[0001] Die Erdölchemie verlangt für Hochtemperatur-Verfahren Werkstoffe, die sowohl temperatur-
als auch korrosionsbeständig sind und insbesondere einerseits den heißen Produkt-
und andererseits den ebenfalls heißen Verbrennungsgasen beispielsweise von Steam-Crackern
gewachsen sind. Deren Rohrschlangen unterliegen von außen den oxidierenden aufstickenden
Verbrennungsgasen mit Temperaturen bis 1.100 °C und mehr sowie im Innern bei Temperaturen
bis etwa 900 °C und gegebenenfalls auch hohem Druck einer aufkohlenden und oxidierenden
Atmosphäre.
[0002] Im Kontakt mit den heißen Verbrennungsgasen kommt es deshalb, ausgehend von der äußeren
Rohroberfläche zu einer Aufstickung des Rohrwerkstoffs und zum Entstehen einer Zunderschicht.
[0003] Die aufkohlende Kohlenwasserstoff-Atmosphäre im Innern der Rohre ist mit der Gefahr
verbunden, dass von dort der Kohlenstoff in den Rohrwerkstoff diffundiert, die Karbide
im Werkstoff zunehmen und aus dem dort vorhandenen Karbid M
23C
9 mit zunehmender Aufkohlung das kohlenstoffreichere Karbid M
7C
6 bildet. Die Folge davon sind innere Spannungen aufgrund der mit der Karbidbildung
bzw. -umwandlung verbundenen Volumenzunahme der Karbide sowie eine Verringerung der
Festigkeit und Zähigkeit des Rohrwerkstoffs. Des weiteren kommt es an der Innenoberfläche
zum Entstehen einer festhaftenden, bis zu mehreren Millimeter dicken Koksschicht.
Zyklische Temperaturbelastungen, wie sie als Folge eines Herunterfahrens der Anlage
auftreten, führen des weiteren dazu, dass die Rohre infolge der unterschiedlichen
Wärmeausdehnungskoeffizienten des metallischen Rohrs und der Koksschicht auf die Koksschicht
aufschrumpfen. Das führt zu hohen Spannungen im Rohr, die zum Entstehen von Rissen
in der inneren Rohroberfläche führen. Durch solche Risse kann dann vermehrt Kohlenstoffwasserstoff
in den Rohrwerkstoff gelangen.
[0004] Aus der
US-Patentschrift 5 306 358 ist eine nach dem WIG-Verfahren schweißbare Nickel-Chrom-Eisen-Legierung mit bis
0,5% Kohlenstoff, 8 bis 22% Chrom, bis 36% Eisen, bis 8% Mangan, Silizium und Niob,
bis 6% Aluminium, bis 1% Titan, bis 0,3% Zirkonium, bis 40% Kobalt, bis 20% Molybdän
und Wolfram sowie bis 0,1% Yttrium, Rest Nickel bekannt.
[0005] Des weiteren beschreibt die deutsche Patentschrift
103 02 989 eine auch als Werkstoff für Rohrschlangen von Crack- und Reformeröfen geeignete Nickel-Chrom-Gusslegierung
mit bis 0,8% Kohlenstoff, 15 bis 40% Chrom, 0,5 bis 13% Eisen, 1,5 bis 7% Aluminium,
bis 0,2% Silizium, bis 0,2% Mangan, 0,1 bis 2,5% Niob, bis 11% Wolfram und Molybdän,
bis 1,5% Titan, 0,1 bis 0,4% Zirkonium und 0,01 bis 0,1% Yttrium, Rest Nickel. Diese
Legierung hat sich insbesondere bei der Verwendung als Rohrwerkstoff durchaus bewährt,
wenngleich die Praxis weiterhin nach Rohrwerkstoffen mit verlängerter Lebensdauer
verlangt.
[0006] Die Erfindung ist daher auf eine Nickel-Chrom-Legierung mit verbesserter Beständigkeit
unter Bedingungen gerichtet, wie sie beispielsweise beim Cracken und Reformieren von
Kohlenwasserstoffen gegeben sind.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe besteht in einer Nickel-Chrom-Legierung mit 0,4 bis 0,6%
Kohlenstoff, 28 bis 33% Chrom, 15 bis 25% Eisen, 2 bis 6% Aluminium, jeweils bis 2%
Silizium und Mangan, jeweils bis 1,5% Niob und Tantal, jeweils bis 1,0% Wolfram, Titan
und Zirkonium, jeweils bis 0,5% Yttrium und Cer, bis 0,5% Molybdän und bis 0,1% Stickstoff
Rest einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen Nickel.
