[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Verarbeitungsmaschine, insbesondere
einer Bogenmaterial verarbeitenden Druckmaschine bzw. Lackiermaschine, nach dem Oberbegriff
von Anspruche 1.
[0002] Bogenmaterial verarbeitende Druckmaschinen sowie Lackiermaschinen verfügen über eine
Vielzahl von Einrichtungen, die im Druck-/Lackierbetrieb, Einrichtbetrieb oder Wartungsbetrieb
der jeweiligen Maschine angetrieben werden müssen. Bei klassischen Konstellationen
werden alle anzutreibenden Einrichtungen einer derartigen Druck- bzw. Lackiermaschine
von einem sogenannten Hauptantrieb angetrieben. Alle anzutreibenden Einrichtungen
sind dann üblicherweise mechanisch über eine getriebetechnische Kopplung, insbesondere
einen geschlossenen Räderzug, mit dem Hauptantrieb verbunden.
[0003] Bei modernen Konzepten für Bogenmaterial verarbeitenden Druckmaschinen sind zumindest
einige der anzutreibenden Einrichtungen einer Druckmaschine eigenmotorisch angetrieben.
So ist es aus dem Stand der Technik bereits bekannt, Formzylinder bzw. Plattenzylinder
von Druckwerken der Druckmaschine eigenmotorisch dadurch anzutreiben, dass jedem der
Formzylinder ein separater Antrieb zugeordnet ist, so dass die Formzylinder unabhängig
vom Hauptantrieb angetrieben werden können.
[0004] Eine Bogenmaterial verarbeitende Druckmaschine, deren Druckwerke eigenmotorisch angetriebene
Formzylinder (Plattenzylinder) aufweisen, ist aus der
EP 0 834 398 B1 bekannt, wobei nach diesem Stand der Technik vom Hauptantrieb angetriebene Gummizylinder
der Druckwerke und der jeweilige eigenmotorisch angetriebene Formzylinder (Plattenzylinder)
jedes Druckwerks über jeweils eine schaltbare Kupplung koppelbar bzw. entkoppelbar
sind.
[0005] Um einen sicheren Betrieb einer Druckmaschine zu gewährleisten, müssen steuerungsseitig
für alle Gefährdungen, die durch Antriebe der Druckmaschine verursacht werden, Schutzmaßnahmen
implementiert werden. Dies gilt sowohl für den Hauptantrieb als auch für jeden unabhängig
vom Hauptantrieb antreibbaren Antrieb einer eigenmotorisch angetriebenen Einrichtung.
So ist üblicherweise nur dann ein sicherer Betrieb eines Antriebs zu gewährleisten,
wenn für denselben grundlegende Schutzmaßnahmen bzw. Sicherheitsvorgaben implementiert
sind, insbesondere Maßnahmen für ein sicheres Stillsetzen des Antriebs, Maßnahmen
gegen ein unerwartetes Anlaufen des Antriebs, Maßnahmen zur Einhaltung maximaler Geschwindigkeiten
des Antriebs, Maßnahmen zur Einhaltung maximaler Wege des Antriebs sowie Maßnahmen
zur Einhaltung einer korrekten Drehrichtung desselben. Die Implementierung all dieser
Schutzmaßnahmen für den Hauptantrieb sowie jeden vom Hauptantrieb unabhängig antreibbaren
Antrieb der eigenmotorisch angetriebenen Einrichtungen der Druckmaschine erfordert
steuerungsseitig einen hohen Aufwand. Dies ist insgesamt von Nachteil.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Betreiben der Verarbeitungsmaschine
mit wenigstens einem einzeln angetriebenen, eine Druckform tragenden Zylinder zu schaffen,
welches die Betriebssicherheit verbessert.
[0007] Die Aufgabe wird durch die Ausbildungsmerkmale von Anspruch 1.
