[0001] Die Erfindung betrifft ein Verbundsystem, umfassend eine Anlage und einen Arbeitsprozess.
In der Anlage wird Kühlmittel durch Verlustwärme eines Anlagenelements erwärmt und
im Arbeitsprozess des Verbundsystems wird eine Wärmequelle mit einer Mindesttemperatur
benötigt.
[0002] Wenn Anlagen betrieben werden, entsteht oft Verlustwärme an Anlagenelementen. Die
Verlustwärme wird einem Kühlmittel eines Kühlmittelkreislaufs zugeführt. Das Kühlmittel
wird gekühlt, bevor es dem Anlagenelement erneut zugeführt wird. Die Kühlung des Kühlmittels
erfolgt z.B. mit Hilfe von Umgebungsluft, die sich dabei erwärmt.
[0003] In Arbeitsprozessen werden oft Wärmequellen benötigt, die eine Mindesttemperatur
aufweisen müssen, um z.B. im Arbeitsprozess überhaupt oder wirtschaftlich nutzbar
zu sein. Die Wärmequellen werden in der Regel durch Energiezufuhr aus Energiequellen
geschaffen, z.B. aus Strom, Gas oder Kohle.
[0004] Lediglich beispielhaft soll eine Anlage in Form einer Papiermaschine betrachtet werden,
und als Arbeitsprozess eine Papierherstellung. Im Zuge der Wirkungsgradverbesserung
von Papiermaschinen kommen heute zunehmend an Anlagenkomponenten in Form von Elektromotoren
Direktantriebsmotore an den bahnführenden Zylindern zum Einsatz. Dabei wird durch
einen Wegfall mechanischer Getriebe eine Wirkungsgradverbesserung im Antriebsstrang
zwischen 1,5% bis zu 3,5% erzielt. Bei typisch installierten Antriebsleistungen von
5MW Leistung entspricht dies einer Energieeinsparung von bis zu 1.400 MWh/Jahr. Selbst
beim Einsatz hochpoliger, optimierter Synchronmaschinen sind jedoch in den Motoren
noch Verluste in gleicher Größenordnung vorhanden, die durch Kühlung ungenutzt an
die Umgebung abgegeben werden.
[0005] Bei der Papierherstellung ist eine Wärmequelle nötig, die eine Mindesttemperatur
von z.B. 50 °C aufweisen muss. Wärmequellen geringerer Temperatur sind unbrauchbar
oder nicht wirtschaftlich nutzbar.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, die Gesamt-Energiebilanz bzw. den Gesamt-Wirkungsgrad
des Verbundsystems, also der Anlage zusammen mit dem Arbeitsprozess, zu verbessern.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Betreiben eines Verbundsystems gemäß
Patentanspruch 1. Bei dem Verfahren wird in der Anlage ein Kühlkreislauf betrieben,
wobei im Kühlkreislauf Kühlmittel zirkuliert und das Kühlmittel durch Verlustwärme
eines Anlagenelements erwärmt wird. Weiterhin wird in einem Arbeitsprozess eine Wärmequelle
verwendet, wobei die Wärmequelle mindestens eine Mindesttemperatur, bevorzugt zwischen
30 °C und 70 °C, insbesondere 50 °C, aufweisen muss. Erfindungsgemäß ist die Anlage
folgendermaßen in den Arbeitsprozess integriert: Das Kühlmittel wird dem Anlagenelement
mit einer Vorlauftemperatur zugeführt. Die Vorlauftemperatur wird dabei mindestens
so hoch gewählt, dass - nach Erwärmung durch das Anlagenelement - das vom Anlagenelement
abgeführte Kühlmittel als Rücklauftemperatur mindestens die Mindesttemperatur aufweist.
Zumindest ein Teil des vom Anlagenelement abgeführten Kühlmittels wird dann als bzw.
in einer Wärmequelle im Arbeitsprozess verwendet.
[0008] Im vorliegenden Sinne kann das Kühlmittel als Wärmequelle verstanden werden, jedoch
ist die Wärmequelle nicht zwangsweise ein gegenständliches Gebilde, sondern kann auch
abstrakt einen Ort beschreiben, an dem dem Kühlmittel Wärme entzogen bzw. dem Arbeitsprozess
Wärme zugeführt wird. Eine genaue Kenntnis der Temperaturdifferenz, um welche das
Kühlmittel durch die Verlustwärme erwärmt wird, ist prinzipiell nicht notwendig. Eine
überschlägige Kenntnis der durch die Verlustwärme erzeugten Temperaturerhöhung im
Kühlmittel reicht aus. Die Vorlauftemperatur kann dann ausreichend hoch eingestellt
werde, dass nach Erwärmung durch das Anlagenelement die Minimaltemperatur für jeden
Betriebszustand der Anlage sichergestellt ist. In der Regel weist das Kühlmittel am
Ort der Wärmequelle dann eine tatsächliche Temperatur größer der Mindesttemperatur
auf. Das Anlagenelement ist insbesondere ein Motor, der Arbeitsprozess ist insbesondere
ein Fertigungsprozess, insbesondere die oben genannte Papierherstellung, die Anlage
ist insbesondere eine Papiermaschine.
[0009] Die Erfindung beruht auf folgender Erkenntnis: Der übliche Einsatz von zu kühlenden
Anlagenkomponenten, z.B. Elektromotoren, erfolgt zum Einen luftgekühlt. Dabei wird
die gesamte Verlustabwärme an die Umgebungsluft abgegeben und ist damit in Bezug auf
den Arbeitsprozess in der Regel energetisch verloren, da die Umgebungsluft als Wärmequelle
nicht wirtschaftlich nutzbar ist. Zum Anderen erfolgt der Einsatz flüssigkeitsgekühlt
in einem Kühlkreislauf. Dabei wird die gesamte Verlustwärme in den Kühlwasserkreislauf
abgegeben. Allerdings geschieht dies in der Regel auf einem Temperaturniveau unterhalb
der notwendigen Mindesttemperatur. Auch so ist die Wärme im Kühlkreislauf nicht für
den Arbeitsprozess nutzbar.
[0010] Die Erfindung beruht auf der grundlegenden Idee, die Verlustwärme des Anlagenelements
mit Hilfe des Kühlmittels rückzugewinnen, und die darin enthaltene Energie in der
Wärmequelle zu nutzen, indem im Kühlmittel das minimal benötigte Temperaturniveau
sichergestellt wird. Dann ist eine Rückgewinnung der Anlagenverluste im Arbeitsprozess
und damit im Verbundsystem möglich, denn das Kühlmittel ist als bzw. in einer Wärmequelle
nutzbar. Dem Kühlmittel wird dann die Verlustwärme des Anlagenelements entnommen und
diese durch die Wärmequelle in den Arbeitsprozess eingebracht.
