[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Flutbeschichtung eines
polymeren Werkstoffes.
[0002] Beschichtung und Lackierung hat neben dem optischen Aussehen einen wesentlichen Einfluss
auf die Oberflächenbeschaffenheit und Beständigkeit eines polymeren Werkstoffes. Dies
betrifft sowohl den optischen Eindruck wie die Farbe oder Glanz des polymeren Werkstoffes,
als auch seine chemische und mechanische Beständigkeit. Haftet die Lackierung nur
schlecht auf dem zu beschichtenden Werkstück, so kann die Auftragung eines permanent
haftenden Lackes in einem zweistufigen Prozess erfolgen. In einem ersten Schritt wird
ein Primer aufgetragen, welcher eine chemische oder physikalische Bindung zwischen
dem polymeren Werkstück und dem Decklack herstellt. Nach dem Auftragen und Aushärten
des Primers kann die Funktionsschicht aufgetragen werden. Die Funktionsschicht und
der Primer können neben farbgebenden Verbindungen und Pigmenten auch UV-Blocker, Konservierungsstoffe
sowie Komponenten zur Erhöhung der Kratzfestigkeit, beispielsweise Nanopartikel enthalten.
In vielen Fällen enthält der zuerst aufgetragene Primer UV-Blocker und Konservierungsstoffe.
Auf dem Primer wird dann in einem zweiten Schritt der Hardcoat aufgetragen. Hardcoats
enthalten in vielen Fällen hybride Polysiloxane, welche sowohl Si-O Gruppen als auch
Si-R Gruppen mit organischen Resten -R enthalten. Diese Hardcoats weisen eine hohe
Beständigkeit gegenüber mechanischer Belastung und aggressiven chemischen Substanzen
oder Verbindungen auf. Dies schließt vor allem organische Lösemittel aber auch verdünnte
Säuren und Basen mit ein.
[0003] Die Auftragung der Lackierung aus Primer und Topcoat kann über verschieden Verfahren
erfolgen. Gebräuchliche Verfahren beinhalten Streichen und Rollen, Aufsprühen von
Aerosolen, Pulverbeschichtung, Tauchlackierung und Flutbeschichtung von Lösungen,
Emulsionen oder Suspensionen, sowie CVD (chemical vapor deposition) und PVD (physical
vapor deposition) Verfahren aus der Gasphase. Die Verfahren unterscheiden sich dabei
deutlich in ihrem apparativen Aufwand, den Kosten und insbesondere bei großen Stückzahlen
ihrer Reproduzierbarkeit. Ein geläufiges Verfahren zur Lackierung von polymeren Werkstoffen
in großen Stückzahlen ist die Flutbeschichtung. Dazu wird ein Bauteil von der Oberkante
an mit einem flüssigen Lack beaufschlagt. Die resultierende Beschichtung kann mit
einer oder mehreren fest montierten Flutdüsen oder Lackvorhang oder mit einem beweglichen
Flutroboterarm erfolgen. Der ablaufende Lack benetzt dabei in Abhängigkeit von der
Position des Flutroboterarms das gesamte Bauteil.
[0004] Ein Nachteil der Flutbeschichtung ist der physikalisch bedingte Schichtdickengradient
von dem Punkt der Lackauftragung oder der oberen Anflutkante und der unteren Abtropfkante
der überschüssigen Lackierung. Auf dem Weg über das zu beschichtende Bauteil verdunstet
ein Teil des Lösemittels. Die Abnahme der Lösungsmittelkonzentration führt in vielen
Fällen zu einer Viskositätszunahme des Lacks im Bereich der Abtropfkante. Die Zunahme
der Viskosität verringert gleichzeitig die Abtropfgeschwindigkeit und bedingt gleichzeitig
eine Zunahme der Schichtdicke im Bereich der Abtropfkante. Zudem können sich im Bereich
der Abtropfkante vor- und teilpolymerisierte Lackanteile sammeln und anstauen. Im
Anflutbereich wird die geforderte Schichtdicke häufig nicht erreicht, während sich
an der Abtropfkante, bedingt durch das Nachfließen des Lackes, eine zu hohe Schichtdicke
aufbauen kann. Eine zu geringe Schichtdicke kann den Verlust der Witterungsstabilität
und damit eine schnelle Alterung des beschichteten Bauteils zur Folge haben. Im Gegensatz
dazu bewirkt eine zu hohe Schichtdicke des Lackes häufig eine Spannungsrissbildung.
