Technisches Gebiet
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein mechanisches Uhrwerk mit einem Tourbillon
sowie eine hiermit ausgestattete mechanische Uhr.
Hintergrund
[0002] Tourbillons für mechanische Uhren und Uhrwerke sind hinlänglich bekannt. Hierbei
sind das Ankerrad, der Anker und die sogenannte Unruh des Uhrwerks auf einem Drehgestell
angeordnet, welches mit der Welle des Sekundenrads, mithin dem Sekundentrieb, gekoppelt
bzw. fest verbunden ist. Die Unruh bzw. die Unruhachse fällt hierbei typischerweise
mit einer gedachte Achsverlängerung des Sekundentriebs zusammen. Ein mit dem Ankerrad
verbundenes Zahnrad kämmt schließlich mit einem koaxial zur Unruhachse angeordneten
feststehenden Zahnrad, sodass das Tourbillon, mithin dessen Gestell, pro Minute eine
vollständige Umdrehung erfährt.
[0003] Für das genaue Einstellen einer mechanischen Zeigeruhr ist es erforderlich, die Sekundenanzeige
anzuhalten. Bei herkömmlichen Uhrwerken wird dies zumeist durch einen sogenannten
Unruhstopp realisiert, welcher zum Beispiel durch Herausziehen einer Krone aktiviert
und durch Hineindrücken des Kronrads wieder deaktiviert werden kann.
[0004] Bei Uhren mit Minutentourbillon, bei welchen die Sekundenanzeige direkt durch das
Drehgestell des Tourbillons realisiert ist, gestaltet sich die Verwirklichung eines
derartigen Unruhstopps als überaus schwierig und kompliziert.
[0005] Ein Unruhstopp für ein Tourbillon ist beispielsweise aus der
EP 2 793 087 A1 bekannt. Dieser weist ein mit der Unruh in Eingriff bringbares und axial zur Unruhachse
bewegliches Bremselement auf. Zum Abgleich der Uhr mit einem Zeitnormal ist es somit
möglich, die Unruh und somit den Tourbillonmechanismus beliebig anzuhalten.
Zusammenfassung der Erfindung
[0006] Demgegenüber liegt der vorliegenden Erfindung nun die Aufgabe zugrunde, einen verbesserten
Unruhstopp für ein Tourbillon einer mechanischen Uhr bereitzustellen. Zusätzlich zum
Anhalten des Tourbillons soll ferner eine Nullstellung des Tourbillons zur komfortablen
Zeiteinstellung verwirklicht werden. Dies soll die Bedienbarkeit und die Zeiteinstellung
der Uhr verbessern und der Uhr ferner einen gesteigerten Funktionsumfang verleihen.
[0007] Diese Aufgabe wird mit einem Uhrwerk mit einer Tourbilloneinheit nach dem unabhängigen
Patentanspruch 1 sowie mit einer ein derartiges Uhrwerk aufweisenden Uhr nach Patentanspruch
15 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind dabei Gegenstand abhängiger Patentansprüche.
[0008] Insoweit ist ein Uhrwerk einer mechanischen Uhr mit einer Tourbilloneinheit vorgesehen.
Das Uhrwerk weist eine Platine auf, an welcher sämtliche bewegliche Komponenten des
Uhrwerks angeordnet sind. Das Uhrwerk, insbesondere seine Tourbilloneinheit weist
ferner ein mit einem Sekundentrieb verbundenes, drehbar an der Platine gelagertes
Gestell sowie eine am Gestell gelagerte Unruh auf. Neben der Unruh ist an dem Gestell
ferner ein mit der Unruh in Wirkverbindung stehendes Ankerrad gelagert. Das Ankerrad
steht typischerweise über einen Anker in Wirkverbindung mit der Unruh. Unruh, Anker
und Ankerrad bilden hierbei die Hemmung des mechanischen Uhrwerks. Der Sekundentrieb
ist typischerweise mit einer Energiespeichereinrichtung, etwa mit einem Federhaus,
gekoppelt, welches das Uhrwerk letztlich antreibt.
[0009] Das Uhrwerk ist ferner mit einer mit der Unruh in Eingriff bringbaren Unruhstoppvorrichtung
versehen. Mittels der Unruhstoppvorrichtung ist die Unruh zum Anhalten des Uhrwerks
relativ zur Platine bzw. relativ zum Gestell zumindest temporär fixierbar. Des Weiteren
ist das Uhrwerk mit einer Nullstelleinrichtung versehen, die es erlaubt, die Winkelausrichtung
des Gestells in einer vorbestimmten Position einzustellen, die vorzugsweise der Nullage
eines auf dem Gestells angebrachten Sekundenzeigers entspricht. Gemäss einer bevorzugten
Ausführungsform ist die Nullstelleinrichtung wahlweise mit dem Gestell oder mit der
Platine drehfest in Eingriff bringbar ist. Die Nullstelleinrichtung ist typischerweise
im Normalbetrieb der Uhr mit der Platine drehfest in Eingriff.
[0010] Das heißt, die Nullstelleinrichtung ist relativ zur oder an der Platine fixiert,
während das Gestell zusammen mit der gesamten Tourbilloneinheit einer Drehbewegung
relativ zur Platine ausgesetzt ist. Bei angehaltenem Uhrwerk, insbesondere zum Einstellen
der Uhrzeit, ist die Nullstelleinrichtung aber auch von der Platine lösbar oder drehbeglich
entkoppelbar, sodass sie relativ zur Platine gedreht werden kann. Dabei ist sie typischerweise
mit dem Gestell drehfest in Eingriff. Die Nullstelleinrichtung ist somit stets entweder
mit dem Gestell drehfest in Eingriff oder mit der Platine drehfest in Eingriff oder
aber die Nullstelleinrichtung ist sogar mit beiden, dem Gestell und der Platine drehfest
in Eingriff.
[0011] Durch die wahlweise mit dem Gestell oder mit der Platine drehfest in Eingriff bringbare
Nullstelleinrichtung kann erreicht werden, das Gestell zum Einstellen der Uhrzeit
zumindest temporär von der Energiespeichereinrichtung des Uhrwerks zu entkoppeln.
Durch eine alternierende Fixierung bzw. drehfeste Verbindung der Nullstelleinrichtung
mit dem Gestell oder mit der Platine kann erreicht werden, dass die Nullstelleinrichtung
zusammen mit dem Gestell zur Herbeiführung einer Nullstoppfunktion auch etwa unter
Einwirkung des mechanischen Energiespeichers des Uhrwerks, aber entkoppelt vom Minuten-
oder Stundentrieb des Uhrwerks in eine definierte Nullstellung überführbar ist.
