[0001] Die Erfindung betrifft eine Aluminiumlegierung, die Verwendung eines Aluminiumlegierungsbandes
oder -blechs sowie ein Verfahren zur Herstellung eines Aluminiumlegierungsbandes oder
-blechs.
[0002] Aluminiummagnesium(AlMg-)Legierungen vom Typ 5xxx werden in Form von Blechen oder
Platten bzw. Bändern für die Konstruktion von geschweißten oder gefügten Strukturen,
im Schiffs-, Automobil- und Flugzeugbau verwendet. Sie zeichnen sich durch eine besonders
hohe Festigkeit aus, wobei mit zunehmendem Magnesiumgehalt die Festigkeiten der AlMg-Legierungen
steigen. Typische Vertreter für die Aluminiumlegierungen vom Typ 5xxx sind beispielsweise
die Aluminiumlegierungen vom Typ AA 5049, AA 5454 oder AA 5918. Bei den Legierungen
handelt es sich um AlMg2Mn (5049)-AlMg3Mn (5454)- bzw. AlMg3,5Mn (5918)- Aluminiumlegierungen.
Das ständige Bedürfnis nach zusätzlicher Gewichtsreduzierung erfordert Aluminiumlegierungen
mit höheren Festigkeiten und damit mit entsprechend höheren Magnesium(Mg-)gehalten,
um die gewünschten Festigkeiten zur Verfügung zu stellen. Problematisch bei AlMgMn-Aluminiumlegierungen
mit Mg-Gehalten von mehr als 2,4 Gew.-% ist, dass diese zunehmend zur interkristallinen
Korrosion neigen, wenn sie für längere Zeiten erhöhten Temperaturen ausgesetzt sind.
Man hat festgestellt, dass in AlMgMn-Aluminiumlegierungen mit mehr als 2,4 Gew.-%
Magnesium bei Temperaturen von 70 bis 200 °C β-Al
5Mg
3-Phasen entlang der Korngrenzen ausscheiden. Wenn die Korngrenzen durchgehend mit
β-Partikeln belegt sind, kann bei Anwesenheit eines korrosiven Mediums die Auflösung
dieser β-Phasen zu einem selektiven Korrosionsangriff entlang der Korngrenzen führen.
Im Ergebnis führt dies dazu, dass Aluminiumlegierungen mit erhöhten Mg-Gehalten entweder
nicht in wärmebelasteten Bereichen einsetzbar sind oder aufgrund der Wärmeentwicklung
verringerte Mg-Gehalte aufweisen müssen, so dass die Ausscheidung von β-Al
5Mg
3-Partikeln minimiert wird, und eine durchgehende Korngrenzenbelegung mit β-Al
5Mg
3-Partikeln ausbleibt. Zu dieser Problematik gibt es im Stand der Technik bereits Lösungsvorschläge.
Beispielsweise schlägt die deutsche Offenlegungsschrift
DE 102 31 437 A1 vor, durch eine spezifische Aluminiumlegierungszusammensetzung die Anfälligkeit gegenüber
interkristalliner Korrosion selbst nach einer Sensibilisierung durch Wärme deutlich
zu reduzieren. Sie schlägt hierzu die folgende
[0004] Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Ergebnisse in Bezug auf die Anfälligkeit für
interkristalline Korrosion, welche nach dem Standard ASTM G67 gemessen und bewertet
wird, verbesserungsfähig sind. Darüber hinaus erlaubt die Aluminiumlegierung einen
Gehalt an bis zum 0,25 Gew.-% Zirkonium, welches in Bezug auf das Recycling der Aluminiumlegierung
als kritisch angesehen wird. Aus der internationalen Patentanmeldung
WO 99/42627 ist darüber hinaus eine zirkoniumhaltige Aluminiumlegierung bekannt, welche zwar
im ASTM G67 Test sehr gute Ergebnisse erzielte, allerdings aufgrund des zwingend vorhandenen
Zirkoniumgehaltes im Einsatz problematisch ist.
