[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erfassung und Aufzeichnung von Ruhezeiten
eines Fahrers eines Nutzfahrzeugs, insbesondere während eines autonomen Fahrbetriebs,
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie ein Fahrzeug, insbesondere ein Nutzfahrzeug,
zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 8.
[0002] Für Fahrer von Nutzfahrzeugen sind Ruhezeiten gesetzlich vorgeschrieben, welche erfasst
und für einen Nachweis aufgezeichnet werden müssen. Während eines bisher üblichen
Fahrbetriebs eines Nutzfahrzeugs hat ein Fahrer ständig Fahreingriffe, insbesondere
durch Lenkeingriffe durchzuführen. Zum Nachweis von Ruhezeiten des Fahrers werden
somit bisher Fahrbetriebszeiten mittels sogenannter Fahrtenschreiber erfasst. Ein
längerer Fahrbetriebsstillstand kann somit als wahrgenommene Ruhezeit eines Fahrers
nachgewiesen werden. Zusätzlich oder gegebenenfalls anstelle des vorstehenden Verfahrens
können Ruhezeiten eines Fahrers über Standortdaten, insbesondere GPS-Daten erfasst
und nachgewiesen werden, wenn ein Nutzfahrzeug ortsfest über einen längeren Zeitraum,
insbesondere auf einem Parkplatz abgestellt wird. Die Ruhezeiten eines Fahrers werden
somit bisher unmittelbar aus Ruhezeiten des Fahrbetriebs abgeleitet.
[0003] Bei einem vollen autonomen Fahrbetrieb ist dagegen ein Fahrer von allen Fahraufgaben
entbunden, so dass längere autonome Fahrbetriebszeiten als Ruhezeiten eines im Nutzfahrzeug
mitfahrenden Fahrers gewertet werden können. Bei einer solchen Betriebsart kann davon
ausgegangen werden, dass nur ein Teil der Straßen, insbesondere Autobahnstrecken für
einen autonomen Fahrbetrieb ausgebaut werden. Ein Fahrer soll im herkömmlichen Fahrbetrieb
das Nutzfahrzeug bis zu einer solchen, für den autonomen Verkehr ausgebauten Straße
steuern. Beim Erreichen einer solchen Straße wird dann das Fahrzeug in den autonomen
Fahrbetrieb gesteuert und der Fahrer kann über eine vorzugsweise große Fahrstrecke
und lange Fahrzeit seine Fahrertätigkeit einstellen und eine entsprechende Ruhezeit
wahrnehmen. Wenn die Zielregion erreicht ist, kann die Straße für den autonomen Fahrbetrieb
wieder verlassen werden und der Fahrer kann das Fahrzeug von Hand bis zum Zielort
steuern.
[0004] Im vollen autonomen Fahrbetrieb können somit Ruhezeiten während des Fahrbetriebs
wahrgenommen werden, so dass die eingangs beschriebenen bisherigen Verfahren zur Erfassung
von Ruhezeiten nicht verwendet werden können.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Erfassung und Aufzeichnung
von Ruhezeiten eines Fahrers eines Nutzfahrzeugs aufzuzeigen, mittels dem die Ruhezeiten
in einem autonomen Fahrbetrieb einfach und zuverlässig erfasst werden.
[0006] Diese Aufgabe wird gelöst mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche. Bevorzugte
Weiterbildungen sind in den Unteransprüchen offenbart.
[0007] Gemäß Patentanspruch 1 wird ein Verfahren zur Erfassung und Aufzeichnung von Ruhezeiten
eines Fahrers eines Nutzfahrzeugs, insbesondere während eines autonomen Fahrbetriebs,
vorgeschlagen. Erfindungsgemäß wird mittels wenigstens eines Sensors, vorzugsweise
eines Hand-Sensors, und einer Erfassungs- und Auswerteeinheit die Position und/oder
das Bewegungsprofil der Hände des Fahrers in einem Fahrerhaus bezüglich eines Lenkrads
erfasst und aufgezeichnet. Die erfasste Position und/oder das erfasste Bewegungsprofil
der Hände des Fahrers wird dergestalt ausgewertet, dass die Zeiten, in denen sich
die Hände des Fahrers entfernt vom Lenkrad befunden haben, als wahrgenommene Ruhezeiten
festgestellt und erfasst werden.
[0008] Zudem wird vorzugsweise wenigstens eine Mindestzeit, insbesondere eine gesetzliche
festgelegte Mindestzeit, vorgegebenen, in der sich die Hände des Fahrers durchgehend
entfernt vom Lenkrad befinden müssen, um als wahrgenommene Ruhezeit festgestellt und
aufgezeichnet zu werden. Dadurch wird sichergestellt, dass nur ein kurzzeitiges Loslassen
des Lenkrads oder nur eine kurze Lenkpause nicht als gesetzlich vorgeschriebene, (relativ
lange) Ruhezeit gewertet wird.
[0009] Dieses Verfahren zur Erfassung von Ruhezeiten ist ersichtlich unabhängig vom Fahrbetrieb
des Fahrzeugs und kann somit während eines autonomen und/oder teilautonomen Fahrbetriebs
des Nutzfahrzeugs durchgeführt werden. Zudem können damit auch die bisher wahrgenommenen
Ruhezeiten bei einem Fahrzeugstillstand erfasst und dokumentiert werden.
[0010] In einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens kann mittels wenigstens eines Körper-Sensors
die Position und/oder das Bewegungsprofil des Körpers des Fahrers, insbesondere bezüglich
einer Liege im Fahrerhaus, erfasst und aufgezeichnet sowie zur Feststellung wahrgenommener
Ruhezeiten ausgewertet werden. Damit kann gegebenenfalls eine Liegeposition eines
Fahrers auf einer Liege im Fahrerhaus als Ruhepause in Verbindung mit einem fehlenden
Griff am Lenkrad erfasst und dokumentiert werden. Bevorzugt ist der wenigstens eine
Körper-Sensor dabei einem Fahrerhaus des Nutzfahrzeugs, insbesondere eines als Lastkraftwagen
ausgebildeten Nutzfahrzeugs, zugeordnet, um die Position und/oder das Bewegungsprofil
des Fahrers auf einfache und zuverlässige Weise bestimmen zu können.
[0011] In einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens können zudem mittels einer Sensorik
medizinische Daten, insbesondere Pulsdaten, des Fahrers erfasst und bezüglich dessen
Gesundheitszustands ausgewertet werden. Gesundheitsprobleme eines Fahrers während
eines autonomen Fahrbetriebs können zu kritischen Fahrzuständen führen, wenn der Fahrer
die Fahrzeugführung bei Bedarf nicht mehr übernehmen kann. Unabhängig von einer Ruhezeiterfassung
oder in Verbindung mit einer Ruhezeiterfassung ist es daher vorteilhaft, Gesundheitsdaten
an eine externe Steuerzentrale zu übermitteln, von der bei Gesundheitsproblemen gegebenenfalls
in den autonomen Fahrbetrieb eingegriffen werden kann.
[0012] Die bisher genannten Sensoren werden vorzugsweise im Lenkrad und/oder im Fahrerhaus
verteilt und/oder am Fahrer angeordnet. Für die erforderliche Zeiterfassung können
übliche Uhrmodule verwendet werden. Für die Erfassung von Bewegungsprofilen und Positionen
können an sich bekannte Näherungssensoren, Lichtschranken, Ultraschallsensoren, etc.
eingesetzt werden.
[0013] In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens wird als Erfassungs-
und Auswerteeinheit eine vom Fahrer zu tragende Armbanduhr mit Computer-Zusatzfunktionen,
eine sogenannte Smart-Watch verwendet.
[0014] Smart-Watches sind für eine Vielzahl von Funktionen und Anzeigen bereits allgemein
bekannt. Neben der Zeitmessung kann beispielsweise mit einer bekannten Smart-Watch
die körperliche Fitness mittels einer Pulsmessung festgestellt werden und in Verbindung
mit einer Standortermittlung die Möglichkeit, einen Hilferuf abzusetzen. Weiter sind
Smart-Watches mit eingebauten Projektoren, integriertem Stromerzeuger, Reichweitenanzeigen
für E-Bikes, etc. bekannt. Viele mögliche Fähigkeiten solcher Smart-Watches, welche
über ihre Zeitmessfunktionen hinausgehen, können auch aus dem Internet als sogenannte
Applikationen (Apps) heruntergeladen werden. Mit einer geeigneten App können auch
die vorliegenden Verfahrensdaten zur Bestimmung von Ruhezeiten erfasst, ausgewertet
und gespeichert werden.
[0015] Dazu sollen ermittelte, voll wahrgenommene Ruhezeiten und/oder eine sich aktuell
aufbauende Ruhezeit und/oder aktuelle Gesundheitsdaten des Fahrers in der Erfassungs-
und Auswerteeinheit, insbesondere in einer Smart-Watch, auslesbar aufgezeichnet werden
und/oder mittels einer Datenfernübertragung an eine ortsfeste Steuerzentrale weitergeleitet
werden. Eine solche ortsfeste Steuerzentrale kann beispielsweise ein Logistikbüro
eines Speditionsbetriebs sein, von dem aus der Einsatz von Nutzfahrzeugen und ihrer
Fahrer gesteuert wird.
[0016] Weiter wird auch ein Fahrzeug, insbesondere ein Nutzfahrzeug, mit einer Ausrüstung
für einen autonomen Fahrbetrieb zur Durchführung eines der vorstehenden Verfahren
beansprucht.
[0017] Anhand einer Zeichnung wird die Erfindung weiter erläutert.
[0018] Die einzige Figur zeigt beispielhaft und vereinfacht ein Verfahrensschema zur Erfassung
und Aufzeichnung von Ruhezeiten eines Fahrers eines Nutzfahrzeugs während eines autonomen
Fahrbetriebs.
[0019] Das Verfahren wird vom Fahrer oder automatisch beim Übergang in den autonomen Fahrbetrieb
gestartet (Block 1).
[0020] Falls in der Entscheidungsraute 2 der autonome Fahrbetrieb festgestellt wird, erfolgt
der Start der Zeitmessung (Block 3), insbesondere in einer Smart-Watch.
[0021] In den Entscheidungsrauten 4, 5 wird festgestellt, ob die Hände des Fahrers am Lenkrad
liegen und ob ein gleichmäßiger (Ruhe-)Puls des Fahrers erfasst wird. Nur wenn die
Hände nicht am Lenkrad liegen und eine Pulsanzeige vorliegt (das heißt der Fahrer
ist während des autonomen Fahrbetriebs gesund und trägt seine Smart-Watch) läuft die
Zeitmessung, ansonsten wird die Zeitmessung gestoppt (Block 6). Wenn kein oder ein
unregelmäßiger Puls des Fahrers erfasst wird, erfolgt ein Warnsignal nach extern,
zum Beispiel zu einer externen Steuerzentrale, von der aus dann in einen gegebenenfalls
sicherheitskritischen, autonomen Fahrbetrieb eingegriffen werden kann
Für den Fall, dass die Zeitmessung ohne Unterbrechung weiterläuft, wird in der Entscheidungsraute
7 festgestellt, ob eine vorgegebene (Mindest-)Ruhezeit, welche insbesondere einer
gesetzlich vorgegebenen Mindestruhezeit entsprechen kann, erreicht ist. Nach Erreichen
dieser vorgegebenen, zusammenhängenden Ruhezeit erfolgt deren Speicherung (Block 8)
zur Dokumentation. Falls eine vorgeschriebene zusammenhänge Mindestruhezeit nicht
erreicht wird (Entscheidungsrate 7) erfolgt ein erneuter Durchlauf. Gegebenenfalls
erfolgt bei einer erreichten Mindestruhezeit ein Weiterlauf der Zeitmessung bis zu
einer tatsächlichen Gesamtruhezeit und/oder eine Aufsummierung von aufeinanderfolgenden
Ruhezeiten (Block 9) mit anschließender Speicherung (Block 8).
Bezugszeichenliste
[0022]
- 1
- Block
- 2
- Entscheidungsraute
- 3
- Block
- 4
- Entscheidungsraute
- 5
- Entscheidungsraute
- 6
- Block
- 7
- Entscheidungsraute
- 8
- Block
- 9
- Block
1. Verfahren zur Erfassung und Aufzeichnung von Ruhezeiten eines Fahrers eines Nutzfahrzeugs,
insbesondere während eines autonomen Fahrbetriebs,
dadurch gekennzeichnet,
dass mittels wenigstens eines Sensors, vorzugsweise eines Hand-Sensors, und einer Erfassungs-
und Auswerteeinheit die Position und/oder das Bewegungsprofil der Hände des Fahrers
in einem Fahrerhaus bezüglich eines Lenkrads erfasst wird, und
dass die erfasste Position und/oder das erfasste Bewegungsprofil der Hände des Fahrers
dergestalt ausgewertet wird, dass die Zeiten, in denen sich die Hände des Fahrers
entfernt vom Lenkrad befunden haben, als wahrgenommene Ruhezeiten festgestellt und
erfasst werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren zur Erfassung von Ruhezeiten während eines autonomen und/oder teilautonomen
Fahrbetriebs des Nutzfahrzeugs durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eine Mindestzeit, insbesondere eine gesetzlich festgelegte Mindestzeit,
vorgegeben wird, in der sich die Hände des Fahrers durchgehend entfernt vom Lenkrad
befinden müssen, um als wahrgenommene Ruhezeit festgestellt und aufgezeichnet zu werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass zudem mittels wenigstens eines Körper-Sensors die Position und/oder das Bewegungsprofil
des Körpers des Fahrers, insbesondere bezüglich einer Liege im Fahrerhaus, erfasst
und aufgezeichnet sowie zur Feststellung wahrgenommener Ruhezeiten ausgewertet wird,
wobei bevorzugt vorgesehen ist, dass der wenigstens eine Körper-Sensor einem Fahrerhaus
des Nutzfahrzeugs, insbesondere des als Lastkraftwagen ausgebildeten Nutzfahrzeugs,
zugeordnet ist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass mittels einer Sensorik medizinische Daten, insbesondere Pulsdaten, des Fahrers erfasst
und bezüglich eines Gesundheitszustands und/oder wahrgenommener Ruhezeiten ausgewertet
werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Erfassungs- und Auswerteeinheit eine vom Fahrer zu tragende Armbanduhr mit Computer-Zusatzfunktionen,
eine sogenannte Smart-Watch ist, wobei bevorzugt vorgesehen ist, dass die Zeitmessung
und/oder die Sensorik für die Erfassung medizinischer Daten in der Smart-Watch integriert
sind.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass voll wahrgenommene Ruhezeiten und/oder eine sich aktuell aufbauende Ruhezeit und/oder
Gesundheitsdaten des Fahrers in der Erfassungs- und Auswerteeinheit, insbesondere
in einer Smart-Watch, auslesbar aufgezeichnet werden und/oder mittels einer Datenfernübertragung
an eine ortsfeste Steuerzentrale weitergeleitet werden.
8. Fahrzeug, insbesondere Nutzfahrzeug, mit einer Ausrüstung für einen autonomen Fahrbetrieb
zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche.