(57) Verfahren zur Herstellung von Gusseisen mit Kugel- oder Vermiculargraphit das die
folgenden Schritte aufweist:
• Einschmelzen des Rohmaterials zu Basiseisen, vorzugsweise in einem Kupol- oder Elektroofen;
• Umfüllen des Basiseisens in einen Konverter oder eine Magnesiumbehandlungs- und/oder
Transportpfanne, wobei dem Basiseisen im Konverter oder in der Magnesiumbehandlungs-
und/oder Transportpfanne Magnesium in reiner Form oder eine magnesiumhaltige Legierung
zugeführt wird, wobei nach der Magnesiumzugabe im Konverter oder in der Magnesiumbehandlungs-
und/oder Transportpfanne der Mg-Gehalt in der Schmelze tiefer ist als in der Schmelze
welche vergossen wird;
• Einfüllen der mit Magnesium vorbehandelten Schmelze in einen Druckgiessofen an einer
Form- und Giessanlage und auf Giesstemperatur halten;
• Umfüllen der mit Magnesium vorbehandelten Schmelze vom Druckgiessofen in eine Giesspfanne
der Form- und Giessanlage
• und eine finale Magnesiumzugabe währen des Umfüllens der mit Magnesium vorbehandelten
Schmelze vom Druckgiessofen in die Giesspfanne erfolgt.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Gusseisen mit Kugelgraphit
(GJS) oder Vermiculargraphit (GJV), das die folgenden Schritte aufweist:
- Einschmelzen des Rohmaterials zu Basiseisen für die Herstellung von Gusseisen mit
Kugel- oder Vermiculargraphit vorzugsweise in einem Kupol- oder Elektroofen;
- Umfüllen der Basisschmelze in eine Magnesiumbehandlungs- und Transportpfanne oder
einen Konverter;
- Einfüllen der Schmelze in einen Druckgiessofen an einer Form- und Giessanlage und
auf Giesstemperatur halten:
- Umfüllen der Schmelze vom Druckgiessofen in eine Giesspfanne der Form- und Giessanlage.
[0002] Um ein duktiles Gusseisen mit einer kugeligen Graphitausbildung zu erhalten wird
dem Basiseisen, welches von der Zusammensetzung her unbehandeltem Gusseisen entspricht,
Magnesium oder eine magnesiumhaltige Legierung zugegeben. Durch die Behandlung des
Basiseisens mit Magnesium scheidet sich der Kohlenstoff nicht in Form von Lamellengraphit,
sondern als Kugelgraphit aus. Die Zugabe von Magnesium, welches eine hohe Affinität
zu Sauerstoff und Schwefel besitzt, reduziert die in der Schmelze vorhandenen Oxide,
es bildet sich Magnesiumoxid und bindet den Schwefel als Magnesiumsulfid. Die Magnesiumoxide
und -sulfide steigen über ihre Verweildauer im flüssigen Eisen an die Oberfläche und
verschlacken dort. Durch eine Magnesiumbehandlung wird die Oberflächenspannung der
Schmelze erhöht, wodurch der Graphit sich tendenziell kugelig ausscheidet.
Um wiederum Gusseisen mit Vermiculargraphit zu erzeugen erfolgt eine Legierung des
Basiseisens mit seltenen Erden sowie einer deutlich reduzierten, aber ebenso geregelte
Zugabe an Magnesium. Eine andere Möglichkeit zur Erzeugung von GJV ist die Zugabe
einer titan- und cerhaltigen Magnesiumlegierung, um die gewünschte vermiculare Graphitform
einzustellen.
[0003] Aus dem Stand der Technik ist bekannt das Magnesium vor oder beim Einfüllen in den
Druckgiessofen der Schmelze zugegeben wird um die gewünschte Graphitausbildung zu
erhalten. Da sich aber über die Zeit in der Schmelze ein Abklingeffekt der Magnesiumbehandlung
und demzufolge eine Verschlechterung der Gefügeausbildung und somit schlechtere mechanische
Eigenschaften der Gussteile einstellen, muss die Produktion von Zeit zu Zeit unterbrochen
und der Druckgiessofen teilentleert werden, um erneut eine Magnesiumbehandlung durchzuführen.
Durch das notwendige Wiedererwärmen des entleerten Gusseisens wird ein zusätzlicher
Energieaufwand benötigt was sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit des Prozesses
auswirkt.
[0004] Alternativ besteht auch die aus dem Stand der Technik bekannte Möglichkeit eine unbehandelte
Schmelze im Warmhalteofen mit Magnesium zu behandeln und diese zur Formanlage zu transportieren
und dort einzufüllen.
[0005] Bei all den bekannten Varianten besteht der Nachteil darin, dass durch die Magnesiumbehandlung
und die dadurch entstehende Schlacke die Druckgiessöfen wie auch die Transportgefässe
verschlacken. Das heisst, dass sich sowohl das Behältnis stetig verkleinert wie auch
die Auslassöffnungen verstopfen. Zur Entfernung der Verschlackung in den Behältnissen
sind längere Prozessunterbrüche notwendig und es muss ein hoher Aufwand für die Instandsetzung
berücksichtigt werden.
Zudem wirken sich die bereits erwähnten Nachbehandlungen der Schmelze mit Magnesium
nachteilig auf die metallurgische Qualität der Schmelze aus, außerdem steigt das Risiko
der Karbidbildung.
[0006] Es ist Aufgabe der Erfindung ein Verfahren vorzuschlagen, bei dem der Prozess zur
Herstellung von Gusseisen mit Kugel- oder Vermiculargraphit optimiert wird bzw. die
Prozessunterbruchszeiten und Instandsetzungskosten verringert werden sowie eine konstantere
Qualität der Gussteile zu erreichen.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass dem Basiseisen im Konverter
Magnesium in reiner oder in Form einer Legierung zugeführt wird, wobei nach der Magnesiumzugabe
im Konverter der Mg-Gehalt in der Schmelze tiefer ist als in der Schmelze, welche
vergossen wird und eine finale Magnesiumzugabe bzw. -behandlung der mit Magnesium
vorbehandelte Schmelze während des Umfüllens vom Druckgiessofen in die Giesspfanne
erfolgt.
[0008] Das erfindungsgemässe Verfahren zur Herstellung von Gusseisen mit Kugel- oder Vermiculargraphit
zeichnet sich dadurch aus, dass das Rohmaterial vorzugsweise in einem Kupol- oder
Elektroofen zu Basiseisen eingeschmolzen wird. Das Basiseisen weist vorzugsweise eine
chemische Analyse mit u.a. folgenden Bestandteilen auf:
C = 3,20% - 3,60%
Si = 1,70% - 3,00%
S = max. 0,080%
[0009] Die Rohmaterialen weisen vorzugsweise einen niedrigen Schwefelgehalt auf, um den
Entschwefelungsumfang möglichst gering zu halten. Anschliessend wird das Basiseisen
in einen Konverter oder eine Magnesiumbehandlungs- und/oder Transportpfanne umgefüllt.
[0010] Im Konverter oder in der Magnesiumbehandlungs- und/oder Transportpfanne wird dem
Basiseisen Magnesium zugeführt, in reiner Form oder einer magnesiumhaltigen Legierung,
wobei nach der Magnesiumzugabe im Konverter oder in der Magnesiumbehandlungs- und/oder
Transportpfanne der Mg-Gehalt in der Schmelze tiefer ist als in der Schmelze, welche
in die Formen vergossen wird. Als nächster Schritt erfolgt das Einfüllen der mit Magnesium
vorbehandelten Schmelze in einen Druckgiessofen an einer Form- und Giessanlage, wobei
die Schmelze auf Giesstemperatur gehalten wird. Anschliessend wird die mit Magnesium
vorbehandelte Schmelze in die Giesspfanne gefüllt, wobei während des Umfüllens der
mit Magnesium vorbehandelten Schmelze vom Druckgiessofen in die Giesspfanne eine finale
Magnesiumzugabe vorzugsweise in Form einer Vorbehandlungslegierung auf FeSiMg-Basis
erfolgt.
[0011] Durch die anschliessende Zugabe von Magnesium erst bei der Umfüllung in die Giesspfanne
wird eine Graphitausbildung mit Kugel- oder Vermiculargraphit und eine Verminderung
des Zuwachsens bzw. Verschlacken des Konverters oder der Magnesiumbehandlungs- und/oder
Transportpfanne bzw. des Druckgiessofens gewährleistet, da durch den geringeren Mg-Gehalt
in der vorbehandelten Schmelze eine geringere Menge an Schlacke gebildet wird, die
sich am Konverter oder der Magnesiumbehandlungs- und/oder Transportpfanne oder im
Druckgiessofen festsetzt. Somit können Prozessunterbrüche vermieden und Reinigungszyklen
verlängert werden. Die Gesamtlebensdauer des Konverters oder der Magnesiumbehandlungs-
und/oder Transportpfanne wird verlängert.
[0012] Die Ausbildung des Gefüges kann durch die individuelle Zugabe von Magnesium für die
finale Behandlung in die mit Magnesium vorbehandelte Schmelze während des Umfüllens
in die Giesspfanne auf den metallurgischen Zustand abgestimmt werden. Es erfolgt eine
dynamische, auf den Zustand der Schmelze abgestimmte Zugabe von Magnesium. Das heisst,
wenn sich ein Abklingeffekt der mit Magnesium vorbehandelten Schmelze einstellt, kann
beim Umfüllen in die Giesspfanne die Magnesiumzugabe erhöht werden, um dies wieder
auszugleichen.
[0013] Als vorteilhaft hat sich gezeigt, wenn der Mg-Gehalt in der im Konverter oder der
Magnesiumbehandlungs- und/oder Transportpfanne mit Magnesium vorbehandelten Schmelze
den Mg-Gehalt von 0,050% nicht überschreitet.
