[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Textilmaschine
mit einer Vielzahl von gleichartigen Arbeitsstellen, wobei mit Hilfe der Arbeitsstellen
während eines Normalbetriebs derselben Garn hergestellt oder von einer Lieferspule
auf eine Empfängerspule umgespult wird, und wobei der Normalbetrieb an den einzelnen
Arbeitsstellen nach einem Stopp der Textilmaschine durch eine Serviceoperation eingeleitet
oder in gewissen Zeitabständen durch eine Serviceoperation in Form eines Anspinnvorgangs,
eines Hülsenwechselvorgangs oder eines Garnverbindungsvorgangs unterbrochen wird.
[0002] Ferner wird eine Textilmaschine mit einer Vielzahl von gleichartigen Arbeitsstellen
zum Herstellen von Garn oder zum Umspulen von Garn von einer Lieferspule auf eine
Empfängerspule vorgeschlagen, wobei Leitungen zum Transport von Energieressourcen
vorgesehen sind, und wobei die Arbeitsstellen Vorrichtungen zum Durchführen eines
Anspinnvorgangs, eines Hülsenwechselvorgangs und/oder eines Garnverbindungsvorgangs
aufweisen.
[0003] Gattungsgemäße Textilmaschinen können als Spinnmaschinen, die der Herstellung eines
Garns aus einem zugeführten Faserverband dienen, oder als Spulmaschinen ausgebildet
sein, wobei letztere dazu ausgebildet sind, Garn von Lieferspulen auf Empfängerspulen
umzuspulen und hierbei vorzugsweise Garnfehler aus dem Garn zu entfernen. Bei den
Spinnmaschinen kann es sich beispielsweise um Ring-, Rotor- oder Luftspinnmaschinen
handeln. Der Normalbetrieb dieser Textilmaschinen wird dabei immer wieder unterbrochen.
[0004] Die Gründe für solche Unterbrechungen des Normalbetriebs sind vielfältig. Ein Grund
ist ein Fadenbruch. Ein anderer ist ein Reinigerschnitt, also das absichtliche Herausschneiden
eines Fadenabschnitts, weil dieser zu dick, zu dünn oder zu verschmutzt war oder aus
einem anderen Grund nicht den Ansprüchen genügt hat. Ebenfalls kommt es zu einer Unterbrechung
des Normalbetriebs, wenn an einer Arbeitsstelle eine volle Hülse gegen eine leere
Hülse gewechselt werden muss. Eine Unterbrechung des Normalbetriebs an allen Arbeitsstellen,
also ein Stopp der Textilmaschine, kommt beispielsweise bei einem Partiewechsel vor,
also wenn die Textilmaschine auf die Produktion eines anderen Fadens (alternative
Bezeichnung: Garn) umgestellt wird.
[0005] Nach jeder dieser Unterbrechungen ist eine Serviceoperation von Nöten, um den Normalbetrieb
wieder herzustellen. Im Allgemeinen benötigen diese Serviceoperationen Energieressourcen,
wobei an einer Textilmaschine immer nur begrenzte Energieressourcen zur Verfügung
stehen. Damit die benötigten Energieressourcen die zur Verfügung stehenden Energieressourcen
nicht überschreiten, wird nur eine gewisse Anzahl an Serviceoperationen gleichzeitig
ausgeführt. Darüber hinaus gehende anstehende Serviceoperationen müssen warten, bis
eine laufende Serviceoperation beendet ist und hierdurch wieder Kapazität frei wird.
Während dieser Wartezeit ist die Produktivität der Textilmaschine vermindert.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es somit, das Verfahren zum Betreiben der
Textilmaschine dahingehend zu verbessern, dass die Produktivität der Textilmaschine
gesteigert wird.
[0007] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Betreiben einer Textilmaschine und
eine Textilmaschine mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche.
[0008] Vorgeschlagen wird ein Verfahren zum Betreiben einer Textilmaschine mit einer Vielzahl
von gleichartigen Arbeitsstellen. Mit Hilfe der Arbeitsstellen wird während eines
Normalbetriebs der Arbeitsstellen Garn hergestellt oder Garn von einer Lieferspule
auf eine Empfängerspule umgespult. Für den Fall der Herstellung von Garn handelt es
sich bei der Textilmaschine also um eine Spinnmaschine. Dabei ist es für die vorliegende
Erfindung unerheblich, ob es sich um eine Ring-, eine Rotor-, eine Luftspinnmaschine
oder eine sonstige Spinnmaschine handelt. Für den Fall des Umspulens von einer Lieferspule
auf eine Empfängerspule ist die Textilmaschine dann als Spulmaschine ausgebildet.
[0009] Nach einem Stopp der Textilmaschine, beispielsweise nach einem Partiewechsel, wird
der Normalbetrieb durch eine Serviceoperation eingeleitet. Bei einer Spinnmaschine
ist diese Serviceoperation beispielsweise ein Anspinnvorgang. Der Normalbetrieb kann
aber auch in gewissen Zeitabständen durch eine Serviceoperation, zum Beispiel einen
Anspinnvorgang, einen Hülsenwechselvorgang oder einen Garnverbindungsvorgang, unterbrochen
werden. Diese Serviceoperationen können dabei sowohl von Vorrichtungen durchgeführt
werden, die einer oder einigen wenigen Arbeitsstellen zugeordnet sind, also auch von
Servicevorrichtungen, die zu einzelnen Arbeitsstellen fahrbar sind. Bevorzugt wird
das Verfahren jedoch bei Textilmaschinen ausgeführt, deren Arbeitsstellen jeweils
einzeln oder paarweise mit arbeitsstelleneigenen Servicevorrichtungen ausgerüstet
sind, die ortsfest angeordnet sind. Alternativ oder zusätzlich können selbstverständlich
auch entlang der Arbeitsstellen verfahrbare Servicevorrichtungen, z. B. in Form von
im Stand der Technik prinzipiell bekannten Servicerobotern, zum Einsatz kommen.
[0010] Erfindungsgemäß ist zumindest eine der genannten Serviceoperationen in mehrere Teilsequenzen
unterteilt. Diese Teilsequenzen werden nacheinander durchgeführt, es kann aber nach
jeder oder einzelnen Teilsequenzen eine Pause eingelegt werden. Eine anstehende Teilsequenz
wird unabhängig von den anderen Teilsequenzen der entsprechenden Serviceoperation
durchgeführt, falls die zur Durchführung der anstehenden Teilsequenz benötigten Energieressourcen
zur Verfügung stehen. Die benötigten Energieressourcen müssen also lediglich für die
nächste Teilsequenz zur Verfügung stehen und nicht für die gesamte Serviceoperation.
So können Teilsequenzen einer Serviceoperation auch schon abgearbeitet werden, wenn
die benötigten Energieressourcen für die gesamte Serviceoperation noch nicht zur Verfügung
stehen. Damit werden die Energieressourcen der Textilmaschine besser ausgenutzt und
somit die Produktivität der Textilmaschine gesteigert.
[0011] Es kann vorkommen, dass die von den anstehenden Teilsequenzen benötigten Energieressourcen
die zur Verfügung stehenden Energieressourcen übersteigen. Dann ist es vorteilhaft,
wenn die Auswahl der als nächstes durchzuführenden Teilsequenz so erfolgt, dass die
Produktivität der Textilmaschine maximiert wird. Beispielsweise stehen für zwei Arbeitsstellen
Garnverbindungsvorgänge an, wobei bei der einen Arbeitsstelle die erste Teilsequenz
und bei der anderen Arbeitsstelle die letzte Teilsequenz dieser Serviceoperation anstehen.
Sind die Energieressourcen nicht für beide Teilsequenzen vorhanden, dann wird zunächst
die Teilsequenz für die Arbeitsstelle durchgeführt, bei der die letzte Teilsequenz
ansteht, da diese Arbeitsstelle sodann gleich mit dem Normalbetrieb fortfahren kann
und somit die Produktivität gesteigert ist.
[0012] Für den Fall, dass die von den anstehenden Teilsequenzen benötigten Energieressourcen
die zur Verfügung stehenden Energieressourcen übersteigen, ist es auch vorteilhaft,
wenn die Teilsequenz als nächstes durchgeführt wird, die der Arbeitsstelle zugeordnet
ist, die am schnellsten und/oder zuverlässigsten arbeitet und/oder am schnellsten
und/oder zuverlässigsten den Normalbetrieb wieder aufnimmt. Ist beispielsweise ein
Anspinnvorgang für zwei Arbeitsstellen durchzuführen und die freien Energieressourcen
reichen nur für einen Anspinnvorgang, dann wird der Anspinnvorgang zuerst bei der
Arbeitsstelle durchgeführt, die schneller und/oder zuverlässiger spinnt bzw. die erfahrungsgemäß
schneller und/oder zuverlässiger angesponnen werden kann. Dadurch wird die Produktivität
der Textilmaschine gesteigert.
[0013] Vorteilhafterweise ist die Menge von zumindest einer verbrauchten Energieressource,
einer benötigten Energieressource und/oder einer zur Verfügung stehenden Energieressource
in einem Speicher abgelegt und wird von diesem abgerufen. Dabei ist es möglich, für
jede Teilsequenz einer Serviceoperation einen Wert zu verwenden oder - was zwar aufwändiger,
dafür aber genauer ist - für jede Arbeitsstelle separat ermittelte Werte zu verwenden.
Mit Hilfe dieser Informationen kann in beiden Fällen schnell und einfach berechnet
werden, ob noch genügend Energieressourcen für eine anstehende Teilsequenz zur Verfügung
stehen oder nicht.
[0014] Es ist auch von Vorteil, wenn die Menge von zumindest einer verbrauchten Energieressource
und/oder einer zur Verfügung stehenden Energieressource im laufenden Betrieb der Textilmaschine
gemessen wird. Die resultierenden Messwerte werden dann für die Ermittlung der benötigten
bzw. der zur Verfügung stehenden Energieressourcen verwendet. So können Schwankungen
beim Energiebedarf und insbesondere bei den zur Verfügung stehenden Energieressourcen
berücksichtigt und die zur Verfügung stehenden Energieressourcen noch besser ausgenutzt
werden.
[0015] Vorteilhaft ist es, wenn die Energieressourcen jeweils innerhalb ihrer natürlichen
Einheiten von Arbeitsstellen berücksichtigt werden. Beispielsweise ist die Stromversorgung
einer Textilmaschine meist zentral geregelt - die natürlichen Einheiten von Arbeitsstellen
wären in diesem Fall alle Arbeitsstellen. Dagegen ist die Versorgung mit Unterdruck
oft separat pro Maschinenseite verwirklicht. In dem Fall ist die natürliche Einheit
von Arbeitsstellen die Arbeitsstellen von jeweils einer Maschinenseite. Durch diese
Gliederung werden die Energieressourcen so berücksichtigt, wie sie auch zur Verfügung
stehen: so kann eine Arbeitsstelle von einer Maschinenseite nicht auf den Unterdruck
von der anderen Maschinenseite zurückgreifen.
[0016] Vorteilhafterweise umfassen die Energieressourcen elektrischen Strom, Druckluft und/oder
Unterdruck, da dies die am häufigsten benötigten Energieressourcen bei Textilmaschinen
sind. Das vorgestellte Verfahren ist aber auch problemlos für andere Energieressourcen
anwendbar.
[0017] Es ist von Vorteil, wenn die Teilsequenzen des Anspinnvorgangs einen Fadensuchvorgang
und einen Arbeitsstellenhochlaufvorgang umfassen. Diese Aufteilung ist aus zwei Gründen
vorteilhaft: zum einen ist es leicht möglich, den Anspinnvorgang nach dem Fadensuchvorgang
zu unterbrechen; für das Halten des gefundenen Fadenendes werden dabei in der Regel
keine oder nur sehr kleine Energieressourcen benötigt. Zum anderen wird für den Fadensuchvorgang
vor allem viel Unterdruck benötigt, während für den Arbeitsstellenhochlaufvorgang
mehr elektrischer Strom gebraucht wird. Durch diese Aufteilung der Teilsequenzen können
also die zur Verfügung stehenden Energieressourcen optimal ausgenutzt werden.
[0018] Für den Fall eines Hülsenwechselvorgangs ist es von Vorteil, wenn dieser einen Abbremsvorgang,
einen Hülsentauschvorgang und einen Arbeitsstellenhochlaufvorgang aufweist. Beim Abbremsvorgang
wird eine um ihre Längsachse rotierende Hülse, auf die ein Faden zu einem Kops aufgewickelt
wurde, abgebremst und gegebenenfalls zum Stillstand gebracht. Die nur noch langsam
oder gar nicht mehr rotierende Hülse wird beim Hülsentauschvorgang dann durch eine
leere Hülse ersetzt. Daran schließt sich der Arbeitsstellenhochlaufvorgang an, bei
dem die leere Hülse wieder in Rotation versetzt wird und die Arbeitsstelle nach dem
Ergreifen des von einer Spinneinheit oder einer Lieferspule kommenden Garns durch
die Hülse wieder ihren Normalbetrieb aufnimmt. Auch hier sind zwischen den Teilsequenzen
in der Regel problemlos Unterbrechungen möglich und die Teilsequenzen unterscheiden
sich wieder durch ihren Energiebedarf.
[0019] Schließlich ist es für den Fall eines Garnverbindungsvorgangs von Vorteil, wenn dieser
einen Fadensuchvorgang, einen Spleißvorgang und einen Arbeitsstellenhochlaufvorgang
umfasst. Ein solcher Garnverbindungsvorgang ist beispielsweise nach einem Fadenbruch
oder einem Reinigerschnitt von Nöten. Dann wird zunächst im Fadensuchvorgang ein freies
Fadenende auf einer teilweise bewickelten Hülse gesucht, beispielsweise mit einem
mit Unterdruck arbeitenden Saugröhrchen. Dieses Fadenende wird dann mit einem frisch
gesponnenen Faden (bei Spinnmaschinen) bzw. mit einem Faden von der Lieferspule (bei
Spulmaschinen) zusammengeführt und im Spleißvorgang verbunden. Schließlich folgt wieder
der Arbeitsstellenhochlaufvorgang, damit die Arbeitsstelle ihren Normalbetrieb aufnehmen
kann. Diese Aufteilung der Teilsequenzen ermöglicht wieder Unterbrechungen zwischen
den Teilsequenzen und die Teilsequenzen haben unterschiedlichen Energiebedarf, was
insgesamt die Produktivität der Textilmaschine steigert.
[0020] Das genannte Verfahren wird gemäß der vorangegangenen Beschreibung durchgeführt,
wobei die genannten Merkmale einzeln oder in beliebiger Kombination verwirklicht werden
können.
[0021] Vorgeschlagen wird ferner eine Textilmaschine mit einer Vielzahl von gleichartigen
Arbeitsstellen zum Herstellen von Garn oder zum Umspulen von Garn von einer Lieferspule
auf eine Empfängerspule. Es kann sich bei der Textilmaschine also um eine Spinnmaschine
oder eine Spulmaschine handeln. Die Textilmaschine weist Leitungen zum Transport von
Energieressourcen, beispielsweise elektrischen Strom, Unterdruck oder Druckluft, auf.
Außerdem weisen die Arbeitsstellen Vorrichtungen zum Durchführen von Serviceoperationen
auf. Zu diesen Serviceoperationen zählen ein Anspinnvorgang, ein Hülsenwechselvorgang
und/oder ein Garnverbindungsvorgang.
[0022] Erfindungsgemäß weist die Textilmaschine eine Steuereinheit auf oder steht mit einer
Steuereinheit in Wirkverbindung. Die Steuereinheit ist dabei so ausgelegt, dass sie
die Textilmaschine gemäß dem oben beschriebenen Verfahren betreibt. Insbesondere sind
also die Serviceoperationen in mehrere Teilsequenzen unterteilt. Die Steuereinheit
veranlasst dann die Durchführung einer anstehenden Teilsequenz unabhängig von den
übrigen Teilsequenzen der entsprechenden Serviceoperation, falls die dazu benötigten
Energieressourcen zur Verfügung stehen.
[0023] Das erfindungsgemäße Verfahren wird im nachfolgenden Beispiel noch einmal ausführlich
beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Draufsicht einer erfindungsgemäßen Textilmaschine,
- Figur 2a
- den Verbrauch von elektrischem Strom eines einzelnen Anspinnvorgangs,
- Figur 2b
- den zum Anspinnvorgang aus Figur 2a gehörenden Verbrauch von Unterdruck,
- Figur 3a
- den Verbrauch von elektrischem Strom von Anspinnvorgängen an fünf Arbeitsstellen nach
dem herkömmlichen Verfahren,
- Figur 3b
- den zu den Anspinnvorgängen aus Figur 3a gehörenden Verbrauch von Unterdruck,
- Figur 4a
- den Verbrauch von elektrischem Strom von Anspinnvorgängen an fünf Arbeitsstellen nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren,
- Figur 4b
- den zu den Anspinnvorgängen aus Figur 4a gehörenden Verbrauch von Unterdruck.
[0024] Figur 1 zeigt eine erfindungsgemäße Textilmaschine 1 mit einer Vielzahl von Arbeitsstellen
2 (wobei gleichartige Abschnitte/Bauteile der Textilmaschine 1 gleich gezeichnet sind
und aus Übersichtsgründen in der Regel nur ein Teil der Abschnitte /Bauteile mit einem
Bezugszeichen versehen sind). Jede dieser Arbeitsstellen 2 weist eine Vorrichtung
3 zum Durchführen einer Serviceoperation, beispielsweise eines Anspinnvorgangs, auf.
Am Maschinenende 4 ist eine Steuereinheit 5 angeordnet, die unter anderem die Durchführung
der Serviceoperationen steuert.
[0025] Vom Maschinenende 4 gehen auch eine Stromhauptleitung 6 und zwei Unterdruckhauptleitungen
7 aus. Die Stromhauptleitung 6 ist zentral für die gesamte Textilmaschine 1 ausgelegt
und verzweigt sich in mehrere Stromleitungen 8, die die Vorrichtungen 3 mit elektrischem
Strom versorgen. Die Unterdruckhauptleitungen 7 sind jeweils einer Maschinenhälfte
zugeordnet. Sie verzweigen sich in mehrere Unterdruckleitungen 9, die die Vorrichtungen
3 mit Unterdruck versorgen.
[0026] Benötigt nun eine Arbeitsstelle 2 eine Serviceoperation, so stellt sie eine Anforderung
an die Steuereinheit 5. Die Steuereinheit 5 prüft, ob die Energieressourcen die Durchführung
einer anstehenden Teilsequenz dieser Serviceoperation erlauben. Dabei betrachtet die
Steuereinheit 5 für den elektrischen Strom den anfallenden Verbrauch an allen Arbeitsstellen
2 der Textilmaschine 1. Für den Verbrauch an Unterdruck wird - auf Grund der separaten
Verteilung des Unterdrucks über zwei Unterdruckhauptleitungen 7 - hingegen nur die
Maschinenhälfte der Textilmaschine 1 betrachtet, der die Arbeitsstelle 2, die die
Serviceoperation angefordert hat, zugeordnet ist.
[0027] Stehen die von der anstehenden Teilsequenz benötigten Energieressourcen zur Verfügung,
dann weist die Steuereinheit 5 die Vorrichtung 3 an, diese Teilsequenz der Serviceoperation
durchzuführen.
[0028] In den nun folgenden Figuren wird der Verbrauch von Energieressourcen von Anspinnvorgängen
an einer Spinnmaschine gezeigt. Dies soll der Illustration des erfindungsgemäßen Verfahrens
dienen; die gezeigten Werte sind dabei frei gewählt.
[0029] Figur 2a zeigt den Verbrauch von elektrischem Strom eines einzelnen Anspinnvorgangs.
Auf der x-Achse ist dabei die Zeit in bestimmten Zeiteinheiten aufgetragen. Auf der
y-Achse ist der Verbrauch von elektrischem Strom als Anteil des bei dieser Spinnmaschine
zur Verfügung stehenden elektrischen Stroms aufgetragen.
[0030] Wie aus Figur 2a ersichtlich, beginnt der Anspinnvorgang mit einer Fadensuche (FS),
die lediglich 5 % des zur Verfügung stehenden elektrischen Stroms benötigt und fünf
Zeiteinheiten lang dauert. An die Fadensuche schließt sich das Hochfahren (HF) der
Spinnstelle an. Das Hochfahren benötigt 40 % des zur Verfügung stehenden elektrischen
Stroms und dauert drei Zeiteinheiten lang. Nach insgesamt acht Zeiteinheiten ist also
der Anspinnvorgang beendet und die Arbeitsstelle kann ihren Normalbetrieb aufnehmen.
[0031] Figur 2b zeigt den zu Figur 2a gehörenden Verbrauch von Unterdruck. Die Beschriftungen
sind dieselben wie in Figur 2a, nur dass auf der y-Achse der Verbrauch von Unterdruck
als Anteil des bei dieser Spinnmaschine zur Verfügung stehenden Unterdrucks aufgetragen
ist. Wie aus Figur 2b ersichtlich, wird für die Fadensuche 30 % des zur Verfügung
stehenden Unterdrucks benötigt. Das Hochfahren der Arbeitsstelle benötigt keinen Unterdruck.
[0032] Figuren 3a und 3b zeigen den Verbrauch von elektrischem Strom bzw. Unterdruck von
Anspinnvorgängen an fünf Arbeitsstellen nach dem herkömmlichen Verfahren. Die Bezeichnungen
sind dabei dieselben wie in Figuren 2a bzw. 2b. Es wird davon ausgegangen, dass alle
fünf Arbeitsstellen zur Zeit null einen Anspinnvorgang benötigen.
[0033] In diesem Beispiel ist beim herkömmlichen Verfahren die Anzahl der Anspinnvorgänge,
die gleichzeitig stattfinden können, durch den zur Verfügung stehenden elektrischen
Strom begrenzt. Da ein Anspinnvorgang beim Hochfahren 40 % des zur Verfügung stehenden
elektrischen Stroms benötigt, können höchstens zwei Anspinnvorgänge gleichzeitig stattfinden.
[0034] Zunächst wird also der Anspinnvorgang für zwei Arbeitsstellen durchgeführt. An die
Fadensuche (FS1 und FS2) schließt sich das Hochfahren (HF1 und HF2) dieser Arbeitsstellen
an. Währenddessen müssen die drei anderen Arbeitsstellen warten. Ist der Anspinnvorgang
für die ersten beiden Arbeitsstellen nach acht Zeiteinheiten beendet, beginnt der
Anspinnvorgang für die nächsten beiden Arbeitsstellen. Der Anspinnvorgang umfasst
wieder die Fadensuche (FS3 und FS4) und das Hochfahren (HF3 und HF4) der Arbeitsstellen.
Währenddessen arbeiten die ersten beiden Arbeitsstellen schon im Normalbetrieb und
die fünfte wartet noch. Zur Zeit 16 sind dann auch die dritte und vierte Arbeitsstelle
mit dem Anspinnvorgang fertig und nehmen den Normalbetrieb auf. Nun kann für die fünfte
Arbeitsstelle der Anspinnvorgang mit Fadensuche (FS5) und Hochfahren (HF5) beginnen.
Dies ist nach insgesamt 24 Zeiteinheiten abgeschlossen.
[0035] Wie in Figuren 3a und 3b zu sehen ist, werden die zur Verfügung stehenden Energieressourcen
beim herkömmlichen Verfahren nicht besonders gut ausgenutzt. Die kumulierte Wartezeit
der fünf Arbeitsstellen bis zum jeweiligen Normalbetrieb beträgt in diesem Beispiel
72 (= 8 + 8 + 16 + 16 + 24) Zeiteinheiten.
[0036] Beim erfindungsgemäßen Verfahren, das in den Figuren 4a und 4b gezeigt wird, werden
die zur Verfügung stehenden Energieressourcen deutlich besser ausgenutzt. In den Figuren
4a und 4b werden dabei die gleichen Bezeichnungen wie in Figuren 3a bzw. 3b verwendet.
[0037] Im Gegensatz zum herkömmlichen Verfahren können beim erfindungsgemäßen Verfahren
zwischen den einzelnen Teilsequenzen Unterbrechungen auftreten.
[0038] Die Fadensuche ist durch den zur Verfügung stehenden Unterdruck begrenzt und so können
in diesem Beispiel drei Arbeitsstellen mit der Fadensuche (FS1, FS2 und FS3) beginnen.
Sobald die Fadensuche für diese drei Arbeitsstellen abgeschlossen ist, können die
ersten beiden Arbeitsstellen mit dem Hochfahren beginnen (HF1 und HF2). Für das Hochfahren
der dritten Arbeitsstelle steht nicht genügend elektrischer Strom zur Verfügung. Es
sind aber noch genügend Energieressourcen vorhanden, damit die Arbeitsstellen vier
und fünf schon mit der Fadensuche (FS4 und FS5) beginnen können.
[0039] Zur Zeit acht haben die ersten beiden Arbeitsstellen das Hochfahren abgeschlossen
und können den Normalbetrieb aufnehmen. Nun sind wieder genügend Energieressourcen
frei, dass Arbeitsstelle drei mit dem Hochfahren beginnen kann (HF3).
[0040] Arbeitsstelle vier kann erst zur Zeit zehn mit dem Hochfahren (HF4) beginnen, da
erst dann die Fadensuche abgeschlossen wurde. Zu diesem Zeitpunkt hat auch Arbeitsstelle
fünf die Fadensuche abgeschlossen. Arbeitsstelle fünf muss aber mit dem Hochfahren
(HF5) warten bis Arbeitsstelle drei zur Zeit elf das Hochfahren abgeschlossen hat
und wieder genügend elektrischer Strom zur Verfügung steht. Zur Zeit 13 bzw. 14 haben
dann auch Arbeitsstellen vier bzw. fünf das Hochfahren abgeschlossen.
[0041] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren werden die Energieressourcen deutlich besser
ausgenutzt als mit dem herkömmlichen Verfahren. Die kumulierte Wartezeit der fünf
Arbeitsstellen bis zum jeweiligen Normalbetrieb beträgt in diesem Beispiel nur noch
54 (= 8 + 8 + 11 + 13 + 14) Zeiteinheiten, also 25 % weniger als beim herkömmlichen
Verfahren. Bei einer noch höheren Anzahl an Arbeitsstellen, die einen Anspinnvorgang
benötigen, würde die Ersparnis sogar noch größer ausfallen.
[0042] Durch kürzere Wartezeiten können die Arbeitsstellen schneller wieder mit dem Normalbetrieb
der Garnherstellung fortfahren und die Produktivität der Spinnmaschine wird erhöht.
[0043] Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die dargestellten und beschriebenen Beispiele
beschränkt und kann im Rahmen der Patentansprüche abgewandelt werden.
1. Verfahren zum Betreiben einer Textilmaschine (1) mit einer Vielzahl von gleichartigen
Arbeitsstellen (2),
- wobei mit Hilfe der Arbeitsstellen (2) während eines Normalbetriebs derselben Garn
hergestellt oder von einer Lieferspule auf eine Empfängerspule umgespult wird, und
- wobei der Normalbetrieb an den einzelnen Arbeitsstellen (2) nach einem Stopp der
Textilmaschine (1) durch eine Serviceoperation eingeleitet oder in gewissen Zeitabständen
durch eine Serviceoperation in Form eines Anspinnvorgangs, eines Hülsenwechselvorgangs
oder eines Garnverbindungsvorgangs unterbrochen wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
zumindest eine der genannten Serviceoperationen in mehrere Teilsequenzen unterteilt
ist, und dass eine anstehende Teilsequenz unabhängig von den übrigen Teilsequenzen
der entsprechenden Serviceoperation durchgeführt wird, falls die zur Durchführung
der anstehenden Teilsequenz benötigten Energieressourcen zur Verfügung stehen.
2. Verfahren nach dem vorherigen Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass dann, wenn die benötigten Energieressourcen der anstehenden Teilsequenzen die zur
Verfügung stehenden Energieressourcen übersteigen, die Auswahl der als nächstes durchzuführenden
Teilsequenz so erfolgt, dass die Produktivität der Textilmaschine (1) maximiert wird.
3. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass dann, wenn die benötigten Energieressourcen der anstehenden Teilsequenzen die zur
Verfügung stehenden Energieressourcen übersteigen, die Teilsequenz als nächstes durchgeführt
wird, die der Arbeitsstelle (2) zugeordnet ist, die am schnellsten und/oder zuverlässigsten
arbeitet und/oder am schnellsten und/oder zuverlässigsten den Normalbetrieb wieder
aufnimmt.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Menge von zumindest einer verbrauchten Energieressource, einer benötigten Energieressource
und/oder einer zur Verfügung stehenden Energieressource in einem Speicher abgelegt
ist und von diesem abgerufen wird.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Menge von zumindest einer verbrauchten Energieressource und/oder einer zur Verfügung
stehenden Energieressource im laufenden Betrieb der Textilmaschine (1) gemessen wird
und die resultierenden Messwerte für die Ermittlung der benötigten bzw. der zur Verfügung
stehenden Energieressourcen verwendet werden.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Energieressourcen jeweils innerhalb ihrer natürlichen Einheiten von Arbeitsstellen
(2) berücksichtigt werden.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Energieressourcen elektrischen Strom, Druckluft und/oder Unterdruck umfassen.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Teilsequenzen des Anspinnvorgangs einen Fadensuchvorgang und einen Arbeitsstellenhochlaufvorgang
umfassen.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Teilsequenzen des Hülsenwechselvorgangs einen Abbremsvorgang, einen Hülsentauschvorgang
und einen Arbeitsstellenhochlaufvorgang umfassen.
10. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Teilsequenzen des Garnverbindungsvorgangs einen Fadensuchvorgang, einen Spleißvorgang
und einen Arbeitsstellenhochlaufvorgang umfassen.
11. Textilmaschine (1) mit einer Vielzahl von gleichartigen Arbeitsstellen (2) zum Herstellen
von Garn oder zum Umspulen von Garn von einer Lieferspule auf eine Empfängerspule,
- wobei Leitungen (6, 7, 8, 9) zum Transport von Energieressourcen vorgesehen sind,
und
- wobei die Arbeitsstellen (2) Vorrichtungen (3) zum Durchführen eines Anspinnvorgangs,
eines Hülsenwechselvorgangs und/oder eines Garnverbindungsvorgangs aufweisen,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Textilmaschine (1) eine Steuereinheit (5) aufweist oder mit einer Steuereinheit
(5) in Wirkverbindung steht, die ausgelegt ist, die Textilmaschine (1) gemäß einem
oder mehreren der vorangegangenen Ansprüche zu betreiben.