[0001] Die Erfindung betrifft einen Schuh, dessen Schaft einteilig aus einem Gestrick gebildet
ist. Um zur dreidimensionalen Hohlform eines Schuhs zu gelangen, werden seine einzelnen
Teile im Stand der Technik auf einer Form, dem sog. Leisten montiert. Diese Form entspricht
einem Abbild des Fußes und berücksichtigt die Formmerkmale des geplanten Schuhmodells,
d.h. Form, Größe und Länge der Leistenspitze, sowie der Fersensprengung (spätere Absatzhöhe).
Bei der industriellen Schuhproduktion eines Konfektionsschuhs bedient man sich unterschiedlicher
Maschinen, mit denen die Einzelteile eines Schuhs, nämlich der Schaft, die Innen-
oder Brandsohle, ggf. eine Laufsohle und der untere Boden des Schuhs mit ggf. separatem
Absatz miteinander verbunden werden. Häufig verwendete Materialien sind heutzutage
sowohl für den Schaft als auch für den Boden thermoplastische Kunststoffe. Für den
Schaft werden darüber hinaus auch Gewebe eingesetzt. Man verwendet Gewebe aus Naturfasern,
z. B. Baumwolle, überwiegend aber aus Kunststoffen. Zwar erfolgt heutzutage die Schuhproduktion
zum größten Teil industriell, doch ist auch hier der eingebundene manuelle Arbeitsanteil
immer noch sehr hoch.
[0002] Bei der Fertigung des Schaftes im Speziellen werden nach Vorliegen eines geeigneten
Leisten seine einzelnen Teile in der Stanzerei und Stepperei vorbereitet, aus denen
sodann Schaft zusammengeklebt oder genäht wird. Anschließend wird das Futter, d.h.
der Innenschaft in der gleichen Weise gefertigt und in den Außenschaft durch Kleben,
Nähen oder einer Kombination hieraus gebracht. Ist der Schaft fertig, wird dieser
auf die Innensohle, d.h. die Brandsohle aufgebracht, unter der dann eine Laufsohle
fixiert wird. Letztere kann mit hitzeaktivem Klebstoff verklebt oder an die Brandsohle
im Spritzverfahren angesetzt werden, wie das z. B. bei Sportschuhen regelmäßig der
Fall ist.
[0003] Die
US 4 785 558 A zeigt einen Schuh mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs 1.
[0004] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es nun, einen neuen Schuh vorzusehen, und
insbesondere den Schaft eines Schuhs einfacher herzustellen.
[0005] Gelöst wird diese Aufgabe durch einen Schuh gemäß Anspruch 1. Vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche.
[0006] Erfindungsgemäß wird der Schaft zumindest im Wesentlichen durch ein - insbesondere
einteiliges bzw. einstückiges - doppellagiges Gestrick gebildet, bei welchem die beiden
Gestricklagen miteinander verbunden sind, z.B. über Maschenübertrag zwischen den Gestricklagen,
einen oder mehrere Polfaden, eine Abstandstruktur oder andere an sich bekannte Verbindungstechniken
für Gestricklagen. Durch diese Verbindung der Gestricklagen in Kombination mit der
unterschiedlichen Erstreckung der beiden Gestricklagen kann eine starke dreidimensionale
Formgebung des einteilig gestrickten Schuhs realisiert werden.
[0007] In der Anmeldung werden die Begriffe "äußere Gestricklage" und "Außenlage" sowie
"innere Gestricklage" und "Innenlage" synonym verwendet.
[0008] Die Dreidimensionalität wird dem Schaft dadurch verliehen, dass die äußere Gestricklage
eine größere Fläche hat als die innere Gestricklage, z.B. dichter oder voluminöser
gestrickt ist. Da die beiden Gestricklagen miteinander verbunden sind, führt dies
zu einer dreidimensionalen Form des resultierenden zweilagigen Gestricks, bei welcher
sich die Gestricklage mit der größeren Fläche (vorzugsweise die äußere Gestricklage)
um die Gestricklage mit der geringeren Fläche (in der Regel die innere Gestricklage)
wölbt, wodurch der Schaft die dreidimensionale Form eines Fußes bereits während des
Strickens annimmt und nachhaltig beibehält.
[0009] Erfindungsgemäß sind die beiden Gestricklagen durch einen Zwischen-/Stehfaden miteinander
verbunden, der partiell in unterschiedlicher Dichte/Nadelabstand vermascht oder auf
Fang gelegt ist.
[0010] Die dreidimensionale Formgebung kann dadurch unterstützt werden, dass in den unterschiedlichen
Lagen mit unterschiedlich voluminösen Bindungen und Fadenstärken gestrickt wird.
[0011] Die unterschiedliche Fläche in beiden Gestricklagen lässt sich durch zahlreiche Möglichkeiten
realisieren. Es können zum Beispiel in der äußeren Gestricklage Maschen zugenommen
und/oder in der inneren Gestricklage Maschen gemindert werden. Dies führt dazu, dass
in der äußeren Gestricklage mehr Maschen vorhanden sind als in der inneren Gestricklage.
Es resultiert eine größere Fläche der äußeren Gestricklage verglichen mit der Fläche
der inneren Gestricklage und damit eine dreidimensionale Form des Gestricks.
[0012] Die Orte bzw. die Dichte der Orte des Flächenüberschusses (Zunahme, Spickeln, Minderung)
werden aus optischen Gründen und Stabilitätsgründen möglichst gleichmäßig im Gestrick
verteilt. Zudem wird die Dichte der Orte unterschiedlicher Fläche in dem Gestrick
so gewählt, dass die dreidimensionale Form des Schaftes in der gewünschten Weise erzielt
wird.
[0013] Es gibt neben der Zunahme und Minderung von Maschen noch eine Menge anderer Möglichkeiten,
in den beiden Gestricklagen eines zweilagigen Gestricks eine unterschiedliche Fläche
zu erzielen. Ein paar davon sollen nachfolgend kurz beschreiben werden.
[0014] Das Spickeln von Maschen bietet die Möglichkeit, den Maschenverlauf im Gestrick zu
ändern, womit sich beispielsweise die Richtung der Elastizität des Gestricks in unterschiedlichen
Bereichen individuell und unterschiedlich einstellen lässt.
[0015] Weiterhin können die Maschen in den beiden Gestricklagen aus einem unterschiedlich
starken Material gestrickt werden, d.h. die äußere Gestricklage aus einem stärkeren
Material als die innere. Dies führt dazu, dass das Gestrick selbsttätig eine dreidimensionale
Form einnimmt.
[0016] Es können in der äußeren Gestricklage in einem Web-Strickverfahren zusätzlich Schuss-
und/oder Kettfäden eingebracht werden, wodurch sich die Materialmenge in der äußeren
Gestricklage erhöht, was ebenso dazu führt, dass das Gestrick selbsttätig eine dreidimensionale
Form annimmt.
[0017] Es können z.B. aus Stabilitätsgründen auch in der inneren Gestricklage Schuss- und/oder
Kettfäden eingebracht werden, in welchem Fall die Dichte der Schuss- und/oder Kettfäden
in der äußeren Gestricklage vorzugsweise höher ist, und/oder die Materialstärke der
Schuss- und/oder Kettfäden in der äußeren Gestricklage größer ist.
[0018] Die Schuss- und Kettfäden können bereichsweise eine spezielle Funktionalität übernehmen,
z.B. gummierte oder sehr robuste Schuss- und Kettfäden in gewünschten Schuhbereichen.
Die Schuss-/Kettfäden können vorzugsweise auch zwischen den Lagen eingebracht werden.
Insbesondere Schussfäden können zur Volumenerhöhung auf einer Seite teilvermascht
werden. Die Schuss- oder Kettfäden können zwischen den Lagen auf Fang gelegt werden,
als Füllfaden geflottet, oder als Polfäden geführt werden. Der Unterschied zu Schuss-/Kettfäden,
die in einer Lage gestrickt werden besteht dabei, dass die zischen den Lagen verlaufenden
Schuss-/Kettfäden nicht auf dem hinteren oder vorderen Maschenbett gestrickt werden,
sondern allenfalls auf einem oder beiden Nadelbetten teilvermascht werden.
[0019] In der äußeren Gestricklage können Maschen auf Fang gelegt werden, währen in der
inneren Gestricklage während des auf Fang Legens nicht weitergestrickt wird. Dies
führt insgesamt zu einem höheren Volumen in der äußeren Gestricklage.
[0020] Es können in den entsprechenden Gestricklagen thermisch verformbare Fäden eingestrickt
werden, die sich bei thermischer Behandlung zusammenziehen (insbesondere für die innere
Gestricklage) oder ausdehnen (insbesondere für die äußere Gestricklage).
[0021] Es können in der äußeren Gestricklage Maschen gesplittet und/oder in der inneren
Gestricklage Maschen zusammengelegt werden. Man kann in der äußeren Gestricklage größere
Maschen stricken, und/oder ein stärkeres Material verwenden als in der inneren Gestricklage
und/oder Maschen zunehmen.
[0022] Größere Maschen lassen sich allgemein durch dickeren Faden, längere Kulierung oder
zusätzlichen Fang bzw. teilvermaschen Schussfaden erreichen. Diese Parameter werden
für einzelne Zonen des Schuhs individuell eingestellt, so das sich unterschiedliche
Formgebung und Elastizität der einzelnen Zonen des Schuhs steuern lassen.
[0023] Auf diese Weise kann in der einen Gestricklage (die der Schuhaußenseite zugewandte
Gestricklage) eine größere Fläche erzeugt werden als in der anderen. In der Gestricklage,
die enger werden soll (in der Regel die der Schuhinnenseite zugewandte Gestricklage)
kann mit höherer Fadenspannung, mit dünnerem Material gestrickt werden. Zudem kann
gemindert (Abnehmen von Maschen) werden. Auch durch entsprechend variierte Einbringung
von Schuss- und/oder Kettfäden (z.B. als Füllfaden) kann die Flächenerstreckung einer
Gestricklage beeinflusst werden. Eine Dreidimensionalität wird zudem z.B. durch unterschiedliche
Garne/Bindungen/Festigkeiten auf der Ober/Unterseite des Schuhs realisiert. Wenn z.B.
in der Außenlage mit mehr Garn oder mehr Maschen gestrickt wird als in der Innenlage
wird, wölbt sich die das Gestrick automatisch. Dieser Effekt wird auch erzielt, wenn
z.B. in der inneren Gestricklage mit schrumpfenden/elastischen Garnen oder weniger
Garn gearbeitet wird. Natürlich können auch konturierte Teile aus thermoplastischer
Faser einfach durch Tempern in Form gebracht werden.
[0024] Die oben genannten Möglichkeiten zum Aufweiten oder Zusammenziehen einer Gestricklage
können in dem zweilagigen Gestrick natürlich beliebig miteinander zur Erzielung einer
gewünschten dreidimensionalen Form kombiniert werden.
[0025] Alle diese beispielhaften Verfahren zur Herstellung einer unterschiedlichen Fläche
in den beiden Gestricklagen gehen oft auch mit einer entsprechenden Volumenänderung
der Fläche einher, wobei für die dreidimensionale Form nur der Volumenanteil relevant
ist, der sich in der Ebene der Gestricklage erstreckt. Die oben beschriebenen Techniken
zur dreidimensionalen Formgebung können miteinander in beliebiger Weise kombiniert
werden. Insbesondere die Kombination obiger Verfahren, z.B. Zunahme/Minderung oder
unterschiedliche Materialien mit der Einbringung von Schuss- und/oder Kettfäden in
einem Web/Strick-Verfahren bringt hinsichtlich der Stabilität des Gesamtgestricks
und damit des Schafts insgesamt zusätzliche Vorteile.
[0026] Die Erfindung bietet den Vorteil dass der gesamte Schaft oder zumindest der wesentliche
Teil des Schafts in einem automatisierten Vorgang einteilig hergestellt werden kann.
Dabei wird dem Schaft die zum komfortablen Tragen des Schuhs notwendige und der Fußform
entsprechende haltbare räumliche dreidimensionale Gestalt (Form) gegeben.
[0027] Die Innensohle kann gegebenenfalls in einem automatisierten Verfahren einteilig mit
dem Schaft mitgestrickt werden.
[0028] Die Sohle wird nach dem Stricken des Schaftes mit diesem verbunden, z.B. durch Verkleben,
Verschweißen oder andere an sich bekannte Verbindungstechniken zwischen Schaft und
Schuhsohle
[0029] Die Zunahme bzw. Minderung von Maschen in den Gestricklagen soll an mehreren Stellen
verteilt erfolgen, welche Stellen im Formgebungsbereich vorzugsweise möglichst gleichmäßig
verteilt aber in den stärker geformten Bereichen des Schaftes dichter sind. Auf diese
Weise kann eine Formgebung homogen in das Gestrick integriert werden. Aufgrund dieser
homogenen Formgebung wiederum werden übermäßig beanspruchte Randbereiche, die für
eine Formgebung verantwortlich sind, vermieden. Durch Spickeln/Zunehmen/Mindern lässt
sich zudem Einfluss auf die Richtung des Maschenverlauf nehmen, was zur gezielten
Zonierung des Schuhs in Bereiche mit unterschiedlicher Ausrichtung der Verformbarkeit/Elastizität
verwendet werden kann.
[0030] Der Grad der Verformung wird vorzugsweise über die Dichte, d.h. den gegenseitigen
Abstand der Stellen gesteuert, an denen die Zunahme, Minderung erfolgt. Auf diese
Weise lassen sich homogene Textilstücke herstellen, die in gewünschter Weise sowohl
weniger verformte Bereiche als auch stärker verformte Bereiche aufweisen. Möglichkeiten
einer dreidimensionalen Formgebung bestehen darin, dass in mehreren Bereichen des
Gestricks Maschen zu- und/oder abgenommen werden oder dass beim Stricken des Schuhs
auf einer Strickmaschine Nadeln in bestimmten Bereichen des Gestricks inaktiviert
werden, während mit den Nadeln in den anderen Bereichen weitergestrickt wird. Durch
spätere Aktivierung dieser zuvor inaktivierten Nadeln erzielt man in den inaktivierten
Bereich ein Zusammenziehen des Gestricks, was in gewünschter Weise zur Erzielung einer
bestimmten Form genutzt werden kann.
[0031] Eine verteilte Zunahme oder Abnahme von Maschen innerhalb der Gestricklagen des Gestricks
lässt sich in besonders vorteilhafter Weise unter Verwendung von sog. Twinnadeln erzielen.
Ist eine Reduzierung der Maschenzahl erwünscht, so strickt man lediglich mit einer
A- oder B-Nadel der Twinnadel weiter. Hierdurch erhält man eine Reduzierung der Maschenzahl
auf die Hälfte bei gleich bleibender Breite des aktiven Bereichs des Nadelbettes.
[0032] Der erfindungsgemäße Schaft ist umlaufend geschlossen und wird so letztendlich mit
einer Sohle verbunden.
[0033] Damit das Strick-Gewirke den hohen Belastungen widersteht, denen ein Schaft beim
Tragen eines Schuhs normalerweise ausgesetzt ist, können in dem gestrickten Schaft
Zonen erhöhter Formfestigkeit vorgesehen sein, indem an diesen Zonen stabilisierende
Bestandteile wie z.B. Kette, Schussfäden, Pol-Steg, oder Flotte eingearbeitet werden
und/oder indem an diesen Stellen mit einem sehr robusten und etwas stärkerem Material
gestrickt wird.
[0034] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform kann ein solcher Stabilisator auch eine
hochfeste Strickfaser sein, die im Bereich der besagten Zone als Strickfaden in das
Gestrick eingearbeitet ist. Die durch oben beschriebenes Verfahren erfolgte dreidimensionale
Formgebung des Schaftes wird durch den Stabilisator verbessert gehalten. Geeignete
hochfeste Strickfasern sind bevorzugt aus Polyamid oder Polyester, können aber auch
aus Leder sein.
[0035] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform kann an dem Schaft zusätzlich
eine textile Innensohle vernäht oder per Ultraschall angeschweißt werden. Die Innensohle
kann natürlich auch gleich bei der Herstellung des Schaftes mit angestrickt werden.
[0036] Der erfindungsgemäße Schaft kann ferner integriert eingestrickte und vordefinierte
Löcher für eine Schnürsenkelleiste umfassen. Die Schnürsenkellöcher sollten verstärkt
sein, z.B. durch thermische Nachbearbeitung des Gestricks oder bevorzugt mit Klebe/Schmelzfaden
und/oder durch dickes Umstricken. Anstatt der Schnürsenkellöcher sind auch Schlaufen/Tunnels
möglich. Zur Schaftstabilisierung kann Harz nicht nur besprüht, sondern partiell als
Pulver gleich mit eingestrickt werden. Diese kann bereits an den verstrickten Fasern
anhaften.
[0037] In einer vorteilhaften Ausführungsform wird in dem doppellagigen Gestrick unter anderem
eine thermisch verformbare Strickfaser verwendet, die nach thermischer Behandlung
erhärtet wird und somit einen Stabilisator zum Erhalt der dreidimensionalen Form des
Schaftes darstellt.
[0038] Eine Variante dieser Ausführungsform wird gebildet durch eine Doppellage des Gestricks,
zwischen die ein Klebefaden eingeflottet oder anders eingearbeitet wird, wobei insbesondere
nur diese Passagen getempert und dadurch verhärtet werden.
[0039] Zur Stabilisierung kann der Schaft auch nachträglich, d.h. nach dem Stricken z.B.
mit Harzen besprüht werden.
[0040] Vorzugsweise sind die Fasern, mit denen das doppellagige Gestrick des Schaftes gestrickt
wird, hydrophob, kühlend, schmutzabweisend, oder nachleuchtend ausgerüstet, entsprechend
den Anforderungen an den Schuh.
[0041] Eine vorteilhafte Variante der Erfindung sieht vor, den Schaft unter anderem mit
einer definiert nachschrumpfenden Faser zu fertigen, wobei der Schaft bei seiner Herstellung
etwas größer konzipiert wird und nachfolgend in eine einer gewünschten Schuhgröße
entsprechenden Form gelegt und sodann getempert wird. Diese durch Hitze oder Dampf
vollzogene Temperung lässt das Textil schrumpfen, wodurch die gewünschte Schuhgröße
realisiert wird. Durch den Schrumpfvorgang lässt sich auch beispielsweise eine höhere
Dichte des Textils erzielen, wodurch die Stabilität des Schaftes nochmals erhöht oder
eine verbesserte Wasserabweisung erzielt werden kann.
Ist der Schaft nach obigen Vorbildern gefertigt, wird nachfolgend die Laufsohle angesetzt
und vorteilhaft durch Spritzverfahren festgelegt. Das Material der Laufsohle ist bevorzugt
Polyurethan. Hinsichtlich der Form des Schuhs und insbesondere des Schaftes ist es
denkbar, einen sog. Fünfzehen-Schuh zu formen, bei dem jede Zehe einzeln vom Schuh
umhüllt ist. Ferner ist eine vorteilhafte Ausführungsform dadurch gekennzeichnet,
dass sie eine Abschlusspolsterkante aufweist.
Zur Herstellung des Schuhs kann die Sohle kann an den Schaft angespritzt, angenäht
und/oder angeklebt werden.
Für den Fachmann ist klar, dass der erfindungsgemäße Schaft mitsamt allen Bestandteilen
ein beliebiges Design haben kann. Es ist ferner möglich, eine Produktion vollautomatisch
von der Scannung eines Kundenfußes bis zur Herstellung des Schuhs aufgrund der gewonnenen
Scan-Daten zu gestalten.
[0042] Das Verfahren offenbart eine ökologische Herstellung eines Schuhs mit größter Variabilität
einzelner Kundenwünsche und Anforderungen an den Schuh. Der fertige Schuh kann natürlich
auch nachträglich bestickt oder bedruckt werden, um ihm ein gewünschtes Aussehen zu
geben.
Es gibt mehrere Möglichkeiten den Schaft zu stricken. Bevorzugt in Längsrichtung lässt
sich der Schaft ideal zonieren und durch Richtungswechsel der Bindungen/Zonen ein
ergonomisches Konstrukt erreichen. Es gibt in diesem Sinne mehrere Möglichkeiten den
Schuh zu ,stricken' - längs/quer/diagonal/kombiniert. Durch Spickeln lässt sich die
Richtung des Maschenverlaufs ändern, was die Ausprägung individueller unterschiedlicher
Zonen am Schuh ermöglicht.
[0043] Es ist auch möglich den Schaft quer zu stricken, in welchem Fall eine kurze Laufzeit
erzielt wird. Zusatzteile, wie z.B. die Zunge, müssen jedoch eingenäht und der Schuh
nach dem Stricken zusammengenäht werden.
[0044] Der Schuh wird vorzugsweise mit einer Kombination unterschiedlicher Bindungen - dick,
dünn, weich, hart, semiflexibel, stabilisierend gestrickt.
Der Schaft wird vorzugsweise aus Bindungskombinationen gebildet, unter denen neben
elastischen, dicken/dünnen Passagen auch Netzstrukturen und einflächige Gestrickabschnitte
vorgesehen sein können, z.B. Netzmembranen, die auch die zugeordnete Zonenfunktion
sichtbar machen.
Der Schaftabschluss sollte gepolstert sein. Üblicherweise werden hierzu volumige/weiche
Füllfäden verwendet.
Die Zunge sollte ebenfalls weich/volumig ausgebildet werden - Schlaufen zur Fixierung
des Schnürsenkels sind sinnvoll.
Die Schaftspitze sollte fest/hart ausgebildet werden, was z.B. durch eine thermische
Nachbehandlung als auch durch Schmelzfäden erreichbar ist. Ab dem Zehenansatz kann
das Gestrick dann dünn/weich ausgebildet sein.
Der untere Schaftrand muss zum Annähen einer Innensohle bevorzugt dünn und fest ausgebildet
werden. Wenn die Innensohle bereits angestrickt ist, können Verankerungen (Tubus/Schlaufe)
zum Anspritzen einer Außensohle hilfreich sein.
[0045] Vorzugsweise ist das den Schaft bildende einteilige Gestrick in drei Bereiche eingeteilt,
die zwar einstückig miteinander verbunden sind, in denen aber unterschiedliche Materialien
oder Stricktechniken angewandt werden:
- 1. Feste Bereiche
- 2. Elastische Bereiche
- 3. Normale Bereiche
[0046] Vorzugsweise werden die festen Bereiche im vorderen und hinteren Kappenbereich des
Schaftes, insbesondere an den Kappenrändern, die mit der Sohle zu verbinden sind,
vorgesehen. Ein derartiger fester Bereich kann auch im Randbereich des Schaftes am
Innenrist vorgesehen werden, wo eine Abstützfunktion für das Fußgewölbe an der Innenseite
des Fußes gewünscht wird.
[0047] Die elastischen Bereiche werden insbesondere am oberen Kappenabschluß vorgesehen,
wo eine elastische Anlage des Schaftes an das Fußgelenk bzw. im Knöchelbereich des
Fußes gewünscht ist, als auch in der Mitte des Vorderblattes.
[0048] Alle anderen Bereiche, die nicht durch die festen und elastischen Bereiche gebildet
sind, sind die normalen Bereiche. Hier ist eine gute Anpassung an den Fuß und eine
möglichst gute Atmungsaktivität gefragt.
[0049] Für die festen Bereiche werden vorzugsweise feste Gestricke verwendet, in denen wenigstens
eine der folgenden Techniken zur Verfestigung des Gestricks angewendet werden:
- versetzten Bindungen unterschiedlicher Ausprägung (z.B. basierend auf einer Interlockbindung
1x1 versetzt vorne/hinten abwechselnd gestrickt),
- in das Gestrick werden Schuß- und/oder Kettfäden als zusätzlicher Stabilisator eingearbeitet
- das Gestrick wird eng/fest gestrickt,
- in der Innenlage wird mit einem Faden gestrickt, der einen Gummifadenanteil aufweist,
- die Verbindung zwischen Aussenlage und Innenlage wird entweder über eine zusätzliche
Zwischenlage als Verbindung, z.B. als polartige Struktur, oder als (nicht sichtbare)
Fangverbindung zur jeweils anderen Lage realisiert.
[0050] Diese Techniken können auch kombiniert werden, um den stabilisierenden Effekt zu
verstärken.
[0051] Für die Herstellung der elastischen Bereiche wird vorzugsweise wenigstens eine der
folgenden Stricktechniken angewandt:
- Einarbeitung eines zumindest partiell eingearbeiteten Gummifadens bzw. dehnbaren Fadens
in die Bindung,
- Verbindung des Gummifadens mit der Aussenlage über Fang oder Masche,
- partiell kann ein auf der inneren Gestricklage eingearbeiteter Gummifaden auch auf
der Aussenseite sichtbar gemacht werden, wodurch die Elastizität erhöht werden kann,
- die Innenlage kann zur Steuerung der Flexibilität aus Elastikfäden unterschiedlicher
Zugkraft und in Kombination hochfester Fasern kombiniert werden.
- der Knöchelabschluss (oberer Schaftabschluss) kann durch Füllfäden aus elastischen
Garnen sowohl hochelastisch als auch weich gestaltet werden.
Auch hier können die einzelnen Techniken miteinander kombiniert werden, um die Elastizität
in gewünschter Stärke und Richtung zu steuern.
[0052] In den normalen Bereichen, die nicht durch die festen oder elastischen Bereiche gebildet
werden, werden vorzugsweise folgende Gestricke bzw. Gestricktechniken eingesetzt:
- Lochstrukturen im Zweilagenaufbau,
- Netzstrukturen im Zweilagenaufbau,
[0053] Um den Tragkomfort des Schuhs zu erhöhen, kann insbesondere die Innenlage weich gehalten
werden. Mögliche Techniken sind hier:
- zwischen die Innen- und Außenlage wird ein voluminöser Füllfaden gepackt, der als
Teilschuss/Flotte mit Fang eingebunden oder einfach eingelegt wird.
- eine Polbindungen wird verwendet, bei welcher der Faden in unterschiedlichen Winkeln
zwischen den Lagen zickzack eingelegt und entweder mit Fang oder vermascht verankert
wird,
- es werden lockere Maschen mit langen Flottfäden oder aufgelegte Maschenhenkel (Frottee)
verwendet.
[0054] Nachfolgend wir die Erfindung beispielsweise anhand der schematischen Zeichnungen
beschrieben. In dieser zeigen:
- Figur 1
- eine dreidimensionale Darstellung eines einteilig gestrickten Schuhs mit einer Sohle,
- Figur 2a-e
- fünf Maschenbilder für zweilagige Gestricke zur Bildung des einteiligen Schaftes,
und
- Figur 3a-e
- fünf weitere Maschenbilder zur Herstellung eines mehrlagigen einteiligen Gestricks
für den Schaft des Schuhs aus Figur 1.
[0055] Figur 1 zeigt einen Schuh 10 bestehend aus einem Schaft 12, der einteilig gestrickt
ist und mit einer Schuhsole 14 verbunden ist. Optional einteilig integriert angestrickt
ist die Zunge 16 des Schuhs. Ebenfalls optional sind Löcher 18 für die Schnürsenkel
des Schuhs integriert eingestrickt. Der Schuh 10 hat eine Vorderkappe 20, eine Fersenkappe
22, einen oberen Abschluss 24 als auch einen vorderen Außenristbereich 26. Der Schaftes
12 besteht aus einem mehrlagigen Gestrick 28, bei welchem die äußere Gestricklage
voluminöser oder großflächiger ist, so dass sich der Schaft beim Stricken selbsttätig
in die gewünschte dreidimensionale Form begibt. Der Schaft 12 kann durch jede an sich
bekannte Verbindungstechnik, z. B. verkleben, vernähen und/oder vergießen mit der
Kunststoffsohle 14 verbunden sein.
[0056] Vorzugsweise ist in dem Gestrick im Bereich der Vorderkappe 20 und der Fersenkappe
22 ein Thermofaden mit eingestrickt. Nach einer Temperierung bildet der Thermofaden
in dem Gestrick einen verstärkten eher starren Bereich. Auf diese Weise lässt sich
die Stabilisierung in dem einteilig gestrickten Schaft 12 an Beanspruchungsstellen
verbessern. Zusätzlich können vorzugsweise der obere Abschluss 24 und der vordere
Außenristbereich 26 mit einem gegenüber dem sonstigen Material 28 verstärkten oder
stärkeren gummielastischen Faden gestrickt sein, so dass in diesen Bereichen die Elastizität
erhöht wird. Durch den erfindungsgemäßen Schuh wird eine enge Anlage des Schaftes
12 am Fuß erzielt und damit eine hohe Laufeffizienz. Die Erfindung eignet sich deshalb
insbesondere für jede Art von Laufschuh.
[0057] Die Figuren 2a bis 2e und Figuren 3a bis 3e zeigen vorteilhafte Maschenbilder für
das Gestrick 28 des Schaftes 12. Zu allen Maschenbildern sei angemerkt, dass auf dem
Nadelbett A die Außenlage 35 des Gestricks 28 gestrickt wird, während auf dem hinteren
Nadelbett B die Innenlage 37 gestrickt wird.
[0058] Figur 2a zeigt ein doppellagiges Standardgestrick 30 mit einem Textilfaden 31, z.B.
PA oder PE. Die Figur zeigt deutlich, dass die Maschen auf dem vorderen Nadelbett
A weiter sind, während die Maschen auf dem hinteren Nadelbett B fester kuliert und
damit kleiner sind. Hierdurch zum einen erreicht, dass die Außenlage 35 großflächiger
als die Innenlage 37 ist, womit sich eine Wölbung und eine selbsttätige dreidimensionale
Formung des Gestricks ergibt. Der Faden 30 kann optional ein gummielastischer Faden
oder ein Hybridfaden sein, was dem Gestrick eine elastische Wirkung ähnlich einem
Strumpf verleiht, was bei Verarbeitung in einem Schaft derart auswirkt, dass der Fuß
eng umschlungen wird.
[0059] Figur 2b zeigt ein Maschenbild eines weiteren Gestricks 33, bei dem ein erster Faden
32 mit einer größeren Stärke auf dem vorderen Nadelbett A gestrickt wird, derart,
dass er an jeder Nadel kuliert wird. Auf dem hinteren Nadelbett B wird mit einem dünneren
zweiten Faden 34 gestrickt, der an jeder Nadel des hinteren Maschenbetts B kuliert
wird und der über Fang mit dem ersten Faden 32 verbunden ist. Dieses Gestrickt führt
zu einer voluminöseren dichteren Vorderaußenlage, so dass ein dreidimensionales geformtes
stabilisiertes Gestrick erzielt wird.
[0060] Figur 2c zeigt ein zweilagiges Gestrick 40, bei welchem ein erster Faden 42 und ein
zweiter Faden 44 separat auf den beiden Nadelbetten A und B gestrickt werden, wobei
sie an jeder Nadel kuliert werden. Der erste Faden 42 und der zweite Faden 44 sind
über einen Fangfaden 46 miteinander verbunden.
[0061] Figur 2d zeigt ein zweilagiges Gestrick 50, bei welchem die Außenlage mit einem ersten
Faden 52 und einem zweiten Faden 54 gestrickt werden, in dem die beiden Fäden abwechselnd
kuliert und geflottet sind, d. h. an der Nadelposition, an welcher einer der beiden
Fäden 52, 54 kuliert ist, ist der jeweils andere Faden 54, 52 geflottet (1 x1 geflottet).
Auf dem hinteren Nadelbett B wird ein dritter Faden 56 verstrickt, der auf jeder Nadel
kuliert wird.
[0062] Figur 2e zeigt ein weiteres Gestrick 60 des Schaftes 12 welches lediglich mit einem
Faden 60 gestrickt ist, welcher am vorderen Nadelbett A an jeder Nadel kuliert wird
während er am hinteren Nadelbett B nur an jeder zweiten Nadel kuliert wird. Der Faden
60 ist hier ein Textilfaden oder ein Hybridfaden bestehend aus einem normalen Textilmaterial
und einem gummielastischen Material. Auch hier entsteht ein Gestrick, dessen Außenlage
voluminöser und stabiler ist als die Innenlage, womit selbsttätig ein dreidimensional
geformtes Gestrick 28 entsteht, das den Schaft 12 bildet.