[0011] Gemäß der Erfindung wird die Abwärme des Anlagenelements also genutzt, um einen Wärmeeintrag
in den Arbeitsprozess zumindest zu zu unterstützen. Reicht die durch die Verlustwärme
bereitgestellte Energie bzw. die diesbezügliche Wärmeleistung der Wärmequelle nicht
für den Arbeitsprozess aus, so muss lediglich die Differenzenergie bzw. -leistung
dem Arbeitsprozess bzw. der Wärmequelle durch eine externe Energiequelle zugeführt
werden.
[0012] Im Rahmen der Erfindung ist eine individuelle lastabhängige Temperaturführung des
Kühlmittelkreislaufs möglich, so dass die Rücklauftemperatur am Kühlmittelausgang
des Anlagenelements für alle auftretenden Lastzustände und damit Abwärmemengen des
Anlagenelements, also lastunabhängig, oberhalb der Mindesttemperatur liegt. Gibt das
Anlagenelement also absolut weniger Verlustwärme ab, weil z.B. ein Motor unterhalb
seiner üblichen Last betrieben wird, wird das Kühlwasser weniger erwärmt. In diesem
Fall wird die Zulauftemperatur erhöht, um am Kühlwasserausgang weiterhin die Mindesttemperatur
des Kühlwassers sicherzustellen.
[0013] Dank der Erfindung ist bis auf die in der Anlage bzw. im Arbeitsprozess vorhandenen
Abstrahlungsverluste die vollständige Nutzung der Verlustwärme des Anlagenelements
in einem Verbundsystem aus Anlage und Arbeitsprozess gewährleistet. Im obigen Beispiel
erhöht sich der Gesamtwirkungsgrad der Motore im Verbundsystem damit auf Werte bis
zu 99,5%. In obigem Fall beträgt damit die zusätzliche Energieeinsparung nochmals
zusätzlich bis zu 1.400 MWh/Jahr für das genannte Beispiel.
[0014] Gemäß der Erfindung werden also zwei Effekt kombiniert: Zum einen erfolgt eine energetische
Rückgewinnung von Verlustwärme. Zum anderen werden von Kühlmittel - in der Regel Wasser
- gekühlte Synchronmaschinen einsetzt, so dass auch diese zur energetischen Rückgewinnung
verwendet werden können.
[0015] Ein weiterer Vorteil der Erfindung betrifft den Wunsch, dass ein Anlagenelement nicht
betaut werden soll. Hierzu muss es in einer bestimmten Umgebung eine Mindesttemperatur
aufweisen. Durch die Zuführung von erwärmtem Kühlwasser kann eine Temperaturerhöhung
am gesamten Anlagenelement erzielt werden, so dass dessen Betauung vermieden ist.
[0016] Im Allgemeinen müssen Anlage und Arbeitsprozess an sich nicht zusammenhängen. Z.B.
kann die Anlage eine beliebige Fertigungsanlage sein und der Arbeitsprozess die Beheizung
eines Gebäudes oder die Stromerzeugung für das öffentliche Stromnetz sein. Um die
Erfindung nutzbar zu machen, muss lediglich eine Wärmeübertragung von der Anlage über
die Wärmequelle in den Arbeitsprozess wirtschaftlich und technisch praktikabel sein.
[0017] In einer bevorzugten Ausführungsform ist jedoch die Anlage am Arbeitsprozess zumindest
beteiligt. Die Anlage kann den Arbeitsprozess auch vollständig durchführen. Eine Übertragung
der Kühlmittelwärme auf den Arbeitsprozess erfolgt dann in der Regel ortsnah und jedenfalls
besonders wirtschaftlich.
[0018] In einer bevorzugten Ausführungsform wird das Kühlmittel zur Einstellung der Vorlauftemperatur
stromaufwärts des Anlagenelements erwärmt. Die Erwärmung erfolgt beispielsweise durch
eine separate Heizeinrichtung, welcher Energie aus einer beliebigen Energiequelle
zuzuführen ist. Eine gezielte Erwärmung des Kühlmittels ermöglicht in der Regel eine
gute Einstellbarkeit des Temperaturniveaus im Kühlmittelkreislauf bzw. eine wunschgemäße
Temperaturführung. Die Erwärmung kann dabei auf ein Minimum reduziert werden, so dass
am Kühlmittelausgang des Anlagenelements gerade die Minimaltemperatur erreicht wird.
So wird das Anlagenelement mit möglichst kühlem Kühlmittel versorgt und damit möglichst
effektiv gekühlt.
[0019] In einer bevorzugten Ausführungsform durchströmt das Kühlmittel das Anlagenelement
mit konstanter Durchflussrate. Für bestimmte Anlagenelemente, wie beispielsweise Direktantriebsmotoren
ist dies eine nach Datenblatt zu erfüllende Voraussetzung. Gemäß der Erfindung ist
eine Temperaturführung im Kühlkreislauf dennoch möglich, da nicht die Durchflussrate
zur Einstellung der Temperatur gesteuert wird, sondern die Vorlauftemperatur für das
Anlagenelement. Gemäß der Erfindung wird also eine Temperaturführung im Kühlmittel
bei gleichzeitig konstantem Kühlmitteldurchfluss durch das Anlagenelement ermöglicht.
[0020] Bevorzugt wird das Kühlmittel in das Anlagenelement an einem Vorlaufanschluss eingespeist,
das Anlagenelement gibt seine Verlustwärme an das Kühlmittel ab, während das Kühlmittel
das Anlagenelement durchströmt. Das erwärmte Kühlmittel wird vom Anlagenelement an
einem Rücklaufanschluss abgeführt. So wird das Anlagenelement besonders effektiv gekühlt.
[0021] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird als Anlagenelement ein vom Kühlmittel
gekühlter Elektromotor betrieben. Der Elektromotor ist insbesondere ein Direktantriebsmotor,
insbesondere eine hochpolige Synchronmaschine. Die genannten Elektromotoren bieten
die bereits eingangs genannten Vorteile, um in Anlagen ohnehin Energieeinsparungen
durchführen zu können.
[0022] In einer bevorzugten Ausführungsform wird das Anlagenelement in einem nach seiner
Spezifikation zulässigen Betriebszustand wie folgt betrieben. Das Anlagenelement wird
mit einer Vorlauftemperatur für Kühlmittel betrieben, die höher als die Nenn-Vorlauftemperatur
ist. Dabei wird es jedoch mit einer Leistung unterhalb seiner Nennleistung betrieben.