[0012] Das wahlweise In-Eingriff-Bringen der Nullstelleinrichtung mit dem Gestell oder mit
der Platine kann durch sukzessives und schrittweises herausziehen einer Krone, beispielsweise
einer Aufzugs- oder Einstellkrone des Uhrwerks erfolgen. Gemäss einer bevorzugten
Ausführungsform des beanspruchten Uhrwerks kann sich die Krone in drei verschiedenen
axialen Positionen befinden, d.h. einer ersten sogenannten Ruheposition, in welcher
z.B. ein Federhaus wie üblich durch die Krone aufgezogen werden kann, einer zweiten
Position in welcher die Unruh gestoppt wird, z.B. wie gemäss der Lösung von
EP2793087, und einer dritten weiter gezogenen axialen Position, in welcher die Nullstelleinrichtung
nicht mehr mit der Platine, sondern nun mit dem Gestell im Eingriff steht. In dieser
dritten Position der Krone können dann die Nullstelleinrichtung und das Gestell als
Gesamtheit über das Sekundentrieb durch das Laufwerk gedreht werden, und somit erfolgt
die Nullstellung des Gestells automatisch, wobei die Minutenzeigerstellung durch Drehen
der Krone in dieser Position vorgesehen werden kann. Vorzugsweise kann ferner eine
Minutenrastung vorhanden sein, inkl. Zeigerverreibung in einer Minutenradbaugruppe
ähnlich wie im Patent
EP2224294 dargestellt; die Tourbilloneinheit und die Nullstelleinrichtung gemäss der vorliegenden
Erfindung sind dank der ständigen Eingriff zwischen den Minutenrad, Kleinbodenrad
und Sekundentrieb damit kompatibel.
[0013] Nach einer Weiterbildung ist vorgesehen, dass in einer Grundkonfiguration die Nullstelleinrichtung
drehfest an der Platine fixiert ist. In der Grundkonfiguration befindet sich die Krone
in einer Grundstellung, in welcher das Uhrwerk angetrieben vom mechanischen Energiespeicher
in Gang ist. Durch die Fixierung an der Platine fungiert die Nullstelleinrichtung
als eine Art Basis für die Tourbilloneinheit. Es kann insbesondere vorgesehen sein,
dass die Tourbilloneinheit oder Teil hiervon mit der Nullstelleinrichtung in Wirkverbindung
stehen. In der Grundkonfiguration bei einer an der Platine fixierten Nullstelleinrichtung
fungiert diese lediglich als Träger für weitere mechanische Komponenten des Uhrwerks,
etwa für die Tourbilloneinheit oder für einzelne Komponenten hiervon.
[0014] Nach einer weiteren Ausgestaltung ist die Nullstelleinrichtung bei mittels der Unruhstoppvorrichtung
angehaltener Unruh drehfest mit dem Gestell koppelbar. In der Grundkonfiguration ist
das Gestell frei gegenüber der Platine drehbar gelagert. Das heißt, lediglich unter
Einwirkung der Hemmung dreht sich das Gestell relativ zur Platine unter Einwirkung
der vom Federhaus ausgehenden mechanischen Antriebsenergie. Sobald das Gestell mittels
der Unruhstoppvorrichtung angehalten und relativ zur Platine fixiert ist, kann die
Nullstelleinrichtung entweder mittelbar oder unmittelbar mit dem Gestell drehfest
gekoppelt werden.
[0015] Es ist denkbar, dass Nullstelleinrichtung und Unruhstoppvorrichtung derart miteinander
wechselwirken, dass die Nullstelleinrichtung durch Aktivierung der Unruhstoppvorrichtung
mit dem Gestell drehfest gekoppelt wird. Es ist ferner denkbar, dass die Nullstelleinrichtung
ohnehin fest mit der Unruhstoppvorrichtung verbunden ist. Eine Fixierung des Gestells
relativ zur Platine mittels der Unruhstoppvorrichtung führt insoweit auch unweigerlich
zu einer drehfesten Fixierung des Gestells relativ zur Nullstelleinrichtung.
[0016] Durch eine unmittelbare oder mittelbare Kopplung von Nullstelleinrichtung und Gestell
kann erreicht werden, dass etwa zum Zwecke des Einstellens des Uhrwerks die Nullstelleinrichtung
mit dem Gestell drehfest verbunden wird. Mittels der Nullstelleinrichtung kann alsdann
das fest hieran angeordnete Gestell aus einer beliebigen Position, in welcher das
Gestell angehalten wurde, in eine definierte Nulllage überführt werden, in welcher
ein am Gestell angeordneter Sekundenzeiger auf die Null zeigt.
[0017] Nach einer weiteren Ausgestaltung weist die Unruhstoppvorrichtung eine am Drehgestell
angeordnetes und mit der Unruh reibschlüssig in Eingriff bringbares axial zu einer
Unruhachse bewegliches Bremselement auf. Mittels eines solchen Bremselements kann
ein Unruhstopp verwirklicht werden, der keine radial asymmetrischen Kräfte auf die
Unruh oder auf das Drehgestell des Tourbillons ausübt. Durch ein solches Bremselement
kann die Unruh ferner unmittelbar über das Bremselement gebremst, insbesondere angehalten
werden. Durch ein Abbremsen und Anhalten der Unruh wird auch unweigerlich die Drehbewegung
des Tourbillons, das heißt die Drehbewegung des Drehgestells gestoppt.
[0018] Aufgrund der axialen Beweglichkeit des Bremselements kann dieses etwa mit einer in
Axialrichtung ausgerichteten Stirnseite der Unruh oder mit einem fest mit der Unruh
verbundenen Abschnitt, etwa mit einer mit der Unruh drehfest verbundenen Doppelrolle
abbremsend in Eingriff gelangen. Die Unruh kann somit unmittelbar oder mittelbar gebremst
und angehalten werden, sodass bei Aktivierung des Unruhstopps ein Nachschwingen der
Unruh nicht zu befürchten ist. Dadurch dass die Unruhstoppvorrichtung ausschließlich
in Axialrichtung auf die Unruh einwirkt, eignet sich die Unruhstoppvorrichtung insbesondere
für die Verwirklichung eines Unruhstopps bei einem fliegenden Tourbillon.
[0019] Durch die reibschlüssige Wechselwirkung von Bremselement und Unruh kann ferner erreicht
werden, die vom Bremselement auf die Unruh einwirkende Reibkraft bei Aktivierung des
Bremselements abrupt oder stetig zu steigern. Letzteres ermöglicht insbesondere ein
gedämpftes nachschwingfreies Anhalten der Unruh. Ein reibschlüssiges Abbremsen der
Unruh ermöglicht ferner ein Anhalten der Unruh in jedweder beliebiger Ausrichtung
und Stellung der Unruh.
[0020] Nach einer weiteren Ausgestaltung ist ferner vorgesehen, dass die Nullstelleinrichtung
über das Bremselement drehfest mit dem Gestell koppelbar ist. Die Nullstelleinrichtung
kann insbesondere unmittelbar oder mittelbar auf das beispielsweise am Gestell angeordnete
Bremselement einwirken. Die Nullstelleinrichtung, zumindest aber einzelne Komponenten
oder Teile hiervon kann oder können insbesondere im Kraftfluss der Unruhstoppvorrichtung
liegen.
[0021] Nach einer weiteren Ausgestaltung ist die Nullstelleinrichtung mittels eines Fixierelements
drehfest an der Platine fixierbar. Mittels des Fixierelements kann die Nullstelleinrichtung
wahlweise drehfest an der Platine fixiert oder aber hiervon gelöst werden, sodass
die Nullstelleinrichtung drehbar bezüglich der Platine beweglich ist.
[0022] Es ist hierbei ferner vorgesehen, dass das Fixierelement ausschließlich bei einer
drehfesten Kopplung von Gestell und Nullstelleinrichtung in eine Lösestellung überführbar
ist, in welcher die Nullstelleinrichtung zusammen mit dem Gestell relativ zur Platine
drehbar ist. Dadurch dass das Fixierelement erst nach einer drehfesten Kopplung von
Gestell und Nullstelleinrichtung in eine Lösestellung überführbar ist, kann verhindert
werden, dass die von der mechanischen Energiespeichereinrichtung des Uhrwerks ausgehende
Antriebskraft unkontrolliert freigesetzt wird.
[0023] Ist das Gestell mit der Nullstelleinrichtung gekoppelt und wird das Fixierelement
in die Lösestellung überführt, so erfolgt typischerweise eine ggf. gedämpfte Drehbewegung
des von Gestell und Nullstelleinrichtung gebildeten Ensembles, wobei das Drehgestell
durch die aktivierte Unruhstoppvorrichtung mit der Energiespeichereinrichtung des
Uhrwerks in Wirkverbindung steht. Der Sekundentrieb des Tourbillons steht auch in
dieser Konfiguration nach wie vor mit der Energiespeichereinrichtung des Uhrwerks,
etwa mit dem Federhaus, in mechanischer Wirkverbindung.
[0024] Nach einer weiteren Ausgestaltung ist ferner eine Sperrklinke an der Platine beweglich
angeordnet. Diese wirkt mit einer am Gestell angeordneten Rastnocke zum Anhalten des
Gestells in einer Nullstellung zusammen. Die Sperrklinke kann beispielsweise radial
nach innen in eine Raststellung überführt werden, in welcher sie derart mit der Rastnocke
des Gestells zusammenwirkt, das eine Drehbewegung des Gestells über die Sperrklinke
hinaus oder an der Sperrklinke vorbei verhindert wird.
[0025] Die Rastnocke kann beispielsweise radial nach außen vom Gestell hervorstehen. Befindet
sich die Sperrklinke beispielsweise in einer radial nach innen eingerückten Raststellung
und ist die Nullstelleinrichtung zusammen mit dem Gestell Gegenstand einer Drehbewegung
bei einem sich in Lösestellung befindlichen Fixierelement, gelangt die Rastnocke des
Gestells mit der Sperrklinke in Eingriff. Die Sperrklinke fungiert somit als Endanschlag
für die Rastnocke und damit für das Gestell, damit dieses in der vorgesehenen Nulllage
zum Einstellen des Uhrwerks zu liegen kommt.
[0026] Nach einer weiteren Ausgestaltung ist die Sperrklinke mit dem Fixierelement gekoppelt.
Die Sperrklinke geht zumindest nur dann in eine Raststellung zum Anhalten des Gestells
über, wenn das Fixierelement von der Fixierstellung in die Lösestellung übergeht.
Die Sperrklinke und das Fixierelement sind insoweit starr miteinander gekoppelt. Wird
das Ensemble von Gestell und Nullstelleinrichtung zur Drehbewegung freigegeben, rückt
die Sperrklinke radial nach innen ein, um die freie Drehbewegung des Ensembles an
einer fest vorgegebenen Position zu stoppen.
[0027] Die wechselseitige Anordnung von Rastnocke und Sperrklinke bestimmt somit die Nulllage
des Gestells und somit des am Gestell angeordneten Sekundenzeigers der Tourbilloneinheit.
[0028] Nach einer weiteren Ausgestaltung weist die Nullstelleinrichtung ein Trägerrad mit
einem felgenartigen Umlaufreif auf. Der Umlaufreif ist über seinen Außenumfang an
zumindest drei an der Platine angeordneten Lagerrollen drehbar gelagert. Die Nullstelleinrichtung
weist insbesondere eine ringartige Grundgeometrie auf. In einer Endmontagekonfiguration
des Uhrwerks erstreckt sich durch die freibleibende Ringmitte der Nullstelleinrichtung
typischerweise die Nabe der Tourbilloneinheit. Mittels einer Lagerung über den Außenumfang
am Trägerrad kann die Nullstelleinrichtung auch unabhängig von der Nabe der Tourbilloneinheit
drehbar an der Platine bewegt werden.
[0029] Nach einer weiteren Ausgestaltung weist die Nullstelleinrichtung ein ringartiges
Umlaufrad mit einer Innenverzahnung auf, die mit einem Ritzel des Ankerrads kämmt.
Das Umlaufrad der Nullstelleinrichtung, welches in der Grundkonfiguration oder bei
laufendem Uhrwerk ebenfalls relativ zur Platine fixiert ist, kämmt mit dem Ankerrad.
Das Ankerrad bewegt sich insbesondere aufgrund der Verzahnung seines Ritzels mit der
Innenverzahnung entlang jener Innenverzahnung, wenn die Tourbilloneinheit einer im
Betrieb des Uhrwerks vorherrschenden Drehbewegung unterliegt. In der Grundkonfiguration
fungiert die Nullstelleinrichtung insoweit als erweiterte Platine, an deren Innenverzahnung
das Ankerrad mit seinem Ritzel entlangläuft.
[0030] Nach einer weiteren Ausgestaltung des Uhrwerks weist die Nullstelleinrichtung einen,
bezogen auf ihre Drehachse, axial beweglichen Stoppring auf. Dieser weist an einem
radial außenliegenden Rand eine Anlaufschräge auf, die mit einer Anlaufschräge einer
beweglich an der Platine angeordneten Anhalteklinke korrespondiert. Typischerweise
sind zwei diametral gegenüberliegende Anhalteklinken vorgesehen. Diese können mit
einem Herausziehen der Krone ein radial nach innen gerichtete Bewegung in Richtung
zum Stoppring erfahren.
[0031] Durch die miteinander korrespondierenden und hinsichtlich ihrer Schrägen aufeinander
abgestimmten Anlaufschrägen von Stoppring und Anhalteklinke oder Anhalteklinken, erfährt
der Stoppring eine Axialbewegung, wenn die Anhalteklinke oder die Anhalteklinken radial
nach innen bewegt werden. Mittels der miteinander korrespondierenden Anlaufschrägen
von Stoppring und Anhalteklinke oder Anhalteklinken, kann eine Radialbewegung somit
in eine Axialbewegung überführt werden.
[0032] Nach einer weiteren Ausgestaltung weist jener axial an der Nullstelleinrichtung beweglich
gelagerter Stoppring an einem radial innenliegenden Rand eine weitere Anlaufschräge
auf, die mit zumindest einer Nocke zumindest einer entgegen einer Rückstellkraft radial
nach innen beweglich an der Nullstelleinrichtung gelagerten Klinke zusammenwirkt.
Auf diese Art und Weise kann durch eine Axialverschiebung des Stopprings gegenüber
der Nullstelleinrichtung, insbesondere gegenüber der zumindest einen axial benachbart
hierzu gelagerten Klinke jene Klinke radial verschwenkt werden.
[0033] Es ist insbesondere vorgesehen, dass durch eine mittels der zumindest einen Anhalteklinke
induzierten Axialbewegung des Stopprings die zumindest eine Klinke der Nullstelleinrichtung
radial nach innen auslenkbar ist. Durch den wechselseitigen Eingriff von Anhalteklinke,
Stoppring und Klinke der Nullstelleinrichtung kann erreicht werden, dass eine von
außen radial auf die Nullstelleinrichtung einwirkende Schwenkbewegung in eine Schwenkbewegung
einer radial innen an der Nullstelleinrichtung vorgesehenen Klinke überführt wird.
[0034] Nach einer weiteren Ausgestaltung weist die zumindest eine Klinke an ihrem radial
innenliegenden Ende eine Anlaufschräge auf, die mit einer Anlaufschräge eines Bremsrings
in Eingriff bringbar ist. Der Bremsring ist typischerweise axial benachbart zur Klinke
angeordnet und ist ferner axial gegenüber der Nullstelleinrichtung verschiebbar an
einer Hauptachse der Tourbilloneinheit, beispielsweise an der Nabe der Tourbilloneinheit
gelagert. Indem die zumindest eine Klinke und der hiermit in Eingriff gelangende Bremsring
miteinander korrespondierende Anlaufschrägen aufweisen, kann die typischerweise radial
nach innen gerichtete Schwenk- oder Verstellbewegung der Klinke in eine axial gerichtete
Verschiebebewegung des Bremsrings übertragen werden.
[0035] Nach einer weiteren Ausgestaltung hiervon ist nun schließlich vorgesehen, dass ein
Bremsbolzen axial beweglich in einer Nabe der Tourbilloneinheit oder im Gestell geführt
ist und zur Auslenkung des Bremselements und zum Anhalten der Unruh mittels des Bremsrings
axial verschiebbar ist. Der Bremsbolzen ist insbesondere entgegen einer Rückstellkraft,
insbesondere entgegen der Wirkung eines Federelements axial zum Bremsring verschiebbar.
Der Bremsbolzen lenkt insbesondere das axial zur Unruhachse bewegliche Bremselement
derart aus, dass es mit der Unruh reibend bzw. reibschlüssig in Eingriff gelangt und
die Unruh letztlich anhält.
[0036] An der Nullstelleinrichtung ist typischerweise nicht nur eine, sondern es sind mehrere,
etwa drei in Umfangsrichtung äquidistant zueinander angeordnete Klinken vorgesehen,
welche infolge einer Axialbewegung des benachbart hierzu angeordneten Stopprings eine
synchrone, radial nach innen gerichtete Bewegung vollziehen. Dementsprechend kann
eine möglichst gleichmäßige und symmetrische Verschiebekraft auf den Bremsring ausgeübt
werden, welche letztlich zum axialen Vortrieb des Bremsbolzens führt.
[0037] Nach einem weiteren Aspekt ist schließlich eine Uhr, insbesondere eine mechanische
Armbanduhr vorgesehen, die mit einem zuvor beschriebenen Uhrwerk ausgestattet ist.
Kurzbeschreibung der Figuren
[0038] Weitere Ziele, Merkmale sowie vorteilhafte Ausgestaltungen werden in der nachfolgenden
Beschreibung eines Ausführungsbeispiels unter Bezugnahme auf die Zeichnungen erläutert.
Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- eine Draufsicht auf Teile des Uhrwerks,
- Fig. 2
- eine Seitenansicht des Uhrwerks gemäß Fig. 1,
- Fig. 3
- eine perspektivische Darstellung des Uhrwerks,
- Fig. 4
- eine Draufsicht auf die Nullstelleinrichtung in Grundkonfiguration von unten mit abgenommenem
Stoppring,
- Fig. 5
- einen Querschnitt durch die Nullstelleinrichtung gemäß Fig. 4,
- Fig. 6
- eine Draufsicht auf die Nullstelleinrichtung von oben,
- Fig. 7
- eine Darstellung der Nullstelleinrichtung gemäß Fig. 4, jedoch mit radial nach innen
ausgelenkten Klinken,
- Fig. 8
- einen Querschnitt durch die Nullstelleinrichtung gemäß Fig. 7,
- Fig. 9
- eine Draufsicht auf die Nullstelleinrichtung gemäß Fig. 7 von oben,
- Fig. 10
- eine Explosionsdarstellung der Nullstelleinrichtung,
- Fig. 11
- einen Querschnitt A-A gemäß Fig. 6 in einer Endmontagekonfiguration mit Tourbilloneinheit,
- Fig. 12
- einen Querschnitt B-B gemäß Fig. 9, ebenfalls mit Tourbilloneinheit,
- Fig. 13
- eine perspektivische und teils Explosionsdarstellung des Uhrwerks in Grundkonfiguration
und
- Fig. 14
- eine der Fig. 13 entsprechende Darstellung des Uhrwerks, jedoch bei aktivierter Unruhstoppvorrichtung
und mit einer in Lösestellung befindlichen Nullstelleinrichtung.
Detaillierte Beschreibung
[0039] In den Fig. 1 bis 3 ist eine Tourbilloneinheit 10 eines vorliegend nicht in Gänze
gezeigten mechanischen Uhrwerks 1 dargestellt. Das Uhrwerk 1 weist eine Platine 2
auf, an welcher die Tourbilloneinheit 10 drehbar gelagert ist. Die Tourbilloneinheit
10 ist, wie aus einer Zusammenschau der Fig. 2 und 11 hervorgeht, über einen Sekundentrieb
5 mit einem Kleinbodenrad 7 gekoppelt. Das Kleinbodenrad 7 kämmt mit einem Minutenrad
8, welches in Eingriff mit einem Federhaus 9 steht, welches vorliegend als mechanische
Energiespeichereinrichtung fungiert.
[0040] Die Tourbilloneinheit 10 weist ferner eine in Fig. 11 im Querschnitt gezeigte Nabe
6 auf, welche drehbar an der Platine 2 gelagert und fest mit einem Gestell 11 der
Tourbilloneinheit 10 verbunden ist.