[0014] Vorzugsweise wird während der Mg-Zugabe beim Umfüllen in die Giesspfanne auch die
Impfung der Legierung durchgeführt. Dies ermöglicht eine einfache Zugabe des Impfmittels
und ist auf geringe Mengen der Schmelze anzupassen, wodurch kleine Chargen mit den
entsprechenden Eigenschaften vergossen werden können. Durch die Zugabe des Impfmittels
während des Umfüllens bzw. während der Zugabe von Magnesium kann auch auf eine Änderung
der metallurgischen Qualität, des Keimzustandes der Schmelze reagiert werden, in dem
die Menge an Impfmittel während des Umfüllens dynamisch angepasst wird.
[0015] Vorzugsweise wird die Menge an Magnesium, die für die finale Behandlung während des
Umfüllens in die Giesspfanne zugegeben wird mittels thermischer Analyse überwacht
und geregelt. Die thermische Analyse muss dafür von jeder Charge durchgeführt werden,
um eine lückenlose Regelung zu gewährleisten. Dadurch kann eine dynamische Anpassung
der Menge an Magnesium, welche zugeführt wird erfolgen und gleich auf die Schmelze
abgestimmt werden.
[0016] Es ist zu bevorzugen, wenn auch die Menge an Impfmittel, das für die finale Behandlung
während des Umfüllens in die Giesspfanne zugegeben wird, mittels thermischer Analyse
überwacht und geregelt wird.
[0017] Als bevorzugte Ausführungsform hat sich gezeigt, wenn die finale Magnesiumzugabe
und/oder Impfmittelzugabe mindestens 5s vor dem Gießen stattfindet, um eine ausreichende
Behandlungszeit zu gewährleisten.
[0018] Vorzugsweise findet die finale Magnesiumzugabe und/oder Impfmittelzugabe höchstens
120s vor dem Giessen statt. Darüber hinaus ist der Abklingeffekt der Magnesium- und
Impfbehandlung zu hoch. Eine prozesssichere Gefügeausbildung kann in dem Fall nicht
sichergestellt werden.
[0019] In einer bevorzugten Ausführungsform hat sich gezeigt, dass die Giesspfanne bei jedem
Abguss immer vollständig entleert wird. Dadurch wird jede Magnesiumzugabe und/oder
Impfmittelzugabe in jeder Giesspfanne bzw. der darin vorhandenen Schmelze individuell
abgestimmte. Dies garantiert exakt definierte Bedingungen hinsichtlich Schmelzmenge,
Dosierung und metallurgischem Zustand vorzufinden.
1. Verfahren zur Herstellung von Gusseisen mit Kugel- oder Vermiculargraphit das die
folgenden Schritte aufweist:
• Einschmelzen des Rohmaterials zu Basiseisen, vorzugsweise in einem Kupol- oder Elektroofen;
• Umfüllen des Basiseisens in einen Konverter oder eine Magnesiumbehandlungs- und/oder
Transportpfanne, wobei dem Basiseisen im Konverter oder in der Magnesiumbehandlungs-
und/oder Transportpfanne Magnesium in reiner Form oder eine magnesiumhaltige Legierung
zugeführt wird, wobei nach der Magnesiumzugabe im Konverter oder in der Magnesiumbehandlungs-
und/oder Transportpfanne der Mg-Gehalt in der Schmelze tiefer ist als in der Schmelze
welche vergossen wird;
• Einfüllen der mit Magnesium vorbehandelten Schmelze in einen Druckgiessofen an einer
Form- und Giessanlage und auf Giesstemperatur halten;
• Umfüllen der mit Magnesium vorbehandelten Schmelze vom Druckgiessofen in eine Giesspfanne
der Form- und Giessanlage
• und eine finale Magnesiumzugabe währen des Umfüllens der mit Magnesium vorbehandelten
Schmelze vom Druckgiessofen in die Giesspfanne erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Mg-Gehalt in der im Konverter oder in der Magnesiumbehandlungs- und/oder Transportpfanne
mit Magnesium vorbehandelten Schmelze den Mg-Gehalt von 0,050% nicht überschreitet.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass während der Mg-Zugabe beim Umfüllen in die Giesspfanne auch das Impfmittel zugegeben
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Menge an Magnesium, die für die finale Behandlung während des Umfüllens in die
Giesspfanne zugegeben wird, mittels thermischer Analyse überwacht und geregelt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Menge an Impfmittel, das für die finale Behandlung während des Umfüllens in die
Giesspfanne zugegeben wird, mittels thermischer Analyse überwacht und geregelt wird.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass die finale Magnesiumbehandlung in Form einer Vorbehandlungslegierung auf FeSiMg-Basis
und/oder Impfmittelzugabe vorzugsweise mindestens 5s vordem Gießen stattfindet
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass die finale Magnesiumbehandlung und/oder Impfmittelzugabe höchstens 120s vor dem Gießen
stattfindet.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, dass die Gießpfanne bei jedem Abguss immer vollständig entleert wird.