(19)
(11) EP 2 954 280 B1

(12) EUROPÄISCHE PATENTSCHRIFT

(45) Hinweis auf die Patenterteilung:
22.03.2017  Patentblatt  2017/12

(21) Anmeldenummer: 14700576.3

(22) Anmeldetag:  09.01.2014
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
F42B 12/40(2006.01)
F42B 12/46(2006.01)
C09K 11/70(2006.01)
F21K 2/06(2006.01)
(86) Internationale Anmeldenummer:
PCT/EP2014/050327
(87) Internationale Veröffentlichungsnummer:
WO 2014/121971 (14.08.2014 Gazette  2014/33)

(54)

EXPLOSIVSTOFFFREIES GESCHOSS ZUR ERZEUGUNG EINER THERMISCHEN SIGNATUR

EXPLOSIVE-FREE PROJECTILE FOR GENERATING A THERMAL SIGNATURE

PROJECTILE SANS EXPLOSIF DESTINÉ À PRODUIRE UNE SIGNATURE THERMIQUE


(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR

(30) Priorität: 08.02.2013 DE 102013002119

(43) Veröffentlichungstag der Anmeldung:
16.12.2015  Patentblatt  2015/51

(73) Patentinhaber: Rheinmetall Waffe Munition GmbH
29345 Unterlüß (DE)

(72) Erfinder:
  • ZIMMERMANN, Christopher
    21029 Hamburg (DE)
  • CEGIEL, Dirk
    23847 Stubben (DE)
  • MÖLLER, Klaus
    23858 Reinfeld /Holstein (DE)

(74) Vertreter: Dietrich, Barbara 
Thul Patentanwaltsgesellschaft mbH Rheinmetall Platz 1
40476 Düsseldorf
40476 Düsseldorf (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
EP-A1- 0 275 333
WO-A1-2012/012243
US-A1- 2013 119 381
WO-A1-2005/098345
DE-A1- 19 914 097
   
       
    Anmerkung: Innerhalb von neun Monaten nach der Bekanntmachung des Hinweises auf die Erteilung des europäischen Patents kann jedermann beim Europäischen Patentamt gegen das erteilte europäischen Patent Einspruch einlegen. Der Einspruch ist schriftlich einzureichen und zu begründen. Er gilt erst als eingelegt, wenn die Einspruchsgebühr entrichtet worden ist. (Art. 99(1) Europäisches Patentübereinkommen).


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung beschäftigt sich mit einem explosivstofffreies Geschoss für eine Munition, welches bei Zerlegung im Ziel mindestens Phosphor(V)oxid als hygroskopische Substanz freisetzt und welches durch Reaktion mit der Luftfeuchtigkeit und / oder einer weiteren, in der Munition integrierten Substanz in Form von 1,2-Propandiol oder einem 1,2-Propandiol-haltigen Substanzgemisch, welches mit Phosphor(V)oxid oder dem Phosphor(V)oxid-haltigen Substanzgemisch unter Freisetzung von Wärme reagiert. Die bei der Zerlegung des explosivstofffreien Geschosses erzeugte Wärmetönung dient dabei der Detektion mittels Wärmebildgeräten. Das vorgeschlagene explosivstofffreie Geschoss kann zusätzlich zu der Komponente oder den Komponenten zur Erzeugung einer thermischen Signatur, weitere, räumlich von diesen getrennte Substanzen oder Substanzgemische zur Erzeugung einer sichtbaren und / oder einer mit Nachtsichtgeräten wahrnehmbaren Signatur enthalten.

    [0002] Die Verfügbarkeit von kleinen leistungsfähigen Wärmebild-Zielerfassungssystemen führt zunehmend auch zu deren Verwendung im Bereich infanteristischer Waffen wie zum Beispiel Maschinengewehren oder Granatmaschinenwaffen. Für das Training moderner Einsatzkräfte ergibt sich daraus der entsprechende Bedarf an geeigneten Übungsmunitionen.

    [0003] Pyrotechnische Munitionen auf der Basis von Blitz-Knalleffekten eignen sich für Übungszwecke zur visuell-optischen und akustischen Wahrnehmung ebenso wie zur Detektion mittels Nachtsicht- und Wärmebildgeräten. Ein Nachteil derartiger pyrotechnischer Munitionen ist deren Gefährdungspotential durch den in den Geschossen enthaltenen Explosivstoff selbst, als auch die Räumung von durch Blindgänger mit Explosivstoff kontaminierten Trainingsarealen.