[0041] Das Gestell 11 umfasst ein unteres Gestell 11a mit diversen radial ausgerichteten
Speichen 11 d, über welche das Gestell 11 mit der Nabe 6 verbunden ist. Über den Außenumfang
des unteren Gestells 11a sind vorliegend drei vertikal bzw. axial ausgerichtete Pfeiler
11 c angeordnet. An deren dem unteren Gestell 11a abgewandten Endabschnitt ist ein
oberes Gestell 11 b angeordnet. Zwischen dem oberen und dem unteren Gestell 11a, 11a
ist die Unruh 15 des Uhrwerks 1 gelagert. Die Unruh 15 ist bezüglich einer Unruhachse
17 schwenkbar gelagert, wobei sich die Unruhachse 17 in Verlängerung des Sekundentriebs
5 befindet.
[0042] Die Unruh 15 ist ferner mit einer Unruhspirale 16 gekoppelt. Am Gestell 11 ist ferner
eine Hemmung 14 vorgesehen. Am Gestell 11 ist insoweit ein Ankerrad 12 drehbar gelagert.
Die Drehachse des Ankerrads 12 erstreckt sich hierbei parallel zur Unruhachse 17.
Die Hemmung 14 weist ferner einen vorliegend nicht explizit gezeigten Anker auf, welcher
alternierend mit den Zähnen des Ankerrads 14 in bekannter Art und Weise in Eingriff
gelangt. Die Unruh 16, der nicht explizit gezeigte Anker und das Ankerrad 12 bilden
die Hemmung 14.
[0043] Wie aus dem Querschnitt der Fig. 11 und 12 hervorgeht, ist das Ankerrad 12 mit einem
Ritzel 19 versehen, welches mit einer Innenverzahnung 49 einer Nullstelleinrichtung
40 kämmt. Die Nullstelleinrichtung 40 ist im Normalbetrieb des Uhrwerks 1 an der Platine
2 fixiert. Die schrittweise Drehbewegung des Ankerrads 12 führt somit zu einer Drehung
des gesamten Gestells 11 in Bezug auf die Platine 2. Am Gestell 11 ist ferner ein
Sekundenzeiger 18 angeordnet, welcher mit einer Zeigerspitze radial nach außen vom
Gestell 11, vorliegend vom oberen Gestell 11 b, hervorsteht. Die Drehstellung des
Gestells 11 gibt somit die Sekunden einer Zeitanzeige wieder.
[0044] Neben der Nullstelleinrichtung 40 weist das Uhrwerk 1 eine Unruhstoppvorrichtung
50 auf, mittels derer die Unruh 15 bei Bedarf gestoppt oder angehalten werden kann.
[0045] Der mehrteilige Aufbau der Nullstelleinrichtung 40 ist anhand der Fig. 4 bis 10 verdeutlicht.
Die Nullstelleinrichtung 40 weist ein Trägerrad 41 auf, welches mittig eine Durchgangsöffnung
71 aufweist. Das Trägerrad 41 weist eine ringartige Kontur auf. Die zentrische Durchgangsöffnung
71 ist insbesondere von einem Innenrand 72 begrenzt, wie dies in Fig. 4 angedeutet
ist. Vom Innenrand 72 ragen drei über den Umfang des Innenrands 72 verteilt angeordnete
Klinken 45 radial nach innen. Diese sind drehbar bzw. schwenkbar in der Ebene des
Trägerrads 41 gelagert. Sie sind, wie ein Vergleich der Fig. 4 und 7 verdeutlicht,
radial nach innen auslenkbar.
[0046] Jede der Klinken 45 weist an ihrem freien und nach innen ragenden Ende eine Steueranlaufschräge
45a auf. An der Unterseite der Klinken 45 ist jeweils eine kuppelartige Klinkennocke
47 ausgebildet. Ferner ist jede der Klinken 45 mit einer Klinkenfeder 46 gekoppelt,
mittels derer die einzelnen Klinken 45 entgegen einer Federkraft radial nach innen
auslenkbar sind. Die radial nach innen gerichtete Auslenkung erfolgt über eine axiale
Krafteinwirkung auf die Klinkennocken 47. Bei nachlassender Krafteinwirkung bewirken
die einzelnen Klinkenfedern 46 eine Bewegung der Klinken 45 radial nach außen, in
die in Fig. 4 gezeigte Ausgangsstellung.
[0047] Am radial außenliegenden Rand des Trägerrads 41 der Nullstelleinrichtung 40 ist,
wie in Fig. 5 gezeigt, zum einen ein Umlaufreif 44 ausgebildet. Axial versetzt hierzu
verfügt das Trägerrad 41 über eine Außenverzahnung 48. An der Oberseite des Trägerrads
41 ist ein Umlaufrad 42 angeordnet. Das Umlaufrad 42 weist ebenfalls eine ringförmige
Kontur auf. An einer Innenseite des Umlaufrads 42 ist eine umlaufende Innenverzahnung
49 ausgebildet, die, wie bereits erwähnt, mit dem Ritzel 19 der Unruh 15 kämmt.
[0048] An der Unterseite des Trägerrads 41 ist ferner ein Stoppring 43 befestigt. Der Stoppring
43 weist an seinem Außenrand eine äußere Anlaufschräge 53 auf. Zudem ist der Stoppring
43 axial verschiebbar am Trägerrad 41 gelagert. Der Stoppring 43 verfügt ferner, wie
in Fig. 5 gezeigt, über eine weitere Anlaufschräge 54 an seinem Innenrand.
[0049] Durch die drehfeste Verbindung und axiale Verschiebbarkeit von Stoppring 43 und Trägerrad
41 kann die innere Anlaufschräge 54 des Stopprings 43 mit den Klinkennocken 47 in
Eingriff gelangen. Eine nach oben gerichtete Axialbewegung des Stopprings 43 hin zum
Trägerrad 41 bewirkt somit eine radial nach innen gerichtete Auslenkung der drei Klinken
45. Dies ist anhand eines Vergleichs der Fig. 5 und 8 bzw. der Fig. 6 und 9 erkennbar.
[0050] Die gesamte Nullstelleinrichtung 40 ist über den Umlaufreif 44 an mehreren über den
Umfang der Nullstelleinrichtung 40 verteilt angeordneten Lagerrollen 31 drehbar an
der Platine 2 gelagert. Zudem ist die Nullstelleinrichtung 40 über ein Fixierelement
30, welches vorliegend als Fixierhebel ausgestaltet ist, an der Platine 2 lösbar fixierbar.
Ein freies Ende des Fixierelements 30 steht beispielsweise reibend mit einem Außenrand
der Nullstelleinrichtung 40 in Eingriff.
[0051] Durch eine Schwenkbewegung des Fixierelements 30 kann die Nullstelleinrichtung 40
freigegeben werden, sodass sie relativ zur Platine 2 bezüglich einer zentrischen Drehachse
73 drehbar ist. Die Drehachse 73 der Nullstelleinrichtung 40 kann insbesondere mit
der Unruhachse 70 als auch mit der Achse des Sekundentriebs 5 zusammenfallen.
[0052] An einer Oberseite des unteren Gestells 11a ist ferner ein Bremselement 60, vorliegend
in Form einer flachen Bremsfeder, angeordnet. Das Bremselement 60, insbesondere dessen
freies und radial nach innen ragendes Ende, ist axial beweglich am Gestell 11 angeordnet.
Es ist insbesondere mittels eines axial in der Nabe 6 oder am Gestell 11 verschiebbaren
Bremsbolzens 58 von einer Ausgangsstellung, wie in Fig. 11 gezeigt, in eine Bremsstellung,
wie in Fig. 12 gezeigt, auslenkbar.
[0053] Der Bremsbolzen 58 befindet sich mit einem Kopf in einer Aussparung des unteren Gestells
11a. Durch eine axial nach oben gerichtete Auslenkung drückt der Bremsbolzen 58 axial
auf das Bremselement 60, sodass dessen freies Ende reibend und in Axialrichtung mit
einer hierzu korrespondierend ausgestalteten Reibfläche einer Doppelrolle 62 in Eingriff
gelangt, welche mit der Unruh 15 verbunden ist. Auf diese Art und Weise kann die Unruh
15 angehalten und bezüglich des Gestells 11 fixiert werden.
[0054] Der Bremsbolzen 58 ist mittels eines axial verschiebbar gelagerten Bremsrings 56
von der in der Fig. 11 gezeigten Ausgangs- oder Grundstellung in die in Fig. 12 gezeigte
Bremsstellung überführbar. Radial außen und am unteren Ende weist der Bremsring 56
eine Anlaufschräge 56a auf, welche umlaufend ausgebildet und korrespondierend zur
Steueranlaufschräge 45a der Klinken 45 ausgestaltet ist. Eine radial nach innen gerichtete
Schwenkbewegung der Klinken 45 führt somit zu einer nach oben, in Richtung zum Gestell
11 gerichteten axialen Verschiebung des Bremsrings 56, wodurch der Bremsbolzen 58
und hiermit auch das Bremselement 60 axial verschoben bzw. axial ausgelenkt werden.
Durch die radial nach innen gerichtete Schwenkbewegung der Klinken 45 gelangt das
Bremselement 60 schließlich mit der Doppelrolle 62 der Unruh 15 in Eingriff.
[0055] Die Axialverschiebung des Bremsrings 56 relativ zur Nabe 6 bzw. relativ zum Gestell
11 erfolgt entgegen der Rückstellkraft einer Spreizfeder 57, welche axial zwischen
der Nabe 6 und dem Bremsring 56 angeordnet ist. Werden beispielsweise die Klinken
45 unter Einwirkung ihrer jeweiligen Klinkenfedern 46 wieder in die in Fig. 4 gezeigte
Ausgangsstellung zurückgeschwenkt, erfolgt unter Einwirkung der Spreizfeder 57 auch
gleichermaßen eine Bewegung des Bremsrings 56 in seine in Fig. 11 gezeigte Ausgangsstellung.
Infolgedessen wird die Unruh 15 wieder freigegeben, wodurch sich das angehaltene Uhrwerk
1 wieder selbsttätig in Gang setzt.
[0056] Um das Uhrwerk 1 und die Tourbilloneinheit 10 anzuhalten, sind am Außenumfang der
Nullstelleinrichtung 40 zwei gegenüberliegende jeweils erste und zweite Anhalteklinken
20, 22 vorgesehen, wie diese in Fig. 13 gezeigt sind. Die erste Anhalteklinke 20 und
zweite Anhalteklinke 22 sind schwenkbar an der Platine 2 gelagert. An ihren freien
Enden sind jeweils eine erste Anlaufschräge 21, und eine zweite Anlaufschräge 23 vorgesehen.
Diese sind beispielsweise in Form konischer Rädchen ausgebildet. Die jeweils ersten
und zweiten Anlaufschrägen 21, 23 der jeweils ersten und zweiten Anhalteklinken 20,
22 befinden sich in Höhe der am Außenrand des Stopprings 43 vorgesehenen äußeren Anlaufschräge
53.
[0057] Ein radial nach innen gerichtetes Verschwenken der ersten und zweiten Anhalteklinken
20, 22 führt zu einem gleichmäßigen Anheben bzw. axialen Verschieben des Stopprings
43 aus der in Fig. 11 gezeigten Ausgangslage oder Grundkonfiguration in die in Fig.
12 dargestellte Stoppkonfiguration. Der Einfachheit halber ist die Lage der ersten
und zweiten Anlaufschrägen 21, 23 in den Fig. 11 und 12 nicht explizit gezeigt. Die
Axialbewegung des Stopprings 43 führt, wie bereits beschrieben, zur radial nach innen
gerichteten Auslenkung der Klinken 45 und somit zu einer Axialverschiebung des Bremsbolzens
58 und letztlich zu einer die Unruh 15 anhaltenden Auslenkung des Bremselements 60.
[0058] Jene ein Anhalten des Uhrwerks 1 bewirkende synchrone Schwenkbewegung der beiden
ersten und zweiten Anhalteklinken 20, 22 kann durch Ausziehen einer Krone in eine
vorgegebene Raststellung erfolgen. Das Uhrwerk 1 ist somit angehalten. Wird die vorliegend
nicht explizit gezeigte Krone, ausgehend von jener Stoppkonfiguration in eine weitere,
beispielsweise in einer zweite Raststellung ausgezogen, bewirkt dies ein gekoppeltes
Verschwenken des Fixierelements 30 sowie einer Sperrklinke 26.
[0059] Es ist hierbei zunächst vorgesehen, dass die in Fig. 13 gezeigte Sperrklinke 26 radial
nach innen bewegt wird, sodass ein an ihrem freien Ende radial nach innen ragende
Rastnase 27 radial überlappend zu einer am Außenumfang des Gestells 11 angeordneten
Rastnocke 28 zu liegen kommt. Insoweit ist die Sperrklinke 26 aus ihrer in Fig. 13
gezeigten Ausgangsstellung in eine in Fig. 14 angedeutete Raststellung überführbar.
In dieser verhindert die Sperrklinke 26, dass das Gestell 11 mit seiner Rastnocke
28 über die Position der Rastnase 27 hinausgedreht werden kann.
[0060] Im Zuge eines Nullstellvorgangs ist das Gestell 11 frei drehbar an der Platine 2
gelagert. Durch den wechselseitigen Eingriff von Sperrklinke 26 und Rastnocke 28 wird
ein definierter Endanschlag für das Gestell 11, mithin für die gesamte Tourbilloneinheit
10 geschaffen, sodass der Sekundenzeiger 18 typischerweise auf der Zwölf zu liegen
kommt. Nachdem die Sperrklinke 26 in ihre Raststellung eingerückt ist, wird im Zuge
der Auszugsbewegung der Krone das mit der Nullstelleinrichtung 40 in Eingriff stehende
Fixierelement 30 radial nach außen ausgelenkt. Hierdurch wird die Nullstelleinrichtung
40 in eine Lösestellung überführt, sodass ihre Drehfixierung relativ zur Platine 2
aufgehoben ist.
