[0002] In den letzten Jahren wurde es immer notwendiger Produkte verbrauchernah zu produzieren,
weil die Verbraucher-Länder über die Schaffung von Arbeitsplätzen und durch Steuern
am Mehrwert beteiligt werden wollen. Damit ist zwangsläufig eine Begrenzung des Absatzmarkts
verbunden.
[0003] Typische Produkte für solche Fälle sind beispielsweise Rohre für den Energiesektor,
zur Exploration sowie zur Förderung von Öl und Gas.
[0004] Der gängige Abmessungsbereich liegt zwischen ca. 60 und 273 mm im Durchmesser und
bei Wanddicken von ca. 5 bis 15 mm.
[0005] Die benötigte Kapazität für Rohrwalzwerke bewegt sich für diese Produkte in etwa
zwischen 100.000 und 250.000 Tonnen/Jahr.
[0006] Nahtlos warmgewalzte Rohre werden nach dem Erwärmen des runden Vormaterials üblicherweise
in drei Verfahrensschritten gefertigt:

Lochen des massiven Blocks zum Hohlblock,

Strecken des Hohlblocks zur Luppe und

Fertigwalzen der Luppe auf die warmfertige Rohrabmessung.
Der Begriff "Luppe" wird gleichbedeutend mit dem Begriff "Mutterrohr" angesehen. Da
für den ersten Fertigungsschritt bis auf Sonderfälle Lochschrägwalzwerke zum Einsatz
kommen und das Fertigwalzen ausschließlich über Streckreduzierwalzwerke oder
[0007] Maßwalzwerke erfolgt, werden die Rohrwalzwerke als Ganzes nach dem zum Einsatz kommenden
Streckwalzwerk benannt.
[0008] Walzwerke mit einer Jahreskapazität im oben angesprochenen Bereich sind Stoßbankwalzwerke,
Asselwalzwerke und Diescherwalzwerke. Bei den beiden letztgenannten werden Schrägwalzwerke
zum Strecken verwendet.
[0009] Das Betreiben solcher Walzwerke erfordert ein hohes Know-how, da ein außen- und innenfehlerfreies
Produzieren von Rohren nicht einfach ist. Typische Rohrfehler sind z. B. kleine Risse
mit zum Teil geringer Tiefe. Das Fehlerrisiko steigt mit dünner werdender Wand, weswegen
das Durchmesser-/Wanddickenverhältnis begrenzt ist. Bei Asselwalzwerken liegt dies
beispielsweise um 20:1. Bei Diescherwalzwerken lassen sich Innenrisse kaum vermeiden,
weshalb die Rohre nachgearbeitet werden müssen.
[0010] Dieser Qualitätsnachteil und die hohen Anforderungen der Öl- und Gasindustrie verbieten
es ohne eine aufwändige mechanische Bearbeitung der Rohrinnen- und Rohraußenoberfläche
diese Walzverfahren für die Herstellung von Premiumprodukten einzusetzen.
[0011] Für diese anspruchsvollen Produkte hat sich aus Qualitätsgründen das Längswalzen
zum Strecken des Hohlblocks mit dem Rohrkontiverfahren durchgesetzt, bei dem in bis
zu neun dicht hintereinander angeordneten Gerüsten der Hohlblock eine Querschnittsabnahme
von bis zu 75% erfährt, was zu einer Streckung auf die vierfache Länge führt. Die
Querschnittsabnahme erfolgt kontinuierlich auf die für das Fertigwalzen geforderte
Luppenabmessung. Ein solches Verfahren ist beispielsweise aus der
EP 1 764 167 B1 bekannt.
[0012] Der mögliche Abmessungsbereich beim Rohrkontiverfahren liegt etwa zwischen 25 und
498 mm im Außendurchmesser, wobei diese Durchmesserspanne nicht mit einem einzigen
Walzwerk abzudecken ist. Sieht man vom Ofen zum Erwärmen des Vormaterials ab, so sieht
heute ein Gesamt-Rohrkontiwalzwerk typischerweise wie folgt aus:
- Schrägwalzwerk zum Lochen mit maximalen Hohlblocklängen zwischen 11 und 12,5 m,
- Streckaggregat (z. B. 2- oder 3-Walzen-Rohrkontiwalzwerk mit zurückgehaltener Stange)
mit 5 oder 6 Gerüsten,
- Stangenumlauf des Streckaggregates mit 5 bis 8 Stangen, Stangenlängen um 20 m, hiervon
etwa die Hälfte als Arbeitsteil zum Walzen, die andere Hälfte um die Distanz zwischen
dem eigentlichen Walzwerk und dem Stangenrückhaltesystem zu überbrücken,
- Ausziehwalzwerk, bestehend aus 3 Gerüsten mit jeweils 3 Walzen, um die Luppe von der
Walzstange abzuziehen,
- Nachwärmofen,
- Maß- oder Streckreduzierwalzwerk,
- Kühlbett
[0013] Das Walzstangenrückhaltesystem hat dabei die Aufgabe
- die Walzstange in den Hohlblock einzufädeln,
- den Hohlblock mit Walzstange in das 1. Gerüst des Walzwerks einzustoßen,
- die Walzstange während des Walzens so zurückzuhalten, dass sich diese mit einer konstanten
Geschwindigkeit, die unter der Einlaufgeschwindigkeit des Hohlblocks in das 1. Gerüst
liegt, vorwärts bewegt,
- die Walzstange nach dem Walzende auf die Walzwerkseinlaufseite zurückzufahren.
[0014] Danach wird die Walzstange zur Kühlung und Schmierung seitlich in den Stangenumlauf
ausgeworfen und auf der Rücklaufseite des Stangenumlaufs eine "neue" Walzstange in
das Walzstangenrückhaltesystem übergeben.
[0015] Das Ausziehwalzwerk hat bei der bekannten Anlage zum Ende des letzten Gerüstes des
2- oder 3-Walzen-Rohrkontiwalzwerks einen Abstand von näherungsweise 10 bis 12 m.
Das Abziehen der Luppe von der Walzstange beginnt sobald die Luppe mit seiner Spitze
in das 1. Gerüst des Ausziehwalzwerkes einläuft. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich
die Luppe teilweise noch im Rohrkontiwalzwerk. Sobald die Luppe das Ausziehwalzwerk
verlassen hat, wird die Walzstange zurückgezogen. Die Spitze der Walzstange befindet
sich zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem 1. Gerüst des Ausziehwalzwerks.
[0016] Häufig müssen die Luppen vor dem Fertigwalzen nachgewärmt werden. Hierfür gibt es
zwei Gründe. Zum Einen ist die Temperatur bei unterschiedlichen Luppenwanddicken unterschiedlich
hoch. Dünnwandige Rohre kühlen schneller ab als dickwandige Rohre. Das beeinflusst
bei gleichem Durchmesser im Auslauf des Streckreduzier- oder Maßwalzwerks den kalten
Fertigrohrdurchmesser bedingt durch das unterschiedliche Schrumpfmaß. Ein zweiter
Grund ist, dass ein Abkühlen der Luppen unter etwa 600°C ein Normalisieren des Werkstoffes
erlaubt, wenn anschließend im Nachwärmofen erneut auf Temperaturen oberhalb Ac3 aufgewärmt
wird.
[0017] Neben der Fähigkeit dieser bekannten Walzwerke Rohre in Premiumqualität zu walzen,
besitzen solche Anlagenkonzepte eine sehr hohe Fertigungskapazität. Diese liegt je
nach Abmessungsbereich und Produktionsdauer zwischen 300.000 und 900.000 t im Jahr.
[0018] Besonders wirtschaftlich ist dieses Verfahren durch die Möglichkeit Mehrfachlängen
kontinuierlich zu walzen, d. h. entsprechend der geforderten Rohrlänge wird eine Hohlblocklänge
eingesetzt, die beim Strecken eine Mehrfachlänge ergibt, die dann nach dem Fertigwalzen
bei minimalem Schrottanfall auf die geforderte Einzelrohrlänge geteilt wird.
[0019] Nachteil ist allerdings, dass bei einer Jahreskapazität von lediglich 100.000 bis
250.000 Tonnen für Premiumprodukte solche auf hohe Jahreskapazität ausgelegten und
mit hohen Investitionskosten errichteten Walzwerke nicht wirtschaftlich zu betreiben
sind.
[0020] Die
EP 1 764 167 B1 gibt zwar Hinweise zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit, insbesondere durch Entfall
des Extraktionswalzwerks. Durch eine kontrollierte Bewegung der Dornstange gegen die
Walzrichtung im Kontiwalzwerk wird diese nach Abschluss des Walzvorgangs weitgehend
aus der Luppe entfernt, wodurch ein separates Extraktionswalzwerk überflüssig wird.
[0021] Allerdings sind die beschriebenen technischen Maßnahmen, die zum vollständigen Entfernen
(Strippen) der Walzstange aus der Luppe vorgeschlagen werden mit Nachteilen in der
Praxis verbunden. So ist ein Strippen mit Hilfe eines Abstreifers zumindest bei dünnen
Wanddicken immer mit einem Aufbördeln des Luppenendes verbunden, was vor dem anschließenden
Maßwalzen oder Streckreduzieren zwingend abgesägt werden muss. Auch das Strippen mit
Hilfe eines Rollgangs ist technologisch kritisch, da die Zeit, in welcher der Vorgang
erfolgt, nicht zu kontrollieren ist.
[0022] Zudem sind die hier beschriebenen Maßnahmen noch nicht ausreichend, um die Wirtschaftlichkeit
des Verfahrens substantiell zu verbessern, da trotz Entfall des Extraktionswalzwerks
die Investitionskosten für das Walzwerk noch sehr hoch sind. Zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit
müssen deshalb weitere kostensenkende Maßnahmen hinzukommen.
[0023] Aus der
EP 1 764 167 B1 ist ein Verfahren zum Herstellen von Draht, Stäben oder nahtlosen Rohren auf einer
Walzanlage bekannt, wobei zur Erzielung einer optimierten Betriebsweise mit verringertem
Anlagenaufwand in der Hauptstufe ein 3-Walzen-Kontiwalzwerk sowohl zum Lochwalzen
bei der Rohrherstellung als auch zum Massivwalzen bei der Herstellung von Stäben,
Draht oder der gleichen benutzt wird.
[0024] Schließlich ist noch aus der
EP 1 102 033 A1 die Herstellung von nahtlosen Stahlrohren in drei Umformstufen bekannt, wobei diese
aus einem Lochen in einem Schrägwalzwerk, dem Strecken in einem Assel- , Konti-oder
anderem Walzwerk und einem Fertigwalzen in einen Streckreduzierwalzwerk bestehen.
[0025] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren und ein Walzwerk anzugeben,
mit dem unter Verwendung eines Rohrkontiwalzwerks Rohre auch bei vergleichsweise geringem
Jahresbedarf wirtschaftlich erzeugt und die genannten Nachteile bekannter Rohrkontiwalzwerke
vermieden werden. Insbesondere soll das Walzwerk einfacher und kostengünstiger im
Aufbau sein.
[0026] Diese Aufgabe wird nach dem Oberbegriff in Verbindung mit den kennzeichnenden Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand von Unteransprüchen.
[0027] Der große Vorteil der Erfindung besteht darin, dass mit dem vorgeschlagenen Verfahren
eine sehr wirtschaftliche Fertigung von nahtlosen Rohren in Premiumqualität mit geringem
Jahresbedarf jetzt auch in Rohrkontiwalzwerken möglich ist, wobei deren Kapazitäten
dem Bedarf angepasst sind.
[0028] Ein wesentlicher Faktor, der die Anlagenkosten beeinflusst, ist die Rohrlänge. Bekannte
Walzwerke zur Herstellung nahtloser Rohre sind aus wirtschaftlichen Gründen so ausgelegt,
dass Luppen zwischen 28 und 30 m Länge, d. h. Mehrfachlängen, gewalzt werden können.
[0029] Dies bedingt, dass alle Aggregate angefangen vom Ofen bis hin zum Kühlbett und inklusive
aller Transportsysteme, wie Rollgänge usw., so ausgelegt werden müssen, dass sie diese
Längen handhaben können.
[0030] Beschränkt man sich auf Einfachlängen, d. h. auf eine Luppenlänge von etwa 14 bis
15 m, so lassen sich die Längen der Walzwerkskomponenten und damit die Kosten deutlich
reduzieren.
[0031] Für ein Walzwerk, das beispielsweise Rohre mit Außendurchmessern zwischen 108 und
273 mm herstellen kann, ergeben sich dabei folgende Unterschiede:
|
Standard Rohrkontiwalzwerk |
erfindungsgemäßes Walzwerk |
Vormateriallänge |
5,0m |
3,6 m |
Hohlblocklänge |
12,0 m |
9,0 m |
Luppenlänge |
29,0 m |
14,5 m |
Kühlbettlänge |
42,0 m |
16,0 m |
[0032] Damit reduziert sich die erforderliche Länge des Kühlbettes auf unter 40 % der Normallänge.
[0033] Das Beschränken auf Einfachlängen erlaubt es außerdem, die Wanddickenabnahme im zweiten
Verfahrensschritt der Streckstufe zu verkleinern. Üblich sind bei bekannten Kontiwalzwerken
Wandabnahmen von etwa 10 bis 15 mm je nach Durchmesserbereich und Gerüstanzahl.
[0034] Wird die Wanddickenabnahme auf Werte unter 9 mm beschränkt, werden statt der in der
Standardbauweise eingesetzten fünf bis sechs Gerüste erfindungsgemäß nur noch drei
Gerüste benötigt. In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist daher die
Wanddickenabnahme auf unter 9 mm begrenzt.
[0035] Im Idealfall wird im Rohrkontiverfahren die Ringquerschnittsfläche des einlaufenden
Hohlblocks zu einer in Durchmesser und Wanddicke kleineren Ringquerschnittsfläche
reduziert. Die Wanddicke der Luppe ist mit der Wanddicke dieser kleineren Querschnittsfläche
identisch. Verfahrenstypisch ist hierbei, dass die Differenz der beiden Querschnittsflächen
unabhängig von der Größe der Wanddicke der Luppe ist.
[0036] Wie diese Querschnittsabnahme erfolgt und auf die Gerüste aufgeteilt wird entscheidet
über die Gleichmäßigkeit der Wanddicke beim Walzen sowie über die Stabilität, das
heißt die Reproduzierbarkeit wie auch die Anfälligkeit für Walzfehler.
[0037] Für die genannte Querschnittsabnahme haben sich erfindungsgemäß für die geometrische
Auslegung der Verformung in den drei Walzgerüsten folgende Aufteilungen als vorteilhaft
herausgestellt:
- Gerüst 1 (Einlaufgerüst): 50 - 60%
- Gerüst 2 (Zwischengerüst): 35 - 40%
- Gerüst 3 (Auslaufgerüst): 5 - 7,5%
[0038] Bei der Standardausführung eines Kontiwalzwerks leisten in der Regel die ersten drei
Gerüste eine hohe Umformarbeit und die folgenden zwei bis drei Gerüste eine deutlich
kleinere, weswegen auch zwei Gruppen von Baugrößen zum Einsatz kommen.
[0039] Das erfindungsgemäße Beschränken auf kleine Wanddickenabnahmen erlaubt es daher,
bei der großen Baugruppe mit einem Gerüst auszukommen anstatt mit dreien. Die kleine
Baugruppe mit der geringeren Umformarbeit weist dann entsprechend nur zwei Gerüste
auf.
[0040] Premiumprodukte für die Exploration und die Förderung von Öl und Gas werden nach
dem Walzen grundsätzlich einer Wärmebehandlung in Form von Härten und Anlassen unterzogen.
Dadurch entfällt das sonst übliche Normalisieren und damit die Investition eines Nachwärmofens.
[0041] Ein Wegfall des Nachwärmofens erlaubt erfindungsgemäß das Ausziehen und das Fertigwalzen
in einem Schritt vorzunehmen. Die ansonsten notwendige Distanz vom Ausziehwalzwerk
eines 2- oder 3-Walzen-Rohrkontiwalzwerks zum Fertigwalzwerk in Form eines Streckreduzier-
oder Maßwalzwerks entfällt damit komplett, da die Stelle des Ausziehwalzwerks jetzt
das Maß- bzw. Streckreduzierwalzwerk selbst einnimmt.
[0042] Die Distanz zwischen dem Rohrkontiwalzwerk und dem das Abziehen des Rohres von der
Stange mit übernehmenden Maß- oder Streckreduzierwalzwerk kann unter die heute üblichen
10 - 12 m verkürzt werden. Allein das Beschränken auf eine Einfachlänge der Luppe
erlaubt ein Verkürzen auf etwa die Hälfte. Eine weitere Verkürzung wird möglich, wenn
die Geschwindigkeit der Walzstange reduziert wird. Eine Untergrenze für die Distanz
ergibt sich durch die gewählte Art des Gerüstwechsels (seitlicher Wechsel oder Wechsel
in der Walzlinie) im Streckaggregat.
[0043] Werden die Gerüste in der Walzlinie herausgezogen so muss ein entsprechender Platz
zur Verfügung stehen, der durch die reduzierte Gerüstanzahl jedoch kürzer als bei
der Standardbauweise ist. Bei einem seitlichen Gerüstwechsel gibt der maximale Verfahrweg
der Stange den benötigten minimalen Zwischenraum vor.
[0044] Weil die Walzstange zudem durch die verminderte Wanddickenabnahme und die reduzierte
Gerüstzahl einer geringeren Wärmebelastung ausgesetzt ist, kann der dem Verschleiß
unterliegende teure Teil der Walzstange entsprechend kürzer ausfallen, was zusätzlich
zu einer großen Kosteneinsparung beiträgt.
[0045] Außerdem werden die Temperaturunterschiede wegen der kürzeren Kontaktzeit zum Innenwerkzeug
deutlich reduziert. Damit wird auch der zweite Grund zum Einbau eines Nachwärmofens
in einem (Gesamt-)Rohrkontiwalzwerk hinfällig.
[0046] Wie der obige Vergleich zeigt, wird auch das Kühlbett signifikant kürzer. Bei den
Teilsägen kann ebenfalls gespart werden. Bei Einsatz eines Streckreduzierwalzwerks
zum Fertigwalzen sind zwei Teilsägen anstelle von sonst üblichen vier Sägen ausreichend.
[0047] Wird mit einem Maßwalzwerk gearbeitet, so kann die Teilsäge sogar komplett entfallen,
da die erforderlichen Endenschnitte im Bereich der zerstörungsfreien Prüfung vorgenommen
werden können, der zum Herausschneiden von Fehlern und zur Probennahme in der Regel
über eine oder mehrere Schneidanlagen verfügt.
[0048] Außerdem können die Rollgänge zum Transport der Rohre deutlich kürzer ausgelegt werden.
Wird eine Adjustage direkt an das Streckreduzierwalzwerk oder Maßwalzwerk angehängt,
reicht eine Säge aus, um einen Kopfschnitt vorzunehmen, damit die Anlage zur zerstörungsfreien
Prüfung der Rohre durch unsaubere Rohrenden nicht zerstört wird.
[0049] Der übliche Nachteil im Ausbringen von Einfachlängen in bekannten Gesamt-Rohrkontiwalzwerken
kann vorteilhaft beispielsweise durch das Walzen von "angespitzten" Rohrwandenden
verbessert werden. Denn dadurch wird die Wandanstauchung beim anschließenden Streckreduzieren,
die üblicherweise zu einer Rohrendenverdickung außerhalb der Toleranzgrenze führen
würde, kompensiert.
[0050] Zudem weisen insbesondere in 3-Walzen-Rohrkontiwalzwerken hergestellte Rohre eine
sehr gute Konzentrizität auf, wodurch der Nachteil eines etwaigen geringeren Ausbringens
kompensiert wird.
[0051] Erfindungsgemäß ist deshalb das Walzwerk als 3-gerüstiges Walzwerk mit je drei Walzen
pro Gerüst ausgelegt.
[0052] Durch die besondere Verfahrensweise unter Verwendung von Luppen-Einfachlängen und
der dadurch bedingte Entfall ansonsten notwendiger teurer Walzwerksaggregate werden
die Nachteile einer relativ zur Jahreskapazität geringen Auslastung des Walzwerks
deutlich kompensiert bzw. überkompensiert.
[0053] Für das sichere und wirtschaftliche Betreiben eines Walzwerkes sind die geeignete
Wahl der Vormaterialformate und die Anzahl der verschiedenen Kaliber zur Fertigung
unterschiedlicher Rohrfertigdurchmesser von großer Bedeutung. Ziel ist es, die notwendige
Anzahl an vorzuhaltenden Formaten und Kalibern so gering wie möglich zu halten.
[0054] Mit Format wird hier der Außendurchmesser des Vormaterialblocks benannt. Als Kaliber
wird der Außendurchmesser der Luppe hinter dem 3-Walzen-Rohrkontiwalzwerk bezeichnet.
Zur Fertigung unterschiedlicher Rohrfertigdurchmesser werden entsprechend verschiedene
Formate und Kaliber benötigt.
[0055] Um mit möglichst wenig vorzuhaltenden unterschiedlichen Formaten und Kalibern auszukommen
wird deshalb in einem ersten Schritt die Mindestanzahl N benötigter Kaliber in einer
vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung über folgende Formel festgelegt:

mit:
D-Rohr-max: maximaler Rohrfertigdurchmesser in mm
D-Rohr-min: minimaler Rohrfertigdurchmesser in mm,
mit folgenden Werten der Konstante C1, welche die sinnvolle Umfangsverkleinerung des
zugehörigen Walzaggregates beschreibt:

für Streckreduzierwalzwerke

für Maßwalzwerke
[0057] Hierin beschreiben die Konstanten die Grenzwerte der für die Durchmesserveränderungen
maßgeblichen Fähigkeiten der Aggregate Maßwalzwerk (C5) bzw. Streckreduzierwalzwerk
(C2), Rohrkontiwalzwerk (C3) und Schrägwalzwerk (C4).
[0059] Die Konstante C5 beschreibt hierbei die maximale Umformfähigkeit des Maßwalzwerkes
und ersetzt hierbei die Konstante C2.
[0060] Die folgenden zwei Beispiele zeigen den Rechen- und Entscheidungsweg.
Beispiel 1:
[0061] Es sollen Rohre mit folgenden Durchmessern erzeugt werden:

[0062] Die Rohrabmessungen liegen damit im typischen Bereich für ein Streckreduzierwalzwerk.
[0063] Damit ergibt sich nach Formel 1 mit den entsprechenden Grenzen von C1 die folgende
[0066] Soll das Kaliber 2 beispielsweise bei einem Rohrdurchmesser von 168,3 mm beginnen
(Kaliber 1 endet theoretisch bei 108 x C5 = 108 x 1,45 = 156,6mm), so würde sich für
dieses Kaliber folgender Blockdurchmesser ergeben:

Damit ergibt sich ein Überschneidungsbereich mit Kaliber 3 (266,1 bis 280,4 mm) und
es kann auf ein zusätzliches Blockformat verzichtet werden.
[0067] Weitere Merkmale, Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung von einem in einer Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel.
[0068] In der Figur 1 ist das bekannte Anlagenlayout eines Rohrkontiwalzwerkes als Gesamtwalzwerk
für das Walzen von Mehrfachlängen dargestellt.
[0069] Neben dem Drehherdofen (0) weist das Gesamtwalzwerk ein Schrägwalzwerk (1) zum Lochen
eines hier nicht dargestellten massiven Blocks zu einem Hohlblock, ein Streckaggregat
als 3-Walzen-Rohrkontiwalzwerk (2) zum Strecken des Hohlblocks zu einer Luppe, ein
Ausziehwalzwalzwerk (3) zum Abstreifen der Luppe von der Dornstange, einen Nachwärmofen
(4) zum Wiedererwärmen der Luppe auf Walztemperatur, ein Streckreduzierwalzwerk (5)
zum Walzen der Luppe auf Endabmessung, ein Kühlbett (6) sowie ein Sägenfeld mit Rohrendbearbeitung
(7) auf.
[0070] Das Ausziehwalzwerk (3) besteht aus 3 Gerüsten mit jeweils drei Walzen, um die Luppe
von der Walzstange abzuziehen.
[0071] Figur 2 zeigt im Vergleich dazu das Anlagenlayout des erfindungsgemäßen Walzwerks.
Im direkten Vergleich ist erkennbar, dass sich das erfindungsgemäße Anlagenkonzept
durch eine deutlich verringerte Gesamtlänge auszeichnet.
[0072] Durch die konsequente Umsetzung des Konzeptes "Walzen von Luppen-Einfachlängen" wird
die Gesamtlänge des Kontiwalzwerks durch Entfall des Ausziehwalzwerks (3) sowie des
Nachwärmofens (4) und durch Längenanpassung von Kühlbett (6) und Sägenfeld mit Rohrendbearbeitung
(7) deutlich reduziert.
[0073] Entsprechend geringer fallen die Investitionskosten für das erfindungsgemäße Walzwerk
im Vergleich zum bekannten Kontiwalzwerk aus.
[0074] Zusätzlich ist das Walzwerk mit einer hier nicht dargestellten In-Line-Prüfeinheit
versehen, was die Investitions- und die operativen Kosten weiter senkt. Die In-Line-Prüfeinheit
besteht aus einer Anlage zur zerstörungsfreien Prüfung mit einer vorgeschalteten Richtmaschine,
einer Streuflussprüfung auf Längs- und Querfehler sowie einer Ultraschall-Wanddickenprüfung
und schließt sich in Verbindung mit einem Reparaturkreislauf für nachzuarbeitende
Rohre direkt an das Kühlbett (6) an.
[0075] Damit entfällt eine separate Qualitätsprüfung außerhalb der Fertigungslinie. Zudem
erlaubt diese Prüfung eine schnelle Rückmeldung zu Qualitätsproblemen des Walzwerks,
ein minimales Schopfen der Rohre, bei dem nur das abgesägt wird was notwendig ist
sowie den Einsatz bereits vorgeprüfter Rohre für die Wärmebehandlung und anderer Adjustagelinien.
Hierdurch werden die Durchlaufzeiten der Rohre und damit die Wirtschaftlichkeit der
Fertigung deutlich erhöht.
[0076] Bei Anlagen zur Fertigung von Rohren mit ≥ 177,8 mm Außendurchmesser hat sich dies
in Versuchen bereits hervorragend bewährt. Die Meterleistung bei Anlagen für die Fertigung
kleinerer Rohrdurchmesser, insbesondere bei den bekannten Rohrkontistraßen, ist jedoch
so groß, dass die zerstörungsfreie Prüfung die Menge der zur Prüfung anstehenden Rohre
nicht verarbeiten kann. Erst die Beschränkung auf Luppen-Einfachlängen erlaubt dies
wieder.
[0077] Das Ausziehwalzwerk (3) besteht aus 3 Gerüsten mit jeweils drei Walzen, um das Mutterrohr
von der Walzstange abzuziehen.
[0078] Figur 2 zeigt im Vergleich dazu das Anlagenlayout des erfindungsgemäßen Walzwerks.
Im direkten Vergleich ist erkennbar, dass sich das erfindungsgemäße Anlagenkonzept
durch eine deutlich verringerte Gesamtlänge auszeichnet.
[0079] Durch die konsequente Umsetzung des Konzeptes "Walzen von Mutterrohr-Einfachlängen"
wird die Gesamtlänge des Kontiwalzwerks durch Entfall des Ausziehwalzwerks (3) sowie
des Nachwärmofens (4) und durch Längenanpassung von Kühlbett (6) und Sägenfeld mit
Rohrendbearbeitung (7) deutlich reduziert.
[0080] Entsprechend geringer fallen die Investitionskosten für das erfindungsgemäße Walzwerk
im Vergleich zum bekannten Kontiwalzwerk aus.
[0081] Zusätzlich ist das Walzwerk mit einer hier nicht dargestellten In-Line-Prüfeinheit
versehen, was die Investitions- und die operativen Kosten weiter senkt. Die In-Line-Prüfeinheit
besteht aus einer Anlage zur zerstörungsfreien Prüfung mit einer vorgeschalteten Richtmaschine,
einer Streuflussprüfung auf Längs- und Querfehler sowie einer Ultraschall-Wanddickenprüfung
und schließt sich in Verbindung mit einem Reparaturkreislauf für nachzuarbeitende
Rohre direkt an das Kühlbett (6) an.
[0082] Damit entfällt eine separate Qualitätsprüfung außerhalb der Fertigungslinie, Zudem
erlaubt diese Prüfung eine schnelle Rückmeldung zu Qualitätsproblemen des Walzwerks,
ein minimales Schopfen der Rohre, bei dem nur das abgesägt wird was notwendig ist
sowie den Einsatz bereits vorgeprüfter Rohre für die Wärmebehandlung und anderer Adjustagelinien.
Hierdurch werden die Durchlaufzeiten der Rohre und damit die Wirtschaftlichkeit der
Fertigung deutlich erhöht.
[0083] Bei Anlagen zur Fertigung von Rohren mit ≥ 177,8 mm Außendurchmesser hat sich dies
in Versuchen bereits hervorragend bewährt. Die Meterleistung bei Anlagen für die Fertigung
kleinerer Rohrdurchmesser, insbesondere bei den bekannten Rohrkontistraßen, ist jedoch
so groß, dass die zerstörungsfreie Prüfung die Menge der zur Prüfung anstehenden Rohre
nicht verarbeiten kann. Erst die Beschränkung auf Mutterrohr-Einfachlängen erlaubt
dies wieder.
Bezugszeichenliste
Nr. |
Bezeichnung |
0 |
Drehherdofen |
1 |
Schrägwalzwerk |
2 |
Kontiwalzwerk in Drei-Walzen-Anordnung |
3 |
Ausziehwalzwerk |
4 |
Nachwärmofen |
5 |
Streckreduzierwalzwerk |
6 |
Kühlbett |
7 |
Sägenfeld und Rohrendbearbeitung |