[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind mineralfaserverstärkte Kunststoffbauteile,
beispielsweise für Bootskörper, Schwimmbecken oder Tanks.
[0002] Mineralfasern finden vielfach zur Verstärkung von Kunststoffbauteilen Einsatz. Mineralfaserverstärkte
Kunststoffbauteile werden hergestellt, indem Zusammensetzungen enthaltend aushärtbare
Harzzusammensetzungen und Mineralfasern, beispielsweise in Form von Mineralfasermatten,
ausgehärtet werden. Aushärtbare Harzzusammensetzungen sind flüssige oder verflüssigbare
Zusammensetzungen und umfassen üblicherweise Reaktivharze, wie Polyester- oder Epoxidharze,
sowie gegebenenfalls reaktive Lösungsmittel, meist Styrol. Mineralfasern sind lange,
dünne Fasern auf Basis von Mineralien, also anorganischen Stoffen wie beispielsweise
Glasfasern. Die einzelnen Mineralfasern können zu Mineralfaserbündeln mit einer Dicke
von ungefähr 10 bis 25 µm verarbeitet sein. Zur Erleichterung der Handhabbarkeit werden
Mineralfasern häufig zu Mineralfasermatten verarbeitet. In den Mineralfasermatten
sind die einzelnen Mineralfasern oder Mineralfaserbündel an Berührungsstellen von
Fasern mittels eines Bindemittels aneinander geheftet. Mineralfasermatten stellen
ein flexibles, ungeordnetes textiles Flächengebilde von Mineralfasern oder Mineralfaserbündeln
dar, das nach Bedarf in die im jeweiligen Anwendungsfall gewünschte Form oder Oberflächenkontur
angepasst werden kann. Im Zuge der Herstellung von mineralfaserverstärkten Kunststoffbauteilen
löst sich das textile Flächengebilde der Mineralfasermatten in den aushärtbaren Harzzusammensetzungen
und es liegen schließlich im Wesentlichen einzelne, d.h. unverbundene Mineralfasern
vor.
[0003] Als Bindemittel für Mineralfasermatten werden häufig Vinylacetat-Homopolymere eingesetzt,
die Weichmacher enthalten. Gängige Weichmacher sind hierbei Dioctylphthalat oder Polymerisate
auf Basis von beispielsweise Adipinsäure.
[0004] Der Einsatz von derartigen Weichmachern ist heutzutage aus vielerlei Gründen verpönt.
So wird der Einsatz von Weichmachern aus Arbeitsschutzgründen kritisch gesehen. Zudem
neigen Weichmacher in Mineralfasermatten bekanntermaßen zur Migration, wodurch sich
die Eigenschaften entsprechender Mineralfasermatten im Laufe der Zeit verändern können,
wie beispielsweise deren Flexibilität oder Festigkeit. Da die Migration von Weichmachern
temperaturabhängig ist, müssen je nach den am jeweiligen Produktionsort zur jeweiligen
Jahreszeit vorherrschenden klimatischen Bedingungen die einzelnen Komponenten zur
Herstellung der Mineralfasermatten spezifisch angepasst werden. Darüber hinaus wird
bei Austreten von Weichmachern aus den Mineralfasermatten deren Oberfläche klebrig
und die Umwelt kontaminiert. Schließlich sind zur Herstellung der gängigen Weichmacher
für Mineralfasermatten auch noch kostenintensive Ausgangsmaterialien erforderlich.
[0005] Vor diesem Hintergrund bestand die Aufgabe, alternative Kunststoffbauteile zur Verfügung
zu stellen. Insbesondere sollten Bindemittel für Mineralfasermatten Einsatz kommen,
bei denen die oben genannten, durch Weichmacher verursachten Probleme ausbleiben.
[0006] Die Aufgabe wurde gelöst, indem Vinylester-Ethylen-Copolymerisate als Bindemittel
für Mineralfasermatten und Reaktivharze aus der Gruppe der ungesättigten Polyesterharze,
Vinylesterharze, Diallylphthalatharze und Methacrylatharze eingesetzt wurden.
[0007] Der Umstand als solcher, dass Vinylester-Polymerisate durch Einpolymerisieren von
Ethylen innerlich weichgemacht werden können, ist beispielsweise aus der
EP-A 0959114 bekannt. Überraschend war allerdings, dass mit Einsatz von Vinylester-Ethylen-Copolymerisaten
als Bindemittel die geforderten anwendungstechnischen Eigenschaften an Mineralfasermatten
erfüllt werden und zudem auf zusätzliche Weichmacher verzichtet werden kann.
[0008] Gegenstand der Erfindung sind mineralfaserverstärkte Kunststoffbauteile erhältlich
durch Aushärten von Zusammensetzungen umfassend Mineralfasermatten auf Basis von Mineralfasern
und einem oder mehreren Bindemitteln und aushärtbare Harzzusammensetzungen enthaltend
Reaktivharze aus der Gruppe der ungesättigten Polyesterharze, Vinylesterharze, Diallylphthalatharze
und Methacrylatharze und gegebenenfalls reaktive Lösungsmittel, dadurch gekennzeichnet,
dass
die Mineralfasermatten als Bindemittel mindestens ein Vinylester-Ethylen-Copolymerisat
enthalten, das erhältlich ist durch radikalisch initiierte Polymerisation von
- a) einem oder mehreren vinylestern, und
- b) Ethylen und gegebenenfalls
- c) einem oder mehreren weiteren ethylenisch ungesättigten Monomeren ausgewählt aus
der Gruppe der Methacrylsäureester oder Acrylsäureester von Carbonsäuren mit unverzweigten
oder verzweigten Alkoholen mit 1 bis 15 C-Atomen, ethylenisch ungesättigte Carbonsäuren,
Vinylaromaten, Vinylhalogenide, Diene oder von Ethylen verschiedene Olefine.