[0008] Die erfindungsgemäße Verarbeitungsmaschine weist eine Steuerungseinrichtung auf,
die unmittelbar bei Vorliegen eines sicherheitsrelevanten Ereignisses einen Synchronbetrieb
zwischen den von dem oder jedem Hauptantrieb und Räderzug angetrieben Zylindern bzw.
Walzen eines Druckwerks und dem jeweiligen eigenmotorisch angetriebenen, d.h. einzeln
angetriebenen Platten-/Formzylinder vorgibt, nämlich dadurch, dass die Steuerungseinrichtung
die oder jede schaltbare Kupplung reibschlüssig (kraftschlüssig) zwischen dem Gummituchzylinder
oder dem zugeordneten Bogenführungszylinder (Druckzylinder) und dem Plattenzylinder
des jeweiligen Druckwerks bzw. zwischen dem Formzylinder und dem Bogenführungszylinder
(Druckzylinder) des jeweiligen Lackwerkes schließt und den Einzelantrieb des Plattenzylinders
im Druckwerk bzw. den Einzelantrieb des Formzylinders im Lackwerk momentenlos schaltet.
Dabei schließt die Angabe "Einzelantrieb des Formzylinders im Lackwerk" auch einen
eigenmotorisch angetriebenen (Einzelantrieb) Antrieb eines Formzylinders in einem
Flexodruckwerk ein. Ebenso schließt der Begriff "Druckform" eine Lackform bzw. eine
Flexodruckform ein. Der Begriff der Betriebssicherheit schließt den Notbetrieb eines
einzelmotorisch angetriebenen Plattenzylinders / Formzylinders bei Ausfall dessen
Einzelantriebes sowie die Betriebssicherheit unterstützende Diagnosemöglichkeiten
ein.
[0009] Im Sinne der hier vorliegenden Erfindung wird vorgeschlagen, dass eine Steuerungseinrichtung
unmittelbar bei Vorliegen eines sicherheitsrelevanten Ereignisses einen Synchronbetrieb
zwischen den vom Hauptantrieb und Räderzug angetriebenen Einrichtungen der Verarbeitungsmaschine
und dem eigenmotorisch angetriebenen Platten- bzw. Formzylinder erzwingt. Der Synchronbetrieb
wird dadurch erzwungen, dass die Steuerungseinrichtung die Schaltkupplung, die im
Druck-/Lackierbetrieb der Verarbeitungsmaschine geöffnet ist und den Platten- bzw.
Formzylinder vom Hauptantrieb und Räderzug entkoppelt, schließt und den Einzelantrieb
des Platten- bzw. Formzylinders momentenlos schaltet. Hierdurch wird erzielt, dass
alle Schutzmaßnahmen bzw. Sicherheitsvorgaben des Hauptantriebs mit Räderzug auf den
Antrieb des jeweiligen eigenmotorisch angetriebenen Platten-/Formzylinders steuerungsseitig
übertragen werden.
Mit dieser Betriebsweise kann ein unkontrolliertes Drehen (Austrudeln) eines Zylinders
nach Ausfall des Antriebsmomentes des dem Zylinder zugeordneten Einzelantriebes unterbunden
werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass der Produktionsprozess (Druck- und/oder
Lackierbetrieb) nach Ausfall eines Einzelantriebes nicht unterbrochen werden muss.
Damit sind Notlaufeigenschaften an dem ausgefallenen, ansonsten eigenmotorisch angetriebenen
Zylinder gewährleistet. Ist die Einsatzfähigkeit des ausgefallenen Einzelantriebes
wieder hergestellt, so kann die Schaltkupplung (über die Steuereinrichtung) geöffnet
und der bisher antriebslose (Einzelantrieb momentenlos) Zylinder mittels des Einzelantriebes
eigenmotorisch wieder angetrieben werden.
[0010] Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass bei einer möglichen Überlastung des Einzelantriebes
die Steuereinrichtung die Schaltkupplung zwischen einem der von Hauptantrieb und Räderzug
angetriebenen Zylinder und dem Platten- bzw. Formzylinder unter Kraftschluss schließt
und danach den Einzelantrieb des Platten- bzw. Formzylinders momentenlos schaltet.
Somit kann der jeweilige Platten- bzw. Formzylinder ohne Beeinträchtigung des Momentes
in den Hauptantrieb gekuppelt werden. Die in diesem Fall nicht mehr realisierbare
Registerung der betroffenen Zylinderachse kann über die Registerkorrektureinrichtungen
anderer Zylinderachse ausgeglichen werden.
[0011] Von Vorteil ist ebenso, dass - beispielsweise zu Diagnosezwecken - der Antrieb von
Platten- bzw. Formzylinder wahlweise über den Hauptantrieb und Räderzug oder über
den jeweiligen Einzelantrieb erfolgen kann. Hierzu wird mittels der Maschinensteuerung
die Schaltkupplung wahlweise geöffnet oder geschlossen. Beispielsweise können durch
den wahlweisen Antrieb mögliche Qualitätsabweichungen im Verarbeitungsprozess festgestellt,
Veränderungen analysiert und dem jeweiligen Antriebskonzept zugewiesen und abgestellt
werden.
[0012] Die Erfindung soll nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
Dabei zeigen:
- Fig. 1:
- eine Bogenrotationsdruckmaschine mit mehreren Druckwerken und einem Lackwerk,
- Fig. 2:
- eine erste Antriebseinrichtung für einen Plattenzylinder in einem Offsetdruckwerk,
- Fig. 3
- eine zweite Antriebseinrichtung für einen Formzylinder in einem Lackwerk, alternativ
in einem Flexodruckwerk.
[0013] Die Bogenrotationsdruckmaschine ist beispielsweise mit einem Anleger 4, fünf Offsetdruckwerken
1, einem Lackwerk 2 sowie einem Ausleger 5 dargestellt. Jedes Offsetdruckwerk 1 weist
in bekannter Weise ein Farbwerk 12 mit Farbwerkwalzen, einen eine Druckform tragenden
Zylinder 10, hier als Plattenzylinder 10, und einen Gummituchzylinder 8 auf. Bei Bedarf
ist jedem Plattenzylinder 10 ein Feuchtwerk zugeordnet.
Das Lackwerk 2 weist in bekannter Weise eine Dosiereinrichtung 11 für das zu verarbeitende
Medium (Lack, Farbe), bevorzugt ein Kammerrakel mit zugeordneter, gerasterter Auftragwalze,
sowie einen eine Druckform (Lackform, Flexodruckform) tragenden Zylinder 9, hier als
Formzylinder 9, auf.
[0014] Plattenzylinder 10 und Formzylinder 9 tragen jeweils zumindest eine Druckform und
sind mit den Farbauftragwalzen des Farbwerkes 12 bzw. der Auftragwalze der Dosiereinrichtung
11 in Kontakt. Für den Bogentransport in Förderrichtung 3 sind mehrere Bogenführungszylinder
6 vorgesehen. In jedem Offsetdruck- bzw. Lackwerk 1, 2 ist ein als Druckzylinder ausgebildeter
Bogenführungszylinder 6 mit dem jeweiligen Gummituchzylinder 8 bzw. Formzylinder 9
in Funktionsverbindung, wobei im ersten Offsetdruckwerk 1 dem als Druckzylinder ausgebildeten
Bogenführungszylinder 6 eine Anlagetrommel als Bogenführungszylinder 6 vorgeordnet
ist. Für den Bogentransport sind zwischen den als Druckzylinder ausgebildeten Bogenführungszylindern
6 der Druck- bzw. Lackwerke 1, 2 weitere Bogenführungszylinder 6 als Transferzylinder
angeordnet. Den als Druckzylinder ausgebildeten Bogenführungszylindern 6 sowie den
Gummituchzylindern 8 und dem Formzylinder 9 sind bevorzugt Waschvorrichtungen 7 zugeordnet.
