[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Erkennung eines Bahnabrisses
einer Faserbahn. Weiter betrifft die Erfindung ein Computerprogrammprodukt und eine
industrielle Anlage.
[0002] Eine industrielle Anlage zur Herstellung einer faserhaltigen Warenbahn ist insbesondere
eine Papiermaschine. Eine Papiermaschine umfasst einen ersten Teil, den Nassteil,
und einen zweiten Teil, die Trockenpartie.
[0003] Im Nassteil wird eine faserhaltige Lösung oder Suspension auf ein Sieb gesprüht.
Die sich dadurch gebildete Schicht wird mit Hilfe einer Pressenpartie gepresst und
mit Hilfe eines Transportbands einer Trockenpartie zugeführt. Die Trockenpartie dient
insbesondere zur Trocknung der vom Nassteil bereitgestellten faserhaltigen Warenbahn.
Beim Trocknen und beim anschließenden Aufwickeln der faserhaltigen Warenbahn treten
zuweilen Bahnabrisse der faserhaltigen Faserbahn auf.
[0004] Bahnabrisse führen in der Regel zu einem Stillstand einer Papiermaschine. Ein solcher
Stillstand kostet den Betreiber der Papiermaschine nachteilhaft viel Geld.
[0005] Daher ist es eine Aufgabe der Erfindung, Stillstände einer industriellen Anlage möglichst
zu vermeiden.
[0006] Insbesondere ist es Aufgabe der Erfindung, drohende Bahnabrisse zu vermeiden.
[0007] Darüber hinaus ist ein Aspekt der Erfindung, bei einem Bahnabriss eine mögliche Ursache
zu erkennen.
[0008] Die Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 gelöst. Die Aufgabe wird weiter
durch eine Vorrichtung gemäß Anspruch 13 gelöst. Darüber hinaus wird die Aufgabe durch
ein Computerprogrammprodukt nach Anspruch 13, durch eine Vorrichtung gemäß Anspruch
14 und durch eine industrielle Anlage nach Anspruch 15 gelöst.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterentwicklungen der Erfindung sind Gegenstand
der abhängigen Ansprüche.
[0010] Die Erfindung gründet auf der Einsicht, dass ein Bahnabriss hauptsächlich im zweiten
Teil der industriellen Anlage, insbesondere in der Trockenpartie, auftritt.
[0011] In der Regel führt eine Fehlfunktion eines Antriebs zu einer lokal erhöhten Bahnspannung
der Warenbahn und damit ggf. zu einem Bahnabriss der faserhaltigen Warenbahn im zweiten
Teil der industriellen Anlage.
[0012] Alternativ oder zusätzlich können Fehlfunktionen im ersten Teil der industriellen
Anlage, insbesondere im Nassteil, einen Bahnabriss der faserhaltigen Warenbahn zumindest
begünstigen.
[0013] Vorteilhaft werden mit Hilfe von Sensoren und/oder Gebern im ersten Teil der industriellen
Anlage erste Parameter bestimmt und hinterlegt. Weiter werden vorteilhaft mit Hilfe
von Sensoren und/oder Gebern im zweiten Teil der industriellen Anlage zweite Parameter
bestimmt und hinterlegt. Eine Hinterlegung erfolgt vorteilhaft jeweils in Form einer
Zeitreihe. Vorzugsweise werden die Zeitreihen oder die ersten und/oder zweiten Parameter
auf einem Datenspeicher einer Recheneinheit oder in einer Cloud hinterlegt.
[0014] Eine Hinterlegung der ersten Parameter und der zweiten Parameter erfolgt vorzugsweise
als Funktion der Zeit, insbesondere als Zeitreihen. Vorteilhaft sind die Zeitreihen
durch Zeitstempel, vorzugsweise durch die Uhrzeit der Bestimmung, gekennzeichnet.
[0015] Vorzugsweise werden Zeitreihen aus ersten Parametern auf eine erste Anomalie und
Zeitreihen aus zweiten Parametern auf eine zweite Anomalie hin untersucht.
[0016] Eine Analyse der jeweils ersten Parameter und/oder der jeweils zweiten Parameter
erfolgt vorzugsweise anhand der bereits hinterlegten ersten oder zweiten Parameter.
Vorzugsweise werden diejenigen Parameter untersucht, welche in einem Zeitbereich vor
dem Bahnabriss aufgenommen worden sind. Ein solcher Zeitbereich kann zwischen einer
Minute und einer Stunde lang sein.
[0017] Im Falle des Bahnabrisses werden daher vorzugsweise Aufzeichnungen von Drehzahlen
und Drehmomenten des Antriebs auf eine zweite Anomalie hin analysiert. Die Analyse
erfolgt vorteilhaft durch die Berechnung der Bahnspannung, beispielsweise durch Drehzahl-Differenzen
einzelner Antriebe. Bei Feststellung einer zweiten Anomalie kann ein Benutzer den
Grund für den Bahnabriss ermitteln und gegebenenfalls die zweiten Parameter für die
entsprechenden Antriebe anpassen.
[0018] Bevorzugt erfolgt eine solche Anpassung automatisch. Eine Anpassung erfolgt vorzugsweise
derart, dass eine Steuerung oder Regelung der Antriebe derart modifiziert wird, so
dass hohe Bahnspannungen der faserhaltigen Warenbahn vermieden werden.
[0019] Kann bei einer Analyse der Drehzahlen und/oder der Drehmomente keine Fehlfunktion
eines Antriebs festgestellt werden, so scheint eine Fehlfunktion im Nassteil der Papiermaschine
vorzuliegen. In diesem Fall erfolgt eine Analyse der dort ermittelten ersten Parameter.
[0020] Als erste Parameter kommen eine Temperatur einer faserhaltigen Lösung, eine Konzentration
der Fasern in der Lösung, Konzentrationen von Hilfsstoffen oder ein pH-Wert der jeweiligen
Lösung in Frage. Darüber kann ein erster Parameter ein Zustand einer Düse sein, ein
Druck in der Zuleitung der Lösung zur Düse und/oder dessen Schwankung.
[0021] Als zweite Parameter kommen eine Drehzahl und/oder ein Drehmoment des jeweiligen
Antriebs in Frage. Darüber hinaus kann eine Dicke der faserhaltigen Warenbahn ein
zweiter Parameter sein. Darüber hinaus können Einstellungen einer Regelung, beispielsweise
ein I-Anteil, ein P-Anteil und/oder ein D-Anteil einer PID-Regelung, erste oder zweite
Parameter sein. Schließlich kann eine gemessene Bahnspannung an einer vorgebbaren
Position im zweiten Teil ein zweiter Parameter sein.
[0022] Mit Hilfe von Algorithmen, die vorzugsweise auf künstlicher Intelligenz beruhen,
können Anomalien in Form eines Musters in der jeweiligen Zeitreihe erkannt werden.
Eine Anomalie kann somit auf eine Schwachstelle in der faserhaltigen Warenbahn hindeuten,
welche vom ersten Teil der industriellen Anlage bereitgestellt wird.
[0023] Bei Erkennen einer solchen ersten Anomalie im ersten Teil der industriellen Anlage
können die zweiten Parameter im zweiten Teil der industriellen Anlage derart eingestellt
werden, dass ein Bahnabriss der vermeintlich fehlerhaften faserhaltigen Warenbahn
vermieden wird.
[0024] Bei dem Verfahren zum Überwachen einer industriellen Anlage auf einen Bahnabriss
einer faserhaltigen Warenbahn dient die industrielle Anlage zur Herstellung und/oder
Bearbeitung der faserhaltigen Warenbahn, wobei die industrielle Anlage einen ersten
Teil, insbesondere ein Nassteil, und einen zweiten Teil, insbesondere eine Trockenpartie,
umfasst, wobei das Verfahren folgende Schritte umfasst:
- Bestimmung und Hinterlegung von ersten Parametern des ersten Teils und zweiten Parametern
des zweiten Teils,
- Analyse der zweiten Parameter auf eine zweite Anomalie,
- Bei Feststellung, dass keine zweite Anomalie bei den zweiten Parametern vorliegt erfolgt
eine Analyse der ersten Parameter auf eine erste Anomalie hin;
- bei Feststellung der ersten Anomalie bei den ersten Parametern wird die erste Anomalie
einem Benutzer angezeigt.
[0025] Unter einer Anomalie wird vorzugsweise eine Abweichung des jeweiligen Parameters
über eine vorgegebene Toleranz hinaus verstanden. Darüber hinaus kann unter einer
Anomalie eine Änderung einer Differenz von jeweils zwei Parametern verstanden werden.
Schließlich kann ein schneller Anstieg des jeweiligen ersten und/oder des jeweiligen
zweiten Parameters eine Anomalie sein.
[0026] Eine faserhaltige Warenbahn ist insbesondere eine Papierbahn oder eine Pappebahn.
Die Fasern sind insbesondere Zellstoff-Fasern.
[0027] In einem ersten Teil der industriellen Anlage wird die faserhaltige Warenbahn, vorzugsweise
durch Aufsprühen einer faserhaltigen Lösung auf ein Sieb, bereitgestellt. Vorteilhaft
erfolgt eine weitere Bearbeitung der auf dem Sieb befindlichen Fasern mit Hilfe einer
Pressenpartie. Das Sieb ist vorzugsweise als Transportband ausgebildet.
[0028] Die faserhaltige Warenbahn wird vorteilhaft von dem ersten Teil der industriellen
Anlage an den zweiten Teil der industriellen Anlage bereitgestellt.
[0029] Im zweiten Teil der industriellen Anlage wird die faserhaltige Warenbahn weiterbearbeitet.
Insbesondere erfolgt ein Trocknen der faserhaltigen Warenbahn, wobei der zweite Teil
der industriellen Anlage als Trockenpartie ausgebildet ist. Der zweite Teil kann auch
weitere Komponenten wie einen Aufwickler umfassen.
[0030] Die faserhaltige Warenbahn wird im zweiten Teil der industriellen Anlage über Rollen
geführt und mit Hilfe der Rollen getrocknet. Die jeweilige Rolle ist mit einem Antrieb
verbunden und wird von dem Antrieb angetrieben. Der jeweilige Antrieb wird mit einer
Drehzahl und einem Drehmoment betrieben. Die Drehzahl und/oder das Drehmoment des
jeweiligen Antriebs können jeweils als zweite Parameter bestimmt und hinterlegt werden.
Die Drehzahl des jeweiligen Antriebs kann mit Hilfe eines Gebers ermittelt werden,
wobei der Geber dem jeweiligen Antrieb zugeordnet ist. Das Drehmoment kann mit Hilfe
eines Strom-Sensors ermittelt werden, wobei der Stromsensor dem jeweiligen Geber zugeordnet
ist.
[0031] Zweite Parameter sind insbesondere die jeweilige Drehzahl und/oder das jeweilige
Drehmoment des jeweiligen Antriebes. Darüber kann ein zweiter Parameter eine Bahnspannung
der faserhaltigen Warenbahn zwischen zwei Rollen sein, wobei die jeweilige Rolle mit
dem jeweiligen Antrieb verknüpft ist.
[0032] Die Hinterlegung des jeweiligen ersten und/oder zweiten Parameters erfolgt vorzugsweise
in einem Datenspeicher einer Recheneinheit. Vorteilhaft erfolgt eine Hinterlegung
des jeweiligen ersten und/oder zweiten Parameters als Funktion der Zeit, insbesondere
in Form einer Zeitreihe.
[0033] Bevorzugt erfolgt darüber hinaus ein Anzeigen eines zeitlichen Verlaufes des jeweiligen
ersten und/oder zweiten Parameters. Vorteilhaft können auch die Differenz oder die
Summe einzelner erster und/oder zweiter Parameter angezeigt und/oder hinterlegt werden.
[0034] Im Falle eines Bahnabrisses kann analysiert werden, ob eine erhöhte Bahnspannung
der faserhaltigen Warenbahn zwischen zwei Rollen aufgetreten ist. Die Bahnspannung
kann durch eine Differenz von Drehzahlen benachbarter Rollen ermittelt werden.
[0035] Ein Grund für einen Bahnabriss kann ein defektes Lager der jeweiligen Rolle oder
eine falsch eingestellte Regeleinrichtung sein. Zudem kann eine Verschmutzung einer
Rolle zu einem Bahnabriss führen. Eine Verschmutzung der jeweiligen Rolle kann auch
ein zweiter Parameter sein.
[0036] Bei einer erhöhten Bahnspannung in dem Bereich, in welchem der Bahnabriss erfolgt
ist, kann eine weitere Analyse den Grund für die Anomalie ermitteln. Darüber hinaus
kann die Steuerung des jeweiligen Antriebs für den weiteren Betrieb derart eingestellt
werden, dass das Risiko für einen Bahnabriss minimiert wird.
[0037] Sollte dagegen bei einem Bahnabriss keine zweite Anomalie festgestellt werden, so
wird ein solches Ergebnis vorteilhaft hinterlegt und/oder dem Benutzer angezeigt.
[0038] Vorteilhaft erfolgt eine weitere Analyse der ersten Parameter auf eine erste Anomalie
hin.
[0039] Erste Parameter betreffen und/oder beschreiben vorteilhaft die Vorgänge im ersten
Teil der industriellen Anlage.
[0040] Beispielhaft dienen die ersten Parameter zur Beschreibung eines Nassteils einer Papiermaschine.
[0041] Eine erste Anomalie kann eine erhöhte Temperatur der faserhaltigen Lösung, eine ungewöhnliche
Faserausrichtung auf der Siebpartie, eine zumindest zum Teil verstopfte Düse, oder
eine nicht ordnungsgemäß funktionierende Pumpe sein. Eine erste Anomalie kann durch
eine Abweichung jeweils eines ersten Parameters über eine Toleranzgrenze für den jeweils
ersten Parameter hinaus erkannt werden. Darüber hinaus kann eine erste Anomalie eine
unvorteilhafte Faserausrichtung oder eine unvorteilhafte Faserverteilung in der faserhaltigen
Warenbahn sein.
[0042] Bei Feststellen einer ersten Anomalie, kann die erste Anomalie dem Benutzer angezeigt
werden. Während einer Wartung des zweiten Teils der industriellen Anlage, wo der Bahnabriss
erfolgte, kann, ausgehend von der Analyse anhand der ersten Parameter, eine mögliche
Fehlerquelle ermittelt werden und der Fehler beseitigt werden.
[0043] Darüber hinaus kann mit Hilfe einer Steuerung des ersten Teils der industriellen
Anlage die jeweilige Anomalie zu vermeiden versucht werden. Beispielhaft kann eine
Regelung des Druckes oder der Temperatur der faserhaltigen Lösung angepasst werden.
[0044] Durch die Erfindung ist vorteilhaft eine vollständige Überwachung der industriellen
Anlage möglich. Bei einem Bahnabriss wird heute in der Regel lediglich der zweite
Teil der industriellen Anlage untersucht. Durch die Erfindung kann auch der erste
Teil untersucht werden und so eine übergreifende Fehlfunktion in der industriellen
Anlage erkannt werden. Das Vermeiden solcher Fehlfunktionen führt zu einer Vermeidung
von Bahnabrissen und demnach zu einer verbesserten Betriebsstabilität der industriellen
Anlage.
[0045] Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung erfolgt eine Analyse der ersten
Parameter und/oder der zweiten Parameter nach einem Bahnabriss.
[0046] Ein Bahnabriss ist insbesondere ein Riss der faserhaltigen Warenbahn. Ein solcher
Bahnabriss erfolgt oft im zweiten Teil der industriellen Anlage.
[0047] Vorzugsweise erfolgt die Analyse der ersten und/oder zweiten Parameter für einen
Zeitbereich, der sich vor dem Bahnabriss erstreckt.
[0048] Vorteilhaft erfolgt eine Analyse der ersten und/oder zweiten Parameter nach einem
Bahnabriss, um zu erkennen, welche Abweichungen zu dem Bahnabriss geführt haben könnten.
[0049] Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung erfolgt bei Feststellung einer
ersten Anomalie oder zweiten Anomalie der zweiten Parameter eine Veränderung der zweiten
Parameter derart, dass eine Bahnspannung der faserhaltigen Warenbahn reduziert wird.
[0050] Die vorteilhaften Ausgestaltungen der Erfindung sind insbesondere als Betriebsverfahren,
insbesondere als Betriebsverfahren einer Papiermaschine, ausgestaltet.
[0051] Ein Betriebsverfahren zeichnet sich insbesondere durch ein Eingreifen in den Betriebsablauf
der industriellen Anlage aus, wobei ein Verfahren zur Überwachung lediglich eine Fehlfunktion
detektiert und/oder anzeigt.
[0052] Vorteilhaft erfolgt bei Feststellung einer ersten Anomalie oder einer zweiten Anomalie
die Steuerung oder Regelung des jeweiligen Antriebs, so dass die Bahnspannung der
faserhaltigen Warenbahn zumindest bereichsweise reduziert wird.
[0053] Vorteilhaft können bei Feststellen einer zweiten Anomalie die zweiten Parameter derart
eingestellt werden, so dass ein Bahnabriss der faserhaltigen Warenbahn im zweiten
Teil zukünftig vermieden wird. Mit dieser Ausgestaltung wird der Erkenntnis Rechnung
getragen, dass Änderungen im ersten Teil der industriellen Anlage erst zu einem späteren
Zeitpunkt im zweiten Teil der Anlage wirksam werden.
[0054] Vorteilhaft kann bei Vorliegen der zweiten Anomalie eine Untersuchung der ersten
Parameter auf eine erste Anomalie vorgenommen werden.
[0055] Besonders vorteilhaft können die Vorgänge im ersten Teil der industriellen Anlage
zudem derart angepasst werden, so dass ein Bahnabriss weniger wahrscheinlich ist.
Beispielhaft können der Materialauftrag für eine bestimmte Zeit erhöht werden, um
die Stabilität der faserhaltigen Warenbahn zu erhöhen.
[0056] Durch eine Veränderung der zweiten Parameter kann vorteilhaft ein erneuter Bahnabriss
vermieden werden, insbesondere falls die Qualität der vom ersten Teil der industriellen
Anlage bereitgestellten faserhaltigen Warenbahn nicht unmittelbar in höherer Stabilität
bereitgestellt werden kann.
[0057] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung erfolgt bei Feststellung
einer ersten Anomalie der ersten Parameter eine Veränderung der ersten Parameter derart,
dass eine Maximalspannung einen ausreichend hohen Wert annimmt, so dass bei ordnungsgemäßer
Funktion des zweiten Teils kein Bahnabriss erfolgt.
[0058] Eine Veränderung der ersten Parameter erfolgt vorzugsweise derart, dass die faserhaltige
Warenbahn verstärkt wird. Die Verstärkung der faserhaltigen Warenbahn kann solange
bestehen bleiben, bis eine erset und/oder zweite Anomalie nicht mehr auftritt.
[0059] Die Maximalspannung ist vorzugsweise die Bahnspannung, welche die faserhaltige Warenbahn
aushält, ohne dass es zum Bahnabriss kommt.
[0060] Die Maximalspannung kann experimentell ermittelt werden und hinterlegt werden. Die
Maximalspannung ist in der Regel von der Art und Ausführung der faserhaltigen Warenbahn
abhängig. Demnach erfolgt vorzugsweise eine Feststellung der Art und Ausführung der
faserhaltigen Warenbahn und eine dementsprechende Bereitstellung der Maximalspannung
zur Feststellung der Anomalie.
[0061] Durch eine Anpassung der ersten Parameter kann zumindest ein Wiederholen der Bahnspannung
wirksam vermieden werden.
[0062] Insbesondere ist eine solche Maßnahme bis zu einer vorgesehenen Wartung des ersten
Teils der industriellen Anlage vorteilhaft, da eine bereits geplante Wartung nicht
eher terminiert werden muss, um einen Bahnabriss zu vermeiden.
