[0001] Die Erfindung betrifft eine Sicherheitsvorrichtung zum Schutz von Personen nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1, welche unterhalb des Wagenkastens vor dem ersten Rädersatz
eines Fahrzeuges, insbesondere eines Schienenfahrzeuges, angeordnet ist. Weiter betrifft
die Erfindung ein Schienenfahrzeug, welches mit einer derartigen Sicherheitsvorrichtung
ausgestattet ist, sowie ein Verfahren zum Schutz von Personen nach dem Aufprall auf
ein Fahrzeug.
[0002] Durch die erfindungsgemäße Sicherheitsvorrichtung wird nicht nur verhindert, dass
eine bereits teilweise überfahrene Person weiter unter das Fahrzeug in Richtung Räder
gerät, sondern auch, dass eine im Begriff des Überfahrenwerdens befindliche Person
noch vor dem Kontakt mit der Sicherheitsvorrichtung durch Einsatz weiterer Maßnahmen,
die mit der Aktivierung der Sicherheitsvorrichtung verbunden sind, sanft abgefangen
wird und im besten Fall wieder unter dem Fahrzeug hervorgedrückt wird.
[0003] Die Sicherheitsvorrichtung funktioniert dabei mehrstufig und wird durch eine unabhängige
Auslöselogik ausgelöst, die jedoch nicht Teil der vorliegenden Erfindung ist.
[0004] Aus dem bisherigen Stand der Technik sind in verwandten Industrien eine Vielzahl
von Sicherheitsvorrichtungen bekannt, die jedoch allesamt darauf abzielen, den Primäraufprall
- erstes Auftreffen eines Passanten auf ein Fahrzeug - zu lindern oder gar zu vermeiden,
d.h., der Passant berührt die Fahrzeugstruktur gar nicht.
[0005] Die vorliegende Erfindung widmet sich demgegenüber vorrangig der Vermeidung von weiterem
Schaden eines Passanten nach dem Sekundäraufprall - Passant kommt nach Impakt mit
Fahrzeug und ggf. Flugphase auf dem Boden zu liegen und droht, überfahren zu werden.
[0006] Weiter sind aus dem bisherigen Stand der Technik in der Schienenfahrzeugindustrie
mechanische Abweisevorrichtungen bekannt, die durch eine entsprechende Mechanik durch
einen Passanten nach einem Sekundäraufprall ausgelöst werden. In den meisten Fällen
sind diese Mechanismen ebenfalls an/unter der Fahrzeugfront montiert und lösen bei
erfolgter Aktivierung den eigentlichen Abweiser mit "kinematischer Verzögerung", d.h.
durch die Distanz der beiden Mechanismen aus. Dies bedeutet, dass eine gewisse Distanz
der beiden Mechanismen zwingend vorhanden sein muss, um ein sinnvolles komplettes
Ausfahren des eigentlichen Abweisers nach Aktivierung der Auslösemechanismen bei jeder
Fahrgeschwindigkeit zu ermöglichen. Derartige Schutzvorrichtungen werden bereits in
den Druckschriften
DE 255173 und
DE 166218 beschrieben. Dieser somit "eingeprägte Einbauraum" ist bei modernen Niederflurbahnen
problematisch, da oftmals nicht genügend "freie Distanz" unter der Front vorhanden
ist.
[0007] Zum anderen sind immer häufiger die Formen moderner Fahrerkabinen/Fronten, in Fahrtrichtung
"modisch" oder den kinematischen Lichtraumverhältnissen der Bahn mehr oder weniger
"angepfeilt". Das reduziert den zur Verfügung stehenden Einbauraum in der Breite.
Sofern der Abweiser nicht aus der Fahrzeugkontur herausragt, deckt der Abweiser deshalb
nicht die maximale Fahrzeugbreite ab. Somit bleibt das Risiko, dass ein Passant im
ungeschützten seitlichen Bereich unter das Fahrzeug geraten kann.
[0008] Weiter sind Abweiser-Mechanismen bekannt, die unmittelbar hinter der Fahrzeugfront
am Fahrzeugunterbau montiert sind und permanent wirkend in Betrieb sind. Diese Abweiser
können als elastische Konstruktionen oder elastisch am Unterbau montiert, einen "Restspalt"
zum Fahrweg aufweisend, aufgebaut sein. Dieser verbleibende, für den Betrieb maßgebliche
Restspalt stellt jedoch eine Unsicherheit hinsichtlich kleiner Hindernisse dar.