[0008] Vorzugsweise enthält diese Legierung jeweils einzeln oder nebeneinander, 17 bis 22%
Eisen, 3 bis 4,5% Aluminium, jeweils 0,01 bis 1% Silizium, bis 0,5% Mangan, 0,5 bis
1,0% Niob, bis 0,5 Tantal, bis 0,6% Wolfram, jeweils 0,001 bis 0,5% Titan, bis 0,3%
Zirkonium, bis 0,3% Yttrium, bis 0,3% Cer, 0,01 bis 0,5% Molybdän und 0,001 bis 0,1%
Stickstoff.
[0009] Die erfindungsgemäße Legierung ist insbesondere geprägt durch ihre vergleichsweise
hohen Gehalte an Chrom und Nickel sowie einen zwingenden Kohlenstoffgehalt innerhalb
eines vergleichsweise engen Bereichs.
[0010] Von den fakultativen Legierungsbestandteilen verbessert das Silizium die Oxidations-
und die Aufkohlungsbeständigkeit. Das Mangan wirkt sich ebenfalls positiv auf die
Oxidationsbeständigkeit sowie zusätzlich günstig auf die Schweißbarkeit aus, desoxidiert
die Schmelze und bindet den Schwefel stabil ab:
Niob verbessert die Zeitstandfestigkeit, bildet stabile Karbide und Karbonitride;
es dient zudem als Mischkristallhärter. Titan und Tantal verbessern die Zeitstandfestigkeit.
Schon bei sehr geringen Gehalten bilden sich sehr fein verteilte Karbide und Karbonitride.
Bei höheren Gehalten wirken Titan und Tantal als Mischkristallhärter.
[0011] Wolfram verbessert die Zeitstandfestigkeit, Insbesondere bei hohen Temperaturen verbessert
Wolfram im Wege einer Mischkristallhärtung die Festigkeit, da die Karbide bei höheren
Temperaturen zum Teil in Lösung gehen.
[0012] Kobalt verbessert ebenfalls die Zeitstandfestigkeit im Wege einer Mischkristallhärtung,
Zirkonium durch die Bildung von Karbiden, insbesondere im Zusammenwirken mit Titan
und Tantal.
[0013] Yttrium und Cer verbessern offensichtlich nicht nur die Oxidationsbeständigkeit und
insbesondere die Haftung sowie das Wachstum der Al
2O
3-Deckschicht. Zudem verbessern Yttrium und Cer schon bei sehr geringen Gehalten die
Kriechbeständigkeit, da sie den etwa noch vorhandenen freien Schwefel stabil abbinden.
Geringe Gehalte an Bor verbessern ebenfalls die Zeitstandfestigkeit, verhindern eine
Schwefelseigerung und verzögern die Alterung durch Vergröberung der M
23C
6-Carbide.
[0014] Auch Molybdän verbessert die Zeitstandfestigkeit insbesondere bei hohen Temperaturen
im Wege einer Mischkristallhärtung. Insbesondere weil bei hohen Temperaturen die Karbide
teilweise in Lösung gehen. Der Stickstoff verbessert die Zeitstandfestigkeit im Wege
einer Karbonitridbildung, während Hafnium schon bei geringen Gehalten die Oxidationsbeständigkeit
im Wege einer besseren Haftung der Deckschicht verbessert und sich positiv auf die
Zeitstandfestigkeit auswirkt.
[0015] Phosphor, Schwefel, Zink, Blei, Arsen, Wismut, Zinn und Tellur zählen zu den Verunreinigungen,
ihre Gehalte sollten daher geringstmöglich sein.
[0016] Unter diesen Bedingungen eignet sich die Legierung insbesondere als Gusswerkstoff
für Komponenten von petrochemischen Anlagen, beispielsweise zum Herstellen von Rohrschlangen
für Crack- und Reformeröfen, Reformerrohre, aber auch als Werkstoff für Eisenerz-Direktreduktionsanlagen
sowie für ähnlich beanspruchte Bauteile. Hierzu gehören Ofenteile, Strahlrohre zum
Beheizen von Öfen, Rollen für Glühöfen, Teile von Strang- und Bandgussanlagen, Hauben
und Muffen für Glühöfen, Teile von Großdieselmotoren und Formkörper für Katalysatorfüllungen.
[0017] Insgesamt zeichnet sich die Legierung durch eine hohe Oxidations- und Aufkohlungsbeständigkeit
sowie eine gute Zeitstandsfestigkeit und Kriechfestigkeit aus. Die Innenoberfläche
von Crack- oder Reformerrohren zeichnet sich zudem durch eine katalytisch inerte aluminiumhaltige
Oxidschicht aus und unterbindet damit das Entstehen katalytischer Koksfäden, sogenannten
Carbon-Nanotubes. Die den Werkstoff auszeichnenden Eigenschaften bleiben auch bei
einem vielfachen Herausbrennen des sich beim Cracken zwangsläufig an der Innenwand
der Rohre abscheidenden Kokses erhalten.
[0018] Besonders vorteilhaft ist eine Verwendung der Legierung zum Herstellen von Schleudergussrohren,
wenn diese mit einem Anpressdruck von 10 bis 40 MPa, beispielsweise 10 bis 25 MPa,
aufgebohrt werden. Bei einem derartigen Aufbohren kommt es aufgrund des Anpressdrucks
zu einer Kaltverformung bzw. Kaltverfestigung des Rohrwerkstoffs in einer oberflächennahen
Zone mit Tiefen von beispielsweise 0,1 bis 0,5 mm. Beim Aufheizen des Rohrs rekristallisiert
die kaltverformte Zone, wobei es zu einem sehr feinkörnigen Gefüge kommt. Das Rekristallisationsgefüge
verbessert die Diffusion der oxidbildenden Elemente Aluminium und Chrom, die das Entstehen
einer vornehmlich aus Aluminiumoxid bestehenden geschlossenen Schicht mit hoher Dichte
und Stabilität fördert.
[0019] Das dabei entstehende fest haftende aluminiumhaltige Oxid bildet eine geschlossene
Schutzschicht der Rohrinnenwand, die weitestgehend frei von katalytisch aktiven Zentren
beispielsweise aus Nickel oder Eisen und selbst nach einer längeren zyklischen Wärmebeanspruchung
noch stabil ist. Diese aluminiumhaltige Oxidschicht verhindert im Gegensatz zu anderen
Rohrwerkstoffen ohne eine solche Deckschicht das Eindringen von Sauerstoff in den
Grundwerkstoff und damit eine innere Oxidation des Rohrwerkstoffs. Des Weiteren unterdrückt
die Deckschicht nicht nur die Aufkohlung des Rohrwerkstoffs, sondern auch eine Korrosion
durch Verunreinigungen im Prozessgas. Die Deckschicht besteht vornehmlich aus Al
2O
3 und dem Mischoxid (Al, Cr)
2O
3 und ist weitgehend inert gegen eine katalytische Koksbildung. Sie ist arm an Elementen,
die wie Eisen und Nickel die Koksbildung katalysieren.
[0020] Von besonderem Vorteil für die Bildung einer haltbaren oxidischen Schutzschicht ist
die Wärmebehandlung, die in sehr wirtschaftlicher Weise auch in situ stattfinden kann;
sie dient einer Konditionierung beispielsweise der Innenoberfläche von Steam-Cracker-Rohren
nach deren Einbau, wenn der betreffende Ofen auf seine Betriebstemperatur aufgeheizt
wird.
[0021] Dieses Konditionieren lässt sich als Aufheizen mit zwischengeschalteten isothermen
Wärmebehandlungen in einer Ofenatmosphäre durchführen, die während des erfindungsgemäßen
Aufheizens eingestellt wird, beispielsweise in einer sehr schwach oxidierenden wasserdampfhaltigen
Atmosphäre mit einem Sauerstoffpartialdruck von höchstens 10
-20, vorzugsweise höchstens 10
-30 bar.
[0022] Besonders geeignet ist eine Schutzgasatmosphäre aus 0,1 bis 10 Mol-% Wasserdampf,
7 bis 99,9 Mol-% Wasserstoff und Kohlenwasserstoff einzeln oder nebeneinander sowie
0 bis 88 Mol-% Edelgase.
[0023] Die Atmosphäre beim Konditionieren besteht vorzugsweise aus einem äußerst schwach
oxidierenden Gemisch aus Wasserdampf, Wasserstoff, Kohlenwasserstoffen und Edelgasen
in einem Mengenverhältnis, dass der Sauerstoffpartialdruck des Gemischs bei einer
Temperatur von 600 °C geringer als 10
-20 bar, vorzugsweise geringer als 10
-30 bar ist.
