[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Fertigung von Otoplastiken nach
dem Oberbegriff von Anspruch 1.
[0002] Die vorliegende Erfindung geht von Problemen aus, die sich vornehmlich bei der Fertigung
von Im-Ohr-Hörgeräten ergeben haben. Die daraus resultierende Lösung lässt sich aber
grundsätzlich auf die Fertigung aller Otoplastiken anwenden, welche in einem - wie
noch zu schildern sein wird - dynamischen Applikationsbereich angeordnet bzw. appliziert
werden.
[0003] Im-Ohr-Hörgeräte werden heute üblicherweise hergestellt, indem beispielsweise der
Audiologe vom Gehörgang eines betroffenen Individuums einen Abdruck erstellt, diesen
an die das Hörgerät herstellende Firma übersendet, wo, dem Abdruck entsprechend, die
Hörgeräteschale erstellt wird. Aufgrund der z.B. ebenfalls vom Audiologen ermittelten
diagnostischen Daten wird mit der Hörgerätschale das individuell benötigte Hörgerät
assembliert, mit den entsprechenden Elektronikmodulen.
[0004] Es ist von äusserster Wichtigkeit, gerade bei den relativ harten, heute eingesetzten
Hörgerätschalenmaterialien, dass die Aussenform des Hörgerätes exakt der individuellen
Gehörgangformung angepasst ist. Dazu bedarf es üblicherweise weiterer Anproben des
fertiggestellten Hörgerätes und eines Feinabgleiches der Hörgeräte-Aussenform.
[0005] Bei all diesen Bemühungen, einen möglichst hohen Tragkomfort für das Hörgerät zu
realisieren, kann doch der lebendigen Dynamik des Gehörganges, beispielsweise beim
Kauvorgang, mit einem solchen Vorgehen nicht Rechnung getragen werden, denn auch der
Abdruck ist nur eine Momentanaufnahme der Gehörgangkonfiguration bei einer bestimmten
Position des Kiefers.
[0006] DE 40 41 105 A1 offenbart ein Verfahren zum Herstellen von individuell an die Konturen eines Ohrkanals
angepassten Otoplastiken oder Ohrpassstücken. Da sich die Konturen des Ohrkanals beim
Sprechen, Essen, Trinken usw. verändern, erhält man bei der Datenerfassung der Konturen
des Ohrkanals mit der Zeit variierende Abtastwerte und kann diese ändernden Konturen
mit berücksichtigen. Damit kann man eine optimalere Form der Otoplastik oder des Ohrpassstückes
erreichen als mit statischen Verfahren.
[0007] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren eingangs genannter Art vorzuschlagen,
mittels welchem das obenerwähnte Problem gelöst wird. Hierzu wird vorgeschlagen, eine
dreidimensionale Abbildung des Applikationsbereiches an mindestens zwei Positionen
seiner Bewegung zu registrieren und mit dieser Registrierung die Auslegung der Otoplastik
bezüglich des bewegten Applikationsbereiches zu optimieren.
[0008] In einer einfachsten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens, nicht unbedingt
die am wenigsten aufwendige, werden vom Applikationsbereich der Otoplastik - bei einer
Im-Ohr-Otoplastik bzw. einem Im-Ohr-Hörgerät dem Gehörgang - mindestens zwei Abdrücke,
vorzugsweise mehr als zwei Abdrücke, genommen, bei mehreren in der Kaubewegung vorkommenden
Positionen des Kiefers und mithin des Gehörganges. Mit Hilfe dieser Registrierungen
wird danach entweder die Otoplastikschale, vorerst als starr angenommen, so geformt,
dass sie bei den vorkommenden Kaubewegungen am wenigstens stört und trotzdem den Anforderungen
bezüglich Positionshaltung im Gehörgang bzw. am Applikationsbereich genügt. In einer
weiteren Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens wird mit der erwähnten
Registrierung die Auslegung der Otoplastik betreffs ihres Formverhaltens, d.h. bezüglich
ihrer Biege- und Staucheigenschaften, optimiert.
[0009] Bevorzugterweise werden diese Optimierungen rechnergestützt modelliert. Die dem als
optimal befundenen Modell entsprechenden dreidimensionalen, digitalisierten Daten
werden nachmals zur Steuerung des weiteren Fertigungsprozesses, dabei insbesondere
der Schalenformung, eingesetzt.
[0010] Anstelle der aufwendigen Bildung mehrerer Abdrücke des Applikationsbereiches - im
Falle von Im-Ohr-Otoplastiken des Gehörganges - wird aber vorgeschlagen, die Dynamik
des Applikationsbereiches mit mehr als zwei Registrierungen, praktisch filmähnlich,
aufzunehmen, beispielsweise anhand von Röntgenaufnahmen oder mittels Im-Ohr-Videoaufnahmen.
[0011] Wie erwähnt, wird in bevorzugter Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens
die Abbildung des Applikationsbereiches an mehr als zwei Positionen, also an mehreren
Positionen, vorgenommen, um möglichst den gesamten im Alltag vorkommenden Dynamikbereich
des Applikationsbereiches abzudecken. In der einen erwähnten Ausführungsform des erfindungsgemässen
Verfahrens wird mit den Registrierungen die Ruhe-Aussenform der Otoplastik optimiert.
Dies kommt, wie erwähnt wurde, vor allem bei der Verwendung relativ harter Otoplastikschalenmaterialien
zum Einsatz oder als Grundeinstellung für eine nachmalige Verfeinerung der Optimierung
unter Berücksichtigung an der Otoplastik zu planender, biegbarer oder stauchbarer
Bereiche. Mithin wird weiter vorgeschlagen, dass man mit den Registrierungen das Formverhalten
der Otoplastik optimiert, d.h. festlegt, wo und wie die Otoplastik und insbesondere
- bei vorgesehenen Einbauten - deren Schale biegbar oder stauchbar sein soll. In einer
bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Verfahrens wird weiter die Auslegung
der Otoplastik durch rechnerische Optimierung vorgenommen, und mit der als optimal
befundenen, rechnerisch ermittelten Auslegung wird die Fertigung der Otoplastik gesteuert.
Das erfindungsgemässe Verfahren eignet sich insbesondere für die Fertigung von Im-Ohr-Otoplastiken,
dabei insbesondere von Im-Ohr-Hörgeräten, aber auch für Kopfhörer, Gehörschutzeinrichtungen
wie Lärmschutzeinrichtungen oder Wasserschutzeinrichtungen. Sie kann aber durchaus
auch für die genaue Anpassung von Aussenohr-Otoplastiken, dabei insbesondere von Aussenohr-Hörgeräten,
eingesetzt werden.
[0012] Die Erfindung wird anschliessend beispielsweise erläutert anhand von Figuren von
Otoplastiken, für welche sich das vorgeschlagenen erfindungsgemässe Verfahren eignet
und einer Darstellung des erfindungsgemässen Verfahrens bzw. einer Vorrichtung zu
dessen Ausführung. Diese zeigen beispielsweise:
- Fig. 1
- ein vereinfachtes Schema einer Fertigungsanlage für die Optimierung industrieller
Fertigung von Otoplastiken;
- Fig. 2
- in einer Darstellung analog zu derjenigen von Fig. 1, eine weitere Anlagenkonzeption;
- Fig. 3
- in Darstellung analog zu denjenigen der Figuren 1 und 2, eine noch weitere Anlagenkonzeption;
- Fig. 4
- schematisch ein Im-Ohr-Hörgerät mit auf bekannte Art und Weise aufgesetzter Cerumen-Schutzkappe;
- Fig. 5
- in Darstellung analog zu Fig. 4, ein mit Cerumen-Schutzkappe gefertigtes Im-Ohr-Hörgerät;
- Fig. 6
- ein Im-Ohr-Hörgerät mit einer auf bekannte Art und Weise eingearbeiteten Belüftungsnut;
- Fig. 7(a) bis (f)
- perspektivisch dargestellte Ausschnitte von Otoplastik-Schalenoberflächen, mit Belüftungsnuten;
- Fig. 8
- anhand eines schematischen Ausschnittes einer Otoplastik-Oberfläche, eine Belüftungsnut
mit entlang ihrer Längsausdehnung variierendem Querschnitt bzw. variierender Querschnittsform;
- Fig. 9
- schematisch eine Im-Ohr-Otoplastik mit verlängerter Belüftungsnut;
- Fig. 10
- in Darstellung analog zu Fig. 9, eine Im-Ohr-Otoplastik mit mehreren Belüftungsnuten;
- Fig. 11(a) bis (e)
- Ausschnitte von Otoplastikschalen mit eingearbeiteten Belüftungskanälen verschiedener
Querschnittsformen und Dimensionen;
- Fig. 12
- in einer Darstellung analog zu derjenigen von Fig. 8, ein Belüftungskanal in einer
Otoplastikschale mit entlang seiner Längsausdehnung variierender Querschnittsform
bzw. variierender Querschnittsfläche;
- Fig. 13
- in Analogie zur Darstellung von Fig. 9, schematisch eine Im-Ohr-Otoplastik mit eingearbeitetem,
verlängerten Belüftungskanal;
- Fig. 14
- in Darstellung analog zu Fig. 10, eine Im-Ohr-Otoplastik mit mehreren Belüftungskanälen;
- Fig. 15
- schematisch eine Länggsschnittdarstellung einer Im-Ohr-Otoplastik mit gerippter Innenfläche;
- Fig. 16
- einen Ausschnitt der Otoplastik gemäss Fig. 15 im Querschnitt, wobei die Rippen unterschiedliche
Querschnittsflächen aufweisen;
- Fig. 17
- perspektivisch den Ausschnitt einer Otoplastikschale mit Innenrippung nach Fig. 15
oder 16, wobei die Rippen entlang ihrer Längsausdehnung unterschiedliche Querschnittsformen
und Dimensionen aufweisen;
- Fig. 18
- in Darstellung analog zu Fig. 15, eine Im-Ohr-Otoplastik mit Aussenrippung;
- Fig. 19
- schematisch einen Ausschnitt aus einer gemäss Fig. 18 gerippten Otoplastikschale mit
Rippen unterschiedlicher Querschnittsflächen;
- Fig. 20
- schematisch einen Querschnitt durch eine Otoplastik mit Aussenrippung, ggf. Innenrippung,
und mindestens teilweise Füllmaterial-gefülltem Innenraum;
- Fig. 21
- schematisch einen Längsschnitt-Ausschnitt einer Otoplastikschale mit biege- und stauchflexibler
Partie;
- Fig. 22
- schematisch im Längsschnitt, eine Im-Ohr-Otoplastik mit Aufnahmeraum für ein Elektronikmodul;
- Fig. 23
- die Otoplastik nach Fig. 22 bei ihrem Aufstülpen über ein Elektronikmodul;
- Fig. 24
- perspektivisch und schematisch, eine Im-Ohr-Otoplastik, wie insbesondere ein Im-Ohr-Hörgerät,
mit zweiteiliger, separierbarer und assemblierbarer Otoplastikschale;
- Fig. 25
- ausschnittsweise und schematisch, die Integration von akustischen Leitern und Anpassgliedern
zu einem akustisch/elektrischen oder elektrisch/akustischen Wandler, in einer Otoplastik;
- Fig. 26
- in Darstellung analog zu derjenigen von Fig. 25, die Anordnung zweier oder mehrerer
akustischer Leiter in der Schale einer Otoplastikschale, und
- Fig. 27
- anhand eines vereinfachten Signalfluss/Funktionsblockdiagrammes, das erfindungsgemässe
Verfahren bzw. eine erfindungsgemässe Anordnung zu dessen Ausführung, bei dem bzw.
der die Dynamik des Applikationsbereiches einer Otoplastik für deren Formgebung berücksichtigt
wird.
[0013] Die im Anschluss an das Fertigungsverfahren beschriebenen Ausführungsformen von Otoplastiken
werden vorzugsweise alle mit diesem beschriebenen Fertigungsverfahren hergestellt.
Definition
[0014] Wir verstehen unter einer Otoplastik eine Einrichtung, die unmittelbar ausserhalb
der Ohrmuschel und/oder an der Ohrmuschel und/oder im Gehörgang appliziert wird. Dazu
gehören Aussenohr-Hörgeräte, Im-Ohr-Hörgeräte, Kopfhörer, Lärmschutz- und Wasserschutzeinsätze
etc.
1. Fertigungsverfahren
[0015] Das Fertigungsverfahren, welches bevorzugterweise eingesetzt wird, die nachfolgend
im einzelnen beschriebenen Otoplastiken zu fertigen, beruht darauf, die Form eines
individuellen Applikationsbereiches für eine beabsichtigte Otoplastik dreidimensional
zu digitalisieren, dann die Otoplastik oder deren Schale durch ein additives Aufbauverfahren
zu erstellen. Additive Aufbauverfahren sind auch unter dem Begriff "Rapid Prototyping"
bekannt. Bezüglich derartiger im schnellen Prototypenbau bereits eingesetzter additiver
Verfahren wird z.B. verwiesen auf:
- http://ltk.hut.fi/-koukka/RP/rptree.html (1)
oder auf
- Wohlers Report 2000, Rapid Prototyping & Tooling State of the industry (2)
[0016] Aus der Gruppe dieser für den schnellen Prototypenbau heute bekannten additiven Verfahren
ergibt sich, dass Lasersintern, Laser- bzw. Stereolithographie oder das Thermojetverfahren
sich besonders gut eignen, Otoplastiken bzw. deren Schalen aufzubauen und dabei insbesondere
die nachfolgend beschriebenen speziellen Ausführungsformen. Deshalb sei, nur kurz
zusammenfassend, auf Spezifikationen dieser bevorzugt eingesetzten additiven Aufbauverfahren
eingegangen:
- Lasersintern: Auf einem Pulverbett wird, beispielsweise mittels eines Rollers, Heissschmelzpulver
in einer dünnen Schicht aufgetragen. Mittels eines Laserstrahls wird die Pulverschicht
verfestigt, wobei der Laserstrahl u.a. entsprechend einer Schnittschicht der Otoplastik
bzw. Otoplastikschale mittels der 3D-Forminformation des individuellen Applikationsbereiches
angesteuert wird. Es entsteht in dem im übrigen losen Pulver eine verfestigte Schnittschicht
der Otoplastik bzw. deren Schale. Diese wird aus der Pulververlegeebene abgesenkt
und darüber eine neue Pulverschicht aufgebracht, diese wiederum einer Schnittschicht
entsprechend laserverfestigt, etc.
- Laser- bzw. Stereolithographie: Eine erste Schnittschicht einer Otoplastik bzw. einer Otoplastikschale wird mittels
UV-Laser an der Oberfläche flüssigen Fotopolymers verfestigt. Die verfestigte Schicht
wird abgesenkt und wird wieder von Flüssigpolymer bedeckt. Mittels des erwähnten UV-Lasers
wird, auf der bereits verfestigten Schicht, die zweite Schnittschicht der Otoplastik
bzw. deren Schale verfestigt. Wiederum erfolgt die Laserpositionssteuerung u.a. mittels
der 3D-Daten bzw. Information des individuellen, vorgängig erfassten Applikationsbereiches.
- Thermojetverfahren: Die Konturbildung entsprechend einer Schnittschicht der Otoplastik bzw. der Otoplastikschale
wird ähnlich wie bei einem Tintenstrahldrucker durch Flüssigauftrag u.a. gemäss der
digitalisierten 3D-Forminformation, insbesondere auch des individuellen Applikationsbereiches
vorgenommen. Danach wird die abgelegte Schnitt-"Zeichnung" verfestigt. Wiederum wird
gemäss dem Prinzip der additiven Aufbauverfahren Schicht um Schicht zum Aufbau der
Otoplastik bzw. deren Schale abgelegt.
[0017] Es kann bezüglich additiver Aufbauverfahren und der obgenannten bevorzugten auf folgende
weitere Veröffentlichungen hingewiesen werden:
- http://www.padtinc.com/srv_rpm_sls.html (3)
- "Selective Laser Sintering (SLS) of Ceramics", Muskesh Agarwala et al., presented
at the Solid Freeform Fabrication Symposium, Austin, TX, August 1999, (4)
- http://www.caip.rutgers.edu/RP_Library/process.html(5)
- http://www.biba.uni-bremen.de/groups/rp/lom.html bzw.
- http://www.biba.uni-bremen.de/groups/rp/rp_intro.html (6)
- Donald Klosterman et al., "Direct Fabrication of Polymer Composite Structures with
Curved LOM", Solid Freeform Fabrication Symposium, University of Texas at Austin,
August 1999, (7)
- http://lff.me.utexas.edu/sls.html (8)
- http://www.padtinc.com/srv_rpm_sla.html (9)
- http://www.cs.hut.fi/-ado/rp/rp.html (10)
[0018] Grundsätzlich wird somit bei additiven Aufbauverfahren jeweils eine dünne Materialschicht
auf einer Fläche abgelegt, sei dies wie beim Lasersintern oder der Stereolithographie
noch ganzflächig, sei dies wie beim Thermojetverfahren bereits in der Kontur eines
Schnittes der im Aufbau begriffenen Otoplastik bzw. deren Schale. Daraufhin wird die
erwünschte Schnittform stabilisiert bzw. verfestigt.
[0019] Ist eine Schicht verfestigt, so wird darüber eine neue Schicht wie beschrieben abgelegt
und diese wiederum verfestigt und mit der darunter liegenden, schon fertig gestellten
Schicht verbunden. So wird Schicht um Schicht die Otoplastik bzw. deren Schale erstellt,
durch additives Schicht-um-Schicht-Auftragen.
[0020] Für die industrielle Fertigung wird bevorzugterweise jeweils nicht nur die Schnittschicht
für eine individuelle Otoplastik bzw. deren Schale abgelegt bzw. verfestigt, sondern
gleichzeitig mehrere je individuelle. Bei Lasersintern verfestigt z.B. der eine Laser,
üblicherweise spiegelgesteuert, hintereinander die Schnittschichten mehrerer Otoplastiken
bzw. deren Schalen, bevor alle verfestigten Schnittschichten gemeinsam abgesenkt werden.
Daraufhin, nach Ablegen einer neuen Pulverschicht über alle bereits verfestigten und
abgesenkten Schnittschichten, erfolgt wiederum die Bildung der mehreren weiteren Schnittschichten.
Trotz dieser parallelen Fertigung werden die jeweiligen Otoplastiken bzw. deren Schalen,
digital gesteuert, individuell gefertigt.
[0021] Dabei wird zur Verfestigung der mehreren Schnittschichten entweder ein einziger Laserstrahl
eingesetzt und/oder es werden mehr als ein Strahl parallel betrieben und angesteuert.
[0022] Eine Alternative zu diesem Vorgehen besteht darin, jeweils mit einem Laser eine Schnittschicht
zu verfestigen, während gleichzeitig für die Bildung einer weiteren Otoplastik bzw.
Otoplastikschale die Pulverschicht abgelegt wird. Danach wird der nämliche Laser die
bereitete Pulverschicht entsprechend der Schnittschicht für die weitere Plastik verfestigen,
während die davor verfestigte Schicht abgesenkt und dort eine neue Pulverschicht abgelegt
wird. Der Laser arbeitet dann intermittierend zwischen zwei oder mehreren im Aufbau
begriffenen Otoplastiken bzw. Otoplastikschalen, wobei die durch die Pulverablage
bei der Bildung einer der Schalen entstehende Lasereinsatz-Totzeit für die Verfestigung
einer Schnittschicht einer anderen im Aufbau begriffenen Otoplastik ausgenützt wird.
[0023] In Fig. 1 ist schematisch dargestellt, wie, in einer Ausführungsvariante, mittels
Lasersintern oder Laser- bzw. Stereolithographie mehrere Otoplastiken bzw. deren Schalen
in einem Parallelprozess industriell gefertigt werden. Über dem Materialbett 1 für
Pulver oder Flüssigmedium ist der Laser mit Steuereinheit 5 und Strahl 3 montiert.
In Position 1 verfestigt er die Schicht S
1 einer ersten Otoplastik bzw. deren Schale, angesteuert mit dem ersten individuellen
Datensatz D
1. Danach wird er an einer Verschiebevorrichtung 7 in eine zweite Position verstellt,
wo er mit dem individuellen Datensatz D
2 die Schicht S
2 entsprechend einer weiteren Individualkontur erstellt. Selbstverständlich können
mehrere der Laser als Einheit verschoben werden und jeweils mehr als eine individuelle
Otoplastikschicht gleichzeitig erstellt werden. Erst wenn die vorgesehenen Laser 5
in allen vorgesehenen Positionen die jeweiligen individuellen Schichten erstellt haben,
wird mit der generell bei 9 dargestellten Pulverzuführung im Falle des Lasersintern
eine neue Pulverschicht abgelegt, während (nicht dargestellt) bei der Laser- bzw.
Stereolithographie die verfestigten Schichten S im Flüssigbett abgesenkt werden.
[0024] Gemäss Fig. 2 werden gleichzeitig an einem oder mehreren Flüssigkeits- bzw. Pulverbetten
1, mit mehreren gleichzeitig individuell angesteuerten Lasern 5, Schichten individueller
Otoplastiken bzw. deren Schalen verfestigt. Wiederum wird mit der Pulverausgabeeinheit
9 nach Erledigung dieser Verfestigungsphase und nach Stillsetzen der Laser eine neue
Pulverschicht abgelegt, während im Falle der Laser- bzw. Stereolitographie die eben
verfestigten Schichten bzw. bereits verfestigten Aufbauten im Flüssigbett abgesenkt
werden.
[0025] Gemäss Fig. 3 verfestigt Laser 5 am einen Pulver- bzw. Flüssigbett 1a die Schicht
S
1, um danach zum Bett 1b überzuwechseln (gestrichelt), woran während der Verfestigungsphase
am Bett 1a die Pulverauftragsvorrichtung 9b über einer vorgängig verfestigten Schicht
S
1- Pulver abträgt bzw., bei der Laser- oder Stereolithographie, die Schicht S
1- abgesenkt wird. Erst wenn der Laser 5 am Bett 1b aktiv wird, erfolgt mit der Pulverausgabevorrichtung
9a das Ablegen einer neuerlichen Pulverschicht über der eben verfestigten Schicht
S
1 am Bett 1a bzw. erfolgt Absenken der Schicht S
1 im Flüssigbett 1a.
[0026] Beim Einsatz der Thermojetverfahren und zur analogen Produktivitätserhöhung werden
gleichzeitig Schnittschichten von mehr als einer Otoplastik bzw. deren Schalen abgelegt,
praktisch in einem Zeichnungszug durch einen Auftragungskopf oder, parallel, durch
mehrere.
[0027] Durch das dargestellte Verfahren ist es möglich, höchst komplexe Formen an Otoplastiken
bzw. deren Schalen zu realisieren, und zwar sowohl was ihre Aussenformung mit individueller
Anpassung an den Applikationsbereich anbelangt als auch was, bei einer Schale, deren
Innenformung anbelangt. Überhänge, Ein- und Aussprünge können ohne weiteres realisiert
werden.
[0028] Im weiteren sind Materialien für additive Aufbauverfahren bekannt, welche zu einer
gummielastischen und doch formstabilen Schale geformt werden können, die, falls erwünscht,
lokal unterschiedlich bis zu äusserst dünnwandig und trotzdem reissstabil realisiert
werden kann.
[0029] In einer heute bevorzugten Ausführungsform wird die Digitalisierung des individuellen
Applikationsbereiches, insbesondere des Applikationsbereiches für ein Hörgerät, dabei
insbesondere Im-Ohr-Höhrgerät, bei einer spezialisierten Institution, im letzterwähnten
Falle beim Audiologen, vorgenommen. Die dort aufgenommene Individualform, als digitale
3D-Information, wird, insbesondere im Zusammenhang mit Hörgeräten, an ein Produktionszentrum
übermitteln, sei dies durch Übersendung eines Datenträgers, sei dies durch Internetverbindung
etc. Im Produktionszentrum wird, insbesondere unter Einsatz der oben erwähnten Verfahren,
die Otoplastik bzw. deren Schale, im betrachteten Fall also die Im-Ohr-Hörgeräteschale,
individuell geformt. Bevorzugterweise wird auch dort die Fertigassemblierung des Hörgerätes
mit den funktionellen Baugruppen vorgenommen.
[0030] Aufgrund der Tatsache, dass, wie erwähnt, die eingesetzten Thermoplastmaterialien
im allgemeinen zu einer relativ elastischen, sich anschmiegenden Aussenform führen,
ist auch die Formgebung bezüglich Druckstellen bei Otoplastiken bzw. deren Schalen
weit weniger kritisch, als dies bis anhin der Fall war, was insbesondere für Im-Ohr-Otoplastiken
von ausschlaggebender Bedeutung ist. So können Im-Ohr-Otoplastiken beispielsweise
als Gehörschutzeinrichtungen, Kopfhörer, Wasserschutzeinrichtungen, aber insbesondere
auch für Im-Ohr-Hörgeräte, ähnlich gummielastischen Pfropfen eingesetzt werden, und
es schmiegt sich deren Oberfläche optimal an den Applikationsbereich, den Gehörgang,
an. Ohne weiteres ist dabei das Einarbeiten eines oder mehrerer Belüftungskanäle in
die Im-Ohr-Otoplastik möglich, um beim resultierenden, möglicherweise relativ dichten
Sitz der Otoplastik im Gehörgang eine unbeeinträchtigte Belüftung zum Trommelfell
sicherzustellen. Dabei kann mit den individuellen 3D-Daten des Applikationsbereiches
bei der Fertigung auch der Innenraum der Plastik optimiert und optimal genutzt werden,
auch individuell bezüglich der ggf. aufzunehmenden individuellen Aggregat-Konstellation
wie bei einem Hörgerät.
[0031] Insbesondere bei Otoplastiken in der Form von Hörgeräten kann durch die zentrale
Fertigung ihrer Schalen eine zentrale Abspeicherung und Verwaltung von Individualdaten,
sowohl bezüglich des individuellen Applikationsbereiches, wie auch der individuellen
Funktionsteile und ihrer Einstellungen, vorgenommen werden. Muss, aus welchen Gründen
auch immer, eine Schale ersetzt werden, so kann sie ohne weiteres durch Abruf der
individuellen Datensätze neuerlich gefertigt werden, ohne dass eine mühselige Neuanpassung
- wie bis anhing - notwendig wäre.
[0032] Aufgrund der Tatsache, dass die für die Fertigung von Otoplastiken beschriebenen
Verfahren, allerdings lediglich für den Prototypenbau, bekannt sind und in der Literatur
beschrieben sind, erübrigt sich an dieser Stelle eine Wiedergabe aller technischen
Einzelheiten bezüglich dieser Verfahren.
[0033] Jedenfalls ergeben sich überraschenderweise aus Übernahme dieser aus dem Prototypenbau
vorbekannten Technologien für die industrielle, kommerziell vertretbare Fertigung
von Otoplastiken ganz wesentliche Vorteile, und zwar aus Gründen, die, an sich, im
Prototypenbau nicht massgebend sind, wie z.B. Elastizität der verwendbaren thermoplastischen
Materialien, der Möglichkeit, höchst dünnwandig individuell zu bauen etc.
[0034] Zusammenfassend wird es durch Einsatz der erwähnten additiven Aufbauverfahren für
die Fertigung von Otoplastiken bzw. deren Schalen möglich, daran verschiedene funktionale
Elemente zu integrieren, die konstruktiv bereits während der Planung der Otoplastik
am Rechner vorbereitet werden und die mit dem Aufbau der Otoplastik bzw. deren Schale
erzeugt werden. Typischerweise wurden derartige funktionale Elemente bisher erst nach
der Fertigstellung der Otoplastik bzw. deren Schale in diese eingepasst bzw. an diese
angefügt, was an materiellen Schnittstellen oder Materialinhomogenität an den Verbindungsstellen
erkenntlich ist.
[0035] Für die erwähnten Otoplastiken, insbesondere mit elektronischen Einbauten, wie für
Hörgeräte, dabei insbesondere für Im-Ohr-Hörgeräte, sind solche Elemente, die mit
der vorgeschlagenen Technik direkt in die Otoplastikschale eingebaut werden können,
beispielsweise: Aufnahmen und Halterungen für Bauteile, Cerumen-Schutzsysteme, Belüftungskanäle
bei Im-Ohr-Otoplastiken, Stützelemente, die bei Im-Ohr-Otoplastiken letztere im Gehörgang
haltern, wie sogenannte Krallen (englisch channel locks).
[0036] In Fig. 4 ist beispielsweise und schematisiert eine Im-Ohr-Otoplastik 11 dargestellt,
beispielsweise ein Im-Ohr-Hörgerät, bei dem der akustische Ausgang 13 zum Trommelfell
mittels einer Cerumen-Schutzkappe 15 geschützt ist. Diese Schutzkappe 15 wird bis
anhin in der Herstellung als separater Teil auf die Schale 16 der Otoplastik 11 aufgebracht
und beispielsweise durch Verkleben oder Verschweissen fixiert. Wie in Fig. 5 in gleicher
Darstellung gezeigt, wird durch Einsatz der erwähnten additiven Aufbauverfahren die
Cerumen-Schutzkappe 15a direkt an die Schale 16a der sonst identischen Im-Ohr-Otoplastik
11a integriert. An den in Fig. 4 mit P schematisch angedeuteten Verbindungsstellen,
wo bei herkömmlichen Verfahren zwangsweise eine Material-Inhomogenität bzw. -Schnittstelle
entsteht, liegt gemäss Fig. 5 keine derartige Schnittstellen vor, das Material der
Schale 16a geht homogen in dasjenige der Cerumen-Schutzkappe 15a über.
[0037] Dies nur als Beispiel, wie bekannte Cerumen-Schutzsysteme und andere funktionale
Elemente durch Einsatz des erwähnten Fertigungsverfahrens integral eingebaut werden
können.
[0038] Es werden nachfolgend einige spezifische neuartige Otoplastiken vorgestellt:
2. Innenohr-Otoplastiken mit Entlüftung
[0039] Es ist bekannt, bei Im-Ohr-Otoplastiken, insbesondere bei Im-Oh-Hörgeräten, eine
Belüftungsrinne auf der Aussenseite vorzusehen, wie dies schematisch in Fig. 6 dargestellt
ist. Solche Belüftungsrinnen, wie sie heute eingesetzt werden, sind unter verschiedenen
Aspekten keinesfalls optimiert:
- Bezüglich akustischem Verhalten: Die heute bekannten Belüftungsrinnen sind kaum an
die jeweiligen akustischen Erfordernisse angepasst. So können sie kaum, bei aktiven
Otoplastiken, wie z.B. bei Im-Ohr-Hörgeräten, dazu beitragen, die Rückkopplungsproblematik
von elektromechanischem Ausgangswandler zu akustisch/elektrischem Eingangswandler
wirksam lösen zu helfen. Auch bei passiven Im-Ohr-Otoplastiken, wie Gehörschutz-Einrichtungen,
vermögen sie nicht, das erwünschte Schutzverhalten zu unterstützen und gleichzeitig
die erwünschten Belüftungseigenschaften beizubehalten.
- Cerumenempfindlichkeit: Die heute eingesetzten Belüftungsrinnen in der Aussflächen
von Im-Ohr-Otoplastiken sind äusserst Cerumenbildungs-empfindlich. Die Cerumenbildung
vermag, je nach deren Intensität, rasch die vorgesehene Belüftungsrinnen bezüglich
ihrer Belüftungseigenschaften zu beeinträchtigen, wenn nicht gar vollständig zu verstopfen.
[0040] Es werden nachfolgend für Im-Ohr-Otoplastiken, dabei insbesondere für Im-Ohr-Hörgeräte
oder Gehörschutzeinrichtungen, aber auch für Otoplastiken, die nur teilweise in den
Gehörgang einragen, wie Kopfhörer, Belüftungsvorkehrungen vorgeschlagen, die die obgenannten
Nachteile bekannter Vorkehrungen mindestens teilweise beheben.
[0041] Hierzu werden nachfolgend Belüftungssysteme unterschieden, die
- nutenähnlich gegen die Gehörgangwandung mindestens zum Teil offen sind,
- gegen die Wandung des Gehörganges hin vollständig geschlossen sind.
2a) Gegen die Wandung des Gehörganges offene Belüftungssysteme
[0042] In den Fig. 7(a) bis (f) sind, anhand perspektivischer, schematischer Darstellungen
von Ausschnitten der am Gehörgang anliegenden Aussenwandung 18 von im-Ohr-Otoplastiken,
neuartige Belüftungsnutprofile ausschnittsweise dargestellt. Gemäss Fig. 7(a) ist
das Profil der Belüftungsnut 20a rechteck- oder quadratförmig mit vorgegebenen, exakt
eingehaltenen Dimensionierungsverhältnissen. Gemäss Fig. 7(b) ist das Profil der Belüftungsnut
20b Kreis- oder Ellipsen-sektorförmig, wiederum mit exakt vorgegebener Querschnittsberandungskurve
21b. Durch exakte Vorgabe und Realisierung der Querschnittsform der vorgesehenen Belüftungsnuten
20 kann bereits eine gewisse Vorhersagbarkeit und Beeinflussung der akustischen Übertragungsverhältnisse
entlang dieser Nut, bei Anliegen an der Gehörgang-Innenwand, realisiert werden. Selbstverständlich
ist das akustische Verhalten auch abhängig von der Länge, mit welcher sich die Nut
20 entlang der Otoplastik-Aussenwand 18 erstreckt.
[0043] In den Fig. 7(c) bis (f) sind weitere Belüftungsnutprofile dargestellt, welche zusätzlich
Cerumen-geschützt sind. Das Profil der Nut 20c gemäss Fig. 7(c) ist T-förmig.
[0044] Bezüglich der weiten Nutquerschnittsfläche bei 27c bewirken die einkragenden Partien
23c und die sich daraus ergebende Verengung 25c, gegen die Wand des Gehörganges hin,
bereits eine ansehnliche Cerumenschutzwirkung. Auch wenn Cerumen in die Verengung
25c eindringt und dort verhärtet, ergibt sich dadurch noch keine wesentliche Verengung
oder gar Verstopfung der Belüftungsnut, die nun zum geschlossenen Belüftungskanal
wird. In den Fig. 7(d) bis 7(f) ist, dem erläuterten Prinzip von Fig. 7(c) folgend,
die Querschnittsform der weiten Nutpartie 27d bis 27f mit unterschiedlicher Formung
ausgebildet, gemäss Fig. 7(d) kreissektorförmig bzw. entsprechend dem Sektor einer
Ellipse, gemäss Fig. 7(e) dreieckförmig, gemäss Fig. 7(f) kreisförmig bzw. elliptisch.
[0045] Durch gezielte Auslegung der Nutquerschnittsfläche, wie dies nur beispielsweise anhand
der Figuren 7(a) bis 7(f) dargestellt ist, lässt sich sowohl bezüglich akustischen
Eigenschaften wie auch bezüglich Cerumenschutzwirkung eine bereits in starkem Mass
gegenüber herkömmlichen, mehr oder weniger zufällig profilierten Belüftungsnuten verbesserte
Wirkung erzielen. Dabei werden die Profile unter Berücksichtigung der erwähnten Cerumenschutzwirkung
und der akustischen Wirkung vorgängig rechnerisch modelliert und exakt in die gefertigten
Otoplastiken integriert. Hierzu eignen sich in ganz besonderem Umfang die oben erläuterten
additiven Aufbauverfahren. Um nun weiter die akustische Wirkung der Belüftungsnut
zu optimieren, können entlang der neuartigen Belüftungsnuten die unterschiedlichsten
akustischen Impedanzen realisiert werden, was beispielsweise gemäss Fig. 8 in Entlüftungsnuten
29 resultiert, die, in ihrer Längsrichtung fortschreitend, unterschiedliche Profile
definieren, wie sie wahlweise in Fig. 8 aus Profilen gemäss Fig. 7 zusammengestellt
dargestellt sind.
[0046] Ähnlich der Auslegung passiver elektrischer Netzwerke, kann dadurch das akustische
Übertragungsverhalten der am Gehörgang anliegenden Nut rechnerisch modelliert und
überprüft werden, dann in die Im-Ohr-Otoplastik bzw. deren Schale integriert werden.
[0047] Gezielt können vermehrt Cerumen-geschützte Abschnitte an diesbezüglichen, ausgesetzten
Partien, wie in Fig. 8 bei A dargestellt, vorgesehen werden.
[0048] Im weiteren kann es durchaus gewünscht sein, gerade mit Blick auf die Optimierung
der akustischen Verhältnisse, die vorgesehenen Belüftungsnuten länger auszubilden,
als dies grundsätzlich durch die Längsausdehnung einer betrachteten Im-Ohr-Otoplastik
gegeben ist. Wie in Fig. 9 dargestellt, wird dies dadurch erreicht, dass solche Nuten
31 mit Ausbildung, wie sie anhand der Fig. 7 und 8 beispielsweise dargestellt werden,
in vorgegebenen Kurven entlang der Oberfläche der Otoplastik geführt werden, beispielsweise
wie in Fig. 9 dargestellt, praktisch als die Otoplastik gewindeartig umschlingende
Nuten. Weitere Optimierungsflexibilität wird dadurch erreicht, dass nicht nur eine
Belüftungsnut, sondern mehrere an der Oberfläche der Otoplastik geführt werden, wie
dies schematisch in Fig. 10 dargestellt ist. Die hohe Flexibilität der Nutauslegung
führt dazu, dass je nach Applikationsbereich im Gehörgang gezielt unterschiedlich
dimensionierte, bezüglich Cerumenschutz sowie akustischen Übertragungsverhältnissen
jeweils optimierte Belüftungsnuten entlang der Otoplastik-Oberfläche realisiert werden
können.
2b) Belüftungssysteme mit voll integrierten Kanälen
[0049] Diese Ausbildungsvariante der neuartigen Belüftungssysteme beruht auf mindestens
abschnittsweise völlig in die Otoplastik integrierten, gegen die Gehörgangwandung
geschlossenen Belüftungskanälen. Dieses System wird anschliessend anhand seiner Ausbildung
an einer Otoplastik-Schale erläutert. Es ist aber zu betonen, dass dann, wenn an der
betrachteten Otoplastik keine weiteren Aggregate zu integrieren sind und sie als Vollplastik
ausgebildet ist, die nachfolgenden Ausführungen sich selbstverständlich auch auf eine
Kanalführung beliebig durch die erwähnte Vollplastik hindurch beziehen.
[0050] In Fig. 11 sind in Analogie zu Fig. 7 unterschiedliche Querschnittsformen und Flächenverhältnisse
der vorgeschlagenen Belüftungskanäle 33a bis 33e dargestellt. Gemäss Fig. 11(a) hat
der in die Otoplastikschale 35a eingebaute Belüftungskanal 33a Rechteck- oder Quadrat-Querschnittsform.
Bei der Ausführungsform gemäss Fig. 11(b) hat er, 35b, eine Kreissektor- oder Ellipsensektor-förmige
Kanalquerschnittsform. Bei der Ausführungsform gemäss Fig. 11(c) hat der vorgesehene
Belüftungskanal 33c kreisförmige oder elliptische Querschnittsform, während er bei
der Ausführungsvariante gemäss Fig. 11(d) eine dreieckförmige Querschnittform aufweist.
[0051] Bei der Ausführungsform gemäss Fig. 11(e) weist die Otoplastikschale eine komplexe
Innenformung auf, z.B. eine daran integrierte Halterungspartie 37. Für optimale Platznutzung
ist der hier vorgesehene Entlüftungskanal 35e mit einer Querschnittsform angelegt,
die auch komplexe Formen der Otoplastikschale nutzt. Demnach erstreckt sich seine
Querschnittsform kompliziert teilweise in die an die Schale 35e angebaute Halterungsleiste
37 hinein.
[0052] Rückblickend auf die Ausführungsvariante gemäss Abschnitt 2a) ist anzuführen, dass
derartig komplexe, optimal den zur Verfügung stehenden Platz nutzende Querschnittsformen
sich auch an gegen den Hörkanal offenen Belüftungsnuten realisieren lassen, ebenso,
umgekehrt, Kanalführungen, wie sie für offene Nuten in den Fig. 9 und 10 dargestellt
sind, an geschlossenen Belüftungskanälen.
[0053] In Fig. 12 ist schliesslich eine Ausführungsvariante eines voll integrierten Belüftungskanals
39 dargestellt, der entlang seiner Längsausdehnung, wie dargestellt beispielsweise
in der Otoplastikschale 41, unterschiedliche Querschnittsformen und/oder Querschnittsdimensionen
aufweist, womit im Sinne der Realisation unterschiedlicher akustischer Impedanzelemente
das akustische Übertragungsverhalten optimiert werden kann. In diesem Zusammenhang
und auf den nachfolgenden Abschnitt 5) verweisend, kann auch darauf hingewiesen werden,
dass wegen der Möglichkeit, komplexe akustische Impedanzverhältnisse zu realisieren,
Belüftungskanäle, insbesondere der in diesem Abschnitt dargestellten geschlossenen
Aufbauweise, durchaus mindestens abschnittsweise gleichzeitig als akustische Leiterabschnitte
ausgangsseitig aktiver elektromechanischer Wandler, wie ausgangsseitig von Mikrophonen,
beispielsweise bei Im-Ohr-Hörgeräten, ausgenützt werden können.
[0054] In den Fig. 13 und 14 ist in Analogie zu den Fig. 9 und 10 dargestellt, wie einerseits
an der jeweiligen Otoplastik 43 die in diesem Abschnitt erläuterten integrierten Belüftungskanäle
durch entsprechende Bahnführung verlängert bzw. anderseits wie zwei und mehr der erwähnten
Kanäle, ggf. mit unterschiedlichen und/oder variierenden Kanalquerschnitten, in Analogie
zu Fig. 12, an der Otoplastik integriert werden.
[0055] Durch die in den Abschnitten 2a) und 2b) dargestellten, auch beliebig kombinierbaren
Möglichkeiten eröffnen sich dem Fachmann eine Unzahl Auslegungsvarianten der neuartigen
Belüftungssysteme und insbesondere ein grosses Ausmass an Freiheit, aufgrund der verschiedenen,
für sich dimensionierbaren Parameter, für die jeweilige individuelle Otoplastik optimalen
Cerumenschutz und optimale akustische Übertragungsverhältnisse zu schaffen. Bei allen
Ausführungsvarianten wird bevorzugterweise die spezifische individuelle Ausgestaltung
des Systems berechnet bzw. rechnerisch modelliert, den erwähnten Bedürfnissen Rechnung
tragend. Dann wird die individuelle Otoplastik realisiert. Wiederum eignet sich hierzu
insbesondere das eingangs erläuterte Fertigungsverfahren mit additivem Aufbauprinzip,
wie aus dem Prototypenbau bekannt, das dann mit dem optimierten Modellresultat gesteuert
wird.
3. Formstabilitäts-optimierte Otoplastiken
[0056] In diesem Abschnitt geht es darum, neuartige Otoplastiken vorzustellen, welche optimal
der Dynamik der Applikationsbereiche angepasst sind. Es ist beispielsweise bekannt,
dass herkömmliche Im-Ohr-Otoplastiken der relativ grossen Gehörgangdynamik, z.B. beim
Kauen, nicht Rechnung zu tragen vermögen, aufgrund ihrer im wesentlichen über alles
gleichen Formstabilität. Desgleichen vermögen beispielsweise die akustischen Leiter
zwischen Aussenohr-Hörgeräten und Gehörgang einer Dynamik des Applikationsbereiches
nicht frei zu folgen. Bei Im-Ohr-Otoplastiken tritt dieselbe Problematik, teilweise
abgeschwächt, auch bei Gehörschutz-Einrichtungen, Kopfhörern, Wasserschutzeinsätzen
etc. auf. Insbesondere wird dabei teilweise ihre intrinsische Funktion, beispielsweise
Schutzwirkung, beeinträchtigt, wenn der erwähnten Applikationsbereichs-Dynamik zunehmend
Rechnung getragen wird. Als Beispiel kann hierzu auf bekannte Gehörschutzeinrichtungen
aus elastisch formveränderbaren Kunststoffen hingewiesen werden, die wohl der erwähnten
Applikationsbereichs-Dynamik weitestgehend Rechnung tragen, dies aber auf Kosten ihres
akustischen Übertragungsverhaltens.
[0057] In Fig. 15 ist schematisch eine Längsschnittdarstellung einer Im-Ohr-Otoplastik wiedergegeben,
in Fig. 16 eine schematische Querschnittsdarstellung eines Abschnitts dieser Otoplastik.
Die Otoplastik - z.B. zur Aufnahme elektronischer Komponenten - weist eine Schale
45 auf, die strumpfartig, dünnwandig aus elastischem Material besteht. Die Formstabilität
der - beim dargestellten Ausführungsbeispiel aussen glatten - Schalenhaut wird - wo
erwünscht - durch an der Schale integral innen aufgesetzte Rippen 47 sichergestellt,
die, bezüglich der Schalenhaut, aus dem gleichen Material gefertigt sind.
[0058] Je nach erforderlicher Dynamik der Im-Ohr-Otoplastik einerseits, um beispielsweise
derjenigen des Gehörganges Rechnung zu tragen und den Anforderungen bezüglich der
Abstützung und dem Schutz von Einbauten, wie bei einem Im-Ohr-Hörgerät, wird der Verlauf
der Wandstärke von Schalenhaut 45, die Dichte und Gestalt der Rippen 47 vorgängig
berechnet und danach die Otoplastik nach den berechneten Daten aufgebaut. Wiederum
eignet sich hierzu das oben erläuterte Fertigungsverfahren unter Verwendung additiver
Aufbauverfahren ausserordentlich gut. Selbstverständlich kann die eben erläuterte
Ausbildung der Im-Ohr-Otoplastik durchaus kombiniert werden mit einem Belüftungssystem,
wie es anhand der Figuren 7 bis 14 erläutert wurde. Insbesondere können die vorgesehenen
Rippen zur Beeinflussung der Formstabilität bzw. Biegbarkeit in bestimmten Bereichen
der Otoplastik auch mit unterschiedlichem Querschnittsprofil ausgebildet werden, ggf.
auch in ihrer Längsausdehnung fortschreitend von einem Querschnitt zum andern übergehend.
[0059] In Form einer perspektivischen Darstellung ist in Fig. 17 rein beispielsweise die
Ausbildung der Aussenhaut 45 mit Rippen 47 mit variierenden Querschnittsflächen entlang
ihrer Längsausdehnung schematisch dargestellt.
[0060] Anstelle oder ergänzend zu der gezielten Wandverstärkung und gezielten Auslegung
des Biege- bzw. Torsionsverhaltens, kurz des Formverhaltens der Im-Ohr-Otoplastik,
kann, wie erwähnt, zusätzlich zur Innenrippenbemusterung, wie dies in den Fig. 17
und 18 dargestellt ist, auch eine Aussenrippenbemusterung vorgesehen werden. Gemäss
den Fig. 18 und 19 wird hierzu, ggf. mit gebietsweise unterschiedlicher Dichte, Ausrichtung
und Profilform, auf der Aussenfläche der Otoplastik 49 ein Muster von Rippen 51 aufgearbeitet.
[0061] Gemäss Fig. 19 kann dies für die hier betrachteten Otoplastiken mit Hohlraum eingesetzt
werden, aber auch für Otoplastiken mit keinem Hohlraum, also beispielsweise mit keinen
Elektronikkomponenten, z.B. für Hörschutzeinrichtungen bzw. Wasserschutzeinrichtungen.
Eine solche Otoplastik ist in einer Querschnittsdarstellung schematisch in Fig. 20
dargestellt. Dabei ist der Innenraum 53 beispielsweise aus äusserst kompressiblem
Absorptionsmaterial gefertigt und von einer formgebenden Hautschale 55 umgeben mit
der Rippenmusterung 57. Dabei sind "Haut" 55 und die Rippenmusterung 57 gemeinsam
integral gefertigt. Hierzu eignet sich wiederum das eingangs erläuterte Fertigungsverfahren
unter Zuhilfenahme additiver Aufbauverfahren. Wie weit in naher Zukunft diese additiven
Aufbauverfahren unter Wechsel der verarbeiteten Materialen an einem Werkstück realisierbar
sind, bleibe dahingestellt. Sollte dies möglich werden, so ist die Bahn frei, beispielsweise
am Ausführungsbeispiel gemäss Fig. 20 auch den Füllstoff 53 gleichzeitig mit der Schalenhaut
55 und den Rippen 57 in jeweiligen Aufbauschichten sequentiell aufzubauen.
[0062] Rückblickend insbesondere auf die Fig. 18 und 19 ist ersichtlich, dass mit Hilfe
der Aussenrippenmuster gleichzeitig Belüftungskanäle bzw. -Freiräume gebildet werden
können, wie dies rein schematisch und beispielsweise durch den Pfad P dargestellt
ist.
[0063] Nochmals auf Fig. 20 zurückkommend, ist es durchaus möglich, falls erforderlich und
wie in Fig. 20 gestrichelt bei 57
i dargestellt ist, auch dann, wenn die Im-Ohr-Otoplastik materialgefüllt ist, also
nicht zur Aufnahme weiterer Baueinheiten, wie von Elektronikbaueinheiten, bestimmt
ist, an der Schalenhaut 55 ein Innenrippenmuster 57
i vorzusehen. Wie weiter in Fig. 20 gestrichelt bei 59 dargestellt ist, können auch
Otoplastiken geschaffen werden, die wohl einen Hohlraum für aufzunehmende Aggregate
wie Elektronikkomponenten freilassen, bei denen aber der Zwischenraum, zwischen einem
solchen Hohlraum 59, spezifisch auf die notwendigen Volumina und Formen der zusätzlich
einzubauenden Einheiten ausgelegt und die Schalenhaut 55 beispielsweise durch ein
federndes oder schalldämmendes Material gefüllt ist oder einzubauende Komponenten
mit einem solchen Material bis zur Schalenhaut 55 ausgegossen sind.
[0064] Die Schalenhaut 55 bzw. 45, gemäss den Figuren 15, 16 und 17, kann durchaus aus elektrisch
leitendem Material gefertigt sein, womit gleichzeitig eine elektrische Abschirmwirkung
für innenliegende Elektronikkomponenten geschaffen wird. Dies gilt auch ggf. für die
Füllung 53 gemäss Fig. 20.
[0065] Anhand der Figuren 15 bis 20 wurde eine Otoplastik am Beispiel einer Im-Ohr-Otoplastik
dargestellt, deren Schale mit innen- und/oder aussenliegenden Rippen formstabilisiert
ist, was eine ausserordentlich leichte und gezielt formbare Bauweise ergibt. Selbstverständlich
kann diese Bauweise falls erforderlich auch bei Aussenohr-Otoplastiken eingesetzt
werden.
[0066] In Fig. 21 ist eine weitere Ausführungsvariante einer Im-Ohr-Otoplastik dargestellt,
welche gezielt in einem Bereich biegbar bzw. stauchbar ist. Die Schale 61 einer Otoplastik,
wie insbesondere die Schale eines Im-Ohr-Hörgerätes, weist hierzu in einem oder mehreren
vorgegebenen Bereichen eine Wellen- bzw. Faltenschlauchausbildung 63 auf, woran sie,
den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend, bieg- bzw. stauchbar ist. Auch wenn Fig.
21 dieses Vorgehen anhand der Schale einer Im-Ohr-Otoplastik darstellt, lässt sich
dieses Vorgehen durchaus und falls erforderlich auch für eine Aussenohr-Otoplastik
realisieren. Wiederum wird hierzu bevorzugterweise das eingangs erläuterte Fertigungsverfahren
eingesetzt.
[0067] Auch bei diesem Ausführungsbeispiel kann, wie dies anhand von Fig. 20 erläutert wurde,
das Innenvolumen der Otoplastik mit den Erfordernissen entsprechendem Füllmaterial
gefüllt werden bzw. können darin integrierte Einbauten in solchem Füllmaterial eingebettet
werden, woraus eine höhere Stabilität des Gerätes resultiert und verbesserte Akustikverhältnisse.
4. Modulare Gehäuse/Einbauten
[0068] Insbesondere bei Im-Ohr-Hörgeräten besteht das Problem, dass der Applikationsbereich,
d.h. der Gehörgang, seine Form ändert. Offensichtlich ist dies der Fall beim heranwachsenden
Menschen. Aber auch bei Erwachsenen ändert sich der Gehörgang teilweise stark, meist
in verengendem Sinne (z.B. sogenanntes Taucher-Ohr).
[0069] Bei Im-Ohr-Hörgeräten ergibt sich damit herkömmlicherweise das Problem, dass auch
dann, wenn die Hörgeräteeinbauten an sich über lange Lebensabschnitte beibehalten
werden könnten, beispielsweise lediglich das Übertragungsverhalten des Hörgerätes
den jeweiligen Hörverhältnissen entsprechend nachgestellt werden müsste, trotzdem
immer wieder neue Hörgeräte konzipiert werden müssen, lediglich aufgrund der Tatsache,
dass die vormaligen nicht mehr zufriedenstellend in den Gehörgang passen.
[0070] Bereits die anhand von Abschnitt 3 erläuterten Massnahmen ergeben die Möglichkeit,
dies zu verbessern, aufgrund der Tatsache, dass damit eine selbsttätige Formanpassung
der Otoplastik an jeweilig sich ändernde Applikationsbereiche ermöglicht wird. In
diesem Abschnitt sollen diesbezüglich weitere Massnahmen, insbesondere anhand von
Im-Ohr-Otoplastiken, erläutert werden. Es ist aber darauf hinzuweisen, dass auch bei
Aussenohr-Otoplastiken, wie Aussenohr-Hörgeräten, damit die Möglichkeit eröffnet wird,
das "Gehäuse" zu wechseln, und zwar nicht nur, wenn dies vom Tragkomfort her notwendig
wird, sondern auch, nach Wunsch, beispielsweise um das ästhetische Erscheinungsbild
derartiger Aussenohr-Hörgeräte zu wechseln.
[0071] In Fig. 22 ist eine Im-Ohr-Otoplastik 65 schematisch und im Längsschnitt gezeigt,
woran die Ausformung des Inneraumes 67 im wesentlichen der Form des in Fig. 23 schematisch
dargestellten, aufzunehmenden Elektronikmoduls 69 entspricht. Die Otoplastik 65 besteht
aus gummielastischem Material und kann, wie in Fig. 23 gezeigt, über das Elektronikmodul
69 gestülpt werden. Die Formung des Innenraumes 67 ist dergestalt, dass der oder ggf.
die mehreren aufzunehmenden Module formschlüssig direkt durch die Otoplastik 65 positioniert
und gehaltert werden. Aufgrund dieses Vorgehens ist es leicht möglich, ein und dieselben
Elektronikmodule 69 mit unterschiedlichen Otoplastiken 65 zu versehen, um so beispielsweise
bei einem heranwachsenden Kind der sich verändernden Gehörgangausbildung Rechnung
zu tragen. Die Otoplastik wird für das Im-Ohr-Hörgerät praktisch zum leicht auswechselbaren
Wegwerf-Accessoire. Nicht nur, um sich ändernden Verhältnissen am Applikationsbereich,
nämlich dem Gehörgang, Rechnung zu tragen, sondern auch einfach aus Verschmutzungsgründen,
kann die Otoplastik 65 leicht gewechselt werden. Dieses Konzept kann sogar dazu ausgenützt
werden, ggf. - beispielsweise bei Gehörgangentzündungen - Medizinalapplikationen vorzunehmen,
beispielsweise durch Applikation von Medikamenten an die Otoplastik-Aussenfläche oder
mindestens, um in regelmässigen Abständen sterilisierte Otoplastiken einzusetzen.
[0072] Das anhand der Figuren 22 und 23 dargestellte Konzept lässt sich selbstverständlich
mit den in den Abschnitten 2) und 3) dargelegten Konzepten kombinieren, und es wird
bevorzugterweise die Otoplastik 65 nach dem in Abschnitt 1) erläuterten Fertigungsverfahren
hergestellt, welches die Ausbildung komplexester Innenformen zur spiel- und vibrationsfreien
Aufnahme des Moduls 69 ermöglicht.
[0073] Wie aus den Fig. 22 und 23 ersichtlich, wird beispielsweise als Teil der Modulhalterung
die sonst bei herkömmlichen Im-Ohr-Hörgeräten vorgesehene Phaseplate 1 integral mit
der Otoplastik gebaut. Dasselbe gilt für weitere Halterungen und Aufnahmen für Elektronikkomponenten
des Hörgerätes. Realisiert man das unter Abschnitt 1) dargelegte Schicht-um-Schicht-Aufbauverfahren,
wie in Fig. 22 strichpunktiert und in der mit dem Pfeil AB angedeuten Richtung, so
dürfte es ohne weiteres möglich sein, die Otoplastik in der erwähnten Aufbaurichtung
AB je nach Erfordernissen in den jeweiligen Bereichen aus unterschiedlichen Materialien
zu fertigen. Dies gilt auch für die in den Abschnitten 2) und 3) dargelegten Otoplastiken
sowie für die in den folgenden Abschnitten 5), 6) und 7) erläuterten. Am Beispiel
von Fig. 22 ist es somit durchaus möglich, den Bereich 65
a aus gummielastischem Material zu fertigen, hingegen den Ausgangsbereich 65
b aus formstabilerem Material.
[0074] In Fig. 24 ist eine weitere Ausführungsform einer Otoplastik, wiederum als Beispiel
anhand eines Im-Ohr-Hörgeräts, dargestellt, welche ein einfaches, rasches Auswechseln
der inneren Einbauten ermöglicht. Grundsätzlich wird dabei vorgeschlagen, an einer
Im-Ohr-Otoplastik mit Einbauten die Otoplastik-Schale mehrteilig und assemblierbar
auszubilden, wie dies Fig. 24 zeigt. Mittels schnell betätigbaren Verschlüssen, wie
Einrastverschlüssen, Einklinkverschlüssen oder gar bajonettähnlichen Verschlüssen,
wird ermöglicht, an der Im-Ohr-Otoplastik Gehäuseteile 73a und 73b rasch voneinander
zu trennen, die Einbauten wie Elektronikmodule daraus zu entfernen und sie in eine
neue Schale wieder einzubauen, ggf. mit geänderter Aussenformung oder grundsätzlich
in eine neue Schale, auch wenn dies beispielsweise aus Reinigungsgründen, Sterilitätsgründen
etc. erforderlich ist. Wird dabei vorgesehen, die bereits gebrauchte Schale wegzuwerfen,
ist es ohne weiteres möglich, die Verbindungen der Schalenteile so auszubilden, dass
die Schale nur zerstörend geöffnet werden kann, beispielsweise indem von aussen nicht
zugängliche Verriegelungsorgane wie Klinken vorgesehen werden und die Schale für deren
Entfernung aufgeschnitten wird.
[0075] Auch diese Ausführungsform kann selbstverständlich mit den bis anhin beschriebenen
und noch zu beschreibenden Ausführungsvarianten kombiniert werden.
5. Integration akustischer Leiter in Otoplastiken bzw. deren Schalen
[0076] Bei Aussenohr- wie auch bei Im-Ohr-Hörgeräten ist es üblich, vorgesehene akustisch/elektrische
Wandler oder elektro-akustische Ausgangswandler eingangs- bzw. ausgangsseitig über
als eigenständige Teile assemblierte akustische Leiter, nämlich röhrchenähnliche Gebilde,
mit der Umgebung des Hörgerätes zu koppeln, oder aber, insbesondere bei eingangsseitigen
akustisch/elektrischen Wandlern, diese mit ihrer Aufnahmefläche unmittelbar im Bereiche
der Oberflächen des Hörgerätes zu platzieren, ggf. lediglich durch geringfügige Hohlräume
und Schutzvorkehrungen von der Umgebung getrennt.
[0077] Dabei besteht bei der Konzeption derartiger Hörgeräte eine relativ grosse Bindung,
wo im Hörgerät die eigentlichen Wandler und wo am Hörgerät die eigentlichen Kopplungsöffnungen
zur Umgebung vorzusehen sind. Es wäre höchst wünschbar, bezüglich der Anordnung von
Kopplungsöffnungen zur Umgebung und Anordnung der erwähnten Wandler innerhalb des
Hörgerätes grösstmögliche Konzeptionsfreiheit zu haben.
[0078] Dies wird grundsätzlich dadurch erreicht, dass die erwähnten akustischen Leiter -
eingangsseitig von akustisch/elektrischen Wandlern bzw. ausgangsseitig von elektrisch/akustischen
Wandlern - in die Otoplastik bzw. in die Wandung von Otoplastikschalen integriert
werden.
[0079] In Fig. 25 ist dies rein schematisch dargestellt. Ein Wandlermodul 75 weist einen
akustischen Ein- bzw. Ausgang 77 auf. Die Schale 79 der Otoplastik eines Im-Ohr- oder
eines Aussenohr-Hörgerätes oder eines Kopfhörers weist, in ihr integriert, einen akustischen
Leiter 81 auf. Er liegt mindestens abschnittsweise und wie in Fig. 25 dargestellt
innerhalb der Wandung der Otoplastikschale 79. Mittels akustischer Stichleitungen
bzw. Leitungsabschnitten 83 wird vorzugsweise die jeweilige akustische Impedanz des
akustischen Leiters 81 angepasst. Dieses Konzept, mit Blick auf Aussenohr-Hörgeräte,
ermöglicht es, entlang des Hörgerätes versetzt und wo erwünscht akustische Eingangsöffnungen
85 vorzusehen, diese über in der Otoplastik bzw. deren Schale 87 integrierte akustische
Leiter 89 an die vorgesehenen akustisch/elektrischen Wandler 91 anzukoppeln, im wesentlich
unabhängig davon, wo diese Wandler 91 im Hörgerät eingebaut werden. So ist in Fig.
26 nur beispielsweise dargestellt, zwei Wandler zu einem Modul zu zentralisieren und
ihre Eingänge mit den erwünschten Aufnahmeöffnungen 85 durch die erwähnte Führung
der akustischen Leiter 89 zu verbinden. Aus Betrachtung der Figuren 25 und 26 und
den Ausführungen in Abschnitt 2) betreffs der neuartigen Belüftungssysteme wird ersichtlich,
dass es durchaus möglich wird, Belüftungskanäle auch als akustische Leiterkanäle zu
nutzen, insbesondere wenn dabei, wie in Fig. 25 schematisiert, mittels akustischer
Anpassglieder 83 die akustischen Impedanzverhältnisse gezielt ausgelegt werden.
6. Kennzeichnung von Otoplastiken
[0080] Bei der Fertigung von Otoplastiken, insbesondere von Im-Ohr-Otoplastiken, wird jede
individuell für deren jeweiligen Träger angepasst. Deshalb wäre es äusserst erwünscht,
jede gefertigte Otoplastik, wie erwähnt insbesondere jede Im-Ohr-Otoplastik, dabei
ganz besonders jedes Im-Ohr-Hörgerät, zu kennzeichnen. Es wird deshalb vorgeschlagen,
in die Otoplastik hinein bzw. in deren Schale, durch Einkerbungen und/oder durch Auswölbungen
eine individuelle Kennzeichnung vorzusehen, welche nebst dem individuellen Besteller
- z.B. Hersteller - Produktserienummer, Links- Rechtsapplikation etc. enthalten kann.
Eine solche Kennzeichnung wird in weitaus bevorzugter Art und Weise bei der Fertigung
der Otoplastik mit dem unter 1) beschriebenen Abtragverfahren erstellt. Damit wird
sichergestellt, dass ab der Fertigung jegliche Verwechslung der Otoplastiken ausgeschlossen
ist. Insbesondere wichtig ist dies bei der nachfolgenden, ggf. automatisierten Assemblierung
mit weiteren Modulen, so beispielsweise der Assemblierung von Im-Ohr-Hörgeräten.
[0081] Dieses Vorgehen kann selbstverständlich kombiniert mit einem oder mehreren der unter
den Abschnitten 2) bis 5) beschriebenen Aspekten realisiert werden.
7. Optimierung von Otoplastiken bezüglich der Dynamik des Applikationsbereiches
[0082] Für die Formnahme von Otoplastiken für die Im-Ohr-Applikation, so beispielsweise
für Im-Ohr-Hörgeräte, ist es heute üblich, vom Gehörgang, beispielsweise in Silikon,
einen Abdruck zu nehmen. Berücksichtigt man nun die relativ grosse Bewegungsdynamik
des Gehörganges, beispielsweise beim Kauvorgang, so ist ersichtlich, dass die Abstützung
der Im-Ohr-Otoplastikform auf einen praktisch einer Momentaufnahme entsprechenden
Abdruck kaum zu einem Resultat führt, das im Gebrauch völlig zu befriedigen vermag.
Wie dies nun in Fig. 27 anhand eines vereinfachten Funktionsblock/Signalflussdiagrammes
dargestellt ist, wird vom dynamischen Applikationsgebiet, dargestellt durch den Block
93, an mehreren der in der Praxis erfolgenden Dynamik entsprechenden Positionen Form
genommen bzw., filmähnlich, die Dynamik des Applikationsbereiches an sich registriert.
Die resultierenden Datensätze werden in einer Speichereinheit 95 abgelegt. Auch bei
herkömmlichem Vorgehen durch Abdrucknahme kann dies durchaus realisiert werden, indem
vom Applikationsbereich in zwei oder mehr Positionen die der praktischen Dynamik entsprechenden
Abdrücke genommen werden.
[0083] Es werden anschliessend diese Abdrücke abgetastet und die jeweiligen digitalen Datensätze
in die Speichereinheit 95 abgelegt. Als weitere Möglichkeit kann beispielsweise die
Dynamik des Applikationsbereiches durch Röntgenaufnahmen erfasst werden.
[0084] Es werden mithin je nach zu erzielender Genauigkeit mehrere "Bilder" oder gar praktisch
ein "Film" des Bewegungsmusters vom interessierenden Applikationsbereich registriert.
Die in der Speichereinheit 95 registrierten Daten werden anschliessend einer Recheneinheit
97 zugeführt. Ausgangsseitig steuert die Recheneinheit 97 den Fertigungsprozess 99
für die Otoplastik. Werden z.B., und wie bis heute üblich, Im-Ohr-Otoplastiken gefertigt
mit relativ harter Schale, so berechnet die Recheneinheit 97 aus den an der Speichereinheit
95 abgelegten Dynamikdaten und ggf., wie bei K schematisch dargestellt, weiteren Fertigungsparametern,
die beste Passform für die Otoplastik, damit optimaler Tragkomfortfort im Alltag erzielt
wird, bei Erhalt ihrer Funktionalität. Wird die zu fertigende Otoplastik nach dem
in Abschnitt 3) dargelegten Prinzip realisiert, so wird an der Recheneinheit 97 ermittelt,
welche Otoplastikbereiche wie zu gestalten sind bezüglich ihrer Flexibilität, Biegbarkeit,
Stauchbarkeit etc. Ausgangsseitig steuert, wie erwähnt, die Recheneinheit 97 den Fertigungsprozess
99, bevorzugterweise dabei den Fertigungsprozess, wie er im Abschnitt 1) als bevorzugter
Prozess dargelegt wurde.