[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Hörgeräts sowie ein solches
Hörgerät.
[0002] Ein Hörgerät dient üblicherweise der Versorgung eines gehörgeschädigten oder gehörbeeinträchtigten
Nutzers, um diesem ein verbessertes Hören zu ermöglichen. Der Nutzer eines Hörgeräts
trägt dieses regelmäßig im oder am Ohr. Das Hörgerät nimmt Geräusche, d.h. alle Arten
von Schall oder Schallsignalen, aus der Umgebung auf, verstärkt diese und gibt diese
als verstärkte Audiosignale an den Nutzer aus. Zusätzlich oder alternativ zur Verstärkung
erfolgt häufig eine Bearbeitung, z.B. eine Filterung. Allgemein weist das Hörgerät
somit eine Anzahl von Betriebsparametern auf, welche für den Nutzer üblicherweise
individuell eingestellt sind, um ein aufgenommenes Geräusch geeignet zu modifizieren.
[0003] An verschiedenen Orten herrschen oft auch unterschiedliche Geräuschkulissen, weshalb
eine Änderung der Betriebsparameter in Abhängigkeit der momentanen Geräuschsituation
zweckmäßig ist.
[0004] In der
US 2015/0003652 A1 wird beispielsweise ein Hörgerät beschrieben, welches automatisch eine Geräuschsituation
erkennt und die Betriebsparameter in Abhängigkeit der erkannten Geräuschsituation
einstellt. Dabei wird die geographische Position des Nutzers, d.h. der Ort, an welchem
dieser sich befindet, mit in die Erkennung der Geräuschsituation einbezogen. Dabei
wird ausgenutzt, dass die Geräuschsituation an einem bestimmten Ort über längere Zeit
dieselbe bleibt. Zur Bestimmung des Orts wird z.B. ein GPS-System verwendet. Falls
der Ort auf diese Weise nicht direkt ermittelt werden kann, werden hilfsweise andere
Informationen ausgewertet, z.B. ein Kalender des Nutzers, welchem dann entnommen wird,
wo sich der Nutzer vermutlich aufhält.
[0005] In der
US 2015/0326983 A1 ist ein Verfahren beschrieben, bei welchem ein Eingangssignal empfangen wird, welches
ein Signal und ein Störgeräusch enthält. Weiter wird eine Szene bestimmt, welche zu
dem Eingangssignal korrespondiert, wobei die Szene abhängig ist von einer Bedingung,
welche bezüglich des Signals eine externe Bedingung ist. Von dem Signal wird ein verarbeitetes
Signal abgeleitet und letzteres dann ausgegeben.
[0006] In der
EP 2 884 766 A1 wird ein Hörgerät beschrieben, bei welchem ein Geräuschumgebungsdetektor eine Kategorie
der vorliegenden Geräuschumgebung basierend auf einem akustischen Eingangssignal und
einem Ort bestimmt.
[0007] In der
EP 2 164 282 A1 wird ein Hörgerät mit verbesserter Genauigkeit bei der Bestimmung der Umgebung beschrieben.
Dabei werden Voraussagen bezüglich der Umgebung genutzt.
[0008] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß
Anspruch 1 sowie durch ein Hörgerät mit den Merkmalen gemäß Anspruch 12.Vorteilhafte
Ausgestaltungen, Weiterbildungen und Varianten sind Gegenstand der Unteransprüche.
Dabei gelten die Ausführungen im Zusammenhang mit dem Verfahren sinngemäß auch für
das Hörgerät und umgekehrt.
[0009] Das Verfahren dient zum Betrieb eines Hörgeräts und wird vorzugsweise auch hierfür
verwendet. Das Hörgerät kann von einem Nutzer getragen werden. Insbesondere wird das
Verfahren dann ausgeführt, wenn das Hörgerät auch vom Nutzer getragen wird. Der Nutzer
ist regelmäßig eine Person mit beeinträchtigtem Hörvermögen. Das Hörgerät weist eine
Anzahl von Programmen auf, welche jeweils einer Geräuschsituation oder Geräuschumgebung
zugeordnet sind. Die Programme sind dabei jeweils insbesondere eine Sammlung von bestimmten
Einstellungen für eine Anzahl von Betriebsparametern des Hörgeräts. Ein Betriebsparameter
ist beispielsweise die Verstärkung. Zudem weist das Hörgerät insbesondere wenigstens
ein Mikrofon auf, zur Aufnahme von Geräuschen, sowie einen Hörer, zur Ausgabe von
modifizierten Geräuschen. Unter "Geräusch" wird allgemein "Schall" oder "Schallsignal"
verstanden. Das Hörgerät weist zudem eine Steuereinheit auf, welche die Programme
einstellt. Das Hörgerät weist regelmäßig ein oder zwei Hörgeräteinheiten auf und ist
in letzterer Variante insbesondere ein binaurales Hörgerät.
[0010] Das Hörgerät ist zwischen verschiedenen Programmen umschaltbar, um eine optimale
Einstellung der Betriebsparameter des Hörgeräts in unterschiedlichen Geräuschsituationen
zu gewährleisten. Eine jeweilige Geräuschsituation ist charakterisiert durch eine
Anzahl an Situationsparametern, üblicherweise zumindest einen Lautstärkepegel. Jedes
Programm trägt zumindest einer bestimmten Geräuschsituation Rechnung, um in der jeweiligen
Geräuschsituation eine optimale Kompensation der Gehörbeeinträchtigung des Nutzers
sicherzustellen. Dazu weist ein Programm bestimmte Vorgaben für die Betriebsparameter
auf, sodass beim Aktivieren, d.h. Einstellen eines entsprechenden Programms die Betriebsparameter
entsprechend eingestellt werden.
[0011] Bei dem Verfahren wird eine aktuelle Geräuschsituation sowohl ortsabhängig als auch
zeitabhängig erkannt und dasjenige der Programme ausgewählt und eingestellt, welches
der aktuellen Geräuschsituation zugeordnet ist. Mit anderen Worten: die Geräuschsituation
wird dadurch ermittelt, dass sowohl Ort als auch Zeit ermittelt werden, welche zwei
Parameter darstellen, anhand derer erkannt wird, welche Geräuschsituation vorliegt.
