[0001] Die Erfindung liegt auf dem Gebiet der Luftzerlegungsanlagen und betrifft ein Verfahren
zur Luftzerlegung sowie eine Luftzerlegungsanlage gemäß den Oberbegriffen der unabhängigen
Patentansprüche.
Stand der Technik
[0003] Luftzerlegungsanlagen weisen Destillationssäulensysteme auf, die beispielsweise Zwei-
oder Dreisäulenanordnungen zur Bereitstellung von stickstoff- und sauerstoffreichen
Luftprodukten umfassen. Typischerweise sind dabei zumindest eine sogenannte (Hoch-)Drucksäule
und eine sogenannte Niederdrucksäule vorhanden. Der Betriebsdruck der Hochdrucksäule
beträgt beispielsweise 4,3 bis 6,9 bar, vorzugsweise etwa 5,0 bar. Die Niederdrucksäule
wird bei einem Betriebsdruck von beispielsweise 1,3 bis 1,7 bar, vorzugsweise etwa
1,5 bar betrieben. Die genannten Druckwerte liegen im Sumpf entsprechender Säulen
vor. Es können auch beispielsweise sogenannte Mitteldrucksäulen vorhanden sein, die
bei einem Betriebsdruck betrieben werden, der zwischen den genannten Werten liegt.
Insbesondere die Niederdrucksäule kann auch zweiteilig ausgebildet sein. Zu Details
sei auf die Fachliteratur verwiesen.
[0004] Einer Luftzerlegungsanlage wird Luft, sogenannte Einsatzluft, zugeführt, die beispielsweise
aus der Umgebung entnommen werden kann. Im Verlauf der Luftzuführung in der Luftzerlegungsanlage
wird die Luft verdichtet und dann verschiedenen Prozessen unterzogen, um sie zu reinigen
und zu kühlen, bevor sie beispielsweise der Hochdrucksäule zugeführt wird. Insbesondere
kann die verdichtete Einsatzluft dabei in Teilströme aufgeteilt, ggf. nachverdichtet,
und auf unterschiedliche Weise behandelt werden. Wenn hier und im Folgenden von Luft
die Rede ist, soll hierunter sowohl Umgebungsluft als auch Luft, die bereits verschiedenen
Prozessen unterzogen wurde, auch wenn die Zusammensetzung von der üblichen Umgebungsluft
abweicht, verstanden werden.
[0005] Die vorliegende Erfindung stellt sich die Aufgabe, einen Prozess zur Luftzerlegung,
insbesondere die Luftzuführung, energieeffizienter zu gestalten.
Offenbarung der Erfindung
[0006] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zur Luftzerlegung sowie eine Luftzerlegungsanlage
mit den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche gelöst. Ausgestaltungen sind Gegenstand
der abhängigen Patentansprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
Vorteile der Erfindung
[0007] Die vorliegende Erfindung geht von einem an sich bekannten Verfahren zur Luftzerlegung,
wie dies eingangs näher erläutert wurde, aus. Dabei wird ein Anteil der verdichteten
Luft, die insgesamt in einer Luftzerlegungsanlage zerlegt werden soll, also ein Teil
der gesamten Einsatzluft, mittels eines Hauptwärmetauschers der Luftzerlegungsanlage
abgekühlt und verflüssigt, wobei diese verflüssigte Luft im weiteren Verlauf mittels
einer Joule-Thomson-Turbine entspannt und im weiteren Verlauf einer Hochdrucksäule
der Luftzerlegungsanlage, insbesondere deren unterem Bereich, zugeführt wird.
[0008] Sog. Joule-Thomson-Turbinen (auch als Joule-Thomson-Expander, Flüssigturbinen oder
DFE bzw. "Dense Fluid Expander" bezeichnet) können in Luftzerlegungsanlagen anstelle
von Drosselventilen oder zusätzlich zu diesen eingesetzt werden. Dabei wird die Hochdruckflüssigkeit
(also hier flüssige Luft, in der Regel mit einem Druck von mehr als 20 bar) auf einen
Mitteldruck (beispielsweise ca. 6 bar) entspannt, der dem Druck in der Hochdrucksäule
(auch als Hochdruckkolonne bezeichnet) der Luftzerlegungsanlage entspricht oder sich
nur geringfügig, beispielsweise um weniger als 1 bar, von diesem unterscheidet. Zu
weiteren Details sei auch hier auf die zitierte Fachliteratur verwiesen. Die Aufgabe
der Joule-Thomson-Turbine ist bei Häring insbesondere in den Abschnitten "Cold Section
(Fig. 2.3A)" auf Seite 24 und "Cryogenic Losses are Mainly Covered by the Turbine"
auf Seite 27 beschrieben.