Mit anderen Worten wird also zunächst die notwendige Vorlauftemperatur gewählt, welche
oberhalb der Nennvorlauftemperatur liegt. Anschließend wird die benötigten Motorleistung
gewählt. Es wird dann ein Anlagenelement gewählt, für den sich außerhalb seines Nenn-Arbeitspunktes
(Nennleistung / Nenn-Kühlmitteltemperatur) bei den gewählten Kenngrößen dennoch ein
zulässiger Betriebspunkt ergibt. Es wird also beim Anlagendesign ein Anlagenelement
mit einer (Anlagen- bzw. Elementbezogenen) Nennleistung gewählt, die größer ist als
diejenige (tatsächlich betrieblich genutzte) Nennleistung, mit der das Anlagenelement
schließlich betrieben wird. Mit anderen Worten wird ein so genanntes "De-Rating" bei
der Auswahl des Anlagenelements betrieben. Die unter Umständen notwendigen etwas höheren
Investitionen, die für die Auswahl eines hinsichtlich seiner Nennleistung überdimensionierten
Anlagenelements notwendig sind, amortisieren sich in der Regel schnell durch die Nutzung
der gesamten Verlustenergie des Anlagenelements im Arbeitsprozess als Wärmequelle.
Die betreffende Leistung wird schließlich andernorts eingespart, da sie dem Prozess
nicht aus einer sonstigen Energiequelle zugeführt werden muss. Das Anlagenelement,
z.B. ein Elektromotor, wird also bewusst nicht gemäß seiner eigentlichen Nennspezifikation,
wie sie z.B. in einem Produktdatenblatt angegeben ist, verwendet.
[0023] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird zunächst eine Temperaturdifferenz
ermittelt, um welche das Kühlmittel erwärmt wird, wenn es die Verlustwärme des Anlagenelements
aufnimmt. Die Temperaturdifferenz ist die Rücklauftemperatur abzüglich der Vorlauftemperatur
am Anlagenelement. Das dem Anlagenelement zugeführte Kühlmittel wird dann auf eine
Vorlauftemperatur erwärmt, die mindestens der Mindesttemperatur abzüglich der ermittelten
Temperaturdifferenz entspricht. Somit ist sichergestellt, dass das Kühlmittel mindestens
die Mindesttemperatur aufweist, wenn es vom Anlagenelement abgeführt wird. Wenn die
Temperaturdifferenz bekannt ist, ist durch Einstellung der Vorlauftemperatur eine
genaue Temperaturführung in der Rücklauftemperatur möglich.
[0024] In einer bevorzugten Variante dieser Ausführungsform wird das dem Anlagenelement
zugeführte Kühlmittel im Rahmen der im Arbeitsprozess erforderlichen Genauigkeit auf
genau diejenige Temperatur erwärmt, die der Mindesttemperatur abzüglich der Temperaturdifferenz
entspricht. So wird erreicht, dass das Kühlmittel einerseits die Mindesttemperatur
aufweist, wenn es vom Anlagenelement abgeführt wird, andererseits jedoch so kühl wie
möglich ist, wenn es dem Anlagenelement zugeführt wird. Die Kühlung des Anlagenelements
ist dabei möglichst effektiv. Mit anderen Worten wird hier eine exakte Temperaturführung
im Kühlmittel realisiert, um dieses auf eine Solltemperatur, hier die Mindesttemperatur
zu erwärmen.
[0025] Eine erste Möglichkeit, die Temperaturdifferenz zu ermitteln, ist eine direkte Temperaturmessung
im bzw. am Kühlmittelkreislauf im Bereich des Anlagenelement, z.B. innerhalb dessen
am Zu- und Ablaufanschlüssen für Kühlmittel.
[0026] In einer bevorzugten Ausführungsform wird die Temperaturdifferenz alternativ oder
zusätzlich anhand von Betriebsparametern einer das Anlagenelement ansteuernden Steuerung
ermittelt. Es erfolgt also eine rechnerische bzw. indirekte Ermittlung der Temperaturdifferenz
aufgrund derjenigen bekannten Betriebsparameter des Anlagenelements, die Aussagen
über dessen Verlustwärme erlauben. Die Betriebsparameter können dabei in der Regel
einer das Anlagenelement steuernden Steuerung entnommen werden. Ist das Anlagenelement
ein Elektromotor, kann beispielsweise eine i
2 dt Integration der Motorströme Aussagen über die Verlustwärme und somit über die
Temperaturdifferenz liefern. Die Motorströme können dabei z.B. ohne Messung einer
insbesondere digitalen Motorsteuerung entnommen werden.
[0027] In einer weiteren Variante dieser Ausführungsform wird die Temperaturdifferenz anhand
eines thermischen Modells des Anlagenelements ermittelt. Ein thermisches Modell erlaubt
die Ermittlung der Verlustwärme ohne direkte Messung und insbesondere auch für die
Zukunft. Wünschenswert ist nämlich unter Umständen Information darüber, wie die Temperaturentwicklung
des Anlagenelements in Zukunft verlaufen wird, um prädiktiv ausreichend hohe Vorauftemperaturen
einstellen zu können. Z.B. ein Motor wird dabei von einem Umrichter mit Strom versorgt.
In der Regel enthält ein Motor Temperaturfühler an mehreren Stellen der Wicklung.
Diese Temperaturfühler werden in den Umrichter oder eine entsprechende Steuerung mit
eingelesen, weshalb stets die die Isttemperatur des Motors bekannt ist. Zum anderen
verfügt der Motor über eine thermische Zeitkonstante, die z.B. in ein Motormodell
integriert werden kann. Durch eine Strommessung des Motorstroms i und Integration
von i2 dt über der Zeit t ist mit dem Motormodell dann ermittelbar, wie sich die Motortemperatur
in Zukunft, z.B. innerhalb der nächsten halben Stunde entwickeln wird. So erfolgt
eine Prädiktion des zu erwartenden Wärmeverlaufs über die thermischen Kennzahlen des
Motors.
[0028] Die Ermittlung erfolgt insbesondere prädiktiv, was eine vorherige Anpassung der Vorlauftemperatur
ermöglicht, um die Ausgangstemperatur des Kühlmittels vorab richtig einzustellen.
Eine entsprechendes thermisches Modell hat den Vorteil, dass beispielsweise auf Temperatursensoren
verzichtet werden kann und dass insbesondere eine Vorausregelung der zugeführten Kühlmitteltemperatur
stattfinden kann.