[0009] Weiter sind Airbags bekannt, die an der Fahrzeugfront montiert sind und aufgrund
der längeren Anhaltewege und -zeiten der Bahnen den Innendruck länger aufrecht halten
müssen. Dazu sind verschiedene Auslassventil-Steuerungen bekannt. Eine derartige Vorrichtung
wird beispielsweise in der
EP 1172261 A1 offenbart.
[0010] Aus verwandter Industrie sind Airbags bekannt, deren Aktivierung den Passanten noch
vor dem Vorgang des Überfahrenwerdens vor der Fahrzeugfront auffangen soll. Dabei
sind eine Vielzahl von Formen von Airbags bekannt, die an der vorderen Fahrzeugfront
montiert werden, um einen Primäraufprall des Passanten mit der Fahrzeug-Frontstruktur
zu lindern oder zu vermeiden. Hier wird insbesondere auf die Druckschriften
DE 10233593 A1 und die
DE 102006057655 A1 verwiesen.
[0011] In der
US 2003/0047370 A1 wird eine Stoßfangvorrichtung für Schienenfahrzeuge beschrieben, welche an deren
Vorderseite angeordnet ist. Dabei handelt es sich insbesondere um einen oder mehrere
Airbags, welche insbesondere an der Kupplungsvorrichtung angeordnet sind.
[0012] Bei mechanischen Abweiser-Mechanismen, die mittels mechanischer Auslösung aus einer
Ruheposition in eine Wirkposition gebracht werden, ist die "kinematische" Distanz
des Auslösevorganges zur Komplettaktivierung im Fokus der Auslegung. Diese ist spezifisch
mit der Infrastruktur abzustimmen.
[0013] Bei permanent aktiven und wirkenden Abweise-Mechanismen ist der minimal mögliche
"Restspalt" zum Fahrweg zu definieren, um alle Fahrzustände hinsichtlich vertikaler
Radien (Kuppe- oder Wannenfahrten) zu ermöglichen, ohne die geplante Wirkweise durch
zu großen bestehenden Spalt zu sehr zu schmälern.
[0014] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, eine Sicherheitsvorrichtung
zu entwickeln, welche insbesondere für moderne Schienenfahrzeuge einsetzbar ist und
mit welcher nicht nur verhindert werden kann, dass eine bereits teilweise überfahrene
Person weiter unter das Fahrzeug in Richtung Räder gerät, sondern auch, dass die im
Begriff des Überfahrenwerdens befindliche Person noch vor dem Kontakt mit der Sicherheitsvorrichtung
durch Einsatz weiterer Maßnahmen, die mit der Aktivierung der Sicherheitsvorrichtung
verbunden sind, sanft abgefangen wird und gegebenenfalls wieder unter dem Fahrzeug
hervorgedrückt werden kann. Eine weitere Aufgabe besteht darin, ein Schienenfahrzeug
mit einer derartigen Vorrichtung vorzustellen, sowie ein Verfahren zum Schutz von
Personen nach dem Aufprall auf ein Fahrzeug. Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch
die Merkmale der Ansprüche 1, 9 und 10 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung
sind in den zugehörigen Unteransprüchen enthalten.
[0015] Demnach beinhaltet die Erfindung eine Sicherheitsvorrichtung zum Schutz von Personen,
welche unterhalb des Wagenkastens vor dem ersten Rädersatz eines Fahrzeuges, insbesondere
eines Schienenfahrzeuges, angeordnet ist. Die Sicherheitsvorrichtung umfasst dabei
erfindungsgemäß zwei miteinander verbundene und in einem Wirkungszusammenhang stehende
Funktionselemente, wobei ein erstes Funktionselement als Abweiser-Einrichtung ausgebildet
ist, welche in Ruheposition in horizontaler Lage und quer zur Fahrtrichtung unterhalb
des Wagenkastens angeordnet ist und nach einer Aktivierung aus der horizontalen Lage
in eine senkrechte Lage bringbar ist, und in dieser Position durch einen Spalt vom
Fahrweg beabstandet ist. Das zweite Funktionselement ist am ersten Funktionselement
befestigt und wirkt als Abbrems-Einrichtung, wobei die Abbrems-Einrichtung eine mechanische
Struktur oder eine Airbagtechnologie umfasst, die zur Bewegung oder Ausbreitung in
Fahrtrichtung aktivierbar sind. Vorteilhaft ist vorgesehen, dass das als Abweiser-Einrichtung
ausgebildete Funktionselement aus der horizontalen Lage in eine senkrechte Lage klapp-,
schwenk- oder verschiebbar ist und fest gegen die Fahrtrichtung am Unterbau des Wagenkastens
montiert ist. Nach einem weiteren Merkmal ist vorgesehen, dass das als Abweiser-Einrichtung
ausgebildete Funktionselement nach einer Aktivierung durch eine mechanische Rücksetzung
wieder in die Ruheposition zurücksetzbar ist.
