[0001] Die Erfindung betrifft einen Skischuh, insbesondere Alpinskischuh, mit einem Innenschuh
aus einem flexiblen Schaftmaterial und einer den Innenschuh zumindest abschnittsweise
umgebenden Schale, die einen in der Gebrauchsstellung den Fuß zumindest abschnittsweise
umschließenden unteren Schalenteil und einen gelenkig mit dem unteren Schalenteil
verbundenen oberen Schalenteil aufweist, wobei der untere Schalenteil eine im Wesentlichen
in Richtung einer Längsachse verlaufende Einstiegsöffnung aufweist, welche im geschlossenen
Zustand von überlappend angeordneten Randabschnitten des unteren Schalenteils verschlossen
ist.
[0002] Aus dem Stand der Technik ist eine Vielzahl verschiedenster Schalenskischuhe bekannt,
bei welchen ein vergleichsweise flexibler Innenschuh in einer aus einem vergleichsweise
harten Kunststoffmaterial bestehenden Schale aufgenommen ist.
[0003] Zumeist ist bei herkömmlichen Alpinskischuhen der untere Schalenteil im Wesentlichen
in Richtung der Längsachse des Schuhs zur Ausbildung einer Einstiegsöffnung im Ristbereich
geteilt, wobei im Ristbereich laterale und mediale Abschnitte des unteren Schalenteils
überlappend angeordnet sind. Üblicherweise sind sowohl im Ristbereich als auch im
oberen Schalenteil, der den Unterschenkel bzw. das Schienbein des Benutzers umschließt,
Schnallen vorgesehen, welche es ermöglichen den von der Schale eingeschlossene Raum
zu verändern, um dem Benutzer eine individuelle Anpassung des Skischuhs an den Fuß
bzw. Unterschenkel und Schienbein zu ermöglichen.Aus der
DE 197 10 702 A1 ist Schnürschuh, z.B. einen Rollschuh, einen Langlaufschuh oder einen Wanderschuh,
bekannt, bei welchem im Ristbereich ein seilförmiges Zugmittel vorgesehen ist, das
mithilfe von Umlenkmitteln überkreuzend geführt ist. Dieses Zugmittel wird durch eine
händisch aufgebrachte Spannkraft gespannt und sodann mittels einer Klemmvorrichtung
fixiert. Die Anwendung derartiger Zugmittel ist auf Schuhe beschränkt, bei welchen
eine unterer Schalen- oder Schaftteil im Ristbereich ausgespart.
[0004] Ebenso ist aus der
US 5,687,460 A ein Wanderschuh mit einem offenen Schaftbereich im Ristbereich bekannt, welcher in
herkömmlicher Weise von einer Zunge bedeckt ist. Auch hier istim Ristbereich ein seilförmiges
Zugmittel vorgesehen, das mithilfe von Umlenkmitteln überkreuzend geführt ist, und
welches händisch gespannt wird.
[0005] Aus der
DE 10 2013 112 017 A1 ist ein Skischuh bekannt, bei welchem im Ristbereich ein mäanderförmig verlaufendes
Zugseil vorgesehen ist, dessen Spannkraft mithilfe eines Befestigungsmittels und eines
verstellbaren Umlenkpunkts einstellbar ist. Dieser mäanderförmige Verlauf des Zugseils
hat sich jedoch als nachteilig herausgestellt, da insbesondere das mittlere Führungselement
nach wie vor als schwenkbar gelagerte Schnalle ausgebildet sein muss, welche in der
Schließstellung den Überlappungsbereich übergreifend angeordnet ist. Demnach ist es
bei einem derartigen Verlauf des Zugseils nach dem Einstieg in den Schuh zunächst
erforderlich die das Zugseil führende Schnalle zu schließen und erst anschließend
kann das Zugseil über eine Spannvorrichtung gespannt werden, bis die Schnalle den
Fuß des Benutzers eng umschließt.
[0006] Aus der
EP 2 881 004 A1 ist weiters ein andersartiger Tourenskischuh bekannt, bei welchem in einem Ristbereich
der untere Schalenteil zur Ausbildung einer Einstiegsöffnung ausgespart ist. In diesem
Ristbereich ist zum Festziehen des Schuhs ein Zugseil vorgesehen, welches mithilfe
eines Verschlusselements, insbesondere in Form eines Drehverschlusses, festgezogen
werden kann.
[0007] Bei diesem Tourenskischuh wird das Zugseil über weite Strecken über die Einstiegsöffnung,
die von dem ausgesparten Bereich in der Schale definiert wird, geführt und das Zugseil
wird auch in diesem Bereich gekreuzt, so dass hierbei nachteiligerweise in diesem
offenen Bereich beim Benutzer unangenehme Druckstellen auftreten können. Um einen
Eintritt von Schnee oder Wasser über die Einstiegsöffnung ins Innere der Schale zu
verhindern ist der ausgesparte Bereich der Schale zudem vollständig von einer Schutzzunge
abgedeckt.
[0008] Ziel der vorliegenden Erfindung ist es demzufolge einen Skischuh der eingangs angeführten
Art zu schaffen, bei dem eine individuelle, feinstufige Anpassung der unteren Schale
bzw. des von der Schale eingeschlossenen Volumens auf einfache Weise möglich ist,
wobei zugleich sichergestellt sein soll, dass sich die Schale unter der Spannkraft
im Ristbereich gut an Fuß des Benutzers anpasst.
[0009] Erfindungsgemäß wird dies durch die Merkmale des kennzeichnenden Teils von Anspruch
1 erzielt.
[0010] Mithilfe des im Ristbereich überkreuzend geführten Zugmittels kann demnach - ebenso
wie mit herkömmlichen Schnallen - eine ausreichende Spannkraft auf den unteren Schalenteil
aufgebracht werden, so dass mittels einer überaus benutzerfreundlichen, einfachen
Bedienung der Spannvorrichtung das Ausmaß, in welchem die Randabschnitte des unteren
Schalenteils, welche die Einstiegsöffnung definieren, überlappend angeordnet sind,
eingestellt werden kann. Die Bedienung weiterer Schnallen oder dergleichen zur Festlegung
der auf den unteren Schalenteil wirkenden Spannkraft ist vorteilhafterweise nicht
erforderlich. Die Gefahr von für den Benutzer unangenehmen Druckstellen im Ristbereich
aufgrund des kreuzend geführten Zugmittels besteht nicht, da zwischen dem Zugmittel
und dem Fuß des Benutzers die überlappend angeordneten Randabschnitte des unteren
Schalenteils angeordnet sind. Somit kann eine im Wesentlichen stufenlose Einstellung
der vom Zugmittel wirkenden Spannkraft erzielt werden und somit vorteilhafterweise
- gegenüber herkömmlichen Schnallen - eine deutlich feiner abgestufte Veränderung
des von der Schale eingeschlossenen Volumens erzielt. Damit wird der Benutzungskomfort
von Skischuhen mit sich im Ristbereich überlappend angeordneten Randabschnitten deutlich
verbessert.
[0011] Um Reibungswiderstände bei der kreuzenden Führung des seilförmigen Zugmittels im
Ristbereich möglichst gering zu halten, ist es günstig, wenn als Umlenkmittel zumindest
teilweise, vorzugsweise ausschließlich, drehbar gelagerte Rollen vorgesehen sind.
Aufgrund der somit äußerst gering gehaltenen Reibungswiderstände ergibt sich für den
Benutzer eine besonders leichtgängige Möglichkeit des Festziehens des seilförmigen
Zugmittels.
[0012] Hinsichtlich einer konstruktiv einfachen Lagerung der Rollen ist es von Vorteil,
wenn die Rollen jeweils auf einer Drehachse drehbar gelagert sind, wobei die Drehachse
vorzugsweise schwenkbar gelagert ist. Durch die vorzugsweise schwenkbare Lagerung
der Drehachsen kann somit eine optimale Anpassung der Ausrichtung der Rollen an den
Verlauf des seilförmigen Zugmittels erzielt werden und somit etwaige Reibungsverluste
weiter verringert werden.
[0013] Um eine individuelle Anpassung der einzelnen Umlenkstellen an den Fuß zu ermöglichen,
ist es weiters von Vorteil, wenn die Drehachsen jeweils in einem zwei Haltefinger
aufweisenden Lagerbock aufgenommen ist.
[0014] Sofern die Lagerböcke in dem Abschnitt höherer Flexibilität des unteren Schalenteils,
vorzugsweise jeweils über ein stiftförmiges Verbindungselement, insbesondere eine
Niete oder Schraube, befestigt sind, können sich die Lagerstellen der Umlenkmittel
ebenso besser an die individuelle Fußform des Benutzers anpassen, sodass der Passkomfort
weiter verbessert wird.
[0015] Hinsichtlich eines hohen Bedienkomforts beim Festziehen bzw. Aufbringen einer Spannkraft
über das seilförmige Zugmittel ist es von Vorteil, wenn ein Dreh- oder Ratschenverschluss
als Spannelement vorgesehen ist. Derartige Drehverschlüsse sind insbesondere von der
Firma Boa Technology Inc. seit vielen Jahren bekannt. Derartige Verschlüsse sind z.B.
in der Patentanmeldung
US 5,934,599 A, der
US 6,202,953 B und zahlreichen weiteren Anmeldungen der Boa Technology Inc. im Detail beschrieben.
Ratschenverschlüsse hingegen sind beispielsweise von der Firma AM Teknostampi S.p.A
oder Firma GI.DI. Meccanica S.p.A bekannt.
[0016] Hinsichtlich eines hohen Bedienkomforts ist es weiterhin vorteilhaft, wenn das Spannelement
lateral in einem oberen Endabschnitt des Ristbereichs am unteren Schalenteil angeordnet
ist. Selbstverständlich kann das Spannelement jedoch auch an einer anderen Position
am unteren Schalenteil, beispielsweise mittig im oberen Ristbereich oder auch im Übergangsbereich
zwischen Zehen- und Ristbereich, etc. angeordnet sein.
[0017] Hinsichtlich einer individuellen Anpassung an das Schienbein bzw. die Wade des Benutzers
ist es günstig, wenn der obere Schalenteil zumindest eine Schnalle aufweist.
[0018] Die Erfindung wird nachstehend anhand von einem in den Zeichnungen dargestellten
bevorzugten Ausführungsbeispiel noch näher erläutert, wobei sie keinesfalls darauf
beschränkt sein soll. In den Zeichnungen zeigen im Einzelnen:
Fig. 1 eine perspektivische Ansicht des erfindungsgemäßen Skischuhs;
Fig. 2 eine Ansicht von Vorne auf den erfindungsgemäßen Skischuh;
Fig. 3 eine Seitenansicht auf eine mediale Seite des erfindungsgemäßen Skischuhs;
In Fig. 1 ist ein Skischuh 1, insbesondere ein Alpinskischuh mit einem unteren Schalenteil
2 und einem über ein Gelenk 3' mit dem unteren Schalenteil 2 gelenkig verbundenen
oberen Schalenteil 3, gezeigt.
[0019] Der Alpinskischuh 1 weist im Wesentlichen entlang einer Längsachse L eine Einstiegsöffnung
4 auf, wobei in dem in den Figuren dargestellten geschlossenen Zustand sowohl der
untere Schalenteil 2 als auch der obere Schalenteil 3 an die Einstiegsöffnung 4 angrenzende
Randabschnitte 2' bzw. 3' aufweist, die im geschlossenen Zustand überlappend angeordnet
sind.
[0020] In der vergleichsweise aus einem harten Kunststoffmaterial, zum Beispiel aus einem
Polyamid-12-Elastomer oder dergleichen gefertigten Schale 2 ist ein Innenschuh 5 aufgenommen,
der aus vergleichsweise flexiblen Materialien einschließlich, zumindest abschnittsweise,
einer Polsterung besteht.
[0021] Der Benutzer kann um in den Skischuh 1 zu gelangen die überlappenden Schalenrandabschnitte
2', 3' des unteren und oberen Schalenteils 2, 3 voneinander entfernen, sodass ein
Einstieg in den Innenschuh 5 ermöglicht wird, um sodann das von dem Schalenteil 2,
3 eingeschlossene Volumen festzulegen und somit den Fuß des Benutzers eng zu umschließen,
wodurch eine direkte Kraftübertragung von dem Skischuh 1 auf einen mit dem Skischuh
1 verbundenen Ski ermöglicht wird.
[0022] Um das von dem beiden Schalenteilen 2, 3 eingeschlossene Volumen festzulegen, d.h.
den Schuh "festzuziehen", weist der obere Schalenteil 3 in herkömmlicher Weise zwei
Schnallen 6 auf, die mit jeweils einem Rastelement 7 zusammenwirken.
[0023] Der untere Schalenteil 2 jedoch weißt nicht - wie bei Alpinschuhen bisher üblich
- ebenso solche Schnallen/Rastelemente 6,7 auf, sondern es ist hierbei als Zugmittel
8 ein Zugseil vorgesehen, welches beginnend hinter einem vorderen Zehenabschnitt im
Wesentlichen über den gesamtem Ristbereich des unteren Schalenteils 2 kreuzend geführt
ist.
[0024] Um das Zugseil 8 kreuzend zu führen und eine möglichst reibungsarme Spannkrafteinleitung
zu erzielen, sind auf dem unteren Schalenteil 2 drehbar gelagerte Rollen 9 angeordnet.
Die Rollen 9 sind jeweils auf einer Achse 9' drehbar gelagert, welche wiederum in
einem Lagerbock 11 aufgenommen ist.
[0025] Lagerböcke 11 sind hierbei mit Nieten oder Schrauben 11' mit dem unteren Schalenteil
2 verbunden, sodass beim Aufbringen einer Spannkraft über das Zugseil 8 mithilfe eines
Spannelements 12 sich der untere Schalenteil 2 zusammen zieht, indem das Ausmaß der
Überlappung der Randabschnitte 2' vergrößert wird.
[0026] Als Spannelement 12 ist wie in Fig. 1 und 2 ersichtlich, ein Drehverschluss vorgesehen,
mit welchem über Drehen eines Bedienelements die aktive Spannlänge des Zugseils 8
verkürzt werden kann und somit eine Spannkraft über die Rollen 9 und die Lagerböcke
11 auf den unteren Schalenteil 2 aufgebracht werden kann. Da die aufgebrachte Spannkraft
nicht von dem vorgegebenen Abstand der Vertiefungen eines Rastelements abhängig ist
- wie dies bei den Schnallen/Rastelementen 6,7 der Fall ist - kann über die individuelle
Festlegung des Drehverschlusses 12 eine besonders feinstufige Anpassung des vom unteren
Schalenteil 2 eingeschlossenen Umfangs bzw. Volumens erzielt werden.
1. Skischuh (1), insbesondere Alpinskischuh, mit einem Innenschuh (5) aus einem flexiblen
Schaftmaterial und einer den Innenschuh (5) zumindest abschnittsweise umgebenden Schale
(2, 3), die einen in der Gebrauchsstellung den Fuß zumindest abschnittsweise umschließenden
unteren Schalenteil (2) und einen gelenkig mit dem unteren Schalenteil (2) verbundenen
oberen Schalenteil (3) aufweist, wobei der untere Schalenteil (2) eine im Wesentlichen
in Richtung einer Längsachse (L) verlaufende Einstiegsöffnung (4) aufweist, welche
im geschlossenen Zustand von überlappend angeordneten Randabschnitten (2') des unteren
Schalenteils (2) verschlossen ist, dadurch gekennzeichnet, dass im Ristbereich ein seilförmiges Zugmittel (8) vorgesehen ist, dass mit Hilfe von
Umlenkmitteln (9) überkreuzend geführt ist, wobei dem Zugmittel (8) ein Spannelement
(12) zur Einleitung einer Spannkraft zugeordnet ist.
2. Skischuh nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Umlenkmitteln zumindest teilweise, vorzugsweise ausschließlich, drehbar gelagerten
Rollen (9) vorgesehen sind.
3. Skischuh nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Rollen (9) jeweils auf einer Drehachse (9') drehbar gelagert sind, wobei die
Drehachse (9') vorzugsweise schwenkbar gelagert ist.
4. Skischuh nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehachse (9') in im Wesentlichen zwei Haltefinger aufweisenden Lagerböcken (11)
befestigt sind.
5. Skischuh nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Lagerböcke (11) am unteren Schalenteil (2), vorzugsweise jeweils über ein stiftförmiges
Verbindungselement (11'), insbesondere eine Niete oder Schraube, befestigt sind.
6. Skischuh nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Dreh- oder Ratschenverschluss als Spannelement (12) vorgesehen ist.
7. Skischuh nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Spannelement (12) lateral in einem oberen Endabschnitt des Ristbereichs angeordnet
ist.
8. Skischuh nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der obere Schalenteil (3) zumindest eine Schnalle (6) aufweist.