[0009] Die Mineralfasermatten haben eine Dicke von vorzugsweise 0,5 bis 5 mm, besonders
bevorzugt von 1 bis 3 mm und am meisten bevorzugt von 1 bis 2 mm (Bestimmung gemäß
EN 29073, Teil 2).
[0010] Die Mineralfasern sind bekanntermaßen im Wesentlichen anorganischer Natur und umfassen
Fasern von Metall- oder Halbmetalloxiden, wie beispielsweise Silicium-, Aluminium-,
Eisen-, Alkalimetall- oder Erdalkalimetalloxiden. Besonders bevorzugt sind die als
Glasfasern, Basaltfasern oder Keramikfasern bekannten Mineralfasern. Am meisten bevorzugt
sind Glasfasern.
[0011] Bei den Mineralfasern kann es sich um kontinuierliche Mineralfasern oder vorzugsweise
um geschnittene Mineralfasern handeln. Kontinuierliche Mineralfasern haben vorzugsweise
eine Länge von mindestens 15 cm. Geschnittene Mineralfasern haben vorzugsweise eine
Länge von 1 bis 15 cm und besonders bevorzugt von 3 bis 6 cm. Mineralfasermatten aus
geschnittenen Mineralfasern sind dem Fachmann auch unter dem Begriff chopped strand
mat (CSM) bekannt.
[0012] Die Vinylester-Ethylen-Copolymerisate haben vorzugsweise eine Glasübergangstemperatur
Tg von -35 bis 40°C, besonders bevorzugt von -20 bis 30°C und am meisten bevorzugt
von -15 bis +10°C. Vinylester-Ethylen-Copolymerisate mit derartigen Glasübergangstemperaturen
führen schließlich zu Mineralfasermatten mit der gewünschten Flexibilität. Die Glasübergangstemperatur
kann unter anderem über den Gehalt an Ethylen im Vinylester-Ethylen-Copolymerisat
eingestellt werden.
[0013] Der K-Wert der Vinylester-Ethylen-Copolymerisate beträgt vorzugsweise 20 bis 130
und besonders bevorzugt 30 bis 90 (Bestimmung gemäß DIN EN ISO 1628-1 an Hand einer
1 Gew.-%igen Lösung des jeweiligen Vinylester-Ethylen-Copolymerisats in einem Tetrahydrofuran/Wasser-Gemisch
(92/8 Volumen-Teile) bei 23°C). Der K-Wert wird häufig auch als Eigenviskosität bezeichnet
und ist abhängig von der Molmasse des Copolymerisats.
[0014] Vorzugsweise wird zur Herstellung der Vinylester-Ethylen-Copolymerisate Ethylen b)
zu 1 bis 50 Gew.-%, besonders bevorzugt 5 bis 40 Gew.-% und am meisten bevorzugt 10
bis 30 Gew.-% eingesetzt, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse der insgesamt eingesetzten
Monomere zur Herstellung der Vinylester-Ethylen-Copolymerisate.
[0015] Für die Vinylester-Ethylen-Copolymerisate geeignete Vinylester a) sind beispielsweise
Vinylester von Carbonsäuren mit 1 bis 15 C-Atomen. Bevorzugte Vinylester sind Vinylacetat,
Vinylpropionat, Vinylbutyrat, Vinyl-2-ethylhexanoat, Vinyllaurat, 1-Methylvinylacetat,
Vinylpivalat und Vinylester von alphaverzweigten Monocarbonsäuren mit 5 bis 13 C-Atomen,
beispielsweise VeoVa9R oder VeoVa10R (Handelsnamen der Firma Shell). Besonders bevorzugt
ist Vinylacetat.
[0016] Vinylester a) werden zur Herstellung der Vinylester-Ethylen-Copolymerisate vorzugsweise
zu 50 bis 99 Gew.-% eingesetzt, besonders bevorzugt 60 bis 95 Gew.-% und am meisten
bevorzugt 70 bis 90 Gew.-% eingesetzt, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse der insgesamt
eingesetzten Monomere zur Herstellung der Vinylester-Ethylen-Copolymerisate.
[0017] Als Monomere c) können ein oder mehrere Monomere ausgewählt werden aus der Gruppe
umfassend Methacrylsäureester oder Acrylsäureester von Carbonsäuren mit unverzweigten
oder verzweigten Alkoholen mit 1 bis 15 C-Atomen, ethylenisch ungesättigte Carbonsäuren,
Vinylaromaten, Vinylhalogenide, Diene oder von Ethylen verschiedene Olefine.
[0018] Bevorzugte Methacrylsäureester oder Acrylsäureester sind Methylacrylat, Methylmethacrylat,
Ethylacrylat, Ethylmethacrylat, Propylacrylat, Propylmethacrylat, n-Butylacrylat,
n-Butylmethacrylat, 2-Ethylhexylacrylat, Norbornylacrylat, Hydroxyethylacrylat. Besonders
bevorzugt sind Methylacrylat, Methylmethacrylat, n-Butylacrylat, Hydroxyethylacrylat
und 2-Ethylhexylacrylat.
[0019] Die ethylenisch ungesättigten Carbonsäuren enthalten vorzugsweise 3 bis 15 C-Atome,
besonders bevorzugt 2 bis 10 C-Atome. Vorzugsweise handelt es sich um ethylenisch
ungesättigte Mono- oder Dicarbonsäuren, wie beispielsweise Acrylsäure, Methacrylsäure,
Crotonsäure, Itaconsäure, Fumarsäure, Maleinsäure. Bevorzugte Beispiele für ethylenisch
ungesättigte Carbonsäuren sind Acrylsäure, Methacrylsäure.
[0020] Ethylenisch ungesättigte Carbonsäuren werden zur Herstellung der Vinylester-Ethylen-Copolymerisate
vorzugsweise zu 0 bis 5 Gew.-%, besonders bevorzugt zu 0 bis 2 Gew.-% eingesetzt,
jeweils bezogen auf die Gesamtmasse der insgesamt eingesetzten Monomere zur Herstellung
der Vinylester-Ethylen-Copolymerisate. Bevorzugte Diene oder von Ethylen verschiedene
Olefine sind Propylen und 1,3-Butadien. Bevorzugte Vinylaromaten sind Styrol und Vinyltoluol.