[0024] Das anfängliche Aufheizen des Rohrsinnern nach einem vorherigen mechanischen Abtragen
einer Oberflächenschicht, d. h. das separate Aufheizen der dabei entstandenen kaltverformten
Oberflächenzone geschieht vorzugsweise unter sehr schwach oxidierendem Schutzgas in
mehreren Phasen jeweils mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 100 °C/h zunächst auf
400 bis 750 °C, vorzugsweise etwa 550 °C an der die Innenoberfläche des Rohrs. Diese
Aufheizphase schließt sich ein ein- bis fünfzigstündiges Halten innerhalb des erwähnten
Temperaturbereich an. Das Aufheizen geschieht in Anwesenheit einer Wasserdampf-Atmosphäre,
sobald die Temperatur einen Wert erreicht hat, der das Entstehen von kondensiertem
Wasser ausschließt. Im Anschluss an dieses Halten wird das Rohr sodann bis auf die
Betriebstemperatur, beispielsweise auf 800 bis 900 °C gebracht und ist damit betriebsbereit.
[0025] Die Rohrtemperatur erhöht sich jedoch im Crack-Betrieb allmählich als Folge des Abscheidens
von pyrolytischem Koks weiter und erreicht schließlich an der Innenoberfläche etwa
1.000 °C oder auch 1.050 °C. Bei dieser Temperatur wandelt sich die im wesentlichen
aus Al
2O
3 und in geringem Maße aus (Al, Cr)
2O
3 bestehende Innenschicht aus einem Übergangsoxid wie γ. δ- oder θ - Al
2O
3 in stabiles α-Aluminiumoxid um.
[0026] Damit hat das Rohr mit seiner mechanisch abgetragenen Innenschicht in einem mehrstufigen,
jedoch vorzugsweise einzügigen Verfahren seinen Betriebszustand erreicht.
[0027] Das Verfahren braucht jedoch nicht zwingend einstufig abzulaufen, sondern kann auch
mit einer separaten Vorstufe beginnen. Diese Vorstufe umfasst das anfängliche Aufheizen
nach dem Abtragen der Innenoberfläche bis zu dem Halten bei 400 bis 750 °C.
[0028] Das so vorbehandelte Rohr kann dann beispielsweise in einer anderen Fabrikationsstätte
ausgehend von seinem kalten Zustand in der oben beschriebenen Weise in situ weiterbehandelt,
d. h. im eingebauten Zustand auf die Betriebstemperatur gebracht werden.
[0029] Die erwähnte separate Vorbehandlung ist allerdings nicht auf Rohre beschränkt, sondern
eignet sich auch für eine partielle oder auch vollständige Konditionierung von Oberflächenzonen
anderer Werkstücke, die sodann entsprechend ihrer Beschaffenheit und Verwendung weiterbehandelt
werden wie nach der Erfindung oder auch nach anderen Verfahren, jedoch mit einem definierten
Ausgangszustand.
[0030] Die Erfindung wird nachfolgend beispielhaft anhand von fünf erfindungsgemäßen Nickellegierungen
im Vergleich mit zehn herkömmlichen Nickellegierungen erläutert, deren Zusammensetzung
sich aus Tabelle I ergibt und die sich insbesondere hinsichtlich ihrer Gehalte an
Kohlenstoff (Legierungen 5 und 6), Chrom (Legierungen 4, 13 und 14), Aluminium (Legierungen
12, 13), Kobalt (Legierungen 1, 2) und Eisen (Legierungen 3, 12, 14, 15), von der
erfindungsgemäßen Nickel-Chrom-Eisen-Legierung unterscheiden.
[0031] Wie sich aus dem Diagramm gemäß Bild 1 ergibt, kommt es bei der erfindungsgemäßen
Legierung 9 nach einem fünfundvierzigminütigen Glühen bei 1.150 °C an Luft auch bei
mehr als 200 Zyklen zu keinerlei Innenoxidation, während die beiden Vergleichslegierungen
12 und 13 schon nach wenigen Zyklen einer zunehmenden Gewichtsabnahme als Folge einer
katastrophalen Oxidation unterliegen.
[0032] Des Weiteren zeichnet sich die Legierung 9 auch durch eine hohe Aufkohlungsbeständigkeit
aus; denn sie besitzt nach dem Diagramm des Bildes 2 aufgrund der geringen Gewichtszunahme
nach allen drei Aufkohlungsbehandlungen die geringste Gewichtszunahme im Vergleich
zu den herkömmlichen Legierungen 12 und 13.
[0033] Weiterhin zeigen die Diagramme der Bilder 3a und 3b, dass die Zeitstandfestigkeit
der erfindungsgemäßen Nickellegierung 11 in einem wesentlichen Bereich noch besser
ist als bei den beiden Vergleichslegierungen 12 und 13. Eine Ausnahme bildet hier
die wegen ihres zu geringen Eisengehalts nicht unter die Erfindung fallende Legierung
15, mit ihrer jedoch wesentlich schlechteren Oxidations-, Aufkohlungs- und Verkokungsbeständigkeit.
[0034] Schließlich ergibt sich aufgrund des Diagramms nach Bild 4, dass die Kriechfestigkeit
der Legierung 11 weitaus besser ist, als diejenige der Vergleichslegierung 12.
[0035] Des weiteren wurden bei der Simulationsreihe eines Crack-Betriebes mehrere Rohrabschnitte
aus einer erfindungsgemäßen Nickellegierung in einer Laboranlage eingesetzt, um Aufheizversuche
mit unterschiedlichen Gasatmosphären und Aufheizbedingungen durchzuführen, denen sich
eine dreißigminütige Crackphase bei einer Temperatur von 900 °C anschloss, um die
Anfangsphase der katalytischen Koksbildung, bzw. die Neigung zur katalytischen Koksbildung
zu untersuchen und zu bewerten.
[0036] Die Daten und die Ergebnisse dieser Versuche mit Proben der erfindungsgemäßen Legierung
11 aus Tabelle I sind in der Tabelle II zusammengestellt Sie zeigen, dass die jeweilige
Gasatmosphäre in Verbindung mit einer erfindungsgemäßen Temperatursteuerung mit einer
erheblichen Reduzierung der ohnehin geringen katalytischen Koksbildung verbunden ist
[0037] Beispiele für die Oberflächenbeschaffenheit des Rohrinneren von Ofenrohren mit der
Zusammensetzung der unter die Erfindung fallenden Legierung 8 ergeben sich aus den
Abbildungen 5 und 6. Die Abbildung 6 (Versuch 7 nach Tabelle II) zeigt die Überlegenheit
einer Oberfläche nach einem erfindungsgemäßen Konditionieren im Vergleich zu der Abbildung
5, die eine nicht erfindungsgemäß konditionierte Oberfläche betrifft (Tabelle II,
Versuch 2).
[0038] In den Bildern 7 (Legierung 14) und 8 (Erfindung) sind oberflächennahe Bereiche im
Querschliff dargestellt. Die Proben wurden auf 950 °C aufgeheizt und unterlagen sodann
10 Crack-Zyklen von jeweils 10 Stunden in einer Atmosphäre aus Wasserdampf, Wasserstoff
und Kohlenwasserstoffen. Nach jedem Zyklus wurden die Proberohre zum Entfernen der
Koksablagerungen eine Stunde ausgebrannt. Dazu zeigt die Gefügeaufnahme des Bildes
7 in Gestalt der dunklen Bereiche das großflächige und damit auch großvolumige Ergebnis
einer inneren Oxidation an der Innenseite eines Rohrs bei einer herkömmlichen Nickel-Chrom-Gusslegierung
im Vergleich zu der Gefügeaufnahme des Bildes 8 der erfindungsgemäßen Legierung 9,
die praktisch keiner Innenoxidation unterlag, obgleich beide Proben in gleicher Weise
einer mehrfachen zyklischen Behandlung aus Cracken einerseits und Entfernen der Kohlenstoffablagerungen
andererseits unterworfen wurden.
[0039] Die Versuche zeigen, dass es bei den Proben aus den herkömmlichen Legierungen ausgehend
von Oberflächendefekten zu einer starken inneren Oxidation auf der Rohrinnenseite
kommt. Dadurch bedingt entstehen auf der inneren Rohroberfläche kleine metallische
Zentren mit einem hohen Anteil an Nickel, an denen sich in erheblichem Maße Kohlenstoff
in Form von Carbon-Nanotubes bildet (Bild 11).
[0040] Die Probe 9 aus einer erfindungsgemäßen Legierung weist hingegen nach demselben zehnfachen
zyklischen Cracken und einem anschließenden Auslagern in einer Verkokungsatmosphäre
keine Carbon-Nanotubes auf, was auf eine im wesentlichen durchgehend dichte, katalytisch
inerte aluminiumhaltige Oxidschicht zurückzuführen ist. Dagegen betrifft Bild 11 eine
REM-Draufsicht der in Bild 7 im Schliff dargestellten herkömmlichen Probe; sie zeigt
aufgrund der fehlenden Deckschicht eine katastrophale Oxidation und ein dementsprechend
katastrophales Entstehen von katalytischem Koks in Gestalt von Carbon-Nanotubes.
[0041] Besonders anschaulich zeigt sich die Stabilität der Oxidschicht auf einer erfindungsgemäßen
Legierung anhand des Verlaufs der Aluminiumkonzentration über die Tiefe der Randzone
nach zehn Crackphasen mit jeweiligem Entfernen der Koksablagerungen durch Ausbrennen
in einer Zwischenphase bei einem Vergleich der Diagramme nach Bild 9 und 10. Während
nach dem Diagramm des Bildes 9 im oberflächennahen Bereich infolge des lokalen Versagens
der schützenden Deckschicht und danach einsetzender starker innerer Aluminiumoxidation
der Werkstoff an Aluminium verarmt ist, bewegt sich die Aluminiumkonzentration bei
dem Diagramm des Bildes 10 in etwa auf dem Ausgangsniveau des Gusswerkstoffs. Hier
zeigt sich deutlich die Bedeutung einer durchgehenden, dichten und insbesondere fest
haftenden inneren aluminiumhaltigen Oxidschicht bei den Rohren nach der Erfindung.
[0042] Die Stabilität der aluminiumhaltigen Oxidschicht wurde ebenfalls durch Langzeitversuche
in einer Laboranlage unter prozessnahen Bedingungen untersucht. Die Proben der erfindungsgemäßen
Legierungen 9 und 11 wurden unter Wasserdampf auf 950 °C aufgeheizt und unterlagen
sodann jeweils dreimal einem 72-stündigen Cracken bei dieser Temperatur; sie wurden
sodann jeweils vier Stunden einem Ausbrennen bei 900 °C unterworfen. Die Aufnahme
des Bildes 12 zeigt die geschlossene aluminiumhaltige Oxidschicht nach den drei Crackzyklen
und darüber hinaus, wie die aluminiumhaltige Oxidschicht den Werkstoff selbst über
Chromkarbide in der Oberfläche hinweg abdeckt. Es ist erkennbar, dass an der Oberfläche
vorhandene Chromkarbide von der aluminiumhaltigen Oxidschicht vollständig überdeckt
sind.
[0043] Selbst in gestörten Oberflächenbereichen, in denen primäre Karbide des Grundwerkstoffs
gehäuft vorliegen und die deshalb besonders anfällig für eine innere Oxidation sind,
wird der Werkstoff durch eine gleichmäßige aluminiumhaltige Oxidschicht geschützt,
wie dies die Gefügeaufnahme des Bildes 13 deutlich macht. Es ist erkennbar, wie oxidiertes
ehemaliges MC-Karbid von aluminiumhaltigem Oxid überwachsen und somit gekapselt ist.
[0044] Die Gefügeaufnahmen der oberflächennahen Zone nach den Bildern 14 und 15 zeigen,
dass selbst nach den zyklischen Langzeitversuchen keine innere Oxidation aufgetreten
ist, was durch die stabile und durchgehende aluminiumhaltige Oxidschicht bedingt ist.
[0045] Bei diesen Versuchen wurden Proben der erfindungsgemäßen Legierungen 8 bis 11 eingesetzt.
[0046] Insgesamt zeichnet sich die erfindungsgemäße Nickel-Chrom-Eisen-Legierung beispielsweise
als Rohrwerkstoff nach einem Abtragen der Innenoberfläche unter mechanischem Druck
und einer sich anschließenden mehrstufigen In-situ-Wärmebehandlung zum Konditionieren
der Innenoberfläche durch eine hohe Oxidations-, Korrosions- und insbesondere durch
eine hohe Zeitstandfestigkeit und Kriechbeständigkeit aus.
[0047] Besonders hervorzuheben ist jedoch vor allem die außerordentliche Aufkohlungsbeständigkeit
des Werkstoffs, die durch einen raschen Aufbau einer im wesentlichen geschlossenen
und stabilen Oxid- bzw. Al
2O
3-Schicht bedingt ist. Vor ailem auch unterdrückt diese Schicht bei Steam-Cracker-
und Reformerrohren weitestgehend das Entstehen von katalytisch aktiven Zentren mit
der Gefahr einer katalytischen Koksbildung. Diese Werkstoffeigenschaften gehen auch
nicht nach einer Vielzahl von jeweils deutlich verlängerten Crack-Zyklen, verbunden
jeweils mit einem Ausbrennen des abgelagerten Kokses, verloren.
Tabelle I
| Legierung |
C |
Si |
Mn |
P |
S |
Cr |
Mo |
Ni |
Fe |
W |
Co |
Nb |
Al |
Ti |
Hf |
Zr |
Y |
Ta |
Ce |
| 1 |
0,44 |
0,30 |
0,02 |
0,002 |
0,003 |
29,50 |
0,20 |
46,90 |
18,20 |
0,07 |
0,40 |
0,68 |
3,05 |
0,15 |
0,15 |
0,06 |
- |
- |
- |
| 2 |
0,44 |
0,30 |
0,02 |
0,002 |
0,003 |
29,60 |
0,15 |
46,75 |
17,90 |
0,07 |
0,30 |
0,67 |
3,18 |
0,16 |
0,60 |
0,06 |
- |
- |
- |
| 3 |
0,49 |
0,02 |
0,01 |
0,010 |
0,004 |
30,80 |
0,01 |
51,60 |
12,50 |
0,08 |
0,01 |
0,64 |
3,58 |
0,10 |
- |
0,06 |
0,004 |
0,01 |
0,005 |
| 4 |
0,42 |
0,03 |
0,03 |
0,007 |
0,005 |
26,70 |
0,02 |
46,10 |
Rest |
0,07 |
0,01 |
0,69 |
2,24 |
0,08 |
- |
0,05 |
0,004 |
0,01 |
- |
| 5 |
0,20 |
0,01 |
0,01 |
0,010 |
0,003 |
30,40 |
0,01 |
52,30 |
Rest |
0,07 |
0,01 |
0,52 |
3,17 |
0,12 |
- |
0,06 |
0,004 |
- |
- |
| 6 |
0,38 |
0,11 |
0,01 |
0,006 |
0,003 |
29,75 |
0,05 |
44,50 |
19,70 |
0,03 |
0,05 |
0,68 |
4,25 |
0,19 |
0,20 |
0,06 |
- |
- |
- |
| 7 |
0,48 |
0,11 |
0,01 |
0,007 |
0.003 |
30,35 |
0,05 |
44,00 |
19,40 |
0,38 |
0,05 |
0,69 |
4,05 |
0,13 |
- |
0,04 |
- |
- |
- |
| 8 |
0,47 |
0,59 |
0,13 |
0,006 |
0,002 |
29,50 |
0,07 |
42,70 |
20,72 |
0,09 |
0,06 |
0,80 |
4,54 |
0,18 |
- |
0,06 |
0,24 |
- |
- |
| 9 |
0,44 |
0,16 |
0,09 |
0,006 |
0,002 |
30,35 |
0,07 |
42,20 |
Rest |
0,03 |
0,01 |
0,78 |
3,17 |
0.1 |
- |
0,07 |
0.013 |
- |
- |
| 10 |
0,50 |
1,43 |
0,17 |
0,006 |
0,002 |
30,10 |
0,01 |
Rest |
19,20 |
0,05 |
0,05 |
0,78 |
4,00 |
0,15 |
- |
0,07 |
0,18 |
- |
- |
| 11 |
0,42 |
0,07 |
0,09 |
0,007 |
0,003 |
30,30 |
0,02 |
Rest |
21,20 |
0,04 |
0,01 |
0,77 |
3,28 |
0,23 |
- |
0,11 |
0,15 |
- |
- |
| 12 |
0,45 |
1,85 |
1,26 |
0,007 |
0,003 |
35.02 |
0,01 |
45,70 |
14,85 |
0,01 |
0,05 |
0,81 |
0,10 |
0,20 |
- |
0,05 |
- |
- |
0,01 |
| 13 |
0,44 |
1,72 |
1,23 |
0,010 |
0,005 |
25,02 |
0,01 |
34,40 |
Rest |
0,04 |
0,01 |
0,84 |
0,13 |
0,10 |
- |
0,02 |
- |
- |
- |
| 14 |
0,45 |
0,14 |
0,06 |
0,01 |
0,003 |
25,7 |
0,02 |
57,50 |
11,40 |
0,04 |
0,01 |
0,53 |
3,90 |
0,15 |
- |
0,05 |
0,04 |
- |
- |
| 15 |
0,44 |
0,05 |
0,19 |
0,01 |
0,002 |
30,4 |
0,07 |
55,27 |
10,71 |
0,05 |
0,09 |
0,10 |
2,40 |
0,14 |
- |
0,05 |
0,024 |
- |
- |
Tabelle II
| Versuch |
Gaszusammensetzung während der Aufheizphase: |
Temperaturverlauf während der Aufheizphase: |
Relative Bedeckung der Oberfläche mit katalytischem Koks*: |
| 1 |
1 00% Luft |
Von 150°C bis 875°C, 50°C/h; 40 h Halten bei 875°C |
1,4% |
| 2 |
100% Wasserdampf |
1,1% |
| 3 |
70% Wasserdampf |
|
1,2% |
| |
30%Methan |
|
|
| 4 |
3% Wasserdampf |
|
0,37% |
| |
97% Methan |
|
|
| 5 |
3% Wasserdampf |
Von 150°C bis 600°0, 50°C/h; 40 h Halten bei 600°C; von 600°C bis 875°C, 50°C/h |
0,26% |
| |
97% Methan (+H2S-Schock**) |
|
| 6 |
3% Wasserdampf |
|
0,08% |
| |
97% Ethan(+H2S-Schock**) |
|
|
| 7 |
3% Wasserdampf |
|
|
| |
97% Ethan |
|
0,05% |
*: Dieser Wert wurde durch Auszählen der Koksfäden auf einer definierten Rohrfläche
bestimmt.
