[0001] Die Erfindung betrifft eine Wickelvorrichtung zum bahnbreiten Wickeln einer Faserstoffbahn,
insbesondere Papier- oder Kartonbahn, mit einer Trommel und einem Tambour, zwischen
denen ein Nip ausgebildet ist.
[0002] Ferner betrifft die Erfindung ein Verfahren zum bahnbreiten Wickeln einer Papier-
oder Kartonbahn, wobei die Papier- oder Kartonbahn durch einen Nip geführt wird, der
zwischen einer Trommel und einem Tambour ausgebildet ist.
[0003] Relative Raumangaben in dieser Schrift beziehen sich stets auf die Laufrichtung der
herzustellenden beziehungsweise zu verarbeitenden Papier- oder Kartonbahn. Die Laufrichtung
der Bahn selbst wird als Hauptrichtung (Main Direction) bezeichnet. Die Breite der
Bahn erstreckt sich demzufolge in Querrichtung (Querrichtung). Die Seite an der die
Bahn in einen Druck- oder Wickelspalt (Nip) einläuft heißt "vor dem Nip", die Seite
an der die Bahn den Nip wieder verlässt liegt hinter dem Nip.
[0004] Unter einer Faserstoffbahn kann neben einer Papier- oder einer Kartonbahn insbesondere
auch eine Tissuebahn verstanden werden.
[0005] Am Ende einer Papiermaschine ist es üblich, die Papier- oder Kartonbahn bahnbreit
auf einen Wickelkern aufzuwickeln, der dem Fachmann auch als Leertambour geläufig
ist. Die volle Wickelrolle wird dann als Volltambour, also als Wickelkern mit einer
auf ihm gespeicherten endlichen Anzahl von Wickellagen bezeichnet. Es hat sich verschiedenen
Orts eingebürgert, beide Formen, also sowohl den Wickelkern für sich als auch die
volle Wickelrolle kurz nur als Tambour zu bezeichnen. Um Verwechselungen zu vermeiden
sei vorab bemerkt, dass in dieser Schrift zur vereinfachten Sprachgestaltung von einem
Tambour ausschließlich im Sinne eines Wickelkerns gesprochen wird. Die Papier- oder
Kartonbahn wird dabei in der Regel über die Trommel in den Nip zwischen Trommel und
Tambour geführt, wobei die Trommel angetrieben ist und der im Wesentlichen meist achsparallel
zur Trommel gelagerte Tambour durch die Trommel mitgenommen wird. Wenn der Tambour
den gewünschten Durchmesser erreicht hat, also eine entsprechende Länge der Papier-
oder Kartonbahn auf dem Tambour aufgewickelt wurde, erfolgt ein Austausch des Tambours
im fliegenden Wechsel, d.h. ohne Unterbrechung der Produktion. Die Papier- oder Kartonbahn
wird dazu üblicherweise bei voller Produktionsgeschwindigkeit abgeschlagen und augenblicklich
auf den vorbeschleunigten Leertambour aufgeführt.
[0006] Nach einem Bahnriss muss versucht werden, die nachfolgende Papier- oder Kartonbahn
so schnell wie möglich dem Wickelprozess wieder zu zuführen, da ein Anhalten der Papiermaschine
für derartige Zwischenfälle wirtschaftlich nicht in Frage kommt und die nachkommende
Materialbahn bis zur Wiederaufnahme des Wickelprozesses in den Pulper abgeführt werden
muss.
Das Einfädeln eines neuen Papier- oder Kartonbahnendes in den Nip zwischen Trommel
und Tambour ist relativ aufwendig.
[0007] Zum einfacheren Einführen ist es üblich, das Ende der Papier- oder Kartonbahn anzuschneiden,
also mit einer Spitze oder einem (Rand-) Streifen zu versehen. Dieses streifenförmige
Ende soll allerdings nicht sofort auf dem Tambour aufgewickelt werden, sondern eine
gewisse Zeit über die Trommel und den Schaber in einen Pulper abgeführt werden.
[0008] In der Regel wird das streifenförmige Ende der Papier- oder Kartonbahn über Seile
oder Vakuumbänder in den Nip zwischen Trommel und Tambour transportiert. Im Nipauslauf,
also in Bahnlaufrichtung hinter dem Nip, leitet ein Bediener den Streifen mit Hilfe
einer Blaseinrichtung in einen Pulper, dessen Öffnung unterhalb der Trommel angeordnet
ist. Es ist dabei von der Geschicklichkeit des Bedieners abhängig, ob der Streifen
der Papier- oder Kartonbahn sicher erfasst wird und gezielt nach unten geleitet wird.
Dabei muss die Papier- oder Kartonbahn gleichzeitig in Querrichtung der Maschine in
Position gehalten werden. Eine Papierbahn kann dabei heute zu Tage Geschwindigkeiten
von 2000 m / min erreichen. Schwere Kartonbahnen erreichen auf modernen Hochleistungsmaschinen
auch bereits sehr beachtliche Geschwindigkeiten von bis zu 1200 m / min, sodass sich
bei einer leichten Ungeschicklichkeit des oder der Bediener in wenigen Sekunden erhebliche
Papier- oder Kartonmassen im Arbeitsbereich stauen und zu Ausdehnungen des Produktionsausfalls
führen können.
[0009] Wenn die Papier- oder Kartonbahn breit gefahren wird, leitet der Bediener den Streifen
bzw. die Papier- oder Kartonbahn mit Hilfe der Blaseinrichtung nach oben auf den Tambour.
Dabei ist die Zugänglichkeit insbesondere bei großen Aufrolldurchmessern von mehr
als 3,5 m sehr schlecht und durch die rotierenden Walzen und gegebenenfalls schnell
laufenden Seile bestehen verschiedene Gefährdungen für den Bediener.