[0005] Hiervon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Aluminiumlegierung
zur Verfügung zu stellen, welche nur eine geringe Neigung zur interkristallinen Korrosion
aufweist, d.h. im ASTM G67 Test einem Massenverlustwert <15 mg/cm
2, gleichzeitig hohe Festigkeiten und eine gute Umformbarkeit bereitstellt und Standardlegierungskomponenten
enthält, so dass das Recycling der Aluminiumlegierung vereinfacht ist. Darüber hinaus
soll eine Verwendung der Aluminiumlegierung sowie ein Verfahren zur Herstellung von
Produkten aus der Aluminiumlegierung vorgeschlagen werden.
[0006] Gemäß einer ersten Lehre der vorliegenden Erfindung wird die oben aufgezeigte Aufgabe
für eine Aluminiumlegierung dadurch gelöst, dass diese Legierungskomponenten umfasst,
welche die folgende Zusammensetzung in Gew.-% aufweisen:
Rest Al und Verunreinigungen einzeln kleiner als 0,05 % in Summe max. 0,15 %, und
wobei für die Legierungskomponenten Zn, Cr, Cu und Mn gilt:
"%Zn", "%Cr", "%Cu", "%Mn" und "%Mg" entsprechen den Gehalten der Legierungskomponente
jeweils in Gewichtsprozent. Die Erfindungsgemäße Zusammensetzung beruht auf der Erkenntnis,
dass die Legierungskomponenten Zn, Cr, Cu und Mn bei Magnesiumgehalten von mindestens
2,91 Gew.-% die Ausscheidung von β-Al
5Mg
3-Partikeln unterdrückt, indem die Anwesenheit dieser Legierungselemente die Bildung
von τ-Phasen unterstützt. Diese τ-Phasen vom Typ AlCuMgZn unterdrücken die β-Phasenbildung
zu einem erheblichen Teil, so dass auch bei höheren Mg-Gehalten nur eine ganz geringe
Neigung zur Ausbildung von β-Phasen bzw. β-Al
5Mg
3-Partikeln an den Korngrenzen besteht. Darüber hinaus können sich in Gegenwart der
Legierungselemente Cr und Mn auch ε-Phasen vom Typ AlCrMgMn bilden, welche ebenfalls
die β-Phasenbildung unterdrücken. Im Ergebnis ist die entsprechende Aluminiumlegierung
nicht so anfällig für interkristalline Korrosion. Zusätzlich hat man herausgefunden,
dass die Kompensierungseffizienz der einzelnen Legierungskomponenten Zn, Cr, Cu und
Mn unterschiedlich hoch ist. Die Legierungskomponente Zink kann beispielsweise zur
Kompensierung der 2,3-fachen Magnesiummenge oberhalb von 2,91 Gew.-% Mg dienen, so
dass die resultierende Aluminiumlegierung nur eine sehr geringe Neigung zur interkristallinen
Korrosion zeigt. Die Effizienz zur Unterdrückung der interkristallinen Korrosion bzw.
der Ausscheidung von β-Phasen sinkt bei den Legierungskomponenten Chrom, Kupfer und
Mangan ab. Im Ergebnis können jedenfalls Aluminiumlegierungen zur Verfügung gestellt
werden, welche relativ hohe Magnesiumgehalte aufweisen und insofern höhere Festigkeiten
zeigen, ohne dass diese nach Temperatureinwirkung zur interkristallinen Korrosion
neigen. Höhere Festigkeiten bei vergleichbarer Korrosionsbeständigkeit wird bei einem
Mg-Gehalt von mindestens 3,0 Gew.-% erreicht.
[0007] Um die erfindungsgemäße Aluminiumlegierung wirtschaftlich herstellen zu können und
darüber hinaus keine negativen Effekte bezüglich der Umformbarkeit sowie keine oder
nur geringe Änderungen der physikalischen Eigenschaften der Aluminiumlegierung beispielsweise
beim Gießen und Walzen in Kauf nehmen zu müssen, ist es gemäß einer ersten Ausgestaltung
der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung vorteilhaft, dass für die Legierungskomponenten
Zn, Cr, Cu und Mn folgendes gilt:
[0008] Hiermit wird für eine Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung eine Obergrenze der
Zugabe der Legierungskomponenten Zn, Cr, Cu und Mn angegeben, um eine möglichst wirtschaftliche
Herstellung der Aluminiumlegierung zu erzielen. Zugaben über diese Obergrenze hinaus
zeigen keinen zusätzlichen positiven Effekt auf die Beständigkeit gegenüber interkristalliner
Korrosion. Daneben können auch unerwünschte Nebeneffekte aufgrund hoher Gehalte der
Legierungskomponenten bei dieser Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung
ausgeschlossen werden.
[0009] Vorzugsweise weist gemäß einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung
die Legierungskomponente Cu den folgenden Gehalt in Gew.-% auf:
um die Aluminiumlegierung allgemein korrosionsbeständiger auszugestalten.
[0010] Gemäß einer nächsten Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung kann
die Umformbarkeit dadurch maximiert werden, dass die Legierungskomponente Cr den folgenden
Gehalt in Gew.-% aufweist:
[0011] Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung wird
eine im Hinblick auf die Zugabe von Legierungskomponenten weiter optimierte, gegen
interkristalline Korrosion beständige Aluminiumlegierung dadurch bereitgestellt, dass
die Legierungskomponenten Mg und Zn folgende Gehalte in Gew.-% aufweisen:
[0012] Die Verringerung der Obergrenze des Magnesiumanteils ermöglicht eine weitere Verringerung
der maximalen Zinkkonzentration, so dass eine kostenoptimierte Aluminiumlegierung
mit sehr hoher Beständigkeit gegen interkristalline Korrosion zur Verfügung gestellt
werden kann. Vorzugsweise beträgt der Mg-Gehalt dieser Ausgestaltung 3,0 Gew.-% bis
3,6 Gew.-%, insbesondere 3,4 Gew.-% bis 3,6 Gew.-%.
[0013] In einer weiteren Ausgestaltung kann die erfindungsgemäße Aluminiumlegierung in Bezug
auf ihre Festigkeit dadurch weiter optimiert werden, dass der Gehalt der Legierungskomponente
Mg mindestens 3,6 Gew.-% beträgt. Die erhöhten Magnesium-Gehalte verursachen eine
deutliche Steigerung der Festigkeiten der Aluminiumlegierung bei gleichzeitig guter
Umformbarkeit. Aufgrund der spezifischen Zusammensetzung der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung
zeigt auch diese Aluminiumlegierung trotz der hohen Mg-Gehalte nur geringe Massenverluste
<15mg/cm
2 und ist somit nach ASTM G67 frei von interkristalliner Korrosion. Bevorzugt ist der
Mg-Gehalt auf maximal 4,0 Gew.-% beschränkt, um das Korrosionsverhalten zu verbessern.
[0014] Wie bereits zuvor ausgeführt, zeichnen sich die erfindungsgemäßen Aluminiumlegierungen
dadurch aus, dass sie neben einer sehr guten Festigkeit und Umformbarkeit auch eine
sehr gute Beständigkeit gegen interkristalline Korrosion aufweisen. Insofern wird
die oben aufgezeigte Aufgabe gemäß einer weiteren Lehre der Erfindung durch die Verwendung
eines Aluminiumlegierungsbandes oder -blechs aus einer erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung
zur Herstellung von Fahrwerk- und Strukturbauteilen im Fahrzeug-, flugzeug- oder Schiffbau
gelöst.
[0015] Fahrwerk- und Strukturbauteile von Fahrzeugen, Kraftfahrzeugen oder Flugzeugen sind
häufig Wärmequellen, beispielsweise den Abgasen des Verbrennungsmotors oder anderen
Wärmequellen ausgesetzt, so dass Aluminiumlegierungen, welche nach einer Wärmebehandlung
zur interkristallinen Korrosion neigen, hier üblicher Weise nicht eingesetzt werden
können. Die Verwendung eines erfindungsgemäßen Aluminiumlegierungsbandes oder -blechs
zur Herstellung von Fahrwerk- und Strukturbauteilen ermöglicht indes aufgrund der
sehr guten Beständigkeit gegen interkristalline Korrosion den Einsatz von höherfesten
Aluminiummagnesiumlegierungen mit Magnesiumgehalten von mindestens 2,91 Gew.-% auch
in diesen Anwendungsgebieten. Die höherfesten Aluminiumbänder oder -bleche ermöglichen
die Reduzierung von Wandstärken aufgrund der erhöhten Festigkeiten. Insofern tragen
sie zur weiteren Gewichtsreduzierung von Fahrzeugen, Schiffen oder auch Flugzeugen
bei.
[0016] Bevorzugt wird ein Aluminiumlegierungsband oder -blech bestehend aus der erfindungsgemäßen
Aluminiumlegierung zur Herstellung eines Fahrwerk- und Strukturteils verwendet, welches
im Bereich des Motors, der Abgasanlage oder anderer Wärmequellen eines Kraftfahrzeugs
angeordnet ist. Ein typisches Beispiel hierfür ist ein Feder- oder Querlenker eines
Kraftfahrzeugs. Bereiche dieser Bauteil, insbesondere wenn sie motornah angeordnet
sind, sind dauerhaft einem erhöhten Wärmeeintrag ausgesetzt. Gerade im Kraftfahrzeugbau,
aber auch im Bau von Zügen, Flugzeugen und Schiffen eröffnen sich durch die Verwendung
von Bändern und Blechen aus der erfindungemäßen Aluminiumlegierung neue Anwendungsbereiche,
welche durch einen erhöhten Wärmeeintrag gekennzeichnet sind.
[0017] Besonders vorteilhaft ist die Verwendung eines Aluminiumlegierungsbandes oder -blechs
bestehend aus der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung, dann wenn die Fahrwerk- oder
Strukturbauteile mindestens eine Schweißnaht aufweisen. Schweißnähte sind generell
Bereiche, in welchen ein Wärmeeintrag in das Metall erfolgt ist. Dieser Wärmeeintrag
kann zu interkristalliner Korrosion führen, sofern die Aluminiumlegierung hierzu neigt.
Bei den erfindungsgemäßen Aluminiumlegierungen hingegen, wird die für die interkristalline
Korrosion verantwortliche β-Phasenausscheidung weitestgehend unterdrückt, so dass
das Bauteil ohne weiteres verschweißt werden kann und es dennoch nicht zur interkristallinen
Korrosion neigt.
[0018] Schließlich ist die Verwendung eines Aluminiumlegierungsbandes oder -blechs aus der
erfindungsgemäßen Aliminiumlegierung besonders vorteilhaft, wenn die Wanddicke des
Aluminiumlegierungsbandes oder -blechs 0,5 mm bis 8 mm, optional 1,5 bis 5 mm beträgt.
Diese Wanddicken sind sehr gut geeignet, um die für ein Fahrwer- oder Strukturteil
notwendigen Festigkeit bereitstellen zu können.
[0019] Gemäß einer weiteren Lehre der vorliegenden Erfindung soll nun ein wirtschaftliches
Herstellverfahren für ein Aluminiumlegierungsband oder -blech angegeben werden, welches
aus der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung besteht. Dieses Verfahren umfasst folgende
Schritte:
- Gießen eines Walzbarrens
- Homogenisieren des Walzbarrens bei 500 bis 550 °C für mindestens 2 Stunden,
- Warmwalzen des Walzbarrens zu einem Warmband bei Warmwalztemperaturen von 280 °C bis
500 °C,
- Kaltwalzen des Warmbandes mit oder ohne Zwischenglühung auf Enddicke und
- Weichglühen des Kaltbandes bei 300 bis 400 °C in einem Batchofen.
[0020] Entgegen den bisherigen Erfahrungen bedarf es bei der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung
keines spezifischen Wärmebehandlungsschrittes, beispielsweise eines Lösungsglühschrittes
am Ende des Herstellungsprozesses, sondern die Aluminiumlegierung kann mit konventionellem
Equipment, beispielsweise Batchöfen, hoch wirtschaftlich hergestellt werden. Denkbar
ist auch, an Stelle des Gießens eines Walzbarrens ein direktes Gießen des Bandes vorzusehen,
welches dann anschließend warm- und/oder kaltgewalzt wird.
[0021] Die Erfindung soll nun anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert werden.
Tabelle 1
Legierung |
ST5049 |
ST5454 |
ST5918 |
V1 |
V2 |
V3 |
V4 |
|
konv. |
konv. |
konv. |
erf. |
erf. |
erf. |
erf. |
Legierungs-Komponenten |
|
|
|
|
|
|
|
Mg |
2,05 |
2,90 |
3,45 |
2,91 |
3,42 |
3,75 |
3,77 |
Mn |
0,95 |
0,80 |
0,55 |
0,56 |
0,6 |
0,66 |
0,66 |
Si |
0,15 |
0,15 |
0,15 |
0,13 |
0,12 |
0,12 |
0,12 |
Fe |
0,4 |
0,30 |
0,30 |
0,24 |
0,24 |
0,24 |
0,25 |
Cu |
0,06 |
0,03 |
0,02 |
0,15 |
0,2 |
0,25 |
0,13 |
Cr |
0,01 |
0,07 |
0,16 |
0,065 |
0,11 |
0,16 |
0,16 |
Ti |
0,01 |
0,01 |
0,01 |
0,013 |
0,014 |
0,014 |
0,016 |
Zn |
0 |
0,00 |
0,00 |
0,4 |
0,5 |
0,6 |
0,61 |
minimale Kompensierung |
|
2,9 |
3,45 |
2,91 |
3,42 |
3,75 |
3,77 |
Mg-Kompensierung |
|
2,547 |
2,6405 |
3,5155 |
3,8475 |
4,1755 |
4,1205 |
[0022] Zunächst zeigt die Tabelle 1 die chemischen Analysen der Standardlegierungen ST 5049,
ST 5454 und ST 5918 sowie der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierungen V1, V2, V3 und
V4. Zusätzlich ist in der Tabelle 1 der Wert für die durch die Legierungskomponenten
kompensierte Menge an Magnesium angegeben, welche als "Mg-Kompensierung" bezeichnet
ist und über die folgende Formel berechnet wurde:
[0023] Als minimale Kompensierung ist der Wert des "kompensierten" Mg-Gehaltes angegeben,
welcher mindestens durch die Legierungsbestandteile Zn, Cr, Cu und Mn kompensiert
werden muss. Der in Tabelle 1 angegebene Wert entspricht daher dem Mg-Gehalt der jeweiligen
Aluminiumlegierungen.
[0024] Da der Mg-Kompensierungswert lediglich für Aluminiumlegierungen mit Magnesiumgehalten
von mindestens als 2,91 Gew.-% relevant ist, ist dieser Wert für die Standardlegierung
ST 5049 nicht eingetragen. Die übrigen Standardlegierungen ST 5454 sowie ST 5918 weisen
einen Mg-Kompensierungswert auf, welcher unterhalb des Magnesiumgehaltes der Legierung
liegt. Wie bekannt ist, neigen diese Legierung unter bestimmten Bedingungen zur interkristallinen
Korrosion. Der Grund wird darin gesehen, dass der Mg-Gehalt dieser Aluminiumlegierungen
nicht ausreichend kompensiert ist. Anders verhält es sich bei den erfindungsgemäßen
Aluminiumlegierungen V1, V2, V3 und V4, deren Mg-Kompensierungswert deutlich über
dem Mg-Gehalt der jeweiligen Aluminiumlegierung in Gew.-% liegt.
Tabelle 2
Messgröße |
|
Rp0,2 |
Rm |
Ag |
A50mm |
Legierung |
|
MPa |
MPa |
% |
% |
ST5049 |
konv |
99 |
215 |
16,4 |
21,9 |
ST5454 |
konv |
118 |
246 |
17, 4 |
21,8 |
ST5918 |
konv |
129 |
264 |
18,1 |
19,8 |
V1 |
erf |
115 |
246 |
16,2 |
20,7 |
V2 |
erf |
125 |
271 |
18,5 |
21,3 |
V3 |
erf |
132 |
288 |
15,8 |
20,6 |
V4 |
erf |
133 |
289 |
18,7 |
22,0 |
[0025] Aus allen sieben Aluminiumlegierungen wurden Walzbarren gegossen und die Walzbarren
bei Temperaturen von 500 bis 550 °C für mindestens zwei Stunden homogenisiert. Die
so hergestellten Walzbarren wurden zu einem Warmband bei Warmwalztemperaturen von
280 °C bis 500 °C warmgewalzt und anschließend auf Enddicke kaltgewalzt, wobei eine
Zwischenglühung stattfand und das abschließende Weichglühen des Kaltbandes bei Temperaturen
zwischen 300 und 400 °C in einem Batchofen stattfand. Die Banddicke betrug 1,5 mm.
[0026] Aus den hergestellten Bändern wurden Bleche entnommen und deren mechanische Kennwerte
im Zugversuch nach DIN EN 10002-1 senkrecht zur Walzrichtung ermittelt. Die Messwerte
sind in Tabelle 2 dargestellt. Sie zeigen, dass das erfindungsgemäße Ausführungsbeispiel
V1 beispielsweise über eine deutlich höhere Zugfestigkeit und Streckgrenze als die
Standardlegierung ST 5049 verfügt. Die Dehnungswerte A
g für die Gleichmaßdehnung und A
50mm der erfindungsgemäßen Legierungsbänder und der Standardlegierungen unterscheiden
sich nicht signifikant, so dass davon auszugehen ist, dass die erfindungsgemäßen Aluminiumlegierungen
eine identische Umformbarkeit wie die Standardlegierungen aufweisen.
[0027] Die Legierungsvariante V2 stellt im Vergleich zur Standardlegierung ST 5454 ebenfalls
eine höhere Zugfestigkeit und eine höhere Streckgrenze zur Verfügung. Für die Gleichmaßdehnung
A
g sowie die Dehnung A
50mm ergeben sich auch für die erfindungsgemäße Variante V2 nahezu identische Werte zur
Standardlegierung ST 5454. Gleiches gilt auch für die Varianten V3 und V4, welche
im Vergleich zur konventionellen Aluminiumlegierungsvariante ST 5918 verbesserte Zugfestigkeitswerte
und Streckgrenzen zeigen. Im Ergebnis haben die erfindungsgemäßen Aluminiumlegierungen
sehr gute mechanische Kennwerte und können identisch zu den vergleichbaren Standardlegierungen
verarbeitet werden.
[0028] Die erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiele sowie die konventionellen Ausführungsbeispiele
wurden nun einem Korrosionstest gemäß ASTM G67 unterworfen, mit welchem durch die
Messung des Massenverlusts die Anfälligkeit einer Aluminiumlegierung zur interkristallinen
Korrosion gemessen werden kann. Bei diesem Test werden Teststreifen, die 50 mm lang
und 60 mm breit sind, aus dem Blech oder Band ausgeschnitten und mit oder ohne thermische
Vorbehandlung in konzentrierter Salpetersäure bei 30 °C für 24 Stunden gelagert. Salpetersäure
löst bevorzugt β-Phasen aus den Korngrenzen heraus und verursacht dadurch bei der
späteren Gewichtsmessung einen deutlichen Massenverlust, sofern in der Probe entlang
der Korngrenzen ausgeschiedene β-Phasen vorhanden sind.
[0029] Um die Anfälligkeit gegenüber interkristalliner Korrosion auch in wärmebelasteten
Anwendungsbereichen zu ermitteln, wurden die Proben vor einer Massenverlustmessung
nach ASTM G67 einer Vorbehandlung in Form einer Lagerung bei erhöhten Temperaturen
unterzogen. Hierzu wurden die Proben für 17, 100 und 500 Stunden bei 130 °C gelagert
und anschließend dem Massenverlusttest unterzogen. Darüber hinaus wurde aber auch
eine Lagerung für 100 Stunden bei 100 °C durchgeführt, um die Vergleichbarkeit der
erfindungsgemäßen Aluminiumlegierungen mit denen aus dem Stand der Technik bekannten
Aluminiumlegierungen zu erreichen.
Tabelle 3
|
Legierung |
Auslagerung |
ST5049 |
ST5454 |
ST5918 |
V1 |
V2 |
V3 |
V4 |
Ohne |
1,1 |
1,1 |
1,3 |
1,3 |
1, 6 |
2,0 |
1,8 |
17h 130°C |
1,0 |
1,4 |
2,3 |
1,4 |
1,8 |
2,4 |
1,9 |
100h 130°C |
1,0 |
5,6 |
11,3 |
1,5 |
2,4 |
3,5 |
2,9 |
500h 130°C |
1,1 |
16,2 |
30,9 |
1,9 |
6,7 |
8,3 |
8, 9 |
100h 100°C |
1,0 |
2,1 |
5,2 |
1,4 |
2,1 |
2,6 |
2,1 |
[0030] In Tabelle 3 sind die jeweiligen Versuchsbedingungen der Auslagerung und der gemessene
Massenverlust nach einem Test gemäß ASTM G67 in mg/cm
2 dargestellt. Gemäß ASTM G67 erreichen gegen interkristalline Korrosion beständige
Aluminiumlegierungen 1 bis 15 mg/cm
2 Massenverlust, wohingegen nicht beständige 25 bis 75 mg/cm
2 Massenverlust aufweisen.
[0031] Deutlich zu erkennen ist, dass die Standardlegierung ST 5049, welche einen relativ
geringen Magnesiumgehalt von 2,05 Gew.-% aufweist, die höchste Beständigkeit gegen
interkristalline Korrosion besitzt. Selbst bei Lagerungen von 500 Stunden bei 130
°C ändert diese Aluminiumlegierung ihr Korrosionsverhalten im Test nicht. Sie besitzt
dagegen aber auch die geringsten mechanischen Festigkeitswerte.
[0032] Anders verhalten sich dagegen die Standardlegierung ST 5454 und die Standardlegierung
ST 5918. Die ST 5454 hat bei 500 Stunden Vorsensibilisierung bei 130 °C einen Massenverlust
von 16,2 mg/cm
2. Der Massenverlust der ST 5918 zeigt bei Lagerung der Proben für 100 Stunden oder
für 500 Stunden bei 130 °C ebenfalls einen sehr deutlichen Anstieg des Massenverlusts
nach einer Lagerung in konzentrierter Salpetersäure auf maximal 30,9 mg/cm
2. Vergleicht man hierzu die erfindungsgemäßen Aluminiumlegierungen bei Lagerung für
500 Stunden bei 130 °C, so sind diese deutlicher stabiler gegenüber interkristalliner
Korrosion trotz ähnlich hoher Magnesiumgehalte.
[0033] Der maximale Massenverlust der erfindungemäßen Aluminiumlegierung V4 betrug bei 500
Stunden bei 130 °C 8,9 mg/cm
2 und damit um mehr als den Faktor drei niedriger als die Standardlegierung ST 5918.
Gemäß ASTM G67 gilt sie als stabil gegenüber interkristalliner Korrosion, denn ihr
Massenverlust ist geringer als 15 mg/cm
2. Trotz im Vergleich zu den jeweiligen Standardlegierungen ST5454 oder ST5918 höheren
Magnesiumgehalten und höheren Festigkeitswerte zeichnet sich die erfindungsgemäße
Aluminiumlegierung durch eine hervorragende Beständigkeit gegenüber interkristalliner
Korrosion aus.
[0034] Insbesondere zeigen die Vergleiche mit den aus dem Stand der Technik bekannten Ergebnissen
für hochmagnesiumhaltige Aluminiumlegierungen, dass in dem ausgewählten Aluminiumlegierungsbereich
eine deutliche Steigerung der Beständigkeit der Aluminiumlegierungen gegenüber interkristalliner
Korrosion erreichbar ist, ohne Probleme im Hinblick auf Recycling oder hohe Herstellkosten
in Kauf nehmen zu müssen.
[0035] Schließlich konnte auch gezeigt werden, dass auch die Verwendung von höchst wirtschaftlichen
Batchöfen zur Durchführung von Weichglühungen genutzt werden können, um hochmagnesiumhaltige
und gegen interkristalline Korrosion beständige Aluminiumlegierungen und Legierungsprodukte
zur Verfügung zu stellen. Bisher war man davon ausgegangen, dass ein Lösungsglühen
in einer kontinuierlichen Prozesslinie notwendig war, um eine Beständigkeit gegenüber
interkristalliner Korrosion zu erreichen.
2. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
für die Legierungskomponenten Zn, Cr, Cu und Mn zusätzlich gilt:
3. Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Legierungskomponente Cu den folgenden Gehalt in Gew. - % aufweist:
4. Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Legierungskomponente Cr den folgenden Gehalt in Gew.-% aufweist:
5. Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Legierungskomponenten Mg und Zn folgende Gehalte in Gew.-"% aufweisen:
6. Aluminiumlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Gehalt der Legierungskomponente Mg mindestens 3,6 Gew.-% beträgt.
7. Verwendung eines Aluminiumlegierungsbandes oder -blechs aus einer Aluminiumlegierung
nach einem der Ansprüche 1 bis 6 zur Herstellung von Fahrwerk- und Strukturbauteilen
im Fahrzeug-, Flugzeug- oder Schiffsbau.
8. Verwendung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, das s
das Aluminiumlegierungsband oder -blech zur Herstellung eines Fahrwerk- oder Strukturteils
verwendet wird, welches im Bereich des Motors, der Abgasanlage oder anderer Wärmequellen
eines Kraftfahrzeugs angeordnet ist.
9. Verwendung nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Fahrwerk- und Strukturbauteile mindestens eine Schweißnaht aufweisen.
10. Verwendung nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Wanddicke des Aluminiumlegierungsbandes oder -blechs 0,5 mm bis 8 mm, optional
1,5 bis 5 mm beträgt.
11. Verfahren zur Herstellung eines Aluminiumlegierungsbandes oder -blechs aus einer Aluminiumlegierung
nach einem der Ansprüche 1 bis 6 mit folgenden Schritten:
- Gießen eines Walzbarrens
- Homogenisieren des Walzbarrens bei 500 bis 550 °C für mindestens 2h
- Warmwalzen des Walzbarrens zu einem Warmband bei Warmwalztemperaturen von 280 °C
bis 500 °C,
- Kaltwalzen des Warmbandes mit oder ohne Zwischenglühung auf Enddicke und
- Weichglühen des Kaltbandes bei 300 bis 400 °C in einem Batchofen.