[0016] Besonders vorteilhaft ist vorgesehen, dass die das zweite Funktionselement umfassende
mechanische Struktur eine translatorisch-mechanische Technologie umfasst und durch
Vorspannung, vorzugsweise durch Federkraft, hydraulische Kraft, pneumatische Kraft,
pyrotechnische Kraft, elektrotechnische/elektronische Kraft oder einer Kombination
der vorgenannten Kräfte in eine in Richtung Fahrzeuganfang liegende Endlage bringbar
ist. Dabei ist weiter vorgesehen, dass die das zweite Funktionselement umfassende
mechanische Struktur von der Endlage durch mechanische Rücksetzung wieder in die Ausgangsposition
zurücksetzbar ist.
[0017] Nach einem bevorzugten Merkmal der Erfindung ist vorgesehen, dass eine Abweiser-Technologie
zum Einsatz kommt, seitlich und quer über die gesamte Breite dieses Funktionselementes
angeordnet ist, wodurch eine seitliche und frontale Abbremsung eindringender Personen
realisiert werden kann. Vorteilhaft sind die beiden Funktionselemente dabei mechanisch
und/oder elektronisch aktivierbar.
[0018] Insbesondere ist dabei vorgesehen, dass das erste Funktionselement drehmechanisch
oder translatorisch aktivierbar ist und die Aktivierung der mechanischen Struktur
des zweiten Funktionselementes translatorisch-mechanisch erfolgt.
[0019] Nach einem weiteren bevorzugten Merkmal der Erfindung ist vorgesehen, dass mehrere
Airbag-Technologien als zweite Funktionselemente zum Einsatz kommen, die seitlich
und quer über die ganze Breite des Funktionselementes angeordnet sind.
[0020] Die Erfindung beinhaltet weiter ein Schienenfahrzeug, insbesondere ein Niederflurfahrzeug,
mit einer Sicherheitsvorrichtung zum Schutz von Personen, wobei die Sicherheitsvorrichtung
unterhalb des Wagenkastens vor dem ersten Rädersatz des Schienenfahrzeuges angeordnet
ist und nach den oben beschriebenen Merkmalen ausgebildet ist. Zur Vermeidung von
Wiederholungen wird deshalb auf die obigen Ausführungen verwiesen. Zum Umfang der
Erfindung gehört weiter ein Verfahren zum Schutz von Personen nach einem Aufprall
auf ein Fahrzeug, insbesondere einem Schienenfahrzeug, wobei unterhalb des Wagenkastens
des Fahrzeuges eine Sicherheitsvorrichtung nach den oben genannten Merkmalen in zwei
Stufen ausgelöst wird und in einer ersten Stufe eine Abweiser-Einrichtung und in einer
zweiten Stufe eine Abbremseinrichtung aktiviert wird.
[0021] Nachfolgend wird die Erfindung in einem Ausführungsbeispiel und den zugehörigen
[0022] Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung des vorderen Abschnittes eines Schienenfahrzeuges mit
einer schematischen Darstellung der Sicherheitsvorrichtung in Ruhelage;
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung des vorderen Abschnittes eines Schienenfahrzeuges mit
einer schematischen Darstellung der Sicherheitsvorrichtung in vertikaler Lage;
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung des vorderen Abschnittes eines Schienenfahrzeuges mit
einer schematischen Darstellung der Sicherheitsvorrichtung nach deren vollständiger
Aktivierung;
- Fig. 4a - c
- eine perspektivische Ansicht des vorderen Abschnittes eines Schienenfahrzeuges mit
einer Sicherheitsvorrichtung, welche eine mechanische Struktur umfasst, in den einzelnen
Aktivierungsstufen;
- Fig. 5a - c
- eine perspektivische Ansicht des vorderen Abschnittes eines Schienenfahrzeuges mit
einer Sicherheitsvorrichtung mit einer Airbagtechnologie in den einzelnen Aktivierungsstufen.
[0023] In Fig. 1 wird in einer schematischen Darstellung der vordere Abschnitt eines Schienenfahrzeuges
10 mit einer angedeuteten, in Ruhelage befindlichen Sicherheitsvorrichtung 1 gezeigt,
die unterhalb des Wagenkastens vor dem ersten Rädersatz des Schienenfahrzeuges 10
angeordnet ist.
[0024] In Fig. 2 ist der vordere Abschnitt eines Schienenfahrzeuges mit einer schematischen
Darstellung der Sicherheitsvorrichtung in vertikaler Lage (aktiviertes Funktionselement
2) dargestellt, wobei deutlich wird, dass die Sicherheitsvorrichtung 1 zwei miteinander
verbundene und in einem Wirkungszusammenhang stehende Funktionselemente 2, 3 umfasst,
wobei das erste Funktionselement 2 als Abweiser-Einrichtung ausgebildet ist, welche
in Ruheposition in horizontaler Lage und quer zur Fahrtrichtung unterhalb des Wagenkastens
angeordnet ist und nach einer Aktivierung aus der horizontalen Lage in eine senkrechte
Lage bringbar ist und in dieser Position vom Fahrweg beabstandet ist.
[0025] Die beiden Funktionselemente 2, 3 bilden physisch keine Einheit, sondern sind unabhängig
voneinander aktivierbar. Sie stehen aber in einem Wirkzusammenhang derart, dass die
zweite Stufe (Funktionselement 3) mit der ersten Stufe (Funktionselement 2) mechanisch
verbunden ist, wobei die zweite Stufe erst nach einer Aktivierung der ersten Stufe
aktivierbar ist.
[0026] In Fig. 3 wird eine schematische Darstellung des vorderen Abschnittes des Schienenfahrzeuges
mit einer schematischen Darstellung der Sicherheitsvorrichtung nach deren vollständiger
Aktivierung der beiden Funktionselemente 2 und 3 gezeigt.
[0027] Die Fig. 4a - 4c und die Fig. 5a - 5c zeigen jeweils verschiedene Ausführungsvarianten
der Erfindung, wobei in den Fig. 4a - 4c ein Funktionselement 3 zum Einsatz kommt,
welches eine mechanische Struktur umfasst und in den Fig. 5a - 5c ein Funktionselement
3 zum Einsatz kommt, welches eine Airbagtechnologie umfasst. Die Fig. 4a und Fig.
5a zeigen dabei die Ruheposition der Sicherheitsvorrichtung. Die Fig. 4b und Fig.
5b zeigen die Aktivierung des Funktionselementes 2 in einer ersten Stufe und die Fig.
4c und Fig. 5c zeigen jeweils die Vollaktivierung der Sicherheitsvorrichtung.
[0028] In einem ersten Schritt nach der Auslösung wird der erste Teil der Sicherheitsvorrichtung
1, d.h. das erste Funktionselement 2, welches als Abweiser-Einrichtung ausgebildet
ist und quer zur Fahrtrichtung unterhalb des Wagenkastens eines Schienenfahrzeuges
10 angeordnet ist, aktiviert, d.h., aus seiner horizontalen Ruhelage in eine vertikale
Endlage gebracht. Diese erste Aktivierung kann dreh-mechanisch oder translatorisch
erfolgen. In einem zweiten Schritt wird das zweite Funktionselement 3, welches als
Abbremseinrichtung wirkt und am ersten Funktionselement 2 befestigt ist, aktiviert,
wobei eine sich in vertikaler Endlage befindliche mechanische Struktur 4 in Fahrtrichtung
ausgefahren wird. Diese translatorisch-mechanische Maßnahme kann durch mehrere bekannte,
alternative Maßnahmen realisiert werden. Nach erfolgter Aktivierung der beiden Funktionselemente
2, 3 der Sicherheitsvorrichtung 1 ("Komplettaktivierung") kann die Sicherheitsvorrichtung
- je nach Beschaffenheit des zweiten Schrittes - mechanisch wieder zurückgesetzt werden.