Dieser Effekt verstärkt sich, wenn mehrere Lack- oder Funktionsschichten auf dem zu
beschichtenden Werkstück aufgetragen werden.
[0005] Die
DE 199 06 247 A1 offenbart ein Verfahren zur Herstellung einer zweischichtigen Decklackierung auf
Kraftfahrzeugkarosserien. Eine transparente Decklackschicht aus einem Klarlacküberzugsmittel
wird auf eine wasserbasierte Basislackschicht appliziert.
[0006] Die
GB 1,097,461 A offenbart ein Verfahren zur Bedruckung und Färben von Kunststoffseiten oder -filmen.
Die Farbe kann durch Aufpinseln, Sprühen oder Flutbeschichtung aufgetragen werden
und anschließend gegebenenfalls durch Trocknung fixiert werden.
[0007] Die
GB 1,201,292 A offenbart einen Acryllack für Holz, Glas, Plastik und Kunststoffkarosserieteile,
welcher bei niedrigen Temperaturen gehärtet werden kann. Der Acryllack kann durch
Sprühen, Tauchen, Pinseln oder Flutbeschichtung aufgetragen werden.
[0008] Die
GB 2 123 841 A offenbart eine dünne, kratzfeste Polyurethanbeschichtung welche über Tauch- und Flutbeschichtungsverfahren
auf dem Werkstoff aufgebracht werden kann. Mögliche Substrate sind unter anderem transparente
Polycarbonate und thermoplastische Polyuerethanscheiben.
[0009] WO 2008/134768 A1 offenbart ein Verfahren zur Flutbeschichtung eines polymeren Werkstoffes. Die Beschichtung
erfolgt dabei mit einem voreingestellten Beschichtungswinkel.
[0010] Die Aufgabe der Erfindung liegt darin, ein Verfahren zur Flutbeschichtung eines polymeren
Werkstoffes bereitzustellen, welches auf dem zu beschichtenden Bauteil eine gleichmäßige
[0011] Schichtdicke der aufgetragen Lackschichten ermöglicht. Insbesondere der Schichtdickengradient
der Lackierung von der oberen Anflutkante zu der unteren Abtropfkante sollte so gering
wie möglich ausfallen.
[0012] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zur
Flutbeschichtung eines polymeren Werkstoffes gemäß Anspruch 1 gelöst. Bevorzugte Ausführungen
gehen aus den Unteransprüchen hervor.
[0013] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Flutbeschichtung und deren Verwendung gehen
aus weiteren nebengeordneten Ansprüchen hervor.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Flutbeschichtung eines polymeren Werkstoffes umfasst
einem ersten Schritt, wobei mindestens ein Bauteil mit einem Winkel von 25° bis 90°
zum Boden in eine Halterung eingelegt wird. Das Bauteil wird anschließend von einer
oberen Kante an mit einem Lack beschichtet. Der Lack fließt von der oberen Kante über
das Bauteil bis zur Abtropfkante. In der Abhängigkeit von der Größe des zu beschichtenden
Bauteils fließt der Lack aus einem Lackvorhang und/oder aus mehreren nebeneinander
angeordneten Düsen auf das Bauteil. In einer weiteren Möglichkeit wird der Lack aus
einem beweglichen Düsenarm auf das Bauteil aufgebracht. Gleichzeitig und/oder während
der Lack auf das Bauteil fließt, wird der Lack unterhalb der oberen Kante des Bauteils
mit einem Luftstrom beaufschlagt. Der Ausdruck "unterhalb der obere Kante" schließt
im Sinne der Erfindung 30 % der an die Kante angrenzenden Oberfläche des Bauteils
mit ein. Die Beaufschlagung mit dem Luftstrom von zumindest Teilbereichen innerhalb
des Bereiches unterhalb der oberen Kante erhöht die Verdunstung der im Lack befindlichen
Lösemittel und erhöht die Viskosität des Lackes. Die erhöhte Viskosität verlangsamt
das Abfließen des Lackes im Bereich unterhalb der oberen Kante und gleicht die Schichtdicke
des Lackes unterhalb der oberen Kante an die Schichtdicke des Lackes an der unteren
Abtropfkante an.
[0015] In einer alternativen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Flutbeschichtung
eines polymeren Werkstoffes wird in einem ersten Schritt mindestens ein Bauteil mit
einem Winkel von 25° bis 90° zum Boden in eine Halterung eingelegt. Anschließend wird
das Bauteil an einer oberen Kante auf eine Temperatur von 25 °C bis 100 °C erwärmt
und währenddessen und/oder anschließend von der oberen Kante an mit einem Lack beschichtet.
Der Ausdruck "oberen Kante" bezieht sich wie oben beschrieben auf 30 % der an die
Kante angrenzenden Oberfläche des Bauteils. Die Erwärmung der oberen Kante kann mit
einem heißen Luftstrom oder -Gebläse erfolgen. Eine alternative Möglichkeit ist die
[0016] Erwärmung mit Hilfe von Strahlungswärme, beispielsweise mit einem Infrarotstrahler.
Die Erwärmung des Bauteils unterhalb der oberen Kante erhöht, wie bei der Beaufschlagung
mit einem Luftstrom, die Verdunstung der im Lack befindlichen Lösemittel und erhöht
die Viskosität des Lackes. Die erhöhte Viskosität verlangsamt das Abfließen des Lackes
im Bereich unterhalb der oberen Kante und gleicht die Schichtdicke des Lackes unterhalb
der oberen Kante (Anflutkante) an die Schichtdicke des Lackes an der unteren Abtropfkante
an.
[0017] Die beiden beschriebenen Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens können
auch in einem automatisierten Prozess wiederholt werden. Die Wiederholung der Lackauftragung
sowie die Beaufschlagung mit einem Luftstrom oder die Erwärmung des Bauteils ermöglichen
die Abscheidung von mehreren gleichen und/oder verschiedenen Lackschichten. Die Wiederholung
kann sowohl an derselben Vorrichtung als auch an durch ein Laufband miteinander verbundenen
verschiedenen erfindungsgemäßen Vorrichtungen erfolgen.
[0018] Das Bauteil wird bevorzugt mit einem Winkel von 35° bis 70°, besonders bevorzugt
40° bis 60° zum Boden in die Halterung eingelegt. Die Halterung enthält bevorzugt
Metalle und/oder Legierungen, besonders bevorzugt Eisen, Aluminium, Chrom, Vanadium,
Nickel, Molybdän, Mangan oder Polymere wie Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol,
Polyurethane, Polycarbonate, Polymethylmetacrylate, Polyacrylate, Polyester, Polyamide
und/oder Gemische oder Copolymere davon
[0019] Der Luftstrom weist bevorzugt eine Geschwindigkeit von 1 m/s bis 5 m/s, bevorzugt
2 m/s bis 4 m/s auf.
[0020] Der Luftstrom weist bevorzugt eine Temperatur von 30 °C bis 150 °C, bevorzugt von
40 °C bis 80 °C auf.
[0021] Die Erfindung umfasst des Weiteren eine Vorrichtung zur Flutbeschichtung eines polymeren
Werkstoffes. Die Vorrichtung umfasst mindestens ein mit einem Winkel von 25° bis 90°
zum Boden in eine Halterung eingelegtes Bauteil. Das Bauteil enthält mindestens einen
polymeren Werkstoff, daneben kann das Bauteil auch ein Metall und/oder Glas enthalten.