Es werden also eine Ortbestimmung und eine Zeitbestimmung durchgeführt und anhand
des Ergebnisses wird eine bestimmte Geräuschsituation angenommen. Das für diese Geräuschsituation
optimale Programm wird dann ausgewählt und eingestellt. Das Auswählen und insbesondere
auch das Einstellen erfolgen vorzugsweise automatisch. Der Ort ist beispielsweise
ein Restaurant, eine Wohnung, eine Straße oder ein Arbeitsplatz. Die Zeit ist beispielsweise
die Tageszeit, beispielsweise charakterisiert durch die aktuelle Stunde oder zusätzlich
noch durch die aktuelle Minute, der aktuelle Wochentag, der aktuelle Monat oder ein
Datum, beispielsweise durch Tag und Monat charakterisiert oder zusätzlich noch durch
das aktuelle Jahr.
[0012] Ein Vorteil der Erfindung besteht insbesondere darin, dass an einem bestimmten Ort
sofort das optimale Programm ausgewählt und eingestellt wird, ohne zuvor eine unter
Umständen zeitaufwändige Analyse durchführen zu müssen. Grundsätzlich ist es nämlich
denkbar, eine Geräuschsituation durch Analyse der vorhandenen Geräusche, d.h. Schallsignale,
zu erkennen. Eine solche Analyse bedingt jedoch zunächst das Aufnehmen von Geräuschen
und eine anschließende Verarbeitung. Dies ist entsprechend zeitaufwändig. Demgegenüber
werden vorliegend Ort und Zeit ermittelt, um auf die aktuelle Geräuschsituation zu
schließen. Bei der Erkennung der Geräuschsituation wird insbesondere auf eine Aufnahme
von Geräuschen oder Umgebungsgeräuschen verzichtet, d.h. die Geräuschsituation wird
ausschließlich orts- und zeitabhängig ermittelt. Mit anderen Worten: es werden ein
Ort und eine Zeit bestimmt und die Geräuschsituation wird ausschließlich anhand des
Ortes und der Zeit erkannt. Dabei wird vorzugsweise auf eine Klassifizierung von Umgebungsgeräuschen
verzichtet, insbesondere bei der Orts- und Zeitbestimmung. In einer Variante wir dagegen
eine zusätzliche Klassifizierung insbesondere von Umgebungsgeräuschen vorgenommen,
um den Ort oder die Zeit oder beides zuverlässiger zu bestimmen.
[0013] Ein weiterer Vorteil ist insbesondere, dass das Auswählen und Einstellen nicht lediglich
ortsabhängig erfolgt, sondern gerade auch zeitabhängig. Denn vorliegend wurde erkannt,
dass die Geräuschsituation an einem bestimmten Ort nicht zwangsläufig gleichbleibend
ist und eine allein ortsabhängige Einstellung des Hörgeräts nicht immer zielführend
ist, sondern dass die Geräuschsituation an einem Ort sich häufig auch über die Zeit
verändert. Beispielsweise wird ein Restaurant zu unterschiedlichen Tageszeiten auch
unterschiedlich stark besucht, sodass der Lautstärkepegel an diesem Ort zeitabhängig
variiert. Ähnliches gilt für eine Straße, welche zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich
stark befahren und somit unterschiedlich laut ist. Ein Programm, welches beispielsweise
zur Mittagszeit einen hohen Geräuschpegel berücksichtigt, ist dann beispielsweise
am Nachmittag, wenn es ruhiger ist, ungeeignet. Allgemein führt also die zusätzliche
Zeitabhängigkeit der Geräuschsituation am gleichen Ort unter Umständen zu ungünstigen
Einstellungen. Dies wird vorliegend durch die zusätzlich zeitabhängige Erkennung der
Geräuschsituation vermieden.
[0014] Die ortsabhängige Auswahl des Programms wird also vorteilhaft durch eine zusätzlich
zeitabhängige Auswahl an einem bestimmten Ort verbessert. Das Programm wird somit
sozusagen zweistufig ausgewählt. Dabei wird zunächst ein Ort bestimmt, insbesondere
der Standort des Nutzers. Anschließend wird eine Zeit bestimmt, insbesondere die aktuelle
Zeit, und dann eines von mehreren Programmen für den Ort in Abhängigkeit der Zeit
ausgewählt und dadurch die Auswahl für ebendiesen Ort verfeinert. Dabei wird davon
ausgegangen, dass für einen gegebenen Ort zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene
Programme besser geeignet sind. Das Programm wird also insgesamt anhand von zwei Parametern
ausgewählt, nämlich Zeit und Ort, und nicht lediglich anhand eines Parameters. Damit
unterscheidet sich das hier beschriebene Verfahren auch von solchen Verfahren, bei
welchen zunächst anhand eines Parameters, z.B. des Ortes ein Programm ausgewählt wird
und dann anschließend eine Anpassung an eine möglicherweise veränderte Geräuschsituation
in dynamischer Weise im Betrieb und über die Zeit erfolgt. Vielmehr wird vorliegend
direkt ein Programm auf Basis zweier Parameter ausgewählt, d.h. es wird eine initiale
Auswahl vorgenommen, welche von vornherein genauer ist, da hierbei sowohl Ort als
auch Zeit berücksichtigt werden.
[0015] Bevorzugterweise wird die aktuelle Geräuschsituation ortsabhängig erkannt, indem
ermittelt wird, an welchem Ort sich der Nutzer aktuell aufhält, vorzugsweise mittels
eines GPS-Systems. Dadurch wird genau diejenige Geräuschsituation erkannt, welche
für den Nutzer hinsichtlich dessen Aufenthaltsortes relevant ist. Dazu wird ein Ortssensor
verwendet, vorzugsweise ein GPS-System. Dieser ist beispielsweise in das Hörgerät
integriert. Alternativ ist der Ortssensor in ein externes Gerät integriert, welches
der Nutzer zweckmäßigerweise ebenfalls bei sich trägt, geeigneterweise ein Smartphone.
Das externe Gerät ist dann mit dem Hörgerät beispielsweise drahtlos verbunden, um
den Ort, d.h. die Ortsinformation, zu übermitteln. Alternativ oder zusätzlich ist
an dem Ort ein Sender aufgestellt, welcher den aktuellen Ort übermittelt.