[0010] Zur teilweisen Automatisierung ist es bekannt, den Schaber mit einer Blaseinrichtung
zu versehen. Mit Hilfe dieser Blaseinrichtung kann die Papierbahn zum Tambour geleitet
werden. Dabei ist jedoch immer noch ein manueller Eingriff eines Bedieners erforderlich,
um den Streifen auf den Tambour zu leiten. Ein derartiger Eingriff erfordert ein hohes
Maß an Konzentration von dem Bediener, da er sekundengenau und sehr exakt ausgeführt
werden muss, um Wickelfehler zu vermeiden. Meist werden dabei jedoch nicht die gewünschten
Ergebnisse erzielt. Vielmehr bleibt das vom Aufführvorgang direkt abhängige Anwickelergebnis
eher in einem noch tolerierbaren Bereich. Schließlich passiert es einem Bediener auch
immer wieder mal, dass der Aufführvorgang misslingt und es zu einem erneuten Versuch
mit dem einhergehenden weiteren Produktionsausschuss kommt.
[0011] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, das Aufführen der Spitze oder des Streifens
auf den Tambour mit einfachen Mitteln zu unterstützen.
[0012] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einer Wickelvorrichtung der eingangs genannten
Art dadurch gelöst, dass zumindest ein Teilbereich, des Tambours Umfangsrillen aufweist,
wobei vor dem Nip eine Blaseinrichtung angeordnet ist, mit der ein Gas, insbesondere
Luft, in die Umfangsrillen einblasbar ist.
[0013] Die Anziehungskraft bzw. Adhäsion zwischen Tambour und Papier- oder Kartonbahn, die
einen wesentlichen Anteil am Erfolg eines Aufführvorgangs hat, kann mit Hilfe der
Blaseinrichtung beeinflusst werden. Sobald die Blaseinrichtung in Betrieb ist und
Gas, wie insbesondere Luft, in Drehrichtung des Tambours in die Umfangsrillen einbläst,
übt der Tambour eine höhere Anziehungskraft auf die Papier- oder Kartonbahn aus. Der
Papier- oder Kartonbahnstreifen wird daher auf den Tambour geführt. Dabei ist es von
Vorteil, wenn das Gas, insbesondere die Luft, in tangentialer Richtung in die, vorzugsweise
radialen, Umfangsrillen eingeblasen wird.
Obwohl man annehmen müsste, dass ein Einblasen von Gas, insbesondere Luft, in den
sich in den Rillen eines Tambours unterhalb der Bahn bildenden, teilweisen geschlossenen
Raum ein Abheben der Bahn von dem Tambour durch Druckanstieg zur Folge haben müsste,
wird durch Anwendung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung das Anwickeln nach einem
Bahnriss erheblich vereinfacht.
[0014] Es ist von Vorteil, wenn der Umfangsrillen aufweisende Teilbereich des Tambours sich
lediglich über einen Randbereich, vorzugsweise mit einer Breite von etwa 0,2 Meter
bis etwa 1,0 Meter, erstreckt.
Ein solcher Bereich ist in den meisten Fällen völlig ausreichend um einen sicheren
Aufführungsprozess gewährleisten zu können. Auf einem so gestalteten Teilbereich lassen
sich bereits eine Vielzahl von Umfangsrillen anbringen, sodass (durch die Rotation
des Tambours) eine ausreichend breite Fläche entsteht, die auf Grund des in die Umfangsrillen
eingeblasenen Gases, eine hohe Adhäsion gegenüber der aufzunehmenden Papier- oder
Kartonbahn ausbildet. Auf der anderen Seite ist der Bearbeitungs- beziehungsweise
Kostenaufwand für die Bereitstellung eines entsprechend ausgebildeten Tambours gering.
Ein auf diese Weise mit Umfangsrillen ausgebildeter Teilbereich kann vorzugsweise
randständig oder in Y-Richtung etwa mittig angeordnet sein. Eine mittige Anordnung
ist dann sinnvoll, wenn der Aufführstreifen mittig aus der Bahn geschnitten werden
soll. Beim anschließenden "Breitfahren" ist dann in beide Richtungen (positive und
negative Y-Richtung) jeweils nur weniger als die halbe Arbeitsbreite zu überwinden.
Im Falle einer randständigen Rillung verbleibt auch dann ein großer glattwandiger
Umfangsbereich des Tambours wenn aus innerbetrieblichen logistischen Gründen beide
Randbereiche mit einem entsprechend gerillten Teilbereich ausgestattet sind. So können
sich die ersten Wickellagen zur Bildung der wichtigen Kernanwicklung sehr sauber an
dem Tambour anlegen.
[0015] In anderen Fällen kann es aber auch von Vorteil sein, wenn der Umfangsrillen aufweisende
Teilbereich des Tambours sich wenigstens über ein Drittel, vorzugsweise über die Hälfte,
ganz vorzugsweise über Zweidrittel der von der aufzuwickelnden Faserstoffbahn in axialer
Richtung (Y-Richtung) zu überdeckenden Bereichs erstreckt.
[0016] Auf diese Weise ist das Aufführen der Spitze oder des Streifens der laufenden Faserstoffbahn
auf den Tambour nicht nur mit einfachen Mitteln zu unterstützen sondern auch besonders
sicherer zu gestalten. Dadurch ist nunmehr nämlich möglich, einen schmalen Streifen
nach seiner Überleitung auf den Tambour auch bei dem sich daran anschließenden "Breitfahren"
der Faserstoffbahn, wenigstens abschnittsweise, zu führen, also gezielten Einfluss
auf die Faserstoffbahn zu nehmen und damit den Verlauf des Aufführvorgangs unter Kontrolle
zu haben.
