[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Fahrtreppe gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
Definitionen:
[0002] Der Begriff Fahrtreppe soll sowohl Fahrtreppen mit Treppenstufen umfassen, wie sie
beispielsweise in Kaufhäusern Verwendung finden, als auch Fahrsteige mit Paletten,
wie sie beispielsweise auf Flughäfen Verwendung finden.
[0003] In Fig. 1 sind schematisch eine Gelenkkette G und ein von dieser teilweise umschlungenes
Kettenrad R abgebildet, um einige Begriffe vorab zu definieren. Die Gelenkkette G
umfasst gelenkig miteinander verbundene Kettenglieder K, die über einen Drehpunkt
P gelenkig miteinander verbunden sind. Das beispielhaft abgebildete Kettenrad K weist
8 Zähne Z auf, zwischen denen Zahnlücken angeordnet sind, in die die Drehpunkte P
eingreifen können. Der Teilungswinkel τ zwischen zwei Zähnen bzw. zwei Zahnlücken
ist im abgebildeten Beispiel 45 °.
[0004] Weiterhin ist in Fig. 1 an der unteren Seite des Kettenrades ein Einlaufwinkel φ
eingezeichnet, der beispielsweise durch eine die Gelenkkette G ablenkende Führung
hervorgerufen werden kann. Der Einlaufwinkel φ wird zwischen der tatsächlichen Ausgangsrichtung
der Gelenkkette G und der Senkrechten S auf der Verbindungslinie zwischen Ablösepunkt
A der Gelenkkette G von dem Kettenrad R und der Drehachse D des Kettenrades R gemessen.
Der Einlaufwinkel φ ist im abgebildeten Beispiel etwa 11°.
[0005] In Fig. 1 ist ein momentaner Umschlingungswinkel υ eingezeichnet, der dem umlaufenden
Winkel zwischen zwei Ablösepunkten A der Gelenkkette G von dem Kettenrad R entspricht
und im abgebildeten Fall gleich 180° ist. Wenn ein Kettenglied K von dem Kettenrad
R abhebt wird sich der momentane Umschlingungswinkel υ sprunghaft verkleinern, weil
bei unterschiedlichem Einlaufwinkel φ oben und unten beispielweise auf der Oberseite
ein Kettenglied K abhebt, gleichzeitig auf der Unterseite das nächste Kettenglied
K aber noch nicht aufliegt. Daher wird im Nachfolgenden von einem mittleren Umschlingungswinkel
υ ausgegangen, der größer oder gleich dem minimalen Umschlingungswinkel und kleiner
oder gleich dem maximalen Umschlingungswinkel ist.
[0006] Weiterhin ist an der oberen Seite des Kettenrades R ein effektiver Hebelarm H
eff eingezeichnet, der dem senkrechten Abstand zwischen der Wirklinie W der Kraft, insbesondere
Zugkraft der Gelenkkette G und der Drehachse D des Kettenrades R entspricht. Wie der
momentane Umschlingungswinkel υ schwankt auch der effektive Hebelarm H
eff während der Bewegung der Gelenkkette aufgrund des gliedweisen Ablösens der Gelenkkette,
insbesondere aufgrund der polygonalen (vieleckförmigen Auflage) der Kette um das Kettenrad.
An der unteren Seite des Kettenrades R ist der effektive Hebelarm H
eff' etwas kleiner, weil aufgrund der etwas verkippten Wirklinie W der Kraft der Gelenkkette
G der effektive Hebelarm H
eff' nicht mehr durch den Ablösepunkt A verläuft.
Stand der Technik:
[0007] Bei Fahrtreppen beziehungsweise Fahrsteigen werden in der Regel deren Stufen oder
Paletten, insbesondere beidseitig, durch Förderketten, die als sogenannte Stufenketten
oder Palettenketten ausgebildet sind, angetrieben und auch an diesen befestigt.
[0008] Üblicherweise haben die Förderketten drei oder vier Teilungen, also auch drei oder
vier Gelenke, pro Stufe. Die verwendeten Kettenräder haben etwa 16 bis 25 Zähne. Diese
verhältnismäßig hohe Zahl wird gewählt, um den sogenannten Polygoneffekt zu minimieren.
[0009] Der Polygoneffekt entsteht durch den schwankenden effektiven Hebelarm H
eff (siehe Fig. 1). Kettenräder werden üblicherweise mit konstanter Winkelgeschwindigkeit
angetrieben. Durch schwankende effektive Hebelarme schwankt die Geschwindigkeit der
Stufenketten, durch ständige Beschleunigung und Verzögerung der bewegten Massen (Ketten,
Achsen, Stufen) entstehen Massenkräfte, die als störende Kräfte beziehungsweise Drehmomente
in die Stufen-/Palettenketten beziehungsweise in den Antrieb eingeleitet werden und
dort teilweise zu verkürzter Lebensdauer führen beziehungsweise eine Größenordnung
darstellen, die bei der Auslegung insbesondere der Antriebskomponenten zu berücksichtigen
ist. Außerdem stellen die bewegten Teile in einer Fahrtreppe zusammen mit dem umgebenden
Stahlbau ein schwingfähiges Feder-Masse-System dar. Insbesondere sind hier Ketten
als Federn und Stufen, Achsen (falls vorhanden), Rollen, die transportierten Menschen
(auf den Stufen beziehungsweise Paletten) und wiederum die Ketten als Massen zu sehen.
Dieses Feder-Masse-System kann je nach Parametern sehr ungünstige Betriebspunkte in
Abhängigkeit von Zähnezahl der Kettenräder, Fahrgeschwindigkeit sowie Beladung haben.
[0010] In der Praxis begegnet man diesem Sachverhalt üblicherweise durch Reduzierung der
Kettenteilung und Erhöhung der Zähnezahl. Mit sinkender Teilung und steigender Zähnezahl
wird der Polygoneffekt geringer, bis schließlich ein Maß erreicht wird, bei dem der
Polygoneffekt in der Praxis so gering ist, also die Bewegung der Ketten / Stufen /
Paletten so gleichmäßig ist, dass der Polygoneffekt praktisch nicht mehr stört, jedoch
immer noch vorhanden ist.
[0011] Auch wurden Führungen im Bereich der Kettenräder installiert, die einen tangentialen
Einlauf der Kette auf die Kettenräder bewirken. Das primäre Ziel dieser Maßnahme ist,
das Einlaufgeräusch der Kette auf die Kettenräder zu reduzieren. Auch der Polygoneffekt
wird hierbei reduziert, jedoch nicht kompensiert.
[0012] Die konventionelle Bauweise mit relativ geringer Kettenteilung und relativ großer
Kettenrad-Zähnezahl hat jedoch entscheidende Nachteile.
[0013] Zuerst sind die hohen Kosten für die Stufen- / Palettenkette zu nennen. Je mehr Teilungen
diese hat, desto mehr Gelenke pro Stufe oder pro Meter, umso höher ihre Kosten. Außerdem
existieren dann pro Stufe / Palette eine größere Anzahl von Stellen, die einem Verschleiß
unterliegen. Über den Betriebszeitraum der Fahrtreppe ist die möglichst lange Einhaltung
des maximal zulässigen Spaltmaßes zwischen den Stufen / Paletten ein sehr wichtiges
Kriterium.
[0014] Bedingt durch hohe Zähnezahlen der Kettenräder haben diese relativ große Durchmesser
und benötigen viel Bauraum, insbesondere für die Antriebsstation. Dadurch geht in
Gebäuden kostbarer Raum verloren. Bedingt durch große Durchmesser werden hohe Antriebsmomente
erforderlich, was entsprechende Kosten für die Antriebe mit sich bringt.
[0015] Eine Fahrtreppe der eingangs genannten Art ist aus der europäischen Patentanmeldung
EP 1 344 740 A1 bekannt. Die darin beschriebene Fahrtreppe weist ein über den Obertrum polygonkompensiert
angetriebenes Kettenrad auf, um das teilweise eine Gelenkkette läuft. Das Kettenrad
weist eine ungerade Zähnezahl auf. Durch die ungerade Zähnezahl läuft der Untertrum
nicht polygonkompensiert, sondern im Gegenteil äußerst ungleichförmig. Da der Untertrum
ebenfalls mit Massen behaftet ist, wie beispielsweise die Massen der Ketten, Rollen,
Achsen und Stufen oder Paletten, entstehen aus dieser Ungleichförmigkeit Kräfte, die
sich auf die Stufen oder Paletten im Obertrum übertragen. Eine derartige Fahrtreppe
wird möglicherweise im schwer beladenen Zustand aufgrund des großen Quotienten zwischen
der Masse im Obertrum zur Masse im Untertrum vergleichsweise ruhig laufen. Im unbeladenen
oder nur mit wenigen Personen besetzten Zustand wird sie auch im Obertrum sehr unruhig
laufen.