[0061] Die gekoppelte Bewegung von Sperrklinke 26 und Fixierelement 30 wird über einen in
Fig. 13 angedeuteten Steuerhebel 24 initiiert. Die Schwenkbewegungen des Fixierelements
30 und der Sperrklinke 26 sind starr miteinander gekoppelt. Es ist auf jeden Fall
dafür Sorge zu tragen, dass der Fixierhebel 30 erst dann in seine Lösestellung überführbar
ist, wenn sich die Sperrklinke 26 in ihrer Raststellung befindet.
[0062] Wird zum Einstellen der Uhr etwa der Steuerhebel 24 durch Herausziehen einer Krone
aus einer Grundstellung heraus in ein eine erste ausgezogene Stellung überführt, so
bewirkt dies ein radial nach innen gerichtetes Verschwenken der beiden ersten und
zweiten Anhalteklinken 20, 22. Infolgedessen wird die Unruh 15 angehalten. Die Unruh
15 wird hierdurch am Gestell 11 bzw. an der Nabe 6 fixiert. In jener Konfiguration
bilden das Gestell und die Nullstelleinrichtung 40 ein Ensemble, welches gemeinsam
relativ zur Platine 2 drehbar ist.
[0063] Als Nächstes gelangt die Sperrklinke 26 infolge einer weiteren Auszugsbewegung der
Krone in die in Fig. 14 angedeutete Raststellung. Schließlich wird in einem letzten
Schritt das Fixierelement 30 in die Lösestellung überführt, sodass das Ensemble aus
Nullstelleinrichtung 40 und Gestell 11 über die Lagerrollen 31 bezüglich der Platine
2 drehbar ist. Der Sekundentrieb 5 der Tourbilloneinheit 10 bleibt hierbei im Eingriff
mit dem Federhaus 9. Der nach wie vor bestehende Kraftfluss zwischen der Tourbilloneinheit
10 und dem Federhaus 9 führt dazu, dass sich das Gestell 11 zusammen mit der Nullstelleinrichtung
40 so lange dreht, bis der Rastnocken 28 mit der Sperrklinke 26 in Eingriff gelangt.
[0064] In dieser axialen Position der Krone gelangt somit der Sekundenzeiger 18 in eine
wohldefinierte Nulllage oder Nullstellung automatisch, ohne dass die Krone weiter
manipuliert werden muss. Dabei ist die gewöhnliche Zusammenwirkung eines Nullstellhebels
mit einem gewöhnlichen Nullstellherzen gar nicht mehr benötigt. Da die Nullstellung
des Sekunderzeigers 18 durch eine von dem Federhaus über das Sekundentrieb 5 getriebene
kombinierte Drehbewegung von Nullstelleinrichtung 40 und Tourbilloneinheit 10 erfolgt,
kann diese Drehbewegung vorzugsweise mittels eines gesonderten Bremsmechanismus gedämpft
oder gebremst werden. Jener vorliegend nicht explizit gezeigte Bremsmechanismus kann
beispielsweise mit der Außenverzahnung 48 der Nullstelleinrichtung 40 permanent in
Eingriff stehen. Jene Bremseinrichtung kann beispielsweise als Rotationsdämpfer fungieren.
Sie kann beispielsweise einen sogenannten Windfang umfassen, der die freie Drehbewegung
der Nullstelleinrichtung 40 auf eine vorgegebene Maximalgeschwindigkeit begrenzt.
Gemäss einer bevorzugten nicht dargestellten Ausführungsform ist das Rotationsdämpfer
als ein hydraulischer Dämpfermodul realisiert, das über ein Zwischenrad im Eingriff
mit dem Außenverzahnung 48 der Nullstelleinrichtung 40 steht. Somit können sowohl
die Übersetzungsverhältnisse in dieser Getriebekette, als auch die Viskosität der
Flüssigkeit des hydraulischen Dämpfermoduls für eine angepasste Drehgeschwindigkeit
eingestellt werden.
[0065] Die konischen ersten und zweiten Anlaufschrägen 21, 23 dienen neben den Lagerrollen
31 der radialen und axialen Lagerung der Nullstelleinrichtung 40 an der Platine 2.
[0066] Wird die Krone des Uhrwerks 1 wieder schrittweise eingerückt, gelangt zunächst das
Fixierelement 30 wieder reibschlüssig mit der Nullstelleinrichtung 40 in Eingriff.
Alsdann wird die Sperrklinke 26 aus ihrer Raststellung wieder in eine Ausgangsstellung
überführt. Hierdurch wird einerseits die Nullstelleinrichtung 40 wieder an der Platine
2 fixiert, während das Gestell 11 außer Eingriff mit der Sperrklinke 26 gelangt.
[0067] Um das Uhrwerk 1 wieder selbsttätig in Gang zu setzen, ist es lediglich erforderlich,
durch ein weiteres Einrücken der Krone die beiden ersten und zweiten Anhalteklinken
20, 22 wieder radial nach außen zu bewegen. Infolgedessen lässt die Krafteinwirkung
auf den Stoppring nach. Dieser wird insbesondere durch die Klinkenfedern 46 und den
wechselseitigen Eingriff zwischen Klinken 45 und Stoppring 43 wieder in seine in Fig.
5 gezeigte Ausgangslage überführt. Gleichzeitig erfolgt eine Axialverschiebung des
Bremsrings 56 in seine Ausgangslage unter Einwirkung der Spreizfeder 57. Der Bremsbolzen
58 gelangt somit in seine Ausgangslage und das Bremselement 60 gibt die Doppelrolle
62 der Unruh 15 wieder frei.
[0068] Durch das Zusammenwirken von Nullstelleinrichtung und Unruhstoppvorrichtung 50 ist
es erstmals möglich, eine gesamte Tourbilloneinheit 10 unabhängig von der Hemmung
14 im Uhrwerk 1 gesteuert zu bewegen. Jene unabhängige Bewegung ermöglicht es, eine
Tourbilloneinheit 10 in jeder denkbaren Stellung schneller und selbsttätig auf einen
Referenzpunkt bewegen zu lassen. Diese Option ist insbesondere für ein sogenanntes
Minutentourbillon geeignet, welches gleichzeitig als Sekundenanzeige dient. Insoweit
wird ein Sekundennullstopp für einen Einstellvorgang des Uhrwerks 1 bereitgestellt.
[0069] Es ist hierbei insbesondere von Vorteil, dass auf die Tourbilloneinheit keinerlei
radiale Kräfte einwirken, weder beim Anhalten der Unruh 15, noch während des Nullstellvorgangs.