Ein bevorzugtes Vinylhalogenid ist Vinylchlorid.
[0021] Beispiele für geeignete Copolymerisate sind Copolymerisate von Vinylacetat mit Ethylen,
Copolymerisate von Vinylacetat mit Ethylen und einem oder mehreren weiteren Vinylestern,Copolymerisate
von Vinylacetat mit Ethylen und einer oder mehreren weiteren ethylenisch ungesättigten
Carbonsäuren, Copolymerisate von Vinylacetat mit Ethylen und einem oder mehreren Methacrylsäureestern
oder Acrylsäureestern, Copolymerisate von Vinylacetat mit Ethylen und Vinylchlorid.
[0022] Bevorzugt werden Copolymerisate von Vinylacetat mit 1 bis 50 Gew.-% Ethylen; Copolymerisate
von Vinylacetat mit 1 bis 50 Gew.-% Ethylen und 0 bis 5 Gew.-% von einem oder mehreren
Monomeren aus der Gruppe der ethylenisch ungesättigten Carbonsäuren; sich die Angaben
in Gew.-% auf jeweils 100 Gew.-% aufaddieren.
[0023] Durch die Monomerauswahl bzw. durch die Auswahl der Gewichtsanteile der Comonomere
resultieren Vinylester-Ethylen-Copolymerisate mit der gewünschten Glasübergangstemperatur
Tg. Die Glasübergangstemperatur Tg der Copolymerisate kann in bekannter Weise mittels
Differential Scanning Calorimetry (DSC) ermittelt werden. Die Tg kann auch mittels
der Fox-Gleichung näherungsweise vorausberechnet werden. Nach Fox T. G., Bull. Am.
Physics Soc. 1, 3, page 123 (1956) gilt: 1/Tg = x1/Tg1 + x2/Tg2 + ... + xn/Tgn, wobei
xn für den Massebruch (Gew.-%/100) des Monomeren n steht, und Tgn die Glasübergangstemperatur
in Kelvin des Homopolymeren des Monomeren n ist. Tg-Werte für Homopolymerisate sind
in Polymer Handbook 2nd Edition, J. Wiley & Sons, New York (1975) aufgeführt.
[0024] Die Herstellung der Vinylester-Ethylen-Copolymerisate erfolgt in an sich bekannter
Weise, wie beispielsweise in der
EP-A 1916275 oder der
EP-A 0959114 beschrieben, mittels radikalisch initiierter Suspensionspolymerisation oder vorzugsweise
Emulsionspolymerisation in wässrigem Medium.
[0025] Bei der Polymerisation sind im Allgemeinen Emulgatoren und/oder Schutzkolloide zugegen.
Als Schutzkolloide werden hierbei vorzugsweise teilverseifte oder vollverseifte Polyvinylalkohole
mit einem Hydrolysegrad von 80 bis 100 Mol-%, insbesondere von 85 bis 94 Mol-%, und
einer Höpplerviskosität, in 4 %-iger wässriger Lösung, von 3 bis 10 mPas (Methode
nach Höppler bei 20°C, DIN 53015) eingesetzt. Die genannten Schutzkolloide sind mittels
des Fachmanns bekannter Verfahren zugänglich und werden im Allgemeinen in einer Menge
von insgesamt 1 bis 20 Gew.-%, vorzugsweise von 1 bis 10 Gew.-% und besonders bevorzugt
von 1 bis 5 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Monomere, bei der Polymerisation
zugesetzt. Der Einsatz dieser niederviskosen Polyvinylalkohole wirkt sich beispielsweise
vorteilhaft auf die Löslichkeit der Vinylester-Ethylen-Copolymerisate in den reaktiven
Lösungsmitteln von aushärtbaren Harzzusammensetzungen aus.
[0026] Die so erhältlichen wässrigen Dispersionen der Vinylester-Ethylen-Copolymerisate
haben im Allgemeinen einen Festgehalt von 25 bis 70 Gew.-%, vorzugsweise von 45 bis
65 Gew.-%.
[0027] Zur Herstellung von Vinylester-Ethylen-Copolymerisaten in Form von in Wasser redispergierbaren
Polymerpulvern werden die wässrigen Dispersionen der Vinylester-Ethylen-Copolymerisate
getrocknet, beispielsweise mittels Sprühtrocknung. Die Sprühtrocknung erfolgt im Allgemeinen
unter Zugabe von weiterem Schutzkolloid als Trocknungshilfe. In der Regel wird die
Trocknungshilfe (Schutzkolloid) in einer Gesamtmenge von 3 bis 30, vorzugsweise 5
bis 20 Gew.-% eingesetzt, bezogen auf den Polymeranteil der Dispersion.
[0028] Die erfindungsgemäßen Mineralfasermatten können als Bindemittel neben den Vinylester-Ethylen-Copolymerisaten
ein oder mehrere weitere Polymerisate auf Basis von einem oder mehreren Monomeren
ausgewählt aus der Gruppe umfassend die vorgenannten Monomere a) und Monomere c) enthalten.
Als Monomere a) und Monomere c) sind hierbei dieselben Monomere a) bzw. Monomere c)
geeignet, bevorzugt und besonders bevorzugt, die oben entsprechend aufgeführt sind.
[0029] Die Mineralfasermatten enthalten als Bindemittel vorzugsweise 25 bis 100 Gew.-%,
besonders bevorzugt 75 bis 100 Gew.-% und am meisten bevorzugt 90 bis 100 Gew.-% Vinylester-Ethylen-Copolymerisate,
bezogen auf die Gesamtmasse der Bindemittel.
[0030] Die Mineralfasermatten enthalten vorzugsweise 1 bis 10 Gew.-%, besonders bevorzugt
2 bis 6 Gew.-% und am meisten bevorzugt 3 bis 5 Gew.-% Vinylester-Ethylen-Copolymerisate,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Mineralfasermatten.
[0031] Zur Herstellung der Mineralfasermatten auf Basis von Mineralfasern und Bindemittel,
wird mindestens ein Vinylester-Ethylen-Copolymerisat als Bindemittel auf Mineralfasern
aufgebracht.
[0032] Die Vinylester-Ethylen-Copolymerisate können in Form von in Wasser redispergierbaren
Polymerpulvern oder vorzugsweise in Form von wässrigen Dispersionen oder wässrigen
Redispersionen von in Wasser redispergierbaren Polymerpulvern eingesetzt werden. Die
wässrigen Dispersionen oder wässrigen Redispersionen haben vorzugsweise einen Feststoffgehalt
FG von vorzugsweise 0,5 bis 10 Gew.-%, besonders bevorzugt von 1 bis 6 Gew.-%.
[0033] Zur Herstellung von Mineralfasermatten werden die Mineralfasern zunächst im Allgemeinen
in loser, ungeordneter Form auf eine Unterlage, beispielsweise auf ein Laufband, ausgebracht
und die Vinylester-Ethylen-Copolymerisate beispielsweise mittels Vorhanggießen (auch
bekannt als Curtain Coating) oder Sprühen auf die Mineralfasern aufgebracht. Ebenso
können die Mineralfasern zwischen zwei oder mehreren Gittern geeigneter Maschenweite
fixiert und in ein Bad einer wässrigen Dispersion oder wässrigen Redispersion der
Vinylester-Ethylen-Copolymerisate getaucht werden. Anschließend werden die so bearbeiteten
Mineralfasern auf eine erhöhte Temperatur erwärmt. Vorzugsweise wird für 1 Sekunde
bis 1 Stunde, besonders bevorzugt von 3 s bis 10 min auf vorzugsweise ≥ 100°C, besonders
bevorzugt 120 bis 250°C und am meisten bevorzugt 120 bis 180°C erwärmt. Wurden die
Vinylester-Ethylen-Copolymerisate in Form von wässrigen Dispersionen oder wässrigen
Redispersionen eingesetzt, erfolgt in diesem Schritt eine Trocknung.
[0034] Im Allgemeinen enthalten die Mineralfasermatten kein oder annähernd kein Wasser.
Vorzugsweise beträgt der Wassergehalt der mineralfasermatten ≤ 1 Gew.-%, besonders
bevorzugt ≤ 0;5 Gew.-% und am meisten bevorzugt ≤ 0,3 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse
der Mineralfasermatten.
[0035] Mineralfaserverstärkte Kunststoffbauteile sind dem Fachmann auch unter dem Begriff
fiber reinforced plastic (FRP) bekannt.
[0036] Bevorzugte Reaktivharze sind ungesättigte Polyesterharze, Vinylesterharze Am meisten
bevorzugt werden ungesättigte Polyesterharze.
[0037] Als reaktive Lösungsmittel können die als Monomere a) oder Monomere b) aufgeführten
Verbindungen eingesetzt werden. Bevorzugt ist Styrol.
[0038] Den aushärtbaren Harzzusammensetzungen können als Initiatoren, Härter bzw. Katalysatoren
für die Aushärtung die hierfür allgemein bekannten Additive zugesetzt werden, wie
beispielsweise organische Peroxide (Butanox-M50/ Akzo-Nobel; MEKP-Härter (145130-X/
R&G Faserverbundwerkstoffe) bzw. Cobalt-(+II)-Salze (Accelerator NL-49P/ Akzo Nobel).
Für Epoxid-Harze können die typischen Aminhärter (Härter EPH 294 (103105-X; R&G Faserverbundwerkstoffe))
eingesetzt werden.
[0039] Die Herstellung der mineralfaserverstärkten Kunststoffbauteile kann nach den hierfür
bekannten Verfahren erfolgen, wie beispielsweise Resin Transfer Molding (RTM) oder
Structural Reaction Injection Molding (S-RIM), vorzugsweise aber nach dem Hand-Lay-Up-Verfahren.
Beim Hand-Lay-Up-Verfahren werden vorzugsweise Mineralfasermatten auf Basis von geschnittenen
Mineralfasern eingesetzt. Beim Hand-Lay-Up-Verfahren wird zunächst eine dünne Schicht
der aushärtbaren Harzzusammensetzung auf eine Form aufgetragen, in die dann entsprechend
zurechtgeschnittene Mineralfasermatten gedrückt werden. Auf die Oberseite der Mineralfasermatten,
d.h. auf die von der Form abgewandten Seite werden dann, beispielsweise mittels Rollen
oder Pinseln, ein oder mehrere Schichten der aushärtbaren Harzzusammensetzung aufgetragen,
wodurch eine Laminatschicht erhalten wird. Hierbei ist darauf zu achten, dass die
Laminatschicht vollständig an der Form anliegt und keine Lufteinschlüsse enthält.
Auf eine Laminatschicht können auf analoge Weise ein oder mehrere weitere Laminatschichten
aufgebracht werden. Ein Laminat besteht vorzugsweise aus 5 bis 10 Laminatschichten.
[0040] Die mineralfaserverstärkten Kunststoffbauteile werden schließlich erhalten, indem
die Zusammensetzungen umfassend aushärtbare Harzzusammensetzungen und Mineralfasermatten
vorzugsweise bei Raumtemperatur während üblicherweise ≥ 24 Stunden aufbewahrt werden
und dabei aushärten.
[0041] Im mineralfaserverstärkten Kunststoffbauteil beträgt der Anteil an Mineralfasern
vorzugsweise 5 bis 80 Gew.-%, besonders bevorzugt 30 bis 50 Gew.-% bezogen auf das
Gesamtgewicht des mineralfaserverstärkten Kunststoffbauteils.
[0042] Die erfindungsgemäßen Mineralfasermatten erfüllen die zur Verarbeitung in mineralfaserverstärkte
Kunststoffbauteile erforderlichen anwendungstechnischen Eigenschaften, wie Flexibilität,
Formbarkeit oder Zugfestigkeit. Erreicht wird dies durch den Weichmachereffekt der
Ethylen-Einheiten der erfindungsgemäßen Vinylester-Ethylen-Copolymerisate. Dieser
Weichmachereffekt wird auch durch die Glasübergangstemperaturen Tg der erfindungsgemäßen
Vinylester-Ethylen-Copolymerisate verdeutlicht. Die Vinylester-Ethylen-Copolymerisate
haben eine hohe Löslichkeit und eine hohe Auflösegeschwindigkeit in den aushärtbaren
Harzzusammensetzungen. Die Auflösegeschwindigkeit kann durch den K-Wert der Vinylester-Ethylen-Copolymerisate
beeinflusst werden und ist im Bereich des erfindungsgemäßen Bereichs für die K-Werte
besonders hoch. Des Weiteren kommt zur Herstellung der Bindemittel für die erfindungsgemäßen
Mineralfasermatten mit Ethylen eine weichmachende Komponente zum Einsatz, die zu ökonomisch
günstigen Bedingungen erhältlich ist.
[0043] Die erfindungsgemäßen Mineralfasermatten können zu Rollen aufgewickelt und damit
in vorteilhafter Weise transportiert werden, ohne dass die Mineralfasermatten dabei
verkleben. Ein Verkleben würde ein Abwickeln der Mineralfasermatten von entsprechenden
Rollen und eine Verarbeitung zu mineralfaserverstärkten Kunststoffbauteilen unmöglich
machen.
[0044] Die erfindungsgemäß hergestellten mineralfaserverstärkten Kunststoffbauteile haben
ein homogenes Erscheinungsbild.
[0045] Typische Einsatzgebiete der erfindungsgemäßen Mineralfasermatten sind der Bootsbau,
Automobilbau oder die Luft- und Raumfahrtsbau wie auch die Herstellung von Schwimmbecken,
Lagertanks
[0046] Die nachfolgenden Beispiele dienen der weiteren Erläuterung der Erfindung:
Herstellung der Vinyleater-Ethylen-Copolymerisate:
Copolymerisat 1:
[0047] In einem 5 L-Rührautoklaven wurden 940 g demineralisiertes Wasser, 583 g einer 9,6
Gew.-%igen wässrigen Polyvinylalkohol-Lösung (handelsüblicher Polyvinylalkohol mit
einem Hydrolysegrad von 88 Mol% und einer Viskosität, in 4 Gew.-%iger wässriger Lösung,
von 5,5 mPas (Methode nach Höppler bei 20°C, DIN 53015)), 37 g einer 40 Gew.-%igen
wässrigen C13-Alkylethoxylat-Lösung, 7,7 g einer 20 Gew.-%igen wässrigen Dodecylbenzolsulfonat-Lösung,
933 mg Mercaptopropionsäure, 411 mg Natriumformaldehydsulfoxylat und 7,2 g einer 25
Gew.-%igen wässrigen Natriumvinylsulfonat-Lösung vorgelegt und 372 g Vinylacetat emulgiert.
Es wurde auf 45°C aufgeheizt und mit Ethylen bis 47 bar gesättigt, was 309 g Ethylen
entspricht. Es wurden gleichzeitig, aber räumlich getrennt eine 3 Gew.-%ige wässrige
Kaliumpersulfatlösung und eine 10 Gew.-%ige wässrige Natriumformaldehyd-sulfoxylatlösung
zugegeben, bis die Polymerisation initiiert war (erkennbar durch einen Temperatur-
und Druckanstieg). Anschließend wurden über 270 Minuten eine Mischung von 1490 g Vinylacetat
und 0,93 g Mercaptopropionsäure sowie eine 3 Gew.-%ige wässrige Kaliumpersulfatlösung
(Dosierrate: 53 ml/h) und eine 10 Gew.-%ige Natriumformaldehyd-sulfoxylatlösung (Dosierrate:
12 ml/h) räumlich getrennt zugegeben. Danach wurden die vorgenannten Kaliumpersulfat-
und Natriumformaldehyd-sulfoxylatlösungen mit einer 1,46-fachen Dosierrate für 70
Minuten zugegeben.
[0048] Nach Abkühlen, Entspannen und Einstellen des pH-Wertes auf 4,5 mit 10 einer Gew.-%igen
wässrigen NaOH-Lösung wurde eine Dispersion mit einem Feststoffgehalt von 52,5 Gew.-%,
einer Tg von 7,7°C und einem K-Wert von 86 (bestimmt nach DIN EN ISO 1628-1 bei 23°C
an Hand einer 1 Gew.-%igen Lösung des Vinylester-Ethylen-Copolymerisats in einem Tetrahydrofuran/Wasser-Gemisch
(92/8 Volumen-Teile)) erhalten.
Copolymerisat 2 :
[0049] In einem 5 L-Rührautoklaven wurden 956 g demineralisiertes Wasser, 567 g einer 9,9
Gew.-%igen wässrigen Polyvinylakohol-Lösung (handelsüblicher Polyvinylalkohol mit
einem Hydrolysegrad von 88 Mol% und mit einer Viskosität, in 4 Gew.-%iger wässriger
Lösung, von 5,5 mPas (Methode nach Höppler bei 20°C, DIN 53015)), 26 g einer 40 Gew.-%igen
wässrigen C13-Alkylethoxylat-Lsg, 13,5 g einer 20 Gew.-%igen wässrigen Dodecylbenzolsulfonat-Lsg,
935 mg Mercaptopropionsäure, 411 mg Natriumformaldehydsulfoxylat und 7,2 g einer 25
Gew.-%igen wässrigen Natriumvinylsulfonat-Lsg vorgelegt und 373 g Vinylacetat einemulgiert.