    [0004] Die visuell-optische Wahrnehmbarkeit wird bei explosivstofffreien Projektilen unter anderem durch die Freisetzung von Farbstäuben bei der Aufschlagzerlegung erzielt. Zur Detektierbarkeit mit Nachtsichtgeräten zeigt der Stand der Technik entsprechende Munitionen, die Chemolumineszenzeffekte nutzen. Die Kombination von Farbstäuben und Markereinheiten mit Chemolumineszenzeffekt ermöglichte letzten Endes die Bereitstellung von einheitlichen Übungsmunitionen mit explosivstofffreien Projektilen für ein Tag- und Nachttraining (DE 10 2012 023 700.6).

    [0005] Die Verwendung von Wärmebildzielerfassungssystemen auch im infanteristischen Bereich führt zu einem Bedarf an entsprechenden Trainingsmunitionen für Werferanlagen und Granatwaffen, mannportable Mörser und schulterverschiessbare Ladungen. Seitens der Einsatzkräfte sind grundsätzlich solche Munitionen zu bevorzugen, bei denen neben einer optischen Wahrnehmbarkeit im sichtbaren Bereich des Lichts auch eine Detektion mittels Nachtsicht- und Wärmebildgeräten in Entfernungen bis ca. 1500 m gegeben ist.

    [0006] Mit US 2011/0079164 A1 bzw. WO 2011/044126 A2 wird eine 40 mm-Übungs-munition unter anderem zur Verwendung in Granatmaschinenwaffen vorgeschlagen. Diese zeichnet sich durch ein explosivstofffreies Geschoss aus, in das ein beim Aufschlag zerbrechliches Nutzlastmodul im Bereich der Geschosshaube integriert ist. Das Nutzlastmodul kann mit unterschiedlichen Materialien, oder im Falle einer darin integrierten Ampulle auch mit unterschiedlichen Materialkombinationen zur Erzielung unterschiedlicher Effekte befüllt werden. Durch die Materialkombination von Farbstoff und pyrophorem Material kann ein visuell-optischer und ein mindestens mittels Wärmebildgeräten detektierbarer Effekt erzeugt werden.

    [0007] Mit WO 2011/019695 A1 wird eine weitere 40 mm-Übungsmunition unter anderem zur Verwendung in Granatmaschinenwaffen vorgeschlagen. Diese zeichnet sich durch ein explosivstofffreies Geschoss aus, in welches in Analogie zu den existierenden "Tag- und Nachtmarkierungs"-Munitionen ein Farbstaub zur "Tagmarkierung" sowie ein gekapselter Chemolumineszenzeffekt zur "Nachtmarkierung" integriert ist.

    [0008] Mit US20101000839941 bzw. WO 2012/012243 A1 wird eine Munition mit einem explosivstofffreien Geschoss gemäß dem Oberbegriff des unabhängigen Anspruches vorgeschlagen, wobei durch eine optimierte Konstruktion ein im Vergleich zu existierenden "Tag und Nachtmarkierungs"-Munitionen kurzfristigerer, aber intensiverer Chemolumineszenzeffekt als Treffersignatur erzeugt werden soll. Der Chemolumineszenzeffekt kann zur Erzeugung von sichtbarem Licht oder von UV- oder IR-Licht genutzt werden und lässt sich wie die Verwendung befindlichen "Tag und Nachtmarkierungs"-Munitionen mit einem zusätzlichen visuell-optischen Farbstaubeffekt kombinieren.

    [0009] Bei Munitionen für Übungszwecke geht es in erster Linie um die Erzeugung einer kurzfristigen Ziel- / Treffersignatur und nicht um eine längerfristige Markierung von etwaigen Zielen.

    [0010] Entsprechend gibt es hier gegebenenfalls nur Überschneidungen mit dem Stand der Technik zum Thema der längerfristigen Markierung von Zielen.

    [0011] Mit US 7,055,438 B1 sind beispielsweise Munitionen im Kaliber von 20 mm bis 155 mm vorgeschlagen worden, die einen flammenlosen, Wärme erzeugenden Effekt als "explosivstoff freie Leuchtspur" und / oder längerfristige Zielmarkierung allein oder in Kombination mit einem Chemolumineszenzeffekt nutzen.

    [0012] Mit WO 2012/012242 A1 wird eine Munition mit einem explosivstofffreien Geschoss zur Markierung und Beleuchtung von Zielen vorgeschlagen. Die Munition zeichnet sich durch zerbrechliche Seitenwände und in der Längsachse parallel angeordnete Ampullen zur Aufnahme von Substanzlösungen zur Erzeugung eines Chemolumines-zenzeffektes aus, wobei der Hohlraum zwischen Geschosswandung und Ampullen zusätzlich eine Füllmasse enthält. Der bei der Aufschlagzerlegung in Form einer Lösung generierte Chemolumineszenzeffekt soll durch direkte Vermischung mit der Füllmasse einen zumindest partiell haftfähigen Brei bilden, der konstruktionsbedingt vorzugsweise radial ausgebracht wird.

