Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft ein Schwingsystem für ein Uhrwerk nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1 sowie ein Uhrwerk nach dem nebengeordneten Anspruch.
Stand der Technik
[0002] Schwingsysteme für mechanische Uhrwerke umfassen typischerweise eine Unruhe, wobei
die Unruhe typischerweise einen Unruhreif umfasst.
[0003] Üblicherweise werden Unruhen folgendermassen hergestellt:
Der Unruhreif wird in einer sogenannten Kalotte zuerst als Drehling hergestellt. In
die Mitte des Drehlings wird dann eine Bohrung eingebracht. Diese wird dann typischerweise
für die Zentrierung benutzt, beispielsweise um Speichen ausstanzen zu können. Es versteht
sich von selbst dass diese Zentrierung ein gewisses Spiel aufweist, wodurch die Speichen
nicht absolut zentriert sind und wodurch somit eine Unwucht in der Unruhe entsteht.
Ausserdem verzieht sich die Kalotte typischerweise leicht beim Abtrennen von der Stange
(welche typischerweise als Rohmaterialstange mit einem Durchmesser von z. B. 14 mm
und einer Länge von z. B. 3 m vorliegt) durch den Hinterschnitt, bedingt durch die
Materialspannungen die sich dann lösen bei den unterschiedlichen Stärken. Im Endeffekt
führt somit die Tatsache, dass der Unruhreif zumindest teilweise mittels Drehens gefertigt
werden muss, dazu, dass die Unruhe fertigungsbedingt eine gewisse Unwucht hat.
[0004] Alternativ dazu ist es auch möglich, die gesamte Unruhe mit einer Aufspannung auf
einem Bearbeitungszentrum, z B. einer Fräsmaschine, zu fertigen. Dies ist eher eine
Lösung für kleinere Serien und die Arbeitszyklen auf der eingesetzten Maschine sind
typischerweise recht lang im Vergleich zu der oben erläuterten Methode, z. B. im Bereich
von 15 Minuten. Auch in diesem Fall treten dann jedoch typischerweise Deformierungen
auf, nämlich zum Beispiel beim Abtrennen und/oder durch das Lösen der Materialverspannungen.
[0005] Schwingsysteme für mechanische Uhren umfassen ferner typischerweise eine Spirale.
Die benötigten Spiralen werden typischerweise aus einer meist gezogenen Stange gefertigt.
Zunächst wird dabei ein Ausgangsmaterial von anfangs ca. 30 cm auf ungefähr 6 mm im
Durchmesser reduziert und dann auf die benötigten Masse gebracht, oft nur auf eine
Klingenstärke von 0.03 bis 0.04 mm (mit einer Fertigungstoleranz von einem Zehntel
1/1000 mm) bei einer Höhe von 0.10 bis 0.20 mm, um dann nach einer thermischen Behandlung
und dem Kürzen auf die benötigte Länge mittels eines Werkzeuges, welches mehrere dieser
Streifen in einer Trommel aufwickelt, in die typische Spiralform gebracht zu werden.
[0006] Noch in der Trommel wird dann die Spirale thermostabilisiert. Bei den Fertigungslosen
sind unter Einsatz moderner Fertigungsmethoden sehr gute Homogenitäten erzielbar,
aber trotzdem schwanken die Kraftverhältnisse von einer Spirale zur anderen, dazu
kommt dass die Fertigungslose in sich zu stark voneinander unterscheiden, dass es
also von Fertigungslos zu Fertigungslos zu grosse Unterschiede gibt.
[0007] Nach dem Auswuchten der Unruhe, welche wegen der oben beschriebenen fertigungsbedingten
Unwucht nötig ist, wird die Unruhe typischerweise auf eine Spezialmaschine gelegt,
welche nach einem gewissenhaften einstellen erst einmal die Masseträgheit der Unruhe
misst und automatisch definiert, in welche Klasse die Unruhe eingeteilt wird.
[0008] Nachdem die zu verwendende Spirale in der Mitte gekürzt wurde, um einen typischerweise
beim Aufwickeln entstehenden Haken zu entfernen, wird diese auf eine sogenannte Spiralrolle
gesetzt und festgepresst. Bauartbedingt wird dabei die Spirale oft leicht dezentriert,
was sich schädlich auf den Gang der Uhr auswirkt. Im Anschluss wird die Spirale auf
eine Spezialmaschine gelegt, welche wiederum die Kraftverhältnisse der Spirale mit
einem eingestellten Wert vergleicht um dann zu entscheiden in welche Klasse die Spirale
eingeteilt werden muss.
[0009] Spiralen und Unruhen in der gleichen Klasse werden dann miteinander montiert. Die
Fehlerquote ist typischerweise dennoch ziemlich hoch, wenn man eine genau gehende
Unruhe erzielen will. Zur Korrektur gibt es zwar einen Rückerzeiger, seine Anwesenheit
verursacht aber typischerweise ebenfalls einige Probleme, und ausserdem ist seine
Wirkung begrenzt. Oft muss er viel zu weit bewegt werden und beeinflusst dadurch negativ
den Isochronismus der Uhr, also das zeitlich gleichmässige Schwingen der Unruhe bei
unterschiedlichen Schwingungsweiten. Eine Unruhe ist isochron wenn jede Schwingung
unabhängig von der Schwingungsweite gleich lang dauert.
[0010] Es ergibt sich von selbst dass der theoretische Wunsch besteht dass alle Spiralen
in der Fertigung die gleiche Klasse haben wie die zusammengesetzte Unruhe.
[0011] Auf die Unruhe wird typischerweise noch zusätzlich eine sogenannte Doppelrolle auf
einem Konus aufgepresst. In diese Doppelrolle ist zur Reibungsminderung und der Härte
des Materials wegen typischerweise ein kleiner Rubin, die sogenannte Ellipse, eingepresst,
der im Prinzip zylindrisch ist, an einer Seite aber eine Fläche hat. Es versteht sich
von selbst, dass daher weder sein Einpressen noch das Aufpressen der Doppelrolle eine
problemfreie Operation darstellen.
[0012] Die Kraft des Räderwerkes des mechanischen Uhrwerks wird typischerweise mittels des
sogenannten Ankers vom Räderwerk auf die Unruhe übertragen. Insbesondere wird dabei
wird die Kraft dabei typischerweise mittels zweier Rubine vom letzten Rades des Räderwerkes,
des sogenannten Ankerrades, über eine Ellipse auf die Unruhe übertragen. Der Anker
ist typischerweise aus Stahl gefertigt, damit die benötigte Härte erreicht wird, und
ist dadurch oft verhältnismässig schwer. Ferne ist auch die Befestigung der Rubine,
der sogenannten Paletten, typischerweise problematisch, wobei die Positionierung und
vor allem die Winkeltreue besonders schwierig sind. Fertigungsbedingt ist zudem die
Geometrie der Paletten eingeschränkt.
Aufgabe der Erfindung
[0013] Es ist die Aufgabe der Erfindung, die oben genannten Standes der Technik zu beheben
bzw. abzuschwächen. Insbesondere ist es die Aufgabe der Erfindung, ein Schwingsystem
für ein mechanisches Uhrwerk zu schaffen, welches einfach aufgebaut ist, welches einfach
und kostengünstig zu fertigen ist, und welches dennoch eine möglichst präzise Funktion
des mechanischen Uhrwerks sicherstellt.
Lösung der Aufgabe
[0014] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Schwingsystem nach Anspruch 1. Die Erfindung beruht
auf der Erkenntnis, dass speziell das Vorhandensein eines Unruhreifs den Fertigungsprozess
des Schwingsystems sehr kompliziert macht, unter anderem weil bei den notwendigen
Fertigungsschritten, insbesondere beim Drehen, Materialspannungen auftreten, welche
Unwuchten in der Unruhe erzeigen. Diese Unwuchten müssen dann verhältnismässig aufwendig
wieder ausgewuchtet werden. Die Erfindung löst die Aufgabe somit im Prinzip dadurch,
dass der Unruhreif, welcher zwar Teil der uhrmacherlichen Tradition ist, welcher jedoch
die Fertigung von Schwingsystemen kompliziert macht, weggelassen wird.
[0015] Bei vorteilhaften Ausführungsformen ist die Grundplatte im wesentlichen streifenförmig
oder im wesentlichen kreuzförmig. Solche Formen für die Grundplatte haben - im Gegensatz
zu einer traditionellen Unruhe mit Unruhreif - den Vorteil, dass sie einfach zu fertigen
sind, insbesondere mit schwach spannungserzeugenden Fertigungsmethoden. Im Prinzip
sind sehr viele Fertigungsverfahren mit Ausnahme von Drehen zur Herstellung der Grundplatte
geeignet. Die Grundplatte ist bevorzugt mittels Stanzen und/oder Laserschneiden und/oder
Wasserschneiden und/oder mittels LIGA-Verfahren hergestellt, oder mittels einer Kombination
dieser Verfahren. Im Prinzip kann die Grundplatte mittels jedem zur Bearbeitung von
Wafern geeignetem Verfahren hergestellt sein.
[0016] Bei vorteilhaften Ausführungsformen umfasst die die Grundplatte einen Mittelteil
und zumindest zwei erste Schenkel. Die ersten Schenkel sind dabei typischerweise im
Abstand von 180 Grad um den Mittelteil herum angeordnet, mit anderen Worten genau
gegenüberliegend auf entgegengesetzten Seiten des Mittelteils. Der Mittelteil umfasst
dabei eine Achsbohrung und jeder der ersten Schenkel umfasst eine Befestigungsbohrung
zum Befestigen jeweils eines der zumindest zwei Masseelemente. Mit Vorteil sind die
Befestigungsbohrungen dabei jeweils an den Enden der Schenkel angeordnet, also an
dem Mittelteil abgewandten Seiten der Schenkel. Ein derartiger Aufbau der Grundplatte
hat den Vorteil, dass er besonders einfach aber dennoch effektiv ist, weil mittels
des Einsatzes zweier Masseelemente aus einem gleichen Fertigungslos sehr einfach eine
Anpassung des Schwingsystems an die verwendete Spirale bzw. deren Klasse erreicht
werden kann. Besonders vorteilhaft ist es, wenn jeder der beiden ersten Schenkel eine
Längsschlitzung umfasst. Mit Hilfe solcher Längsschlitze können auf äusserst einfache
Weise Materialeinsparungen im Bereich der ersten Schenkel erzielt werden, wodurch
deren Masse im Bereich der Längsschlitze reduziert wird. Solche Massereduktionen wirken
sich vorteilhaft auf die Funktion des Schwingsystems aus, weil sie das Schwingverhalten
stabilisieren. Zudem können besagte Längsschlitze eine Verwindungssteifigkeit der
Grundplatte verbessern.
[0017] Bei vorteilhaften Ausführungsformen umfasst das Schwingsystem ein Befestigungselement
zum Befestigen der Spirale an der Grundplatte. Die Verwendung eines solchen Befestigungselements
hat den Vorteil, dass keine Spiralrolle benötigt wird, wodurch der Aufbau des Schwingsystems
und insbesondere der Welle stark vereinfacht wird. Zudem entfällt dadurch ein Aufpressen
der Spiralrolle, was typischerweise zu unerwünschten Materialverformungen führt.
[0018] Bei vorteilhaften Ausführungsformen ist das Befestigungselement stiftförmig, wobei
die Grundplatte, insbesondere der Mittelteil, bevorzugt eine Stiftfassung zur Aufnahme
des Befestigungselements umfasst. Diese Ausgestaltung hat den Vorteil, dass sie besonders
einfach zu fertigen und zu monieren ist. Der Stift ist dabei bevorzugt an der Spirale
angelötet und in die Stiftfassung eingepresst. Die Stiftfassung, ist bevorzugt durchgängig
und bevorzugt als Bohrung ausgeführt.
[0019] Bei vorteilhaften Ausführungsformen umfasst das Schwingsystem ein Hebelelement. Ein
solches Hebelelement hat den Vorteil, dass eine Verbindung zum Anker des mechanischen
Uhrwerks besonders einfach realisiert werden kann. Eine Alternative zu einem Hebelelement
kann eine entsprechende Ausgestaltung des Ankers und/oder einer Doppelrolle sein.
[0020] Bei vorteilhaften Ausführungsformen ist das Hebelelement als Hebelstein, besonders
bevorzugt als Hebelellipse, mit besonderem Vorteil als Hebelteilellipsenzylinder ausgebildet,
wobei die Grundplatte, insbesondere das Mittelteil, bevorzugt eine Hebelfassung zur
Aufnahme des Hebelelements umfasst. Der Hebelstein ist dabei bevorzugt in die Hebelfassung
eingepresst. Die Hebelfassung ist bevorzugt durchgängig ausgeführt, dass heiss sie
durchdringt die Grundplatte komplett. Eine derartige Anordnung von Hebelstein und
Hebelfassung hat den Vorteil, dass eine Horizontalität zwischen Hebelelement und Anker
besonders einfach gewährleistet wird. Alternativ dazu ist es jedoch auch möglich,
ein anders ausgestaltetes Hebelelement zu verwenden und/oder das Hebelelement anders
anzuordnen, nämlich zum Beispiel als Teil der Welle oder der einer Doppelrolle.
[0021] Bei vorteilhaften Ausführungsformen umfasst die Welle eine Einfachrolle, welche bevorzugt
geeignet ist, als integrierte Sicherheitsrolle zu wirken und/oder eine Bewegung eines
Sicherheitsmessers zu begrenzen. Eine solche Ausgestaltung der Welle hat den Vorteil,
dass der Aufbau des Schwingsystems im Vergleich zu eine herkömmlichen Unruhe massiv
vereinfacht wird, denn es wird keine Doppelrolle benötigt.
[0022] Bei vorteilhaften Ausführungsformen umfasst die Welle einen ersten Abschnitt, einen
zweiten Abschnitt, einen dritten Abschnitt und zwei Lagerabschnitte, wobei jeder der
Lagerabschnitte bevorzugt einen ersten Teillagerabschnitt und einen zweiten Teillagerabschnitt
umfasst. Eine solche Ausgestaltung der Welle ist besonders vorteilhaft, weil sie eine
extrem einfache Fertigung und ein Minimieren von Fertigungstoleranzen ermöglicht.
Insbesondere ist das Höhenspiel auf diese Weise weniger anfällig für die Fertigungstoleranzen,
denn durch das Wegfallen der Doppelrolle ist nur ein Mass zu respektieren. Durch das
Wegfallen der Doppelrolle wird ausserdem insbesondere das Risiko des Auftretens von
Materialverformungen minimiert.
[0023] Bei vorteilhaften Ausführungsformen umfasst die Einfachrolle eine Ausnehmung, insbesondere
eine seitliche Ausnehmung, welche derart ausgestaltet ist, dass sie geeignet ist,
als integrierte Sicherheitsrolle zu wirken und/oder eine Bewegung eines Sicherheitsmessers
des mechanischen Uhrwerks zu begrenzen. Diese Ausnehmung ist vorzugsweise teilelipsenförmig
ausgeführt. Das Vorhandensein einer derartigen Einfachrolle ist deswegen vorteilhaft,
weil so der Aufbau des Schwingsystems vereinfacht wird.
[0024] Bei vorteilhaften Ausführungsformen umfasst die Spirale einen konzentrischen Teil
und einen archimedischen Teil, wobei der konzentrische Teil zumindest teilweise innerhalb
des archimedischen Teils liegt. Dies ist deswegen vorteilhaft, weil so auf einfache
Art eine gute Zentrizität der Spirale erreicht wird, was dazu beiträgt, Gangfehler
zu minimieren.
[0025] Bei vorteilhaften Ausführungsformen umfasst die Grundplatte zumindest zwei zweite
Schenkel. Die zweiten Schenkel sind bevorzugt derart abwechselnd mit den ersten Schenkeln
um den Mittelteil herum angeordnet, insbesondere jeweils in einem Winkelabstand von
90 Grad, dass eine im wesentlichen kreuzförmige Grundplatte gebildet wird. Ein Vorhandensein
von zwei zweiten Schenkeln zusätzlich zu den zwei ersten Schenkeln hat den Vorteil,
dass zusätzliche Justierungsmöglichkeiten für das Schwingsystem geschaffen werden
können. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn in dem Schwingsystem kein Rücker
vorgesehen ist.
[0026] Bei vorteilhaften Ausführungsformen umfasst jeder der zweiten Schenkel ein Winkelelement,
wobei jedes Winkelelement bevorzugt eine Winkelbohrung zur Aufnahme einer Stellschraube
umfasst. Dies hat den Vorteil, dass auf einfache Weise zusätzliche Justiermöglichkeiten
für das Schwingsystem geschaffen werden. Besonders bevorzug ist es, wenn zwei Winkelbohrungen
in jedem Winkelelement vorgesehen sind, so dass in jedes Winkelelement zwei Stellschrauben
eindrehbar sind, insbesondere eine grosse Stellschraube und eine kleine Stellschraube.
Das Vorhandensein von zwei Stellschrauben hat den Vorteil, dass viel grössere Klassenunterschiede
ausgeglichen werden können als wenn lediglich eine Stellschraube pro Winkelelement
verfügbar ist. Somit ist dann beispielsweise auch die Verwendung von verhältnismässig
einfach aufgebauten Standardspiralen möglich und/oder es müssen weniger hohe Anforderungen
an die Fertigungstoleranzen der verwendeten Spirale gestellt werden.
[0027] Bei vorteilhaften Ausführungsformen umfasst jedes Winkelelement einen Schlitz, welcher
geeignet ist, mit der Winkelbohrung derart zusammenzuwirken, dass ein sicheres Einschrauben
der Stellschraube in die Winkelbohrung ermöglicht wird. Mit Vorteil umfasst jedes
Winkelelement zwei Stellschrauben, zwei Winkelbohrungen und zwei Schlitze. Besonders
vorteilhaft ist es, wenn eine der Stellschrauben jedes Winkelelements grösser als
die andere ist, wobei die grosse Stellschraube mit Vorteil als Masseschraube ausgeführt
ist und wobei die kleine Stellschraube mit Vorteil als Regulierschraube ausgeführt
ist. Besonders vorteilhaft ist es, wenn die grosse Stellschraube zumindest teilweise
aus Gold ist und/oder wenn die kleine Stellschraube zumindest zum Teil aus Kupfer
oder einer Kupferlegierung, insbesondere CuBe, ist.
[0028] Ein erfindungsgemässes Uhrwerk umfasst ein erfindungsgemässes Schwingsystem. Bevorzugt
ist bzw. sind dabei ein Anker des Uhrwerks und/oder ein Ankerrad des Uhrwerks in Rubin
gefertigt. Dies wirkt sich vorteilhaft auf die Masse des mechanischen Uhrwerks und
auf die in ihm herrschenden Reibungsverhältnisse aus.
Figurenbeschreibung
[0029] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Zeichnungen näher erläutert, wobei zeigen:
Figur 1: erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemässen Schwingsystems in Explosionsansicht,
Figur 2: perspektivische Ansicht einer erfindungsgemässen Welle,
Figur 3: perspektivische Visualisierung eines erfindungsgemässen Masseelements und
dessen Fixierung auf einer erfindungsgemässen Grundplatte,
Figur 4: Seitenansicht des ersten Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemässen Schwingsystems
in fertig montiertem Zustand,
Figur 5: zweites Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemässen Schwingsystems in perspektivischer
Ansicht, und
Figur 6: drittes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemässen Schwingsystems in perspektivischer
Ansicht.
Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele
[0030] Figur 1 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemässen Schwingsystems
S für ein mechanisches Uhrwerk in Explosionsansicht. Die in Figur 1 gezeigte Grundplatte
1 umfasst einen Mittelteil 7 und zwei erste Schenkel 8 (der besseren Übersicht halber
ist in Figur 1 lediglich einer der beiden ersten Schenkel 8, nämlich der vom Betrachter
aus gesehen rechte, mit einem Bezugszeichen versehen). Die Grundplatte 1 ist im wesentlichen
streifenförmig, lediglich im Bereich des Mittelteils 7 und im Bereich der jeweiligen
Enden der beiden ersten Schenkel 8 sind leichte Rundungen vorhanden, welche das Entstehen
von Graten zumindest zum Teil verhindern.
[0031] Die Grundplatte 1 umfasst im Bereich ihres Mittelteils 7 eine Achsbohrung 9, welche
sich in der geometrischen Mitte der Grundplatte 1 befindet, sowie eine Stiftfassung
11 und eine Hebelfassung 12. Ferner umfasst jeder der beiden ersten Schenkel 8 der
Grundplatte 1 eine Befestigungsbohrung 10 (der besseren Übersicht halber ist in Figur
1 lediglich eine der beiden Befestigungsbohrungen 10, nämlich der vom Betrachter aus
gesehen linke, mit einem Bezugszeichen versehen) und eine Längsschlitzung 25 (von
welchen wiederum nur eine der beiden mit einem Bezugszeichen versehen ist).
[0032] Das Schwingsystem S umfasst ferner eine Welle 6, auf welche die Grundplatte1 befestigbar,
insbesondere aufsetzbar und/oder aufpressbar ist.
[0033] Das Schwingsystem S umfasst ferner eine Spirale 3. Die Spirale 3 umfasst einen innenliegenden
konzentrischen Teil 3a, welcher bei montiertem Schwingsystem S konzentrisch um die
Welle 6 herum verläuft, und einen archimedischen Teil 3b. Bei der Fertigung des Schwingsystems
S wird an einer Innenseite der Spirale 3 ein Befestigungselement 4, insbesondere ein
Stift, angebracht, insbesondere angelötet. Dieses Befestigungselement 4 wird seinerseits
in die Stiftfassung 11 eingepresst, was dazu führt, dass die Spirale 3 mit der Grundplatte
1 verbunden wird.
[0034] Das Schwingsystem S umfasst ferner zwei Masseelemente 2. Jedes dieser Masselemente
2 ist in jeweils eine der beiden Befestigungsbohrungen 10 einpressbar, um die Masselemente
2 mit der Grundplatte 1 zu verbinden. Hierzu umfasst jedes Masselement 2 einen Befestigungsbolzen
26. Die Befestigungsbolzen sind in Figur 1 jedoch nicht zu erkennen, weil sie an den
jeweiligen Unterseiten der Masseelemente 2 angeordnet sind. Es sind Masseelemente
2 unterschiedlicher Grösse und Masse verwendbar, um jedwedes Schwingsystem S optimal
an die Kraftwirkung der jeweils zum Einsatz kommenden Spirale 3 anpassen zu können.
[0035] Figur 2 zeigt eine perspektivische Ansicht einer erfindungsgemässen Welle 6. Die
Welle 6 umfasst eine Einfachrolle 13, einen ersten Abschnitt 14, einen zweiten Abschnitt
15 und einen dritten Abschnitt 16. Der erste Abschnitt 14 grenzt an die Einfachrolle
13 an und hat von allen Abschnitten den grössten Durchmesser. Der Durchmesser des
zweiten Abschnitts 15 ist kleiner al der des ersten Abschnitts 14 aber grösser als
der des dritten Abschnitts 16, welcher sich an den zweiten Abschnitt 15 anschliesst.
Der erste Abschnitt 14 und der zweite Abschnitt 15 sind ungefähr gleich lang, und
der dritte Abschnitt 16 ist ungefähr doppelt so lang wie der erste Abschnitt 14 und/oder
der zweite Abschnitt 15.
[0036] Der Begriff "Länge" bezieht sich dabei auf die axiale Richtung der Welle 6. An ihren
beiden Enden umfasst die Welle 6 zudem jeweils einen Lagerabschnitt. Jeder der beiden
Lagerabschnitte umfasst einen ersten Teillagerabschnitt 17 und einen zweiten Teillagerabschnitt
18. Von dem vom Betrachter aus gesehen unterhalb der Einfachrolle 13 liegenden Lagerabschnitt
ist lediglich der zweite Teillagerabschnitt 18 zu sehen. Der zweite Teillagerabschnitt
18 ist jeweils länger als der erste Teillagerabschnitt 17, hat aber jeweils einen
kleineren Durchmesser. Bei montiertem Schwingsystem S ist die Welle 6 durch die Achsbohrung
9 geführt, wobei die Grundplatte 1 auf dem ersten Abschnitt 14 aufsitzt, wobei sich
der zweite Abschnitt 15 zumindest teilweise in der Achsbohrung 9 befindet und wobei
der dritte Abschnitt 16 über die Grundplatte 1 herausragt (siehe Figur 4). In Figur
2 ist zudem erkennbar, dass die Einfachrolle 13 eine Ausnehmung 19 umfasst, welche
es der Einfachrolle 13 ermöglicht, als integrierte Sicherheitsrolle zu wirken und/oder
eine Bewegung eines Sicherheitsmessers des mechanischen Uhrwerks zu begrenzen.
[0037] Figur 3 zeigt eine perspektivische Visualisierung eines erfindungsgemässen Masseelements
2 und dessen Fixierung auf einer erfindungsgemässen Grundplatte 1. Hier ist nun der
Befestigungsbolzen 26 an der Unterseite des Masselements 2 zu erkennen, welcher geeignet
ist, in die Befestigungsbohrung 10 der in Figur 3 ausschnittsweise dargestellten Grundplatte
1 einzugreifen.
[0038] Figur 4 zeigt eine Seitenansicht des ersten Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemässen
Schwingsystems S in fertig montiertem Zustand. Der besseren Übersicht wegen sind in
Figur 4 nicht alle Bauteile mit Bezugszeichen versehen. Die beiden Masseelemente 2
sind in die Grundplatte 1 eingepresst. Die Welle 6 durchgreift (wie bei der Beschreibung
der Figur 2 bereits erläutert) die Grundplatte 1 mittig. Das Hebelelement 5 ist von
unten in die Grundplatte 1 eingepresst. Das Befestigungselement 4 ist von oben in
die Grundplatte 1 eingepresst. An dem Befestigungselement 4 ist die Spirale 3 befestigt.
[0039] Das fertig montierte Schwingsystem S hat - wie zum Teil bereits erwähnt - eine Vielzahl
an Vorteilen. Zum einen ist es möglich, die Grundplatte 1 in einem Durchgang auszustanzen
oder in einer Aufspannung auszuschneiden. So wird es möglich, eine Grundplatte 1 im
absoluten Gleichgewicht zu fertigen, da gleichzeitig die Achsbohrung 9 für die für
die Welle 6 angebracht wird, sowie Hebelfassung zur Aufnahme des Hebelelements 5.
[0040] Zudem können die Masseelemente 2, welche zur Erhöhung der Masseträgheit nachträglich
angebracht werden und typischerweise in verschiedenen Abmessungen gefertigt werden,
dazu verwendet werden, das Schwingsystem S besonders einfach an die Kraftverhältnisse
des Fertigungsloses der Spirale 3 anzupassen. Durch das Wegfallen des Unruhringes
ist das Schwingsystem S zudem wesentlich freier von Unwuchten oder Problemen des Rund-
und Flachlaufens als eine klassische Unruhe.
[0041] Ein weiterer Vorteil ist, dass auf die Welle 6 gewissermassen ein Teil der sonst
üblichen Doppelrolle direkt angebracht wird, und da der andere Teil der Doppelrolle
durch das direkte Einpressen des Hebelelements 5 in der Grundplatte 1 entfällt wird
eine Doppelrolle als Bauteil nicht mehr benötigt. Auch die bei einer klassischen Unruhe
typischerweise verwendete Spiralrolle entfällt, weil die Spirale 3 direkt auf dem
Befestigungselement 4 befestigt wird, welches seinerseits in die Grundplatte eingepresst
wird. Dadurch wird insgesamt die Welle 6 des Schwingsystems S im Vergleich zu einer
klassischen Unruhe stark vereinfacht. Durch das Entfallen der Spiralrolle muss die
Welle 6 zudem nicht aufgenietet werden, wie es bei einer klassischen Unruhe typischerweise
der Fall ist, sondern kann ganz einfach in die Grundplatte 1 eingepresst werden. Schliesslich
ergibt sich ein weiterer Vorteil dadurch, dass die Funktion der Ellipse nun direkt
in der Welle 6 integriert ist. Damit das Reibungsverhältnis wieder stimmt wird der
Anker dann in Rubin gefertigt. Ebenfalls ist es vorteilhaft, wenn das Ankerrad in
Rubin ausgeführt wird, insbesondere für den Fall dass z. B. eine Hemmung mit direktem
Impuls, also ohne Anker, verwendet wird. In diesem Fall treibt das Ankerrad das Schwingsystem
direkt, also ohne Anker, an. Ein weiterer Vorteil dieser einer Ausführung dieser Bauteile
in Rubin liegt darin, dass sie leichter werden, wodurch die Masseträgheit dieser Komponenten
sinkt.
[0042] Figur 5 zeigt einen Teil eines zweiten Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemässen
Schwingsystems S in perspektivischer Ansicht. Das Schwingsystem S ist in Figur 5 ohne
Welle und ohne Spirale dargestellt. Es ist prinzipiell mit der in den vorigen Figuren
dargestellten Welle 6 und der ebenfalls in den vorigen Figuren dargestellten Spirale
3 kombinierbar. Das Schwingsystem S umfasst eine Grundplatte 1, welche im wesentlichen
kreuzförmig ist. Die Grundplatte 1 umfasst einen Mittelteil 7 mit einer Achsbohrung
9, durch welche bei zusammengebautem Schwingsystem S die besagte Welle 6 geführt ist.
Vom Mittelteil 7 aus erstecken sich nach aussen hin zwei erste Schenkel 8 (nur einer
ist in Figur 5 mit Bezugszeichen versehen) an deren Enden jeweils ein Masselement
2 montiert ist (nur eines ist in Figur 5 mit Bezugszeichen versehen). Die ersten Schenkel
8 sind bezogen auf den Mittelteil 7 genau gegenüberliegend angeordnet. Ebenfalls genau
gegenüberliegend vom Mittelteil aus gesehen sind zwei zweite Schenkel 20. Zwischen
jeweils einem zweiten Schenkel 20 und einem ersten Schenkel 8 wird jeweils ein Winkel
von 90 Grad aufgespannt. Mit anderen Worten sind die ersten Schenkel 8 und zweiten
Schenkel 20 abwechselnd und gelichmässig um den Mittelteil 7 herum angeordnet. Jeder
zweite Schenkel 20 umfasst im Bereich seines jeweiligen Endes ein Winkelelement 21.
Jedes Winkelelement 21 umfasst eine Winkelbohrung 22, in welche eine Stellschraube
23 derart einschraubbar ist, dass eine Mittelachse der Stellschraube 23 rechtwinklig
zu einer durch die Welle verlaufenden Rotationsachse des Schwingsystems S verläuft.
Die Stellschrauben 23 dienen zur Feinabstimmung des Schwingsystems S. Zudem umfasst
jedes Winkelelement 21 noch einen Schlitz 24, welcher geeignet ist, mit der Winkelbohrung
22 derart zusammenzuwirken, dass ein sicheres Einschrauben der Stellschraube 23 in
die Winkelbohrung 22 ermöglicht wird.
[0043] Figur 6 zeigt einen Teil eines dritten Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemässen
Schwingsystems S in perspektivischer Ansicht. Das dritte Ausführungsbeispiel entspricht
im wesentlichen dem zweiten Ausführungsbeispiel, wobei die Winkelelemente im dritten
Ausführungsbeispiel in Form von Winkelteilen 27 auf die zweiten Schenkel aufgeschraubt
sind, wohingegen sie im zweiten Ausführungsbeispiel durch 90-Grad-Biegen der Enden
der zweiten Schenkel 20 realisiert sind. Zudem umfasst jedes Winkelteil 27 im dritten
Ausführungsbeispiel zusätzlich zu der bereits im zweiten Ausführungsbeispiel vorhandenen
Stellschraube 23 ein zweite Stellschraube 28, welcher jeweils ein zweiter Schlitz
29 zugeordnet ist. In Figur 6 sind lediglich die Bauteile mit Bezugszeichen versehen,
die dort erstmalig gezeigt sind.
[0044] Die in den Figuren 5 und 6 dargestellten kreuzförmigen Ausführungsbeispiele können
typischerweise mit allen Merkmalen des ersten Ausführungsbeispiels kombiniert werden,
beispielsweise mit dem Befestigungselement 4 und dem Hebelelement 5.
1. Schwingsystem (S) für Uhrwerk, umfassend:
- eine Grundplatte (1),
- zumindest zwei Masseelemente (2),
- eine Spirale (3), und
- eine Welle (6),
dadurch gekennzeichnet, dass
- das Schwingsystem (S) keinen Unruhreif umfasst.
2. Schwingsystem (S) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Grundplatte (1) im wesentlichen streifenförmig oder im wesentlichen kreuzförmig
ist.
3. Schwingsystem (S) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Grundplatte (1) einen Mittelteil (7) und zumindest zwei erste Schenkel (8) umfasst,
wobei der Mittelteil (7) eine Achsbohrung (9) umfasst und wobei jeder der ersten Schenkel
(8) eine Befestigungsbohrung (10) zum Befestigen jeweils eines der zumindest zwei
Masseelemente (2) umfasst.
4. Schwingsystem (S) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Schwingsystem (S) ein Befestigungselement (4) zum Befestigen der Spirale (3)
an der Grundplatte (1) umfasst.
5. Schwingsystem (S) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Befestigungselement (4) stiftförmig ist, wobei die Grundplatte (1), insbesondere
der Mittelteil (7) bevorzugt eine Stiftfassung (11) zur Aufnahme des Befestigungselements
(4) umfasst.
6. Schwingsystem (S) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Schwingsystem (S) ein Hebelelement (5) umfasst.
7. Schwingsystem (S) nach Anspruch 6, wobei das Hebelelement (5) als Hebelstein, besonders
bevorzugt als Hebelellipse, mit besonderem Vorteil als Hebelteilellipsenzylinder ausgebildet
ist, wobei die Grundplatte (1), insbesondere der Mittelteil (7), bevorzugt eine Hebelfassung
(12) zur Aufnahme des Hebelelements (5) umfasst.
8. Schwingsystem (S) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Welle (6) eine Einfachrolle (13) umfasst, welche bevorzugt geeignet ist als integrierte
Sicherheitsrolle zu wirken und/oder eine Bewegung eines Sicherheitsmessers zu begrenzen.
9. Schwingsystem (S) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Welle (6) einen ersten Abschnitt (14), einen zweiten Abschnitt (15), einen dritten
Abschnitt (16) und zwei Lagerabschnitte umfasst, wobei jeder der Lagerabschnitte bevorzugt
einen ersten Teillagerabschnitt (17) und einen zweiten Teillagerabschnitt (18) umfasst.
10. Schwingsystem (S) nach einem der Ansprüche 8 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Einfachrolle (13) eine Ausnehmung (19) umfasst.
11. Schwingsystem (S) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Spirale (3) einen konzentrischen Teil (3a) und einen archimedischen Teil (3b)
umfasst.
12. Schwingsystem (S) nach einem der Ansprüche 3 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Grundplatte (1) zumindest zwei zweite Schenkel (20) umfasst.
13. Schwingsystem (S) nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass jeder der zweiten Schenkel (20) ein Winkelelement (21) umfasst, wobei jedes Winkelelement
(21) bevorzugt eine Winkelbohrung (22) zur Aufnahme einer Stellschraube (23) umfasst,
wobei jedes Winkelelement (21) bevorzugt einen Schlitz (24) umfasst, welcher geeignet
ist, mit der Winkelbohrung (22) derart zusammenzuwirken, dass ein sicheres Einschrauben
der Stellschraube (23) in die Winkelbohrung (22) ermöglicht wird.
14. Uhrwerk, umfassend ein Schwingsystem (S) nach einem der Ansprüche 1 bis 13.
15. Uhrwerk nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass ein Anker des Uhrwerks und/oder ein Ankerrad des Uhrwerks in Rubin gefertigt ist
bzw. sind.