[0063] Figur 3a zeigt ein doppellagiges Gestrick 70 welches mit einem ersten Faden 72 und
einem zweiten Faden 74 gestrickt wird. Der erste Faden 72 wird am vorderen und hinteren
Nadelbett A, B 1 x 1 gestrickt, wobei er auf beiden Nadelbetten A, B an jeder zweiten
Nadel kuliert wird. Der zweite Faden 74, der insbesondere als gummielastischer Faden
ausgebildet ist, wird am vorderen Nadelbett intermittierend mit dem ersten Faden an
jeder zweiten Nadel gestrickt, wobei er an den Nadeln geflottet ist, an welchen der
erste Faden 72 kuliert wird. Auch durch dieses Gestrickt wird eine verglichen mit
der Innenlage 37 des Gestricks festere voluminösere Außenlage 35 für dien dreidimensionales
Gestrick erzielt.
[0064] Figur 3b zeigt ein weiteres Gestrick 80. Dieses wird vorne mit einem ersten Faden
82 gestrickt, der vorzugsweise voluminöser als ein auf dem hinteren Nadelbett 84 gestrickter
zweiter Faden 84 ist. Beide Fäden 82, 84 werden über einen Polfaden 86 miteinander
verbunden, der mit Fang eingelegt ist, wobei die Nadelbetten versetzt werden, so dass
sich eine Diagonalstruktur des zwischen dem ersten und zweiten Faden 82, 84 verlaufenden
Polfadens 86 ergibt. Auch dieses Gestrick führt zu einer dreidimensionalen Form, die
ideal für einen Schaft eingestellt werden kann.
[0065] Figur 3c zeigt ein Gestrick 90, welches mit einem ersten Faden 92 und einem zweiten
Faden 94 gestrickt ist, wobei beide Fäden 1 x 1 auf dem vorderen und hinteren Nadelbett
A und B gestrickt sind und beide Fäden um eine Nadel gegeneinander versetzt sind.
Zwischen beiden Gestricklagen ist ein Schussfaden 96, z.B. ein thermisch verformbarer
Faden (Thermo faden), eingelegt. Hieraus ergibt sich eine sehr dichte und stabile
Struktur, die insbesondere im Bereich der Vorderkappe 20 und der Fersenkappe 22 oder
für stark beanspruchte Schuhe als Material 28 des gesamten Schaftes 12 verwendet werden
kann.
[0066] Figur 3d zeigt ein Gestrick 100, welches aus einem ersten Faden 102, einem zweiten
Faden 104 und einem dritten Faden 106 gestrickt ist. Alle drei Fäden 102, 104, 106
werden am vorderen Nadelbett versetzt zueinander gestrickt, derart, dass jeder Faden
an einer Nadel kuliert und an den nächsten beiden anderen Nadeln geflottet wird. Auf
diese Weise ergibt sich eine relativ dichte mehrlagige Struktur.
[0067] Schließlich zeigt Figur 3e ein Gestrick 110 mit einem ersten Faden 112, einem zweiten
Faden 114 und einem Fangfaden 116. Der erste Faden wird am vorderen Nadelbett A gestrickt,
während der zweite Faden 114 am hinteren Nadelbett B gestrickt wird. Die so gebildete
äußere 35 und Innenlage 37 des Gestricks 110 wird über den Fangfaden 160 verbunden,
in dem er als Fang aufgelegt wird. Der Faden wird jedoch über weite Abstände geflottet.
Diese Ausführungsform eignet sich insbesondere für Anwendungen bei welchen der Fangfaden
116 als Schmelz- oder Thermofaden ausgebildet ist, so dass nach einer Wärmebehandlung
des Gestricks 110 der Schmelz- bzw. Thermofaden sich auflöst und verhärtet und somit
das Gestrick in diesem Bereich stabilisiert wird. Diese Art des Gestricks eignet sich
daher sehr vorteilhaft für die Vorderkappe 20 und die Fersenkappe 22 des Schaftes
12.
[0068] Jedes der in den Maschenbildern gezeigte doppellagige Gestrick 30, 33, 40, 50, 60,
70, 80, 90, 100, 110 kann als Gestrick 28 des Schaftes aus Fig. 1 verwendet werden.
[0069] Die Erfindung ist nicht auf die oben beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt
sondern kann innerhalb des Schutzbereichs der nachfolgenden Ansprüche beliebig variiert
werden. Der Faden kann jeder herkömmliche Textilfaden, z. B. ein PE- oder PA-Faden
oder jedes herkömmliche Textilgarn sein. Der Faden kann ummantelt oder als Hybrid
gestrickt sein. Auf diese Weise können die Eigenschaften des Fadens auf die Funktion
des Fadens im Schaft eingestellt werden.