[0022] Der polymere Werkstoff enthält bevorzugt Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol, Polyurethane,
Polycarbonate, Polymethylmetacrylate, Polyacrylate, Polyester, Polyamide, Polyethylenterephthalat
und/oder Gemische oder Copolymere davon, besonders bevorzugt Polycarbonat und Polycarbonatblends
wie Polycarbobnat/Polyethylenterephthalat; Polycarbonat/Acrylnitril-Butadien-Styrol;
Polycarbonat/Polybutylenterephthalat. Das Bauteil weist bevorzugt eine Oberfläche
von mehr als 250 cm
2, besonders bevorzugt von mehr als 500 cm
2 auf. Über dem Bauteil ist eine Düse, bevorzugt ein beweglicher Roboterarm, zum Aufbringen
von Lack auf dem Bauteil angeordnet. Die Düse oder der bewegliche Roboterarm ermöglichen
das Ausbringen des Lackes an der vom Boden aus oberen Kante und 30 % der an die Kante
angrenzenden Oberfläche des Bauteils. Eine Luftdüse und/oder Wärmequelle ist auf die
Oberkante des Bauteils ausgerichtet. In Abhängigkeit von der Größe und Breite des
Bauteils können auch mehrere Luftdüsen und/oder Wärmequellen nebeneinander angeordnet
sein.
[0023] Die Halterung ist bevorzugt auf einem Laufband, Bodenförderer oder Hängeförderer
angebracht. Das Laufband befindet sich bevorzugt innerhalb einer Lackierstrasse und
ermöglicht so die Flutbeschichtung von großen Mengen des Bauteils und mehreren Lackierschritten.
[0024] Die Luftdüse oder Luftlanze ist bevorzugt in einem Abstand von 100 mm bis 1000 mm,
bevorzugt 150 mm bis 400 mm von dem Bauteil im zeitweilig stationären (geparkten)
Zustand angeordnet.
[0025] Es sind bevorzugt 1 bis 10 Luftdüsen, besonders bevorzugt 2 bis 5 Luftdüsen, vor
dem Bauteil angeordnet.
[0026] Der Lack enthält bevorzugt einen Decklack (Topcoat) und/oder Primer, besonders bevorzugt
im Decklack organisch modifizierte Silikonharze und/oder Polyacrylate im Primer.
[0027] Der Lack enthält bevorzugt Lösemittel, bevorzugt Wasser, Alkohole, und/oder Ketone,
besonders bevorzugt Methanol, 2-Propanol, n-Butanol, 1-Methoxy-2-propanol, 4-Hydroxy-4-methyl-2-pentanon,
und/oder Gemische oder Derivate davon.
[0028] Der Primer enthält Lösemittel, bevorzugt 1-Methoxy-2-propanol, 4-Hydroxy-4-methyl-2-pentanon,
und/oder Gemische oder Derivate davon. Der Decklack enthält Lösemittel, bevorzugt
Wasser, besonders bevorzugt Methanol, 2-Propanol, n-Butanol, und/oder Gemische oder
Derivate davon.
[0029] Der Lack enthält bevorzugt 4-Methyl-2-pentanon (MIBK) und/oder Derivate davon. Der
Einsatz von 4-Methyl-2-pentanon erhöht in überraschender Weise die Homogenität der
Schichtdicke der erzeugten Lackierung. Versuche haben eine Zunahme der Schichtdicke
im Bereich der oberen Kante (bis etwa 30 % der Länge des Bauteils von der oberen Kante)
um 2-10 % und eine Abnahme der Schichtdicke im Bereich der unteren Kante (bis etwa
30 % der Länge des Bauteils von der unteren Kante) von 2-10 % ergeben.
[0030] Die Erfindung umfasst des Weiteren die Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung
zur Flutbeschichtung von polymeren Werkstoffen, bevorzugt zur Flutbeschichtung von
Kunststoffteilen in Fahrzeugen, besonders bevorzugt zur Flutbeschichtung von Fahrzeugdächern
und/oder Automobilverscheibungen aus Kunststoff.