[0063] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung umfasst die Analyse
der zweiten Parameter folgende Schritte:
- Berechnung der Bahnspannung der Warenbahn aus den zweiten Parametern,
- Vergleich der Bahnspannung mit einer Maximalspannung,
- wobei die zweite Anomalie bei einem Überschreiten der Maximalspannung durch die Bahnspannung
vorliegt.
[0064] Eine Berechnung der Bahnspannung kann aus einer Differenz jeweils zweier Drehmomente
und/oder zweier Drehzahlen benachbarter Antriebe erfolgen.
[0065] Darüber hinaus kann die Bahnspannung durch einen Bahnspannungs-Sensor direkt bestimmt
werden.
[0066] Alternativ oder zusätzlich kann die Bahnspannung durch Aufprägen einer Schwingung
und einer Bestimmung der jeweiligen Eigenfrequenz der Schwingung erfolgen.
[0067] Die während dem Betrieb der industriellen Anlage festgestellten Bahnspannungen zwischen
jeweils mehreren Antrieben werden vorzugsweise hinterlegt. Eine Hinterlegung erfolgt
vorteilhaft als Zeitreihe oder als Funktion der Zeit. Vorteilhaft ist die Bahnspannung
ein zweiter Parameter.
[0068] Ein Vergleich der berechneten und/oder gemessenen Bahnspannung mit der Maximalspannung
erfolgt vorzugsweise mit Hilfe einer Recheneinheit und/oder einer Steuereinrichtung.
[0069] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird die Maximalspannung
anhand der ersten Parameter berechnet.
[0070] Die Maximalspannung ist in der Regel von den Eigenschaften der faserhaltigen Warenbahn
abhängig. Insbesondere mit Hilfe eines semiempirischen Modells kann die Maximalspannung
daher aus den ersten Parametern berechnet werden. Experimentell ermittelte Faktoren
können die Berechnung unterstützen.
[0071] Die Maximalspannung dient vorzugsweise zur Entscheidung, ob eine zweite Anomalie
in den zweiten Parametern vorliegt.
[0072] Durch die Berechnung der Maximalspannung anhand der ersten Parameter kann vorteilhaft
festgestellt werden, ob eine zweite Anomalie zum Bahnabriss der faserhaltigen Warenbahn
geführt hat.
[0073] Durch die Berechnung der Maximalspannung aus den ersten Parametern kann eine besonders
sichere Bestimmung der zweiten Anomalie erfolgen.
[0074] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung sind erste Parameter
insbesondere:
- eine Temperatur, eine chemische Zusammensetzung einer faserhaltigen Lösung, eine gemittelte
Ausrichtung der Fasern zueinander,
wobei die zweiten Parameter insbesondere:
- eine Temperatur der faserhaltigen Warenbahn, eine gemessene Bahnspannung, ein Drehmoment
eines jeweiligen Antriebs, eine Drehzahl des jeweiligen Antriebs sind.
[0075] Die Bahnspannung wird vorzugsweise mit Hilfe eines Sensors, insbesondere einer Zugmessdose,
ermittelt.
[0076] Durch die Zuordnung von ersten Parametern für den ersten Teil der industriellen Anlage
und zweiten Parameter für den zweiten Teil der industriellen Anlage können die Auswertung
und/oder das Erkennen einer Anomalie besonders effizient erfolgen.
[0077] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird der jeweilige erste
Parameter und/oder der jeweilige zweite Parameter als Zeitreihe hinterlegt.
[0078] Eine Zeitreihe ist vorteilhaft der zeitliche Verlauf des jeweiligen Parameters als
Funktion der Zeit.
[0079] Vorzugsweise wird als Zeit die Uhrzeit gewählt.
[0080] Vorteilhaft erfolgt eine Synchronisation der Zeitreihen durch Zeitstempel. Die Zeitstempel
sind vorzugsweise durch die Uhrzeit festgelegt.
[0081] Durch die Hinterlegung der Parameter als Zeitreihen kann ein Vergleich von Parametern
zueinander einfach und sicher erfolgen.
[0082] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung werden der zumindest
jeweils erste Parameter und/oder der zumindest eine jeweils zweite Parameter als Funktion
der Zeit hinterlegt, wobei die jeweils ersten Parameter und/oder die jeweils zweiten
Parameter mit Hilfe eines Algorithmus analysiert werden, der auf künstlicher Intelligenz
beruht.
[0083] Eine Hinterlegung der ersten Parameter und/oder zweiten Parameter erfolgt vorteilhaft
in Form einer Zeitreihe oder als Funktion der Zeit. Unter der Zeit wird insbesondere
die Betriebszeit der industriellen Anlage verstanden.
[0084] Eine Analyse der ersten und/oder zweiten Parameter als Funktion der Zeit kann auch
eine Änderung des jeweiligen Parameters von der Zeit berücksichtigen.
[0085] Eine Analyse erfolgt vorzugsweise mit einem geeigneten Algorithmus, insbesondere
einem überwachten oder unüberwachten lernfähigen Algorithmus.
[0086] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird bei Feststellung
der ersten Anomalie und/oder der zweiten Anomalie eine Möglichkeit zur Vermeidung
der jeweiligen Anomalie angezeigt.
[0087] Die Anzeige erfolgt vorzugsweise an den Benutzer. Beispielsweise kann bei Feststellung
einer verstopften Düse vorgeschlagen werden, den Druck kurzzeitig zu erhöhen und/oder
die Temperatur der faserhaltigen Lösung zu erhöhen.
[0088] Darüber hinaus kann bei einer hohen Bahnspannung automatisch durch Anpassung der
jeweiligen Drehzahl und/oder des jeweiligen Drehmoments des jeweiligen Antriebes ein
Bahnabriss der faserhaltigen Warenbahn vermieden werden.
[0089] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung werden die ersten Parameter
und/oder die zweiten Parameter in einem Datenspeicher, insbesondere einer Cloud, jeweils
als Funktion der Zeit hinterlegt.
[0090] Eine Hinterlegung erfolgt vorzugsweise als Zeitreihen, wobei die Zeitreihen vorteilhaft
über gemeinsame Zeitstempel in Bezug setzbar sind.
[0091] Als Zeitstempel kann beispielhaft die Uhrzeit dienen.
[0092] Die ersten Parameter und/oder die zweiten Parameter sind vorzugsweise auf einem dezentralen
Server, insbesondere in einer Cloud, speicherbar.
[0093] Vorzugsweise erfolgt die Analyse des Vorliegens einer ersten und/oder zweiten Anomalie
mittels der Recheneinheit, wobei die Recheneinheit vorzugsweise mit der Cloud in Verbindung
steht.
[0094] Die Berechnung, ob eine erste Anomalie oder eine zweite Anomalie vorliegt, erfolgt
vorzugsweise mit Hilfe eines Computerprogramms, welches auf der Recheneinheit abläuft.
[0095] Die Speicherung der ersten Parameter und der zweiten Parameter in einer Cloud hat
den Vorteil, dass die Rechenkapazität, welche in der Regel zur Steuerung und Regelung
der industriellen Anlage erforderlich ist, nicht dezimiert wird.
[0096] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung dienen die hinterlegten
ersten Parameter und/oder die hinterlegten zweiten Parameter, zur Anpassung des Algorithmus,
der auf künstlicher Intelligenz beruht.
[0097] Unter einer Anpassung des Algorithmus wird insbesondere ein Anlernen eines neuronalen
Netzes oder eines sonstigen Algorithmus verstanden.
[0098] Vorzugsweise werden Daten aus Zeitbereichen, welche kurz vor einem Bahnabriss detektiert
worden sind, zur Anpassung des Algorithmus herangezogen.
[0099] Auch in diesem Beispiel ist der Einsatz von lernfähigen Algorithmen vorteilhaft.
Beispielhaft ist der Einsatz eines Random-Tree-basierter Algorithmus vorteilhaft.
[0100] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung werden bei einem Bahnabriss
die ersten Parameter und/oder die zweiten Parameter analysiert, die in einem, dem
Bahnabriss vorangehenden Zeitbereich liegen, um ein Pattern zu erkennen, wobei bei
einem späteren Auftreten eines solchen Patterns ein Warnsignal an den Benutzer erfolgt.
[0101] Ein Pattern kann eine typische Abweichung in einem Parameter von einem Durchschnittswert
sein oder ein schneller Anstieg einer Differenz zweier zweiten Parameter.
[0102] Computerprogrammprodukt zur Durchführung eines Verfahrens gemäß einem der vorangehenden
Ansprüche, insofern das Computerprogrammprodukt auf einer Recheneinheit ausgeführt
wird.
[0103] Das Computerprogramm ist vorzugsweise als Applikation (APP) zum Ablauf auf einem
dezentralen Server ausgebildet.
[0104] Das Computerprogramm ist vorzugsweise auf einem Computerlesbaren Medium gespeichert.
Vorzugsweise wird das Computerprogrammprodukt in den Arbeitsspeicher einer Recheneinheit
geladen und von dort von zumindest einer CPU ausgeführt.
[0105] Vorzugsweise erfolgt die Ausführung des Computerprogrammproduktes auf einem dezentralen
Server. Vorzugsweise wird das Computerprogrammprodukt in der Cloud ausgeführt.
[0106] Die Vorrichtung zur Überwachung einer industriellen Anlage umfasst:
- ein Interface zum Empfang von ersten Parametern und/oder von zweiten Parametern,
- eine Recheneinheit zur Analyse von ersten Parametern auf eine erste Anomalie und/oder
zweiten Parametern auf eine zweite Anomalie hin,
optional eine Anzeige zur Interaktion mit einem Benutzer, und ein Interface zur Bereitstellung
von Einstellungen für die industrielle Anlage,
wobei die Vorrichtung zur Durchführung eines hier beschriebenen Verfahrens ausgebildet
ist.
[0107] Vorzugsweise steht die Vorrichtung mit zumindest einem Sensor und/oder zumindest
einem Geber in Verbindung. Der jeweilige Sensor und/oder der jeweilige Geber dienen
vorteilhaft zur Bereitstellung von ersten Parametern oder zweiten Parametern.
[0108] Die Vorrichtung versieht vorzugsweise dem jeweils bereitgestellten ersten oder zweiten
Parameter einen Zeitstempel und hinterlegt den ersten und/oder zweiten Parameter.
[0109] Die Vorrichtung steht vorzugsweise mit einem Datenspeicher in Verbindung.
[0110] Die industrielle Anlage ist insbesondere als Papiermaschine ausgebildet. Die industrielle
Anlage umfasst eine Vorrichtung gemäß den vorstehenden Ausführungen.
[0111] Bei der industriellen Anlage ist der erste Teil vorzugsweise als Nassteil ausgebildet.
Das Nassteil umfasst vorteilhaft eine Siebpartie und eine Pressenpartie. Darüber hinaus
umfasst das Nassteil eine Vorrichtung zur Bereitstellung und/oder zum Aufbringen einer
faserhaltigen Lösung auf die Siebpartie.
[0112] Der zweite Teil der industriellen Anlage ist vorzugsweise als Trockenpartie ausgebildet.
Die Trockenpartie dient vorzugsweise zum Trocknen der faserhaltigen Warenbahn, welche
vom ersten Teil der industriellen Anlage bereitgestellt worden ist.
[0113] Die Trockenpartie umfasst vorteilhaft eine Mehrzahl von Rollen, über welche die faserhaltige
Warenbahn geführt ist. Die Rollen sind in der Regel beheizt und dienen zum Trocknen
der faserhaltigen Warenbahn.
[0114] Die jeweilige Rolle kann mit einem Antrieb angetrieben werden. Der jeweilige Antrieb
weist beim Betrieb jeweils eine Drehzahl und jeweils ein Drehmoment auf.
[0115] Das Drehmoment und/oder die Drehzahl werden vorzugsweise von der Stromversorgung
des jeweiligen Antriebes und/oder mit Hilfe eines Gebers bereitgestellt.
[0116] Vorzugsweise umfasst die industrielle Anlage eine Steuerung für den ersten Teil und/oder
den zweiten Teil der Anlage. Die Steuerung ist vorzugsweise als Leitstelle ausgebildet.
[0117] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Figuren weiter beschrieben und erläutert.
Die in den Figuren gezeigten Ausführungen sind lediglich beispielhaft und schränken
die Erfindung keinesfalls ein.
[0118] Es zeigen
- FIG 1
- eine industrielle Anlage,
- FIG 2
- Sensoren, Geber und Zeitreihen sowie
- FIG 3
- ein mögliches Verfahren.
[0119] FIG 1 zeigt eine industrielle Anlage 100. Die industrielle Anlage umfasst einen ersten
Teil 100a und einen zweiten Teil 100b. Der erste Teil 100a ist als Nassteil ausgeführt.
Der erste Teil umfasst ein Gefäß 5. Das Gefäß 5 dient zur Bereitstellung einer faserhaltigen
Lösung. Die faserhaltige Lösung wird über Rohre 6 einer Mehrzahl von Düsen D1, D2,
D3 bereitgestellt. Die jeweilige Düse D1, D2, D3 dient zum Aufbringen der faserhaltigen
Lösung auf eine Siebpartie 2. Die Siebpartie dient zur Trennung der Fasern von der
Lösung. Die Fasern werden in Form einer Fasermatte einer Pressenpartie 3 bereitgestellt.
Die Pressenpartie 3 formt die faserhaltige Warenbahn 1. Die faserhaltige Warenbahn
wird dem zweiten Teil der industriellen Anlage 100b bereitgestellt.
[0120] Der zweite Teil 100b ist als Trockenpartie 4 ausgebildet. Die Trockenpartie umfasst
eine Mehrzahl von Rollen, wobei die jeweilige Rolle mit einem Antrieb M gekoppelt
ist.
[0121] Zumindest ein Teil der Antriebe M ist mit einem Geber G1,...,G4 gekoppelt. Der jeweilige
Geber G1,...,G4 dient zur Erfassung der jeweiligen Drehzahl des jeweiligen Antriebs
M.
[0122] Die faserhaltige Warenbahn 1 durchläuft die Trockenpartie und wird auf einer Rolle
15 aufgerollt. Zur Steuerung des jeweiligen Antriebs M dient eine Steuereinrichtung
SE. Die Steuereinrichtung SE dient zur Steuerung oder Regelung des jeweiligen Drehmoments
und/oder der jeweiligen Drehzahl des jeweiligen Antriebs M.
[0123] Die Steuereinrichtung umfasst vorzugsweise eine Regeleinrichtung RE. Die Regeleinrichtung
RE dient zur Regelung von ersten Parametern x1, ..., xn und/oder zweiten Parametern
y1, ..., yn.
[0124] Ein erster Parameter x1, ..., xn kann die Öffnung der jeweiligen Düse D1, D2, D3,
eine Temperatur der faserhaltigen Lösung oder der Druck der faserhaltigen Lösung in
den Rohren 6 sein. Ein zweiter Parameter y1, ..., yn ist vorzugsweise eine Temperatur
in der Trockenpartie 4, ein Drehmoment eines Antriebs M oder eine Drehzahl eines Antriebs
M.