Es wurde auf 45 °C aufgeheizt und mit Ethylen bis ∼ 47 bar gesättigt, was 309 g Ethylen
entspricht. Es wurden gleichzeitig, aber räumlich getrennt eine 3 Gew.-%ige wässrige
Kaliumpersulfatlösung und eine 10 Gew.-%ige wässrige Natriumformaldehyd-sulfoxylatlösung
zugegeben, bis die Polymerisation initiiert war (erkennbar durch einen Temperatur-
und Druckanstieg). Anschließend wurden über 270 Minuten eine Mischung von 1500 g Vinylacetat
und 1,87 g Mercaptopropionsäure sowie eine 3 Gew.-%ige wässrige Kaliumpersulfatlösung
(Dosierrate: 53 ml/h) und eine 10 Gew.-%ige Natriumformaldehyd-sulfoxylatlösung (Dosierrate:
12 ml/h) räumlich getrennt zugegeben. Danach wurden die vorgenannten Kaliumpersulfat-
und Natriumformaldehyd-sulfoxylatlösungen mit einer 1,46-fachen Dosierrate für 70
Minuten zugegeben.
[0050] Nach Abkühlen, Entspannen und Einstellen des pH-Wertes auf 4,5 mit 10 einer Gew.-%igen
wässrigen NaOH-Lösung wurde eine Dispersion mit einem Feststoffgehalt von 50,4 Gew.-%,
einer Tg von 6,6°C und einem K-Wert von 80 (bestimmt nach DIN EN ISO 1628-1 bei 23°C
an Hand einer 1 Gew.-%igen Lösung des Vinylester-Ethylen-Copolymerisats in einem Tetrahydrofuran/Wasser-Gemisch
(92/8 Volumen-Teile)) erhalten.
Copolymerisat 3:
[0051] In einem 5 L-Rührautoklaven wurden 1100 g demineralisiertes Wasser, 536 g einer 9,8
Gew.-%igen wässrigen Polyvinylakohol-Lösung (handelsüblicher Polyvinylalkohol mit
einem Hydrolysegrad von 88 Mol% und mit einer Viskosität, in 4 Gew.-%iger wässriger
Lösung, von 5,5 mPas (Methode nach Höppler bei 20°C, DIN 53015)), 51 g einer 40%igen
wässrigen C13-Alkylethoxylat-Lsg, 26 g einer 20%igen wässrigen Dodecylbenzolsulfonat-Lsg,
1,75 g Mercaptopropionsäure, 385 mg Natriumformaldehydsulfoxylat und 6,73 g einer
25%igen N wässrigen atriumvinylsulfonat-Lsg vorgelegt und 349 g Vinylacetat einemulgiert.
Es wurde auf 45 °C aufgeheizt und mit Ethylen bis ∼47 bar gesättigt, was 309 g Ethylen
entspricht. Es wurden gleichzeitig, aber räumlich getrennt eine 3 Gew.-%ige wässrige
Kaliumpersulfatlösung und eine 10 Gew.-%ige wässrige Natriumformaldehyd-sulfoxylatlösung
zugegeben, bis die Polymerisation initiiert war (erkennbar durch einen Temperatur-
und Druckanstieg). Anschließend wurden über 270 Minuten eine Mischung von 1490 g Vinylacetat
und 1,86 g Mercaptopropionsäure sowie eine 3 Gew.-%ige wässrige Kaliumpersulfatlösung
(Dosierrate: 53 ml/h) und eine 10 Gew.-%ige Natriumformaldehyd-sulfoxylatlösung (Dosierrate:
12 ml/h) räumlich getrennt zugegeben. Danach wurden die vorgenannten Kaliumpersulfat-
und Natriumformaldehyd-sulfoxylatlösungen mit einer 1,46-fachen Dosierrate für 70
Minuten zugegeben.
[0052] Nach Abkühlen, Entspannen und Einstellen des pH-Wertes auf 4,5 mit 10 einer Gew.-%igen
wässrigen NaOH-Lösung wurde eine Dispersion mit einem Feststoffgehalt von 51,3 Gew.-%,
einer Tg von - 9°C und einem K-Wert von 44 (bestimmt nach DIN EN ISO 1628-1 bei 23°C
an Hand einer 1 Gew.-%igen Lösung des Vinylester-Ethylen-Copolymerisats in einem Tetrahydrofuran/Wasser-Gemisch
(92/8 Volumen-Teile)) erhalten.
Copolymerisat 4:
[0053] In einem 5 L-Rührautoklaven wurden 936 g demineralisiertes Wasser, 560,5 g einer
10 Gew.-%igen wässrigen Polyvinylakohol-Lösung (handelsüblicher Polyvinylalkohol mit
einem Hydrolysegrad von 88 Mol% und mit einer Viskosität, in 4%iger wässriger Lösung,
von 5,5 mPas (Methode nach Höppler bei 20°C, DIN 53015)), 65,4 g einer 20%igen wässrigen
Dodecylbenzolsulfonat-Lsg, 934 mg Mercaptopropionsäure, 411 mg Natriumformaldehydsulfoxylat
und 7,2 g einer 25%igen wässrigen Natriumvinylsulfonat-Lösung vorgelegt und 372 g
Vinylacetat einemulgiert. Es wurde auf 45°C aufgeheizt und mit Ethylen bis 47 bar
gesättigt, was 309 g Ethylen entspricht. Es wurden gleichzeitig, aber räumlich getrennt
eine 3 Gew.-%ige wässrige Kaliumpersulfatlösung und eine 10 Gew.-%ige wässrige Natriumformaldehyd-sulfoxylatlösung
zugegeben, bis die Polymerisation initiiert war (erkennbar durch einen Temperatur-
und Druckanstieg). Anschließend wurden über 270 Minuten eine Mischung von 1500 g Vinylacetat
und 3,74 g Mercaptopropionsäure sowie eine 3 Gew.-%ige wässrige Kaliumpersulfatlösung
(Dosierrate: 53 ml/h) und eine 10 Gew.-%ige Natriumformaldehyd-sulfoxylatlösung (Dosierrate:
12 ml/h) räumlich getrennt zugegeben. Danach wurden die vorgenannten Kaliumpersulfat-
und Natriumformaldehyd-sulfoxylatlösungen mit einer 1,46-fachen Dosierrate für 70
Minuten zugegeben.
