[0001] Die Erfindung betrifft eine Umformvorrichtung zur plastischen Verformung eines Bauteils,
insbesondere eines Blechbauteils gemäß dem Oberbegriff von Patentanspruch 1. Des Weiteren
betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Umformen eines Bauteils.
[0002] Beim Umformen von Bauteilen, insbesondere von metallischen Halbzeugen bzw. Blechbauteilen
werden bekanntermaßen -je nach Art des Umformprozesses - beispielsweise Schwenkbiegemaschinen
oder Pressmaschinen zur plastischen Verformung der jeweiligen Bauteile eingesetzt.
In Abhängigkeit der Materialeigenschaften, wie beispielsweise dem E-Modul oder der
Härte des jeweiligen Bauteils kann dieses je nach Art des Umformverfahrens einer Druck-,
Zug-, Schub-, oder Biegeumformung unterzogen werden, wobei vor allem aus einem Metall
gebildete Bauteile für die eben genannten Umformverfahren besonders geeignet sind.
Je nach Einsatzgebiet können als Werkstoffe für das für den Umformprozess vorgesehene
Bauteil beispielsweise Stahl, Aluminium, Kupfer oder Legierungen wie Messing verwendet
werden. Neben den metallischen Werkstoffen können auch andere Materialien, wie beispielsweise
Kunststoffe umgeformt werden.
[0003] Häufig kommt es beim Biegen, bzw. beim Abkanten von Bauteilen mit relativ langen
Biege- oder Abkantlinien zu Winkelabweichungen des Biegewinkels über der Länge der
Biegelinie. Als Folge hoher Anpresskräfte werden jeweilige Abkantmittel, wie beispielsweise
ein Oberteil oder ein Unterteil einer als Schwenkbiegemaschine ausgebildeten Umformvorrichtung
beim Biegen eines Bauteils selbst geringfügig durchgebogen, wenn das Bauteil unter
einer Relativbewegung zwischen dem Unterteil und dem Oberteil der Umformvorrichtung
verformt wird. Ein derartiges Durchbiegen hat zur Folge, dass der Abkantwinkel entlang
der Längserstreckung des gebogenen, bzw. abgekanteten Bauteils nicht konstant ist.
Je nach Fertigungstoleranz kann dies also dazu führen, dass bei der Bauteilumformung
vermehrt Ausschuss produziert wird oder zumindest die umgeformten Bauteile unter hohem
Aufwand nachbearbeitet werden müssen. Eine derartige Nachbearbeitung bzw. ein Produzieren
von Ausschuss ist insbesondere in der industriellen Fertigung hinsichtlich eines zusätzlichen
Zeit- und Kostenaufwands besonders unvorteilhaft. Dementsprechend ist das Herstellen
von umgeformten, bzw. gebogenen Bauteilen mit besonders hohen Toleranzanforderungen
nur unter erheblichem Aufwand möglich bzw. sogar technisch nicht realisierbar.
[0004] Aus der
DE 10 2005 018 866 B3 ist eine Vorrichtung zum Biegen oder Abkanten eines Gegenstandes, insbesondere eines
als Blechteil ausgebildeten Bauteils, bekannt, welches Mittel zum Klemmen des zu bearbeitenden
Gegenstandes und eine bewegbare Biegeeinrichtung aufweist. Die dortigen Mittel umfassen
ein als Oberwange ausgebildetes Oberteil, ein Unterteil und eine bewegbare Biegewange
der Biegeeinrichtung. Die bewegbare Biegewange ist zweiteilig ausgebildet, wobei die
beiden Teile der Biegewange mittels jeweiliger, als Schrauben bzw. Bolzen ausgebildeter
Koppelelemente miteinander verbunden und relativ zueinander bewegbar sind. Durch die
Relativbewegung der beiden Teile zueinander ist eine Verwölbung einer als Bombierelement
ausgebildeten Biegeschiene einstellbar, wobei die Biegeschiene an einem der beiden
Teile angeordnet ist. Die Verwölbung der Biegeschiene zum Ausgleichen etwaiger unerwünschter
Winkelabweichungen an dem Bauteil erfolgt nun vorliegend dadurch, dass infolge der
Relativbewegung der beiden Teile zueinander das Teil, an welchem die Biegeschiene
angeordnet ist, verwölbt wird und dadurch auch die Biegeschiene dieser Verwölbung
unterworfen ist. Ein zu verformendes Bauteil wird nun zwischen dem Oberteil und der
Biegeschiene des Unterteils eingeführt und unter einer Relativbewegung zwischen dem
Oberteil und dem Unterteil umgeformt, bzw. gebogen. In Folge der Verwölbung der dortigen
Biegeschiene auf Grund der Relativbewegung der beiden Teile kann einer etwaigen Winkelabweichung
des Biegewinkels über der Länge der Biegelinie des umzuformenden Bauteils besonders
effektiv entgegengewirkt werden. Um eine möglichst wunschgemäße Verwölbung der Biegeschiene
zu realisieren, sind die beiden Teile der Biegewange unter hohem Fertigungsaufwand
besonders präzise hergestellt und exakt mittels der jeweiligen Koppelelemente aufeinander
abgestimmt.