[0009] Der Einsatz von Joule-Thomson-Turbinen anstelle von Joule-Thomson-Ventilen (Drosselventilen)
ermöglicht es, den Joule-Thomson-Strom um -je nach Situation-um bis zu 6% zu reduzieren,
was zu einer Energieeinsprung beispielsweise am Booster-Luftverdichter (Booster Air
Compressor bzw. BAC) für sog. MAC-BAC-Prozesse, am Stickstoff-Kreislauf-Verdichter
für Luftzerlegungsanlagen mit Stickstoff-Kreislauf oder am Hauptluftverdichter (Main
Air Compressor bzw. MAC) für sogenannte Hochdruckluft- bzw. HAP (High Air Pressure)-Luftzerlegungsverfahren
bedeutet.
[0010] Ein MAC-BAC-Verfahren unterscheidet sich von einem HAP-Verfahren dadurch, dass nur
ein Teil der Einsatzluft auf einen Druck verdichtet wird, der wesentlich, d.h. um
mindestens 3 bar oberhalb des Betriebsdrucks der Hochdrucksäule liegt. Die übrige
Einsatzluft wird lediglich auf den Betriebsdruck der Hochdrucksäule oder einen typischerweise
um nicht mehr als 1 bis 2 bar von diesem abweichenden Druck verdichtet und auf diesem
in die Hochdrucksäule eingespeist. Der auf den höheren Druck verdichtete Anteil der
Einsatzluft kann in einem MAC-BAC-Verfahren nach einer Abkühlung zumindest zum Teil
durch die Joule-Thomson-Turbine geführt werden.
[0011] Bei einem HAP-Verfahren wird hingegen die gesamte Einsatzluft auf einen Druck verdichtet
wird, der wesentlich, d.h. um mindestens 3 bar, oberhalb des Betriebsdrucks der Hochdrucksäule
liegt. Der verwendete Druckunterschied beträgt dabei mindestens 3 bar, kann jedoch
auch deutlich höher sein, beispielsweise bei 4, 5, 6, 7, 8, 9 oder 10 bar und bis
zu 14, 16, 18 oder 20 bar liegen. HAP-Verfahren sind beispielsweise aus der
EP 2 980 514 A1 und der
EP 2 963 367 A1 bekannt. In einem HAP-Verfahren ist typischerweise kein Nachverdichter vorgesehen,
der Hauptverdichter stellt die einzige mit externer Energie angetriebene Verdichtereinrichtung
dar. Gleichwohl können über Entspannungsturbinen angetriebene Booster vorgesehen sein,
die Luftströme auf einen nochmals höheren Druck verdichten. Auch bei einem HAP-Verfahren
wird ein Teil dieser Luft durch die Joule-Thomson-Turbine geführt. Auch die restliche
Luft wird vor der Einspeisung in das Destillationssäulensystem entspannt.
[0012] Bei der Entspannung des Turbinenstroms endet der Entspannungsvorgang in einem Zweiphasengebiet,
das heißt ein Teil der Flüssigkeit, hier der flüssigen Luft, wird dabei verdampft.
Der entstehende Dampf wird auch als Flash-Gas bezeichnet. Die Joule-Thomson-Turbine
ist wie alle Strömungsmaschinen gegenüber Phasenänderungen des zu entspannenden Fluids
empfindlich - Flash-Gas in der Maschine selbst kann nämlich zu großen mechanischen
Schäden bis hin zur Zerstörung der Maschine führen.
[0013] Daher kann vorgesehen sein, die Entspannung in der Joule-Thomson-Turbine verfahrenstechnisch
zweistufig zu gestalten. Zunächst kann die Hochdruckflüssigkeit nicht auf den Mitteldruck
sondern auf einen etwas höheren Zwischendruck (beispielsweise ca. 10 bis 16 bar) entspannt
werden. Das Hauptkriterium dabei ist, dass der Dampfanteil am Austritt aus der Joule-Thomson-Turbine
möglichst gering bleibt. Die restliche Entspannung von diesem Zwischendruck auf den
Mitteldruck kann dann in einem Drosselventil erfolgen.
[0014] Hierzu ist jedoch üblicherweise ein Regelungssystem nötig, das in der Lage sein muss,
nicht nur einen regulären Betrieb zu ermöglichen, sondern auch gefährliche Situationen,
die insbesondere beim Verstellen der Anlage auftreten können, zu vermeiden. Zweckmäßig
ist hierbei, dass der Zwischendruck höher als ein verfahrenstechnisch optimaler Druck
gehalten wird, so dass immer ein gewisser Sicherheitsabstand gegeben ist. Das vorhandene
Energieeinsparungspotential bei einer solchen Anlage wird dabei in der Regel jedoch
nicht ausgeschöpft.
[0015] Für sog. "flexible" Luftzerlegungsanlagen, d.h. Luftzerlegungsanlagen, die oft verstellt
werden, kann dieser Nachteil dazu führen, dass sich der Einsatz von Joule-Thomson-Turbinen,
insbesondere gegenüber Drosselventilen, nicht mehr lohnt. Möglich ist auch, Laufräder
der Joule-Thomson-Turbinen mit spezieller Geometrie auszubilden, sodass die Turbine
für einen höheren Anteil an Flash-Gas verwendbar ist, jedoch ist hierzu ein hoher
Herstellungsaufwand nötig. Das erwähnte Regelungssystem wäre hierbei jedoch unverändert.
Dabei gilt in der Regel, dass das Verfahren umso effizienter ist, je niedriger der
Zwischendruck gewählt wird. Je niedriger der Zwischendruck ist, desto höher ist jedoch
die Gefahr, dass bei der Entspannung das Zweiphasengebiet auftritt. Ein gutes Regelungssystem
ist hierbei also fast unvermeidlich.
[0016] Erfindungsgemäß wird nun jedoch die flüssige Luft, nachdem sie den Hauptwärmetauscher
verlassen hat und bevor sie der Joule-Thomson-Turbine zugeführt wird, weiter abgekühlt.
Zweckmäßig ist hierbei eine Abkühlung bis auf eine Temperatur zwischen 98 und105 K.
[0017] Mit dem vorgeschlagenen Verfahren kann erreicht werden, dass der Zustand der Luft
am Austritt aus der Joule-Thomson-Turbine in einem "sicheren Bereich" liegt, d.h.
dass sich kein oder zumindest hinreichend wenig Flash-Gas bildet bzw. das Zweiphasengebiet
nicht erreicht wird, da durch die Abkühlung vor Einritt in die Joule-Thomson-Turbine
die Verhältnisse bei der Entspannung entsprechend verändert werden. Eine spezielle
Regelung, wie oben erwähnt, ist somit nicht mehr nötig. Weiterhin werden ein Instrumentierungsaufwand
sowie ein Inbetriebnahme-Aufwand für die Luftzerlegungsanlage deutlich reduziert.
Auch im Betrieb der Luftzerlegungsanlage kann gewährleistet werden, dass die Joule-Thomson-Turbine
möglichst optimal betrieben wird. Zusätzlich kann die Rektifikation im unteren Abschnitt
der Hochdrucksäule verbessert werden. Ebenso ist ein Drosselventil - je nach Abkühlung
der Luft - nicht mehr zwingend nötig. Es versteht sich, dass ein Drosselventil zwischen
der Joule-Thomson-Turbine und der Zuführung zur Hochdrucksäule - je nach zusätzlicher
Abkühlung der Luft - dennoch vorgesehen sein kann, aber auch dann ist keine Regelung
nötig.