[0054] Nach Abkühlen, Entspannen und Einstellen des pH-Wertes auf 4,5 mit 10 einer Gew.-%igen
wässrigen NaOH-Lösung wurde eine Dispersion mit einem Feststoffgehalt von 50,1 Gew.-%,
einer Tg von 7,6°C und einem K-Wert von 52,6 (bestimmt nach DIN EN ISO 1628-1 bei
23°C an Hand einer 1 Gew.-%igen Lösung des Vinylester-Ethylen-Copolymerisats in einem
Tetrahydrofuran/Wasser-Gemisch (92/8 Volumen-Teile)) erhalten.
Herstellung von Mineralfasermatten
[0055] Zwischen zwei Gittern mit je einer Fläche von 44 cm x 40 cm und Maschenweiten von
2 mm wurden 62 g Glasfasern gleichmäßig verteilt. Die Gitter wurden samt Mineralfasern
für 15 Sekunden vollständig in eine 2 Gew.-%ige wässrige Dispersion des jeweiligen
Bindemittels getaucht. Anschließend wurden die Gitter samt Mineralfasern aus der wässrigen
Dispersion entnommen und man ließ die überschüssige wässrige Dispersion des jeweiligen
Bindemittels abtropfen, indem die Gitter bei Raumtemperatur für 4 min horizontal in
der Luft gehalten wurden. Nach anschließender Trocknung für 4 min bei 150°C in einem
Ofen (der Firma Werner Matthis AG, Typ LTF, 51576) wurden die Gitter entfernt und
die Mineralfasermatte entnommen.
[0056] Die so erhaltene Mineralfasermatte hatte eine Grundfläche von 35 cm x 40 cm, eine
Höhe von 1 bis 2 mm, ein Flächengewicht von 450 ±10 g/m
2, einen Wassergehalt von ≤ 0,3 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse der jeweiligen
Mineralfasermatte, sowie einen Gehalt am jeweiligen Vinylester-Ethylen-Copolymerisat
entsprechend der Angabe in Tabelle 1 (Die genannten Werte wurden bestimmt gemäß EN29073,
Teil 2).
Anwendungstechnische Austestung der Mineralfasermatten
[0057] Die Ergebnisse der Austestung sind in Tabelle 1 aufgeführt.
[0058] Löslichkeit der Mineralfasermatten in Styrol:
[0059] Die Bestimmung der Löslichkeit der jeweiligen Mineralfasermatte in Styrol erfolgte
nach ISO 2558 bei 23°C.
[0060] Die Löslichkeit wird hierbei durch die Zeit charakterisiert, die erforderlich ist,
um das textile Flächengebilde der Mineralfasermatte zu lösen, d.h. das Bindemittel
der Mineralfasermatte aufzulösen.
[0061] Zugfestigkeit (Tensile strength) der Mineralfasermatten (HZK): Die Zugfestigkeit
der jeweiligen Mineralfasermatte wurde mit einer Zugprüfmaschine (Zwick 1445) nach
DIN EN ISO 527, Teil 1 bis 3 bestimmt.
[0062] Die Einspannlänge betrug 150 mm, die Probenbreite 100 mm.
[0063] Die Vorkraft betrug 0,1 N und es wurde mit einer Prüfgeschwindigkeit von 200 mm/min
gemessen.
[0064] Blocktest der Mineralfasermatten: Ausprüfung der Verblockung bzw. Verklebung von
Mineralfasermatten bei der Lagerung: Aus der jeweiligen Mineralfasermatte wurden je
3 Prüflinge mit einer Grundfläche von 6 cm x 8 cm ausgeschnitten und mit den Grundflächen
übereinander gestapelt (Stapel). Der Stapel wurde zwischen zwei Glasplatten gelegt,
so dass die Grundflächen des Stapels vollständig durch die beiden Glasplatte bedeckt
waren (Presskörper).
[0065] Der Presskörper wurde mit einer seiner Glasplatten auf einen soliden Untergrund gelegt,
ein Gewicht von 3,8 kg mittig aufgebracht, auf 40°C erwärmt und für 24 h bei dieser
Temperatur gelagert.
[0066] Nach Abkühlung auf Raumtemperatur wurden das Gewicht und die Glasplatten entfernt.
Es wurde versucht, die einzelnen Prüflinge per Hand voneinander zu trennen.
[0067] Beurteilung:
- 1 Der Stapel zerfällt von selbst in die drei Prüflinge; d.h. die Prüflinge haften
nicht aneinander.
- 2 Der Stapel lässt sich leicht in die drei Prüflinge zerlegen, wobei ein leises Geräusch
auftritt. Die Oberfläche der Prüflinge wird dabei nicht beschädigt. D.h. in den Stapeln
besteht eine sehr geringfügige Haftung zwischen den Prüflingen.
- 3 Der Stapel lässt sich kaum noch in Prüflinge zerlegen. Beim Trennversuch wird die
Oberfläche der Prüflinge beschädigt. D.h. die Prüflinge haften erheblich aneinander.
- 4 Der Stapel lässt sich nicht in Prüflinge zerlegen, ohne die Oberfläche der einzelnen
Prüflinge vollständig zu beschädigen; d.h. die Haftung zwischen den Prüflingen im
Stapel ist stärker als die Haftung der Mineralfasern innerhalb eines Prüflings.
Bull's eye test:
[0068] Der Bull's eye test wurde nach ISO TR3717-1975 (Textile glass-Mats and woven fabrics-
Determination of wet-out time by resin) durchgeführt.