[0005] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Umformvorrichtung zur plastischen Verformung eines
Bauteils, insbesondere einem Blechbauteil zu schaffen, welche kostengünstig herstellbar
ist und unerwünschte Abweichungen beim Umformen des Bauteils sicher unterbindet. Des
Weiteren ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein entsprechendes Verfahren zum
Umformen eines Bauteils zu schaffen.
Diese Aufgabe wird durch eine Umformvorrichtung mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 und durch ein Verfahren zum Umformen eines Bauteils mit den Merkmalen des Patentanspruchs
10 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen mit zweckmäßigen Weiterbildungen der Erfindung
sind in den abhängigen Patentansprüchen angegeben.
[0006] Bei der erfindungsgemäßen Umformvorrichtung umfasst die Biegeschiene wenigstens einen
dem Bauteil zugewandten und zumindest bereichsweise eine Kante ausbildenden ersten
Bereich sowie einen zweiten Bereich und zudem wenigstens eine Verformungskomponente,
mittels welcher zumindest der erste Bereich wenigstens bereichsweise elastisch verformbar
ist.
[0007] Anhand der Verformungskomponente ist die Biegeschiene in sich elastisch verformbar,
wobei zumindest der erste Bereich verwölbt werden kann und zusätzlich oder alternativ
der zweite Bereich einer Wölbung unterworfen wird. Durch das Verwenden mehrerer Verformungskomponenten
an unterschiedlichen Stellen der Biegeschiene wird ein höherer Freiheitsgrad bei der
Verwölbung des ersten Bereichs der Biegeschiene und damit deren Kante geschaffen.
Dadurch können auch etwaige Winkelabweichungen eines Biegewinkels ausgeglichen werden,
wenn z.B. das Durchbiegen des Oberteils der Umformvorrichtung - beispielsweise in
Folge asymmetrischer Versteifungsstreben bzw. Materialanhäufungen oder Materialinhomogenitäten
des Ober- oder Unterteils der Umformvorrichtung bzw. des Bauteils - beim Umformen
außermittig erfolgt. Durch das Verwenden mehrerer der Verformungskomponenten könnte
also die Kante des ersten Bereichs der Biegeschiene nicht nur konkav oder konvex,
sondern auch beispielsweise wellenförmig elastisch verformt werden, um entsprechende
Abweichungen auszugleichen.
[0008] Anders als aus dem Stand der Technik bekannt, ist also die Biegeschiene, dadurch
dass sie wenigstens die eine Verformungskomponente umfasst und somit in sich selbst
bereichsweise elastisch verformbar ist, als sogenannte bombierbare Biegeschiene ausgebildet.
Ist das umzuformende Bauteil beispielsweise als Blech ausgebildet, so kann mittels
der bombierbaren Biegeschiene ein jeweils unterschiedliches Rückfederverhalten des
gebogenen Bleches über die gesamte Arbeitsbreite der Umformvorrichtung bzw. die Länge
der Biegeschiene ausgeglichen werden. Da es sich bei der Biegeschiene um ein besonders
preiswert und einfach zu fertigendes Bauteil der Umformvorrichtung handelt, wird dementsprechend
auch eine besonders wirtschaftliche Möglichkeit geschaffen, Abweichungen entlang der
Biegelinie zu kompensieren.
[0009] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung weist die Biegeschiene einen Schlitz
auf, welcher den ersten Bereich von dem zweiten Bereich zumindest über einen wesentlichen
Bereich einer Längserstreckung der Biegeschiene beabstandet. Durch den Schlitz in
der Biegeschiene wird gezielt eine Inhomogenität bezüglich deren Festigkeit und Steifigkeit
in dieser geschaffen und die mittels der Verformungskomponenten ausgeübte Verformung
der Biegeschiene besonders wirksam in Form einer Verwölbung der Kante umgesetzt. Einerseits
ist es in diesem Zusammenhang denkbar mittels der Verformungskomponente den Schlitz
zumindest bereichsweise aufzuweiten und dadurch eine Verformung des ersten Bereichs
gegenüber dem zweiten Bereich zu bewirken. Andererseits ist es mittels des Schlitzes
ebenfalls möglich, den zweiten Bereich lediglich als Zugkraft bzw. Druckkraft übertragendes
Element einzusetzen, welches an dem Unterteil derart über dessen Länge fixiert wird,
dass der zweite Bereich selbst nicht elastisch gebogen, sondern lediglich gestreckt
oder gestaucht wird. Der Schlitz wird dann dabei bereichsweise aufgeweitet. Eine derartige
Verformung der Biegeschiene bzw. deren Kante kann dementsprechend dann besonders wirksam
erfolgen, wenn der erste Bereich und der zweite Bereich der Biegeschiene an deren
beiden Enden entsprechend der Längserstreckung miteinander verbunden sind und sich
somit der Schlitz über einen wesentlichen Bereich der Biegeschiene erstreckt.
[0010] Bevorzugt umfasst die Biegeschiene wenigstens eine Aussparung zwischen dem ersten
Bereich und dem zweiten Bereich, in welcher die Verformungskomponente angeordnet ist.
Durch das Anordnen der Verformungskomponenten in der Aussparung kann die Biegeschiene
besonders kompakt ausgebildet werden. Durch eine derartige Anordnung kann die Biegeschiene
zudem besonders bauraumsparend ausgeführt werden. Durch eine entsprechende Konturgebung
der Aussparung kann die elastische Verformbarkeit der Biegeschiene beeinflusst werden.
Wird die Aussparung großzügig dimensioniert und dementsprechend viel Material aus
der Biegeschiene entfernt, so verringert sich der Abstand zwischen dem Rand der Aussparung
und der Kante der Biegeschiene. Somit kann eine stärkere Verformung der Biegeschiene
ermöglicht werden, bzw. wird für eine Verformung der Biegeschiene weniger Kraft benötigt.
Wird hingegen die Aussparung besonders klein dimensioniert, so verbleibt mehr Material
im Bereich zwischen der Kante und der Aussparung an der Biegeschiene, wodurch diese
besonders steif und widerstandsfähig gegenüber einer Krafteinwirkung von Seiten des
Bauteils ist, wenn dieses verformt wird. Somit wird auf besonders einfache Art und
Weise eine effiziente und wirtschaftliche Möglichkeit geschaffen, die Kante der Biegeschiene
den jeweiligen Erfordernissen entsprechend zu verwölben.
[0011] Als weiter vorteilhaft hat es sich gezeigt, wenn die Verformungskomponente eine erste
Komponente und eine zweiten Komponente umfasst, welche relativ zueinander bewegbar
sind. Durch den Einsatz der ersten Komponente und der zweiten Komponenten können etwaige
unerwünschte plastische Verformungen an der Biegeschiene besonders wirksam unterbunden
werden, insbesondere sofern die erste Komponente und die zweite Komponente als druckverteilende
Schalenelemente ausgebildet sind. Die erste Komponente und die zweite Komponente werden
unter Ausübung eines Druckes auseinander bewegt und dadurch die Verformung der Biegeschiene
erwirkt. Der durch die Verformungskomponente ausgeübte und die Biegeschiene bereichsweise
elastisch verformende Druck wird dann mittels der ersten Komponente und der zweiten
Komponente besonders gleichmäßig auf die Biegeschiene verteilt, wodurch elastische
Verformungen an der Biegeschiene in Folge von unzulässig hohen Druckspitzen besonders
wirksam unterbunden werden können.
[0012] Dies gilt insbesondere, wenn gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung die
erste Komponente und die zweite Komponente der Verformungskomponente mittels eines
Exzenterteils relativ zueinander bewegbar sind. Durch ein Verdrehen des Exzenterteils,
welches zwischen der ersten Komponente und der zweiten Komponente angeordnet ist,
ist die Verformungskomponente stufenlos verstellbar und dementsprechend die elastische
Verformung der Biegeschiene besonders exakt justierbar. In Abhängigkeit einer Exzentrizität
des Exzenterteils sind die erste und zweite Komponente unter Ausübung einer besonders
hohen Verformungskraft bzw. unter Zurücklegen eines besonders großen Verformungsweges
relativ zueinander bewegbar.
[0013] Von Vorteil ist weiterhin, wenn der erste Bereich und/oder der zweite Bereich der
Biegeschiene in Abhängigkeit von der relativen Bewegung zwischen der ersten Komponente
und der zweiten Komponente der Verformungskomponente bewegbar ist. Eine elastische
Verformung der Biegeschiene ist dementsprechend dann besonders intuitiv durch die
Umformvorrichtung bedienendes Personal möglich, wenn mit einer Relativbewegung der
ersten Komponente zur zweiten Komponenten der Verformungskomponente auch eine elastische
Verformung der Biegeschiene einhergeht. Dies gilt insbesondere dann, wenn bei einer
Vergrößerung des Abstands zwischen der ersten Komponente und der zweiten Komponente
auch eine stärkere elastische Verformung der Biegeschiene erfolgt, wodurch aus ergonomischer
Sicht eine besonders intuitive Bedienung der Umformvorrichtung ermöglicht wird.
[0014] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist die Biegeschiene
einteilig ausgebildet. Da die Fertigungskosten insbesondere von Präzisionsbauteilen
mit der Anzahl der Einzelkomponenten, aus denen das jeweilige Bauteil zusammengesetzt
ist, ansteigen, ist eine einteilige Ausführung der Biegeschiene besonders ressourcenschonend.
[0015] Bevorzugt umfasst die Biegeschiene jeweilige Abdeckbleche zur geführten Relativbewegung
zwischen dem ersten und dem zweiten Bereich. Mittels derartiger Abdeckbleche kann
besonders effizient ein etwaiges seitliches Verbiegen des ersten Bereichs relativ
zu dem zweiten Bereich bzw. umgekehrt unterbunden werden. Mit anderen Worten kann
mittels der Abdeckbleche also eine besonders exakte und im Wesentlichen in einer Ebene
verlaufenden Bewegung zwischen dem ersten Bereich und dem zweiten Bereich realisiert
werden. Eine Verwölbung der Biegeschiene in eine unerwünschte Raumrichtung wird dementsprechend
besonders wirksam unterbunden.
[0016] Schließlich ist es von Vorteil, wenn die Umformvorrichtung als Schwenkbiegemaschine
ausgebildet ist. Schwenkbiegemaschinen sind besonders geeignet um Bauteile, welche
als Metallbleche mit großen Dicken ausgebildet sind, mit großer Präzision umzuformen.
Die Biegeschiene kann besonders aufwandsarm auf die Steifigkeit der Schwenkbiegemaschine
angepasst werden und dementsprechend auch Abweichungen einer langen Biegelinie besonders
wirksam kompensieren.
[0017] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Umformen eines Bauteils mittels einer ein
Oberteil und ein Unterteil umfassenden Umformvorrichtung, bei welcher das Bauteil
zwischen dem Oberteil und einer dem Unterteil zugeordneten Biegeschiene fixiert und
unter einer Relativbewegung zwischen dem Unterteil und dem Oberteil der Umformvorrichtung
verformt wird, erfolgt ein Einstellen jeweiliger vordefinierter Verformungsparameter
mittels mindestens einer Verformungskomponente. Mittels der Verformungskomponente
wird wenigstens ein dem Bauteil zugewandter und zumindest bereichsweise eine Kante
ausbildender erster Bereich einer den ersten Bereich sowie einen zweiten Bereich aufweisenden
Biegeschiene wenigstens bereichsweise elastisch verformt. Das Umformen des Bauteils
erfolgt unter der Relativbewegung zwischen dem Unterteil und dem Oberteil der Umformvorrichtung
durch Ausüben einer Verformungskraft unter Vermittlung der Biegeschiene. Ein derartiges
Verfahren stellt eine besonders exakte und einfache Umformung des Bauteils sicher.
Es lassen sich somit vordefinierte, also gewünschte Verformungsparameter besonders
genau einstellen.
[0018] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird die Biegeschiene in Abhängigkeit
jeweiliger Geometriegrößen des Bauteils mittels der Verformungskomponente elastisch
verformt. Zu derartigen Geometriegrößen gehören beispielsweise die Länge, die Breite
oder die Tiefe an der Stelle des Bauteils, an welcher die Umformung erfolgen soll.
Die Verformung des Bauteils, bzw. die Eignung des Bauteils für eine leichte oder erhebliche
Umformung hängt also von derartigen Dimensionen ab, wobei beispielsweise die Tiefe,
also die Materialstärke des Bauteils den maximal möglichen Biegeradius bzw. den Biegewinkel
beeinflusst. Erstreckt sich das umzuformende Bauteil lediglich über einen kurzen Bereich
der Längserstreckung der Biegeschiene, so werden die Klemmmittel, also das Oberteil
und zusätzlich oder alternativ das Unterteil der Umformvorrichtung lokal besonders
stark beansprucht und gegebenenfalls bei der Bauteilumformung selbst elastisch verformt.
Dies kann durch die Bombierung, also die elastische Verformung der Biegeschiene wirksam
ausgeglichen werden.
[0019] Schließlich ist es von Vorteil, wenn die Biegeschiene in Abhängigkeit jeweiliger,
die Festigkeit des Bauteils betreffender Parameter mittels der Verformungskomponente
elastisch verformt wird. Zur Festigkeit des Bauteils gehören insbesondere Materialeigenschaften,
welche den Umformprozess beeinflussen. Zu derartigen Materialeigenschaften gehört
beispielsweise der E-Modul oder die Kerbschlagzähigkeit des Bauteils. Weitere Parameter,
welche die Festigkeit des Bauteils betreffen, sind beispielsweise die Konzentration
von Legierungsbestandteilen oder ein etwaiges Härteverfahren, welchem das Bauteil
unterworfen worden ist bzw. eine bestimmte Einhärttiefe, die bei dem entsprechenden
Härteverfahren des umzuformenden Bauteils zuvor gewählt wurde.
[0020] Die für die erfindungsgemäße Umformvorrichtung beschriebenen Vorteile und bevorzugten
Ausführungsformen gelten auch für das erfindungsgemäße Verfahren und umgekehrt. Zur
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann die erfindungsgemäße Vorrichtung
verwendet werden.
[0021] Die vorstehend in der Beschreibung genannten Merkmale und Merkmalskombinationen sowie
die nachfolgend in der Figurenbeschreibung genannten und/oder in den Figuren alleine
gezeigten Merkmale und Merkmalskombinationen sind nicht nur in der jeweils angegebenen
Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar,
ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
[0022] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen,
der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen sowie anhand der Zeichnungen.
[0023] Es zeigen:
- Fig. 1a
- eine Vorderansicht einer als Schwenkbiegemaschine ausgebildeten Umformvorrichtung,
welche ein Oberteil sowie ein eine bombierbare Biegeschiene umfassendes Unterteil
umfasst;
- Fig. 1b
- eine Schnittansicht der in Fig. 1a gezeigten Umformvorrichtung entsprechend einer
in Fig. 1a gekennzeichneten Schnittlinie F-F;
- Fig. 2a
- eine Draufsicht auf die Biegeschiene der Umformvorrichtung;
- Fig. 2b
- eine Vorderansicht auf die Biegeschiene der Umformvorrichtung;
- Fig. 2c
- eine Seitenansicht auf die Biegeschiene der Umformvorrichtung;
- Fig. 2d
- eine Detailansicht eines in Fig. 2 mit D gekennzeichneten Ausschnitts, welcher ein
Abdeckblech zeigt, mittels welchem ein erster Bereich und ein zweiter Bereich der
Biegeschiene geführt werden;
- Fig. 2e
- eine vergrößerte Vorderansicht einer Verformungskomponente der Biegeschiene, wobei
die Verformungskomponente vorliegend ein als Exzenterwelle ausgebildetes Exzenterteil
umfasst, mittels welchem eine ersten Komponente und eine zweiten Komponente der Verformungskomponente
relativ zu einander verstellbar sind; und in
- Fig. 2f
- eine vergrößerte Vorderansicht auf die Verformungskomponente, deren erste Komponente
und zweite Komponente in Folge einer Verdrehung des Exzenterteils voneinander beabstandet
werden.
[0024] Fig. 1 a zeigt eine Vorderansicht einer als Schwenkbiegemaschine ausgebildeten Umformvorrichtung
1, welche ein als Oberwange ausgebildetes Oberteil 3 und ein Unterteil 4 umfasst.
An dem Unterteil 4 ist eine Biegeschiene 6 angeordnet, wobei - wie aus einer in Fig.
1 b dargestellten Schnittansicht gemäß einer Schnittlinie F-F aus Fig. 1a - erkennbar
ist, das ein umzuformendes Bauteil 2, welches vorliegend als Metallblech ausgebildet
ist, zwischen dem Oberteil 3 und der Biegeschiene 6 des Unterteils 4 fixiert ist.
Um nun das Bauteil 2 im Rahmen einer plastischen Verformung zu biegen, wird vorliegend
das Unterteil 4, sowie die an dem Unterteil 4 angeordnete Biegeschiene 6 gegenüber
dem Oberteil 3 entsprechend einer mit einem Doppelpfeil gekennzeichneten Relativbewegung
5 soweit verschwenkt, bis das Bauteil entsprechend wunschgemäßen Biegewinkels bzw.
Biegeradius gebogen und dementsprechend plastisch verformt ist.
[0025] Fig. 2a zeigt eine Draufsicht und Fig. 2b eine Vorderansicht der Biegeschiene 6.
Die Biegeschiene 6 weist eine Längserstreckung 12 der Länge L und, wie in einer Seitenansicht
der Biegeschiene 6 in Fig. 2c erkennbar ist, eine Breite B und eine Tiefe T auf. Die
Biegeschiene 6 weist einen zumindest bereichsweise eine Kante 7 ausbildenden ersten
Bereich 8 sowie einen zweiten Bereich 9 auf, wobei die Biegeschiene 6 derart in der
Umformvorrichtung 1 angeordnet ist, dass der erste Bereich 8 dem umzuformenden Bauteil
2 zugewandt ist, und dementsprechend die Kante 7 an dem Bauteil 2 anliegt. Die Biegeschiene
6 umfasst des Weiteren vorliegend mehrere Verformungskomponenten 10, mittels welcher
der erste Bereich 8 wenigstens bereichsweise elastisch verformbar ist. Die Biegeschiene
6 weist ebenfalls einen Schlitz 11 auf, welcher den ersten Bereich 8 vom dem zweiten
Bereich 9 zumindest über einen wesentlichen Bereich der Längserstreckung 12 der Biegeschiene
6 beabstandet. Mit anderen Worten erstreckt sich also der Schlitz 11 der Biegeschiene
6 über einen Großteil der Länge L der Biegeschiene 6. Die Verformungskomponenten 10
sind in jeweiligen Aussparungen 13 der Biegeschiene angeordnet, wobei die Aussparungen
13 von dem ersten Bereich 8 und dem zweiten Bereich 9 umgeben sind. Die Aussparungen
13 sind vorliegend also zwischen dem ersten Bereich 8 und dem zweiten Bereich 9 angeordnet.
[0026] Fig. 2d zeigt eine vergrößerte Ansicht eines in Fig. 2b mit D markierten Ausschnitts,
wobei verdeutlicht wird, dass die Biegeschiene 6 jeweilige Abdeckbleche 19 umfasst.
Die Abdeckbleche 19 dienen zur Stabilisierung der Biegeschiene 6 und ermöglichen eine
elastische Verformung mittels der jeweiligen Verformungskomponenten 10 derart, dass
sich zwar die Breite B (Fig. 2c) der Biegeschiene 6 entlang ihrer Längserstreckung
12 und somit entlang ihrer Länge L ändern kann, jedoch eine seitliche Verwölbung zwischen
dem ersten Bereich 8 und dem zweiten Bereich 9 wirksam unterbunden wird. Mit andern
Worten ermöglichen also die jeweiligen Abdeckbleche 19, welche entlang der Biegeschiene
6 verteilt sind zwar eine Änderung der Breite B über der Länge L der Biegeschiene
6, unterbinden jedoch eine Änderung der Tiefe T und somit eine seitliche Verwölbung
zwischen dem ersten Bereich 8 und dem zweiten Bereich 9 bei der elastischen Verformung
der Biegeschiene 6 mittels der Verformungskomponenten 10. Um eine geführte Relativbewegung
zwischen dem ersten Bereich 8 und dem zweiten Bereich 9 zu ermöglichen, überdecken
die jeweiligen Abdeckbleche 19 sowohl den ersten Bereich 8, als auch den zweiten Bereich
9 zumindest bereichsweise. Da hierdurch auch der Schlitz 11 mittels der jeweiligen
Abdeckbleche 19 überdeckt wird, wird auch bei der wenigstens bereichsweisen elastischen
Verformung der Biegeschiene 6, bei welcher es auch zu einer bereichsweisen Vergrößerung
des Schlitzes 11 kommen kann, eine sichere Führung ermöglicht. Um die Abdeckbleche
19 besonders sicher an der Biegeschiene 6 zu fixieren, sind diese vorliegend mittels
jeweiliger Schrauben 20, welche als Senkkopfschrauben ausgebildet sind, mit der Biegeschiene
6 verschraubt. Die Schrauben 20 sind vorliegend parallel zur Längserstreckung 12 verlaufend
und an einander gegenüberliegenden Seiten des jeweiligen Abdeckblechs 19 angeordnet.
[0027] Wie insbesondere aus Fig. 2b hervorgeht, ist die Biegeschiene 6 vorliegend einteilig
ausgebildet und dementsprechend besonders ressourcenschonend hergestellt.
[0028] Fig. 2e und Fig. 2f zeigen jeweils eine vergrößerte Vorderansicht auf die Verformungskomponente
10, wobei Fig. 2e eine Stellung der Verformungskomponente 10 zeigt, in welcher keine
Verformung der Biegeschiene 6 erfolgt und Fig. 2f eine Stellung, in welcher wenigstens
bereichsweise eine elastische Verformung der Biegeschiene 6 erfolgt. In den Fig. 2e
und Fig. 2f ist gezeigt, dass die Verformungskomponente 10 eine erste Komponente 14
und eine zweite Komponente 15 umfasst, wobei die erste Komponente 14 und die zweiten
Komponente 15 als jeweilige Exzenterlagerschalen ausgebildet und relativ zueinander
bewegbar sind. Zwischen der ersten Komponente 14 und der zweiten Komponente 15 ist
ein als Exzenterwelle ausgebildetes Exzenterteil 16 angeordnet, welches eine Exzentrizität
17 aufweist. In Fig. 2e verläuft die Exzentrizität 17 vorliegend parallel zu der Längserstreckung
12 bzw. zu dem Schlitz 11 der Biegeschiene 6, wodurch ein Spalt 18, welcher zwischen
der ersten Komponente 14 und der zweiten Komponente 15 gebildet wird, einen Minimalwert
aufweist und dementsprechend eine Höhe der jeweiligen Verformungskomponente 10, welche
durch die erste Komponente 14, die zweite Komponente 15 sowie das Exzenterteil 16
gebildet wird, den Wert h aufweist. Die Erstreckung der Höhe mit dem Wert h in Fig.
2e verläuft in gleicher Richtung wie die Breite B der Biegeschiene 6 und somit im
Wesentlichen lotrecht zur Längserstreckung 12. Das Exzenterteil 16 ist mittels Werkzeugeingriff
in eine außermittig zu einer Drehachse 23 des Exzenterteils 16 angeordneten und vorliegend
als Sechskant ausgebildeten Fixierungsöffnung 22 um die Drehachse 23 drehbar. Wird
nun, wie in Fig. 2f gezeigt, das Exzenterteil 16 zwischen der ersten Komponente 14
und der zweiten Komponente 15 entsprechend einer durch einen Pfeil gekennzeichneten
Drehung 21 um die Drehachse 23 und damit relativ zu der ersten Komponente 14 und der
zweiten Komponente 15 verdreht, so wird eine Verformungskraft auf die ersten Komponente
14 sowie auf die zweiten Komponente 15 ausgeübt, wodurch sich der Spalt 18 und dementsprechend
die Höhe von dem Wert h auf h' vergrößert. Mit anderen Worten ist also die erste Komponente
14 und die zweite Komponente 15 der Verformungskomponente 10 mittels des Exzenterteils
16 relativ zueinander bewegbar. Da die jeweiligen Verformungskomponenten 10 entlang
der Längserstreckung 12 der Biegeschiene 6 angeordnet sind, wird die Verformungskraft
und damit auch die Höhenänderung der Verformungskomponente 10 von dem Wert h auf den
Wert h' auf die Biegeschiene 6 übertragen. Infolgedessen wir die Biegeschiene 6 nunmehr
zumindest bereichsweise elastisch verformt und zwar an solchen Bereichen der Biegeschiene
6, in welchen eine Höhenänderung der Verformungskomponente 10 erfolgt. Die bereichsweise
elastische Verformung der Biegeschiene 6 erfolgt also entsprechend der jeweiligen
Verformungskomponente 10. Mit anderen Worten ist also der erste Bereich 8 und zusätzlich
oder alternativ der zweite Bereich 9 der Biegeschiene 6 in Abhängigkeit von der relativen
Bewegung zwischen der ersten Komponente 14 und der zweiten Komponente 15 der Verformungskomponente
10 bewegbar.
[0029] Es ist klar, dass alternativ auch auf die erste Komponente 14 und die zweite Komponente
15 verzichtet werden könnte und das Exzenterteil 16 direkt an dem ersten Bereich 8
und zusätzlich oder alternativ an dem zweiten Bereich 9 anliegen könnte. Mit anderen
Worten würde dann das Exzenterteil 16 direkt mit dem ersten Bereich 8 und dem zweiten
Bereich 9 der Biegeschiene 6 in Kontakt stehen. Durch Verdrehen des Exzenterteils
16 würde dann aufgrund dessen Exzentrizität 17 direkt der Schlitz 11 und infolgedessen
der erste Bereich 8 der Biegeschiene 6 bzw. deren Kante 7 verwölbt.
1. Umformvorrichtung (1) zur plastischen Verformung eines Bauteils (2), insbesondere
eines Blechbauteils, welches zwischen einem Oberteil (3) und einem eine Biegeschiene
(6) umfassenden Unterteil (4) der Umformvorrichtung (1) fixierbar und unter einer
Relativbewegung (5) zwischen dem Unterteil (4) und dem Oberteil (3) der Umformvorrichtung
(1) verformbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Biegeschiene (6) wenigstens einen dem Bauteil (2) zugewandten und zumindest bereichsweise
eine Kante (7) ausbildenden ersten Bereich (8) sowie einen zweiten Bereich (9) und
zudem wenigstens eine Verformungskomponente (10) umfasst, mittels welcher zumindest
der erste Bereich (8) wenigstens bereichsweise elastisch verformbar ist.
2. Umformvorrichtung (1) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Biegeschiene (6) einen Schlitz (11) aufweist, welcher den ersten Bereich (8) von
dem zweiten Bereich (9) zumindest über einen wesentlichen Bereich einer Längserstreckung
(12) der Biegeschiene (6) beabstandet.
3. Umformvorrichtung (1) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Biegeschiene (6) wenigstens eine Aussparung (13) zwischen dem ersten Bereich (8)
und dem zweiten Bereich (9) umfasst, in welcher die Verformungskomponente (10) angeordnet
ist.
4. Umformvorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Verformungskomponente (10) eine erste Komponente (14) und eine zweite Komponente
(15) umfasst, welche relativ zueinander bewegbar sind.
5. Umformvorrichtung (1) nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die erste Komponente (14) und die zweite Komponente (15) der Verformungskomponente
(10) mittels eines Exzenterteils (16) relativ zueinander bewegbar sind.
6. Umformvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
der erste Bereich (8) und/oder der zweite Bereich (9) der Biegeschiene (6) in Abhängigkeit
von der relativen Bewegung zwischen der ersten Komponente (14) und der zweiten Komponente
(15) der Verformungskomponente (10) bewegbar ist.
7. Umformvorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Biegeschiene (6) einteilig ausgebildet ist.
8. Umformvorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Biegeschiene (6) jeweilige Abdeckbleche (19) zur geführten Relativbewegung zwischen
dem ersten Bereich (8) und dem zweiten Bereich (9) umfasst.
9. Umformvorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Umformvorrichtung (1) als Schwenkbiegemaschine ausgebildet ist.
10. Verfahren zum Umformen eines Bauteils (2) mittels einer ein Oberteil (3) und ein Unterteil
(4) umfassenden Umformvorrichtung (1), bei welcher das Bauteil (2) zwischen dem Oberteil
(3) und einer dem Unterteil (4) zugeordneten Biegeschiene (6) fixiert und unter einer
Relativbewegung (5) zwischen dem Unterteil (4) und dem Oberteil (3) der Umformvorrichtung
(1) verformt wird,
gekennzeichnet durch folgende Schritte:
- Einstellen jeweiliger vordefinierter Verformungsparameter mittels mindestens einer
Verformungskomponente (10), mittels welcher wenigstens ein dem Bauteil (2) zugewandter
und zumindest bereichsweise eine Kante (7) ausbildender erster Bereich (8) einer den
ersten Bereich (8) sowie einen zweiten Bereich (9) aufweisenden Biegeschiene (6) wenigstens
bereichsweise elastisch verformt wird; und
- Umformen des Bauteils (2) unter der Relativbewegung (5) zwischen dem Unterteil (4)
und dem Oberteil (3) der Umformvorrichtung (1) durch Ausüben einer Verformungskraft unter Vermittlung der Biegeschiene (6).
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Biegeschiene (6) in Abhängigkeit jeweiliger Geometriegrößen des Bauteils (2) mittels
der Verformungskomponente (10) elastisch verformt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Biegeschiene (6) in Abhängigkeit jeweiliger, die Festigkeit des Bauteils (2) betreffender
Parameter mittels der Verformungskomponente (10) elastisch verformt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Durchführung des Verfahrens eine Umformvorrichtung (1) gemäß einem der Ansprüche
1 bis 9 verwendet wird.