**: Nach Erreichen der Betriebstemperatur 1 h Behandlung mit 250 ppm Schwefel (H2S) in Wasserdampf. |
1. Nickel-Chrom-Legierung mit hoher Oxidations- und Aufkohlungsbeständigkeit, Zeitstandsfestigkeit
und Kriechbeständigkeit aus
0,4 bis 0,6% Kohlenstoff
28 bis 33% Chrom
15 bis 25% Eisen
2 bis 6% Aluminium
bis 2% Silizium
bis 2% Mangan
bis 1,5% Niob
bis 1,5% Tantal
bis 1,0% Wolfram
bis 1,0% Titan
bis 1,0% Zirkonium
bis 0,5% Yttrium
bis 0,5% Cer
bis 0,5% Molybdän
bis 0,1% Stickstoff
Rest Nickel einschließlich erschmelzungsbedingter Verunreinigungen.
2. Legierung nach Anspruch 1, die jedoch einzeln oder nebeneinander
0,4 bis 0,6% Kohlenstoff
28 bis 33 % Chrom
17 bis 22% Eisen
3 bis 4,5% Aluminium
0,01 bis 1% Silizium
0,01 bis 0,5% Mangan
0,01 bis 1,0% Niob
0,01 bis 0.5% Tantal
0,01 bis 0.6% Wolfram
0,001 bis 0,5% Titan
0,001 bis 0,3% Zirkonium
0,001 bis 0,3% Yttrium
0,001 bis 0,3% Cer
0,01 bis 0,5% Molybdän
0,001 bis 0,1% Stickstoff
enthält.
3. Verfahren zum mindestens partiellen Konditionieren von Gegenständen aus einer Legierung
nach Anspruch 1 oder 2 in einer Oberflächenzone durch mechanisches Abtragen mit einem
Anpressdruck von 10 bis 40 MPa und anschließendes Erwärmen mit einer Aufheizgeschwindigkeit
von 10 bis 100 °C/h auf eine Temperatur an der Oberfläche von 400 bis 740 °C unter
schwach oxidierenden Bedingungen unter Vermeidung einer Kondensatbildung.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Anpressdruck 15 bis 30 MPa beträgt.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Aufheizen unter Schutzgas stattfindet.
6. Verfahren nach Anspruch 3 bis 5. dadurch gekennzeichnet, dass beim Abtragen eine Oberflächenzone von 0,1 bis 0,5 mm Tiefe kaltverformt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 6, gekennzeichnet durch ein abschließendes Glühen, ein- bis fünfzigstündiges Halten bei 400 bis 750 °C sowie
ein abschließendes Aufheizen mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 100 °C/h auf die
Betriebstemperatur.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Haltetemperatur 550 bis 650 °C beträgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Glühatmosphäre aus einem schwach oxidierenden Gemisch von Wasserdampf, Wasserstoff,
Kohlenwasserstoffen und Edelgasen mit einem Sauerstoffpartialdruck bei 600 °C unter
10-20 bar besteht.
10. Verfahren nach Anspruch 9, gekennzeichnet durch einen Sauerstoffpartialdruck unter 10-30 bar.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Glühatmosphäre aus 0,1 bis 10 Mol-% Wasserdampf, 7 bis 99,9 Mol-% Wasserstoff
und Kohlenwasserstoffen einzeln oder nebeneinander sowie 0 bis 88 Mol-% Edelgasen
einzeln oder nebeneinander besteht.
12. Verwendung einer Legierung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11 als Werkstoff
zum Herstellen von Gussstücken,
13. Verwendung einer Legierung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11 als Werkstoff
für petrochemische Anlagen.
14. Verwendung einer Legierung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11 als Werkstoff
für Rohrschlangen von Crack- und Reformeröfen, Vorwärmer, Reformerrohre sowie Eisen-Direktreduktionsanlagen.
15. Verwendung einer Legierung nach einem oder mehrerer der Ansprüche 1 bis 11 als Werkstoff
zum Herstellen von Ofenteilen, Strahlrohren zum Beheizen von Öfen, Rollen für Glühöfen,
Teilen von Strang- und Bandgussanlagen, Hauben und Muffen für Glühöfen, Teilen von
Großdieselmotoren und Formkörper für Katalysatorfüllungen.