[0029] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird die Vorlauftemperatur des dem
Anlagenelement zugeführten Kühlmittels zumindest zum Teil dadurch gesteuert, dass
ein steuerbarer Teil bzw. Anteil des vom Anlagenelement abgeführten Kühlmittels dem
Anlagenelement wieder zugeführt wird, ohne als bzw. in einer Wärmequelle im Arbeitsprozess
verwendet zu werden. Mit anderen Worten wird also ein Teil des erwärmten Kühlmittels
ungekühlt, d.h. praktisch mit Rücklauftemperatur wieder in den Kühlmittelvorlauf rückgespeist,
um die Vorlauftemperatur zu erhöhen. Der Anteil des rückgeführten Kühlmittels am gesamten
vom Anlagenelement abgegebenen Kühlmittel kann hierbei von 0% bis - zumindest kurzfristig
- 100% reichen, um in jedem Fall die Mindesttemperatur zu gewährleisten. Die Steuerung
des Anteils erfolgt durch ein Abzweigelement in der Rücklaufleitung. Die Zuführung
zum Vorlauf über eine Rückführleitung. Die Rückführung von Kühlmittel erlaubt auch
eine konstante Durchflussrate von Kühlmittel durch das Anlagenelement bei Temperaturführung
im Vorlaufzweig ohne Zusatzheizung im Kühlmittelkreislauf.
[0030] Die Aufgabe der Erfindung hinsichtlich einer Vorrichtung gelöst durch ein Verbundsystem
gemäß Patentanspruch 11. Das Verbundsystem umfasst zum einen eine Anlage mit einem
Kühlkreislauf, wobei der Kühlkreislauf zirkulierendes Kühlmittel enthält und die Anlage
ein Anlagenelement enthält, wobei das Kühlmittel durch die Verlustwärme des Anlagenelements
erwärmt bzw. erwärmbar ist. Das Verbundsystem umfasst zum anderen eine in einem Arbeitsprozess
verwendete Wärmequelle, welche mindestens eine Minimaltemperatur aufweisen muss. Erfindungsgemäß
enthält das Verbundsystem eine Steuer- und Auswerteeinheit, die dazu ausgebildet ist,
mittels eines auf das Kühlmittel einwirkenden Temperaturführungselements das Kühlmittel
dem Anlagenelement mit einer Vorlauftemperatur zuzuführen, die mindestens so hoch
gewählt ist, dass das vom Anlagenelement abgeführte Kühlmittel als Rücklauftemperatur
mindestens die Minimaltemperatur aufweist. Zumindest ein Teil des vom Anlagenelement
abgeführten Kühlmittels bildet dabei die Wärmequelle.
[0031] Für das Verbundsystem gelten sinngemäß die gleichen Erläuterungen und erfindungsgemäßen
Weiterbildungen, die oben bereits im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
erläutert wurden.
[0032] Insbesondere umfasst das Verbundsystem als Temperaturführungselement eine Heizeinrichtung,
die von der Steuer- und Auswerteeinheit angesteuert ist und die dazu ausgebildet ist,
das Kühlmittel zur Einstellung der Vorlauftemperatur stromaufwärts des Anlagenelements
zu erwärmen, also im Vorlauf des Anlagenelements.
[0033] Insbesondere ist das Anlagenelement ein von Kühlmittel durchströmter, in den Kühlkreislauf
geschalteter Elektromotor.
[0034] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform enthält das Verbundsystem als Temperaturführungselement
ein zwischen einem Kühlmittelausgang in Form eines Rücklaufanschlusses des Anlagenelements
und der Wärmequelle liegendes Abzweigelement und eine vom Abzweigelement zu einem
Kühlmitteleingang in Form eines Vorlaufanschlusses des Anlagenelements zurückführende
Rückführleitung, welche die Wärmequelle umgeht. Das Abzweigelement ist dabei steuerbar,
um einen steuerbaren Teil des vom Anlagenelement abgeführten Kühlmittels in die Rückführleitung
zu leiten.
[0035] Die Erfindung wird hinsichtlich einer Verwendung auch gelöst durch eine Verwendung
gemäß Patentanspruch 14 von Kühlmittel als oder in einer Wärmequelle in einem Verbundsystem,
wobei die Wärmequelle mindestens eine Minimaltemperatur aufweisen muss. Bei der Verwendung
wird in einer Anlage des Verbundsystems ein Kühlkreislauf betrieben, in dem das Kühlmittel
zirkuliert, das durch Verlustwärme eines Anlagenelements der Anlage erwärmt wird.
Gemäß der Erfindung wird das Kühlmittel dem Anlagenelement mit einer Vorlauftemperatur
zugeführt, die mindestens so hoch gewählt wird, dass das vom Anlagenelement abgeführte
Kühlmittel als Rücklauftemperatur mindestens die Minimaltemperatur aufweist. Außerdem
wird zumindest ein Teil des vom Anlagenelement abgeführten Kühlmittels als oder in
einer Wärmequelle in einem Arbeitsprozess des Verbundsystems verwendet.
[0036] Im Folgenden wird noch die Dimensionierung des Anlagenelements am Beispiel eines
Elektromotors beschrieben: Zunächst ist eine bestimmte Leistung vom Motor zu liefern.
Würde ein Motor gewählt, der gemäß seiner Nennspezifikation die erforderliche Leistung
als Nennleistung liefern kann, müsste dieser auch mit seiner Nenn-Kühlmitteltemperatur
von z.B. 25 °C betrieben werden. Der Motor setzt dabei voraus, dass er mit einer konstanten
Nenn-Durchflussmenge an Kühlmittel betrieben wird, je nach Motortyp beispielhaft 50
Liter pro Minute. In diesem Fall hätte das vom Motor kommende Rücklaufwasser unterschiedliche
Temperaturniveaus, je nach aktueller Belastung des Motors, d.h. nach aktuell ins Kühlwasser
abgeführter Verlustwärme.
[0037] Im Nennbetriebsfall, wenn der Motor mit Nenndrehmoment bzw. mit seiner Nennleistung
betreiben und gekühlt wird, d.h. mit einer Nenndurchflussmenge an Kühlmittel und einer
Nennkühlwasserzuführtemperatur von 25 °C, dann bewirkt der Motor ungefähr einen Temperaturhub
von 6-7 Kelvin im Kühlwasser. Das Kühlwasser verließe den Motor also mit ca. 31 °C
bis 32 °C. Sinkt die Belastung des Motors, dann entstehen weniger Verluste, dann würde
- rein theroretisch - im Belastungsfall "Null" das Kühlwasser den Motor mit 25 °C
verlassen.
[0038] Dies ist unerwünscht, da eine Minimaltemperatur für die Kühlwassernutzung von z.B.
50 °C unterschritten ist und das Kühlwasser für einen entsprechenden, die Minimaltemperatur
fordernden Arbeitsprozess zu kühl wäre. Gemäß der Erfindung ist der Motor mit einem
wärmeren Kühlmittelzulauf zu versorgen. Der Motor ist also z.B. mit 45 °C Zulauftemperatur
betrieben, also eigentlich bewusst "schlechter" gekühlt. Würde der Motor nun weiterhin
mit seiner Nennleistung betrieben, würde er überlastet.
[0039] Es wird daher ein Motor gewählt, der bei der gegebenen Kühlmitteltemperatur und der
geforderten Leistung noch zulässig betreibbar ist, d.h. dass dies von der Spezifikation
des Motors her zulässig ist. Der Motor darf aber bei Kühlmitteltemperatur über der
Nennspezifikation dann nicht mehr mit Nennlast betrieben werden, da er sonst überhitzen
würde. Gemäß einem "De-Rating" wird daher ein bezüglich seiner Nennlast etwas größer
ausgelegter Motor gewählt und dieser mit der gewünschten Last betrieben, die dann
unter der Nennlast liegt. Ein z.B. "nächstgrößerer" Motor aus einer Produktpalette
ist ein solcher mit z.B. "nächstgrößerer" Achshöhe oder einer Baugröße aus einem Produktspektrum.
[0040] Der Motor ist nämlich dann auch dimensioniert, dass er mit 45 °C warmem Kühlwasserzulauf
betrieben werden kann. Wenn er dann mit einer Last unterhalb der Nennlast betrieben
wird, ergibt sich eine Ausgangstemperatur des Kühlmittels, die ca. 6-7 Kelvin höher
liegt, also in dem Bereich, der für eine Nutzung der Temperatur interessant wird.
D.h. die Temperatur liegt dann bei 52 °C - 53 °C. Nun werden die Motoren aber nie
nur mit der für den Normalbetrieb der Anlage dimensionierten Last betrieben, sondern
auch mit weniger Last. Die Temperaturerhöhung fällt dann niedriger Aus. Dabei ist
es laut Spezifikation nicht möglich, die Zuflussmenge an Kühlmittel zu drosseln, denn
der Motor benötigt konstanten Durchfluss. Gemäß der Erfindung wird dann das Kühlwasser
vorgewärmt. Unter anderem wird hierzu ein Teil des vom Motor kommenden Kühlwassers
wieder zurückgeführt, d.h. das Kühlmittel wird an der Wärmequelle vorbeigeführt, gibt
also keine Wärme ab und erhitzt aber bei der gleichen Durchflussmenge das Zulaufwasser.
[0041] Der Motor erhält daher nicht mehr Kühlwasser im Zulauf mit 45 °C, sondern weil vom
Ausgang her wieder erwärmtes Kühlwasser zugemischt wird, heizt sich das Kühlwasser
immer weiter hoch auf 46 °C, 47 °C usw. Rein theoretisch erreicht ohne Wärmeabnahme
aus dem Kühlwasser die Vorlauftemperatur 53 °Celsius.
[0042] Hierbei ist noch folgendes zu beachten. Motorverluste sind abhängig vom Arbeitspunkt
des Motors. Der Motor hat im Nennpunkt (Nenndrehzahl, Nenndrehmoment) den besten Wirkungsgrad.
Außerhalb des Nennpunktes steigen prozentual gesehen die Verluste immer, d.h. der
Wirkungsgrad wird schlechter.
[0043] Dadurch dass jedoch gemäß der Erfindung die Verluste des Motors dem Arbeitsprozess
zugeführt und dort genutzt werden, ist egal, wie gut oder wie schlecht der Wirkungsgrad
des Motors ist, denn die Motorverluste sind zwar am Motor "verloren", bleiben jedoch
unabhängig von ihrer Größe im Verbundsystem vollständig genutzt. Entstehen z.B. 5%
mehr Verluste am Motor, werden 5% mehr Wärme als Wärmequelle genutzt und die Wärmequelle
muss um 5% weniger fremd erwärmt werden.
[0044] Echte Verluste verbleiben allenfalls bei der Rückführung der Verlustwärme, die Ihrerseits
einen Wirkungsgrad besitzt, d.h. es gibt z.B. abgestrahlte Verluste im System aufgrund
von mangelnder Isolierung der Rohrleitungen usw.
[0045] Die Erfindung zusammen mit ihren bevorzugten Weiterbildungen und Vorteilen, die im
Zusammenhang mit dem Verfahren, dem Verbundsystem oder der Verwendung genannt sind,
gelten sinngemäß jeweils auch für die beiden anderen Erfindungskategorien.
[0046] Für eine weitere Beschreibung der Erfindung wird auf die Ausführungsbeispiele der
Zeichnung verwiesen. Es zeigt in einer schematischen Prinzipskizze: Figur 1 ein Verbundsystem
gemäß der Erfindung.
[0047] Figur 1 zeigt ein Verbundsystem 2 zur Papierherstellung. Das Verbundsystem 2 umfasst
eine Anlage 4, im Beispiel eine Papiermaschine, sowie eine Wärmequelle 6, im Beispiel
ein Übergabeort für Wärme innerhalb eines Wärmetauschers 8. Die Wärmequelle 6 muss
eine Mindesttemperatur T
min aufweisen, da sie in einem Arbeitsprozess 10, hier der Papierherstellung verwendet
wird, der eine entsprechende Mindesttemperatur T
min benötigt. Im Beispiel wird der Arbeitsprozess 10 zumindest zum Teil von der Anlage
4 durchgeführt.
[0048] Die Anlage 4 weist einen Kühlkreislauf 12 auf, in welchem Kühlmittel 14 in Richtung
der Pfeile 16 zirkuliert. Der Kühlkreislauf durchströmt die Wärmequelle 6, um dort
Wärme an den Arbeitsprozess 10 abgeben zu können. Im Beispiel wird das Kühlmittel
14 hierzu dem Wärmetauscher 8 zugeführt. Im Wärmetauscher 8 wird am Ort der Wärmequelle
6 dem Kühlmittel 14 Wärmeenergie entzogen. Dem Wärmetauscher 8 wird an einem Eingang
32 kühles Prozesswasser 34 mit einer niedrigen Vorlauftemperatur, z.B. 28°, zugeführt.