[0069] Die jeweilige Mineralfasermatte wurde auf eine Glasplatte gelegt, unter der sich
eine Schießscheibe (engl.: Bull's eye) befand, und mit einem Metallring beschwert.
Der Aufdruck auf der Schießscheibe wurde durch die Mineralfasermatte vollständig verdeckt
und war nicht mehr zu sehen.
[0070] Dann wurde die jeweilige aushärtbare Harzzusammensetzung auf die jeweilige Mineralfasermatte
gegossen und die Zeit gemessen, bis der Aufdruck auf der Schießscheibe wieder gut
sichtbar wurde, d.h. bis die so behandelte Mineralfasermatte transparent wurde.
Tabelle 1: Ergebnisse der anwendungstechnischen Austestung der Mineralfasermatten:
|
Bindemittel der Mineralfasermatte |
Hand feeli |
Block-test |
HZKa[N/mm2] |
Styrollöslichkeitb [s] |
Bull's eve testc |
Norsodyne H13239d [s] |
Polylite 440-M850e [s] |
VBsp. 1 |
Vinamul 8838f (4.1)h |
weich |
1 |
2.0 |
5 |
208 |
205 |
VBsp. 2 |
Vinamul 8839g (4.2)h |
sehr weich |
1 |
1.2 |
3 |
295 |
206 |
Bsp. 3 |
Copolymerisat 1 (4.2)h |
weich |
1 |
1.0 |
3 |
229 |
124 |
Bsp. 4 |
Copolymerisat 2 (4.8)h |
weich |
1 |
1.3 |
4 |
251 |
254 |
Bsp. 5 |
Copolymerisat 3 (4.1)h |
sehr weich |
2 |
0.6 |
3 |
99 |
74 |
Bsp. 6 |
Copolymerisat 4 (4.6)h |
weich-hart |
2 |
1,1 |
3 |
386 |
165 |
a: Normiert auf 450g/m2 Flächengewicht;
b: Normiert auf 1 mm Dicke der Mineralfasermatte;
c: Normiert auf 1 mm Dicke der Mineralfasermatte;
d: Polyesterharz (Handelsname der Firma Cray Valley);
e: Polyesterharz (Handelsname der Firma Reichhold);
f: Polyvinylacetat Homopolymer mit Weichmacheranteil (Vinamul 8838 der Firma Celanese);
g: Polyvinylacetat Homopolymer mit Weichmacheranteil (Vinamul 8839 der Firma Celanese);
h: Anteil des jeweiligen Bindemittels in Gew.-% an der Mineralfasermatte, bezogen
auf die Gesamtmasse der jeweiligen Mineralfasermatte.
i: Qualitative Beurteilung hinsichtlich Flexibilität bzw. Weichheit auf Grund des
Handgefühls beim Anfassen der Mineralfasermatte (auch der Griff genannt). Die Mineralfasermatten
sollten für eine gute Verarbeitbarkeit sehr weich bis weich sein. |
[0071] Aus der anwendungstechnischen Austestung der Mineralfasermatten geht hervor, dass
die erfindungsgemäßen Mineralfasermatten (Tabelle 1: Bsp. 3 bis 6) die anwendungstechnischen
Eigenschaften gängiger Mineralfasermatten (Tabelle 1: VBsp. 1 und 2) erreichen.
[0072] Vorteilhafterweise enthalten die erfindungsgemäßen Mineralfasermatten aber im Gegensatz
zu den gängigen Mineralfasermatten keine Weichmacher.
Herstellung von mineralfaserverstärkten Kunststoffbauteilen:
Beispiel 7:
[0073] Insgesamt wurde im vorliegenden Beispiel eine aushärtbare Harzzusammensetzung eingesetzt,
die 16,07 g einer Polyester-Styrolharz-Mischung und 0,273 ml des Initiators Butanox
M-50 (Handelsname der Firma Akzo-Nobel) und 0,07 ml des Katalysators Accelerator NL49P
(Handelsname der Firma Akzo-Nobel) enthielt. Aus der Mineralfasermatte des Bsp. 4
wurden 5 Stücke von 7 cm x 8 cm Grundfläche geschnitten (CSM-Stück). Die 5 CSM-Stücke
wogen insgesamt 10,71 g.
[0074] Auf eine mit dem Folientrennmittel PVA (der Firma R&G) behandelte Polyethylenterephthalat-Polyester-Folie
wurde auf eine Fläche von 7 cm x 8 cm eine geringe Menge der aushärtbaren Harzzusammensetzung
mit einem Pinsel aufgetragen und das erste CSM-Stück darauf gelegt.
[0075] Auf dieses CSM-Stück wurde mit einem Pinsel ein Teil der aushärtbaren Harzzusammensetzung
aufgetragen, so dass die Mineralfasermatte von der aushärtbaren Harzzusammensetzung
durchtränkt war. Auf das so behandelte CSM-Stück wurde ein weiteres CSM-Stück gelegt.
Die weiteren 3 CSM-Stücke wurden auf analoge Weise aufgebracht. Das zuletzt aufgebrachte,
fünfte CSM-Stück wurde mit einer Polyethylenterephthalat-Polyester-Folie, die auch
mit dem Folientrennmittel PVA (der Firma R&G) behandelt war, abgedeckt und mit einem
Teflonroller verfestigt, wobei keine aushärtbare Harzzusammensetzung aus dem Laminat
gepresst wurde. Das so erhaltene Laminat wurde für 24 h bei Raumtemperatur aushärtet.
[0076] Nach Ablösen der Polyethylenterephthalat-Polyester-Folien wurde ein homogenes mineralfaserverstärktes
Kunststoffbauteil erhalten, in dem keine großen Einschlüsse wie zum Beispiel Luftblasen
oder Mineralfaserbündel, zu sehen waren.
[0077] Der Anteil der Mineralfasern betrug 40 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmasse des mineralfaserverstärkten
Kunststoffbauteils.