[0016] Das der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Problem ist die Schaffung einer
Vorrichtung der eingangs genannten Art, die auch bei vergleichsweise geringer Zähnezahl
des mindestens einen Kettenrades vergleichsweise ruhig läuft.
Zusammenfassung der Erfindung:
[0017] Dies wird erfindungsgemäß durch die Fahrtreppe der eingangs genannten Art mit den
kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1 erreicht. Die Unteransprüche betreffen bevorzugte
Ausgestaltungen der Erfindung.
[0018] Gemäß Anspruch 1 ist vorgesehen, dass die Fahrtreppe mindestens eine Führung umfasst,
die den Einlaufwinkel der Kette auf das erste und/oder das zweite Kettenrad beeinflussen
kann, wobei die mindestens eine Führung derart angeordnet ist, das der Einlaufwinkel
bei minimalem wirksamem Hebelarm kleiner ist als bei maximalem wirksamem Hebelarm.
Eine derartige Anordnung der Führung bewirkt, dass bei laufender Maschine die oszillierende
Bewegung der Umlenkstation nahezu Null wird, was sich hinsichtlich der Laufruhe absolut
positiv auswirkt. Außerdem sind bei dieser Anordnung der mindestens einen Führung
die Laufrollen nur sehr gering belastet. Es besteht also die Möglichkeit, relativ
kostengünstige Laufrollen zu verwenden.
[0019] Gemäß Anspruch 2 kann vorzugsweise vorgesehen sein, dass das erste Kettenrad und
das zweite Kettenrad derart versetzt gegeneinander betrieben werden, dass bei minimalem
wirksamem Hebelarm am ersten Kettenrad im gleichen Trum der wirksame Hebelarm am zweiten
Kettenrad nicht minimal ist, vorzugsweise höchstens um ± 20% der Differenz zwischen
maximalem und minimalem Wert von dem maximalen Wert abweicht, insbesondere maximal
ist. Dazu kann beispielsweise die Winkelstellung des ersten Kettenrades von der des
zweiten Kettenrades um mindestens ± 30%, vorzugsweise um mindestens ± 40% eines Teilungswinkels,
insbesondere um einen halben Teilungswinkel verschieden sein. Durch diese Gegenphasigkeit
der beiden Kettenräder wird eine Hin-und Herbewegung des beispielsweise als Umlenkrad
ausgebildeten zweiten Kettenrades verkleinert.
[0020] Gemäß Anspruch 3 kann vorzugsweise vorgesehen sein, dass der wirksame Hebelarm der
Kette an dem mindestens einen Kettenrad im Obertrum im wesentlichen gleich dem wirksamen
Hebelarm der Kette an dem mindestens einen Kettenrad im Untertrum ist. Dies bewirkt
bei beispielsweise auf den Obertrum ausgelegter Polygonkompensation, dass nicht nur
der Obertrum mit konstanter Geschwindigkeit läuft, sondern auch der Untertrum. Die
erfindungsgemäße Lösung erlaubt es, Stufen- beziehungsweise Palettenketten mit wesentlich
vergrößerter Teilung, nämlich beispielsweise Kettenteilung gleich halber Stufenteilung
oder Kettenteilung gleich Stufenteilung zu verwenden und/oder den benötigten Bauraum
zu reduzieren.
[0021] Weitere Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden deutlich anhand der
nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf die
beiliegenden Abbildungen. Darin zeigen
- Fig. 1
- schematisch ein Kettenrad und eine Gelenkkette zur Verdeutlichung verwendeter Begriffe;
- Fig. 2
- eine schematische Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Fahrtreppe mit einem Umlenkkettenrad;
- Fig. 3
- eine schematische Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Fahrtreppe mit einem Umlenkbogen
anstelle eines Umlenkkettenrades;
- Fig. 4
- eine schematische vergrößerte Ansicht mehrerer für die Funktion der Fahrtreppe gemäß
Fig. 2 wesentlicher Komponenten.