Zumindest sämtliche Bogenführungszylinder 6 sind über einen nicht näher aufgezeigten
Hauptantrieb (zumindest ein einspeisender Antriebsmotor) und einen geschlossenen Räderzug
antriebsseitig miteinander gekoppelt. In diesen Räderzug sind ebenfalls die Gummituchzylinder
8 der Offsetdruckwerke 1 mit je einem Gummituchzylinder-Zahnrad 13 integriert. Bei
den Lackwerken 2 ist der dem Formzylinder 9 benachbarte Bogenführungszylinder 6 mit
je einem Bogenführungszylinder-Zahnrad 17 in diesen Räderzug integriert.
[0015] Jeder Plattenzylinder 10 und bevorzugt jeder Formzylinder 9 ist - von Hauptantrieb
und Räderzug mechanisch entkoppelt - durch je einen Einzelantrieb M (auch Direktantrieb
genannt), d.h. einen separaten Antriebsmotor, antreibbar. Diese Einzelantriebe M sind
mit einer Maschinensteuerung gekoppelt und werden in vorgebbarer Weise gegenüber dem
Hauptantrieb und Räderzug mit den Bogenführungszylindern 6 bei den Lackwerken 2 sowie
den zusätzlich mit Hauptantrieb und Räderzug gekoppelten Gummituchzylindern 8 bei
den Offsetdruckwerken 1 einzeln angetrieben. Beim Formzylinder 9 und Plattenzylinder
10 handelt es sich demnach um eine mittels Einzelantrieb M eigenmotorisch angetriebene
Einrichtung der Bogenrotationsdruckmaschine.
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Bogenrotationsdruckmaschine mehrere
Hauptantriebe umfassen kann, die in den geschlossenen Räderzug einspeisen. Bei den
Offsetdruckwerken 1 wird jeder mit dem benachbarten Bogenführungszylinder 6 antriebsseitig
gekoppelte Gummituchzylinder 8 vom Hauptantrieb mit Räderzug angetrieben und in den
Offsetdruckwerken 1 wird bevorzugt jeder Plattenzylinder 10 eigenmotorisch mittels
Einzelantrieb M angetrieben. Der dem Formzylinder 9 im Lackwerk 2 benachbarte Bogenführungszylinder
6 wird vom Hauptantrieb mit Räderzug angetrieben und bevorzugt jeder der Formzylinder
9 der Lackwerke 2 wird eigenmotorisch mittels Einzelantrieb M angetrieben. Alternativ
kann eine Bogenrotationsdruckmaschine mit mehreren Offsetdruckwerken 1 bzw. Lackwerken
2 auch einzelne Offsetdruckwerke 1 und/oder Lackwerke 2 aufweisen, deren Platten-
bzw. Formzylinder 10, 9 keinen Einzelantrieb M aufweisen. Derartige konventionelle
Werke 1, 2 werden insgesamt mittels Hauptantrieb und Räderzug innerhalb der Verarbeitungsmaschine
angetrieben. Die entsprechenden Platten- bzw. Formzylinder 10, 9 sind somit in den
Räderzug integriert.
[0016] Bei Druckwerken 1 ist die Schaltkupplung 15 zwischen den von Hauptantrieb und Räderzug
angetriebenen Zylindern und dem jeweiligen mittels Einzelantrieb eigenmotorisch angetriebenen
Plattenzylinder 10 angeordnet.
Wie in Fig. 2 gezeigt, ist zwischen dem Gummituchzylinder 8 und dem Plattenzylinder
10 eines Offsetdruckwerkes 1 eine kraftschlüssig wirkende Schaltkupplung 15 angeordnet.
Alternativ ist die Schaltkupplung 15 auch zwischen einem Bogenführungszylinder 6 und
dem Plattenzylinder 10 anordenbar.