[0031] Im Folgenden wird die Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert. Die Zeichnung
ist eine rein schematische Darstellung und nicht maßstabsgetreu. Die Zeichnung schränkt
die Erfindung in keiner Weise ein.
[0032] Es zeigen:
Figur 1 eine schematische Ansicht einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung
Figur 2 eine schematische Ansicht einer weiteren Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung,
Figur 3 einen Querschnitt eines flutbeschichteten Bauteils nach dem Stand der Technik
und
Figur 4 einen Querschnitt eines flutbeschichteten Bauteils gemäß dem erfinderischen
Verfahren.
[0033] Figur 1 zeigt eine schematische Ansicht einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen
Vorrichtung (10). Das zu beschichtende Bauteil (1) befindet sich in einer Halterung
(2) und wird von einem beweglichen Düsenarm (6) von der oberen Kante (1a) des Bauteils
(1) mit Lack (3) beschichtet. Im Bereich innerhalb der oberen Kante (1a) des Bauteils
(1), d.h. 30 % der an die Kante angrenzenden Oberfläche wird der Lack (3) mit einem
Luftstrom (4) aus einer Luftdüse (7a) beaufschlagt. Die Halterung (2) befindet sich
bevorzugt auf Bodenförderern (8). Die Bodenförderer (8) auf dem Boden (5) ermöglichen
die Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung (10) in Lackierstraßen und Fließbändern.
[0034] Figur 2 zeigt eine schematische Ansicht einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der erfindungsgemäßen Vorrichtung (10). Der grundsätzliche Aufbau entspricht dem in
Figur 3 beschriebenen Aufbau der Vorrichtung. Im Bereich der oberen Kante wird das
Bauteil jedoch vor oder während des nicht gezeigten Lackauftrags (3) von einer Wärmequelle
(7b) erwärmt. Das Lösungsmittel im Lack (3) verdunstet schneller im erwärmten Bereich
und erzeugt so eine höhere Viskosität und Schichtdicke (a) an der oberen Kante (1a).
Die Laufbänder (8) auf dem Boden (5) ermöglichen wie auch in Figur 3 die Verwendung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung (10) in Laufrichtung (11) in Lackierstraßen und
Fließbändern.
[0035] Figur 3 zeigt einen Querschnitt eines flutbeschichteten Bauteils nach dem Stand der
Technik. Das Bauteil (1) wurde von der oberen Kante (a') bis zur Abtropfkante (b')
flutbeschichtet. Im Lack (3) verdunstet beim Fließen über das Bauteil (1) ein Teil
des Lösungsmittels. Dieser Effekt ist umso größer, je länger das Bauteil (1) und je
höher die Außentemperatur ist. Die Abnahme des Lösungsmittels im Lack (3) bewirkt
eine Zunahme der Viskosität des Lackes (3) und damit eine nachteilige Zunahme der
Lackschichtdicke im Bereich der Abtropfkante (b').
[0036] Figur 4 zeigt einen Querschnitt eines flutbeschichteten Bauteils gemäß dem erfinderischen
Verfahren. Das Bauteil (1) wurde von der oberen Kante (a) bis zur Abtropfkante (b)
flutbeschichtet und der Lack (3) währenddessen unterhalb der oberen Kante (1a) des
Bauteils (1) mit einem Luftstrom (4) beaufschlagt. Im Lack (3) verdunstet ein Teil
des Lösungsmittels beim Fließen über das Bauteil (1), dieser ist wie in Figur 1 beschrieben
umso größer, je länger das Bauteil und je höher die Außentemperatur ist. Die Beaufschlagung
mit einem Luftstrom (4) erhöht jedoch die Verdunstung des Lösungsmittels des Lackes
(3) an der oberen Kante (a). Die daraus resultierende höhere Viskosität erhöht die
Schichtdicke des Lackes (3) an der oberen Kante (a) und sorgt für einen geringeren
Unterschied zur Schichtdicke des Lackes (3) an der Abtropfkante (b). Im Vergleich
zur Flutbeschichtung mit einer Vorrichtung gemäß Figur 3 nimmt die mittlere Schichtdicke
der oberen Kante (1a) bei einer erfindungsgemäßen Vorrichtung und Verfahren um 3 %
bis 5 % zu.
Bezugszeichenliste:
[0037]
- (1)
- Bauteil
- (1a)
- obere Kante des Bauteils
- (2)
- Halterung
- (3)
- Lack
- (4)
- Luftstrom
- (5)
- Boden
- (6)
- Düse/Sprüharm
- (7a)
- Luftdüse
- (7b)
- Wärmequelle
- (8)
- Laufband/Bodenförderer
- (9)
- Wärmestrahlung
- (10)
- erfindungsgemäße Vorrichtung
- (11)
- Laufrichtung
- (a, a')
- obere Kante/Anflutkante und
- (b, b')
- Abtropfkante
1. Verfahren zur Flutbeschichtung eines polymeren Werkstoffes, wobei mindestens
a. ein Bauteil (1) mit einem Winkel von 25° bis 90° zum Boden (5) in eine Halterung
(2) eingelegt wird,
b. das Bauteil (1) von einer oberen Kante (1 a) an mit einem Lack (3) beschichtet
wird und der Lack (3) währenddessen innerhalb eines Bereiches von 30 % der an die
obere Kante (1a) angrenzenden Oberfläche des Bauteils (1) mit einem Luftstrom (4)
beaufschlagt wird.
2. Verfahren zur Flutbeschichtung eines polymeren Werkstoffes, wobei mindestens
a. ein Bauteil (1) mit einem Winkel von 25° bis 90° zum Boden (5) in eine Halterung
(2) eingelegt wird,
b. das Bauteil (1) innerhalb eines Bereiches von 30 % der an die obere Kante (1a)
angrenzenden Oberfläche des Bauteils (1) auf eine Temperatur von 25 °C bis 100 °C
erwärmt wird und das Bauteil (1) währenddessen und/oder anschließend von der oberen
Kante (1a) an mit einem Lack (3) beschichtet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei der Schritt b nach 30 s bis 120 s mindestens
einmal wiederholt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei das Bauteil (1) mit einem Winkel
von 35° bis 70°, bevorzugt 40° bis 60° zum Boden in die Halterung (2) eingelegt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei der Luftstrom (4) eine Geschwindigkeit
von 1 m/s bis 5 m/s, bevorzugt 2 m/s bis 4 m/s aufweist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei der Luftstrom (4) eine Temperatur
von 30 °C bis 150 °C, bevorzugt von 40 °C bis 80 °C aufweist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei der Lack (3) Decklack und/oder Primer
enthält.
8. Verfahren nach Anspruch 7, wobei der Decklack und/oder die Primer organisch modifizierte
Silikonharze und/oder Polyacrylate enthalten.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei der Lack (3) Lösemittel, bevorzugt
Wasser, Alkohol, Phenole und/oder Ketone, besonders bevorzugt, Ethanol, Methanol,
2-Propanol, n-Butanol, 1-Methoxy-2-Propanol, 4-Hydroxy-4-methyl-2-pentanon, und/oder
Gemische oder Derivate davon enthält.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei der Lack (3) 4-Methyl-2-pentanon
und/oder Derivate enthält.
1. Method for flow coating a polymeric material, wherein at least
a. a component (1) is inserted at an angle of 25° to 90° relative to the floor (5)
into a holder (2),
b. the component (1) is coated from an upper edge (1 a) with a varnish (3) and the
varnish (3) is, in the meantime, impinged on within a region of 30 % of the surface
of the component (1) adjacent the upper edge (1 a) by a stream of air (4).
