[0001] Die Erfindung betrifft eine Führungsvorrichtung für eine Schiebetür, ein Laufwerk
für eine solche Führungsvorrichtung sowie ein Möbelstück, insbesondere ein Schrank
mit wenigstens einer Schiebetür, die von der Führungsvorrichtung gehalten und geführt
ist.
[0002] Mittels Schiebetüren lässt sich ein Möbelstück, insbesondere ein Schrank, vorteilhaft
abschliessen. Zum Öffnen eines Schrankes werden die Schiebetüren beiseitegeschoben
und müssen nicht, wie Drehtüren, in den Raum gegen den Anwender gedreht werden. Hingegen
wird auch für die zu öffnenden Schiebetüren Raum benötigt, in dem sie parkiert werden
können.
[0003] Aus [1],
US2014/150208A1, ist ein Schrank mit einer Führungsvorrichtung bekannt, mittels der Schiebetüren
gefaltet und parallel zur Seitenwand des Schrankes in einen Parkraum hinein verschoben
werden können. Der für den Parkraum innerhalb des Schrankes vorgesehene Raum steht
für die Nutzung des Schrankes hingegen nicht mehr zur Verfügung.
[0004] Die [2],
US8763205B2, offenbart einen Schrank mit mehreren Schiebetüren, die je von einer entlang von
Führungsschienen verschiebbaren Laufwerksvorrichtung gehalten und geführt sind, sodass
die Schiebetüren von einer Schranköffnung abgehoben und seitlich verschoben werden
können. Die Laufwerksvorrichtungen umfassen Laufwerke und Laufwerksarme, die über
Verbindungsvorrichtungen mit den Schiebetüren verbunden sind. Die Schiebetüren dieses
Schrankes werden daher nicht in einen speziell vorgesehenen Parkraum transportiert,
sondern vor eine benachbarte Schiebetür verschoben. Bei einem Schrank mit zwei Schiebetüren
kann der Anwender daher jeweils die eine vor die andere Schiebetür schieben. Die geöffnete
Schiebetür steht daher vor der verschlossenen Schiebetür im Blickfeld des Anwenders.
Bei Schränken dieser Art müssen die Schiebetüren daher präzise ausgerichtet und geführt
werden, um Kollisionen bei der Verschiebung zu vermeiden und ein vorteilhaftes Erscheinungsbild
zu erzeugen, wenn die Schiebetüren die Endlage erreicht haben.
[0005] Aufgrund der relativ komplexen Führung der Schiebetüren, die beim Öffnen von der
Schranköffnung abgehoben und beim Schliessen gegen die Schranköffnung gefahren und
ausserhalb dieses Bereichs parallel verschoben werden, resultieren für die Führungsvorrichtung
verschiedene Aufgaben, die beim Stand der Technik kaum befriedigend gelöst sind. Nebst
der präzisen Führung zur Vermeidung von Kollisionen und zur gewünschten Ausrichtung
der Schiebetüren wäre es insbesondere wünschenswert, wenn die Schiebetüren stabiler
geführt und gehalten werden könnten, sodass Vibrationen und Geräusche insbesondere
im Bereich der Parallelführung der Schiebetüren vermieden werden können. Ferner wäre
es wünschenswert, wenn die Schiebetüren die Schranköffnung nach dem Schliessvorgang
zuverlässig abschliessen würden, sodass offen liegende Spalten und verbleibendes Spiel
der Schiebetüren vermieden werden kann. Nachteilig bei bekannten Lösungen ist ferner,
dass die Schiebetüren oft nicht vollständig von der zugehörigen Schranköffnung weggefahren
werden können, wonach der Zugriff in die Schranköffnung behindert wird. Eine beschränkte
Verschiebbarkeit der Schiebetür erlaubt es zudem nicht, eine maximale Grösse der Schranköffnung
in zu realisieren.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine verbesserte Führungsvorrichtung
sowie ein Möbelstück mit wenigstens einer Schiebetür zu schaffen, die mittels einer
solchen Führungsvorrichtung zwischen einer geöffneten Position und einer verschlossenen
Position vorteilhaft verschiebbar ist. Ferner ist ein vorteilhaftes Laufwerk für eine
solche Führungsvorrichtung zu schaffen.
[0007] Insbesondere ist eine Führungsvorrichtung zu schaffen, mittels der eine damit gehaltene
Schiebetür, oder allgemein ein flächiges Trennelement, entlang einer Transportbahn,
die zumindest eine Kurve aufweist, präzise zu verschieben.
[0008] Die Führungsvorrichtung soll es insbesondere erlauben, den Verschiebebereich der
Schranktüren zu vergrössern und dadurch eine zugehörige Schranköffnung vollständig
zu öffnen und die Schranköffnung in maximaler Grösse zu realisieren.
[0009] Mittels der Führungsvorrichtung soll die gehaltene Schiebetür möglichst spielfrei
gehalten und geräuschfrei verschoben werden können. Ferner soll die Schiebetür mittels
der Führungsvorrichtung derart verschiebbar sein, dass eine korrespondierende Schranköffnung
zuverlässig abgeschlossen werden kann.
[0010] Die Führungsvorrichtung soll zudem einfach aufgebaut sein und wenig Raum in Anspruch
nehmen, damit der Schrankraum ohne wesentliche Einschränkungen dem Anwender zur Verfügung
steht.
[0011] Ferner soll die Führungsvorrichtung in der Lage sein, die Last der Schiebetür ganz
oder teilweise aufzunehmen.
[0012] Ein mit der Führungsvorrichtung versehenes Möbelstück, insbesondere ein Schrank,
soll daher vorteilhaft dimensioniert, bedient und benutzt werden können.
[0013] Diese Aufgabe wird mit einer Führungsvorrichtung, einem Führungslaufwerk und einem
Möbelstück mit wenigstens einer solchen Führungsvorrichtung gelöst, welche die in
Anspruch 1, 11 bzw. 13 genannten Merkmale aufweisen. Vorteilhafte Ausgestaltungen
der Erfindung sind in weiteren Ansprüchen angegeben.
[0014] Die Führungsvorrichtung, die für das Halten und Führen einer Schiebetür eines Schrankes
vorgesehen ist, mittels der eine Schranköffnung abschliessbar ist, umfasst einen Führungsbeschlag,
der mit der Schiebetür verbindbar ist und der durch ein erstes Drehgelenk, z.B. einen
ersten Gelenkbolzen, mit einem ersten Endstück eines Führungshebels verbunden ist,
dessen zweites Endstück durch ein zweites Drehgelenk, z.B. einen zweiten Gelenkbolzen,
mit einem Führungslaufwerk verbunden ist, das einen Laufwerkskörper aufweist, der
wenigstens eine Führungsrolle hält, die in einem Führungskanal geführt ist, welcher
nach der Installation der Führungsvorrichtung zumindest in einem Endbereich entlang
einer Kurve in die Schranköffnung hinein verläuft.
[0015] Bei der Verschiebung der Schiebetür gegen die Schranköffnung wird das Führungslaufwerk
in den Innenraum des Schrankes hinein gefahren und der Führungshebel gedreht. Die
Schiebetür kann daher während der Fahrt des Führungslaufwerks im Endbereich weiter
seitlich in die Endlage und gleichzeitig gegen die Schranköffnung geführt werden.
Dadurch kann der Führungsbeschlag am Führungslaufwerk vorbeigeführt und gegen die
Schranköffnung gefahren werden. Der Führungsbeschlag wird daher in Schliessrichtung
der Schiebetür weiter verschoben als das Führungslaufwerk. Bei der Ausfahrt des Führungslaufwerks
aus dem Endbereich wird der Führungshebel wieder zurück gedreht, sodass der Führungsbeschlag
in die andere Richtung wieder am Führungslaufwerk vorbeigeführt wird und das Führungslaufwerk
durch den Führungshebel nachgezogen wird. Auch in Öffnungsrichtung der Schiebetür
durchläuft der Führungsbeschlag somit einen weiteren Weg als das Führungslaufwerk.
[0016] Die Führungsvorrichtung erlaubt es aufgrund der Kurvenfahrt des Führungslaufwerks
und der Drehung des vorzugsweise gekrümmten Führungshebels somit, den Führungsbeschlag
und somit die Schiebetür entlang der Frontseite des Schrankes über einen weiteren
Bereich zu verschieben, als das Führungslaufwerk selbst verschoben wird. Dadurch kann
die Schranköffnung mit maximaler Grösse realisiert werden. Ferner kann die Schiebetür
vollständig von der Schranköffnung weggefahren werden, sodass der Anwender ungehinderten
Zugang in den Innenraum des Schrankes hat. Mittels des gekrümmten Führungshebels kann
der Führungsbeschlag beim Öffnungsvorgang der Schiebetür somit vor dem Führungslaufwerk
geführt und die Schranköffnung vollständig geöffnet werden.
[0017] In einer vorzugsweisen Ausgestaltung ist vorgesehen, dass der Laufwerkskörper des
Führungslaufwerks zwei in Laufrichtung hintereinander angeordnete Führungsrollen hält
und zusätzlich durch eine Kopplungsfeder mit dem zweiten Endstück des Führungshebels
verbunden ist.
[0018] Die Kopplungsfeder ist vorzugsweise eine Spiralfeder oder eine Zylinderfeder, die
in einer Ausnehmung innerhalb des Laufwerkskörpers angeordnet und mit einem ersten
Endstück im Laufwerkskörper und mit dem zweiten Endstück im Führungshebel verankert
ist. Vorzugsweise ist die Kopplungsfeder in einer z.B. zylinderförmigen Ausnehmung
im Laufwerkskörper koaxial zum Gelenkbolzen angeordnet, der vorzugsweise drehbar im
Laufwerkskörper gelagert ist. Auf diese Weise kann die Kopplungsfeder raumsparend
in den Laufwerkskörper integriert und mit diesem gekoppelt werden. Ebenso ist die
Kopplung des Laufwerks, d.h. des Gelenkbolzens und der Kopplungsfeder mit dem Führungshebel
in einfacher Weise möglich.
[0019] Das Führungslaufwerk wird beim Durchlaufen des Endbereichs gedreht, die Kopplungsfeder
entsprechend gespannt und eine Kraft oder ein Drehmoment auf den Führungshebel ausgeübt.
Durch das Drehmoment wird das mit dem Führungsbeschlag verbundene zweite Endstück
des Führungshebels gegen den Schrank gedreht und die Schiebetür gegen den Rahmen der
Schranköffnung gezogen, wodurch diese dicht abgeschlossen wird.
[0020] Vorzugsweise ist der Führungshebel gegen die Öffnungsrichtung der Schiebetür bzw.
in dieselbe Richtung gekrümmt, wie der Endbereich des Führungskanals verläuft. Z.B.
ist der Führungshebel L-förmig oder sichelförmig ausgebildet. Durch die Krümmung des
Hebels kann dieser in der Endlage des Führungslaufwerks bei geöffneter erster Schiebetür
die benachbarte zweite Schiebetür kantenseitig angreifen und die erste Schiebetür
vor der zweiten Schiebetür halten.
[0021] Die Kurvenform des Endbereichs des Führungskanals ist vorzugsweise derart gewählt,
dass das Führungslaufwerk beim Durchlaufen des Endbereichs bis zu einem Winkel gedreht
wird, der in einem Bereich von 65° - 180° liegt. Z.B. verläuft der Endbereich zumindest
angenähert in einem Viertelkreisbogen oder Halbkreisbogen. Die Kurve kann auch spiralförmig
verlaufen und einen stetig reduzierten Kurvenradius aufweisen. Der Kurvenradius kann
sich dabei linear oder nicht linear, gegebenenfalls logarithmisch, entlang der dem
Endbereich reduzieren. Der Kurvenradius kann sich in einem ersten Kurvenbereich auch
linear und in einem zweiten Kurvenbereich nicht-linear reduzieren. Die Kurvenform
wird dabei derart gewählt, dass die gewünschte Drehung des Führungslaufwerks und somit
eine gewünschte Spannung der Kopplungsfeder resultiert.
[0022] Der Führungskanal kann durch eine einzelne Führungsschiene gebildet werden, die im
Endbereich entsprechend gebogen wird. Dies ist jedoch mit entsprechend hohem Aufwand
verbunden, falls beim Biegen der Führungsschienen die Konstanz des Querschnitts des
Führungskanals aufrechterhalten werden soll.
[0023] Vorzugsweise wird eine gerade verlaufende Führungsschiene vorgesehen, an die ein
Schienenelement anschliesst, welches in einer Führungsplatte vorgesehen ist. Der Endbereich
des Führungskanals kann vorteilhaft in die Führungsplatte eingeprägt werden. Alternativ
wird die Führungsplatte aus Metall oder Kunststoff gegossen. Anhand der Führungsschiene
und der Führungsplatte kann der Führungskanal daher über die gesamte Länge mit einem
konstanten Kanalquerschnitt realisiert werden.
[0024] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist die Schiebetür oder der Führungsbeschlag mit
einem Türanschlag versehen, gegen den ein am ersten Endstück des Führungshebels vorgesehener
erster Hebelanschlag bei der Ausfahrt des Führungslaufwerks aus dem Endbereich drehbar
ist. In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung weist das Führungslaufwerk einen
Laufwerksanschlag auf, gegen den ein am zweiten Endstück des Führungshebels vorgesehener
zweiter Hebelanschlag bei der Ausfahrt des Führungslaufwerks aus dem Endbereich drehbar
ist. Der Laufwerksanschlag kann in einfacher Weise durch den Laufwerkskörper selbst
gebildet werden. Vorzugsweise sind diese beiden Ausgestaltungen mit dem Türanschlag,
dem Laufwerksanschlag sowie dem ersten und zweiten Hebelanschlag in Kombination vorgesehen,
durch die der Bereich der Drehung des Führungshebels während der Parallelfahrt gegenüber
der Schiebetür oder dem Führungsbeschlag einerseits und dem Laufwerk andererseits
begrenzt wird.
[0025] Der Türanschlag und der erste Hebelanschlag einerseits und/oder der Laufwerksanschlag
und der zweite Hebelanschlag andererseits sind vorzugsweise derart vorgesehen, dass
nach der Einfahrt des Führungslaufwerks in einen Teil des Führungskanals, der parallel
zur Front des Schrankes verläuft, bzw. nach der Einfahrt des Führungslaufwerks in
die gerade Führungsschiene der Türanschlag vorzugsweise spielfrei am ersten Hebelanschlag
und der Laufwerksanschlag vorzugsweise spielfrei am zweiten Hebelanschlag anliegt.
Eine Drehung des Führungshebels in die eine Richtung wird daher durch den Türanschlag
und eine Drehung des Führungshebels in die andere Richtung wird durch den Laufwerksanschlag
begrenzt. Die Schiebetür wird in dieser Position des Führungshebels daher parallel
zur Schranktür geführt, ohne dass seitliche Verschiebungen senkrecht zur Laufrichtung
und entsprechende Vibrationen auftreten können.
[0026] In einer vorzugsweisen Ausgestaltung ist vorgesehen, dass der Türanschlag und der
erste Hebelanschlag und/oder der Laufwerksanschlag und der zweite Hebelanschlag je
elastisch gelagert, elastisch ausgebildet oder über ein elastisches Element miteinander
verbindbar sind. Auf diese Weise werden Geräusche vermieden, wenn die genannten Anschläge
aufeinander treffen. Zudem wird auch beim Auftreten von Fertigungstoleranzen gewährleistet,
dass die Schiebetür spielfrei geführt wird.
[0027] In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung weist das Führungslaufwerk wenigstens
eine Tragrolle auf, welche auf einen parallel zum Führungskanal verlaufenden Laufsteg
abgestützt ist und vorzugsweise an der Führungsschiene und an der Laufwerksplatte
einstückig angeformt ist. Dieses Führungslaufwerk erlaubt es, die Last der Schiebetür
oder einen Teil davon aufzunehmen und die Schiebetür entlang dem Führungskanal bzw.
Führungs- und Tragkanal zu führen.
[0028] Sofern das Führungslaufwerk hingegen hauptsächlich der Führung der Schiebetür dient
und dazu z.B. von unten in den Führungskanal eingreift, wird durch die Tragrolle sichergestellt,
dass die Führungsrolle stets im Eingriff in den Führungskanal verbleibt. Dies erlaubt
es, einen Führungskanal mit Kanalwänden einzusetzen, welche die für die Führungsrollen
erforderliche minimale Höhe aufweisen und dadurch nur wenig Raum in Anspruch nehmen.
[0029] Die Führungsrollen werden vorzugsweise von ersten Lagerwellen gehalten, die zumindest
annähernd vertikal ausgerichtet von oben oder von unten in den Führungskanal hineinragen.
Die wenigstens eine Tragrolle wird hingegen von einer zweiten Lagerwelle gehalten,
die zumindest annähernd horizontal ausgerichtet ist.
[0030] Das erfindungsgemässe Führungslaufwerk mit wenigstens zwei Führungsrollen oder mit
wenigstens zwei Führungsrollen und wenigstens einer Tragrolle erfüllt verschiedene
Funktionen. Durch die Ausrüstung mit einer Kopplungsfeder gelingt es, nebst der Führungsfunktion
oder der Führungsfunktion und der Tragfunktion zusätzlich eine Schliessfunktion zu
realisieren. Mittels der Schliessfunktion kann automatisch eine zusätzliche Kraft
auf die Schiebetür ausgeübt werden, mittels der die Schiebetür unter Krafteinwirkung
in eine gewünschte Richtung, insbesondere eine Richtung senkrecht zur Schrankfront
bewegt werden kann.
[0031] Mit der erfindungsgemässen Führungsvorrichtung und dem erfindungsgemässen Führungslaufwerk
gelingt es somit, einen Schrank mit Schiebetüren vorteilhaft weiterzubilden. Die von
der Führungsvorrichtung gehaltenen Schiebetüren werden präzise und stabil geführt
und in jeder Position, insbesondere in den Endlagen stabil gehalten. Die Schiebetüren
können vollständig von den Schranköffnungen weggefahren werden. Zudem wird die Schliessfunktion
derart verbessert, dass Schranköffnungen mit maximaler Grösse zuverlässig abgeschlossen
werden können.
[0032] Die Führungsvorrichtung kann an der Oberseite oder der Unterseite angeordnet werden.
Zudem kann auch je eine Führungsvorrichtung an der Oberseite und der Unterseite der
Schiebetür vorgesehen werden. Sofern die Führungsvorrichtung z.B. nur auf der Oberseite
oder der Unterseite des Schrankes vorgesehen ist, wird eine komplementäre Führungs-
und Tragvorrichtung auf der Unterseite oder der Oberseite des Schrankes vorgesehen.
Sofern die komplementäre Führungs- und Tragvorrichtung die Tragfunktion vollständig
übernimmt, kann die erfindungsgemässe Führungsvorrichtung lediglich die Führungsfunktion
zur Verfügung stellen. Wie erwähnt, ist jedoch auch in diesem Fall die Verwendung
der wenigstens einen Tragrolle von Vorteil.
[0033] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Zeichnungen näher erläutert. Dabei zeigt:
- Fig. 1a
- einen erfindungsgemässen Schrank 9 mit zwei je von einer erfindungsgemässen Führungsvorrichtung
6 gehaltenen Schiebetüren 91, 92, die zum Abschliessen je einer Schranköffnung vorgesehen
sind und die von der Schranköffnung abgehoben und seitlich verschoben werden können;
- Fig. 1b
- den Schrank 9 von Fig. 1a nachdem die erste Schiebetür 91 mittels der zugehörigen
Führungsvorrichtung 6 vor die zweite Schiebetür 92 verschoben wurde;
- Fig. 2a
- den Schrank 9 in der Konfiguration von Fig. 1a nach dem Entfernen der ersten Schiebetür
91 und einer Seitenwand 94 sowie einem Schnitt durch die Mitte der Deckplatte 93;
- Fig. 2b
- den Schrank 9 in der Konfiguration von Fig. 1b nach dem Entfernen der ersten Schiebetür
91 und einem Schnitt durch die Mitte der Deckplatte 93;
- Fig. 3a
- die Führungsvorrichtung 6 in der Konfiguration von Fig. 2a umfassend eine Führungsplatte
69 mit einem Schienenelement 690, das an eine Führungsschiene 68 anschliesst, in der
ein Führungslaufwerk 62 verschiebbar ist, welches über einen Führungshebel 63 gelenkig
mit einem Führungsbeschlag 61 verbunden ist, von dem die erste Schiebetür 91 gelöst
wurde;
- Fig. 3b
- das Führungslaufwerk 62, den Führungshebel 63 und den Führungsbeschlag 61, die aus
der Führungsvorrichtung von Fig. 3a entnommen wurden, ohne deren gegenseitige Lage
zu verändern;
- Fig. 3c
- die Führungsvorrichtung 6 von Fig. 3a von unten;
- Fig. 3d
- das Führungslaufwerk 62, den Führungshebel 63 und den Führungsbeschlag 61, die aus
der Führungsvorrichtung von Fig. 3c entnommen wurden, ohne deren gegenseitige Lage
zu verändern;
- Fig. 4
- das Führungslaufwerk 62, den Führungshebel 63 und den Führungsbeschlag 61 von Fig.
3b in Explosionsdarstellung mit einer aus dem Führungslaufwerk 62 entnommenen Kopplungsfeder
65, die einerseits mit dem Körper 621 des Führungslaufwerks 62 und andererseits mit
dem Führungshebel 63 verbindbar ist;
- Fig. 5a
- die Führungsvorrichtung 6 in der Konfiguration des Schrankes 9 von Fig. 1a von unten
gesehen;
- Fig. 5b
- die Führungsvorrichtung 6 von Fig. 5a beim Vorgang des Öffnens der Schiebetür 91 kurz
vor der Ausfahrt des Führungslaufwerks 62 aus der Führungsplatte 69 und der Einfahrt
in die Führungsschiene 68;
- Fig. 5c
- die Führungsvorrichtung 6 von Fig. 5b nach der Einfahrt des Führungslaufwerks 62 in
die Führungsschiene 68;
- Fig. 6
- eine Führungsvorrichtung 6 in einer vorzugsweisen Ausgestaltung mit einem Führungslaufwerk
62 welches zwei in der Führungsschiene 68 geführte Führungsräder 622 und ein Tragrad
628 aufweist, welches auf einem horizontal ausgerichteten Laufsteg 688, 698 der Führungsschiene
68 und der Führungsplatte 69 abrollen kann;
- Fig. 7a
- das aus der Führungsvorrichtung 6 von Fig. 6 entnommene Führungslaufwerk 62; und
- Fig. 7b
- das Führungslaufwerk 62 von Fig. 7a mit einem Schnitt entlang der Linie A-A.
[0034] Fig. 1a zeigt einen erfindungsgemässen Schrank 9 mit einer Deckplatte 93 und Seitenplatten
94 sowie mit zwei je von einer erfindungsgemässen Führungsvorrichtung 6 gehaltenen
Schiebetüren 91, 92, die zum Abschliessen je einer Schranköffnung 90 (siehe Fig. 1b)
vorgesehen sind. Mit einem Kraftvektor F1 ist illustriert, dass die erste Schiebetür
91 mittels der Führungsvorrichtung 6 gegen den Rahmen der Schranköffnung 90 gezogen
wird. Die Funktion der mit der zweiten Schiebetür 92 verbundenen Führungsvorrichtung
6 ist identisch, weshalb nachstehend nur die mit der ersten Schiebetür 91 verbundene
Führungsvorrichtung 6 beschrieben wird.
[0035] Fig. 1b zeigt den Schrank 9 von Fig. 1a nachdem die erste Schiebetür 91 mittels der
zugehörigen Führungsvorrichtung 6 von der zugehörigen Schranköffnung 90 abgehoben
und seitlich parallel vor die zweite Schiebetür 92 verschoben wurde. Die Führungsvorrichtung
6 umfasst ein Laufwerk 62, das entlang einer Führungsschiene 68 bis zu einer Zwischenwand
95 geführt wurde und das über einen gekrümmten Führungshebel 63 mit der ersten Schiebetür
91 verbunden ist. Die erste Schiebetür 91 ist bei der Parallelverschiebung vor dem
Schrank 9 mittels der Führungsvorrichtung 6 derart gehalten, dass sie nicht senkrecht
zur Laufrichtung verschoben werden kann. Bei dem Versuch der Verschiebung der Schiebetür
91 senkrecht zur Laufrichtung in die eine oder andere Richtung wird von der Führungsvorrichtung
6 eine entsprechende Gegenkraft F2 oder F3 ausgeübt.
[0036] Fig. 1b zeigt ferner, dass die vom gekrümmten Führungshebel 63 gehaltene erste Schiebetür
91 vollständig vor die zweite Schiebetür 92 verschoben wurde und in dieser Lage koaxial
zur zweiten Schiebetür 92 ausgerichtet ist. Die Schranköffnung 90, die eine maximale
Grösse aufweist, wurde daher vollständig freigelegt. Der gekrümmte Führungshebel 63
umgreift die zweite Schiebetür 92 und kann die erste Schiebetür 91 daher ausserhalb
des Bereichs der zugehörigen Schranköffnung 90 halten.
[0037] Fig. 2a zeigt den Schrank 9 mit der Führungsvorrichtung 6 in der Konfiguration von
Fig. 1a nach dem Entfernen der ersten Schiebetür 91 und einer Seitenwand 94 sowie
einem Schnitt durch die Mitte der Deckplatte 93. Die Führungsvorrichtung 6 umfasst
die gerade verlaufende Führungsschiene 68, die an eine Führungsplatte 69 anschliesst,
in die das Laufwerk 62 eingefahren wurde. Das Laufwerk 62 ist mit einem ersten Endstück
des gekrümmten Führungshebels 63 verbunden, dessen zweites Endstück mit einem Führungsbeschlag
61 verbunden ist, von dem die erste Schiebetür 91 gelöst wurde. Auf der Unterseite
des Schrankes 9 ist eine komplementäre Führungs- und Haltevorrichtung 1 vorgesehen,
die ein Komplementärlaufwerk 11 und damit verbundene Komplementärbeschläge 10 aufweist.
Das Komplementärlaufwerk 11 ist entlang einer Kurvenbahn derart verschiebbar, dass
der Komplementärbeschlag 10 bei der Verschiebung der Schiebetür 91 parallel zum Führungsbeschlag
61 verschoben wird. Die komplementäre Führungs- und Haltevorrichtung 1 erlaubt es
gegebenenfalls, die Schiebetür 91 vollständig zu tragen, weshalb die Führungsvorrichtung
6 durch die Gewichtskraft der Schiebetür 91 in dieser Ausgestaltung der Erfindung
nicht belastet wird.
[0038] Fig. 2b zeigt den Schrank 9 in der Konfiguration von Fig. 1b nach dem Entfernen der
ersten Schiebetür 91 und einem Schnitt durch die Mitte der Deckplatte 93. Der Führungsbeschlag
61 und der Komplementärbeschlag 10 wurden entlang identischer Kurven k parallel zueinander
verschoben. Das Führungslaufwerk 62 ist innerhalb der Raumöffnung 90 im Endanschlag
nahe der Zwischenwand 95, wobei der Führungsbeschlag 61 durch den Führungshebel 63
vor der zweiten Schiebetür 92 gehalten wird.
[0039] Fig. 3a zeigt die Führungsvorrichtung 6 in der Konfiguration von Fig. 2a mit der
Führungsplatte 69 mit einem Schienenelement 690, das an die Führungsschiene 68 anschliesst.
Durch die Führungsschiene 68 und das Schienenelement 690 wird ein nach unten geöffneter
Führungskanal 60 (siehe Fig. 3c) gebildet, in dem das Führungslaufwerk 62 verschiebbar
gehalten ist. Das Führungslaufwerk 62 ist über den fast L-förmig gekrümmten Führungshebel
63 gelenkig mit dem Führungsbeschlag 61 verbunden, von dem die erste Schiebetür 91
gelöst wurde. Ein erstes Endstück 63A des Führungshebels 63 ist durch ein erstes Hebelgelenk,
d.h. durch einen ersten Gelenkbolzen 613 mit dem Führungsbeschlag 61 drehbar verbunden.
Die Führungsplatte 69 ist mit Montagebohrungen 692 versehen, durch die Montageschrauben
699 in die Deckplatte 93 eingeführt werden können.
[0040] Fig. 3b zeigt das Führungslaufwerk 62, den Führungshebel 63 und den Führungsbeschlag
61, die aus der Führungsvorrichtung von Fig. 3a entnommen wurden, ohne deren gegenseitige
Lage zu verändern. Das gezeigte Führungslaufwerk 62 umfasst einen Laufwerkskörper
621 mit zwei vertikal ausgerichteten Lagerwellen 626, von denen Führungsrollen 622
drehbar gehalten sind. Der Laufwerkskörper 621 ist durch ein zweites Drehgelenk bzw.
durch einen zweiten Gelenkbolzen 623 drehbar mit einem zweiten Endstück 63B des Führungshebels
63 drehbar verbunden. Der Führungsbeschlag 61 und das Führungslaufwerk 62 sind daher
um parallele Drehachsen etwa in derselben Ebene bis zu je einem Anschlag drehbar.
[0041] Fig. 3b zeigt, dass das Führungslaufwerk 62 bzw. der durch den Laufwerkskörper 621
gebildete Laufwerksanschlag gegen einen zweiten Hebelanschlag 632 drehbar ist, der
durch ein abgewinkeltes Element am zweiten Endstück 63B des Führungshebels 63 gebildet
wird. Fig. 3d zeigt, dass ein erster Hebelanschlag 631, der am ersten Endstück 63A
des Führungshebels 63 vorgesehen ist, gegen einen Türanschlag 611 drehbar ist, der
durch ein abgewinkeltes Element am Führungsbeschlag 61 gebildet wird. Schematisch
sind elastische Elemente 6351, 6352 gezeigt, die zwischen Türanschlag 611 und den
ersten Hebelanschlag 631 einerseits und den Laufwerksanschlag 621 und den zweiten
Hebelanschlag 632 andererseits einfügbar sind. Durch die elastischen Elemente 6351,
6352, wie Blattfedern oder elastische Kunststoffe oder Naturgummi gelingt es, das
Auftreffen des ersten und des zweiten Hebelanschlags 631, 632 auf den Türanschlag
611 oder den Laufwerksanschlag 621 mechanisch und akustisch zu dämpfen und diese spielfrei
aneinander zu halten.
[0042] Fig. 3c zeigt die Führungsvorrichtung 6 von Fig. 3a von unten mit Blick in die Führungsschiene
68 und das Schienenelement 690 in der Führungsplatte 69, durch die ein Führungskanal
60 gebildet wird. Der Führungskanal 60 verläuft durch die Führungsschiene 68 und innerhalb
des Schienenelements 690 der Führungsplatte zuerst entlang einer lang gezogenen 90°
Kurve an die abschliessend eine weitere kleine Kurve von fast 90° anschliesst. Dieser
Kurvenverlauf bildet den Endbereich 600 des Führungskanals 60. In diesem Endbereich
600 wurde das Führungslaufwerk 62 in die Schranköffnung 90 hinein gefahren und um
etwa 135° gedreht. Durch die Drehung des Führungslaufwerks 62, welches durch eine
Kopplungsfeder 65 mit dem Führungshebel 63 verbunden ist (siehe Fig. 4) wird eine
Kraft oder ein Drehmoment auf den Führungshebel 63 übertragen werden, sodass dieser
weiter gedreht wird, bis die Schiebetür 91 fest am Rahmen der Schranköffnung 90 anliegt.
[0043] Fig. 3d zeigt das Führungslaufwerk 62, den Führungshebel 63 und den Führungsbeschlag
61 von Fig. 3b von unten.
[0044] Fig. 4 zeigt das Führungslaufwerk 62, den Führungshebel 63 und den Führungsbeschlag
61 von Fig. 3b in Explosionsdarstellung. Der vereinzelt gezeigte Führungshebel 63
ist nahezu L-förmig oder angenähert sichelförmig ausgebildet und weist am ersten Endstück
63A den ersten Hebelanschlag 631 sowie eine erste Gelenköffnung 6301 auf, in die der
erste Gelenkbolzen 613 einsetzbar ist, der durch eine Öffnung 610 im Führungsbeschlag
61 hindurch geführt wird. Der Führungsbeschlag 61 ist in der Form eines Winkels ausgebildet.
Der erste Schenkel des Winkels bzw. des Führungsbeschlags 61 bildet eine mit der Schiebetür
91 verbindbare Beschlagplatte 617, die mit Montageöffnungen 6171 versehen ist. Am
zweiten Schenkel des Winkels sind zwei Öffnungen 610 vorgesehen, in die wahlweise
der Gelenkbolzen 613 einsetzbar ist. Beim Führungsbeschlag 61 der ersten Schiebetür
91 wird der Gelenkbolzen 613 in die rechte Öffnung 610 und beim Führungsbeschlag der
zweiten Schiebetür 91 wird der Gelenkbolzen in die linke Öffnung 610 eingesetzt. Dieselbe
Führungsvorrichtung 6 kann daher derart zusammengesetzt werden, dass sie auf beiden
Seiten des Schrankes 9 für jede der Schiebetüren 91, 92 einsetzbar ist.
[0045] Am zweiten Endstück 63B weist der Führungshebel 63 den zweiten Hebelanschlag 632
und eine zweite Gelenköffnung 6302 auf, in die der zweite Gelenkbolzen 623 einsetzbar
ist, der im Laufwerkskörper 621 des Führungslaufwerks 62 in einem Lagerzylinder 6211
gelagert ist. Konzentrisch zum Lagerzylinder 6211 weist das Lagergehäuse 621 eine
ringförmige Aufnahmeöffnung 6210 auf, in die die gezeigte Kopplungsfeder 65 einsetzbar
ist, die ein Windungspaket 651 mit zwei Federendstücken 651 und 652 aufweist. Das
erste Federendstück 652 ist in eine Kopplungsöffnung 6215 im Laufwerkskörper 610 einführbar
(siehe Fig. 7b). Das zweite Federendstück 653 ist in eine Federöffnung 6305 im zweiten
Endstück 63B des Führungshebels 63 einführbar. Das Führungslaufwerk 62 ist daher einerseits
durch den zweiten Gelenkbolzen 623 und andererseits durch die Kopplungsfeder 65 mit
dem Führungshebel 63 verbunden. Bei einer Drehung des Führungslaufwerks 62 (nach rechts)
wird die Kopplungsfeder 65 gespannt und ein Drehmoment auf den Führungshebel 63 ausgeübt.
[0046] Fig. 5a zeigt die Führungsvorrichtung 6 in der Konfiguration des Schrankes 9 von
Fig. 1a von unten mit der mit dem Führungsbeschlag 61 verbundenen Schiebetür 91 in
der Endlage des Führungslaufwerks 62, wie dies auch in den Figuren 3a-d gezeigt ist.
Der Führungshebel 63 wurde zusammen mit dem Führungslaufwerk 62 in die Schranköffnung
90 hinein gefahren und im Gegenuhrzeigersinn gedreht, wodurch der Führungsbeschlag
61 nach rechts gegen den Schrank 9 geführt wurde. Durch die Drehung des Führungslaufwerks
62 beim Durchlaufen des Endbereichs 600 des Führungskanals 60 wurde die Kopplungsfeder
65 gespannt, weshalb ein entsprechendes Drehmoment M1 auf den Führungshebel 63 einwirkt.
Durch den Führungshebel 63 wird eine entsprechende Kraft F1 auf den Führungsbeschlag
61 übertragen, mit der die Schiebetür 91 fast senkrecht gegen den Schrank 9 gezogen
wird.
[0047] In Fig. 5a ist ferner die Distanz d1 eingezeichnet, um die der Führungsbeschlag 61
am Führungslaufwerk 62 nach rechts vorbeigeführt wurde.
[0048] Fig. 5b zeigt die Führungsvorrichtung 6 von Fig. 5a beim Vorgang des Öffnens der
Schiebetür 91 kurz vor der Ausfahrt des Führungslaufwerks 62 aus der Führungsplatte
69 und der Einfahrt in die Führungsschiene 68. Die Schiebetür 91 wurde von der Schranköffnung
90 abgehoben und der Führungsbeschlag 61 wurde bereits am Führungslaufwerk 62 nach
links vorbeigeführt.
[0049] Fig. 5c zeigt die Führungsvorrichtung 6 von Fig. 5b nach der Einfahrt des Führungslaufwerks
62 in die verkürzt dargestellte Führungsschiene 68 und der Verschiebung bis zum Endanschlag
an der Zwischenwand 95. Die erste Schiebetür 91 wurde von der zugehörigen Schranköffnung
90 vollständig weggefahren und vor die zweite Schiebetür 92 gefahren. Durch den gekrümmten
Führungshebel 63 wird der Führungsbeschlag 61 um die Distanz d2 vor dem Führungslaufwerk
62 gehalten. Der Führungsbeschlag 61 hat bei der Verschiebung der ersten Schiebetür
91 daher in Richtung der Führungsschiene 68 eine Distanz d = d1 + d2 mehr zurückgelegt,
als das Führungslaufwerk 62.
[0050] Nach der Einfahrt in die Führungsschiene 68 ist das Führungslaufwerk 62 parallel
zur Längsachse x der Führungsschiene 68 ausgerichtet. Der zweite Hebelanschlag 632
liegt am Laufwerksanschlag oder am Laufwerkskörper 621 an und kann in der eingezeichneten
Richtung R2 nicht weiter nach links gedreht werden. Gleichzeitig liegt der erste Hebelanschlag
631 am Türanschlag 611 an und kann nicht mehr in die Gegenrichtung R1 nach rechts
gedreht werden. Der Führungshebel 63 wird vom Türanschlag 611 und vom Laufwerksanschlag
621 somit in beide Richtungen R1 und R2 drehfest gehalten. Die Schiebetür 91 kann
daher nur axial entlang einer Verschiebungsachse y verschoben werden, die parallel
zur Längsachse x der Führungsschiene 68 verläuft. Verschiebungen senkrecht zur Verschiebungsachse
y sowie entsprechende Vibrationen und Geräusche sind ausgeschlossen.
[0051] Fig. 6 zeigt die Führungsvorrichtung 6 in einer vorzugsweisen Ausgestaltung von unten
mit Blick etwa entlang der Längsachse x der Führungsschiene 68. Bei dieser Ausgestaltung
ist das Führungslaufwerk 62 mit einem Tragrad 628 versehen, welches auf einem waagerecht
ausgerichteten Laufsteg 688, 698 abrollen kann, der zusätzlich an der Führungsschiene
68 und der Führungsplatte 69 parallel zum Führungskanal 60 verlaufend vorgesehen ist.
Der Laufwerkskörper 621 weist ein zusätzliches Halteteil 6218 auf, welches eine zweite
Lagerwelle 627 hält, mittels der das Tragrad 628 drehbar gelagert ist (siehe auch
Fig. 7a). Durch das Tragrad 628 wird das Führungslaufwerk 62 stets auf derselben Höhe
gehalten und dadurch der konstante Eingriff der Führungsrollen 622 in den Führungskanal
60 sichergestellt. Somit ist es möglich einen Führungskanal 60 bzw. eine Führungsschiene
68 und ein Schienenelement 690 zu verwenden, die nur eine geringe Wandhöhe aufweisen.
Zusätzlich kann das Führungslaufwerk 62 die Last der Schiebetür 91 oder einen Teil
davon tragen.
[0052] Weiter zeigt Fig. 6, dass der zweite Hebelanschlag 632 in dieser Ausgestaltung nicht
einstückig am Führungshebel 63 vorgesehen ist. Stattdessen ist ein zylinderförmiger
Hebelanschlag 632 mittels einer Niete am Führungshebel 63 befestigt. Der zylinderförmige
Hebelanschlag 632 ist vorzugsweise aus einem elastischen Material gefertigt, sodass
eine spielfreie Verbindung realisierbar ist und Geräusche beim Betrieb der Führungsvorrichtung
6 vermieden werden. Der Türanschlag 611 sowie der erste und der zweite Hebelanschlag
631, 632 können daher einstückig angeformt oder auf andere Weise befestigt werden.
[0053] Fig. 7a zeigt das aus der Führungsvorrichtung 6 von Fig. 6 entnommene Führungslaufwerk
62, welches 2 Führungsrollen 622 und eine Tragrolle 628 aufweist, die von ersten und
zweiten Lagerwellen 626, 627 gehalten sind.
[0054] Fig. 7b zeigt das Führungslaufwerk 62 von Fig. 7a mit einem Schnitt entlang der Linie
A-A, der durch die Aufnahmeöffnung 6210 für die Kopplungsfeder 65 und durch die Kopplungsöffnung
6215 verläuft, in der das erste Federendstück 652 verankert ist. Das zweite Federendstück
653 ragt ebenso wie der zweite Gelenkbolzen 623 aus der Aufnahmeöffnung 6210 hervor.
[0055] Die Führungsvorrichtung 6 kann zudem derart weitergebildet werden, dass einzelne
Vorrichtungsteile, insbesondere der Laufwerksanschlag 621, der Türanschlag 611, der
erste Hebelanschlag 631 und/oder der zweite Hebelanschlag 632 justierbar sind, sodass
die Bereiche, in denen der Führungsbeschlag 61 gegen den Führungshebel 63 und das
Führungslaufwerk 62 gegen den Führungsebenen 63 drehbar sind, eingestellt werden kann.
Ebenso kann vorgesehen werden, dass die Lagerwelle 627, die das Tragrad 628 hält,
parallel in der Höhe verschoben werden kann. Beispielsweise kann die Lagerwelle 627
in einem Schlitten gelagert werden, der entlang dem Halteteil 6218 verschiebbar ist.
Literaturverzeichnis
Bezugszeichenliste:
[0057]
- 1
- Komplementärführung
- 10
- Komplementärbeschlag
- 11
- Komplementärlaufwerk
- 6
- Führungsvorrichtung
- 60
- Führungskanal
- 600
- Endbereich des Führungskanals
- 61
- Führungsbeschlag
- 610
- Öffnungen zur Aufnahme des ersten Gelenkbolzen 613
- 611
- Türanschlag
- 613
- erstes Hebelgelenk, erster Gelenkbolzen
- 617
- Beschlagplatte
- 6171
- Montageöffnungen in der Beschlagplatte 617
- 62
- Führungslaufwerk
- 621
- Laufwerkskörper, Laufwerksanschlag
- 6210
- Aufnahmeöffnung
- 6211
- Lagerzylinder
- 6215
- Kopplungsöffnung
- 6218
- Halteteil
- 622
- Führungsrollen
- 623
- zweites Hebelgelenk, zweiter Gelenkbolzen
- 626
- erste Lagerwellen
- 627
- zweite Lagerwelle
- 628
- Tragrolle
- 63
- Führungshebel
- 63A
- erstes Endstück des Führungshebels 63
- 63B
- zweites Endstück des Führungshebels 63
- 6301
- erste Gelenköffnung
- 6302
- zweite Gelenköffnung
- 6305
- Federöffnung
- 631
- erster Hebelanschlag
- 632
- zweiter Hebelanschlag
- 65
- Kopplungsfeder
- 651
- Federpaket
- 652
- erstes Federendstück
- 653
- zweites Federendstück
- 68
- Führungsschiene
- 688
- Laufsteg an der Führungsschiene 68
- 689
- Führungskanal
- 69
- Führungsplatte
- 690
- Schienenelement in der Führungsplatte 69
- 697
- Montagebohrungen in der Führungsplatte 69
- 698
- Laufstege an der Führungsplatte 69
- 699
- Montageschrauben
- 9
- Möbelstück, insbesondere Schrank
- 90
- Schranköffnung
- 93
- Deckplatte
- 94
- Seitenwand
- 95
- Zwischenwand
- 91,92
- Schiebetüren
- k
- Transportweg
1. Führungsvorrichtung (6) für das Halten und Führen einer Schiebetür (91) eines Möbelstücks
(9), mittels der eine Schranköffnung (90) abschliessbar ist, mit einem Führungsbeschlag
(61), der mit der Schiebetür (91) verbindbar ist und der durch ein erstes Drehgelenk
(613) mit einem ersten Endstück (63A) eines Führungshebels (63) verbunden ist, dessen
zweites Endstück (63B) durch ein zweites Drehgelenk (623) mit einem Führungslaufwerk
(62) verbunden ist, das einen Laufwerkskörper (621) aufweist, der wenigstens eine
Führungsrolle (622) hält, die in einem Führungskanal (60) geführt ist, welcher zumindest
in einem Endbereich (600) entlang einer Kurve in die Schranköffnung (90) hinein verläuft.
2. Führungsvorrichtung (6) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Laufwerkskörper (621) des Führungslaufwerks (62) zwei in Laufrichtung hintereinander
angeordnete Führungsrollen (622) hält und durch eine Kopplungsfeder (635) mit dem
zweiten Endstück (63B) des Führungshebels (63) verbunden ist, so dass das Führungslaufwerk
(62) beim Durchlaufen des Endbereichs (600) gedreht, die Kopplungsfeder (635) gespannt
und eine Kraft oder ein Drehmoment auf den Führungshebel (63) ausgeübt wird, wobei
die Kurvenform des Endbereichs (600) vorzugsweise derart gewählt ist, dass das Führungslaufwerk
(62) beim Durchlaufen des Endbereichs (600) bis zu einem Winkel drehbar ist, der in
einem Bereich von 65° - 180° liegt.
3. Führungsvorrichtung (6) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Führungshebel (63) in die Öffnungsrichtung der Schiebetür (91) gekrümmt ist und
vorzugsweise L-förmig oder sichelförmig ausgebildet ist, so dass der Führungsbeschlag
(61) beim Öffnungsvorgang der Schiebetür (91) vor dem Führungslaufwerk (62) geführt
und die Schranköffnung (90) vollständig geöffnet werden kann.
4. Führungsvorrichtung (6) nach einem der Ansprüche 1-3, dadurch gekennzeichnet, dass der Führungskanal (60) durch eine Führungsschiene (68) und ein daran anschliessendes
Schienenelement (690) gebildet wird, welches in einer Führungsplatte (69) vorgesehen
ist, wobei der Endbereich (600) des Führungskanals (60) vorzugsweise innerhalb der
Führungsplatte (69) verläuft.
5. Führungsvorrichtung (6) nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Kopplungsfeder (65) eine Spiralfeder oder eine Zylinderfeder ist, die in einer
Ausnehmung (6210) innerhalb des Laufwerkskörpers (621) angeordnet und mit einem Endstück
(652) im Laufwerkskörper (621) und mit dem anderen Endstück (653) im Führungshebel
(63) verankert ist.
6. Führungsvorrichtung (6) nach einem der Ansprüche 2 - 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Schiebetür (91) oder der Führungsbeschlag (61) mit einem Türanschlag (611) versehen
ist, gegen den ein erster Hebelanschlag (631) bei der Ausfahrt des Führungslaufwerks
(62) aus dem Endbereich (600) drehbar ist und/oder dass das Führungslaufwerk (62)
einen Laufwerksanschlag (621), der gegebenenfalls durch den Laufwerkskörper (621)
gebildet wird, aufweist, gegen den ein zweiter Hebelanschlag (632) bei der Ausfahrt
des Führungslaufwerks (62) aus dem Endbereich (600) drehbar ist.
7. Führungsvorrichtung (6) nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Position des Führungslaufwerks (62) innerhalb eines Teils der Führungskanals
(60), das parallel zur Front des Schrankes (9) verläuft, der Türanschlag (611) vorzugsweise
spielfrei am ersten Hebelanschlag (631) und/oder der Laufwerksanschlag (621) vorzugsweise
spielfrei am zweiten Hebelanschlag (632) anliegt.
8. Führungsvorrichtung (6) nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Türanschlag (611) und der erste Hebelanschlag (631) und/oder der Laufwerksanschlag
(621) und der zweite Hebelanschlag (632) elastisch gelagert oder über ein elastisches
Element (6351; 6352) miteinander verbindbar sind.
9. Führungsvorrichtung (6) nach einem der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Führungslaufwerk (62) wenigstens eine Tragrolle (628) aufweist, welche auf einen
Laufsteg (688, 698) abgestützt ist, der an der Führungsschiene (68) und an der Laufwerksplatte
(69) parallel zum Führungskanal (60) verläuft.
10. Führungsvorrichtung (6) nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Führungsrollen (622) von ersten Lagerwellen (626) gehalten sind, die zumindest
annähernd vertikal ausgerichtet von oben oder von unten in den Führungskanal (60)
hineinragen, und dass die wenigstens eine Tragrolle (628) von einer zweiten Lagerwelle
(627) gehalten ist, die zumindest annähernd horizontal ausgerichtet ist.
11. Laufwerk (62) für eine Führungsvorrichtung (6) nach einem der Ansprüche 1-10, umfassend
einen Laufwerkskörper (621) mit zwei mittels Lagerwellen (626) drehbar gelagerten
Führungsrollen (622) und einem Gelenkbolzen (623), der parallel zu den Lagerwellen
(626) ausgerichtet und im Laufwerkskörper (621) drehbar gelagert ist und mit einer
Kopplungsfeder (65), die vorzugsweise konzentrisch zum Gelenkbolzen (623) ausgerichtet
und mit einem Endstück (652) im Laufwerkskörper (621) verankert ist.
12. Laufwerk (62) nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eine Tragrolle (628) von einer zweiten Lagerwelle (627) gehalten ist,
die zumindest annähernd horizontal ausgerichtet ist.
13. Möbelstück (9), insbesondere Schrank, mit wenigstens einer Schiebetür (91), die an
der Unterseite und/oder der Oberseite mit einer Führungsvorrichtung (6) nach einem
der Ansprüche 1 - 10 verbunden ist.
14. Möbelstück (9) nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass an der Unterseite und/oder der Oberseite des Möbelstücks (9) ein Führungskanal (60)
mit einem entlang einer Kurve verlaufenden Endbereich (600) vorgesehen ist, in dem
die Führungsrollen (622) des Führungslaufwerks (62) geführt sind.
15. Möbelstück (9) nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Führungslaufwerk (62) wenigstens eine Tragrolle (628) aufweist, welche auf einen
parallel zum Führungskanal (60) verlaufenden Laufsteg (688, 698) abgestützt ist und
das Gewicht der Schiebetür (91) oder einen Teil davon aufnimmt.