[0017] Im vorliegenden Beispiel ist die Schaltkupplung 15 am Plattenzylinder 10 angeordnet
und am Plattenzylinder 10 ist ferner ein frei drehbares Zahnrad 14 der Schaltkupplung
15 benachbart angeordnet. Das frei drehbare Zahnrad 14 ist mit dem Gummituchzylinder-Zahnrad
13 des vom Hauptantrieb angetriebenen Räderzuges im ständigen Eingriff. Von Hauptantrieb
und Räderzug wird somit auf das Gummituchzylinder-Zahnrad 13 ein Eintrieb 16 (vom
Hauptantrieb mit Räderzug) eingespeist.
In einer weiteren Ausbildung kann das frei drehbare Zahnrad 14 mittels einer getriebetechnischen
Verbindung direkt oder mittels einer weiteren Kupplung mit dem nachgeordneten Farbwerk
12 antriebsseitig gekoppelt sein.
[0018] Im Normaldruckbetrieb, in welchem der Plattenzylinder 10 eigenmotorisch vom Einzelantrieb
M angetrieben wird, ist die Schaltkupplung 15 geöffnet, um so den Plattenzylinder
10, speziell das Zahnrad 14, vom Hauptantrieb bzw. vom Gummituchzylinder-Zahnrad 13
zu entkoppeln.
[0019] Zur Implementierung der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen für den eigenmotorisch angetriebenen
Plattenzylinder 10 wird im Sinne der hier vorliegenden Erfindung vorgeschlagen, die
Sicherheitsmaßnahmen des Hauptantriebs (mit Räderzug) steuerungsseitig auf den eigenmotorisch
angetriebenen Plattenzylinder 10 des jeweiligen Offsetdruckwerks 1 dadurch zu vererben,
dass bei Vorliegen eines sicherheitsrelevanten Ereignisses ein Synchronbetrieb zwischen
dem vom Hauptantrieb und Räderzug angetriebenen Zylinder, insbesondere der Bogenführungszylinder
6 (Druckzylinder) oder Gummituchzylinder 8 und dem vom Einzelantrieb M eigenmotorisch
antreibbaren Plattenzylinder 10 vorgegeben wird. Im vorliegenden Beispiel wird dies
über ein Gummituchzylinder-Zahnrad 13 realisiert.
[0020] Hierzu dient im Sinne der vorliegenden Erfindung eine Steuerungseinrichtung 18, der
als Eingangssignal ein Signal zugeführt wird, welches Daten darüber enthält, ob ein
sicherheitsrelevantes Ereignis vorliegt oder nicht. Die Steuerungseinrichtung 18 ist
bzw. mehrere Steuereinrichtungen 18 sind bevorzugt mit einem Leitstand gekoppelt.
Eine derartige Steuereinrichtung 18 gibt unmittelbar bei Vorliegen eines sicherheitsrelevanten
Ereignisses einen Synchronbetrieb zwischen dem vom Hauptantrieb angetriebenen Gummituchzylinder-Zahnrad
13 und dem vom Einzelantrieb M angetriebenen Plattenzylinder 10 dadurch vor, dass
die Steuerungseinrichtung 18 über ein Ausgangssignal die Schaltkupplung 15 zum frei
drehbaren Zahnrad 14 unter Kraftschluss schließt. In dieser ersten Schaltstellung
ist die Schaltkupplung 15 mit dem Zahnrad 14 und über das Zahnrad 14 mit dem Gummtuchzylinder-Zahnrad
13 gekoppelt. Über ein weiteres Ausgangssignal der Steuereinrichtung 18 wird der Einzelantrieb
M des Plattenzylinders 10 momentenlos geschaltet, indem dieser z. B. stromlos bzw.
energielos geschaltet wird. Durch das Schließen der kraftschlüssigen Schaltkupplung
15 unmittelbar bei Vorliegen eines sicherheitsrelevanten Ereignisses erzwingt demnach
die Steuerungseinrichtung 18 unmittelbar bei Vorliegen eines sicherheitsrelevanten
Ereignisses den Synchronbetrieb zwischen dem Plattenzylinder 10 und dem vom Hauptantrieb
(mit Räderzug) angetriebenen Gummituchzylinder 8, alternativ dem Bogenführungszylinder
6 (Druckzylinder). Hierdurch wird erzielt, dass der Plattenzylinder 10 dem Hauptantrieb
folgt. Über ein weiteres Ausgangssignal wird die Schaltkupplung 15 nach Beseitigung
des sicherheitsrelevanten Ereignisses in einer zweiten Schaltstellung von dem Zahnrad
14 entkoppelt (Normalbetrieb).
[0021] In Fig. 3 ist gezeigt, dass zwischen dem Formzylinder 9 und dem benachbarten Bogenführungszylinder
6 (Druckzylinder) eines Lackwerkes 2 eine kraftschlüssig wirkende Schaltkupplung 15
angeordnet ist.
Im vorliegenden Beispiel ist die Schaltkupplung 15 am Formzylinder 9 angeordnet und
am Formzylinder 9 ist ferner ein frei drehbares Zahnrad 14 der Schaltkupplung 15 benachbart
angeordnet. Das frei drehbare Zahnrad 14 ist mit dem Bogenführungszylinder-Zahnrad
17 des vom Hauptantrieb angetriebenen Räderzuges im ständigen Eingriff. Von Hauptantrieb
und Räderzug wird auf das Bogenführungszylinder-Zahnrad 17 ein Eintrieb 16 (vom Hauptantrieb
mit Räderzug) eingespeist. In einer weiteren Ausbildung kann das frei drehbare Zahnrad
14 mit der nachgeordneten Auftragwalze der Dosiereinrichtung 11 mittels einer getriebetechnischen
Verbindung direkt oder mittels einer weiteren Kupplung antriebsseitig gekoppelt sein.
Im Normallackbetrieb bzw. Normaldruckbetrieb, in welchem der Formzylinder 9 eigenmotorisch
vom Einzelantrieb M angetrieben wird, ist die Schaltkupplung 15 geöffnet, um so den
Formzylinder 9 vom Hauptantrieb bzw. vom Bogenführungszahnrad 17 zu entkoppeln.
Zur Implementierung der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen für den jeweils eigenmotorisch
angetriebenen Plattenzylinder 10 bzw. Formzylinder 9 wird im Sinne der hier vorliegenden
Erfindung vorgeschlagen, die Sicherheitsmaßnahmen des Hauptantriebs steuerungsseitig
auf den eigenmotorisch angetriebenen Plattenzylinder 10 des jeweiligen Offsetdruckwerks
1 bzw. des eigenmotorisch angetriebenen Formzylinders 9 des jeweiligen Lackwerkes
2 dadurch zu vererben bzw. zu übertragen, dass bei Vorliegen eines sicherheitsrelevanten
Ereignisses ein Synchronbetrieb zwischen dem vom Hauptantrieb angetriebenen Gummituchzylinder-Zahnrad
13 und dem vom Einzelantrieb M eigenmotorisch antreibbaren Plattenzylinder 10 bzw.
dem vom Hauptantrieb angetriebenen Bogenführungszylinder-Zahnrad 17 und dem vom Einzelantrieb
M eigenmotorisch antreibbaren Formzylinder 9 vorgegeben wird.
[0022] Hierzu dient im Sinne der vorliegenden Erfindung wenigstens eine Steuerungseinrichtung
18, der als Eingangssignal ein Signal zugeführt wird, welches Daten darüber enthält,
ob ein sicherheitsrelevantes Ereignis vorliegt oder nicht. Jeder mit einem Einzelantrieb
M gekoppelte Plattenzylinder 10 sowie Formzylinder 9 ist schaltungstechnisch bevorzugt
mit je einer eigenen Steuereinrichtung 18 gekoppelt. Die Steuerungseinrichtung 18
ist bevorzugt mit einem Leitstand gekoppelt und gibt unmittelbar bei Vorliegen eines
sicherheitsrelevanten Ereignisses einen Synchronbetrieb zwischen dem vom Hauptantrieb
angetriebenen Gummituchzylinder-Zahnrad 13 bzw. Bogenführungszylinder-Zahnrad 17 und
dem vom Einzelantrieb M angetriebenen Plattenzylinder 10 bzw. Formzylinder 9 dadurch
vor, dass die Steuerungseinrichtung 18 über ein Ausgangssignal die Schaltkupplung
15 zum frei drehbaren Zahnrad 14 schließt und über ein weiteres Ausgangssignal den
Einzelantrieb M des Plattenzylinders 10 momentenlos schaltet, indem dieser z. B. stromlos
bzw. energielos geschaltet wird. Durch das Schließen der kraftschlüssigen Schaltkupplung
15 unmittelbar bei Vorliegen eines sicherheitsrelevanten Ereignisses erzwingt demnach
die Steuerungseinrichtung 18 unmittelbar bei Vorliegen eines sicherheitsrelevanten
Ereignisses den Synchronbetrieb zwischen dem Plattenzylinder 10 bzw. Formzylinder
9 und dem vom Hauptantrieb angetriebenen Gummituchzylinder 8 bzw. Bogenführungszylinder
6 . Hierdurch wird erzielt, dass der Plattenzylinder 10 bzw. der Formzylinder 9 dem
Hauptantrieb folgt.
[0023] Um beim kraftschlüssigen Schließen der Schaltkupplung 15 eine Relativbewegung der
Zylinder, insbesondere in der Kontaktstelle (Druckzone, Lackierzone) des Gummituchzylinders
8 oder des Formzylinders 9 mit dem zugeordneten Bogenführungszylinder 6 (Druckzylinder)
zu verhindern, wird in einer weiteren Ausbildung der Gummituchzylinder 8 oder der
Formzylinder 9, vorzugsweise vorgegeben durch die Steuereinrichtung 18, in Druck ab
- Position bewegt.
[0024] Zusammengefasst umfasst die Erfindung eine Steuerungseinrichtung 18, die unmittelbar
bei Vorliegen eines sicherheitsrelevanten Ereignisses einen Synchronbetrieb
- bei Druckwerken 1 zwischen den von dem Hauptantrieb und Räderzug angetriebenen Zylindern,
insbesondere Bogenführungszylindern 6 oder Gummituchzylindern 8, und dem jeweiligen
eigenmotorisch mittels Einzelantrieb M angetriebenen Plattenzylinder 10, oder
- bei Lackwerken 2 zwischen den von Hauptantrieb und Räderzug angetriebenen, dem Formzylinder
9 zugeordneten Bogenführungszylinder 6 und dem jeweiligen eigenmotorisch mittels Einzelantrieb
M angetriebenen Formzylinder 9,
vorgibt, indem die Steuerungseinrichtung 18 die jeweilige Schaltkupplung 15 zwischen
- dem einem der Zylinder 6, 8 , insbesondere Bogenführungszylinder 6 oder Gummituchzylinder
8 und dem Plattenzylinder 10 des jeweiligen Druckwerks 1, oder
- dem Bogenführungszylinder 6 und dem Formzylinder 9 des jeweiligen Lackwerks 2 unter
Kraftschluss schließt
und den Einzelantrieb M des Plattenzylinders 10 oder Formzylinders 9 momentenlos schaltet.
