[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Beschichtung
einer oder mehrerer Oberflächen eines Kühl- und/oder Gefriergerätes.
[0002] Aus dem Stand der Technik bekannte Kühl- bzw. Gefriergeräte umfassen einen Korpus
mit einem gekühlten Innenraum sowie eine Tür, einen Deckel oder dergleichen, mit welcher
der gekühlte Innenraum verschließbar ist.
[0003] Der gekühlte Innenraum wird durch den Innenbehälter sowie die Innenwand des Verschlusselementes
begrenzt. Innerhalb des gekühlten Raumes befinden sich üblicherweise Einbauelemente,
wie Schubladen oder Ablageböden oder dergleichen, die zur Aufnahme bzw. Ablage von
Kühl- bzw. Gefriergut dienen.
[0004] Bei derartigen Geräten besteht mitunter das Problem, dass die kalten Oberflächen
der Geräte zur Kondensation und zur anschließenden Vereisung neigen. Die Vereisung
beispielweise der Innenbehälterwandungen ist mit dem Nachteil verbunden, dass der
Wärmedurchgang von dem gekühlten Innenraum zum Verdampfer durch eine Eisschicht behindert
wird, wodurch die Effizienz des Gerätes entsprechend abnimmt. Entsprechendes gilt
für die Vereisung eines Verdampfers. Um einem erhöhten Energieverbrauch entgegenzuwirken,
werden daher die Eisschichten von Zeit zu Zeit automatisch oder manuell entfernt.
[0005] Aus dem Stand der Technik gemäß der
DE 196 53 574 A1 ist es bekannt, die Oberflächen eines Kühl- und/oder Gefriergerätes mit einer Folie
oder mit einer Kunststoffbeschichtung zu überziehen, auf der eine Anhaftung des gebildeten
Eises verhindert oder minimiert wird. Die Entfernung des gebildeten Eises wird auf
diese Weise vereinfacht.
[0006] Die
DE 94 14 828 U1 offenbart ein Kühlgerät, in dessen Kühlfach ein behälterähnlicher Einsatz aus einer
Kunststofffolie eingebracht ist. Zum Entfernen des Eises kann der Einsatz infolge
der leicht lösbaren Lagerung nach der Entnahme des Gutes leicht entnommen und das
Eis ausgeschüttelt werden.
[0007] Die Verwendung derartiger Folien ist vergleichsweise aufwändig. Insbesondere ist
es auch bei der Verwendung von Folien erforderlich, das Eis in bestimmten Zeitabständen
zu entfernen.
[0008] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs
genannten Art dahingehend weiterzubilden, dass zumindest die Eisbildung auf der Oberfläche
des Gerätes bzw. eines Gerätebauteils verhindert wird.
[0009] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
[0010] Danach ist vorgesehen, dass das Verfahren die folgenden Schritte umfasst:
- a) Aufbringen einer Polyvinylpyrrolidon, einen Radikalstarter und H2O2 enthaltenden Lösung auf die zu beschichtende Oberfläche des Kühl- und/oder Gefriergerätes
und
- b) Aushärten der aufgetragenen Lösung durch UV-Belichtung.
[0011] Durch ein solches Verfahren wird eine Beschichtung der Oberfläche hergestellt, die
den Vorteil mit sich bringt, dass die Eisbildung und vorzugsweise auch die Kondensation
von Wasser an der Oberfläche verhindert wird.
[0012] Bei dem Radikalstarter kann es sich beispielsweise um Benzophenon handeln. Grundsätzlich
ist die Erfindung nicht auf Benzophenon beschränkt; auch andere Radikalstarter sowie
Kombinationen unterschiedlicher Radikalstarter kommen in Betracht und sind von der
Erfindung mit umfasst.
[0013] Beispielsweise können im Rahmen der vorliegenden Erfindung Radikalstarter folgender
Klassen verwendet werden. Der im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendete Begriff
"Radikalstarter" umfasst beispielsweise die nachfolgend genannten. Klassen (Initiatoren
bzw. Strahlung), ist jedoch nicht auf diese Beispiele beschränkt:
- 1.Photoinitiatoren
- a. Typ I (Radikalerzeugung durch intramolekulare homolytische Bindungsspaltung)
- b. Typ II (Radikalerzeugung durch intermolekulare WasserstoffAbstraktion)
- i. Sowohl mit als auch ohne Coinitiator (dieser Punkt ist nur auf 1 b bezogen)
- 2.Thermische Initiatoren
- 3.Redox-Initiatoren
- 4.lonisierende Strahlung
[0014] Exemplarisch können folgende Substanzen bzw. Strahlung genannt werden:
- Zu 1a:
- 2,2-Dimethoxy-2-phenylacetophenon (Irgacure 651) 1-Hydroxycyclohexylphenylketon (Irgacure
184)
- Zu 1b:
- Benzophenon
Campherchinon
- Zu 1bi (Coinitiator):
- Triethylamin
- Zu 2:
- 2,2'-Azobis(2-methylpropionitril) (AIBN) Ammoniumperoxodisulfat (APS)
- Zu 3:
- APS + N,N,N',N'-Tetramethylethan-1,2-diamin (TEMED) Fentons Reagenz (Fe2+/H2O2)
- Zu 4:
- Röntgen-, Gammastrahlung
[0015] Vorzugsweise werden Photoinitiatoren des Typs II ohne Coinitiator verwendet. Ein
Beispiel dafür ist Benzophenon.
[0016] Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass die Erfindung nicht auf die genannten
Klassen beschränkt ist, sondern dass auch andere Klassen von Radikalstartern verwendet
werden können und von der Erfindung mit umfasst sind.
[0017] Bei der Oberfläche kann es sich beispielsweise um eine Polystyrol-Oberfläche handeln.
Vorzugsweise handelt es sich um eine plasmaaktivierte Oberfläche und besonders bevorzugt
um eine plasmaaktivierte Polystyrol-Oberfläche.
[0018] Die UV-Belichtung hat eine Vernetzung des PVP und dessen Anbindung an die Oberfläche
bzw. Substratoberfläche zur Folge, was die gewünschte Aushärtung bewirkt.
[0019] Es besteht daher keine Notwendigkeit zur Abtauung von Eis oder zur manuellen Entfernung
von Eisschichten. Vielmehr wird die Eisbildung von vornherein verhindert.
[0020] Auch wird vorzugsweise auf das Einbringen einer Folie verzichtet, was eine Vereinfachung
der Herstellung des Gerätes mit sich bringt.
[0021] Vorzugsweise wird die Kondensation des Wassers unter vereisenden Bedingungen auf
der Oberfläche verhindert. Somit kann es auch nicht zu einer Eisbildung kommen.
[0022] In bevorzugter Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Lösung vor der
UV-Belichtung getrocknet wird.
[0023] Diese Trocknung findet vorzugsweise bei Raumtemperatur statt.
[0024] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Lösung ein organisches
Lösungsmittel, vorzugsweise Ethanol enthält.
[0025] Denkbar ist es beispielsweise eine Lösung von Polyvinylpyrrolidon (im Folgenden PVP
genannt) dadurch herzustellen, dass PVP in einem Lösungsmittel, vorzugsweise in Ethanol
gelöst wird und dieser Lösung der Radikalstarter bzw. Photoinitiator, wie beispielsweise
Benzophenon, und H
2O
2 zugesetzt werden. Grundsätzlich kann es sich statt Ethanol auch um ein anderes Lösungsmittel
handeln, in dem das hydrophile PVP löslich ist.
[0026] Auch ist es denkbar, das PVP in einem Lösungsmittel in Lösung zu bringen, das bereits
den Radikalstarter, wie z.B. einen Photoinitator und H
2O
2 enthält oder auch jede beliebige andere Reihenfolge in der Zugabe der einzelnen Substanzen
zu wählen.
[0027] Die Beschichtungslösung wird auf das jeweilige, vorzugsweise plasmaaktivierte Substrat,
wie beispielsweise auf einen zur Vereisung neigenden Bereich des Innenbehälters, auf
die Oberfläche des Verdampfers, eines Sensors oder dergleichen aufgebracht, dann einige
Zeit getrocknet und schließlich durch die Einwirkung von UV-Strahlung ausgehärtet.
[0028] Die Lösung ist somit derart ausgeführt, dass eine Aushärtung durch die Einwirkung
von UV-Strahlung erfolgt.
[0029] Der Radikalstarter, insbesondere Benzophenon wird der Lösung von PVP in dem Lösungsmittel
vorzugsweise in einer Konzentration von bis zu 7,5 Gew.-% bezogen auf die Menge von
PVP zugesetzt.
[0030] Bei dem H
2O
2, das der Lösung von PVP und dem Radikalstarter in dem Lösungsmittel zugesetzt wird,
kann es sich beispielsweise um eine 25 - 35 Gew.-% oder Vol.-% Lösung von H
2O
2, vorzugsweise in Wasser handeln.
[0031] Die vorliegende Erfindung betrifft des Weiteren die Verwendung einer Polyvinylpyrrolidon,
einen Radikalstarter, wie z.B. Benzophenon und H
2O
2 enthaltenden Lösung als Beschichtungsmittel, das zum Auftragen auf eine oder mehrere
vorzugsweise plasmaaktivierte Oberflächen eines Kühl- und/oder Gefriergerätes dient.
Dieser Auftrag dient zur Verhinderung der Kondensation von Wasser und/oder zur Verhinderung
der Eisbildung auf der wenigstens einen Oberfläche.
[0032] In bevorzugter Ausgestaltung wird die Lösung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9 behandelt
bzw. zusammengesetzt. Vorzugsweise ist somit vorgesehen, dass die Lösung zunächst
getrocknet und dann durch UV-Bestrahlung ausgehärtet wird.
[0033] Die vorliegende Erfindung betrifft des Weiteren ein Kühl- und/oder Gefriergerät mit
wenigstens einem gekühlten Innenraum, in dem wenigstens eine Oberfläche vorliegt,
wobei die Oberfläche wenigstens bereichsweise mit einer Beschichtung versehen ist,
die gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9 hergestellt ist.
[0034] Bei der genannten Oberfläche kann es sich beispielsweise um die Oberfläche des Innenbehälters
und/oder der Innenwand der Tür oder eines sonstigen Verschlusselementes und/oder um
die Oberfläche eines in dem gekühlten Innenraum befindlichen Elementes, insbesondere
eines Ablagebodens und/oder einer Schublade handeln. Auch andere Elemente eines Kühl-
und/oder Gefriergerätes sind umfasst, wie beispielsweise Sensoren, Beleuchtungsmittel
und -einrichtungen, elektrische oder elektronische Bauteile etc.
[0035] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werden anhand eines im Folgenden
beschriebenen Ausführungsbeispiels näher erläutert:
Auf eine Oberfläche eines Kühl- bzw. Gefriergerätes, beispielsweise auf die aus Polystyrol
bestehenden Fronten der Schubladen des Gefrierfaches oder auf die Innenbehälterwandung
des Gefrierfaches wird eine Lösung aufgetragen, die wie folgt hergestellt wird:
Das hydrophile Polymer PVP wird in Ethanol gelöst und dieser Lösung wird Benzophenon
sowie H
2O
2 in folgendem Verhältnis zugesetzt:
PVP 360'000 g/mol |
6.9 Gew.-% |
Ethanol unvergällt |
81.3 Gew.-% |
H2O230 Gew.-%ig |
11.5 Gew.-% |
Benzophenon |
0.3 Gew.-% |
[0036] Die auf diese Weise hergestellte Lösung wird auf die genannten, plasmaaktivierten
(vorzugsweise Argon- oder Sauerstoff-Plasma) Gefrierfachfronten etc. aufgetragen und
bei Raumtemperatur trocknen gelassen.
[0037] Nach der Trocknung erfolgt die Aushärtung der Beschichtung durch UV-Bestrahlung.
Die auf diese Weise erhaltene Beschichtung ist mechanisch bzw. gegen äußere Einwirkungen
stabil und nicht ohne weiteres entfernbar.
[0038] Diese Beschichtung hat den Vorteil, dass selbst unter vereisenden Bedingungen (T
< 0 °C) weder eine Kondensation von Wasser aus der Luft noch eine Vereisung der beschichteten
Oberfläche stattfindet. Auf die Entfernung von Eis kann somit verzichtet werden.
[0039] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf jedes beliebige Bauteil eines Kühl- und/oder
Gefriergerätes.
[0040] So können mit der genannten Beschichtung auch eine oder mehrere Komponenten des Kältemittelkreislaufes
versehen sein. In Betracht kommt beispielsweise der Verdampfer. Wird dessen Oberfläche
mit der genannten Beschichtung versehen, kann eine Verdampfervereisung und damit eine
Verringerung von dessen Effizienz verhindert werden.
[0041] Auch Bauteile, bei denen die Eisbildung zu einer Beschädigung oder gar zu einem Funktionsausfall
führen kann, können mit der genannten Beschichtung versehen sein, um von vornherein
eine Eisbildung zu verhindern. In Betracht kommen beispielsweise Temperatur- oder
Luftfeuchtigkeitssensoren oder sonstige Sensoren oder andere elektronische und elektrische
Bauteile, wie beispielsweise Beleuchtungseinrichtungen und/oder deren Leuchtmittel.
[0042] Durch die vorliegende Erfindung ist es möglich, die Eisbildung zu verhindern, ohne
dass eigens dafür vorgesehene Folien verwendet werden müssen. Die erfindungsgemäße
Beschichtung kann dauerhaft auf den Oberflächen verbleiben, wodurch sich entsprechend
ein dauerhafter Schutz vor Vereisung ergibt.
1. Verfahren zur Herstellung einer Beschichtung einer oder mehrerer Oberflächen eines
Kühl- und/oder Gefriergerätes, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren die folgenden Schritte umfasst: Aufbringen einer Polyvinylpyrrolidon,
einen Radikalstarter und H2O2 enthaltenden Lösung auf die zu beschichtende Oberfläche des Kühl- und/oder Gefriergerätes
und Aushärten der aufgetragenen Lösung durch UV-Belichtung.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem Radikalstarter um einen Photoinitiator, thermischen Initiator, Redox-Initiator
oder ionisierende Strahlung oder um eine Kombination dieser Radikalstarter und insbesondere
um Benzophenon handelt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der Oberfläche um eine plasmaaktivierte Oberfläche und vorzugsweise um
plasmaaktiviertes Polystyrol handelt oder dass das Verfahren den Schritt der Plasmaaktivierung,
insbesondere mit Sauerstoff- oder Argon-Plasma umfasst.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Lösung vor der UV-Belichtung getrocknet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Trocknung bei Raumtemperatur erfolgt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Lösung ein organisches Lösungsmittel, vorzugsweise Ethanol enthält.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Lösung dadurch erhalten wird, dass das Polyvinylpyrrolidon in einem Lösungsmittel,
vorzugsweise in Ethanol gelöst wird und dass dieser Lösung der Radikalstarter und
H2O2 zugesetzt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Radikalstarter der Lösung in einer Konzentration bis 7,5 Gew.-% bezogen auf die
Menge an Polyvinylpyrrolidon zugesetzt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei dem zugesetzten H2O2 um eine 25 - 35 Gew.-% oder Vol.-% Lösung von H2O2, vorzugsweise in Wasser handelt.
10. Verwendung einer Polyvinylpyrrolidon, einen Radikalstarter und H2O2 enthaltenden Lösung als Mittel zum Auftragen auf eine oder mehrere Oberflächen eines
Kühl- und/oder Gefriergerätes zur Verhinderung der Kondensation von Wasser und/oder
zur Verhinderung der Eisbildung auf der wenigstens einen Oberfläche.
11. Verwendung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Lösung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9 behandelt wird bzw. zusammengesetzt
ist.
12. Kühl- und/oder Gefriergerät mit wenigstens einer Oberfläche, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche wenigstens bereichsweise mit einer Beschichtung versehen ist, die
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9 hergestellt ist.
13. Kühl- und/oder Gefriergerät nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass es sich bei der genannten Oberfläche um die Oberfläche des Innenbehälters und/oder
der Innenwand der Tür oder eines sonstigen Verschlusselementes und/oder um die Oberfläche
eines in dem gekühlten Innenraum befindlichen Elementes, insbesondere eines Ablagebodens
und/oder einer Schublade und/oder um die Oberfläche eines Sensors und/oder einer Komponente
des Kältemittelkreislaufes, insbesondere des Verdampfers handelt.