Im Wärmetauscher 8 wird das Prozesswasser 34 durch das Kühlmittel 14 erwärmt, wodurch
eine Wärmequelle 6 gebildet ist. Über einen Ausgang 36 wird das Prozesswasser 34 vom
Wärmetauscher 8 mit erhöhter Temperatur, beispielsweise 53° abgeführt, und im Prozess
10 verwendet. Die Pfeile 38 deuten einen entsprechenden Kreislauf für Prozesswasser
34 an. Im Beispiel kann die Wärmequelle 6 damit auch gegenständlich als Wärmetauscher
8 verstanden werden, der - in thermischer Hinsicht - eingangsseitig vom Kühlmittel
14 und ausgangsseitig vom Prozesswasser 34 durchströmt wird. Die Leitungen zur Führung
des Kühlmittels 14 und Leitungen zum Wärmetransport von der Wärmequelle 6 zum Arbeitsprozess
10 sind in Fig. 1 symbolisch angedeutet. Insbesondere Letztere können in der Praxis
Fluidleitungen wie Wasser- oder Luftkanäle, aber auch sonstige beliebige Elemente
(Kontaktfläche eines Wärmetauschers, Wege für Strahlungswärme, etc) zum Wärmetransport
sein.
[0049] Die Anlage umfasst ein Anlagenelement 18, im Beispiel einen Synchron-Elektromotor
als Direktantrieb in der Papiermaschine. Stellvertretend für eine Vielzahl von Motoren
in einer Papiermaschine ist in Fig. 1 nur ein einziger Motor gezeigt. Das Kühlmittel
14 zirkuliert durch das Anlagenelement 18, wobei das Anlagenelement 18 Verlustwärme
V an das Kühlmittel 14 abgibt. Das Kühlmittel wird an einem Vorlaufanschluss 20 mit
Vorlauftemperatur T
V in das Anlagenelement 18 eingespeist, innerhalb des Anlagenelements 18 erwärmt und
verlässt das Anlagenelement 18 an einem Rücklaufanschluss 22 mit höherer Rücklauftemperatur
T
R. Vorlaufanschluss 20 und Rücklaufanschluss 22 gehören zum Kühlkreislauf 12. Das Anlagenelement
18 ist also von Kühlmittel 14 durchströmt und in den Kühlkreislauf 12 geschaltet.
[0050] Das Verbundsystem 2 enthält außerdem eine Steuer- und Auswerteeinheit 24, die dazu
ausgebildet ist, das Kühlmittel 14 dem Anlagenelement 18 mit einer Vorlauftemperatur
T
V zuzuführen, die mindestens so hoch gewählt ist, dass das vom Anlagenelement 18 am
Rücklaufanschluss 22 abgeführte Kühlmittel 14 nach Erwärmung durch die Verlustwärme
V mindestens die Minimaltemperatur T
min aufweist. Hierzu bedient sich Steuer- und Auswerteeinheit 24 eines Temperaturführungselements
25.
[0051] Das Temperaturführungselement 25 ist zum eine auf das Kühlmittel 14 heizend einwirkende
Heizeinrichtung 26. Im Beispiel ist diese im Wärmetauscher 8 integriert. Zur Einstellung
der Vorlauftemperatur T
V des Kühlmittels 14 stromaufwärts des Anlagenelements 18, wärmt die Heizeinrichtung
26 das Kühlmittel 14 vor, bevor es dem Anlagenelement 18 zugeführt wird. Die Heizeinrichtung
26 ist hierbei von der Steuer- und Auswerteeinheit 24 angesteuert.
[0052] Als Temperaturführungselement 25 ist außerdem dem Kühlmittelausgang, gebildet durch
den Rücklaufanschluss 22, stromabwärts ein Abzweigelement 28 im Kühlkreislauf 12 nachgeschaltet.
Vom Abzweigelement 28 führt eine Rückführleitung 30 zum Kühlmitteleingang des Anlagenelements
18, hier gebildet durch den Vorlaufanschluss 20, zurück. Die Rückführleitung 30 umgeht
hierbei die Wärmequelle 6. Das Abzweigelement 28 ist dahingehend von der Steuer-und
Auswerteeinheit 24 steuerbar, dass ein steuerbarer Anteil des vom Anlagenelement 18
abgeführten Kühlmittels 14 in die Rückführleitung 30 geleitet wird und damit nicht
zur Wärmequelle 6. So steht eine zweite Möglichkeit zur Verfügung, die Vorlauftemperatur
T
V am Anlagenelement 18 zu erhöhen. Stromaufwärts des Vorlaufanschlusses 20 wird also
dem kühlern ein steuerbarer Anteil wärmeren Kühlmittels 14 zugemischt, um die Vorlauftemperatur
T
V zu erhöhen und damit eine Temperaturführung der Vorlauftemperatur T
V zu bewerkstelligen.
[0053] Am Ort der Wärmequelle 6 gibt der Kühlkreislauf 12 Wärmeenergie an den Arbeitsprozess
10 ab, wodurch das Kühlmittel 14 gekühlt wird. Das Kühlmittel strömt dabei mit der
Mindesttemperatur Tmin in die Wärmequelle ein. Figur 1 zeigt damit als Beispiel die
energetische Rückgewinnung von Antriebsverlusten in Form der Verlustwärme V zur Wirkungsgradverbesserung
bei in einem Verbundsystem 2 aus einer Papiermaschine und dem Arbeitsprozess 10 der
Papierherstellung, insbesondere unter Verwendung von Papiermaschinenmehrmotorenantrieben.
[0054] Das Verbundsystem 2 wird folgendermaßen betrieben: Im Kühlkreislauf 12 erwärmt das
Anlagenelement 18 durch seine Verlustwärme V das Kühlmittel 14 von der Vorlauftemperatur
T
V auf die Rücklauftemperatur T
R. Die Vorlauftemperatur T
V wird dabei durch Steuerung der Temperaturführungselemente 25 so hoch gewählt, dass
nach weiterer Temperaturerhöhung durch die Verlustwärme V die Rücklauftemperatur T
R mindestens der Minimaltemperatur T
min entspricht. Mindestens ein Teil des vom Rücklaufanschluss 22 abgeführten Kühlmittels
14, der z.B. nicht durch die Rückführleitung 30 strömt, wird dann als bzw. in einer
Wärmequelle 6 im Arbeitsprozess 10 verwendet.
