[0001] Die Erfindung betrifft ein Steuerungsverfahren für ein Flurförderzeug. Insbesondere
betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Steuerung eines Flurförderzeugs beim Kommissionieren,
wobei das Flurförderceug mindestens einen Umgebungssensor zur Erfassung der relativen
Position eines Bedieners in der Umgebung des Flurförderzeugs aufweist.
[0002] Bei Flurförderzeugen, insbesondere Lagertechnikgeräten, die für das Kommissionieren
eingesetzt werden sollen, sind reine Mitgängerfahrzeuge bekannt, bei denen der Bediener
neben dem Fahrzeug herläuft, beispielsweise einem Gabelhubwagen. Daneben sind auch
Fahrzeuge bekannt, die einen Fahrerplatz zum Mitfahren aufweisen, insbesondere einen
Fahrerplatz zur stehenden Bedienung. Beim eigentlichen Kommissionieren kann dieser
Fahrerplatz leicht verlassen werden, um Waren aufzunehmen und beispielsweise auf einer
Palette auf einer Lastgabel abzulegen.
[0003] Es sind Fernbedienungen bekannt, mit denen eine erleichterte Bedienung des Flurförderzeugs
erreicht werden kann. Durch solche Fernbedienungen hat der Bediener die Möglichkeit,
dessen Fahrbewegungen zu steuern, während er sich neben dem Flurförderzeug befindet
und mit diesem mitläuft. Eine bekannte Variante hierfür ist, dass der Kommissionierer
durch einen Knopfdruck ein Vorwärtsfahren des Flurförderzeugs anfordert, wobei das
Flurförderzeug so lange fährt, wie der Knopf gedrückt bleibt.
[0004] Dadurch kann eine Verminderung der zu laufenden Strecken erreicht werden, da der
Bediener sich nicht jedes Mal bis zu dem Flurförderzeug begeben muss, um mit diesem
weiterzufahren zur nächsten Position, an der Waren aufgenommen werden sollen. Beim
Kommissionieren müssen große Strecken zu Fuß bewältigt werden, um jeweils vom Flurförderzeug
abzusteigen, eine Ware aus einem Regal zu greifen und diese auf der Palette des Flurförderzeugs
abzusetzen. In großen Umschlagzentren und Warenlagern kommen hier pro Mitarbeiter
und Arbeitsschicht bis zu ca. 25 km Laufweg zusammen und müssen in der Summe bis zu
20 t Gewicht getragen werden. Ein Bewegen des Fahrzeuges per Fernbedienung stellt
hier bereits eine erhebliche Erleichterung dar und spart viele Wege zu einem Fahrerstand
bzw. Fahrerplatz des Flurförderzeugs ein.
[0005] Nachteilig an diesem Stand der Technik ist, dass die Fahrgeschwindigkeit des Flurförderzeugs
im Regelfall auf einen festen Wert eingestellt ist und durch den Bediener selbst nicht
beeinflusst werden kann. Falls jedoch eine Beeinflussungsmöglichkeit vorgesehen ist,
muss hier eine weitere Regelung durch den Bediener vorgenommen werden, die dazu führt,
dass während der Fahrbewegung des Flurförderzeugs die ganze Aufmerksamkeit des Bedieners
auf diesen Vorgang gerichtet sein muss. Schließlich kann der Bediener auch keinen
Abstand des Fahrzeuges ihm gegenüber während einer Bewegung einstellen.
[0006] Für solche Flurförderzeuge sind optische Umgebungssensoren bekannt, mit denen die
Umgebung des Flurförderzeugs erfasst wird. Dies können beispielsweise zweidimensionale
Laserscanner (2-D Laserscanner) od er auch dreidimensionale Laserscanner (3-D Laserscanner),
Kameras, Monokularkameras ebenso wie Distanzen erfassende optische Sensoren sein,
wie beispielsweise eine Time Of Flight Kamera, oder eine Stereokamera. Ebenso sind
auch Ultraschallsensoren möglich. Mithilfe solcher Umgebungssensoren werden Hindernisse
in der Umgebung, Fahrwege, Positionen von Paletten und insbesondere bei Kommissionierflurförderzeugen
auch die Lage des Flurförderzeugs relativ zu einem Lastregal erfasst. Beispielsweise
kann hierfür ein Laserscanner verwendet werden, der die Umgebung orthogonal zu einer
Spiegelrotationsachse vermisst.
[0007] Dabei reagiert das Flurförderzeug mithilfe der zuvor beschriebenen optischen Umgebungssensoren
automatisch auf sich verändernde Abstände zu dem Lastregal und weicht während der
Fahrbewegung automatisch Hindernissen aus. Das Flurförderzeug hält die Spur im Gang
eines Lastregals automatisch.
[0008] Eine weitere bekannte Anwendung von Umgebungssensoren ist ein autonomes Fahren und
hierzu der Schutz vor einem Auffahren auf ein Hindernis. Dabei ist es denkbar, ein
Verfahren einzusetzen, bei dem ab der Annäherung an eine erste Schwellendistanz eine
Geschwindigkeit des Flurförderzeugs reduziert wird und beim Erreichen einer zweiten
Schwellendistanz das Flurförderzeug gestoppt wird. Wenn das Flurförderzeug selbsttätig
wieder anfährt ergibt sich eine Art Folgefunktion zu einem vorausfahrenden Flurförderzeug,
aber auch zu einem direkt vorausgehenden und somit ebenfalls ein Hindernis darstellenden
Bediener.
[0009] Nachteilig an diesem Stand der Technik ist, dass dadurch eine Folgefunktion bzw.
automatisches Folgen des Flurförderzeugs nur erreicht werden kann, wenn direkt im
Fahrweg bzw. einem Sicherheitsbereich vor dem Flurförderzeug der Bediener läuft. Dies
wird als unangenehm empfunden und ist zusätzlich aufwendig. Weiterhin ergeben sich
durch die Steuerung mit den zwei Schwellendistanzen auch ein teilweise ruckartiges
Verhalten und wechselnde Abstände gegenüber dem Bediener, die das Verhalten des Flurförderzeugs
für diesen schwer einschätzbar machen und zu Unsicherheiten führen können.
[0010] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Steuerung
eines Flurförderzeugs zur Verfügung zu stellen, das die zuvor genannten Nachteile
vermeidet und mit dem beim Kommissionieren auf einfache Art und Weise das Flurförderzeug
mit einer bedienenden Person zusammen bewegt werden kann.
[0011] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des unabhängigen Patentanspruchs
1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0012] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass bei einem Verfahren zur Steuerung
eines Flurförderzeugs beim Kommissionieren, wobei das Flurförderzeug mindestens einen
Umgebungssensor zur Erfassung der relativen Position eines Bedieners in der Umgebung
des Flurförderzeugs aufweist, von einer Steuerung das Flurförderzeug mit einer Veränderung
der Position des Bedieners mitbewegt wird, wobei die Position des Bedieners frei wählbar
ist und eine Bewegungsgeschwindigkeit des Bedieners durch die Steuerung bestimmt wird
sowie eine Regelung der Fahrgeschwindigkeit des Flurförderzeugs entsprechend der Bewegungsgeschwindigkeit
des Bedieners durch die Steuerung erfolgt.
[0013] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird ausdrücklich eine Geschwindigkeit der mitlaufenden
Person bzw. des Bedieners durch die Steuerung errechnet und bestimmt. Hierfür können
übliche Verfahren des Trackings und der Bildverarbeitung eingesetzt werden. Es erfolgt
dann eine Regelung der Fahrgeschwindigkeit des Flurförderzeugs auf die Bewegungsgeschwindigkeit
des Bedieners. Vorteilhaft ergibt sich eine völlige Freiheit des Bedieners, da sich
das Fahrzeugverhalten des Flurförderzeugs auf sein Verhalten anpasst. In der Folge
ergibt sich eine optimale Ergonomie beim Kommissionieren. Das Flurförderzeug wird
als mensch-zentriertes System wahrgenommen, bei dem der Bediener die Arbeitsgeschwindigkeit
bestimmt. Die Position des Bedieners relativ zu dem Flurförderzeug kann zuvor wunschgemäß
eingestellt werden. Dies kann beispielsweise durch eine Eingabe an einer Bedienvorrichtung
des Flurförderzeugs erfolgen, aber auch durch ein Teach-in-Verfahren, bei dem eine
gewünschte Position eingenommen wird und durch einen Tastschalter, eine Fernbedienung
oder Ähnliches bestätigt wird. Vorteilhaft wird eine ruckartige oder schwingende Nachfolge-Bewegung
des Flurförderzeugs vermieden. Durch die Regelung auf die Bewegungsgeschwindigkeit
des Bedieners erfolgt eine sehr gleichmäßige Folgebewegung.
[0014] Die Steuerung kann die Bewegungsgeschwindigkeit des Bedieners in einer Komponente
in Längsrichtung des Flurförderzeugs bestimmen und eine Komponente der Fahrgeschwindigkeit
des Flurförderzeugs in Längsrichtung bzw. die Geradeausfahrt des Flurförderzeugs entsprechend
regeln.
[0015] Der häufigste Anwendungsfall des selbstständigen Mitfahrens eines Flurförderzeugs
beim Kommissionieren ist das Entlangfahren an einer geraden Regalkante. Wenn sich
hier der Bediener seitlich bewegt, wird durch die Regelung allein einer Komponente
in Geradeausfahrt bzw. Fahrzeuglängsrichtung erreicht, dass es nicht zu unerwünschten
und schwankenden seitlichen Bewegungen des Flurförderzeugs kommt.
[0016] Die Steuerung kann das Flurförderzeug seitlich in einem frei wählbaren, zuvor in
Fahrzeugquerrichtung festgelegten seitlichen Abstand zwischen Bediener und Flurförderzeug
steuern.
[0017] Dadurch kann ein Folgen bei Kurvenfahrten und das Einhalten eines seitlichen Abstands
sichergestellt werden. Indem diese Regelung nur auf den Abstand erfolgt und gegebenenfalls
noch mit einer Verzögerung bzw. Dämpfung geregelt wird, kann ein "hektisches" seitliches
Bewegen des Flurförderzeugs vermieden werden. Vorteilhaft kann die Position des Bedieners,
insbesondere ein Abstand in Fahrzeuglängsrichtung zu einem Bezugspunkt des Flurförderzeugs
und/oder ein Abstand in Fahrzeugquerrichtung von dem Bediener durch eine Eingabevorrichtung
eingestellt werden kann.
[0018] Dadurch kann insbesondere eine Position in der Längserstreckung des Flurförderzeugs
festgelegt werden, die der Bediener bevorzugt. Es wird festgelegt, auf welcher "Höhe"
das Flurförderzeug sich mitbewegt.
[0019] In einer Weiterbildung des Verfahrens kann durch die Eingabevorrichtung zwischen
mehreren festgelegten Positionen gewählt werden.
[0020] Eine Ausgestaltung des Verfahrens weist die Möglichkeit auf, dass die Steuerung die
Fahrgeschwindigkeit des Flurförderzeugs an sonstige Parameter anpasst, insbesondere
erfasste Umgebungssituationen wie Engstellen oder Gefahrenstellen.
[0021] Dadurch reagiert das Flurförderzeug auf Gefahren- und Engstellensituationen. In diesen
wird beispielsweise die Fahrbewegung verlangsamt, wenn ein zu geringer seitlicher
Abstand zu Hindernissen auftritt. Auch langsamere Flurförderzeuge, Fahrzeuge oder
Personen vor dem Flurförderzeug können erkannt werden und als Parameter berücksichtigt
werden. In diesen Fällen kann die Fahrgeschwindigkeit selbstständig angepasst und
verringert werden bis hin zum Stillstand. Sobald diese Parameter nicht mehr vorliegen,
erfolgt wieder eine Fahrbewegung und kann durch eine höhere Fahrgeschwindigkeit ein
inzwischen eventuell aufgetretener zu großer Abstand bzw. eine Abweichung zu der Position
des Bedieners ausgeglichen werden.
[0022] Der Umgebungssensor kann eine Kamera und/oder eine Stereokamera und/oder eine Monokularkamera
und/oder einen Ultraschallsensor und/oder Laserscanner und/oder eine 3D-Kamera umfassen.
[0023] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden anhand des in der schematischen
Figur dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Hierbei zeigt die Figur
ein Flurförderzeug 1 neben einem Lastregal 2 mit einer Mehrzahl von Paletten 3 und
jeweils auf diesen befindlichen Waren 4. Das Flurförderzeug ist ein Gabelhubwagen
5 mit Lastarmen 6, auf denen eine Palette 7 beim Kommissionieren transportiert werden
kann. Dargestellt ist die Situation beim Laufen des Bedieners 9 neben dem Flurförderzeug
1. Eine nicht näher dargestellte Steuerung des Flurförderzeugs 1 errechnet aus Sensordaten
eines Umgebungssensors 8 die Position, die Bewegungsrichtung und die Bewegungsgeschwindigkeit
des Bedieners 9. Das Flurförderzeug 1 fährt parallel zu dem Lastregal 2 und von der
Steuerung wird die Fahrgeschwindigkeit des Flurförderzeugs 1 auf denselben Wert geregelt,
wie eine Bewegungsgeschwindigkeit des Bedieners 9 parallel zu der Längsrichtung des
Flurförderzeugs 1, wie verdeutlicht durch die beiden Pfeile.
1. Verfahren zur Steuerung eines Flurförderzeugs (1) beim Kommissionieren, wobei das
Flurförderzeug (1) mindestens einen Umgebungssensor (8) zur Erfassung der relativen
Position eines Bedieners (9) in der Umgebung des Flurförderzeugs (1) aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
dass von einer Steuerung das Flurförderzeug (1) mit einer Veränderung der Position des
Bedieners (9) mitbewegt wird, wobei die Position des Bedieners (9) frei wählbar ist
und eine Bewegungsgeschwindigkeit des Bedieners (9) durch die Steuerung bestimmt wird
sowie eine Regelung der Fahrgeschwindigkeit des Flurförderzeugs (1) entsprechend der
Bewegungsgeschwindigkeit des Bedieners (9) durch die Steuerung erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuerung die Bewegungsgeschwindigkeit des Bedieners (9) in einer Komponente
in Längsrichtung des Flurförderzeugs (1) bestimmt und eine Komponente der Fahrgeschwindigkeit
des Flurförderzeugs (1) in Längsrichtung bzw. die Geradeausfahrt des Flurförderzeugs
(1) entsprechend regelt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuerung das Flurförderzeug (1) seitlich in einem frei wählbaren, zuvor in Fahrzeugquerrichtung
festgelegten seitlichen Abstand zwischen Bediener (9) und Flurförderzeug (1) steuert.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Position des Bedieners (1), insbesondere ein Abstand in Fahrzeuglängsrichtung
zu einem Bezugspunkt des Flurförderzeugs (1) und/oder ein Abstand in Fahrzeugquerrichtung
von dem Bediener (9) durch eine Eingabevorrichtung eingestellt werden kann.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass durch die Eingabevorrichtung zwischen mehreren festgelegten Positionen gewählt werden
kann.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuerung die Fahrgeschwindigkeit des Flurförderzeugs (1) an sonstige Parameter
anpasst, insbesondere erfasste Umgebungssituationen wie Engstellen oder Gefahrenstellen.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Umgebungssensor (8) eine Kamera und/oder eine Stereokamera und/oder eine Monokularkamera
und/oder einen Ultraschallsensor und/oder Laserscanner und/oder eine 3D-Kamera umfasst.