    [0013] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein explosivstofffreies Geschoss für eine Munition bereitzustellen, welches bei Zerlegung im Ziel mindestens eine mittels Wärmebildgeräten detektierbare Wärmetönung erzeugt. Dabei sollte das Geschoss zusätzlich keine an der Luft selbstentzündlichen Substanzen oder Substanzgemische enthalten und im Temperaturband von ca. -54 °C bis +71 °C bei Zerlegung im Ziel eine mittels Wärmebüdgeräten detektierbare Wärmetönung erzeugen.

    [0014] Gelöst wird die Aufgabe durch ein explosivstofffreien Geschoss gemäß Patentanspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen in den Unteransprüchen stellen vorteilhafte Weiterbildungen dar.

    [0015] Erfindungsgemäß enthält ein derartiges Geschoss mindestens Phosphor(V)oxid als hygroskopische Substanz, welches durch Reaktion mit Luftfeuchtigkeit und / oder dem gleichfalls in der Munition gekapselt integrierten 1,2-Propandiol oder einem 1,2-Propandiol-haltigen Gemisch unter Wärmetönung reagiert.

    [0016] Im Vergleich zur Wärmeerzeugung durch spontanes Vermischen wasserfreier anorganischer Salze mit wässrigen oder wasserhaltigen Lösungen eignet sich die erfindungsgemäß vorgeschlagene Erzeugung einer Wärmetönung durch spontanes Vermischen von Phosphor(V)oxid mit 1,2-Propandiol aufgrund der starken Wärmetönung und dem im gesamten Temperaturbereich als Flüssigkeit vorliegenden 1,2-Propandiol auch zur Darstellung einer kurzfristigen Aufschlagsignatur bei Einsatztemperaturen bis hinunter zu -54 °C. Aufgrund des Ausfrierens wässriger oder wasserhaltiger Lösungen unterhalb von -25 °C ist deren Verwendung im Temperaturbereich bis hinab zu -54 °C aufgrund verminderter Reaktivität zumindest problematisch.

    [0017] Eine durch eine Aufschlagzerlegung ausgebrachte pyrophore Wirkmasse kann eine mittels Wärmebildgeräten detektierbare Wärmetönung erzeugen, wobei die Detektierbarkeit in größeren Entfernungen (ab 1.000 m) primär von Effektsatzeinwaage und der Reaktivität des pyrophoren Materials, zum Beispiel pyrophores Eisen, abhängt.

    [0018] In aller Regel bzw. nach dem Stand der Technik werden zur Erzeugung einer detektierbaren Wärmetönung pyrophore Materialien hoher Reaktivität benötigt. Beispielsweise werden bei der spontanen Umsetzung von hoch reaktiven Qualitäten pyrophoren Eisenpulvers in Mengen von einem Gramm mit Luft unter Umgebungsbedingungen Temperaturen von über 400 °C erzeugt. Diese Temperaturen reichen aus, um trockene Papierstreifen (als Modellkomponente für trockenen Schiessplatzbewuchs) sicher zu entzünden. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass bei der gleichzeitigen Ausbringung von pyrophorem Material und einem organischen Farbstaub (als visuell-optische Komponente) dieser durch das pyrophore Material gleichfalls entzündet wird. Hierdurch erhöht sich die ohnehin schon gegebene potenzielle Brandgefahr.

    [0019] Die erfindungsgemäß vorgeschlagene Erzeugung einer Wärmetönung durch das spontanes Vermischen von Phosphor(V)oxid mit 1,2-Propandiol reicht (mit den im Modellkaliber 40 mm erreichbaren Effektsatzeinwaagen) einerseits aus, in Entfernungen oberhalb 1.000 m eine mittels portablen Wärmebildgeräten deutlich detektierbare Treffersignatur zu erzeugen und andererseits sicherzustellen, dass eine entsprechende Effektsatzeinwaage trockene Papierstreifen (als Modellkomponente für trockenen Schiessplatzbewuchs) nicht entzündet. Mit ca. 200 °C liegt die kurzfristig erzeugte Wärmetönung durch spontanes Vermischen von Phosphor(V)oxid mit 1,2-Propandiol deutlich unter den Entzündungstemperaturen von Holz, Papier oder Kohle.
    Tabelle 1: Anhaltswerte für Zünd- und Glimmtemperaturen
    Feststoff Zündtemperatur Glimmtemperatur
    BIA-Handbuch VBG [7] BIA-Handbuch VBG [7]
    Holz, Getreide ≥ 400 °C 460 °C ≥ 290 °C 200 °C
    Papier ≥ 380 °C 460 °C ≥ 300 °C 240 °C
    Braunkohle ≥ 380 °C 420 °C ≥ 225 °C 160 °C


    [0020] Das erfindungsgemäß vorgeschlagene explosivstofffreie Geschoss hat den Vorteil, dass die detektierbare Wärmetönung direkt bei der Aufschlagzerlegung im Ziel erzeugt wird und damit weitestgehend unabhängig von der Temperatur der Munition und der Schussentfernung ist. Zudem vereinfacht sich die Produktion eines entsprechenden Geschosses, wobei zusätzlich eine vergleichsweise höhere Lagerstabilität und Funktionsiebensdauer erreicht werden kann, da dieses nur wasserdampfdicht gekapselt werden muss, hingegen pyrophore Wirkmassen in der Regel gasdicht sein müssen.

    [0021] Der hier erstmals vorgeschlagene Zusatz eines Salzes oder Salzgemisches zur Effektmasse zur Erzeugung eines visuell-optischen Effekts trägt zur chemischen Neutralisation oder zumindest der partiellen chemischen Neutralisation beziehungsweise der pH-Wertpufferung der durch Vermischung des Phosphor(V)oxids mit dem 1,2-Propandiol oder dem 1,2-Propandiol-haltigen Gemisch entstehenden sauren Reaktionsprodukte bei. Hierdurch können äußerst vorteilhaft negative Umwelteinflüsse in Form einer Übersäuerung von Schießplatzarealen verhindert oder zumindest deutlich reduziert werden. Als Salzzuschlag in der Effektmasse zur Erzeugung eines visuell-optischen Effekts eignen sich Carbonate oder Hydrogencarbonate der Alkali- oder Erdalkalimetalle, oder Phosphate oder Hydrogenphosphate oder Dihydrogenphosphate des Ammoniums oder der Alkali- oder Erdalkalimetalle, oder Hydrogensulfate oder Sulfate des Ammoniums oder der Alkali- oder Erdalkalimetalle, oder ein Gemisch von zwei oder mehr der aufgeführten Substanzen, ohne die erfindungsgemäß bevorzugten Ausführungen des explosivstofffreien Geschosses auf diese Beispiele zu beschränken.

    [0022] Die hier vorgeschlagene Lösung zur Vermeidung negativer Umwelteinflüsse durch pH-Wertverschiebungen auf Schießplatzarealen ist auch in entsprechenden explosivstofffreien Geschossen, welche andere Substanzkombinationen zur Erzeugung einer thermischen Signatur nutzen, realisierbar. Beispielsweise ließen sich so die sauer reagierenden Stoffe aus einer Wärme erzeugenden Vermischung von wasserfreiem Calciumchlorid mit Wasser oder einem wässrigen Lösemittelgemisch abpuffern.

    [0023] Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert werden. Die Figuren zeigen schematisch verschiedene erfindungsgemäße Ausführungen für ein explosivstofffreies Geschoss zur Erzeugung einer thermischen Signatur,

    [0024] Das explosivstofffreie Geschoss 100 besteht aus einer Geschosshülle, mindestens bestehend aus einem Geschosskörper 1 und einer Geschosshaube 2, in welche eine Tragstruktur 3 zur Aufnahme der Einsätze 5 und 7 integriert ist. Die Tragstruktur 3 zur Aufnahme der Einsätze 5 und 7 kann im Geschoss kopf- (Fig. 1b) oder bodenseitig (Fig. 1a) angeordnet sein. Der Einsatz 5 dient zur Aufnahme von Phosphor(V)oxid beziehungsweise eines Phosphor(V)oxid-haltigen Substanzgemisches 6. Der Einsatz 7 dient zur Aufnahme von 1,2-Propandiol beziehungsweise eines 1,2-Propandiol-haltigen Gemisches 8. Der durch Geschosskörper1, Geschosshaube 2, Tragstruktur 3 und Einsatz 5 gebildete Hohlraum dient zur Aufnahme einer Wirkmasse 4 zur Erzeugung eines zusätzlichen visuell-optischen Effekts.

    [0025] Beim Auftreffen des Geschosses auf ein etwaiges Ziel zerlegt sich dieses mindestens unter Fragmentierung der Geschosshaube 2 sowie der Einsätze 5 und 7, wobei durch Vermengung von 6 und 8 miteinander als auch mit der Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft eine thermische Signatur erzeugt wird. Gleichzeitig mit der Aufschlagzerlegung wird eine Wirkmasse 4 zur Erzeugung eines visuell-optischen Effekts in Form einer Farbstaubwolke ausgebracht. Die Wirkmasse 4 zur Erzeugung eines visuell-optischen Effekts besteht aus mindestens einem organischen Farbstoff und einem Salz oder Salzgemisch. In einer Sekundärreaktion reagiert das in der Wirkmasse4 zur Erzeugung eines visuell-optischen Effekts enthaltene Salz oder Salzgemisch mit den durch Reaktion von 6 mit 8 entstandenen sauren Reaktionsprodukten unter zumindest partieller chemischer Neutralisation beziehungsweise pH-Wertpufferung.

    [0026] Figur 2 zeigt schematisch eine weitere erfindungsgemäß bevorzugte Ausführung für ein explosivstofffreies Geschoss 100' zur Erzeugung einer thermischen Signatur. Das explosivstofffreie Geschoss 100' besteht aus einer Geschosshülle, mindestens bestehend aus einem Geschosskörper 1 und einer Geschosshaube 2, in welche eine Tragstruktur 3 zur Aufnahme der Einsätze 5 und 7 integriert ist. Der Einsatz 5 dient zur Aufnahme von Phosphor(V)oxid bzw. eines Phosphor(V)oxid-haltigen Substanzgemisches 6. Der Einsatz 7 dient zur Aufnahme von 1,2-Propandiol beziehungsweise eines 1,2-Propandiol-haltigen Gemisches8. Der durch Geschosskörper 1, Geschosshaube 2, Tragstruktur 3 und Einsatz 5 gebildete Hohlraum dient zur Aufnahme einer Wirkmasse 4 zur Erzeugung eines zusätzlichen visuell-optischen Effekts. Beim Auftreffen des Geschosses auf ein etwaiges Ziel zerlegt sich dieses mindestens unter Fragmentierung der Geschosshaube 2 sowie der Einsätze 5 und 7, wobei durch Vermengung von 6 und 8 miteinander als auch mit der Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft eine thermische Signatur erzeugt wird. Gleichzeitig mit der Aufschlagzerlegung wird eine Wirkmasse 4 zur Erzeugung eines visuell-optischen Effekts in Form einer Farb-staubwolke ausgebracht. Die Wirkmasse 4 zur Erzeugung eines visuell-optischen Effekts besteht aus mindestens einem organischen Farbstoff und einem Salz oder Salzgemisch. In einer Sekundärreaktion reagiert das in der Wirkmasse 4 zur Erzeugung eines visuell-optischen Effekts enthaltene Salz oder Salzgemisch mit den durch Reaktion von 6 mit 8 entstandenen sauren Reaktionsprodukten unter zumindest partieller chemischer Neutralisation beziehungsweise pH-Wertpufferung. Im Geschosskörper 1 und der Tragstruktur 3 befindet sich bodenseitig eine zentral angeordnete Ausnehmung zur Aufnahme eines verformbaren und lichtdurchlässigen Kunststoffeinsatzes mit einer ersten Chemolumineszenzkomponente 9. In diesem Kunststoffeinsatz mit einer ersten Chemolumineszenzkomponente 9 ist eine Ampulle aus sprödem, durchsichtigem Material, vorzugsweise Glas, mit einer zweiten Chemolumineszenzkomponente 10 integriert. Der beim Abschuss des Geschosses bodenseitig anstehende Druck verformt den lichtdurchlässigen Kunststoffeinsatz mit der ersten Chemolumineszenzkomponente 9 derart, dass die darin befindliche Ampulle aus sprödem, durchsichtigem Material, mit der zweiten Chemolumineszenzkomponente 10 zerbricht und beide Chemolumineszenzkomponenten 9, 10 miteinander durch die Geschossrotation vermengt werden.

    [0027] Figur 3a, b zeigen schematisch weitere erfindungsgemäß bevorzugte Ausführungen für ein explosivstofffreies Geschoss 100" zur Erzeugung einer thermischen Signatur. Das explosivstofffreie Geschoss 100" besteht aus einer Geschosshülle, mindestens bestehend aus einem Geschosskörper 1 und einer Geschosshaube 2, in welche eine Tragstruktur 3 integriert ist. Der durch Geschosskörper 1, Geschosshaube 2 und Tragstruktur 3 gebildete Hohlraum dient zur Aufnahme einer Wirkmasse 4 zur Erzeugung eines zusätzlichen visuell-optischen Effekts. In der Wirkmasse 4 zur Erzeugung eines zusätzlichen visuell-optischen Effekts befinden sich übereinander die jeweils paarweise angeordneten Einsätze 5 und 7 in Form von Ampullen, wobei die Einsätze 5 und 7 vorzugsweise um ca. 90° gedreht zueinander angeordnet sind. Die Einsätze 5 dienen zur Aufnahme von Phosphor(V)oxid bzw. eines Phosphor(V)oxid-haltigen Substanzgemisches 6. Die Einsätze 7 dienen zur Aufnahme von 1,2-Propandiol beziehungsweise eines 1,2-Propandiol-haltigen Gemisches 8. Beim Auftreffen des Geschosses auf ein etwaiges Ziel zerlegt sich dieses mindestens unter Fragmentierung der Geschosshaube 2 sowie der Einsätze 5 und 7, wobei durch Vermengung von 6 und 8 miteinander als auch mit der Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft eine thermische Signatur erzeugt wird. Gleichzeitig mit der Aufschlagzerlegung wird eine Wirkmasse 4 zur Erzeugung eines visuell-optischen Effekts in Form einer Farbstaubwolke ausgebracht. Die Wirkmasse 4 zur Erzeugung eines visuell-optischen Effekts besteht aus mindestens einem organischen Farbstoff und einem Salz oder Salzgemisch. In einer Sekundärreaktion reagiert das in der Wirkmasse 4 zur Erzeugung eines visuell-optischen Effekts enthaltene Salz oder Salzgemisch mit den durch Reaktion von 6 mit 8 entstandenen sauren Reaktionsprodukten unter zumindest partieller chemischer Neutralisation beziehungsweise pH-Wertpufferung. Figur 3b zeigt schematisch eine weitere erfindungsgemäß bevorzugte Ausführung nach der in Figur 3a dargestellten Variante. Zusätzlich befindet sich im Geschosskörper 1 und der Tragstruktur 3 bodenseitig eine zentral angeordnete Ausnehmung zur Aufnahme eines verformbaren und lichtdurchlässigen Kunststoffeinsatzes mit einer ersten Chemolumineszenzkomponente 9. In diesem Kunststoffeinsatz mit einer ersten Chemolumineszenzkomponente 9 ist auch hier eine Ampulle aus sprödem, durchsichtigem Material, vorzugsweise Glas, mit einer zweiten Chemolumineszenkomponente 10 integriert. Der beim Abschuss des Geschosses bodenseitig anstehende Druck verformt den lichtdurchlässigen Kunststoffeinsatz mit der ersten Chemolumineszenzkomponente 9 derart, dass die darin befindliche Ampulle aus sprödem, durchsichtigem Material, mit der zweiten Chemolumineszenzkomponente 10 zerbricht und beide Chemolumineszenzlcomponenten 9, 10 miteinander durch die Geschossrotation vermengt werden.


    Ansprüche

    1. Explosivstofffreies Geschoss (100, 100'), welches bei Zerlegung im Ziel mindestens eine mittels Wärmebildgeräten detektierbare Wärmetönung erzeugt, enthaltend eine Geschosshülle, mindestens bestehend aus einem Geschosskörper (1) und einer Geschosshaube (2), in welche eine Tragstruktur (3) integriert ist, in welcher Tragstruktur (3) Einsätze (5, 7) aufgenommen sind, wobei einer der Einsätze (5, 7) 1,2-Propandiol oder ein 1,2-Propandiol-haltiges Gemisch" (8) enthält, dadurch gekennzeichnet, dass ein anderer der Einsätze (5, 7) Phosphor(V)oxid oder ein Phosphor(V)oxid-haltiges Substanzgemisch (6) enthält.
     
    2. Geschoss (100, 100', 100") nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Tragstruktur (3) und die Einsätze (5, 7) im Geschoss (100) kopfseitig und/oder bodenseitig angeordnet sind.
     
    3. Geschoss (100, 100', 100") nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass in einem durch Geschosskörper (1), Geschosshaube (2), Tragstruktur (3) und Einsatz (5) gebildeten Hohlraum eine Wirkmasse (4) zur Erzeugung eines zusätzlichen visuell-optischen Effekts aufgenommen ist.
     
    4. Geschoss (100") nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass in der Wirkmasse (4) sich übereinander die jeweils paarweise angeordneten Einsätze (5, 7) in Form von Ampullen befinden, wobei diese um 90° zueinander gedreht angeordnet sind.
     
    5. Geschoss (100, 100', 100") nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Wirkmasse (4) mindestens aus einem organischen Farbstoff in Mengen von 50 Gew.-% bis 98 Gew.-%, einem Salz oder einem Salzgemisch in Mengen von 0,5 Gew.-% bis 50 Gew.-% und einem anorganischen Antibackmittel in Form von Siliciumdioxid oder Aluminiumoxid in Mengen von 0 Gew.-% bis 5 Gew.-% besteht.
     
    6. Geschoss (100, 100', 100") nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Salz in der Wirkmasse (4) zur Erzeugung eines visuell-optischen Effekts ein Carbonat oder Hydrogencarbonat der Alkalimetalle oder Erdalkalimetalle, oder ein Phosphat oder Hydrogenphosphat oder Dihydrogenphosphat des Ammoniums oder der Alkalimetalle oder Erdalkalimetalle, oder ein Hydrogensulfat oder Sulfat des Ammoniums oder der Alkalimetalle oder Erdalkalimetalle, oder ein Gemisch von zwei oder mehr der aufgeführten Substanzen ist.
     
    7. Geschoss (100, 100', 100") nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Geschosskörper (1) und die Tragstruktur (3) eine zentral angeordnete Ausnehmung aufweisen, in der ein verformbarer und lichtdurchlässiger Kunststoffeinsatz mit einer ersten Chemolumineszenzkomponente(9) integriert ist.
     
    8. Geschoss (100, 100', 100") nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass im verformbaren und lichtdurchlässigen Kunststoffeinsatz mit der ersten Chemolumineszenzkomponente (9) eine zerbrechliche Ampulle mit einer zweiten Chemolumineszenzkomponente (10) platziert ist.
     
    9. Geschoss (100, 100', 100") nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Geschoss (100, 100', 100") zusätzlich keine an der Luft selbstentzündlichen Substanzen oder Substanzgemische enthalten und im Temperaturband von ca. -54 °C bis +71 °C bei Zerlegung im Ziel die mittels Wärmebildgeräten detektierbare Wärmetönung erzeugen.
     
    10. Munition mit einem Geschoss nach einem der Ansprüche 1 bis 9.
     


    Claims

    1. Explosive-free projectile (100, 100') which, upon fragmentation in the target, generates at least one heat tone detectable by means of thermal imaging devices, containing a projectile jacket, at least consisting of a projectile body (1) and a projectile cover (2), in which a support structure (3) is integrated, in which support structure (3) inserts (5, 7) are accommodated, wherein one of the inserts (5, 7) contains 1,2-propane diol or a mixture (8) containing 1,2-propane diol,
    characterized in that another of the inserts (5, 7) contains phosphorus (V) oxide or a substance mixture (6) containing phosphorus (V) oxide.
     
    2. Projectile (100, 100', 100") according to Claim 1, characterized in that the support structure (3) and the inserts (5, 7) are arranged on the head side and/or bottom side in the projectile (100).
     
    3. Projectile (100, 100', 100") according to Claim 1 or 2, characterized in that an active material (4) for generating an additional visual-optical effect is accommodated in a cavity formed by projectile body (1), projectile cover (2), support structure (3), and insert (5).
     
    4. Projectile (100") according to Claim 3, characterized in that inserts (5, 7) in the form of ampoules, which are arranged one over another in pairs, are located in the active material (4), wherein these inserts are arranged rotated by 90° in relation to one another.
     
    5. Projectile (100, 100', 100") according to Claim 3 or 4, characterized in that the active material (4) consists at least of an organic colorant in quantities of 50 wt.% to 98 wt.%, a salt or a salt mixture in quantities of 0.5 wt.% to 50 wt.%, and an inorganic anti-caking agent in the form of silicon dioxide or aluminium oxide in quantities of 0 wt.% to 5 wt.%.
     
    6. Projectile (100, 100', 100") according to Claim 5, characterized in that the salt in the active material (4) for generating a visual-optical effect is a carbonate or hydrogen carbonate of the alkali metals or alkaline earth metals, or a phosphate or hydrogen phosphate or dihydrogen phosphate of ammonia or the alkali metals or alkaline earth metals, or a hydrogen sulfate or sulfate of ammonia or the alkali metals or alkaline earth metals, or a mixture of two or more of the listed substances.
     
    7. Projectile (100, 100', 100") according to any one of Claims 1 to 6, characterized in that projectile body (1) and the support structure (3) have a centrally arranged recess, in which a deformable and light-transmissive plastic insert having a first chemoluminescent component (9) is integrated.
     
    8. Projectile (100, 100', 100") according to Claim 7, characterized in that a fragile ampoule having a second chemoluminescent component (10) is placed in the deformable and light-transmissive plastic insert having the first chemoluminescent component (9).
     
    9. Projectile (100, 100', 100") according to any one of Claims 1 to 8, characterized in that the projectile (100, 100', 100") additionally does not contain any substances or substance mixtures which are self-igniting in air and which generate the heat tone detectable by means of thermal imaging devices upon fragmenting in the target in the temperature band from approximately -54°C to +71°C.
     
    10. Ammunition having a projectile according to any one of Claims 1 to 9.
     


    Revendications

    1. Projectile (100, 100') sans substance explosive qui génère, lors de la destruction dans la cible, au moins une chaleur de réaction détectable au moyen d'appareils d'imagerie thermique, contenant une enveloppe de projectile, composée au moins d'un corps de projectile (1) et d'une calotte de projectile (2), dans laquelle est intégrée une structure porteuse (3), structure porteuse (3) dans laquelle sont accueillis des inserts (5, 7), l'un des inserts (5, 7) contenant du propane-1,2-diol ou un mélange (8) de propane-1,2-diol, caractérisé en ce qu'un autre des inserts (5, 7) contient de l'oxyde de phosphore(V) ou un mélange de substance (6) contenant de l'oxyde de phosphore(V).
     
    2. Projectile (100, 100', 100") selon la revendication 1, caractérisé en ce que la structure porteuse (3) et les inserts (5, 7) sont disposés dans le projectile (100) du côté de la tête et/ou du côté du fond.
     
    3. Projectile (100, 100', 100") selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce qu'une masse active (4) destinée à générer un effet optique visuel supplémentaire est logée dans un espace creux formé par le corps de projectile (1), la calotte de projectile (2), la structure porteuse (3) et l'insert (5).
     
    4. Projectile (100") selon la revendication 3, caractérisé en ce que les inserts (5, 7) respectivement disposés par paire se trouvent l'un au-dessus de l'autre dans la masse active (4) sous la forme d'ampoules, ceux-ci étant disposés pivotés de 90° l'un par rapport à l'autre.
     
    5. Projectile (100, 100', 100") selon la revendication 3 ou 4, caractérisé en ce que la masse active (4) se compose au moins d'un colorant organique dans des quantités de 50 % massiques à 98 % massiques, d'un sel ou d'un mélange de sel dans des quantités de 0,5 % massique à 50 % massiques et d'un agent antiagglomérant anorganique sous la forme d'oxyde de silicium ou d'oxyde d'aluminium dans des quantités de 0 % massique à 5 % massiques.
     
    6. Projectile (100, 100', 100") selon la revendication 5, caractérisé en ce que le sel dans la masse active (4), en vue de générer un effet optique visuel, est un carbonate ou un carbonate d'hydrogène des métaux alcalins ou des métaux alcalinoterreux, ou un phosphate ou un phosphate d'hydrogène ou un phosphate de dihydrogène d'ammonium ou des métaux alcalins ou des métaux alcalinoterreux, ou un sulfate d'hydrogène ou un sulfate d'ammonium ou des métaux alcalins ou des métaux alcalinoterreux, ou un mélange de deux ou plus des substances mentionnées.
     
    7. Projectile (100, 100', 100") selon l'une des revendications 1 à 6, caractérisé en ce que le corps de projectile (1) et la structure porteuse (3) possèdent une cavité disposée au centre dans laquelle est intégré un insert en plastique déformable et transparent à la lumière comprenant une première composante chimioluminescente (9).
     
    8. Projectile (100, 100', 100") selon la revendication 7, caractérisé en ce qu'une ampoule cassante comprenant une deuxième composante chimioluminescente (10) est placée dans l'insert en plastique déformable et transparent à la lumière comprenant la première composante chimioluminescente (9).
     
    9. Projectile (100, 100', 100") selon l'une des revendications 1 à 8, caractérisé en ce que le projectile (100, 100', 100") ne contient en plus aucune substance ni mélange de substances auto-inflammable à l'air et génère, lors de la destruction dans la cible, la chaleur de réaction détectable au moyen d'appareils d'imagerie thermique dans une plage de températures d'environ -54 °C à +71 °C.
     
    10. Munition pourvue d'un projectile selon l'une des revendications 1 à 9.
     




    Zeichnung














    Angeführte Verweise

    IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



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    In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente