosekunden ist ausreichend, die erwünschte Detonationswellenüberlagerung
und Druckerhöhung herbeizuführen. Eine Dicke der Halterung in der Größenordnung von
etwa 10 mm erfüllt diese Anforderung.
[0018] Die Sprengstoff-Pellets müssen aus einem Sprengstoff bestehen, der sich leicht initiieren
lässt und eine kurze Anlauflaufstrecke bis zur Detonation aufweist. Bei Versuchen
hat sich Seismoplast (Fa. DynaEnergetic) bewährt, welches einen hohen Anteil an Nitropenta
aufweist. Dieser Sprengstoff zeichnet sich außerdem durch einen geringen kritischen
Durchmesser aus, woraus sich der Vorteil ergibt, dass die Pellets einen nur geringen
tatsächlichen Durchmesser aufzuweisen brauchen. Somit sind alle erforderlichen Anordnungen
zur Erzielung gewünschter Zerlegungsmuster ohne weitere Beschränkungen herstellbar.
1. Zylindrische Wirkladung (1) eines Gefechtskopfes umfassend eine rohrförmige Halterung
(2) mit einer Vielzahl verteilt angeordneter Ausnehmungen mit Pellets (3, 3a, 3b),
wobei die Halterung aus einem die Detonationsfront stark dämpfenden Material besteht,
dadurch gekennzeichnet, dass die zumindest aus einem Teil bestehende Halterung (2) mit einer Vielzahl verteilt
angeordneter Pellets (3, 3a, 3b) innerhalb einer splitterbildenden Hülle (10) des
Gefechtskopfes zwischen einem inneren Teil (1 b) und einem äußeren Teil (1 a) der
Wirkladung angeordnet ist.
2. Zylindrische Wirkladung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ein Teil der Halterung (2, 2c, 2d, 12b, 12c, 12d) mit den darauf angeordneten
Pellets (3, 3a, 3b) bezüglich der Wirkladung (1a, 1b) und der Hülle (10) umpositionierbar
oder vollständig entfernbar ist.
3. Zylindrische Wirkladung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Halterung (2) aus wenigstens zwei koaxial ineinander liegenden und gegeneinander
umpositionierbaren Teilen (12a, 12b, 12c,12d) besteht.
4. Zylindrische Wirkladung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass in der Halterung (2) Pellets aus Sprengstoff und/oder Dämpfungsmaterial (3a, 3b)
angeordnet sind.
5. Zylindrische Wirkladung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass Pellets (13a, 13b) unterschiedlicher Größe auf verschiedenen Teilen der Halterung
(2c, 2d) angeordnet sind.