Es ist nun auch möglich breitere Streifen als bisher üblich von ihrem Bahnlaufpfad
in den Pulper auf den Tambour überzuleiten. Diese Streifen können dann beispielsweise
etwa die Hälfte der Faserstoffbahnbreite besitzen.
[0017] Besonders bevorzugt ist es dabei, dass der Umfangsrillen aufweisende Teilbereich
des Tambours sich über die gesamte Breite des von der aufzuwickelnden Faserstoffbahn
in axialer Richtung (Y-Richtung) zu überdeckenden Bereichs erstreckt.
[0018] Dadurch ist eine Seitengleichheit des Tambours gegeben, was die Logistik innerhalb
des Herstellungsprozesses erheblich vereinfacht. Auch kann auf diese Weise der gesamte
Aufführungsprozess sicher gestaltet werden. Schließlich wird es auf diese Weise möglich,
dass die Faserstoffbahn in ihrer vollen Breite von einem Bahnlaufpfad in den Pulper
hin zu einem Bahnlaufpfad auf den Tambour überleitbar ist. Bisher war man zwar davon
ausgegangen, dass eine Rillung des Tambours an seiner Oberfläche das Wickelergebnis
verschlechtert, weil die Auflage der ersten Wickellagen nicht der Vorstellung einer
möglichst idealen, gleichmäßigen Auflage folgen kann. Versuche haben nun aber erstaunlicherweise
ergeben, dass in einer erfindungsgemäßen Wickelvorrichtung die Kernanwicklung unter
Verwendung eines so ausgestalteten Tambours besonders gut gelingt und damit eine hervorragende
Grundlage für einen qualitativen Gesamtaufbau der herzustellenden Wickelrolle gegeben
ist.
Mit besonderem Vorteil erstreckt sich der von der Blaseinrichtung, gleichzeitig oder
in zeitlicher Folge, mit Gas, insbesondere mit Luft, zu beaufschlagende Bereich über
sich wenigstens ein Drittel, vorzugsweise über Hälfte, ganz vorzugsweise über Zweidrittel
des von der aufzuwickelnden Faserstoffbahn in axialer Richtung (Y-Richtung) zu überdeckenden
Bereichs.
[0019] Auf diese Weise ist es möglich, die Faserstoffbahn während eines großen Teils des
Aufführvorgangs auch tatsächlich zu "führen", statt wie bisher üblich, nach dem Überführen
des Streifens, im weiteren Verlauf des Aufführvorgangs die Bahn sich selber zu überlassen.
Dazu kann eine Vielzahl von Einzeldüsen nebeneinander angeordnet sein, wobei die Düsen
in Reihe gleichzeitig oder nacheinander mit Druck beaufschlagt werden. Es ist aber
auch denkbar, dass ein Balken, beispielsweise in Form eines Rohres, düsenartige Öffnungen
aufweist, die im Wesentlichen mit den Umfangsrillen des Tambours in Anzahl und Abstand
korrespondieren.
Derartige Ausgestaltungen haben den Vorteil, dass sie fest installiert sind und keine
aufwendigen Steuermechanismen benötigen. In einer sehr preiswerten und einfachen Ausgestaltung
ist es sogar denkbar, dass eine einzige flache Düse für einen ganzen Teilabschnitt
benutzt wird. Eine solche Ausführung ist dann aber sicherlich nur für gewisse Papier-
oder Kartonsorten anwendbar.
[0020] In Versuchen hat sich dazu herausgestellt, dass es von besonderem Vorteil ist die
Bahn wenigstens über ein Drittel des von der aufzuwickelnden Faserstoffbahn in axialer
Richtung (Y-Richtung) zu überdeckenden Bereichs zu "führen". Eine noch stabilere Führung
ist gegeben, wenn die Faserstoffbahn über die Hälfte oder sogar über Zweidrittel des
angesprochenen Bereichs "geführt" wird. Bei bahnbreiter "Führung" kann ein Fehlschlagen
des Aufführvorgangs praktisch ausgeschlossen werden.
Es soll hier jedoch noch einmal erwähnt werden, dass das "Führen" der Faserstoffbahn
auf einer Erhöhung der Adhäsion zwischen Faserstoffbahn und Tambour beruht. Wie bereits
beschrieben ist dieser Effekt wegen der zunächst zu erwartenden Druckerhöhung und
dem so zu erwartenden Abheben der Bahn sehr überraschend. Es bleibt nun unklar, ob
eine zum Tambour gerichtete Kraftkomponente durch eine Art "Tragflügeleffekt" auftritt
oder ob die kinetische Energie der druckbeaufschlagten Blasluft die sich in der Rille
befindliche Luft beschleunigt und die Luft so in Drehrichtung "ausgeblasen" wird,
sodass ein (Teil-)Vakuum entsteht, auf Grund dessen die Bahn in die Rille gezogen
wird. In jedem Fall wird das "Führen" der Bahn also durch ein wiederholgenau beeinflussbares
Anhaften der Bahn an den Tambour bewerkstelligt.
[0021] Bevorzugt ist die Blaseinrichtung, koaxial zum Tambour, also in Y-Richtung, bewegbar
angeordnet ist und vorzugsweise während des Betriebes, ganz vorzugsweise motorisch,
bewegbar.
[0022] Dazu kann eine einzelne Düse oder eine kleine Gruppe von Düsen in Querrichtung bewegbar
angeordnet sein und dann vorzugsweise synchron mit der sich beim "Breitfahren" in
Y-Richtung über den Tambour ausbreitenden Faserstoffbahn bewegt werden.