[0022] Die aus Fig. 2 ersichtliche Fahrtreppe umfasst eine als Gelenkkette ausgeführte Kette
1 , die um ein erstes, angetriebenes Kettenrad 2 und ein zweites, als Umlenkrad dienendes
Kettenrad 3 umläuft. Jedes der Kettenräder 2, 3 weist sechs, nur schematisch angedeutete
Zähne auf. Mit der Kette 1 sind die nicht abgebildeten Stufen oder Paletten der Fahrtreppe
verbunden. In Fig. 2 und Fig. 3 ist lediglich ein umlaufender Handlauf 4 angedeutet,
der von einem Benutzer während der Bewegung der Fahrtreppe gegriffen werden kann.
Die Kette 1 bildet zwischen den Kettenrädern 2, 3 jeweils oben in Fig. 2 bis Fig.
4 einen Obertrum 5 und jeweils unten in Fig. 2 bis Fig. 4 einen Unterturm 6.
[0023] Das erste Kettenrad 2 wird von einem Antriebsmotor 7 über eine Antriebskette 8 polygonwirkungsfrei
beziehungsweise polygonkompensiert angetrieben. Dies kann beispielsweise in dem abgebildeten
Ausführungsbeispiel durch ein in die Antriebskette 8 eingreifendes, unrundes Rad 9
erreicht werden. Weitere Möglichkeiten eines polygonkompensierten Antriebs sind aus
der
WO 03/036129 A1 bekannt, die explizit zu einem Teil der vorliegenden Offenbarung gemacht wird. Der
polygonkompensierte Antrieb erlaubt es, das erste Kettenrad 2 mit nicht konstanter
Winkelgeschwindigkeit anzutreiben und zwar derart, dass die angetriebene Kette 1 mit
konstanter beziehungsweise nahezu konstanter Geschwindigkeit läuft.
[0024] Der Handlauf 4 wird von dem Antriebsmotor 7 angetrieben, wobei der Handlauf 4 mit
konstanter Winkelgeschwindigkeit angetrieben wird. Das zweite Kettenrad 3 ist mittels
einer beweglichen Befestigung 10 verschieblich gehaltert.
[0025] Bei der Darstellung gemäß Fig. 4 ist die Kette 1 verkürzt abgebildet. Fig. 4 zeigt,
dass das zweite Kettenrad 3 gegenüber dem ersten Kettenrad 2 hinsichtlich seiner Winkelstellung
versetzt ist. Beispielsweise schließt eine durch einen der Auflagepunkte 11 der Kette
1 verlaufende radiale Linie 12 mit der Horizontalen 13 in Fig. 4 an dem ersten Kettenrad
2 einen Winkel α ein, der etwa gleich 60° ist. Dahingegen schließt eine durch den
entsprechenden Auflagepunkt 14 der Kette 1 verlaufende radiale Linie 15 mit der Horizontalen
13 in Fig. 4 an dem zweiten Kettenrad 3 einen Winkel β ein, der etwa gleich 30° ist.
Die Winkelstellungen der Kettenräder 2, 3 unterscheiden sich somit um 30°, was einem
halben Teilungswinkel der sechs Zähne aufweisenden Kettenräder 2, 3 entspricht, weil
der Teilungswinkel gleich 360 durch die Anzahl der Zähne ist.
[0026] Dieser Unterschied in den Winkelstellungen der Kettenräder 2, 3 bewirkt, dass genau
dann, wenn an dem ersten Kettenrad 2 die Kette 1 mit einem minimalen effektiven Hebelarm
16, 16' angreift, die Kette 1 an dem zweiten Kettenrad 3 mit einem maximalen effektiven
Hebelarm 17, 17' angreift (siehe Fig. 4). Umgekehrt greift dann, wenn an dem ersten
Kettenrad 2 die Kette 1 mit einem maximalen effektiven Hebelarm angreift, die Kette
1 an dem zweiten Kettenrad 3 mit einem minimalen effektiven Hebelarm an (nicht abgebildet).
