[0001] Die Erfindung betrifft eine Kokille zum Erzeugen eines Gießstrangs aus einer metallischen
Schmelze.
[0002] In Stranggießanlagen zum Erzeugen metallischer Stränge, insbesondere zum Erzeugen
von Stahlsträngen, wird eine metallische Schmelze in einer Kokille vergossen, in der
sich aus der Schmelze ein teilerstarrter Gießstrang ausbildet, der in weiterer Folge
aus der Kokille ausgezogen und in der nachfolgenden Strangführung gestützt, geführt
und weiter abgekühlt wird. Zur Verbesserung der Produktqualität der metallischen Stränge
weisen manche Kokillen elektromagnetische Rühr- oder Bremsvorrichtungen auf. Die Rühr-
oder Bremsvorrichtungen weisen elektrische Spulen auf, mit denen Magnetfelder erzeugt
werden, die die Strömungsverhältnisse innerhalb der Schmelze in der Kokille beeinflussen.
Rühr- oder Bremsvorrichtungen werden üblicherweise parallel zu den Breitseiten der
Kokille außen an Kokillenlängsrahmen der Kokille, beispielsweise durch Verschraubung,
befestigt. Die Breitseiten einer Kokille werden in der Regel von Breitseitenkupferplatten
gebildet, die Verschleiß unterliegen und daher von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden
müssen.
[0003] Aus der
AT 346511 B und der
AT 349163 B sind Kokillen mit zwei Kokillenlängsrahmen und jeweils rahmeninnenseitig an den Kokillenlängsrahmen
angeordneten Breitseiteneinsätzen bekannt. Ein Breitseiteneinsatz ist jeweils mit
dem Kokillenrahmen von der Rahmenaußenseite verschraubt. Innerhalb der Kokillenlängsrahmen
ist jeweils eine elektromagnetische Rühreinrichtung angeordnet.
[0004] Aus den
DE 3930265 A1 und
WO 95/21036 sind ebenfalls Kokillen bekannt, bei denen die Breitseiteneinätze mit den Kokillenlängsrahmen
verschraubt sind.
[0005] Wie die Konstruktion der Kokillen verändert werden kann, sodass Breitseiteneinsätze
auch bei Kokillen mit großvolumigen elektromagnetischen Rührvorrichtungen, welche
nicht innerhalb des Kokillenlängsrahmens untergebracht werden können, getauscht werden
können, ohne hierfür die Rührvorrichtungen demontieren zu müssen, geht aus den Schriften
nicht hervor.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Kokille zum Erzeugen eines Gießstrangs
aus einer metallischen Schmelze anzugeben, die elektromagnetische Rühr- oder Bremsvorrichtungen
aufweist und insbesondere hinsichtlich des Austausches ihrer Breitseiten verbessert
ist. Die Kokille soll den raschen Austausch von Breitseiten ermöglichen, selbst wenn
die elektromagnetische Rühr- oder Bremsvorrichtung nicht innerhalb des Kokillenlängsrahmens
untergebracht werden kann.
[0007] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Kokille mit den Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst.
[0008] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0009] Eine erfindungsgemäße Kokille zum Erzeugen eines Gießstrangs, vorzugsweise eines
Brammenstrangs aus Stahl, aus einer metallischen Schmelze umfasst zwei Kokillenlängsrahmen
mit einander zugewandten Rahmeninnenseiten und voneinander abgewandten Rahmenaußenseiten,
zwei Breitseiteneinsätze, die jeweils rahmeninnenseitig an einem Kokillenlängsrahmen
durch Schraubverbindungen, die von der Rahmenaußenseite durch den Kokillenlängsrahmen
verlaufen, lösbar befestigbar sind, und zwei elektromagnetische Rühr- oder Bremsvorrichtungen,
die jeweils rahmenaußenseitig an einem Kokillenlängsrahmen angeordnet sind. Jede elektromagnetische
Rühr- oder Bremsvorrichtung weist eine Zugangsöffnung zu jeder ihr zugewandten Schraubverbindung
auf, durch die ein Schraubwerkzeug zum Lösen und Anziehen der Schraubverbindung führbar
ist.
[0010] Durch die lösbare Befestigung der Breitseiteneinsätze an den Kokillenlängsrahmen
durch Schraubverbindungen ermöglicht die Erfindung einen Aus- und Einbau der Breitseiteneinsätze
und damit insbesondere einen Austausch der Breitseiteneinsätze im Falle eines Verschleißes
der Breitseiten. Dieser Aus- und Einbau wird bei herkömmlich ausgeführten Kokillen,
die elektromagnetische Rühr- oder Bremsvorrichtungen aufweisen, dadurch erschwert,
dass die Rühr- oder Bremsvorrichtungen den Zugang zu den Schraubverbindungen versperren,
da sie außen an den Kokillenlängsrahmen angeordnet sind. Daher müssen bei derart ausgeführten
Kokillen vor dem Ausbau der Breitseiteneinsätze die Rühr- oder Bremsvorrichtungen
zunächst demontiert werden, um die Schraubverbindungen zu erreichen. Entsprechend
müssen die Rühr- oder Bremsvorrichtungen nach dem Einbau neuer Breitseiteneinsätze
wieder an den Kokillenlängsrahmen montiert werden. Diese Demontage und Montage der
Rühr- oder Bremsvorrichtungen bei einem Austausch der Breitseiteneinsätze ist zeitaufwändig
und erfordert außerdem eine sachgemäße Zwischenlagerung der demontierten Rühr- oder
Bremsvorrichtungen. Die Erfindung ermöglicht einen vereinfachten Aus- und Einbau der
Breitseiteneinsätze dadurch, dass sie für jede einer Rühr- oder Bremsvorrichtung zugewandte
Schraubverbindung eine Zugangsöffnung in der Rühr- oder Bremsvorrichtung vorsieht,
durch die ein Schraubwerkzeug zum Lösen und Anziehen der Schraubverbindung führbar
ist. Dadurch können Schraubverbindungen gelöst und angezogen und somit die Breitseiteneinsätze
ausgetauscht werden, ohne die Rühr- oder Bremsvorrichtungen demontieren und anschließend
wieder montieren zu müssen. Die Erfindung vereinfacht somit die Wartung einer Kokille
wesentlich, da Manipulationen an den Rühr- oder Bremsvorrichtungen beim Aus- und Einbau
der Breitseiteneinsätze entfallen können. Insbesondere müssen elektrische Anschlüsse
und Kühlanschlüsse der Rühr- oder Bremsvorrichtungen nicht gelöst werden. Außerdem
wird die Gefahr einer Beschädigung der Rühr- oder Bremsvorrichtungen beim Aus- und
Einbau der Breitseiteneinsätze deutlich reduziert.
[0011] Bei einer Ausgestaltung der Erfindung weist jeder Breitseiteneinsatz eine Breitseitenkupferplatte
auf, die eine Breitseite der Kokille bildet. Ferner kann jeder Breitseiteneinsatz
eine Stützplatte aufweisen, an der die Breitseitenkupferplatte angeordnet ist, wobei
die Breitseitenkupferplatte insbesondere lösbar, beispielsweise mittels weiteren Schraubverbindungen,
mit der Stützplatte des Breitseiteneinsatzes verbunden sein kann. Diese Ausgestaltungen
der Erfindung berücksichtigen, dass Kupfer eine hohe Wärmeleitfähigkeit aufweist und
daher ein besonders geeignetes Material für die Fertigung der Breitseiten der Kokille
ist. Die Stützplatten können vorteilhaft zur Befestigung der Breitseiteneinsätze an
den Kokillenlängsrahmen sowie zur Kühlung der Breitseitenkupferplatten eingesetzt
werden. Die lösbare Anordnung der Breitseitenkupferplatten an jeweils einer Stützplatte
ermöglicht ferner eine Wiederverwendung der Stützplatten bei einem Austausch der Breitseitenkupferplatten.
[0012] Ein erfindungsgemäßes Schraubwerkzeug für eine erfindungsgemäße Kokille umfasst einen
Schraubenschlüssel zum Lösen und Anziehen einer Schraube einer Schraubverbindung und
eine Schraubensicherungsvorrichtung, die einen Verlust der Schraube nach deren Lösen
verhindert. Die Schraubensicherungsvorrichtung ist beispielsweise als ein Sicherungsrohr
ausgebildet, das in eine Zugangsöffnung zu einer Schraubverbindung einführbar ist
und durch das der Schraubenschlüssel zu der Schraubverbindung führbar ist. Ein derartiges
Schraubwerkzeug ermöglicht vorteilhaft das Lösen und Anziehen der Schraubverbindungen
ohne einen Verlust der Schrauben der Schraubverbindungen. Ohne die Schraubensicherungsvorrichtung
wäre die Gefahr eines Verlustes der Schrauben bei einem Lösen der Schrauben nämlich
relativ groß, wenn die Schrauben durch die Zugangsöffnungen in den Rühr- oder Bremsvorrichtungen
kontaktiert werden.
[0013] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
im Zusammenhang mit der folgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen, die im Zusammenhang
mit den Zeichnungen näher erläutert werden. Dabei zeigen:
FIG 1 eine Schnittdarstellung einer Kokille und eines Schraubwerkzeugs,
FIG 2 eine Seitenansicht der in Figur 1 gezeigten Kokille.
[0014] Einander entsprechende Teile sind in den Figuren mit denselben Bezugszeichen versehen.
[0015] Die Figuren 1 und 2 zeigen ein Ausführungsbeispiel einer Kokille 1 zum Erzeugen eines
Gießstrangs mit Brammenquerschnitt aus einer metallischen Schmelze, konkret einer
Stahlschmelze. Figur 1 zeigt eine Schnittdarstellung der Kokille 1, Figur 2 zeigt
eine Seitenansicht der Kokille 1. Die Schmelze wird oben durch einen Kokilleneinlass
10 in die Kokille 1 gegossen. Der sich aus der Schmelze in der Kokille 1 bildende
teilerstarrte Gießstrang tritt unten durch einen Kokillenauslass 20 aus der Kokille
1 aus. Zum besseren Verständnis ist in den Figuren jeweils ein kartesisches Koordinatensystem
mit Koordinaten X, Y, Z eingezeichnet.
[0016] Die Kokille 1 umfasst zwei Kokillenlängsrahmen 3 mit einander zugewandten Rahmeninnenseiten
5 und voneinander abgewandten Rahmenaußenseiten 7, zwei Breitseiteneinsätze 9 und
zwei elektromagnetische Rühr- oder Bremsvorrichtungen 11.
[0017] Jeder Breitseiteneinsatz 9 ist rahmeninnenseitig an einem Kokillenlängsrahmen 3 durch
mehrere erste Schraubverbindungen 13, die von der Rahmenaußenseite 7 durch den Kokillenlängsrahmen
3 verlaufen, lösbar befestigt. Jeder Breitseiteneinsatz 9 weist eine Breitseitenkupferplatte
15, die eine Breitseite der Kokille 1 bildet, und eine Stützplatte 17, an der die
Breitseitenkupferplatte 15 mit mehreren zweiten Schraubverbindungen 19 befestigt ist,
auf. Jede erste Schraubverbindung 13 weist eine Schraube 21 auf, die sich von der
Rahmenaußenseite 7 eines Kokillenlängsrahmens 3 durch den Kokillenlängsrahmen 3 in
eine Stützplatte 17 erstreckt, in die sie geschraubt ist, und deren Schraubenkopf
23 der Rahmenaußenseite 7 eines Kokillenlängsrahmens 3 zugewandt ist.
[0018] Jede elektromagnetische Rühr- oder Bremsvorrichtung 11 ist rahmenaußenseitig an einem
Kokillenlängsrahmen 3 angeordnet und weist eine Zugangsöffnung 25 zu jeder ihr zugewandten
ersten Schraubverbindung 13 auf. Zwischen einer Zugangsöffnung 25 und der ihr zugewandten
ersten Schraubverbindung 13 befindet sich in dem dargestellten Ausführungsbeispiel
ein Hohlraum 26. Durch die Zugangsöffnung 25 ist ein Schraubwerkzeug 27 zum Lösen
und Anziehen der Schraube 21 der ersten Schraubverbindung 13 führbar.
[0019] Das Schraubwerkzeug 27 umfasst einen Schraubenschlüssel 29 zum Lösen und Anziehen
der Schraube 21 einer ersten Schraubverbindung 13 und eine Schraubensicherungsvorrichtung
31, die einen Verlust der Schraube 21 nach deren Lösen verhindert. Die Schraubensicherungsvorrichtung
31 ist als ein Sicherungsrohr ausgebildet, das in die Zugangsöffnung 25 zu einer ersten
Schraubverbindung 13 und den dahinter liegenden Hohlraum 26 einführbar ist und durch
das der Schraubenschlüssel 29 zu der Schraube 21 der ersten Schraubverbindung 13 führbar
ist.
[0020] Jede elektromagnetische Rühr- oder Bremsvorrichtung 11 weist in Spulenkästen 33 angeordnete
elektrische Spulen und ein Spulenjoch 35 auf, mit denen Magnetfelder erzeugt werden,
die die Strömungsverhältnisse innerhalb einer Schmelze in der Kokille 1 beeinflussen.
Figur 2 zeigt ferner Kabel 37, in denen elektrische Versorgungsleitungen für die Spulen
geführt sind, und Kühlleitungen 39, in denen ein Kühlmittel, beispielsweise Kühlwasser,
zur Kühlung der elektromagnetischen Rühr- oder Bremsvorrichtung 11 geleitet wird.
[0021] Obwohl die Erfindung im Detail durch bevorzugte Ausführungsbeispiele näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0022]
- 1
- Kokille
- 3
- Kokillenlängsrahmen
- 5
- Rahmeninnenseite
- 7
- Rahmenaußenseite
- 9
- Breitseiteneinsatz
- 10
- Kokilleneinlass
- 11
- Rühr- oder Bremsvorrichtung
- 13
- erste Schraubverbindung
- 15
- Breitseitenkupferplatte
- 17
- Stützplatte
- 19
- zweite Schraubverbindung
- 20
- Kokillenauslass
- 21
- Schraube
- 23
- Schraubenkopf
- 25
- Zugangsöffnung
- 26
- Hohlraum
- 27
- Schraubwerkzeug
- 29
- Schraubenschlüssel
- 31
- Schraubensicherungsvorrichtung
- 33
- Spulenkasten
- 35
- Spulenjoch
- 37
- Kabel
- 39
- Kühlleitung
- X, Y, Z
- kartesische Koordinate
1. Kokille (1) zum Erzeugen eines Gießstrangs aus einer metallischen Schmelze, die Kokille
(1) umfassend
- zwei Kokillenlängsrahmen (3) mit einander zugewandten Rahmeninnenseiten (5) und
voneinander abgewandten Rahmenaußenseiten (7),
- zwei Breitseiteneinsätze (9), die jeweils rahmeninnenseitig an einem Kokillenlängsrahmen
(3) durch Schraubverbindungen (13), die von der Rahmenaußenseite (7) durch den Kokillenlängsrahmen
(3) verlaufen, lösbar befestigbar sind, und
- zwei elektromagnetische Rühr- oder Bremsvorrichtungen (11), dadurch gekennzeichnet,
- dass die elektromagnetischen Rühr- oder Bremsvorrichtungen (11) jeweils rahmenaußenseitig
an einem Kokillenlängsrahmen (3) angeordnet sind, und
- jede elektromagnetische Rühr- oder Bremsvorrichtung (11) zu jeder ihr zugewandten
Schraubverbindung (13) eine Zugangsöffnung (25) aufweist, durch die ein Schraubwerkzeug
(27) zum Lösen und Anziehen der Schraubverbindung (13) führbar ist.
2. Kokille (1) nach Anspruch 1, wobei jeder Breitseiteneinsatz (9) eine Breitseitenkupferplatte
(15) aufweist, die eine Breitseite der Kokille (1) bildet.
3. Kokille (1) nach Anspruch 2, wobei jeder Breitseiteneinsatz (15) eine Stützplatte
(17) aufweist, an der die Breitseitenkupferplatte (15) angeordnet ist.
4. Kokille (1) nach Anspruch 3, wobei die Breitseitenkupferplatte (15) jedes Breitseiteneinsatzes
(9) lösbar mit der Stützplatte (17) des Breitseiteneinsatzes (9) verbunden ist.
5. Schraubwerkzeug (27) mit einer gemäß einem der vorhergehenden Ansprüche ausgebildeten
Kokille (1), das Schraubwerkzeug (27) umfassend
- einen Schraubenschlüssel (29) zum Lösen und Anziehen einer Schraube (21) einer Schraubverbindung
(13) und
- eine Schraubensicherungsvorrichtung (31), die einen Verlust der Schraube (21) nach
deren Lösen verhindert.
6. Schraubwerkzeug (27) nach Anspruch 5, wobei die Schraubensicherungsvorrichtung (31)
als ein Sicherungsrohr ausgebildet ist, das in eine Zugangsöffnung (25) zu einer Schraubverbindung
(13) einführbar ist und durch das der Schraubenschlüssel (29) zu der Schraube (21)
der Schraubverbindung (13) führbar ist.