[0025] Als sicherheitsrelevantes Ereignis wird vorzugsweise überwacht, ob eine Schutzeinrichtung
an der Bogendruckmaschine offen und damit ein Gefahrbereich an derselben zugänglich
ist. Als sicherheitsrelevantes Ereignis kann jedoch auch jedes andere Signal ausgewertet
werden. So kann insbesondere bei Ausfall einer Hilfsenergiequelle bzw. eines Einzelantriebes
M, ein Synchronbetrieb, wie oben beschrieben, erzwungen werden. Ein unkontrolliertes
Bewegen (Austrudeln) eines Zylinders nach Ausfall des Antriebsdrehmomentes des Einzelantriebs
M an diesem Zylinder ist damit ebenso unterbunden. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass
der normale Produktionsprozess (Druckbetrieb/Lackierbetrieb) nach Ausfall eines Einzelantriebs
M nicht unterbrochen werden muss. Damit sind Notlaufeigenschaften des ansonsten eigenmotorisch
mittels angetrieben Zylinders gewährleistet, bis die Einsatzfähigkeit des ausgefallenen
Einzelantriebs M wieder gewährleistet ist.
Eine weitere Ausgestaltung erlaubt im Falle einer Überlastung des Einzelantriebs M
eine Umschaltung des Plattenzylinders / Formzylinders auf den Hauptantrieb ohne Momentenpause.
Hierbei wird mittels Steuerungseinrichtung 16 der Einzelantrieb M erst momentenfrei
geschaltet wird, wenn die Schaltkupplung 15 unter Kraftschluss geschlossen ist.
Die in diesem Fall nicht mehr mögliche Registerung der betroffenen Zylinderachse kann
über die Registerkorrektureinrichtungen anderer Zylinderachsen ausgeglichen werden.
Eine weitere Verfahrensausgestaltung erlaubt, beispielsweise zu Diagnosezwecken, den
wahlweisen Antrieb des Plattenzylinders 10 bzw. Formzylinders 9 über den Hauptantrieb
mit Räderzug oder über den Einzelantrieb M. Damit können die Ursachen von Änderungen
der Druck- bzw. Lackierqualität im Produktionsprozess dem Bereich des Einzelantriebes
M oder dem Hauptantrieb mit Räderzug, alternativ der sonstigen Maschinenperipherie
- nach Analyse- zugeordnet und verändert bzw. abgestellt werden.
Bei mehreren Offsetdruckwerken 1 verfügt bevorzugt jedes Werk 1 über einen eigenmotorisch
antreibbaren Plattenzylinder 10, dem jeweils ein Einzelantrieb M zugeordnet ist. Bei
mehreren Lackwerken 2 verfügt bevorzugt jedes Werk 2 über einen eigenmotorisch antreibbaren
Formzylinder 9, dem jeweils ein Einzelantrieb M zugeordnet ist. Es liegt dabei im
Sinne der hier vorliegenden Erfindung, dass für jeden eigenmotorisch angetriebenen
Plattenzylinder 10 bzw. Formzylinder 9 für jedes Offsetdruckwerk 1 sowie Lackwerk
2 separat bzw. individuell das Vorliegen mindestens eines sicherheitsrelevanten Ereignisses
überwacht wird.
Bezugszeichenliste
[0027]
- 1
- Offsetdruckwerk
- 2
- Lackwerk
- 3
- Förderrichtung
- 4
- Anleger
- 5
- Ausleger
- 6
- Bogenführungszylinder
- 7
- Waschvorrichtung
- 8
- Gummituchzylinder
- 9
- Druckform tragender Zylinder/Formzylinder
- 10
- Druckform tragender Zylinder/Plattenzylinder
- 11
- Dosiereinrichtung
- 12
- Farbwerk
- 13
- Gummituchzylinder-Zahnrad
- 14
- frei drehbares Zahnrad
- 15
- Schaltkupplung
- 16
- Eintrieb
- 17
- Bogenführungszylinder-Zahnrad
- 18
- Steuerungseinrichtung
- M
- Einzelantrieb