[0055] An der Wärmequelle 6 gibt das Kühlmittel 14 Wärme über das Prozesswasser 34 an den
Arbeitsprozess 10 ab. Das Prozesswasser 34 wird im Wärmetauscher 8 von einer Zusatzheizung
40 durch zusätzliche Energie- bzw. Leistungszufuhr erwärmt, falls der Wärmeeintrag
aus der Wärmequelle 6 nicht ausreicht, um das Prozesswasser 34 ausreichend zu erwärmen.
Falls nach dem Wärmeentzug über die Wärmequelle 6 das Kühlmittel 14 eine zu geringe
Temperatur aufweist, d.h. die geforderte Vorlauftemperatur T
V nicht erreicht wird, wird das Kühlmittel 14 durch die Heizeinrichtung 26 vorgeheizt
und/oder mehr warmes Kühlmittel 14 durch die Rückführleitung 30 beigemischt. Zur Steuerung
der Heizeinrichtung 24 und des Abzweigelements 28 erzeugt die Steuer- und Auswerteeinheit
24 ein Steuersignal, das sie an diese überträgt.
[0056] In der Steuer- und Auswerteeinheit ist auch eine nicht näher erläuterte Anlagensteuerung
für das Anlagenelement 18, hier eine Motorsteuerung, vorhanden. Die Steuer- und Auswerteeinheit
24 kann dabei auf die Steuersignale der Anlagensteuerung zugreifen, um daraus Informationen
über das thermische Verhalten des Anlagenelements 18 zu gewinnen. So kann ermittelt
werden, welche Verlustwärme V im Anlagenelement 18 entsteht und welche Temperaturerhöhung
das Kühlwasser 14 im Anlagenelement 18 erfährt. Somit kann eine geeignete Vorlauftemperatur
T
V ermittelt werden, die nötig ist um eine Rücklauftemperatur T
R mit Mindesttemperatur T
min zu erhalten. Insbesondere kann dabei die Steuer- und Auswerteeinheit 24 ein nicht
dargestelltes thermisches Modell des Anlagenelements 18 enthalten. So ist bevorzugt
auch eine prädiktive Aussage über das zukünftige thermische Verhalten des Anlagenelements
18 und die zukünftige Temperaturerhöhung des Kühlwassers 14 im Anlagenelement 18 möglich.
[0057] Im Folgenden soll anhand des Beispiels der Papiermaschine eine Energiebetrachtung
durchgeführt werden: Das Anlagenelement 18 in Form des Elektromotors ist über eine
Welle 42 mit einem Zylinder 44 als Teil einer nicht weiter dargestellten Papiermaschine
verbunden bzw. treibt diese an. In herkömmlichen Papiermaschinen befindet sich an
der Stelle der Welle 42 ein Getriebe. Die Welle 42 wäre dann zweigeteilt mit einem
dazwischen geschalteten Getriebe. Im Beispiel ist bereits der Gesamtwirkungsgrad dieses
Antriebsstranges, bestehend aus einem nicht dargestellten Umrichter in einer Motorsteuerung
in der Steuer- und Auswerteeinheit 24, dem Motor in Form des Anlagenelements 18 und
der mechanischen Übertragung (Welle 42 und Zylinder 44) verbessert.
[0058] Jedes der genannten Elemente weist einen eigenen Wirkungsgrad auf. Der Umrichter
hat einen Wirkungsgrad, der Motor hat einen Wirkungsgrad und die mechanische Übertragung
hat einen Wirkungsgrad. Jeder Wirkungsgrad ist dabei immer kleiner als 100%. Befände
sich an der Stelle der Welle 42 noch ein Getriebe, so läge der Gesamtwirkungsgrad
üblicherweise bei ungefähr 92%.
[0059] Gemäß Beispiel ist das Getriebe entfernt, welches einen Wirkungsgrad von 97%, sprich
3% Verluste, aufweist. Der Umrichter hat ungefähr einen Wirkungsgrad von 98,5%, hat
also ca. 1,5% Verluste. An dem Umrichter ist nach heutiger Sicht keine Wirkungsgradverbesserung
möglich. Beim Motor sind die Verluste abhängig davon, welche Art von Motoren verwendet
werden. Hier kommt eine Synchronmaschine zum Einsatz. Diese besitzen aufgrund der
Bauform einen höheren Wirkungsgrad als eine Asynchronmaschine. Je nach Arbeitspunkt
der Synchronmaschine liegt der Wirkungsgrad in einem Bereich von 96% im Nenn-Arbeitspunkt,
d.h. der Motor verursacht ca. 4% Verluste. Bei einem Betrieb außerhalb des Nenn-Arbeitspunktes
liegen die Verluste bei ca. 5-6%.
[0060] Der durch Entfernung des Getriebes und Einsatz einer Synchronmaschine verbesserte
Wirkungsgrad wird nun durch die erfindungsgemäße Nutzung der Verlustwärme aus dem
Motor im Verbundsystem 2 deutlich erhöht. Da die Verlustleistung des Antriebsstrangs
nun im System genutzt bzw. wiederverwendet wird und nicht verloren geht, steigt der
Wirkungsgrad bezüglich des Arbeitsstrangs von ca. 92% auf über 99%, was einer Einsparung
an Energie von ca. 7% entspricht.
[0061] Hierbei ist zu berücksichtigen, dass bei einer realen Papiermaschine ca. 50 bis 60
solcher Motoren eingesetzt werden, von denen im Beispiel nur einer gezeigt ist. Diese
weisen eine insgesamt installierte Leistung von typischerweise zwischen 5 MW und 12MW
auf. Eine Einsparung von Energie im Bereich ca. 7% Einsparung bei 5-12 MW Leistung
und z.B. 8600 Betriebsstunden im Jahr ergibt finanzielle Einsparungen im Bereich von
mehreren hunderttausend Euro.