Auf diese Weise ist ein äußerst elegantes und exaktes Aufführen möglich. Dabei wird
nur eine geringe Menge Blasluft benötigt, was auf Dauer Prozesskosten spart, wenngleich
auch die Herstellkosten auf Grund der benötigten Versorgungseinrichtungen etwas höher
ausfallen dürften.
[0023] Es ist von Vorteil, wenn die Blaseinrichtung, insbesondere die Düse(n) der Blaseinrichtung,
vorzugsweise während des Betriebes einstellbar ist.
[0024] Während des Betriebes bedeutet dabei in erster Linie nicht während die Blaseinrichtung
wirklich aktiv ist. Vielmehr ist damit gemeint, dass sie während der laufenden Produktion
der Papier- oder Kartonbahn, einstellbar ist. Dadurch ist sie insbesondere verschiedenen
Bedingungen anpassbar und beispielsweise an eine unterschiedliche Tambourform oder
Rillenlage anpassbar, ohne dass die Produktion unterbrochen werden muss. Es ist dabei
besonders bevorzugt, dass die Blaseinrichtung ohne manuellen Eingriff eines Bedieners,
also automatisiert, einstellbar ist.
[0025] Bevorzugt weist die Blaseinrichtung mehrere Düsen auf, wobei die Düsen entsprechend
der Lage und der Beschaffenheit der Umfangsrillen eines Tambours ausrichtbar sind.
[0026] Auf diese Weise wird ein besonders hoher Wirkungsgrad der Blaseinrichtung erzielt,
weil es beispielsweise zu keinen wesentlichen Prellströmen an den Stegen zwischen
den Umfangsrillen kommt. Auch wird nur eine sehr geringe Luftmenge benötigt, weil
sie gezielt in die einzelnen Umfangsrillen injektierbar ist. Somit ist die Gefahr
sehr gering, dass Luftposter mit eingewickelt werden, die den späteren Wickelprozess
stören. Vorzugsweise ist die Blaseinrichtung derart dimensioniert, dass die Austrittsgeschwindigkeit
des von ihr mit Druck beaufschlagten Gases etwa 5 % bis 50 %, vorzugsweise etwa 10%
bis 20% höher liegt als die Bahngeschwindigkeit.
[0027] Man nimmt nun an, dass die in die Umfangsrillen eingeblasene Luft die Geschwindigkeit
der mit der Bahn mitgeschleppten Grenzluftschicht einseitig, dass heißt konkret unterseitig,
erhöht und das an der Bahn wirkende Kräfteverhältnis beeinflusst. Ähnlich wie an dem
Tragflügel eines Flugzeuges entsteht eine Kraftkomponente in Richtung der Seite, an
dem das umströmende Gas eine höhere Geschwindigkeit aufweist. Bei dem angegebenen
Geschwindigkeitsbereich ist die daraus resultierende, dem Anwickelprozess zuträgliche
Kraftkomponente, höher als die in der jeweiligen Rille entstehenden Druckkomponente.
[0028] Dabei ist es besonders bevorzugt, dass die Blaseinrichtung derart gestaltet ist,
dass das von ihr mit Druck beaufschlagte Gas eine im Wesentlichen laminare Strömungsform
annimmt.
[0029] Auf diese Weise ist eine besonders wiederholgenaue und zuverlässige Bahnaufführung
möglich.
[0030] Es ist ferner von Vorteil, wenn ein Luftstromvolumen und/oder ein Luftstromdruck
mindestens einer Düse der Blaseinrichtung veränderbar insbesondere während laufender
Produktion einstellbar ist.
[0031] Auf diese Weise kann man einer Umstellung des Flächengewichts der Papier- oder Kartonbahn
sehr elegant gerecht werden.
[0032] Vorzugsweise ist eine Steuereinrichtung vorgesehen, die wenigstens eine der wenigstens
einen Blaseinrichtung in Abhängigkeit von der Materialbahnbreite steuert. Sobald die
Bahn breit gefahren wird, wird auch die Blaseinrichtung aktiviert und vorzugsweise
direkt danach wieder abgestellt. Dass bedeutet, dass die Blaseinrichtung die Rillen
des Tambours nur für wenige Sekunden oder sogar nur für Sekundenbruchteile mit Gas,
vorzugsweise mit Luft, beaufschlagt.
Insbesondere steuert die Steuereinrichtung das Luftstromvolumen und/oder den Luftstromdruck
der einzelnen Blaseinrichtungen. Mit Hilfe der Steuereinrichtung kann damit ein teilautomatisiertes
Aufführen einer Papier- oder Kartonbahn auf den Tambour erfolgen. Die Steuereinrichtung
kann dabei mit einem Sensor verbunden sein, der die Breite der Papier- oder Kartonbahn
ermittelt. Es ist auch denkbar, die Steuereinrichtung mit einem Spitzenschneider zu
verbinden, so dass die Steuereinrichtung darüber Informationen über die Breite der
Papier- oder Kartonbahn erhält. Auf diese Weise wird die nach Stand der Technik stets
bestehende Gefahr, dass ein Bediener die Faserstoffbahn zwar sauber auf den Tambour
überleitet, aber den Zeitpunkt des "Breitfahrens" nicht richtig "erwischt", überwunden.
Bei dem eingangs beschriebenen manuellen Überführvorgang besteht nämlich stets die
Gefahr, dass der Bediener etwas zu früh die noch als Streifen laufende Bahn aufführt.