2. Method for flow coating a polymeric material, wherein at least
a. a component (1) is inserted at an angle of 25° to 90° relative to the floor (5)
into a holder (2),
b. the component (1) is heated within a region of 30% of the surface of the component
(1) adjacent the upper edge (1 a) to a temperature of 25 °C to 100 °C, and the component
(1) is coated, in the meantime and/or thereafter, from the upper edge (1 a) with a
varnish (3).
3. Method according to claim 1 or 2, wherein the step b is repeated at least once after
30 s to 120 s.
4. Method according to one of claims 1 through 3, wherein the component (1) is inserted
at an angle of 35° to 70°, preferably 40° to 60°, relative to the floor into the holder
(2).
5. Method according to one of claims 1 through 4, wherein the stream of air (4) has a
speed of 1 m/s to 5 m/s, preferably 2 m/s to 4 m/s.
6. Method according to one of claims 1 through 5, wherein the stream of air (4) has a
temperature of 30 °C to 150 °C, preferably of 40°C to 80 °C.
7. Method according to one of claims 1 through 6, wherein the varnish (3) contains a
topcoat and/or a primer.
8. Method according to claim 7, wherein the topcoat and/or the primers contain organically
modified silicone resins and/or polyacrylates.
9. Method according to one of claims 1 through 8, wherein the varnish (3) contains solvents,
preferably water, alcohol, phenols, and/or ketones, particularly, ethanol, methanol,
2-propanol, n-butanol, 1-methoxy-2-propanol, 4-hydroxy-4-methyl-2-pentanone, and/or
mixtures or derivatives thereof.
10. Method according to one of claims 1 through 9, wherein the varnish (3) contains 4-methyl-2-pentanone
and/or derivatives.
1. Procédé pour le revêtement coulé d'un matériau polymère, où au moins
a. un composant (1) est inséré dans un support (2) à un angle de 25° à 90° par rapport
au sol (5)
b. le composant (1) est revêtu d'une peinture (3) à partir du bord supérieur (1a)
et pendant ce temps la peinture (3) est appliquée dans une région de 30% de la surface
du composant (1) adjacente au bord supérieur (1a) avec un flux d'air (4)
2. Procédé pour le revêtement coulé d'un matériau polymère, où au moins
a. un composant (1) est inséré dans un support (2) à un angle de 25° à 90° par rapport
au sol (5),
b. le composant (1) est chauffé à une température de 25° C à 100° C sur une région
de 30 % de la surface adjacente au bord supérieur (1a) du composant (1) et le composant
(1) pendant ce temps ou par la suite est revêtu d'une peinture (3) à partir du bord
supérieur (1a).
3. Procédé selon la revendication 1 ou 2, où l'étape b est répété au moins une fois après
30 à 120 secondes.
4. Procédé selon l'une des revendications 1 à 3, où le composant (1) est inséré dans
le support (2) à un angle de 35° à 70°, de préférence de 40° à 60° par rapport au
sol.
5. Procédé selon l'une des revendications 1 à 4, où le flux d'air (4) a une vitesse de
1 m/s à 5 m/s, de préférence de 2 à 4 m/s.
6. Procédé selon l'une des revendications 1 à 5, où le débit d'air (4) a une température
de 30° C à 150° C, de préférence de 40° C à 80° C.
7. Procédé selon l'une des revendications 1 à 6, où la peinture (3) contient une couche
de finition et/ou un apprêt.
8. Procédé selon la revendication 7, où la peinture de finition et/ou l'apprêt contiennent
des résines de silicone organiquement modifiées et/ou des polyacrylates.
9. Procédé selon l'une des revendications 1 à 8, où la peinture (3) contient des solvants
de préférence, de l'eau, de l'alcool, des phénols et/ou des cétones, et de façon particulièrement
préférée de l'éthanol, du méthanol, du 2-propanol, du n-butanol, du 1-méthoxy-2-propanol,
du 4-hydroxy-4-methyl-2-pentanon, et/ou des mélanges ou des dérivés de ceux-ci.
10. Procédé selon l'une des revendications 1 à 9, où la peinture contient du 4-méthyl-2-pentanon
(3) et/ou des dérivés.