[0018] Vorzugsweise wird die verflüssigte Luft, nachdem sie den Wärmetauscher verlassen
hat und bevor sie der Joule-Thomson-Turbine zugeführt wird, durch einen Verdampfer
geführt, in dem die Luft durch Verdampfen einer tiefkalten Flüssigkeit weiter abgekühlt
wird. Die Verwendung eines Verdampfers ermöglicht dabei eine besonders effiziente
Abkühlung der Luft. Der Verdampfer kann dabei besonders vorteilhaft im Sumpf der Hochdrucksäule
der Luftzerlegungsanlage angeordnet werden und hier gleichzeitig als Sumpfverdampfer
zur Verdampfung der sich im Sumpf der Hochdrucksäule abscheidenden sauerstoffangereicherten
Flüssigkeit dienen. Auf diese Weise kann in den Sumpf der Hochdrucksäule Wärme zur
Verdampfung eingebracht werden, die der verflüssigten Luft entzogen wird.
[0019] Alternativ ist es bevorzugt, wenn der Verdampfer separat, insbesondere außerhalb
der Hochdrucksäule der Luftzerlegungsanlage, angeordnet wird. Dies ermöglicht eine
variable Positionierung des Verdampfers und benötigt keine Veränderungen in der Hochdrucksäule.
[0020] Bei der separaten Anordnung des Verdampfers ist es vorteilhaft, wenn ein Teil der
Luft, die die Joule-Thomson-Turbine verlässt, dem Verdampfer zu dessen Betrieb zugeführt
und anschließend aus dem Verdampfer abgeführt und separat von der übrigen Luft, die
die Joule-Thomson-Turbine verlässt, der Hochdrucksäule zugeführt wird. Die für den
Betrieb des Verdampfers nötige Kälte kann also direkt aus dem Strom der gekühlten
Luft abgezweigt bzw. entnommen werden.
[0021] Alternativ ist es jedoch auch bevorzugt, wenn die Luft, die die Joule-Thomson-Turbine
verlässt, im weiteren Verlauf vollständig dem Verdampfer zu dessen Betrieb zugeführt
und anschließend aus dem Verdampfer abgeführt und der Hochdrucksäule zugeführt wird.
Damit kann die gekühlte Luft vollständig zur Bereitstellung der für den Betrieb des
Verdampfers nötigen Kälte verwendet werden. Je nach Situation kann dabei die eine
oder die andere Variante energieeffizienter sein. In beiden Fällen wird durch die
der Joule-Thomson-Turbine zugeführte verflüssigte Luft ein Teil der der Joule-Thomson-Turbine
entnommenen, noch flüssigen Luft verdampft und erstere gleichzeitig abgekühlt.
[0022] Eine weitere bevorzugte Möglichkeit zur Abkühlung der flüssigen Luft ist es, dass
die verflüssigte Luft, nachdem sie den Wärmetauscher verlassen hat und bevor sie der
Joule-Thomson-Turbine zugeführt wird, durch einen weiteren Wärmetauscher oder einen
Unterkühler geführt wird, damit die Luft abgekühlt wird. Auch auf diese Weise kann
die nötige Abkühlung der flüssigen Luft erreicht werden. Besonders zweckmäßig ist
es dabei, wenn der weitere Wärmetauscher oder der Unterkühler für wenigstens einen
weiteren Kühlvorgang in der Luftzerlegungsanlage verwendet wird, d.h. wenn der weitere
Wärmetauscher bzw. Unterkühler ohnehin vorhanden ist, da dann die Einbindung des vorgeschlagene
Verfahrens eine bestehende Luftzerlegungsanlage besonders einfach und schnell möglich
ist.
[0023] Bei einer erfindungsgemäßen Luftzerlegungsanlage ist ein Teil der verdichteten Luft,
die in der Luftzerlegungsanlage zerlegt werden soll, also ein Teil der Einsatzluft,
durch einen Hauptwärmetauscher derart führbar, dass dieser Anteil der Einsatzluft
abgekühlt und verflüssigt wird, wobei im weiteren Verlauf eine Joule-Thomson-Turbine
vorgesehen ist, durch die diese verflüssigte Luft derart führbar ist, dass sie entspannt
wird. Zudem ist eine Hochdrucksäule vorgesehen, welcher diese Luft im weiteren Verlauf
zuführbar ist. Dabei ist eine Kühleinheit, also insbesondere ein Verdampfer, ein weiterer
Wärmetauscher oder ein Unterkühler, vorgesehen, mittels welcher diese flüssige Luft,
nachdem sie den Hauptwärmetauscher verlassen hat und bevor sie der Joule-Thomson-Turbine
zugeführt wird, abkühlbar ist.
[0024] Bzgl. vorteilhafter Ausgestaltungen sowie den Vorteilen der erfindungsgemäßen Luftzerlegungsanlage
sei zur Vermeidung von Wiederholungen auf obige Ausführungen zum Verfahren verwiesen,
die dort entsprechend gelten.
[0025] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügte Zeichnung näher
erläutert, welche verschiedene Anlagenteile zeigt, anhand derer die erfindungsgemäßen
Maßnahmen erläutert werden.
[0026] Kurze Beschreibung der Zeichnung
- Figur 1
- zeigt eine nicht erfindungsgemäße Luftzerlegungsanlage in Form eines schematischen
Prozessflussdiagramms.
- Figur 2
- zeigt eine Luftzerlegungsanlage gemäß einer Ausführungsform der Erfindung in Form
eines schematischen Prozessflussdiagramms.
- Figur 3
- zeigt ein T-S-Diagramm zur Erläuterung der Erfindung.
- Figur 4
- zeigt eine Luftzerlegungsanlage gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung
in Form eines schematischen Prozessflussdiagramms.
- Figur 5
- zeigt eine Luftzerlegungsanlage gemäß einer weiteren Ausführungsform der Erfindung
in Form eines schematischen Prozessflussdiagramms.
Ausführliche Beschreibung der Zeichnung
[0027] In Figur 1 ist eine Luftzerlegungsanlage an sich bekannter Art dargestellt, mit der
neben anderen Luftprodukten beispielsweise gasförmiger (GAN) und flüssiger Stickstoff
(LIN) und flüssiger Sauerstoff (LOX), insbesondere unter Verwendung einer Innenverdichtung
(ICLIN, ICLOX), bereitgestellt werden können. Luftzerlegungsanlagen der gezeigten
Art sind vielfach an anderer Stelle beschrieben, beispielsweise bei
H.-W. Häring (Hrsg.), Industrial Gases Processing, Wiley-VCH, 2006, insbesondere Abschnitt
2.2.5, "Cryogenic Rectification". Für detaillierte Erläuterungen zu Aufbau und Funktionsweise sei daher auf entsprechende
Fachliteratur verwiesen. Eine Luftzerlegungsanlage zum Einsatz der vorliegenden Erfindung
kann auf unterschiedlichste Weise ausgebildet sein.
[0028] Von der in Figur 1 gezeigten Luftzerlegungsanlage 100 sind im Wesentlichen nur die
Hochdrucksäule 111 sowie die Niederdrucksäule 112 als Teil eines Destillationssäulensystems
gezeigt. Während Destillationssäulen für Rohargon und Reinargon nur als Block 113
angedeutet sind, sind Komponenten wie Hauptluftverdichter und Vorkühleinrichtung nicht
gezeigt. Ein Hauptwärmetauscher 150 ist nur teilweise gezeigt, nämlich insoweit als
Luft eines Stroms a (JT-AIR) durch den Hauptwärmetauscher 150 zu Kühlung und Verflüssigung
geführt wird. Auch die anderen dargestellten Ströme bzw. Medien (UN2, GAN, FEED, ICLIN,
ICLOX) können durch den Hauptwärmetauscher 150 geführt werden, wie beispielsweise
in Figur 1 der
WO 2016/015850 A1 gezeigt.
[0029] Zu den stromauf des Hauptwärmetauschers 150 vorgesehenen Apparaten sei ebenfalls
explizit auf Figur 1 der
WO 2016/015850 A1 und die zugehörigen Erläuterungen verwiesen. Wie dort gezeigt und erläutert, kann
Einsatzluft dabei über einen Hauptluftverdichter angesaugt, in einer Vorkühleinheit
gekühlt und in einer Reinigungseinheit gereinigt werden. Ein Teilstrom kann zunächst
zur Nachverdichtung einem Nachverdichter zugeführt werden. Von diesem wird wiederum
ein Teil in Form des Stroms a (JT-AIR) in dem Nachverdichter auf einen Nachverdichterenddruck
nachverdichtet, warmseitig dem Hauptwärmetauscher 150 zugeführt und diesem kaltseitig
entnommen.
[0030] Nachdem die Luft des Stroms a den Hauptwärmetauscher 150 durchlaufen hat, wird sie
einer Joule-Thomson-Turbine 170 zugeführt, in welcher die Luft entspannt wird, wie
eingangs erwähnt. Hierzu ist ein Regelsystem 171 vorgesehen, das nur schematisch angedeutet
ist. Nach der Joule-Thomson-Turbine 170 kann ein Drosselventil vorgesehen sein, das
die Luft durchläuft, bevor sie der Hochdrucksäule 111 zugeführt wird.
[0031] Weiterhin ist ein Unterkühler 160 zur Unterkühlung von flüssigen oder gasförmigen
Luftprodukten vorgesehen, die aus der Hochdrucksäule 111 unter anderem in die Niederdrucksäule
112 geführt werden.
[0032] In der hier gezeigten Luftzerlegungsanlage 100 wird also, wie eingangs beschrieben,
die durch den Hauptwärmetauscher 150 verflüssigte Luft in die Joule-Thomson-Turbine
170 geführt, beispielsweise mit einem Druck von ca. 20 bar oder höher. In der Joule-Thomson-Turbine
150 wird die Luft dann beispielsweise auf einen Druck von ca. 10 bis 16 bar entspannt,
um die Bildung von Flash-Gas zu vermeiden. Hierzu ist insbesondere das Regelsystem
171 nötig.
[0033] In Figur 2 ist nun eine Luftzerlegungsanlage gemäß einer Ausführungsform der Erfindung
in Form eines schematischen Prozessflussdiagramms dargestellt. Die Luftzerlegungsanlage
200 entspricht in ihrem grundlegenden Aufbau der Luftzerlegungsanlage 100 gemäß Figur
1. Im Unterschied dazu ist hier nun jedoch ein Verdampfer 180 vorgesehen, durch den
die Luft des Stroms a, nachdem sie durch den Hauptwärmetauscher 150 verflüssigt worden
ist, geführt wird.
[0034] Der Verdampfer 180 ist im Sumpf der Hochdrucksäule 111 angeordnet, um die für den
Betrieb und damit die Abkühlung der durchgeführten Luft, zu erhalten. Beim Durchlaufen
des Verdampfers 180 wird Wärme des Stroms a auf das flüssige Sumpfprodukt der Hochdrucksäule
111 übertragen, die dadurch teilweise verdampft wird. Die auf diese Weise im Verdampfer
180 abgekühlte Luft des Stroms a wird dann der Joule-Thomson-Turbine 150 zugeführt,
in der die Luft entspannt wird. Anschießend wird die Luft dann - wie auch gemäß Figur
1 - der Hochdrucksäule 111 zugeführt.
[0035] In Figur 3 ist ein T-S-Diagramm zur näheren Erläuterung der Erfindung dargestellt.
Hierbei ist die Temperatur T über der Entropie S aufgetragen. Bei einer herkömmlichen
Luftzerlegungsanlage mit Joule-Thomson-Turbine, wie in Figur 1 gezeigt, verläuft die
Entspannung der Luft ausgehend von Punkt P1, der einem Zustand entspricht, in dem
die Luft den Hauptwärmetauscher verlässt und in die Joule-Thomson-Turbine eintritt
(etwaige Leitungseffekte vernachlässigt), über den Punkt P2 hin zum Punkt P3.
[0036] Bei der Luftzerlegungsanlage gemäß Figur 2 bzw. dem entsprechenden Verfahrensablauf
wird die die Luft, ausgehend vom Punkt P1 zunächst mittels des Verdampfers ohne nennenswerte
Druckänderung weiter abgekühlt, d.h. es wird der Punkt P4 im Diagramm erreicht, welcher
dem Zustand entspricht, zu dem die Luft dann in die Joule-Thomson-Turbine eintritt.
Dort wird die Luft dann hin zum Punkt P5 entspannt. Der Druck bei Punkt P5 entspricht
demjenigen beim Punkt P3, was an der Isobare zu sehen ist, allerdings wird weniger
bis gar kein Flash-Gas erzeugt. Dies bedeutet, dass keine aufwändige Regelung mehr
erforderlich ist.
[0037] In Figur 4 ist eine Luftzerlegungsanlage gemäß einer weiteren Ausführungsform der
Erfindung in Form eines schematischen Prozessflussdiagramms dargestellt. Die Luftzerlegungsanlage
300 entspricht in ihrem grundlegenden Aufbau der Luftzerlegungsanlage 200 gemäß Figur
2.
[0038] Im Unterschied dazu ist hier nun jedoch der Verdampfer 180 separat und zwar außerhalb
der Hochdrucksäule 111 vorgesehen. Auch hier wird die Luft durch den Verdampfer 180
geführt, nachdem sie durch den Hauptwärmetauscher 150 verflüssigt worden ist, geführt
wird (Strom a).
[0039] Nachdem die Luft den Verdampfer 180 verlassen hat, wird sie - wie auch gemäß Figur
2 - durch die Joule-Thomson-Turbine 170 geführt, in der die Luft entspannt wird. Nach
Verlassen der Joule-Thomson-Turbine 170 wird die Luft nun jedoch zunächst erneut durch
den Verdampfer 180 geführt, dieses Mal nicht zur Abkühlung sondern zum Betrieb bzw.
Kühlung des Verdampfers180 selbst. Anschließend wird die flüssige Luft aus dem Sumpf
des Verdampfers 180 der Hochdrucksäule zugeführt.
[0040] Eventuell entstehende gasförmige Luft aus dem oberen Bereich des Verdampfers 180
kann ebenso der Hochdrucksäule 111 an einer entsprechenden Stelle zugeführt werden.
[0041] In Figur 5 ist eine Luftzerlegungsanlage gemäß einer weiteren Ausführungsform der
Erfindung in Form eines schematischen Prozessflussdiagramms dargestellt. Die Luftzerlegungsanlage
400 entspricht in ihrem grundlegenden Aufbau der Luftzerlegungsanlage 300 gemäß Figur
4.
[0042] Im Unterschied dazu wird hier nun jedoch die in der Joule-Thomson-Turbine 170 entspannte
und flüssige Luft nicht vollständig in den Verdampfer 180 geleitet, sondern nur teilweise.
Der übrige Teil wird - ähnlich zu Figur 2 - direkt in die Hochdrucksäule 111 geführt.
Auch auf diese Weise sind eine Kühlung und damit ein Betrieb des Verdampfers 180 möglich.
[0043] Mit jeder der in den Figuren 2, 4 und 5 gezeigten Ausführungsformen der Luftzerlegungsanlage
bzw. dem entsprechenden Verfahren zur Luftzerlegung ist nun kein aufwändiges Regelsystem
für die Joule-Thomson-Turbine mehr nötig.
1. Verfahren zur Luftzerlegung, bei dem ein Teil verdichteter Einsatzluft, die in einer
Luftzerlegungsanlage (200, 300, 400) zerlegt wird, zunächst mittels eines Hauptwärmetauschers
(150) abgekühlt und verflüssigt wird, wobei die verflüssigte Luft im weiteren Verlauf
mittels einer Joule-Thomson-Turbine (170) entspannt und im weiteren Verlauf einer
Hochdrucksäule (111) der Luftzerlegungsanlage (200, 300, 400) zugeführt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass die verflüssigte Luft, nachdem sie den Hauptwärmetauscher (150) verlassen hat und
bevor sie der Joule-Thomson-Turbine (170) zugeführt wird, weiter abgekühlt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die verflüssigte Luft, nachdem sie den Wärmetauscher
(150) verlassen hat und bevor sie der Joule-Thomson-Turbine (170) zugeführt wird,
auf eine Temperatur zwischen 98 und105 K abgekühlt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei die verflüssigte Luft, nachdem sie den Wärmetauscher
(150) verlassen hat und bevor sie er Joule-Thomson-Turbine (170) zugeführt wird, durch
einen Verdampfer (180) geführt wird, in welchem die Luft durch Übertragung von Wärme
auf eine tiefkalte Flüssigkeit abgekühlt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, wobei der Verdampfer (180) in einem Sumpf der Hochdrucksäule
(150) der Luftzerlegungsanlage (200) angeordnet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, wobei der Verdampfer (180) separat, insbesondere außerhalb
der Hochdrucksäule (111) der Luftzerlegungsanlage (300, 400), angeordnet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei ein Teil der Luft, die die Joule-Thomson-Turbine
(170) verlässt, dem Verdampfer (180) zu dessen Betrieb zugeführt und anschließend
aus dem Verdampfer (180) abgeführt und separat von der übrigen Luft, die die Joule-Thomson-Turbine
(170) verlässt, der Hochdrucksäule (111) zugeführt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5, wobei die Luft, die die Joule-Thomson-Turbine (170) verlässt,
im weiteren Verlauf vollständig dem Verdampfer (180) zu dessen Betrieb zugeführt und
anschließend aus dem Verdampfer (180) abgeführt und der Hochdrucksäule (111) zugeführt
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei die verflüssigte Luft, nachdem sie den Wärmetauscher
(150) verlassen hat und bevor sie der Joule-Thomson-Turbine (170) zugeführt wird,
durch einen weiteren Wärmetauscher oder einen Unterkühler (160) geführt wird, damit
die Luft abgekühlt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei der weitere Wärmetauscher oder der Unterkühler (160)
für wenigstens einen weiteren Kühlvorgang in der Luftzerlegungsanlage verwendet wird.
10. Luftzerlegungsanlage (200, 300, 400), bei der ein Teil verdichteter Einsatzluft, die
in der Luftzerlegungsanlage (200, 300, 400) zerlegt wird, zunächst durch einen Hauptwärmetauscher
(150) derart führbar ist, dass die Luft abgekühlt und verflüssigt wird, wobei im weiteren
Verlauf eine Joule-Thomson-Turbine (170) vorgesehen ist, durch die die verflüssigte
Luft derart führbar ist, dass sie entspannt wird, und wobei eine Hochdrucksäule (111)
vorgesehen ist, welcher die Luft im weiteren Verlauf zuführbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Kühleinheit vorgesehen ist, mittels welcher die verflüssigte Luft, nachdem sie
den Hauptwärmetauscher (150) verlassen hat und bevor sie der Joule-Thomson-Turbine
(170) zugeführt wird, abkühlbar ist.
11. Luftzerlegungsanlage (200, 300, 400) nach Anspruch 10, wobei die Kühleinheit als Verdampfer
(180) ausgebildet ist, der insbesondere in einem Sumpf der Hochdrucksäule (111) der
Luftzerlegungsanlage (200) angeordnet ist.
12. Luftzerlegungsanlage (200, 300, 400) nach Anspruch 10, wobei die Kühleinheit als Verdampfer
(180) ausgebildet ist, der separat, insbesondere außerhalb der Hochdrucksäule (111)
der Luftzerlegungsanlage (300, 400), angeordnet ist
13. Luftzerlegungsanlage (400) nach Anspruch 12, die derart ausgebildet ist, dass ein
Teil der Luft, die die Joule-Thomson-Turbine (170) verlässt, dem Verdampfer (180)
zu dessen Betrieb zuführbar und anschließend aus dem Verdampfer (180) abführbar und
separat von der übrigen Luft, die die Joule-Thomson-Turbine (150) verlässt, der Hochdrucksäule
(111) zuführbar ist.
14. Luftzerlegungsanlage (300) nach Anspruch 12, die derart ausgebildet ist, dass die
Luft, die die Joule-Thomson-Turbine verlässt, im weiteren Verlauf vollständig dem
Verdampfer zu dessen Betrieb zuführbar und anschließend aus dem Verdampfer abführbar
und der Hochdrucksäule zuführbar ist.
15. Luftzerlegungsanlage (200, 300, 400) nach Anspruch 10, wobei die Kühleinheit als weiterer
Wärmetauscher oder als Unterkühler (160) der Luftzerlegungsanlage (200, 300, 400),
der insbesondere für wenigstens einen weiteren Kühlvorgang in der Luftzerlegungsanlage
vorgesehen ist, ausgebildet ist.