[0016] Die aktuelle Geräuschsituation wird orts- und zeitabhängig mittels eines Geräuschkennfelds
ermittelt. Das Geräuschkennfeld wird auch als Parameterkennfeld oder als Sound Map
bezeichnet. Das Geräuschkennfeld enthält also allgemein die Geräuschsituation an einem
bestimmten Ort als Funktion der Zeit und ist somit insbesondere ein Datensatz oder
auch ein Katalog. Unter "Funktion" wird vorliegend auch eine tabellarische Zuordnung
verstanden. Die Geräuschsituation selbst muss dabei nicht direkt im Geräuschkennfeld
gespeichert sein, wesentlich ist vielmehr, dass das Geräuschkennfeld für einen gegebenen
Ort und für eine gegebene Zeit eine Information zur Bestimmung der Geräuschsituation
enthält, d.h. einen Parameter, welcher mit der Geräuschsituation in Beziehung steht.
Der Parameter wird auch als Situationsparameter bezeichnet, das sich anhand des konkreten
Wertes des Parameters die zugehörige Geräuschsituation bestimmen lässt. Alternativ
oder zusätzlich ist die Geräuschsituation selbst orts- und zeitabhängig als Information
im Geräuschkennfeld enthalten. Durch das Geräuschkennfeld ist an dem entsprechenden
Ort die Geräuschsituation zu verschiedenen, insbesondere zu jeder Zeit entsprechend
direkt oder indirekt gespeichert und somit vorbekannt. Die Geräuschsituation kann
dann in Kenntnis der aktuellen Zeit aus dem Geräuschkennfeld ermittelt werden. Dazu
werden vorzugsweise zuvor gesammelte Erfahrungen verwertet, d.h. die Kenntnis, zu
welcher Zeit an welchem Ort welche Geräuschsituation vorliegt. Diese Kenntnis ermöglicht
dann eine sofortige optimale Programmwahl, insbesondere auch dann, wenn der Nutzer
einen bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit noch nie zuvor betreten hat.
[0017] In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung ist der Ort durch Koordinaten bestimmt,
sodass das Programm ortsabhängig anhand des konkreten Standortes des Nutzers ausgewählt
wird. Der Ort ist dabei insbesondere durch zwei Koordinaten charakterisiert, vorzugsweise
geographische Länge und Breite. In einer Variante ist der Ort zusätzlich noch durch
eine Höhe charakterisiert und somit durch insgesamt drei Koordinaten. Die Koordinaten
sind vorzugsweise GPS-Koordinaten oder Vergleichbares.
[0018] Alternativ oder zusätzlich ist der Ort ein Ortstyp, sodass das Programm dann abhängig
vom Typ oder von der Art des Ortes ausgewählt wird. Auf die konkreten Koordinaten
kommt es hierbei nicht notwendigerweise an. Vielmehr werden vorteilhaft gleichartige
Orte auch als gleichartig erkannt, d.h. als derselbe Ortstyp, und es wird für solche
gleichartigen Orte entsprechend dasselbe Programm ausgewählt. Beispiele für solche
Ortstypen sind eine Straße, ein kleiner Raum, eine Kirche, ein Theater, ein Fahrzeuginnenraum,
ein Arbeitsplatz, eine Freifläche usw. Diverse Typen von Orte unterscheiden sich in
zumindest einem Situationsparameter und sind insofern abgrenzbar voneinander. Die
Geräuschsituation wird dann in einer zweckmäßigen Ausgestaltung ortsabhängig ermittelt,
indem zunächst eine Ortstypisierung durchgeführt wird, bei welcher ein aktueller Ortstyp
bestimmt wird, d.h. bei welcher der aktuelle Ort typisiert wird. Die Geräuschsituation
wird dann in einem Geräuschkennfeld für den aktuellen Ortstyp zeitabhängig ermittelt.
[0019] Der Situationsparameter ist geeigneterweise eine Karteninformation, eine Nachhallzeit,
ein Störgeräusch, ein Frequenzspektrum oder eine von diesen abgeleitete Größe. Andere
Situationsparameter sind ebenfalls denkbar und geeignet. Bei der Karteninformation
wird der Ortstyp über eine Karte bestimmt, auf welcher besondere Orte, z.B. Sehenswürdigkeiten,
Straßen etc. bereits gekennzeichnet sind. Der Ortstyp wird dann anhand der Karte in
Kombination mit dem Standort des Nutzers bestimmt. Bei der Nachhallzeit wird der Ortstyp
anhand der Nachhallzeit des Ortes bestimmt, diese wird entweder gemessen oder wird
vorgegeben, z.B. durch ein Informationssystem am Ort. Insbesondere an öffentlichen
Plätzen oder in öffentlichen Gebäuden wird regelmäßig die lokale Nachhallzeit von
einem Informationssystem bereitgestellt, mit welchem das Hörgerät insbesondere über
eine Drahtlosverbindung verbindbar ist. Orte lassen sich auch durch Störgeräusche
unterscheiden, z.B. durch einen Störgeräuschpegel, d.h. die Lautstärke von Störgeräuschen
am Ort, oder durch eine Störgeräuschfrequenz. Der Ort wird dann allgemein bestimmt,
indem ermittelt wird, welche Art von Störgeräusch vorliegt. Ähnliches gilt für die
Bestimmung des Ortes anhand eines Frequenzspektrums.
[0020] In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung bilden mehrere Geräuschkennfelder mehrerer
Orte gemeinsam eine Kennfeldkarte, d.h. einen Datensatz von Geräuschkennfeldern. Die
Kennfeldkarte ist vorzugsweise mehrdimensional. Die Geräuschsituation ist dabei durch
die beiden Parameter Zeit und Ort parametrisiert. Der Ort ist vorzugsweise wie oben
beschrieben zweidimensional oder in einer ebenfalls geeigneten Variante dreidimensional.
Die Zeit ist vorzugsweise eindimensional, in einer ebenfalls geeigneten Variante jedoch
mehrdimensional. Insgesamt ist die Kennfeldkarte somit entsprechend drei- oder vierdimensional,
wobei die Dimension der Geräuschsituation nicht mitgezählt ist. Die Geräuschsituation
ist also in einer mehrdimensionalen Kennfeldkarte gespeichert und durch Zeit und Ort
parametrisiert. Dadurch ergibt sich eine umfassende Datenbank, aus welcher mit hoher
Genauigkeit das an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit passende Programm
für das Hörgerät ausgewählt wird.
[0021] Die Bestimmung des Ortes anhand des aktuellen Standortes des Nutzers ist nicht unbedingt
eindeutig möglich. Beispielsweise ist bei einer Bestimmung des Ortes mittels GPS eine
Unterscheidung zwischen übereinanderliegenden Orten schwierig. Dabei wird unter "übereinanderliegenden
Orten" verstanden, dass mehrere Orte zwar dieselben oder ähnliche insbesondere zweidimensionale
Koordinaten aufweisen, jedoch in unterschiedlicher Höhe angeordnet sind. An solchen
Orten können dennoch unterschiedliche Geräuschsituationen vorliegen, welche unterschiedliche
Programme für das Hörgerät erfordern. Beispielsweise ist ein Bauwerk, z.B. eine Kirche,
oberhalb einer U-Bahn-Station angeordnet oder in einem Hochhaus sind auf unterschiedlichen
Stockwerken Räume mit unterschiedlichen Funktionen angeordnet, z.B. ein Schlafzimmer
und ein Arbeitszimmer. In einer zweckmäßigen Ausgestaltung wird die aktuelle Geräuschsituation
dann ortsabhängig erkannt, indem ein Standort des Nutzers insbesondere mittels GPS
in einem zweidimensionalen Raum bestimmt wird und indem zusätzlich eine Hilfsgröße
verwendet wird, mittels welcher unterschiedliche Orte an dem Standort unterschieden
werden. Die Hilfsgröße wird auch als Hilfsparameter bezeichnet. Die Ortserkennung
wird also vorteilhaft durch die Verwendung der Hilfsgröße unterstützt. Diese dient
vor Allem der genaueren Bestimmung des Ortes, welcher möglicherweise nicht eindeutig
bestimmbar ist.
[0022] Die Hilfsgröße ist vorzugsweise ein Parameter wie oben im Zusammenhang mit der Bestimmung
des Ortstyps beschrieben, also z.B. eine Karteninformation, eine Nachhallzeit, ein
Störgeräusch, ein Frequenzspektrum oder eine von diesen abgeleitete Größe. Die Hilfsgröße
wird insbesondere im Betrieb und insbesondere bedarfsweise bestimmt. Die Hilfsgröße
stellt eine Zusatzinformation dar, welche vorteilhaft eine Entscheidungsfindung im
Falle unzureichender oder mehrdeutiger Ortsinformationen ermöglicht. Eine solche Entscheidungsfindung
wird zweckmäßigerweise auch durchgeführt, vorzugsweise dann, wenn mehrere Orte oder
Ortstypen in Frage kommen.
[0023] Besonders geeignet ist eine Weiterbildung, bei welcher dem Geräuschkennfeld ein Ort
zugeordnet ist und bei welcher ebendieses Geräuschkennfeld zur Erkennung der Geräuschsituation
verwendet wird, wenn der Nutzer sich an demjenigen Ort aufhält, welcher dem Geräuschkennfeld
zugeordnet ist. Mit anderen Worten: für jeden Ort ist ein eigenes Geräuschkennfeld
hinterlegt, welches dann verwendet wird, wenn der Nutzer den entsprechenden Ort betritt.
Bei dem Verfahren wird dann zunächst der Ort ermittelt und daraufhin in Abhängigkeit
des Ortes das entsprechende Geräuschkennfeld ausgewählt. Zusätzlich wird die Zeit
ermittelt und dann in dem ausgewählten Geräuschkennfeld die Geräuschsituation ermittelt,
welche der ermittelten Zeit zugeordnet ist, d.h. welche für die ermittelte Zeit gespeichert
ist.
[0024] Vorzugsweise wird das Geräuschkennfeld von einem externen Gerät bereitgestellt. Mit
anderen Worten: das Geräuschkennfeld ist außerhalb des Hörgeräts und auf einem externen
Gerät gespeichert. Das externe Gerät ist vorzugsweise ein Server oder ein Smartphone.
Ein externes Gerät weist insbesondere den Vorteil auf, dass dieses deutlich mehr Speicherplatz
aufweist als das Hörgerät und zudem auch eine höhere Rechenkapazität und außerdem
über eine umfangreichere Energieversorgung verfügt. Dadurch wird das Hörgerät hinsichtlich
Speicherplatz und Energieverbrauch vorteilhaft entlastet. In einer ersten Variante
dient das externe Gerät lediglich als Speicher für ein oder mehrere Geräuschkennfelder
und überträgt dieses/diese dann an das Hörgerät. Die Übertragung erfolgt insbesondere
bei Bedarf, beispielsweise beim Betreten desjenigen Orts, dessen Geräuschkennfeld
daraufhin übertragen wird. Beispielsweise hält ein Restaurant ein Geräuschkennfeld
auf einem eigenen Server bereit und übermittelt dies an Nutzer, sobald diese das Restaurant
betreten. Auch eine Cloud-Lösung mit einem zentralisierten Server, welcher dann Geräuschkennfelder
für mehrere Orte gespeichert hält, ist geeignet. Von diesem Server können dann insbesondere
mehrere Nutzer je nach Bedarf die jeweils benötigten Geräuschkennfelder abfragen.
Dazu ist das Hörgerät beispielsweise über das Internet unmittelbar mit dem Server
verbunden oder mittelbar z.B. über ein Smartphone. Auf diese Weise ist es für den
Nutzer zudem vorteilhaft möglich, unter Rückgriff auf die Geräuschkennfelder im Voraus
solche Orte zu ermitteln, welche besonders ruhig sind oder andere nutzerspezifische
Anforderungen erfüllen.
[0025] Geeigneterweise wird zum Ermitteln des Ortes, zum Ermitteln der Zeit, zum Erkennen
der aktuellen Geräuschsituation oder für eine Kombination hiervon ein externes Gerät
verwendet, welches mit dem Hörgerät zum Datenaustausch verbunden ist. Das externe
Gerät ist insbesondere das vorgehend beschriebenen externe Gerät. Zur Ermittlung der
Geräuschsituation anhand eines Geräuschkennfelds, welches auf einem externen Gerät
hinterlegt, gespeichert oder bereitgestellt ist, wird geeigneterweise entweder das
Geräuschkennfeld an das Hörgerät übermittelt oder Zeit und Ort werden an das externe
Gerät übermittelt und dieses ermittelt dann die aktuelle Geräuschsituation und übermittelt
diese an das Hörgerät. Das externe Gerät ist wie oben bereits erwähnt insbesondere
ein Smartphone, besonders zur Ortsermittlung. Alternativ oder zusätzlich ist das externe
Gerät ein Server. Ein solcher eignet sich besonders zur Zeitermittlung und zur Erkennung
der Geräuschsituation.
[0026] Das Geräuschkennfeld ist insbesondere im Voraus ermittelt worden, beispielsweise
durch den Nutzer selbst, indem dieser mit seinem Hörgerät regelmäßig die Geräuschsituation
ermittelt, beispielsweise über eine Geräuschanalyse wie oben erwähnt, und dann diese
Geräuschsituation mit einem Ortsstempel und mit einem Zeitstempel versieht und abspeichert.
Zweckmäßigerweise erfolgt dies automatisch durch das Hörgerät. Mehrere solcher Messungen
werden dann zu einem Geräuschkennfeld zusammengefügt und stehen für einen späteren
Abruf zur Verfügung.
[0027] In dem Geräuschkennfeld ist allgemein die Geräuschsituation gespeichert. Die Geräuschsituation
ist dabei vorliegend in Form eines Situationsparameters orts- und zeitabhängig gespeichert.
Genauer gesagt sind in dem Geräuschkennfeld mehrere Werte des Situationsparameters
an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten, also orts- und zeitabhängig,
gespeichert. Insbesondere ist für einen gegebenen Ort und eine gegebene Zeit genau
ein Wert gespeichert. Das Geräuschkennfeld enthält somit einen spezifischen Parameter,
welcher zur Auswahl des optimalen Programms relevant ist. Die Geräuschsituation wird
dann ermittelt, indem zunächst Ort und Zeit bestimmt werden, anschließend in dem Geräuschkennfeld
der Situationsparameter orts- und zeitabhängig nachgeschlagen wird und dann anhand
des Situationsparameters die Geräuschsituation bestimmt wird. Entsprechend ist dann
auch die Geräuschsituation orts- und zeitabhängig parametrisiert.
[0028] Der Situationsparameter ist in einer geeigneten Ausgestaltung eine Geräuschsituation
oder ein Programm für das Hörgerät, d.h. in dem Geräuschkennfeld ist direkt die orts-
und zeitabhängige Geräuschsituation oder das hierzu geeignete Programm gespeichert.
Diese Ausgestaltung ist jedoch nicht zwingend, vielmehr ist auch ein einzelner Parameter
oftmals ausreichend, um die Geräuschsituation zu charakterisieren. In einer geeigneten
Variante ist der Situationsparameter daher eine konkrete Eigenschaft von Geräuschsituationen
im Allgemeinen und Geräuschen oder Orten im Speziellen. Solche Eigenschaften sind
insbesondere Lautstärke, d.h. Pegel, Frequenzspektrum, Transitivität, d.h. Dauer,
Nachhallzeit, Rauschleistung und dergleichen. Anhand des Situationsparameters wird
dann die Geräuschsituation bestimmt und das geeignete Programm ausgewählt.
[0029] In einer geeigneten Ausgestaltung ist in dem Geräuschkennfeld als Situationsparameter
ein Lautstärkepegel als Funktion der Zeit gespeichert. In dem Geräuschkennfeld ist
also orts- und zeitabhängig der Lautstärkepegel, kurz die Lautstärke gespeichert.
Das Geräuschkennfeld zeigt somit den zeitabhängigen Lautstärkepegel an einem bestimmten
Ort. Die orts- und zeitabhängige Ermittlung der Geräuschsituation entspricht dann
einer Ermittlung der Lautstärke an einem gegebenen Ort zu einer gegebenen Zeit über
einen insbesondere vorbekannten Datensatz, nämlich das Geräuschkennfeld. Eine Lautstärkemessung
vor Ort ist nicht notwendig und daher wird auf eine solche Lautstärkemessung zur Auswahl
des Programms vorzugsweise verzichtet. In Abhängigkeit des erkannten, d.h. aus dem
Geräuschkennfeld ermittelten, Lautstärkepegels wird dann ein geeignetes Programm für
das Hörgerät ausgewählt und eingestellt.
[0030] Vorliegend ist der Situationsparameter hinsichtlich der Zeit zweidimensional als
Funktion der Tageszeit und des Wochentags gespeichert. Das Geräuschkennfeld bildet
dann eine Karte mit zwei Zeitachsen und mit dem Situationsparameter auf einer dritten
Achse. Insgesamt ergibt sich ein Höhenprofil, in welchem sich auf vorteilhafte Weise
auch schon rein visuell durch den Nutzer ruhige Zeiträume von lauten Zeiträumen unterscheiden
lassen. Die zweidimensionale Ausgestaltung trägt insbesondere der Überlegung Rechnung,
dass selbst eine tageszeitabhängige Erkennung der Geräuschsituation noch potentiell
fehlerhaft sein kann. Durch eine separate Berücksichtigung von Tageszeit und Wochentag
ist die Erkennung der Geräuschsituation dann deutlich verbessert. Beispielsweise wird
dadurch vorteilhaft berücksichtigt, dass an bestimmten Orten an Wochenenden andere
Geräuschsituationen herrschen als an Werktagen.
[0031] Geeigneterweise misst das Hörgerät einen Situationsparameter, wodurch ein Messwert
erzeugt wird, und dieser Messwert wird mit einem Ortsstempel und einem Zeitstempel
versehen und in einem, insbesondere dem Geräuschkennfeld gespeichert. Auf diese Weise
werden Geräuschkennfelder für eine spätere Nutzung erzeugt. Wie oben erwähnt, ist
der Situationsparameter vorzugsweise der Lautstärkepegel. Dieser wird insbesondere
mit einem Mikrofon gemessen. Das Mikrofon ist zweckmäßigerweise ein Mikrofon des Hörgeräts,
sodass also das Geräuschkennfeld direkt mittels des Hörgeräts mit Daten bestückt wird.
Der Nutzer trägt also insbesondere fortlaufend zur Verbesserung des Geräuschkennfelds
an denjenigen Orten bei, welche er möglichst regelmäßig besucht. Dabei werden der
Zeitstempel und der Ortsstempel jeweils ebenfalls vom Hörgerät erzeugt oder von einem
externen Gerät oder von beiden.
[0032] Besonders zweckmäßig ist es, alternativ oder zusätzlich zum Hörgerät andere Quellen
zur Messung und zur Bestückung des Geräuschkennfelds heranzuziehen. In einer geeigneten
Ausgestaltung ist das Geräuschkennfeld aus mehreren Messwerten zusammengesetzt, welche
von anderen Hörgeräten, d.h. insbesondere Hörgeräten anderer Nutzer, und/oder von
sonstigen Quellen gemessen wurden. Dabei werden vorteilhaft auch andere Quellen genutzt
als das Hörgerät des Nutzers und somit die Datenmenge im Geräuschkennfeld deutlich
erhöht. Andere Quellen sind allgemein insbesondere Geräte mit einem Mikrofon, beispielsweise
Geldautomaten oder Verkehrsampeln, und speziell Smartphones und Überwachungskameras.
Ziel ist dabei allgemein eine möglichst umfangreiche Sammlung von Messwerten des Situationsparameters,
um ein möglichst genaues Geräuschkennfeld für einen gegebenen Ort zu erhalten.
[0033] Ein erfindungsgemäßes Hörgerät ist mittels eines der oben beschriebenen Verfahren
betreibbar und wird vorzugsweise auch mit einem solchen Verfahren betrieben. Das Hörgerät,
insbesondere wie ebenfalls oben bereits beschrieben, weist eine Steuereinheit auf,
welche derart ausgebildet ist, dass eine aktuelle Geräuschsituation sowohl ortsabhängig
als auch zeitabhängig erkannt wird, und dasjenige der Programme ausgewählt und eingestellt
wird, welches der aktuellen Geräuschsituation zugeordnet ist.
[0034] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer Zeichnung näher
erläutert. Darin zeigen jeweils schematisch:
- Fig. 1
- ein Hörgerät und externe Geräte,
- Fig. 2
- ein Geräuschkennfeld für einen bestimmten Ort, und
- Fig. 3
- ein Verfahren zum Betrieb des Hörgeräts.
[0035] In Fig. 1 ist ein Hörgerät 2 gezeigt, welches von einem nicht dargestellten Nutzer
getragen wird und welches mit externen Geräten 4, 6 verbunden zum Datenaustausch verbunden
ist, nämlich mit einem Smartphone 4 und einem Server 6. Die hier gezeigte Anordnung
und Verbindung der Geräte untereinander ist lediglich ein Beispiel. Das Hörgerät 2
und das Smartphone 4 weisen jeweils ein Mikrofon 8 auf.
[0036] Das Hörgerät 2 weist zudem eine Steuereinheit 10 auf, welche das Hörgerät automatisch
zwischen verschiedenen Programmen umschaltet. Dabei wird zunächst eine aktuelle Geräuschsituation
erkannt und dann ein geeignetes Programm ausgewählt und eingestellt.
[0037] Die Geräuschsituation wird zeit- und ortsabhängig anhand eines Geräuschkennfelds
12 ermittelt. Ein beispielhaftes Geräuschkennfeld 12 ist in Fig. 2 gezeigt. Dieses
enthält für einen bestimmten Ort einen Situationsparameter S, hier den Lautstärkepegel
an diesem Ort, als Funktion der Zeit Z1, Z2. In Fig. 2 ist die Zeit Z1, Z2 zweidimensional
dargestellt, nämlich als Tageszeit Z1 und als Wochentag Z2. Aus dem Geräuschkennfeld
12 lässt sich somit ermitteln, zu welcher Tageszeit Z1 und an welchem Wochentag Z2
es an dem entsprechenden Ort wie laut ist. Dadurch ist auch die Geräuschsituation
gegeben, nämlich z.B. als laut oder leise. Hinsichtlich dieser Geräuschsituation wird
dann ein geeignetes Programm ausgewählt und eigestellt, um eine optimale Versorgung
des Nutzers in der spezifischen Geräuschsituation zu gewährleisten.
[0038] In Fig. 3 ist schematisch der Verlauf eines Verfahrens zum Betrieb des Hörgeräts
2 dargestellt. Zunächst erfolgt eine Ortsbestimmung S1, bei welcher ermittelt wird,
an welchem Ort sich der Nutzer aufhält. Basierend auf dem Ort, d.h. ortsabhängig,
wird in einem Auswahlschritt S3 ein Geräuschkennfeld 12 ausgewählt, welches dem Ort
zugeordnet ist und dessen Geräuschsituation zu unterschiedlichen Zeiten Z1, Z2 enthält.
Zusätzlich erfolgt eine Zeitbestimmung S2, bei welcher die aktuelle Zeit Z1, Z2 ermittelt
wird, z.B. als Tageszeit Z1 und Wochentag Z2. Anhand der ermittelten Zeit Z1, Z2 erfolgt
wird in einem Erkennungsschritt S4 aus dem Geräuschkennfeld 12 der Situationsparameter
S zur gegebenen Zeit Z1, Z2 ermittelt und damit die aktuelle Geräuschsituation erkannt.
Anhand dieser wird anschließend in einem Einstellschritt S5 ein geeignetes Programm
ausgewählt und eingestellt.
[0039] Ein jeweiliges Geräuschkennfeld 12 wird erzeugt, indem der Situationsparameter S
wiederholt gemessen wird und mit einem Orts- sowie Zeitstempel versehen und gespeichert
wird. Ein Geräuschkennfeld 12 wird beispielsweise durch den Nutzer selbst erzeugt,
indem dieser mit seinem Hörgerät 2 regelmäßig die Geräuschsituation ermittelt, beispielsweise
über eine Geräuschanalyse, und dann diese Geräuschsituation mit einem Ortsstempel
und mit einem Zeitstempel versieht und abspeichert. Mehrere solcher Messungen werden
dann zu einem Geräuschkennfeld 12 zusammengefügt und stehen dann für einen späteren
Abruf zur Verfügung. Das Geräuschkennfeld wird beispielsweise auf dem Hörgerät 2 und/oder
auf einem externen Gerät 4, 6 gespeichert.
[0040] Auf diese Weise werden Geräuschkennfelder 12 für eine spätere Nutzung erzeugt. Im
gezeigten Beispiel ist der Situationsparameter S der Lautstärkepegel. Dieser wird
mit einem Mikrofon 8 gemessen, welches ein Mikrofon 8 z.B. des Hörgeräts 2 oder des
Smartphones 4 oder eines anderen Geräts ist. Bei der Verwendung des Mikrofons 8 des
Hörgeräts 2 trägt der Nutzer selbst fortlaufend zur Verbesserung des Geräuschkennfelds
12 an denjenigen Orten bei, welche er regelmäßig besucht. Dabei werden der Zeitstempel
und der Ortsstempel jeweils ebenfalls vom Hörgerät 2 erzeugt und/oder von einem externen
Gerät 4, 6. Bei der Verwendung des Mikrofons 8 des Smartphones 4 oder allgemein einer
anderen Quelle zur Messung und zur Bestückung des Geräuschkennfelds 12 werden andere
Quellen genutzt als das Hörgerät 2 des Nutzers und somit die Datenmenge im Geräuschkennfeld
12 deutlich erhöht. Alternativ oder zusätzlich zum Smartphone 4 sind andere Quellen
beispielsweise Geldautomaten, Verkehrsampeln oder Überwachungskameras. Ziel ist dabei
allgemein eine möglichst umfangreiche Sammlung von Messwerten des Situationsparameters
S, um ein möglichst genaues Geräuschkennfeld 12 für einen gegebenen Ort zu erhalten.
Bezugszeichenliste
[0041]
- 2
- Hörgerät
- 4
- Smartphone
- 6
- Server
- 8
- Mikrofon
- 10
- Steuereinheit
- 12
- Geräuschkennfeld
- S
- Situationsparameter
- S1
- Ortsbestimmung
- S2
- Zeitbestimmung
- S3
- Auswahlschritt
- S4
- Erkennungsschritt
- S5
- Einstellschritt
- Z1
- Tageszeit
- Z2
- Wochentag
1. Verfahren zum Betrieb eines Hörgeräts (2), welches von einem Nutzer getragen werden
kann und welches eine Anzahl von Programmen aufweist, welche jeweils einer Geräuschsituation
zugeordnet sind,
- wobei eine aktuelle Geräuschsituation sowohl ortsabhängig als auch zeitabhängig
erkannt wird,
- wobei die aktuelle Geräuschsituation orts- und zeitabhängig mittels eines Geräuschkennfelds
(12) ermittelt wird, welches die Geräuschsituation an einem bestimmten Ort als Funktion
der Zeit (Z1, Z2) enthält,
- wobei in dem Geräuschkennfeld (12) ein Situationsparameter (S) orts- und zeitabhängig
gespeichert ist,
- wobei die Geräuschsituation ermittelt wird, indem zunächst Ort und Zeit (Z1, Z2)
bestimmt werden, anschließend in dem Geräuschkennfeld (12) der Situationsparameter
(S) orts- und zeitabhängig nachgeschlagen wird und dann anhand des Situationsparameters
(S) die Geräuschsituation bestimmt wird,
- wobei der Situationsparameter (S) hinsichtlich der Zeit zweidimensional als Funktion
der Tageszeit (Z1) und des Wochentags (Z2) gespeichert ist, und
- wobei dasjenige der Programme ausgewählt und eingestellt wird, welches der aktuellen
Geräuschsituation zugeordnet ist.
2. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch,
dadurch gekennzeichnet,
dass die aktuelle Geräuschsituation ortsabhängig erkannt wird, indem ermittelt wird, an
welchem Ort sich der Nutzer aktuell aufhält, vorzugsweise mittels eines GPS-Systems.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Geräuschsituation ortsabhängig ermittelt wird, indem eine Ortstypisierung durchgeführt
wird, bei welcher ein aktueller Ortstyp bestimmt wird, und
dass die Geräuschsituation in einem Geräuschkennfeld (12) für den aktuellen Ortstyp zeitabhängig
ermittelt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass mehrere Geräuschkennfelder (12) mehrerer Orte gemeinsam eine Kennfeldkarte bilden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die aktuelle Geräuschsituation ortsabhängig erkannt wird, indem ein Standort des
Nutzers insbesondere mittels GPS in einem zweidimensionalen Raum bestimmt wird und
indem zusätzlich eine Hilfsgröße verwendet wird, mittels welcher unterschiedliche
Orte an dem Standort unterschieden werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass dem Geräuschkennfeld (12) ein Ort zugeordnet ist und dass das Geräuschkennfeld (12)
zur Erkennung der Geräuschsituation verwendet wird, wenn der Nutzer sich an demjenigen
Ort aufhält, welcher dem Geräuschkennfeld (12) zugeordnet ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Geräuschkennfeld (12) von einem externen Gerät (4, 6) bereitgestellt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Ermitteln des Ortes, zum Ermitteln der Zeit (Z1, Z2), zum Erkennen der aktuellen
Geräuschsituation oder für eine Kombination hiervon ein externes Gerät (4, 6) verwendet
wird, welches mit dem Hörgerät (2) zum Datenaustausch verbunden ist.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass in dem Geräuschkennfeld (12) als ein Situationsparameter (S) ein Lautstärkepegel
als Funktion der Zeit (Z1, Z2) gespeichert ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Hörgerät (2) einen Situationsparameter (S), vorzugsweise Lautstärkepegel, misst,
wodurch ein Messwert erzeugt wird, und dass der Messwert mit einem Ortsstempel und
einem Zeitstempel versehen wird und in einem Geräuschkennfeld (12) gespeichert wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Geräuschkennfeld (12) aus mehreren Messwerten zusammengesetzt ist, welche von
anderen Hörgeräten (2) und/oder von sonstigen Quellen (4) gemessen wurden.
12. Hörgerät (2) mit einer Steuereinheit (10), welche derart ausgebildet ist, das Verfahren
gemäß einem der Ansprüche 1-11 auszuführen.
1. Method for operating a hearing aid (2), which can be worn by a user and which has
a number of programs that are respectively associated with a noise situation,
- wherein a current noise situation is identified in both position-dependent and time-dependent
fashion,
- wherein the current noise situation is ascertained in position-dependent and time-dependent
fashion by means of a noise characteristic (12), which contains the noise situation
at a certain position as a function of time (Z1, Z2),
- wherein a situation parameter (S) is stored in the noise characteristic (12) in
position-dependent and time-dependent fashion,
- wherein the noise situation is ascertained by virtue of initially determining position
and time (Z1, Z2), subsequently looking up the situation parameter (S) in the noise
characteristic (12) in position-dependent and time-dependent fashion and then determining
the noise situation on the basis of the situation parameter (S),
- wherein the situation parameter (S) is stored in two dimensions with respect to
time as a function of the time of day (Z1) and the day of the week (Z2), and
- wherein the respective program associated with the current noise situation is selected
and set.
2. Method according to the preceding claims,
characterized
in that the current noise situation is identified in position-dependent fashion by virtue
of ascertaining the current position of the user, preferably by means of a GPS system.
3. Method according to Claim 1 or 2,
characterized
in that the noise situation is ascertained in position-dependent fashion by virtue of performing
a position classification, during which a current position type is determined, and
in that the noise situation is ascertained in a noise characteristic (12) in time-dependent
fashion for the current position type.
4. Method according to any one of Claims 1 to 3,
characterized
in that a plurality of noise characteristics (12) of a plurality of positions together form
a characteristic map.
5. Method according to any one of Claims 1 to 4,
characterized
in that the current noise situation is identified in position-dependent fashion by virtue
of a location of the user being determined in a two-dimensional space, in particular
by means of GPS, and by virtue of additional use being made of an auxiliary quantity
for distinguishing different positions at the location.
6. Method according to any one of Claims 1 to 5,
characterized
in that a position is associated with the noise characteristic (12) and in that the noise
characteristic (12) is used to identify the noise situation when the user is at the
respective position associated with the noise characteristic (12) .
7. Method according to any one of Claims 1 to 6,
characterized
in that the noise characteristic (12) is provided by an external device (4, 6).
8. Method according to any one of Claims 1 to 7,
characterized
in that an external device (4, 6) connected to the hearing aid (2) for data interchange purposes
is used to ascertain the position, ascertain the time (Z1, Z2), identify the current
noise situation or a combination thereof.
9. Method according to any one of Claims 1 to 8,
characterized
in that, as a situation parameter (S), a volume level is stored as a function of time (Z1,
Z2) in the noise characteristic (12).
10. Method according to any one of Claims 1 to 9,
characterized
in that the hearing aid (2) measures a situation parameter (S), preferably a volume level,
as a result of which a measured value is produced, and in that the measured value
is provided with a position stamp and a time stamp and stored in a noise characteristic
(12).
11. Method according to any one of Claims 1 to 10,
characterized
in that the noise characteristic (12) is composed of a plurality of measured values that
were measured by other hearing aids (2) and/or other sources (4).
12. Hearing aid (2) comprising a control unit (10), which is embodied to carry out the
method according to any one of Claims 1-11.
1. Procédé pour faire fonctionner un appareil auditif (2) qui peut être porté par un
utilisateur et qui possède un certain nombre de programmes, lesquels sont respectivement
associés à une situation de bruit,
- une situation de bruit actuelle étant reconnue immédiatement à la fois en fonction
du lieu et en fonction du moment,
- la situation de bruit actuelle étant identifiée en fonction du lieu et du moment
au moyen d'un diagramme caractéristique de bruit (12), lequel contient la situation
de bruit à un lieu déterminé en fonction du moment (Z1, Z2),
- un paramètre de situation (S) étant mémorisé dans le diagramme caractéristique de
bruit (12) en fonction du lieu et du moment,
- la situation de bruit étant identifiée en déterminant tout d'abord le lieu et le
moment (Z1, Z2), après quoi le paramètre de situation (S) est consulté en fonction
du lieu et du moment dans le diagramme caractéristique de bruit (12) et ensuite la
situation de bruit est déterminée à l'aide du paramètre de situation (S),
- le paramètre de situation (S), du point de vue du moment, étant mémorisé en deux
dimensions en fonction de l'heure du jour (Z1) et du jour de la semaine (Z2), et
- celui parmi les programmes qui est sélectionné et activé étant celui qui est associé
à la situation de bruit actuelle.
2. Procédé selon la revendication précédente, caractérisé en ce que la situation de bruit actuelle est reconnue en fonction du lieu en déterminant le
lieu auquel se tient actuellement l'utilisateur, de préférence au moyen d'un système
GPS.
3. Procédé selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que la situation de bruit est identifiée en fonction du lieu en effectuant une définition
de type de lieu lors de laquelle un type de lieu actuel est déterminé, et en ce que la situation de bruit est identifiée en fonction du moment dans un diagramme caractéristique
de bruit (12) pour le type de lieu actuel.
4. Procédé selon l'une des revendications 1 à 3, caractérisé en ce que plusieurs diagrammes caractéristiques de bruit (12) de plusieurs lieux forment ensemble
une carte de diagramme caractéristique.
5. Procédé selon l'une des revendications 1 à 4, caractérisé en ce que la situation de bruit actuelle est reconnue en fonction du lieu en déterminant un
emplacement de l'utilisateur dans un espace bidimensionnel, notamment au moyen du
GPS, et en utilisant en plus une grandeur auxiliaire au moyen de laquelle sont différenciés
différents lieux à l'emplacement.
6. Procédé selon l'une des revendications 1 à 5, caractérisé en ce qu'un lieu est associé au diagramme caractéristique de bruit (12) et en ce que le diagramme caractéristique de bruit (12) est utilisé pour reconnaître la situation
de bruit lorsque l'utilisateur se tient au lieu qui est associé au diagramme caractéristique
de bruit (12).
7. Procédé selon l'une des revendications 1 à 6, caractérisé en ce que le diagramme caractéristique de bruit (12) est fourni par un appareil externe (4,
6).
8. Procédé selon l'une des revendications 1 à 7, caractérisé en ce qu'un appareil externe (4, 6), qui est connecté avec l'appareil auditif (2) pour l'échange
de données, est utilisé pour identifier le lieu, pour identifier le moment (Z1, Z2),
pour reconnaître la situation de bruit actuelle ou pour une combinaison de ceux-ci.
9. Procédé selon l'une des revendications 1 à 8, caractérisé en ce qu'un paramètre de situation (S) mémorisé dans le diagramme caractéristique de bruit
(12) est un niveau sonore en fonction du moment (Z1, Z2).
10. Procédé selon l'une des revendications 1 à 9, caractérisé en ce que l'appareil auditif (2) mesure un paramètre de situation (S), de préférence le niveau
sonore, moyennant quoi une valeur mesurée est générée, et en ce que la valeur mesurée est pourvue d'un marqueur de lieu et d'un marqueur de moment et
mémorisée dans le diagramme caractéristique de bruit (12) .
11. Procédé selon l'une des revendications 1 à 10, caractérisé en ce que le diagramme caractéristique de bruit (12) est composé de plusieurs valeurs mesurées,
lesquelles ont été mesurées par d'autres appareils auditifs (2) et/ou par des sources
(4) diverses.
12. Appareil auditif (2), comprenant une unité de commande (10) qui est configurée pour
mettre en œuvre le procédé selon l'une des revendications 1 à 11.