Läuft die Bahn beziehungsweise der Streifen mit nach heutigen Maßstäben relativ moderaten
1800 m/ min ergeben sich bei einer einzigen Sekunde Fehltiming und einem Tambourkerndurchmesser
von 500 mm bereits mehr als 20 übereinander liegende Streifenlagen, die den Tambour
in diesem Teilbereich im Durchmesser vergrößern, bevor die bahnbreiten Wickellagen
entstehen. In Folge dessen erfährt die gesamte Mutterrolle dann einen leicht konischen
Aufbau, der bei den heute angestrebten großen Enddurchmessern von ca. 3,5 Metern,
zum Teil sogar von über 4 Metern, Platzstellen im Inneren erzeugen oder sogar Schwingungsprobleme
hervorrufen kann.
Ein ideales Anwickelergebnis ist also dann erzielbar, wenn das Aufführen, dass heißt
das Überleiten der Papier- oder Kartonbahn von seinem Bahnlaufpfad in den Pulper hin
zum Tambour, synchron zum "Breitfahren" der Papier- oder Kartonbahn von seiner Streifenbreite
auf die volle Bahnbreite passiert.
[0033] Es ist ferner von Vorteil, wenn die Blaseinrichtung, insbesondere die Düse, in eine
Testposition bewegbar ist.
[0034] In einer solchen Testposition kann die Funktionsfähigkeit der Düse bzw. der Blaseinrichtung
überprüft werden, damit die Einrichtung bei Bedarf stets zuverlässig funktioniert.
Selbstverständlich ist in dieser Position auch einer Reinigung und/oder Wartung sehr
gut möglich, wobei die Blaseinrichtung in ihrer Testposition bevorzugt besonders leicht
für Bedienpersonal zugänglich ist. Dazu kann die Blaseinrichtung möglicherweise sogar
seitlich aus dem von der laufenden Papier- oder Kartonbahn überdeckten Arbeitsbereich
bewegbar insbesondere ausfahrbar sein.
[0035] Die Aufgabe wird bei einem Verfahren der eingangs genannten Art dadurch gelöst, dass
in Abhängigkeit von einer Bahnbreite der Papier- oder Kartonbahn ein Gas, insbesondere
Luft, mit Hilfe einer Blaseinrichtung in Umfangsrillen des Tambours eingeblasen wird.
[0036] Durch das Einblasen eines Gases, insbesondere von Luft, wird die Adhäsion zwischen
Tambour und der Papier- oder Kartonbahn beeinflusst. Die Umfangsrillen des Tambours
sind dabei vorzugsweise in Randbereichen oder in einem Mittelbereich in der Mantelfläche
des Tambours ausgebildet. Die Blaseinrichtung ist vor dem Nip angeordnet und bläst
ein Gas, insbesondere Luft, in Richtung Nip, also in Drehrichtung bzw. in Bahnlaufrichtung.
Beim Zuschalten der Blaseinrichtung erhöht sich die Anziehungskraft des Tambours so
weit, dass die Papier- oder Kartonbahn auf den Tambour aufgewickelt wird.
[0037] Dabei ist es bevorzugt, dass das Gas, insbesondere die Luft, mit einer Austrittsgeschwindigkeit
in die Umfangsrillen eingeblasen wird, die etwa 5% bis 50%, vorzugsweise etwa 10%
bis 20% höher liegt als die Geschwindigkeit der Papier- oder Kartonbahn.
[0038] Ferner ist es in einem erfindungsgemäßen Verfahren bevorzugt, dass ein Luftstromvolumen
und/oder ein Luftstromdruck wenigstens einer Düse der Blaseinrichtung gesteuert wird.
Dabei ist es von ganz besonderem Vorteil, wenn die Blaseinrichtung beziehungsweise
die Düse oder die Düsen der Blaseinrichtung in Abhängigkeit von der augenblicklichen
Faserstoffbahnbreite gesteuert werden und insbesondere mit einer in Y-Richtung bewegbaren
Schneide- beziehungsweise Trenneinrichtung, synchronisiert wird. Weist die Blaseinrichtung
mehrere Düsen auf, ist es besonders bevorzugt, dass die Düsen einzeln oder gruppenweise
individuell gesteuert werden.
[0039] Die jeweiligen Vorteile der verfahrensgemäßen Unteransprüche wurden bereits im Zusammenhang
mit der Beschreibung der Vorrichtungsansprüche erörtert und sind dieser entsprechend
sinngemäß zu entnehmen. Es ist aber noch hervorzuheben, dass bei der Verwendung eines
Tambours, dessen Umfangsrillen aufweisender Teilbereich sich wenigstens über ein Drittel,
vorzugsweise über die Hälfte, ganz vorzugsweise über Zweidrittel der von der aufzuwickelnden
Faserstoffbahn in axialer Richtung (Y-Richtung) zu überdeckenden Bereichs erstreckt,
ein sehr sicherer Aufführvorgang erzielt werden kann. Es wird nämlich erstmals möglich,
die Faserstoffbahn während des größten Teils oder sogar während der gesamten (äußerst
kurzen) Dauer des Aufführungsprozesses auch wirklich sicher (insbesondere mittels
Blasluft) zu führen, und ihr nicht nur, wie bisher nach Stand der Technik lediglich
einen Aufführungsimpuls zu geben.
[0040] Insbesondere wird bei der vorteilhaften Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens
ein Luftstromvolumen und/oder ein Luftstromdruck der Blaseinrichtungen gesteuert.
Die Steuerung kann dabei mit Hilfe einer Steuereinheit in Abhängigkeit von der Breite
der Papier- oder Kartonbahn erfolgen. Dafür kann die Steuereinheit beispielsweise
mit einem Spitzenschneider verbunden sein, oder die Information von der Bahnbreite
von einer Sensoreinrichtung erhalten. Dadurch ist ein automatisiertes Einführen und
Aufwickeln der Papier- oder Kartonbahn auf dem Tambour möglich.
[0041] Die Erfindung wird im Folgenden anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels in
Verbindung mit der Zeichnung näher beschrieben. Hierin zeigen:
Fig. 1 eine Wickelvorrichtung in schematischer Ansicht,
Fig. 2 eine Detailansicht eines Nips zwischen Tambour und Trommel,
Fig. 3 einen Tambour
[0042] In Fig. 1 ist schematisch eine Wickelvorrichtung 1 mit einer Trommel 2 und einem
Tambour 3 dargestellt, wobei zwischen Trommel 2 und Tambour 3 ein Nip 4 ausgebildet
ist. Die Wickelvorrichtung 1 ist am Ende einer nicht dargestellten Papiermaschine
angeordnet. Eine Papier- oder Kartonbahn 5 soll am Ende der Papiermaschine auf der
Wickelvorrichtung 1 bahnbreit aufgewickelt werden, wobei die Papier- oder Kartonbahn
5 auf dem Tambour 3 aufgewickelt wird.
[0043] Nach einem Abriss muss die Papier- oder Kartonbahn 5 erneut in den Nip 4 eingeführt
werden. Dafür wird üblicherweise ein Ende der Papier- oder Kartonbahn 5 mit Hilfe
eines Spitzenschneiders beschnitten, so dass ein, meist randständiger, schmalerer
Streifen 5a (vgl. Fig. 2) der Papier- oder Kartonbahn 5, der besser handhabbar ist,
beispielsweise mit Hilfe von Seilen oder Vakuumbändern in den Nip 4 eingeführt wird.
Dieser Streifen soll aber noch nicht auf den Tambour 3 aufgewickelt werden. Vielmehr
soll die Papier- oder Kartonbahn 5 zunächst hinter dem Nip 4 nicht dem Tambour 3 folgen,
sondern der Trommel 2. Mit Hilfe eines Schabers 6 wird die Papier- oder Kartonbahn
5 beziehungsweise der Streifen 5a dann von einer Oberfläche der Trommel 2 abgehoben
und einer Pulperöffnung 7 und damit einem Pulper zur Wiederaufbereitung zugeführt.
[0044] Ob die Papier- oder Kartonbahn dem Tambour 3 oder der Trommel 2 nach dem Nip 4 folgt,
hängt im Wesentlichen von der Adhäsion, also von der Oberfläche von Trommel 2 und
Tambour 3 sowie von den Eigenschaften der Papier- oder Kartonbahn 5, wie insbesondere
deren Feuchte, ab. Um gezielt ein Aufführen der Papier- oder Kartonbahn 5 auf den
Tambour 3 zu steuern, ist erfindungsgemäß nun eine Blaseinrichtung 8 vorgesehen, die
vor dem Nip 4 angeordnet ist und ein Gas, in diesem Fall Luft, in Bahnlaufrichtung
X der Papier- oder Kartonbahn 5 in Richtung zum Nip 4 bläst. Dies geschieht dann vorzugsweise
tangential und in Drehrichtung (Pfeil) des Tambours 3. Die Blasluft gelangt dabei
in Umfangsrillen 9, die zumindest in Randbereichen 10 des Tambours 3 eingebracht sind
(Fig. 2), wobei die Umfangsrillen 9 direkt in die Oberfläche des metallischen Tambourkörpers
oder in einen, auf ihm befindlichen, meist polymeren, Tambourbezug 15 eingebracht
sein können. Durch das Einblasen der Luft mit Hilfe der Blaseinrichtung 8 wird die
Adhäsion zwischen Tambour 3 und Papier- oder Kartonbahn 5 deutlich erhöht, wodurch
das Aufführen auf den Tambour 3 erfolgt. Dazu ist die wenigstens eine Düse 11 der
Blaseinrichtung 8 im dargestellten Beispiel in verschiedenen Freiheitsgraden ausrichtbar
und im dargestellten Fall auch während des Betriebes einstellbar. So ist die Düse
direkt an einem Kugelkopf gelagert, um eine möglichst genau tangentiale Ausrichtung
zu den Umfangsrillen 9 des Tambours 3 zu ermöglichen. Ferner ist auch der Abstand
zum Nip 4 in gewissen Maßen einstellbar. Bevorzugte Abstandsbereiche können sich etwa
zwischen 0,05 Metern und 0,60 Metern bewegen. Schließlich ist die Düse 11 auch in
Querrichtung bewegbar angeordnet um beispielsweise der Bewegung der Scheideeinrichtung
14 beim Breitfahren der Faserstoffbahn 5 zu folgen. Dazu ist der in Y- Richtung weisende
Doppelpfeil mit dem Bezugszeichen 13 für den Arbeitsbereich der Blaseinrichtung 8
gekennzeichnet. Der Arbeitsbereich 13 erstreckt sich dem nach in Querrichtung Y und
kann beispielsweise nur einen geringen Teil der vollen Bahnbreite b der herzustellenden
oder zu veredelnden Faserstoffbahn überdecken. Er kann aber zur sicheren Aufführung
beispielsweise auch etwa die Hälfte oder sogar mehr betragen. Es ist also bevorzugt,
dass eine einzelne Düse 11 oder eine Gruppe nebeneinander angeordneter Düsen 11 während
eines Aufführvorgangs motorisch entlang einer in Y-Richtung ausgerichteten Führung
bewegt werden, um jeweils dort Luft in die Umfangsrillen 9 zu blasen, wo ein Inkontakttreten
der aufzuführenden Papier- oder Kartonbahn 5 mit dem Tambour 3 (unmittelbar) bevorsteht
und die Blasluft möglichst zumindest etwa für eine volle Umwicklung der ersten Wickellage
anliegt.
[0045] Durch die erfindungsgemäße Wickelvorrichtung 1 kann ein streifenförmiges Ende 5a
der Papier- oder Kartonbahn auf den Tambour 3 aufgeführt werden. Dabei wird mit der
erfindungsgemäß vorgesehenen Blaseinrichtung 8 nur ein sehr einfaches und damit kostengünstiges
Element verwendet. Das Ansteuern der Blaseinrichtung 8 kann dabei in einem automatisierten
Sequenzablauf erfolgen.
[0046] Der Einführvorgang ist damit in kürzerer Zeit möglich als dies im Stand der Technik
bisher bekannt war, wodurch insgesamt die Produktivität gesteigert wird. Dabei wird
eine Gefahr eines Abreißens des Streifens 5a der Papier- oder Kartonbahn 5 drastisch
reduziert. Eine Wiederholung des Einführvorganges ist daher in der Regel nicht erforderlich.
Gleichzeitig erhöht sich die Sicherheit für den Bediener deutlich. Vielmehr ist auch
eine vollautomatisierbare Steuerung mittels einer Steuereinrichtung 12 möglich. Die
Steuereinheit 12 ist der schematischen Darstellung der Wickeleinrichtung 1 entsprechend
hier auch nur schematisch dargestellt. Die drei übereinander liegenden Kreisbogenabschnitte
über der Steuereinrichtung 12, der Blaseinrichtung 8 und der Trenn- beziehungsweise
Schneideeinrichtung 14 soll einen Funkkontakt zwischen diesen Einheiten andeuten.
Es ist selbstverständlich, dass auch eine drahtgebundene Verbindung bestehen kann.
Die Verbindung kann Hin- und Rücksignale zwischen der Steuereinrichtung 12 und den
mit ihr in Wirkverbindung stehenden Modulen (beispielsweise also zumindest 8 und 14)
beinhalten. Sie Steuereinheit 12 kann selbst natürlich auch Teil einer übergeordneten
Steuereinrichtung sein oder mit anderen Steuereinheiten in Kontakt stehen.
Die oben beschriebenen Einführvorgänge mittels eines, eine geringe Breite b' aufweisenden,
streifenförmigen Einführabschnittes 5a der, dem Wickelprozess zuzuführenden, Papier-
oder Kartonbahn beziehen sich bevorzugt auf Online-Prozesse, dass heißt auf ein Wickeln
am Ende einer laufenden Produktion. Die Breite b' kann beispielsweise 2% bis 15% der
vollen Faserstoffbahnbreite b betragen. Eine volle Faserstoffbahnbreite b bewegt sich
heute üblicherweise zwischen 4,5 Metern und 11,5 Metern und hängt stark von dem Flächengewicht
und der gewünschten Produktivität der Herstellung- beziehungsweise Verarbeitungslinie
einer Papier- oder Kartonfabrik ab.
Eine erfindungsgemäße Vorrichtung und ein erfindungsgemäßes Verfahren sind selbstverständlich
jedoch auch auf Offline-Prozesse anwendbar, dass heißt auf Herstellungs- oder Veredelungsprozesse
einer Papier- oder Kartonbahn, die Abseits des ununterbrochenen Herstellungsprozesses
der Papier- oder Kartonmaschine stehen.
Dann ist es insbesondere denkbar, dass die Papier- oder Kartonbahn 5 mittels der erfindungsgemäßen
Vorrichtung direkt bahnbreit dem Wickelprozess zugeführt wird, um den erforderlichen
Ausschuss zu minimieren. Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren wird das Gas, insbesondere
die Luft, dann in Abhängigkeit von einem steuer- oder regelbaren Startsignal in die
Umfangsrillen 9 des Tambours 3 eingeblasen. Das Startsignal kann dabei beispielsweise
vom Bediener selbst auf Grund seiner Beobachtungen gegeben werden oder von einem,
durch Sensoren ermittelten, stabilen Zulauf der Faserstoffbahn abhängen und dann bevorzugt
automatisiert mit der Bewegung in Y-Richtung der Schneidebeziehungsweise Trenneinrichtung
14 synchronisiert werden.
[0047] In den oben aufgeführten Ausführungsbeispielen ist es jeweils denkbar, dass der zur
Anwendung kommende Tambour 3 in bekannter Weise Umfangsrillen 9 lediglich in einem
schmalen, etwa 0,2 m bis 1,0 m breiten randständigen Teilbereich aufweist. Dies genügt
meist um einen sicheren und faltenfreien Aufführvorgang zu gewährleisten. Mit Vorteil
kann jedoch auch ein Tambour 3 Verwendung finden, der über einen großen Teilbereich
in Y-Richtung über Umfangsrillen verfügt und beispielhaft in Figur 3 noch einmal separat
dargestellt ist. Um ein sauberes Einblasen des Gases über die volle Umdrehung des
Tambours 3 zu gewährleisten, ist es bevorzugt, dass die Umfangsrillen 9 radial ausgerichtet
sind.
Ein derartiger Tambour 3 kann dann insbesondere über seinen gesamten Arbeitsbereich
hinweg eine Rillung aufweisen. Ein solcher Arbeitsbereich kann dem Arbeitsbereich
13 der Blaseinrichtung 8 entsprechen und stimmt zudem im Wesentlichen mit der vollen
Bahnbreite b der herzustellenden oder zu verarbeitenden Faserstoffbahn 5 überein.
Es ist denkbar, dass die Umfangsrillen 9 zum Rand hin tiefer sind als im mittleren
Bereich. Um eine Seitengleichheit des Tambours 3 zu gewährleisten ist es jedoch von
Vorteil, wenn die Tiefe der jeweiligen Umfangsrillen 9 von der Mitte aus gesehen zu
beiden stirnseitigen Randbereichen des Tambours 3 symmetrisch verläuft.
Bezugszeichenliste
[0048]
- 1
- Wickelvorrichtung
- 2
- Trommel
- 3
- Tambour
- 4
- Nip
- 5
- Faserstoffbahn, insbes. Papier- oder Kartonbahn
- 5a
- Streifen
- 6
- Schaber
- 7
- Pulperöffnung
- 8
- Blaseinrichtung
- 9
- Umfangsrillen
- 10
- Teilbereich (Randbereich oder Mittlerer Bereich)
- 11
- Düse
- 12
- Steuereinrichtung
- 13
- Bereich, Arbeitsbereich der Blaseinrichtung
- 14
- Schneid- bzw. Trenneinrichtung
- 15
- Tambourbezug
- b, b'
- Faserstoffbahnbreite
- X
- x-Richtung (Bahnlaufrichtung, Hauptrichtung,)
- Y
- y-Richtung (Querrichtung, axiale Richtung)
- Z
- z-Richtung (Höhenrichtung)
1. Wickelvorrichtung (1) zum bahnbreiten Wickeln einer Faserstoffbahn (5), insbesondere
einer Papier- oder Kartonbahn, mit einer Trommel (2) und einem Tambour (3), zwischen
denen ein Nip (4) ausgebildet ist, wobei hinter dem Nip (4) an der Trommel (2) ein
Schaber (6) angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
zumindest ein Teilbereich (10) des Tambours (3) Umfangsrillen (9) aufweist, wobei
vor dem Nip (4) eine erste Blaseinrichtung (8) angeordnet ist, die wenigstens eine
Düse (11) aufweist, mit der ein Gas, insbesondere Luft, in die Umfangsrillen (9) einblasbar
ist.
2. Wickelvorrichtung (1) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Umfangsrillen (9) aufweisende Teilbereich (10) des Tambours (3) sich lediglich
über einen Randbereich, vorzugsweise mit einer Breite von etwa 0,2 Meter bis etwa
1,0 Meter, erstreckt.
3. Wickelvorrichtung (1) nach Anspruch 1,
der Umfangsrillen (9) aufweisende Teilbereich (10) des Tambours (3) sich wenigstens
über ein Drittel, vorzugsweise über die Hälfte, ganz vorzugsweise über Zweidrittel
der von der aufzuwickelnden Faserstoffbahn (5) in axialer Richtung (Y-Richtung) zu
überdeckenden Bereichs erstreckt.
4. Wickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
der von der Blaseinrichtung (8), gleichzeitig oder in zeitlicher Folge, mit Gas, insbesondere
mit Luft, zu beaufschlagende Bereich (13) sich wenigstens über ein Drittel, vorzugsweise
über Hälfte, ganz vorzugsweise über Zweidrittel des von der aufzuwickelnden Faserstoffbahn
(5) in axialer Richtung (Y-Richtung) zu überdeckenden Bereichs erstreckt.
5. Wickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Blaseinrichtung (8), koaxial zum Tambour (3), also in Y-Richtung, bewegbar angeordnet
ist und vorzugsweise während des Betriebes, ganz vorzugsweise motorisch, bewegbar
ist.
6. Wickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Blaseinrichtung in ihrer Blasrichtung, vorzugsweise während des Betriebes, einstellbar
ist.
7. Wickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Blaseinrichtung (8) mehrere Düsen (11) aufweist und die Düsen (11) entsprechend
der Lage und der Beschaffenheit der Umfangsrillen (9) des Tambours (3) ausrichtbar
sind.
8. Wickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Austrittsgeschwindigkeit des von der Blaseinrichtung mit Druck beaufschlagten
Gases etwa 5 % bis 50 %, vorzugsweise etwa 10% bis 20% höher liegt als die Geschwindigkeit
der Faserstoffbahn (5), insbesondere der Papier- oder Kartonbahn.
9. Wickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
das von der Blaseinrichtung mit Druck beaufschlagte Gas eine im Wesentlichen laminare
Strömungsform annimmt.
10. Wickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Luftstromvolumen und/oder ein Luftstromdruck mindestens einer Düse (11) der Blaseinrichtung
(8) veränderbar insbesondere während laufender Produktion einstellbar ist.
11. Wickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Steuereinrichtung (12) vorgesehen ist, die die Blaseinrichtung (8), in Abhängigkeit
von der Faserstoffbahnbreite (b) steuert.
12. Wickelvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Blaseinrichtung (8), insbesondere die Düse (11), in eine Testposition bewegbar
ist.
13. Verfahren zum bahnbreiten Wickeln einer Faserstoffbahn, insbesondere einer Papier-
oder Kartonbahn, wobei die Papier- oder Kartonbahn (5) durch einen Nip (4) geführt
wird, der zwischen einer Trommel (2) und einem Tambour (3) ausgebildet ist, wobei
hinter dem Nip (4) an der Trommel (2) ein Schaber (6) angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Gas, insbesondere Luft, mit Hilfe einer vor dem Nip angeordneten, wenigstens eine
Düse (11) aufweisenden, Blaseinrichtung (8) in Bahnlaufrichtung in Umfangsrillen (10)
des Tambours (3) eingeblasen wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Luftstromvolumen und/oder ein Luftstromdruck wenigstens einer Düse der Blaseinrichtung
gesteuert wird.