Die Hemmung 14 ist nämlich während des Nullstellvorgangs gestoppt und somit gegen
äußere Einflüsse geschützt. Ferner ermöglicht die hier gezeigte Ausgestaltung der
Nullstelleinrichtung 40 mit der Unruhstoppvorrichtung 50 einen geringen konstruktiven
Eingriff in ein vorhandenes fliegendes Tourbillon, wie dies beispielsweise aus der
EP 2 793 087 A1 bekannt ist.
Bezugszeichenliste
[0070]
- 1
- Uhrwerk
- 2
- Platine
- 5
- Sekundentrieb
- 6
- Nabe
- 7
- Kleinbodenrad
- 8
- Minutenrad
- 9
- Federhaus
- 10
- Tourbilloneinheit
- 11
- Gestell
- 11a
- unteres Gestell
- 11b
- oberes Gestell
- 11c
- Pfeiler
- 11d
- Speiche
- 12
- Ankerrad
- 14
- Hemmung
- 15
- Unruh
- 16
- Unruhspirale
- 17
- Unruhachse
- 18
- Sekundenzeiger
- 19
- Ritzel des Ankerrrads
- 20
- Erste Anhalteklinke
- 21
- Erste Anlaufschräge
- 22
- Zweite Anhalteklinke
- 23
- Zweite Anlaufschräge
- 24
- Steuerhebel
- 26
- Sperrklinke
- 27
- Rastnase
- 28
- Rastnocke
- 30
- Fixierelement
- 31
- Lagerrolle
- 40
- Nullstelleinrichtung
- 41
- Trägerrad
- 42
- Umlaufrad
- 43
- Stoppring
- 44
- Umlaufreif
- 45
- Klinke
- 45a
- Anlaufschräge
- 46
- Klinkenfeder
- 47
- Klinkennocke
- 48
- Außenverzahnung
- 49
- Innenverzahnung
- 50
- Unruhstoppvorrichtung
- 53
- Äussere Anlaufschräge
- 54
- Innere Anlaufschräge
- 56
- Bremsring
- 56a
- Anlaufschräge
- 57
- Spreizfeder
- 58
- Bremsbolzen
- 60
- Bremselement
- 62
- Doppelrolle
- 71
- Durchgangsöffnung
- 72
- Innenrand
- 73
- Drehachse
1. Uhrwerk mit einer Tourbilloneinheit, mit:
- einer Platine (2),
- einem mit einem Sekundentrieb (5) verbundenen, drehbar an der Platine (2) gelagerten
Gestell (11),
- einer an dem Gestell (11) gelagerten Unruh (15) und einem an dem Gestell (11) gelagerten
und mit der Unruh (15) in Wirkverbindung stehenden Ankerrad (12),
- einer mit der Unruh (15) in Eingriff bringbaren Unruhstoppvorrichtung (50), dadurch gekennzeichnet, dass es ferner eine
- Nullstelleinrichtung (40) für die Winkelausrichtung des Gestells (11) aufweist
2. Uhrwerk nach Anspruch 1, wobei die besagte Nullstelleinrichtung wahlweise mit dem
Gestell (11) oder mit der Platine (2) drehfest in Eingriff bringbar ist, und in einer
Grundkonfiguration die Nullstelleinrichtung (40) drehfest an der Platine (2) fixiert
ist.
3. Uhrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Nullstelleinrichtung (40)
bei mittels der Unruhstoppvorrichtung (50) angehaltener Unruh (15) drehfest mit dem
Gestell (11) koppelbar ist.
4. Uhrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Unruhstoppvorrichtung (50)
ein am Drehgestell (11) angeordnetes und mit der Unruh (15) reibschlüssig in Eingriff
bringbares axial zu einer Unruhachse (17) bewegliches Bremselement (60) aufweist.
5. Uhrwerk nach Anspruch 4, wobei die Nullstelleinrichtung (40) über das Bremselement
(60) drehfest mit dem Gestell (11) koppelbar ist.
6. Uhrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Nullstelleinrichtung (40)
mittels eines Fixierelements (30) drehfest an der Platine (2) fixierbar ist und das
Fixierelement (30) ausschließlich bei einer drehfesten Kopplung von Gestell (11) und
Nullstelleinrichtung (40) in eine Lösestellung überführbar ist, in welcher die Nullstelleinrichtung
(40) zusammen mit dem Gestell (11) relativ zur Platine (2) drehbar ist.
7. Uhrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, ferner mit einer an der Platine (2)
beweglich angeordneten Sperrklinke (26), welche mit einer am Gestell (11) angeordneten
Rastnocke (28) zum Anhalten des Gestells (11) in einer Nullstellung zusammenwirkt.
8. Uhrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche 6 und 7, wobei die Sperrklinke (26)
mit dem Fixierelement (30) gekoppelt ist und in eine Raststellung zum Anhalten des
Gestells (11) übergeht wenn das Fixierelement (30) von der Fixierstellung in die Lösestellung
übergeht.
9. Uhrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Nullstelleinrichtung (40)
ein Trägerrad (41) mit einem felgenartigen Umlaufreif (44) aufweist, welcher über
seinen Außenumfang an zumindest drei an der Platine (2) angeordneten Lagerrollen (31)
drehbar gelagert ist.
10. Uhrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Nullstelleinrichtung (40)
ein ringartiges Umlaufrad (42) mit einer Innenverzahnung (49) aufweist, die mit einem
Ritzel (19) des Ankerrads (12) kämmt.
11. Uhrwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche 9 oder 10, wobei die Nullstelleinrichtung
(40) einen bezogen auf ihre Drehachse axial beweglichen Stoppring (43) aufweist, welcher
an einem radial außen liegenden Rand eine äußere Anlaufschräge (53) aufweist, die
mit einer jeweils ersten oder zweiten Anlaufschräge (21, 23) einer beweglich an der
Platine (2) angeordneten ersten oder zweiten Anhalteklinke (20, 22) korrespondiert.
12. Uhrwerk nach Anspruch 11, wobei der Stoppring (43) an einem radial innenliegenden
Rand eine Anlaufschräge (54) aufweist, die mit zumindest einer Nocke (47) zumindest
einer entgegen einer Rückstellkraft radial nach innen beweglich an der Nullstelleinrichtung
(40) gelagert Klinke (45) zusammenwirkt.
13. Uhrwerk nach Anspruch 12, wobei die zumindest eine Klinke (45) an ihrem radial innen
liegenden Ende eine Steueranlaufschräge (45a) aufweist, die mit einer Anlaufschräge
(56a) eines Bremsrings (56) in Eingriff bringbar ist.
14. Uhrwerk nach Anspruch 13, ferner mit einem Bremsbolzen (58), welcher axial beweglich
in einer Nabe (6) der Tourbilloneinheit (10) oder im Gestell (11) geführt ist und
zur Auslenkung des Bremselements (60) und zum Anhalten der Unruh (15) mittels des
Bremsrings (56) axial verschiebbar ist.
15. Uhr mit einem Uhrwerk (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche.