[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Verbinden wenigstens zweier
Bauteile mittels einer Stanznietvorrichtung, eine Recheneinheit zu dessen Durchführung
sowie eine Fertigungseinrichtung mit einer Stanznietvorrichtung.
Stand der Technik
[0002] Verfahren zum Stanznieten dienen zum Verbinden wenigstens zweier in einem Verbindungsbereich
insbesondere eben ausgebildeter Bauteile (Fügepartner). Ein Stanznietverfahren zeichnet
sich dadurch aus, dass ein Vorlochen der miteinander zu verbindenden Bauteile nicht
erforderlich ist. Vielmehr wird ein Niet mittels eines Stempels oder eines Stempelwerkzeugs
in die wenigstens zwei Bauteile eingedrückt, wobei durch einen entsprechend geformten
Gegenhalter, bspw. in Form einer Matrize, der mit dem Stempelwerkzeug zusammenwirkt,
sichergestellt ist, dass der Niet oder die Bauteile sich in einer bestimmten Art und
Weise verformen, um eine kraft- und formschlüssige Verbindung zwischen den Bauteilen
herzustellen.
[0003] Weiterhin ist bspw. aus der
EP 2 318 161 B1 ein sog. Ultraschall-Stanznietverfahren bekannt, bei dem ein Schwingungserzeuger,
wie bspw. ein Ultraschall-Generator verwendet wird, um ein oder mehrere Komponenten
beim Verbinden der Bauteile in Schwingung zu versetzen. Durch diese Schwingung wird
bspw. die aufzuwendende Kraft zum Eindrücken des Niets reduziert.
[0004] Aus der
EP 2 623 952 A1 ist bspw. bekannt, dass bei verschiedenen Materialien Risse in der Oberfläche auftreten
können und es werden Möglichkeiten vorgeschlagen, solche Risse zu erkennen.
Offenbarung der Erfindung
[0005] Erfindungsgemäß werden ein Verfahren zum Verbinden wenigstens zweier Bauteile mittels
einer Stanznietvorrichtung, eine Recheneinheit zu dessen Durchführung sowie eine Fertigungseinrichtung
mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen
sind Gegenstand der Unteransprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
[0006] Ein erfindungsgemäßes Verfahren dient zum Verbinden wenigstens zweier Bauteile mittels
einer Stanznietvorrichtung. Dabei werden die wenigstens zwei Bauteile zwischen einem
Stempel und einem Gegenhalter angeordnet, ein zwischen dem Stempel und einem dem Stempel
zugewandten Bauteil der wenigstens zwei Bauteile angeordneter Niet wird mittels des
Stempels in die wenigstens zwei Bauteile eingedrückt, indem der Stempel mit einer
Kraft beaufschlagt wird. Während des Eindrückens des Niets wird dabei zumindest zeitweise
ein Gradient der Kraft ermittelt. Es kann sich dabei um einen zeitlichen Gradienten,
d.h. Kraft pro Zeit, oder um einen örtlichen Gradienten, d.h. Kraft pro Weg, handeln.
[0007] Bei Stanznietverfahren kann eine Kraft als Funktion der Position bzw. des Wegs des
Stempels für eine Qualitätsbewertung des Stanznietprozesses herangezogen werden. Dabei
kann bspw. untersucht werden, ob sich der Kraftverlauf innerhalb gewisser Grenzwerte,
bspw. einer sog. Hüllkurve, bewegt. Bei der Verbindung von Bauteilen aus sprödem Material
mittels eines Stanznietverfahrens kann es aufgrund der Ausübung der Kraft zu Defekten,
bspw. Rissen, in einem oder mehreren der Bauteile, aber auch in dem Niet, kommen.
Das Auftreten eines solchen Defekts führt dabei zu gewissen kurzzeitigen Schwankungen
in der Kraft, die auf den Stempel bzw. die Bauteile ausgeübt wird, da bspw. eines
der Bauteile nachgibt. Solche Schwankungen sind jedoch in aller Regel verhältnismäßig
klein, so dass solche Schwankungen im Rahmen einer Überwachung des Kraftverlaufs bezüglich
der erwähnten Grenzwerte in der Regel nicht erkannt werden. Dies liegt daran, dass
solche Grenzwerte eine gewisse Schwankung zulassen sollen, innerhalb derer ein Stanznietvorgang
noch als für in Ordnung befunden werden soll.
[0008] Wird nun jedoch, wie vorgeschlagen, der Gradient der Kraft ermittelt, so können besonders
vorteilhaft und auf sehr einfache Weise Defekte, insbesondere Risse, in den Bauteilen
bzw. dem Niet erkannt werden, da ein solcher Defekt eine kurze ruckartige Bewegung
des Stempels hervorruft, die als schnelle Änderung der Kraft und damit steiler Gradient
erkennbar ist.
[0009] Als spröde Materialien, bei denen das vorgeschlagene Verfahren besonders vorteilhaft
anwendbar ist, kommen bspw. Aluminium-Magnesium-Guss, kohlefaserverstärkter Kunststoff
(CFK), glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK), 7xxx-Alumnium-Blech, Magnesium-Blech
oder Titan-Blech in Frage.
[0010] Vorzugsweise wird die Erkennung des Defekts anhand eines Vergleichs des Gradienten
der Kraft mit wenigstens einem Schwellwert, der insbesondere in Abhängigkeit von den
wenigstens zwei Bauteilen und/oder des Niets und/oder des Gegenhalters vorgegeben
wird, vorgenommen. Solche Schwellwerte können bspw. aufgrund von Test- bzw. Erfahrungswerten
gewählt werden. Es kann dann bspw. auf einen Defekt erkannt werden, wenn der Gradient
(betragsmäßig) den Schwellwert überschreitet. Dabei kann berücksichtigt werden, dass
bspw. erst ab einem bestimmten Wert des Gradienten überhaupt von einem Defekt ausgegangen
werden kann. Es versteht sich auch, dass solche Schwellwerte materialabhängig sind
und daher auch bspw. bei jeder neuen Verwendung des Stanznietgeräts neu vorgegeben
bzw. eingestellt werden können, somit als von einem Benutzer vorgebbar sind. Neben
der Art des Materials kann aber bspw. auch die Dicke der zu verbindenden Bauteile
relevant sein. Denkbar ist dabei auch, dass über die Verwendung verschiedener Schwellwerte
eine Unterscheidung zwischen verschiedenen Arten von Defekten und/oder Defekten an
verschiedenen Komponenten, also bspw. einem Bauteil und dem Niet, getroffen wird.
[0011] Vorteilhafterweise wird der Gradient der Kraft mit einem zugehörigen Stanznietvorgang
verknüpft und insbesondere auf einem Speichermedium abgespeichert. Damit ist eine
Dokumentation des Nietvorgangs und dessen Qualität möglich ("Logbuchfunktion"). Bspw.
können auf diese Weise später Defekte leicht aufgefunden oder erklärt werden. Zudem
ist eine solche Dokumentation für industrielle Anwendungen oftmals vorgeschrieben.
Zweckmäßig kann es auch sein, die Verknüpfung und Abspeicherung nur durchzuführen,
wenn ein Defekt erkannt wurde. Damit wird eine unnötige Erzeugung von Daten vermieden.
Möglich ist auf diese Weise auch, eine insgesamt während eines bestimmten Zeitraums
auftretende Anzahl an Defekten zu ermitteln, wodurch bspw. Rückschlüsse auf eine Qualität
der verwendeten Bauteile bzw. Niete möglich ist.
[0012] Weiterhin ist es zweckmäßig, wenn nach einem erkannten Defekt der betreffende Stanznietvorgang
vor dessen Ende bereits sobald als möglich nach der Erkennung des Defekts abgebrochen
wird, sodass die Bauteile bzw. der Niet aussortiert werden können. Damit geht ein
geringer Zeitverlust einher.
[0013] Denkbar ist auch, dass ein erkannter Defekt auf Anzeigemitteln, bspw. einem Display,
angezeigt wird. So kann ein Defekt schnell erkannt werden und die entsprechenden Bauteile
bzw. der Niet können aussortiert werden. Denkbar ist dabei auch ein akustisches Signal,
das die Erkennung eines Defekts angibt.
[0014] Es ist von Vorteil, wenn zusätzlich zu dem Gradienten der Kraft ein weiteres Verfahren
und/oder eine weitere Qualitätskenngröße für eine Qualitätsbewertung eines zugehörigen
Stanznietvorgangs und/oder einer in diesem Stanznietvorgang erzeugten Verbindung der
wenigstens zwei Bauteile verwendet wird. Bei dem Verfahren bzw. der Qualitätskenngröße
kann es sich bspw. um einen Kraft-Weg- oder Kraft-Zeit-Verlauf, wie eingangs erwähnt,
handeln. Auf diese Weise kann eine Qualitätsbewertung des gesamten Stanznietvorgangs
erfolgen, die insbesondere auch eine Bewertung anderer bzw. zusätzlicher Faktoren
des Stanznietvorgangs neben der Erkennung von Defekten erlaubt. Zudem sind auf diese
Weise auch, zumindest teilweise, redundante Bewertungskriterien möglich. Zwei redundante
Bewertungskriterien sind aus Gründen der Prozesssicherheit oftmals sogar gefordert.
Zudem kann sich dann zunutze gemacht werden, dass für den Gradienten der Kraft die
Kraft ohnehin erfasst werden muss.
[0015] Vorzugsweise wird der Gradient der Kraft während wenigstens eines ausgewählten Zeit-
und/oder Wegbereiches während des Eindrückens des Niets ermittelt. Damit können bspw.
die Zeit- bzw. Wegbereiche ausgewählt werden, in denen erfahrungsgemäß Defekte bzw.
Risse zu erwarten sind. Somit ist keine Überwachung des gesamten Stanznietvorgangs
nötig.
[0016] Alternativ ist es auch bevorzugt, wenn der Gradient der Kraft während der gesamten
Zeitdauer oder während des gesamten Wegs des Eindrückens des Niets ermittelt wird.
Damit kann eine höhere Wahrscheinlichkeit, einen Defekt zu erkennen erreicht werden,
insbesondere wenn bspw. ein Defekt an einer unüblichen Position oder zu einer unüblichen
Zeit auftritt.
[0017] Vorteilhafterweise wird der Gradient der Kraft mittels einer zeit- oder wegabhängigen
Abtastung ermittelt. Bei der zeitabhängigen Abtastung kann die Kraft bspw. mit einer
bestimmten Frequenz erfasst werden, sodass der Gradient ermittelt werden kann. Bei
der wegabhängigen Abtastung kann die Kraft bspw. nach jedem Zurücklegen einer bestimmten
Distanz durch den Stempel, bspw. alle 5 µm, erfasst werden. Bei der wegabhängigen
Abtastung kann bspw. einer geringen Vorschubgeschwindigkeit insofern Rechnung getragen
werden, als nur eine geringe Datenmenge anfällt. Bei der zeitabhängigen Abtastung
sollte bspw. auf eine geeignete Frequenz, bspw. 50 oder 100 kHz, geachtet werden,
sodass keine zu hohe Datenmenge anfällt, aber dennoch eine hinreichend genaue Erfassung
eines Gradienten und damit eine Erkennung eines Defekts möglich ist.
[0018] Vorzugsweise wird wenigstens eine beim Eindrücken des Niets beteiligte Komponente
beim Eindrücken mittels eines Schwingungserzeugers in Schwingung versetzt. Auf diese
Weise ist eine besonders einfache Herstellung der Niet-Verbindung möglich, wobei gleichzeitig
weniger Kraft zum Eindrücken des Niets benötigt wird. Es sei jedoch angemerkt, dass
die Erkennung eines Defekts sowohl bei einem herkömmlichen Stanznietverfahren ohne
Schwingungseinkopplung als auch bei einem Stanznietverfahren mit Schwingungseinkopplung
verwendet werden kann.
[0019] Bei dieser Komponente kann es sich insbesondere um den Niet, den Stempel, den Gegenhalter
und/oder wenigstens eines der wenigstens zwei Bauteile handeln. Durch eine Einkopplung
einer Schwingung über verschiedene Komponenten kann sowohl Wärme erzeugt werden, die
den Nietvorgang vereinfacht, als auch eine nötige Kraft auf den Niet zum Eindrücken
in die Bauteile verringert werden. Insbesondere für letzteres ist es zweckmäßig, den
Stempel in Schwingung zu versetzen. Hierzu kann bspw. der Stempel direkt an den Schwingungserzeuger
angekoppelt sein bzw. sogar Teil des Schwingungserzeugers sein. Nichtsdestotrotz können
auch zusätzlich oder alternativ andere der genannten Komponenten in Schwingung versetzt
werden, um den Nietvorgang zu verbessern.
[0020] Als Schwingungserzeuger kommt dabei insbesondere ein Schall-Generator, insbesondere
ein Ultraschall-Generator, in Frage. Hierbei handelt es sich um eine einfache Methode
zur Schwingungserzeugung.
[0021] Eine erfindungsgemäße Fertigungseinrichtung weist eine Stanznietvorrichtung mit einem
Stempel, einem Gegenhalter und insbesondere einem Schwingungserzeuger, und eine erfindungsgemäße
Recheneinheit auf. Vorzugsweise weist die Fertigungseinrichtung auch Anzeigemittel
auf, die insbesondere dazu eingerichtet sind, den Gradienten der Kraft und/oder eine
Erkennung eines Defekts anzuzeigen.
[0022] Bezüglich der Vorteile einer erfindungsgemäßen Fertigungseinrichtung sei an dieser
Stelle zur Vermeidung von Wiederholungen auf die obigen Ausführungen zum erfindungsgemäßen
Verfahren verwiesen.
[0023] Eine erfindungsgemäße Recheneinheit, z.B. ein eine Steuereinheit oder ein Steuergerät
für eine Stanznietvorrichtung, ist, insbesondere programmtechnisch, dazu eingerichtet,
ein erfindungsgemäßes Verfahren durchzuführen.
[0024] Auch die Implementierung des Verfahrens in Form eines Computerprogramms ist vorteilhaft,
da dies besonders geringe Kosten verursacht, insbesondere wenn ein ausführendes Steuergerät
noch für weitere Aufgaben genutzt wird und daher ohnehin vorhanden ist. Geeignete
Datenträger zur Bereitstellung des Computerprogramms sind insbesondere magnetische,
optische und elektrische Speicher, wie z.B. Festplatten, Flash-Speicher, EEPROMs,
DVDs u.a.m. Auch ein Download eines Programms über Computernetze (Internet, Intranet
usw.) ist möglich.
[0025] Weitere Vorteile und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung
und der beiliegenden Zeichnung.
[0026] Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachfolgend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen.
[0027] Die Erfindung ist anhand eines Ausführungsbeispiels in der Zeichnung schematisch
dargestellt und wird im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnung ausführlich beschrieben.
Figurenbeschreibung
[0028]
- Figur 1
- zeigt vereinfacht und schematisch eine erfindungsgemäße Fertigungseinrichtung in einer
bevorzugten Ausführungsform.
- Figur 2
- zeigt schematisch eine Stanznietvorrichtung mit der ein erfindungsgemäßes Verfahren
durchführbar ist.
- Figuren
- 3a bis 3d zeigen eine Stanznietvorrichtung bei verschiedenen Phasen der Durchführung
eines erfindungsgemäßen Verfahrens in einer bevorzugten Ausführungsform.
- Figur 4
- zeigt einen Kraft-Positions-Verlauf bei einem Stanznietverfahren.
- Figur 5
- zeigt einen Ausschnitt aus Figur 4 vergrößert.
Detaillierte Beschreibung der Zeichnung
[0029] In Figur 1 ist vereinfacht und schematisch eine erfindungsgemäße Fertigungseinrichtung
100 in einer bevorzugten Ausführungsform gezeigt. Bei der Fertigungseinrichtung 100
kann es sich bspw. um einen Industrieroboter in einer Fertigungshalle, bspw. für einen
automobilen Karosseriebau, handeln.
[0030] Die Fertigungseinrichtung 100 weist dabei eine auf einem Boden angeordnete Trägerstruktur
3 und zwei daran angeordnete, miteinander verbundene und bewegliche Arme 4 und 5 auf.
Am Ende des Armes 5 ist eine erfindungsgemäße Stanznietvorrichtung 10 angeordnet,
welche nachfolgend noch detaillierter beschrieben wird.
[0031] Weiterhin ist eine Recheneinheit 80 gezeigt, bei der es sich bspw. um eine Steuereinheit
für die Stanznietvorrichtung 10 handelt. Die Recheneinheit 80 kann zudem auch als
Steuereinheit für die gesamte Fertigungseinrichtung, d.h. neben der Stanznietvorrichtung
insbesondere auch für die Ansteuerung der beweglichen Arme vorgesehen sein. Weiterhin
sind Anzeigemittel 90, bspw. ein Display, vorgesehen, auf denen bspw. aktuelle Betriebsparameter
der Stanznietvorrichtung angezeigt werden können. Es kann sich bei dem Element 90
auch um ein kombiniertes Anzeige-/Eingabemittel, z.B. einen Touchscreen, handeln.
[0032] In Figur 2 ist schematisch eine Stanznietvorrichtung 10 dargestellt. Die Stanznietvorrichtung
10 weist einen Rahmen 60 auf, der vorzugsweise in Form eines C-Rahmens oder C-Bügels
vorliegt, an welchem die einzelnen Komponenten bei einer Stanznietvorrichtung in der
Regel angeordnet sind, um die gewünschte Position zueinander einnehmen zu können.
Über den Rahmen 60 kann die Stanznietvorrichtung 10 bspw. an einem Arm wie in Figur
1 gezeigt befestigt sein.
[0033] Die Stanznietvorrichtung 10 weist einen Stempel (bzw. eine Sonotrode) 15 auf, beispielhaft
mit einem runden Querschnitt. Der Stempel 15 ist von einem (hülsenförmigen) Niederhalter
16 radial umgeben und relativ zu diesem in Längsrichtung beweglich angeordnet. Der
Niederhalter ist hierbei vorzugsweise an einem sog. Nullamplitudendurchgang des Stempels,
d.h. einer Position des Stempels, an der Schwingungsamplituden Null oder zumindest
möglichst gering sind, mittels einer Feder befestigt. Insbesondere ist der Stempel
15 mit einem Antrieb 50 gekoppelt, der dazu dient, eine zum Eindrücken des Niets 20
in die beiden Bauteile 11, 12 benötigte Kraft F aufzubringen. Der Antrieb 50 kann
bspw. mittels der Recheneinheit 80 gesteuert werden. Dabei kann die Kraft F bspw.
über einen Sollwert vorgegeben und als Istwert erfasst werden.
[0034] Ebenfalls ist der Niederhalter 16 dazu eingerichtet, gegen die Oberfläche des dem
Stempel 15 zugewandten Bauteils 11 mit einer Niederhaltekraft zu drücken. Hierzu kann
bspw. ein eigener Antrieb vorgesehen sein. Jedoch kann der Niederhalter auch (wie
hier gezeigt) an den Antrieb des Stempels oder an den Stempel selbst gekoppelt sein,
bspw. mittels einer Feder.
[0035] Auf der dem Stempel 15 und dem Niederhalter 16 gegenüberliegenden Seite der beiden
Bauteile 11, 12 ist ein Gegenhalter in Form einer Matrize 18 angeordnet. Der Stempel
15 und die Matrize 18 sind in vertikaler Richtung, wie auch der Niederhalter 16, beweglich
angeordnet und relativ zueinander bewegbar. Der Niederhalter 16 und die Matrize 18
dienen dazu, die beiden Bauteile 11, 12 zwischen dem Niederhalter 16 und der Matrize
18 während der Bearbeitung durch den Stempel 15 einzuspannen bzw. zusammenzudrücken.
[0036] Der Niet 20, hier beispielhaft ein Halbhohlniet, besteht bevorzugt aus einem gegenüber
den Werkstoffen der beiden Bauteile 11, 12 härteren Material, zumindest im Bereich
eines Nietschafts. Die dem Bauteil 11 abgewandte, ebene Oberseite des Niets ist in
Wirkverbindung mit dem Stempel 15 angeordnet, der an der Oberseite des Niets 20 flächig
anliegt.
[0037] Der Stempel 15 ist mit einem (mechanischen) Schwingungserzeuger 30 zur Erzeugung
von Schwingungen bzw. Vibrationen, z.B. einem Konverter bzw. Piezokonverter, wirkverbunden.
Insbesondere werden mittels des Schwingungserzeugers 30 Ultraschallschwingungen mit
einer Schwingweite (Abstand zwischen maximaler positiver und negativer Amplitude einer
Schwingung) zwischen 10 µm und 110 µm (entspricht einer Amplitude von 5 µm bis 55
µm) und einer Frequenz zwischen 15 kHz und 35 kHz oder ggf. auch höher erzeugt. Diese
Schwingungen werden von dem Schwingungserzeuger 30 über den Stempel 15 in den Niet
20 eingekoppelt. Der Schwingungserzeuger 30 ist an die Recheneinheit 80 angebunden
und kann von dieser angesteuert werden. Die Recheneinheit weist dazu einen elektrischen
Schwingungserzeuger, z.B. Funktionsgenerator, auf.
[0038] Bei dem Antrieb 50 kann es sich bspw. um einen Antrieb mit Kugel-, Rollen- oder Planetengewindetrieb
oder dergleichen handeln, der dazu geeignet ist, eine Kraft F zum Eindrücken des Niets
20 in die Bauteile 11, 12 aufzubringen. An dem Antrieb 50 ist eine Haltevorrichtung
35, bspw. in Form eines Rahmens oder eines Gestells, angebracht. An der Haltevorrichtung
35 ist ein Schwingsystem 39, das vorliegend den Schwingungserzeuger 30, einen Booster
31 sowie den Stempel bzw. die Sonotrode 15 umfasst, angeordnet.
[0039] In den Figuren 3a bis 3d ist die Stanznietvorrichtung 10, wie sie in Figur 2 detaillierter
beschrieben wurde, bei verschiedenen Phasen der Durchführung eines erfindungsgemäßen
Verfahrens in einer bevorzugten Ausführungsform dargestellt.
[0040] Weiterhin ist beispielhaft ein Positionssensor 40 gezeigt, der dazu eingerichtet
ist, eine Position oder einen Weg x des Stempels 15 zu erfassen. Diese Position x
kann dabei an die Recheneinheit 80 übermittelt werden. Die Position des Stempels kann
jedoch bspw. auch über den Antrieb des Stempels ermittelt werden, bspw. bei einem
Kugelgewindetrieb über eine Steigung des Gewindes und einer Anzahl an Umdrehungen.
[0041] Die in Figur 3a gezeigte Phase des erfindungsgemäßen Verfahrens stellt einen Beginn
des Stanznietverfahrens dar, bei dem der Nietschaft 24 in Wirkverbindung mit der Oberseite
des Bauteils 11 gelangt. Dabei wird der Stempel 15 mit der Kraft F gegen das dem Stempel
15 zugewandte Bauteil 11 gedrückt.
[0042] In einer in Figur 3b gezeigten weiteren Phase, d.h. während des weiteren Verlaufs
des Nietvorgangs und unter Unterstützung der in die Bauteile 11, 12 eingekoppelten
Schwingungen schneidet bzw. stanzt der Nietschaft 24 sich zunächst in das Bauteil
11 ein. Dabei werden die beiden Bauteile 11, 12 plastisch verformt, wobei das einer
Ausnehmung 22 der Matrize 18 zugewandte Bauteil 12 in den entsprechenden Bereichen
in die Ausnehmung 22 eingedrückt wird.
[0043] Während des weiteren Bewegungswegs bzw. der weiteren Abwärtsbewegung des Niets 20
entsprechend der Figur 3c wird der Nietschaft 24 im Bereich der Ausnehmung 22 nach
außen gespreizt, wodurch die beiden Bauteile 11, 12 in Axialrichtung sicher form-
und kraftschlüssig miteinander verbunden werden.
[0044] Wesentlich kann dabei sein, dass entsprechend der Figur 3d, die die Endposition des
Niets 20 zeigt, der Nietschaft 24 nicht aus dem Bauteil 12 herausragt bzw. dieses
nicht vollständig durchdringt.
[0045] Nachdem der Niet 20 die in der Figur 3d dargestellte Endposition erreicht hat, bei
der die Oberseite 26 des Niets 20 zumindest in etwa bündig mit der Oberseite des Bauteils
11 abschließt, wird anschließend der Stempel 15 wieder von den Bauteilen 11, 12 in
entgegengesetzte Richtung nach oben bewegt.
[0046] In Figur 4 ist ein beispielhafter Kraft-Positions-Verlauf bei einem Stanznietverfahren
gezeigt. Dabei ist eine Kraft F gegenüber einer Position bzw. einem Weg x aufgetragen.
Mit F(x) ist dabei ein Verlauf einer Kraft F, die zum Eindrücken des Niets auf den
Stempel ausgeübt wird, als Funktion gegenüber der Position x des Stempels beim Eindrücken
angegeben. Es sei angemerkt, dass hierbei lediglich eine relative Position x, d.h.
der zurückgelegte Weg des Stempels relevant ist.
[0047] Weiterhin ist eine Hüllkurve mit den Schwell- bzw. Grenzwerten G
11 und G
21 eingezeichnet, die maximal bzw. minimal zulässige Werte für die Kraft F bzw. die
Funktion F(x) kennzeichnen. Bspw. können Nietvorgänge, bei denen die Funktion F(x)
die Grenzwerte unter- bzw. überschreitet, als von zu geringer Qualität aussortiert
werden.
[0048] Weiterhin sind weitere Schwellwerte G
12 und G
22 gezeigt, die innerhalb der Hüllkurve mit den Grenzwerten G
11 und G
21 liegen. Diese Schwellwerte können bspw. als Warnkurve dienen, so dass bspw., wenn
diese Schwellwerte unter- bzw. überschritten werden, eine Korrekturmaßnahme eingeleitet
werden kann oder aber die zugehörige Nietverbindung als problematisch eingestuft werden
kann.
[0049] Weiterhin ist ein Fenster 301 gezeigt, das beispielhaft eine prozessrelevante Stelle,
hier eine Endposition, angibt. In einem solchen Fenster können weitere, einzuhaltende
Schwellwerte festgelegt werden.
[0050] Am Verlauf F(x) ist weiterhin zu erkennen, dass in etwa nach zwei Drittel des Wegs
eine Unregelmäßigkeit in Form einer kurzen Schwankung der Kraft F auftritt, wie sie
bspw. von einem Riss oder einem anderen Defekt verursacht wird. Der Wert der Kraft
F über- oder unterschreitet jedoch weder die Warn- noch die Hüllkurve, wie sie anhand
der Schwellwerte G
11 und G
21 bzw. G
12 und G
22 festgelegt sind. Der Riss bzw. der Defekt ist allein durch die Überwachung des Kraft-Weg-Verlaufs
damit in aller Regel nicht erkennbar.
[0051] Weiterhin sind zwei Wegabschnitte Δx
1 und Δx
2 gezeigt, während welcher die Ermittlung des Gradienten der Kraft F vorgenommen werden
kann, welcher im vorliegenden Beispiel als örtlicher Gradient ermittelt wird. Dabei
umfasst der Wegabschnitt Δx
1 nur einen Teil des gesamten Wegs, in welchem bspw. ein Defekt am wahrscheinlichsten
auftreten wird. Der Wegabschnitt Δx
2 hingegen umfasst den gesamten Weg vom Beginn des Stanznietvorgangs bis zum Ende.
[0052] In Figur 5 ist der Ausschnitt aus Figur 4, in welchem die Unregelmäßigkeit im Verlauf
F(x) auftritt, vergrößert dargestellt. Hier ist nun deutlich die Schwankung der Kraft
F zu sehen. Mit dF ist hierbei der Rückgang der Kraft F während des Wegabschnitts
dx bezeichnet. Dies bedeutet, dass hier ein (örtlicher) Gradient dF/dx vorliegt. Es
versteht sich, dass die Ermittlung des Gradienten auch mit höherer Auflösung erfolgen
kann, wie dies eingangs erläutert wurde, während hier lediglich beispielhaft der Gradient
dargestellt ist.
[0053] Weiterhin ist ein Rückgang dF' gezeigt, der bspw. einem Schwellwert dF'/dx des Gradienten
entsprechen kann. Sofern dieser Schwellwert dF'/dx betragsmäßig überschritten wird,
kann bspw. von einem Defekt ausgegangen werden.
[0054] Die Ermittlung dieses Gradienten und der Vergleich mit dem Schwellwert kann nun zusätzlich
zur Ermittlung des Verlaufs F(x) während des Stanznietvorgangs (oder eines Abschnitts
davon) mittels der Recheneinheit 80 erfolgen. Es versteht sich, dass der Gradient
nicht nur wegabhängig sondern auch zeitabhängig ermittelt werden kann.
1. Verfahren zum Verbinden wenigstens zweier Bauteile (11, 12) mittels einer Stanznietvorrichtung
(10), wobei die wenigstens zwei Bauteile (11, 12) zwischen einem Stempel (15) und
einem Gegenhalter (18) angeordnet werden, und wobei ein zwischen dem Stempel (15)
und einem dem Stempel zugewandten Bauteil (11) der wenigstens zwei Bauteile angeordneter
Niet (20) mittels des Stempels (15) in die wenigstens zwei Bauteile (11, 12) eingedrückt
wird, indem der Stempel (15) mit einer Kraft (F) beaufschlagt wird, dadurch gekennzeichnet, dass während des Eindrückens des Niets (20) zumindest zeitweise ein Gradient (dF/dx) der
Kraft ermittelt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei der Gradient (dF/dx) der Kraft für eine Erkennung
eines Defekts in wenigstens einem der Bauteile (11, 12) und/oder dem Niet (20) verwendet
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei die Erkennung des Defekts anhand eines Vergleichs
des Gradienten (dF/dx) der Kraft mit wenigstens einem Schwellwert (dF'/dx), der insbesondere
in Abhängigkeit von den wenigstens zwei Bauteilen (11, 12) und/oder des Niets (20)
und/oder des Gegenhalters (18) vorgegeben wird, vorgenommen wird.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Gradient (dF/dx) der Kraft
mit einem zugehörigen Stanznietvorgang verknüpft und insbesondere auf einem Speichermedium
abgespeichert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, wobei der Gradient (dF/dx) der Kraft mit einem zugehörigen
Stanznietvorgang verknüpft und insbesondere auf einem Speichermedium abgespeichert
wird, wenn ein Defekt erkannt wurde.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei zusätzlich zu dem Gradienten
(dF/dx) der Kraft ein weiteres Verfahren und/oder eine weitere Qualitätskenngröße,
insbesondere ein Kraft-Weg- (F(x)) oder Kraft-Zeit-Verlauf, für eine Qualitätsbewertung
eines zugehörigen Stanznietvorgangs und/oder einer in diesem Stanznietvorgang erzeugten
Verbindung der wenigstens zwei Bauteile (11, 12) verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Gradient (dF/dx) der Kraft
während wenigstens eines ausgewählten Zeit- und/oder Wegbereiches (Δx1) während des Eindrückens des Niets (20) ermittelt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei der Gradient der Kraft während der
gesamten Zeitdauer oder während des gesamten Wegs (Δx2) des Eindrückens des Niets (20) ermittelt wird.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei der Gradient (dF/dx) der Kraft
mittels einer zeit- oder wegabhängigen Abtastung ermittelt wird.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei wenigstens eine beim Eindrücken
des Niets (20) beteiligte Komponente (11, 12, 15, 18, 20) beim Eindrücken mittels
eines Schwingungserzeugers (30) in Schwingung versetzt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, wobei die wenigstens eine beim Eindrücken des Niets (20)
beteiligte Komponente der Stanznietvorrichtung den Niet (20), den Stempel (15), den
Gegenhalter (18) und/oder wenigstens eines der wenigstens zwei Bauteile (11, 12) umfasst.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, wobei als Schwingungserzeuger (30) ein Schall-Generator,
insbesondere ein Ultraschall-Generator, verwendet wird.
13. Recheneinheit (80), die dazu eingerichtet ist, ein Verfahren nach einem der vorstehenden
Ansprüche durchzuführen.
14. Fertigungseinrichtung (100) aufweisend eine Stanznietvorrichtung (10) mit einem Stempel
(15), einem Gegenhalter (18) und insbesondere einem Schwingungserzeuger (30), und
eine Recheneinheit (80) nach Anspruch 13, und vorzugsweise weiterhin aufweisend Anzeigemittel
(90).
15. Computerprogramm, das eine Recheneinheit (80) veranlasst, ein Verfahren nach einem
der Ansprüche 1 bis 12 durchzuführen, wenn es auf der Recheneinheit (80) ausgeführt
wird.
16. Maschinenlesbares Speichermedium mit einem darauf gespeicherten Computerprogramm nach
Anspruch 15.