[0029] Der erste Teil (Funktionselement 2) der Sicherheitsvorrichtung 1 wird demnach durch
eine Maßnahme realisiert, die eine horizontale Ruhelage sowie eine vertikale Wirklage
verzeichnet. Sie befindet sich unterhalb der Fahrerkabine des Schienenfahrzeuges 10,
deutlich vor dem ersten Satz Räder, und wird am Unterbau montiert. Dieser erste Teil
kann ein bereits bekannten "Bahnräumern" ähnlicher Teil sein, der allerdings in der
Endposition/"Wirkposition" möglichst senkrecht zum Fahrweg liegend, daher von der
Bauhöhe auf den "Spalt" zwischen Fahrweg und Fahrzeugunterbau abzustimmen ist und
fest gegen die Fahrtrichtung wirkend montiert ist. Der zweite Teil der Sicherheitsvorrichtung
1 (Funktionselement 3) wird durch eine weitere Maßnahme realisiert, die sich von der
ersten Maßnahme mit Wirkposition in Fahrtrichtung auszubreitend oder auch "nach vorne
schiebend" wegzubewegen beginnt. Ziel dieser Ausbreitung bzw. Bewegung ist es, einen
im Begriff des Überfahrenwerdens befindlichen Passanten vor dem Kontakt mit der ersten
Stufe der Vorrichtung abzubremsen bzw. zu bewahren. Möglicherweise kann besagter Passant
sogar unter dem Fahrzeug wieder herausgedrückt werden, was einen Nebeneffekt der Erfindung
darstellt. Ein weiterer Vorteil der Erfindung besteht darin, dass bei einem Versagen
des Funktionselements 3 zumindest das Funktionselement 2 seine Wirkung entfaltet.
[0030] Eine mögliche Funktionsweise der Aktivierung des ersten Funktionselementes 2 kann
ein rotatorisches Aufklappen eines mechanischen Abweisers sein, der von einer horizontalen
Ruhelage in eine vertikale Endlage gebracht wird. Eine weitere Funktionsweise kann
ein Verschieben aus einer Ruhelage in die vertikale Endlage sein. Dabei kann ein "Restspalt"
des zu klappenden oder schiebenden Teiles in der Endposition zum Fahrweg bestehen,
da der Hauptzweck dieser Maßnahme nicht primär dem "Formschluß" des Abweisers mit
dem Fahrweg dient, sondern primär dem Zweck, als Träger für eine zweite Stufe bzw.
für ein zweites Element zu fungieren, sowie bereits unter das Fahrzeug geratene Passanten
davor bewahren, unter das Drehgestell der Bahn zu gelangen. Idealerweise kann der
"Restspalt" zum Fahrweg aber minimiert werden, um die "Abweisefunktion" zu maximieren.
[0031] Eine zweite Stufe realisiert eine in horizontaler Ebene wirkende Maßnahme, die dem
Zweck dient, im Begriff des Überfahrenwerdens befindliche Passanten nicht nur sanft
vor der ersten Stufe abzufangen, sondern idealerweise auch daran zu hindern, überhaupt
überfahren zu werden oder überhaupt unter den Fahrzeugkopf eines Schienenfahrzeuges
zu gelangen.
[0032] Diese zweite Stufe kann durch verschiedene Technologien realisiert werden. In weiterer
Folge werden zwei Technologien hervorgehoben, stehen aber nur stellvertretend für
verschiedene Technologien.
[0033] Eine mögliche Ausführung der zweiten Stufe (Funktionselement 3) ist eine mechanisch-translatorische
Technologie in Form einer mechanischen Struktur 4, die auf der ersten Stufe montiert
ist und durch Vorspannung z.B. mit Federkraft, hydraulischer Kraft, pneumatischer
Kraft, pyrotechnischer Kraft, elektrotechnischer/elektronischer Kraft oder einer Kombination
aller genannten Kräfte aus der Ruhelage in eine Endlage gebracht wird.
[0034] Eine weitere Ausführung wird durch Verwendung einer Airbagtechnologie 5 realisiert.
Dabei soll unter dem Fahrzeug ausgelöst werden und es soll in Fahrtrichtung ausgelöst
werden mit dem Ziel, in Fahrtrichtung zu wirken und Passanten sanft vor Kontakt mit
der ersten Stufe der Sicherheitsvorrichtung 1 abzufangen. Idealerweise können Passanten,
die bereits teilweise unter dem Fahrzeug eingezogen oder im Begriffe des Überfahrenwerdens
sind, wieder unter dem Fahrzeug herausgedrückt werden. Nach Vollaktivierung kann die
Sicherheitsvorrichtung 1 mechanisch wieder in die Ausgangslage versetzt werden:
- die erste Stufe durch mechanische Rücksetzung in die Ausgangslage;
- die zweite Stufe in Abhängigkeit der verwendeten Technologie.
[0035] Bei Einsatz eines mechanisch-translatorischen Systems durch Rücksetzung in die Ausgangslage
bzw. bei Airbagtechnologie muss eine Entfernung des erschlafften Airbags und der Einbau
eines Ersatzsystems erfolgen. Als weitere Vorteile der beschriebenen Erfindung sind
insbesondere die einfache, robuste Funktionsweise eines drehmechanischen oder translatorisch-mechanischen
Funktionselementes 2 (1. Stufe) sowie eine zuverlässige Funktion der Abbremsmechanismen
(2. Stufe, Funktionselement 3) durch den geschützten Einbauraum auf dem Funktionselement
2 in Ruhelage-Position hervorzuheben.
[0036] Im Falle der Verwendung einer mechanischen Struktur 4 als 2. Stufe wird das Abbremsen
auf rein mechanischem Wege bewerkstelligt, z.B. mittels Federkraft, hydraulischer
Kraft, pneumatischer Kraft, pyrotechnischer Kraft, elektrotechnischer/elektronischer
Kraft oder einer Kombination daraus. Diese Ausführung ist nicht nur als besonders
einfach, sondern auch reversibel und dabei leicht zurücksetzbar anzusehen.
[0037] Im Falle der Verwendung einer Airbagtechnologie 5 als 2. Stufe bläst sich durch die
besondere Anordnung der Airbag links und rechts des Funktionselementes 2 (1. Stufe)
in horizontaler Richtung auf und verhindert somit das frontale bzw. mögliche seitliche
Eindringen eines Passanten. Die Auslösung der beiden Stufen kann sowohl mechanisch
als auch elektronisch erfolgen. Im Falle elektronischer Aktivierung könnte ein Airbag
auch die Funktion der Aufklappmechanismen übernehmen und wäre in dieser Funktion ein
zusätzlicher erster, vorgeschalteter Abbremsmechanismus.
1. Sicherheitsvorrichtung (1) zum Schutz von Personen, welche zur Anordnung unterhalb
des
Wagenkastens vor dem ersten Rädersatz eines Fahrzeuges, insbesondere eines Schienenfahrzeuges
(10), vorgesehen ist, die
dadurch gekennzeichnet, dass
diese zwei miteinander verbundene und in einem Wirkungszusammenhang stehende Funktionselemente
(2, 3) umfasst, wobei
- das erste Funktionselement (2) als Abweiser-Einrichtung ausgebildet ist, welche
in Ruheposition in horizontaler Lage und quer zur Fahrtrichtung unterhalb des Wagenkastens
angeordnet ist, und nach einer Aktivierung aus der horizontalen Lage in eine senkrechte
Lage bringbar ist und in dieser Position vom Fahrweg beabstandet ist,
- das zweite Funktionselement (3) am ersten Funktionselement (2) befestigt ist und
als Abbremseinrichtung wirkt, wobei die Abbremseinrichtung eine mechanische Struktur
(4) oder mindestens eine Airbagtechnologie (5) umfasst, die zur Bewegung oder Ausbreitung
in Fahrtrichtung aktivierbar sind.
2. Sicherheitsvorrichtung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das als Abweiser-Einrichtung ausgebildete Funktionselement (2) aus der horizontalen
Lage in eine senkrechte Lage klapp-, schwenk- oder verschiebbar ist und fest gegen
die Fahrtrichtung wirkend am Unterbau des Wagenkastens montiert ist.
3. Sicherheitsvorrichtung (1) nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass das als Abweiser-Einrichtung ausgebildete Funktionselement (2) nach Aktivierung durch
mechanische Rücksetzung wieder in die Ruheposition zurücksetzbar ist.
4. Sicherheitsvorrichtung (1) nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die das zweite Funktionselement (3) umfassende mechanische Struktur (4) eine mechanisch-translatorische
Technologie umfasst und durch Vorspannung, vorzugsweise durch Federkraft, hydraulische
Kraft, pneumatische Kraft, pyrotechnische Kraft, elektrotechnische/elektronische Kraft
oder einer Kombination der vorgenannten Kräfte in eine in Richtung Fahrzeuganfang
liegende Endlage bringbar ist.
5. Sicherheitsvorrichtung (1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die das zweite Funktionselement (3) umfassende mechanische Struktur (4) von der Endlage
durch mechanische Rücksetzung wieder in die Ausgangsposition zurücksetzbar ist.
6. Sicherheitsvorrichtung (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Airbagtechnologie (5) seitlich und quer über die gesamte Breite des
Funktionselementes (2) angeordnet ist, wodurch eine seitliche und frontale Abbremsung
eindringender Personen realisierbar ist.
7. Sicherheitsvorrichtung (1) nach einem der oben genannten Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Funktionselemente (2, 3) mechanisch und/oder elektronisch aktivierbar
sind.
8. Sicherheitsvorrichtung (1) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Funktionselement (2) drehmechanisch oder translatorisch aktivierbar ist und die
Aktivierung der mechanischen Struktur (4) des Funktionselementes (3) translatorisch-mechanisch
erfolgt.
9. Schienenfahrzeug, insbesondere Niederflurfahrzeug, mit einer Sicherheitsvorrichtung
(1) zum Schutz von Personen, wobei die Sicherheitsvorrichtung (1) unterhalb des Wagenkastens
vor dem ersten Rädersatz des Schienenfahrzeuges (10) angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Sicherheitsvorrichtung (1) nach den Merkmalen der Ansprüche 1 bis 8 ausgebildet
ist.
10. Verfahren zum Schutz von Personen nach einem Aufprall auf ein Fahrzeug, insbesondere
auf ein Schienenfahrzeug, dadurch gekennzeichnet, dass unterhalb des Wagenkastens des Fahrzeuges eine Sicherheitsvorrichtung (1) nach den
Merkmalen der Ansprüche 1 bis 8 vorgesehen wird, die in zwei Stufen ausgelöst wird,
wobei in einer ersten Stufe eine Abweiser-Einrichtung und in einer zweiten Stufe eine
Abbremseinrichtung aktiviert wird.
1. A safety device (1) for protecting persons, said device being arranged below the car
body in front of the first wheel set of a vehicle, in particular a rail vehicle (10),
which
is
characterized in that
the said device comprises two functional elements (2, 3) which are connected to one
another and can interact with each other, wherein
- the first functional element (2) is designed as a deflector device which is arranged
in the resting position in the horizontal position and transversely to the direction
of travel below the car body and can be brought into a vertical position after activation
from the horizontal position and is at a distance from the travel path at this position,
- the second functional element (3) is fastened to the first functional element (2)
and acts as a deceleration device, wherein the deceleration device comprises a mechanical
structure (4) or at least an airbag technology (5), which can be activated for movement
or expansion in the direction of travel.
2. A safety device (1) according to claim 1, characterized in that the functional element (2) which is designed as a deflector device can be tilted,
pivoted or moved from the horizontal position to a vertical position and is securely
mounted on the substructure of the car body against the direction of travel.
3. A safety device (1) according to claims 1 and 2, characterized in that the functional element (2) which is designed as a deflector device can be reset by
means of mechanical reset to the resting position after activation.
4. A safety device (1) according to claims 1 and 3, characterized in that the mechanical structure (4) comprising the second functional element (3) comprises
a mechanical and translational technology and can be brought to an end position in
the direction of the front of the vehicle by means of preliminary loading, preferably
by spring force, hydraulic force, pneumatic force, pyrotechnical force, electrotechnical/electronic
force or a combination of the aforementioned forces.
5. The safety device (1) according to claim 4, characterized in that the mechanical structure (4) which comprises the second functional element (3) can
be reset from the end position by mechanical resetting to the initial position again.
6. The safety device (1) according to claim 1, characterized in that at least one airbag technology (5) is arranged laterally and transversally over the
entire width of the functional element (2), by means of which a lateral and frontal
deceleration of entering persons can be implemented.
7. A safety device (1) according to one of the aforementioned claims, characterized in that the two functional elements (2, 3) can be activated mechanically and/or electronically.
8. A safety device (1) according to claim 7, characterized in that the functional element (2) can be activated by rotational mechanical or translational
means and the activation of the mechanical structure (4) of the functional element
(3) occurs by translational mechanical means.
9. A rail vehicle, in particular a low floor vehicle, equipped with a safety device (1)
for protecting persons, wherein the safety device (1) is arranged below the car body
in front of the first wheel set of the rail vehicle (10), characterized in that the safety device (1) is designed according to the characteristics of the claims
1 to 8.
10. A method for protecting persons after an impact with a vehicle, in particular a rail
vehicle, characterized in that below the car body of the vehicle there is a safety device (1) provided in accordance
with the characteristics of the claims 1 to 8, which is tripped in two stages, wherein
a deflector device is activated in a first stage and a deceleration device is activated
in a second stage.
1. Dispositif de sécurité (1) servant à protéger des personnes, lequel est prévu pour
être disposé sous la caisse devant la première paire de roues d'un véhicule, en particulier
d'un véhicule sur rails (10),
caractérisé en ce que
il comprend deux éléments fonctionnels (2, 3) reliés l'un à l'autre et en interaction,
dans lequel
- le premier élément fonctionnel (2) est réalisé sous la forme d'un système déflecteur,
qui est disposé, en position de repos, dans une position horizontale et de manière
transversale par rapport à la direction de déplacement sous la caisse et qui, après
une activation hors de la position horizontale, peut être amené dans une position
verticale et qui est, dans cette position, tenu à distance de la voie de circulation,
- le second élément fonctionnel (3) est fixé au niveau du premier élément fonctionnel
(2) et agit en tant que système de freinage, dans lequel le système de freinage comprend
une structure (4) mécanique ou au moins une technologie à coussins gonflables de sécurité
(5), lesquelles peuvent être activées dans la direction de déplacement aux fins du
déplacement ou du déploiement.
2. Dispositif de sécurité (1) selon la revendication 1, caractérisé en ce que l'élément fonctionnel (2) réalisé sous la forme d'un système déflecteur peut être
rabattu, pivoté ou coulissé depuis la position horizontale dans une position verticale
et est monté au niveau du châssis de la caisse de manière solidaire de manière à agir
dans le sens opposé à la direction de déplacement.
3. Dispositif de sécurité (1) selon les revendications 1 et 2, caractérisé en ce que l'élément fonctionnel (2) réalisé sous la forme d'un système déflecteur peut être
ramené dans la position de repos après une activation par une réinitialisation mécanique.
4. Dispositif de sécurité (1) selon les revendications 1 à 3, caractérisé en ce que la structure (4) mécanique comprenant le second élément fonctionnel (3) comprend
une technologie à translation mécanique et peut être amenée dans une position finale
se trouvant en direction du début du véhicule par une précontrainte, de préférence
par une force de ressort, une force hydraulique, une force pneumatique, une force
pyrotechnique, une force électrotechnique/électronique ou une combinaison des forces
mentionnées ci-avant.
5. Dispositif de sécurité (1) selon la revendication 4, caractérisé en ce que la structure (4) mécanique comprenant le second élément fonctionnel (3) peut être
ramenée dans la position de départ depuis la position finale par une réinitialisation
mécanique.
6. Dispositif de sécurité (1) selon la revendication 1, caractérisé en ce qu'au moins une technologie à coussins gonflables de sécurité (5) est disposée de manière
latérale et transversale sur toute la largeur de l'élément fonctionnel (2), réalisant
ainsi un freinage latéral et frontal de personnes s'y enfonçant.
7. Dispositif de sécurité (1) selon l'une quelconque des revendications précédentes,
caractérisé en ce que les deux éléments fonctionnels (2, 3) peuvent être activés de manière mécanique et/ou
électronique.
8. Dispositif de sécurité (1) selon la revendication 7, caractérisé en ce que l'élément fonctionnel (2) peut être activé de manière mécanique par rotation ou par
translation, et l'activation de la structure (4) mécanique de l'élément fonctionnel
(3) se fait de manière mécanique par translation.
9. Véhicule sur rails, en particulier véhicule à plancher surbaissé, avec un dispositif
de sécurité (1) servant à protéger des personnes, dans lequel le dispositif de sécurité
(1) est disposé sous la caisse devant la première paire de roues du véhicule sur rails
(10), caractérisé en ce que le dispositif de sécurité (1) est réalisé selon les caractéristiques des revendications
1 à 8.
10. Procédé servant à protéger des personnes après une collision avec un véhicule, en
particulier avec un véhicule sur rails, caractérisé en ce qu'un dispositif de sécurité (1) selon les caractéristiques des revendications 1 à 8
est prévu sous la caisse du véhicule, lequel dispositif de sécurité est déclenché
en deux phases, dans lequel un système déflecteur est activé lors d'une première phase
et un système de freinage est activé lors d'une seconde phase.