[0027] Weiterhin ist aus Fig. 4 ersichtlich, dass an dem ersten Kettenrad 2 der effektive
Hebelarm 16 im Obertrum 5 gleich dem effektiven Hebelarm 16' im Untertrum 6 ist. Weiterhin
ist aus Fig. 4 ersichtlich, dass auch an dem zweiten Kettenrad 3 der effektive Hebelarm
17 im Obertrum 5 gleich dem effektiven Hebelarm 17' im Untertrum 6 ist.
[0028] Aus Fig. 4 sind Führungen 18, 19 ersichtlich, die die Einlaufwinkel φ
1, φ
2 der Kette 1 auf die Kettenräder vorgeben können. Dabei ist insbesondere die Führung
18 soweit unten in Fig. 4 beziehungsweise die Führung 19 soweit oben in Fig. 4 angeordnet,
dass der Einlaufwinkel φ
1 bei minimalem effektivem Hebelarm 16, 16' (siehe erstes Kettenrad 2 in Fig. 4) deutlich
kleiner ist als der Einlaufwinkel φ
2 bei maximalem effektivem Hebelarm 17, 17' (siehe zweites Kettenrad 3 in Fig. 4).
[0029] Bei der Ausführungsform gemäß Fig. 3 ist anstelle des zweiten Kettenrades 3 ein Umlenkbogen
20 vorgesehen. Bei diesem Umlenkbogen 20 ist der Radius so gewählt, dass auch an dem
Umlenkbogen 20 der effektive Hebelarm (nicht abgebildet) im Obertrum 5 gleich dem
effektiven Hebelarm im Untertrum 6 ist. Weiterhin können auch bei der Ausführungsform
gemäß Fig. 3 die Führungen 18, 19 die Kette 1 derart in den Umlenkbogen führen, dass
der Einlaufwinkel bei minimalem effektivem Hebelarm deutlich kleiner ist als der Einlaufwinkel
bei maximalem effektivem Hebelarm. Weiterhin können der Umlaufbogen 20, das erste
Kettenrad 2 und die Kette 1 derart gestaltet und angeordnet sein, dass genau dann,
wenn an dem ersten Kettenrad 2 die Kette 1 mit einem minimalen effektiven Hebelarm
16, 16' angreift, die Kette 1 an dem Umlenkbogen 20 mit einem maximalen effektiven
Hebelarm angreift, und umgekehrt.
[0030] Eine weitere teilweise funktionale Beschreibung der Ausführungsbeispiele ergibt sich
auch aus dem folgenden.
[0031] Die Zähnezahl der verwendeten Kettenräder 2, 3 ist gerade. Dies gilt für den Fall,
dass der Umschlingungswinkel der Kette 1 etwa 180° beträgt, was bei Fahrtreppen /
Fahrsteigen der Normalfall ist. Entscheidend ist, dass der wirksame Hebelarm auf der
Seite des Obertrums immer im Wesentlichen identisch ist mit dem wirksamen Hebelarm
auf der Seite des Untertrums. Dies bewirkt, bei auf den Obertrum ausgelegter Polygonkompensation,
dass nicht nur der Obertrum mit konstanter Geschwindigkeit läuft sondern auch der
Untertrum (im Falle ungerader Zähnezahl bei 180° Umschlingungswinkel liefe der Untertrum
mit ungefähr doppelt so hoher Ungleichmäßigkeit wie ein konventioneller, also nicht
polygonkompensierter, Antrieb).
[0032] Der Umschlingungswinkel kann auch von 180° abweichend ausgeführt werden unter der
Bedingung, dass die wirksamen Hebelarme bei Ober- und Untertrum identisch sind. Das
bedeutet, dass Zähnezahl und Umschlingungswinkel dann für diesen Fall angepasst werden
müssen. Unter Beachtung dieser Bedingung werden sich im Ober- und im Untertrum gleichmäßige
Kettengeschwindigkeiten einstellen, die für den ruhigen Lauf der Fahrtreppe / des
Fahrsteigs erforderlich sind. Die gleiche Gesetzmäßigkeit wie bei dem angetriebenen
Kettenrad 2 gilt auch für die nicht angetriebene Umlenkstation (bei Fahrtreppen in
der Regel die untere Landestation). Die Beachtung identischer wirksamer Hebelarme
ist auch hier wichtig. Dies gilt auch für den Fall dass nicht ein Kettenrad 3 zur
Umlenkung verwendet wird, sondern ein unverzahnter, ortsfest montierter oder federnd
/ elastisch angebrachter Umlenkbogen 20 verwendet wird. Das bedeutet, die Radien beziehungsweise
Durchmesser des Umlenkbogens müssen unter Beachtung des Durchmessers der Kettenrollen
so ausgelegt sein, dass die Gelenkmittelpunkte der Kette 1 auf entsprechendem Teilkreis,
der dem eines Kettenrades mit entsprechender Zähnezahl entspricht, ablaufen.
[0033] Da die Kettenräder 2, 3 mit nicht konstanter Winkelgeschwindigkeit laufen und dieser
Effekt bei geringerer Zähnezahl umso größer wird, muß beachtet werden, dass diese
möglichst leicht, also mit wenig Trägheitsmoment ausgeführt werden, damit die von
Ihnen auf die Ketten/Stufen/Paletten ausgeübten Störkräfte möglicht gering sind. Insbesondere
ist bei den weiter vom Drehpunkt entfernt liegenden Punkten auf Gewichtsoptimierung
zu achten und gegebenenfalls sind entsprechende Erleichterungs-Aussparungen oder ähnliches
vorzusehen.
[0034] Durch polygonale Auflage der insbesondere großgliedrigen Kette 1 auf den Kettenrädern
2, 3 verändert sich üblicherweise von Zahneingriff zu Zahneingriff der Achsabstand
zwischen den Kettenrädern 2, 3. Die Kette 1 hat, abgesehen von elastischer Längung,
stets eine konstante Länge. Die Antriebs-Kettenräder sind normalerweise ortsfest angebracht
und die Umlenk-Kettenräder federnd elastisch und linear beweglich an der Befestigung
10. Die Umlenk-Kettenräder machen also stets von Teilung zu Teilung eine lineare Bewegung.
Diese ist umso größer je größer die Kettenteilung ist und je kleiner die Kettenrad-Zähnezahl
ist.
[0035] Bei konventionellen Fahrtreppen mit relativ kleiner Kettenteilung und relativ großen
Zähnezahlen muß dieser Sachverhalt gegebenenfalls nicht beachtet werden.
[0036] Da bei einer erfindungsgemäßen Fahrtreppe (beziehungsweise Fahrsteig) die Teilung
sehr groß sein kann, nämlich 1/1 oder ½ der Stufen-/Palettenteilung und die Zähnezahl
sehr klein, nämlich bis zu 6 oder 4, kann hier eine so große lineare Bewegung des
zweiten, als Umlenkrad dienenden Kettenrades 3 beziehungsweise des Umlenkbogens 20
zustande kommen, dass hieraus eine für die Laufruhe der Fahrtreppe / des Fahrsteiges
störende Komponente wird. Es entstehen aus dieser großen linearen Bewegung der Umlenkstation
störende Massenkräfte und es können auch störende Geräusche entstehen. Besonders ungünstig
ist die Konstellation wenn Antriebs- und Umlenkkettenrad die gleiche Winkelstellung
haben (gemessen beispielsweise durch den Winkel α beziehungsweise β einer Kettenrad-Ecke
relativ zur Horizontalen).
[0037] Daher muss die relative Winkelstellung α, β der Kettenräder 2, 3 beachtet werden,
das heißt, sie sollte gegenphasig sein: Zwischen der Winkelstellung des ersten Kettenrades
2 und der des zweiten - Kettenrades 3 muß etwa ein halber Teilungswinkel (± 20%) liegen
(Teilungswinkel = 360° geteilt durch Zähnezahl). Das heißt, Achsabstand, Förderhöhe
und Länge der Ketten müssen aufeinander abgestimmt sein.
[0038] Ferner sollten das erste und das zweite Kettenrad 2, 3 möglichst die gleiche Zähnezahl
haben. Abweichungen von gleicher Zähnezahl im Bereich ± 30% sind dabei tolerierbar.
[0039] Des weiteren kommt der Führung der Ketten Bedeutung zu. Die bei einem Ausführungsbeispiel
der erfindungsgemäßen Fahrtreppe verwendeten Führungen 18, 19 bewirken ein Einlaufen
der Kette 1 auf die Kettenräder 2, 3 kurz über dem minimalen wirksamen Hebelarm. Des
weiteren sind sie optional an ihren Enden gekrümmt, was bewirkt daß den Ketten 1 kurz
vor Auftreffen auf die Kettenräder 2, 3 beziehungsweise nach deren Ablaufen von den
Kettenrädern 2, 3 auf die Führungen eine Geschwindigkeitskomponente in radialer Richtung
gegeben wird. Die Aufschlagkomponente der Kettengelenkpunkte in die Zahnlücken der
Kettenräder beziehungsweise auf die Führungen 18, 19 wird also deutlich reduziert,
was zu wesentlich geringeren Geräuschen und günstigeren Laufeigenschaften führt.
[0040] Kettenführungen, die einen tangentialen Einlauf der Ketten auf die Kettenräder herbeiführen
und somit Einlaufgeräusche (Kette - Kettenrad) reduzieren, können bei einer erfindungsgemäßen
Fahrtreppe nicht verwendet werden, weil bei den dort realisierten geringen Zähnezahlen
der Kettenräder und den sich daraus ergebenden Winkelverhältnissen die Belastung für
die Laufrollen viel zu groß werden beziehungsweise die Rollen für diese Belastungen
zu dimensionieren wären, was diese stark verteuern würde. Außerdem würde sich bei
dieser Anordnung der Führungen eine große oszillierende Bewegung der Umlenkstation
ergeben mit entsprechenden Nachteilen wie oben bereits erwähnt.
[0041] Bei einer erfindungsgemäßen Fahrtreppe ist die richtige Höhe der Führung 18, 19 zwischen
minimalem und maximalem wirksamem Hebelarm in der Nähe des minimalen Hebelarmes. Bringt
man sie in der richtigen Höhe an, bewirkt dies, dass bei laufender Maschine die oszillierende
Bewegung der Umlenkstation nahezu Null wird, was sich für die Laufruhe absolut positiv
auswirkt. Außerdem sind bei dieser Anordnung der Führungen die Laufrollen nur sehr
gering belastet. Man kann also relativ kostengünstige Laufrollen verwenden.
[0042] Die optimale Höhe der Kettenführung wird wie folgt ermittelt: Die Kettengelenke knicken
um einen bestimmten Winkel ab, wenn sie die Führungen 18, 19 verlassen. Man kann dort
zeichnerisch oder auch gedanklich kleine rechtwinklige Dreiecke bilden, deren Hypotenuse
das betrachtete Kettenglied ist, wobei eine der Katheten durch die Horizontale gebildet
wird. Mithilfe der Winkelfunktionen lassen sich sämtliche Maße auch berechnen. Man
bildet nun die Summe der waagerechten Katheten und ermittelt diese für verschiedene
Winkelstellungen der Kettenräder innerhalb eines Teilungswinkels. Man lässt also gedanklich
die Ketten immer wieder ein kleines Stück weiter laufen und die Kettenräder weiter
drehen bis sich diese um einen Teilungswinkel weiter gedreht haben. Ein Teilungswinkel
von beispielsweise 60° wird also beispielsweise in 20 Schritte von je 3° unterteilt.
Die Höhe der Führungen wird nun solange verändert bis die Summe der waagerechten Katheten
über die verschiedenen Winkelstellungen einen möglichst konstanten Wert ergibt. Dort
wo diese Abweichungen ihr Minimum erreicht haben, hat auch die lineare Bewegung der
Umlenkkettenräder / der Umlenkstation ihr Minimum.
[0043] Bei realen Fahrtreppen wären gegebenenfalls noch die Polygonwirkungen zu berücksichtigen,
die sich beim Durchlaufen der Ketten durch die Kettenführungen in den Übergängen waagerechte
/ ansteigende Teile (Umlenkradien) ergeben.
1. Fahrtreppe, umfassend
- eine Mehrzahl von Stufen oder Paletten;
- mindestens eine Kette (1) für den Antrieb der Stufen oder Paletten;
- mindestens ein Kettenrad (2, 3), um das die Kette (1) teilweise umläuft, wobei die
Kette (1) ausgehend von dem Kettenrad (2, 3) einen Obertrum (5) und einen Untertrum
(6) bildet;
- Mittel zur Polygonkompensation der Bewegung des mindestens einen Kettenrades (2,
3), wobei
- die Fahrtreppe ein zweites Kettenrad (3) umfasst, um das
die Kette (1) teilweise umläuft,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Fahrtreppe mindestens eine Führung (18, 19) umfasst, die den Einlaufwinkel (φ1, φ2) der Kette (1) auf das erste und/oder das zweite Kettenrad (2, 3) beeinflussen kann,
wobei die mindestens eine Führung (18, 19) derart angeordnet ist, das der Einlaufwinkel
(φ1, φ2) bei minimalem wirksamem Hebelarm (16, 16') kleiner ist als bei maximalem wirksamem
Hebelarm (17, 17').
2. Fahrtreppe nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass das erste Kettenrad (2) und das zweite Kettenrad (3) derart versetzt gegeneinander
betrieben werden, dass bei minimalem wirksamem Hebelarm (16, 16') am ersten Kettenrad
(2) im gleichen Trum (5, 6) der wirksame Hebelarm (17, 17') am zweiten Kettenrad (3)
nicht minimal ist, vorzugsweise höchstens um ± 20% der Differenz zwischen maximalem
und minimalem Wert von dem maximalen Wert abweicht, insbesondere maximal ist.
3. Fahrtreppe nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der wirksame Hebelarm (16, 17) der Kette (1) an dem mindestens einen Kettenrad (2,
3) im Obertrum (5) im wesentlichen gleich dem wirksamen Hebelarm (16', 17') der Kette
(1) an dem mindestens einen Kettenrad (2, 3) im Untertrum (6) ist.
4. Fahrtreppe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Kettenrad (2) ein angetriebenes Kettenrad ist.
5. Fahrtreppe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Kettenrad (3) ein Umlenkrad ist.
6. Fahrtreppe nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzahl der Zähne des ersten und/oder des zweiten Kettenrades (2, 3) gerade ist.
7. Fahrtreppe nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzahl der Zähne des ersten Kettenrades (2) kleiner oder gleich 12, insbesondere
4 oder 6 ist.
8. Fahrtreppe nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzahl der Zähne des zweiten Kettenrades (3) kleiner oder gleich 12, insbesondere
4 oder 6 ist.
9. Fahrtreppe nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Anzahl der Zähne des ersten Kettenrades (2) ungleich oder ungefähr gleich oder
gleich der Anzahl der Zähne des zweiten Kettenrades (3) ist.
10. Fahrtreppe nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der mittlere Umschlingungswinkel (υ) des ersten und/oder des zweiten Kettenrades
(2, 3) von einem ganzzahligen Vielfachen des Teilungswinkels (τ) um maximal ± 20%
des Teilungswinkels (τ) abweicht.
11. Fahrtreppe nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der mittlere Umschlingungswinkel (υ) des ersten und/oder des zweiten Kettenrades
(2, 3) ein ganzzahliges Vielfaches des Teilungswinkels (τ) ist.
12. Fahrtreppe nach einem der Ansprüche 1 bis 1 1 , dadurch gekennzeichnet, dass die Winkelstellung des ersten Kettenrades (2) von der des zweiten Kettenrades (3)
um mindestens ± 30% eines Teilungswinkels (τ) verschieden ist.
13. Fahrtreppe nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Winkelstellung des ersten Kettenrades (2) von der des zweiten Kettenrades (3)
um mindestens ± 40% eines Teilungswinkels (τ), insbesondere um einen halben Teilungswinkel
(τ) verschieden ist.
14. Fahrtreppe nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Fahrtreppe anstelle eines zweiten als Umlenkrad ausgebildeten Kettenrades (3)
einen Umlenkbogen (20) umfasst.
15. Fahrtreppe nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass der mittlere Umschlingungswinkel (υ) des Umlenkbogens (20) von einem ganzzahligen
Vielfachen des Teilungswinkels (τ) um maximal ± 20% des Teilungswinkels (τ) abweicht.
16. Fahrtreppe nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass der mittlere Umschlingungswinkel (υ) des Umlenkbogens (20) ein ganzzahliges Vielfaches
des Teilungswinkels (τ) ist.