Bezugszeichenliste
[0062]
- 2
- Verbundsystem
- 4
- Anlage
- 6
- Wärmequelle
- 8
- Wärmetauscher
- 10
- Arbeitsprozess
- 12
- Kühlkreislauf
- 14
- Kühlmittel
- 16
- Pfeil
- 18
- Anlagenelement
- 20
- Vorlaufanschluss
- 22
- Rücklaufanschluss
- 24
- Steuer- und Auswerteeinheit
- 25
- Temperaturführungselement
- 26
- Heizeinrichtung
- 28
- Abzweigelement
- 30
- Rückführleitung
- 32
- Eingang
- 34
- Prozesswasser
- 36
- Ausgang
- 38
- Pfeil
- 40
- Zusatzheizung
- 42
- Welle
- Tmin
- Mindesttemperatur
- V
- Verlustwärme
- TV
- Vorlauftemperatur
- TR
- Rücklauftemperatur
1. Verfahren zum Betreiben eines Verbundsystems (2), umfassend eine Anlage (4) und einen
Arbeitsprozess (10), bei dem
- in der Anlage (4) ein Kühlkreislauf (12) betrieben wird, in dem Kühlmittel (14)
zirkuliert, das durch Verlustwärme (V) eines Anlagenelements (18) erwärmt wird,
- im Arbeitsprozess (10) eine Wärmequelle (6) verwendet wird, die mindestens eine
Mindesttemperatur (Tmin) aufweisen muss,
dadurch gekennzeichnet, dass
- die Anlage (4) folgendermaßen in den Arbeitsprozess (10) integriert ist:
- das Kühlmittel (14) wird dem Anlagenelement (18) mit einer Vorlauftemperatur (TV) zugeführt, die mindestens so hoch gewählt wird, dass das vom Anlagenelement (18)
abgeführte Kühlmittel (14) als Rücklauftemperatur (TR) mindestens die Minimaltemperatur (Tmin) aufweist,
- zumindest ein Teil des vom Anlagenelement (18) abgeführten Kühlmittels (14) wird
als Wärmequelle (6) im Arbeitsprozess (10) verwendet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die Anlage (4) am Arbeitsprozess (10) zumindest
beteiligt ist.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem das Kühlmittel (14) zur
Einstellung der Vorlauftemperatur (TV) stromaufwärts des Anlagenelements (18) erwärmt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem das Kühlmittel (14) das
Anlagenelement (18) mit konstanter Durchflussrate durchströmt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem als Anlagenelement (18)
ein vom Kühlmittel (14) gekühlter Elektromotor betrieben wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem das Anlagenelement (18)
in einem nach seiner Spezifikation zulässigen Betriebszustand, mit einer Vorlauftemperatur
(TV) für Kühlmittel (14) oberhalb seiner Nennvorlauftemperatur und einer Leistung unterhalb
seiner Nennleistung betrieben wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem
- eine Temperaturdifferenz ermittelt wird, um die das Kühlmittel (14) durch die Verlustwärme
(V) des Anlagenelements (18) erwärmt wird,
- das dem Anlagenelement (18) zugeführt Kühlmittel (14) auf eine Vorlauftemperatur
(TV) erwärmt wird, die mindestens der Minimaltemperatur (Tmin) abzüglich der Temperaturdifferenz entspricht.
8. Verfahren nach Anspruch 7, bei dem die Temperaturdifferenz anhand von Betriebsparametern
einer das Anlagenelement (18) ansteuernden Steuerung ermittelt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 8, bei dem die Temperaturdifferenz anhand
eines thermischen Modells des Anlagenelements (18), insbesondere prädiktiv, ermittelt
wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem die Vorlauftemperatur des
dem Anlagenelement (18) zugeführten Kühlmittels (14) zumindest zum Teil dadurch gesteuert
wird, dass ein steuerbarer Teil des vom Anlagenelement (18) abgeführten Kühlmittels
(14) dem Anlagenelement (18) wieder zugeführt wird, ohne als Wärmequelle (6) im Arbeitsprozess
(10) verwendet zu werden.
11. Verbundsystem (2),
- mit einer Anlage (4) mit einem Kühlkreislauf (12), mit zirkulierendem Kühlmittel
(14) und mit einem das Kühlmittel (14) durch seine Verlustwärme (V) erwärmenden Anlagenelement
(18),
- mit einer in einem Arbeitsprozess (10) verwendeten Wärmequelle (6), die mindestens
eine Minimaltemperatur (Tmin) aufweisen muss,
gekennzeichnet durch
- eine Steuer- und Auswerteeinheit (24), die mittels eines auf das Kühlmittel (14)
einwirkenden Temperaturführungselements (25) dazu ausgebildet ist, das Kühlmittel
(14) dem Anlagenelement (18) mit einer Vorlauftemperatur (TV) zuzuführen, die mindestens so hoch gewählt ist, dass das vom Anlagenelement (18)
abgeführte Kühlmittel (14) als Rücklauftemperatur (TR) mindestens die Mindesttemperatur (Tmin) aufweist,
- wobei zumindest ein Teil des vom Anlagenelement (18) abgeführten Kühlmittels (14)
die Wärmequelle (6) bildet.
12. Verbundsystem (2) nach Anspruch 11, mit einer das Kühlmittel (14) zur Einstellung
der Vorlauftemperatur (TV) stromaufwärts des Anlagenelements (18) erwärmenden, von der Steuer- und Auswerteeinheit
(24) angesteuerten Heizeinrichtung (26) als Temperaturführungselement (25).
13. Verbundsystem (2) nach einem der Ansprüche 11 bis 12, bei der das Anlagenelement (18)
ein von Kühlmittel (14) durchströmter, in den Kühlkreislauf (12) geschalteter Elektromotor
ist.
14. Verbundsystem (2) nach einem der Ansprüche 11 bis 13, mit einem Temperaturführungselement
(25) in Form eines zwischen einem Rücklaufanschluss (22) des Anlagenelements (18)
und der Wärmequelle (6) liegenden Abzweigelements (28), und einer vom Abzweigelement
(28) zu einem Vorlaufanschluss (20) des Anlagenelements (18) zurück führenden, die
Wärmequelle (6) umgehenden Rückführleitung (30), wobei das Abzweigelement (28) steuerbar
ist, um einen steuerbaren Teil des vom Anlagenelement (18) abgeführten Kühlmittels
(14) in die Rückführleitung (30) zu leiten.
15. Verwendung von Kühlmittel (14) als Wärmequelle (6), die mindestens eine Minimaltemperatur
(T
min) aufweisen muss, in einem Verbundsystem (2), wobei
- in einer Anlage (4) ein Kühlkreislauf (12) betrieben wird, in dem das Kühlmittel
(14) zirkuliert, das durch Verlustwärme (V) eines Anlagenelements (18) der Anlage
(4) erwärmt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
- das Kühlmittel (14) dem Anlagenelement (18) mit einer Vorlauftemperatur (TV) zugeführt wird, die mindestens so hoch gewählt wird, dass das vom Anlagenelement
(18) abgeführte Kühlmittel (14) als Rücklauftemperatur (TR) mindestens die Minimaltemperatur (Tmin) aufweist,
- zumindest ein Teil des vom Anlagenelement (18) abgeführten Kühlmittels (14) als
Wärmequelle (6) in einem Arbeitsprozess (10) verwendet wird.