[0125] Beispielhafte Funktionsweise der industriellen Anlage 100: Die faserhaltige Lösung
wird durch die jeweilige Düse D1, D2, D3 auf eine Fasermatte gesprüht. Die Fasermatte
mit den Fasern wird einer Pressenpartie 3 zugeführt. Die Pressenpartie 3 dient zur
Formung der faserhaltigen Warenbahn 1. Die faserhaltige Warenbahn wird anschließend
in der Trockenpartie 4 getrocknet. In der Trockenpartie 4 läuft die faserhaltige Warenbahn
1 über die Mehrzahl der Rollen und wird weiter getrocknet. In der Trockenpartie kann
es bei einer starken Zugbelastung, d.h. einer hohen Bahnspannung B, der faserhaltigen
Warenbahn 1 zu einem Bahnabriss kommen.
[0126] Bei einem Bahnabriss wird die industrielle Anlage in der Regel gestoppt und ein Fehler
händisch behoben.
[0127] Um weitere Bahnabrisse zu vermeiden, wird mit dem nachfolgenden beispielhaften Verfahren
(siehe FIG 3) ein naheliegender Grund für den Bahnabriss ermittelt.
[0128] FIG 2 zeigt Sensoren S1, ...Sn, Geber G1, ..., Gn und Zeitreihen 16a, ..., 16n, 17a,
...17n. Die Sensoren S1, ..., Sn stellen vorzugsweise erste Parameter x1, ..., xn
bereit. Die Geber G1, ..., Gn sind vorzugsweise jeweils einem Antrieb M und/oder einer
Rolle zugeordnet. Der jeweilige Geber G1, ..., Gn stellt in der Regel zweite Parameter
y1, ..., yn bereit.
[0129] Die ersten Parameter x1, ..., xn und die zweiten Parameter y1, ..., yn werden als
Funktion der Zeit t hinterlegt. Vorzugsweise werden die Parameter x1, ..., xn, y1,
..., yn in Zeitreihen 16a, ...16n (für erste Parameter), 17a, ..., 17n (für zweite
Parameter) hinterlegt.
[0130] Eine Hinterlegung erfolgt vorzugsweise in einem Datenspeicher. Der Datenspeicher
ist vorzugsweise als Cloud ausgebildet.
[0131] FIG 3 zeigt ein mögliches Verfahren. Das mögliche Verfahren umfasst eine Mehrzahl an Verfahrensschritten
v1, ..., v8, wie nachfolgend ausgeführt.
In einem ersten Verfahrensschritt v1 werden die ersten Parameter x1, ..., xn und/oder
zweite Parameter y1, ..., yn von Sensoren S1, ..., Sn und/oder Geber G1, ..., Gn ermittelt
und hinterlegt. Ein Hinterlegen erfolgt vorzugsweise durch ein Speichern in einer
Recheneinheit RE. Die Recheneinheit RE kann als sogenanntes Edge-Device und/oder als
dezentraler Server, insbesondere als Cloud, ausgebildet sein.
Die Parameter x1, ...xn, y1, ..., yn werden vorzugsweise als Zeitreihen 16a, ...16n,
17a, ..., 17n hinterlegt. Vorteilhaft dient ein Zeitstempel wie die Uhrzeit zur Synchronisation
der einzelnen Zeitreihen 16a, ..., 17n.
[0132] Bei Feststellung eines Bahnabrisses F wird der zweite Verfahrensschritt V2 sowie
vorteilhaft die weiteren Verfahrensschritte v3, ..., v8 ausgeführt.
[0133] Beim zweiten Verfahrensschritt v2 werden die zweiten Parameter y1, ..., yn analysiert.
Hierbei wird vorzugsweise aus den Drehzahlen und/oder den Drehmomenten des jeweiligen
Antriebs M jeweils die Bahnspannung bereitgestellt.
[0134] Bei einem dritten Verfahrensschritt v3 wird die zumindest eine bereitgestellte Bahnspannung
untersucht, ob eine maximale Bahnspannung B-max überschritten worden ist. Bei einem
Überschreiten der maximalen Bahnspannung B-max liegt der Grund für den Bahnabriss
F wahrscheinlich in der Trockenpartie.
[0135] Bei einem vierten Verfahrensschritt v4 wird das Überschreiten der maximalen Bahnspannung
B-max einem Benutzer angezeigt. Darüber hinaus können dem Benutzer Möglichkeiten angezeigt
werden, durch welche Maßnahmen Bahnabrisse F in Zukunft unterbunden werden können.
[0136] Alternativ oder zusätzlich können im Rahmen des vierten Verfahrensschritt v4 die
jeweiligen Antriebe M derart gesteuert oder geregelt werden, dass ein solcher Bahnabriss
F nicht mehr auftritt.
[0137] Sollte die Analyse der zweiten Parameter ergeben, dass keine zweite Anomalie bei
den zweiten Parametern aufgetreten ist, so erfolgt in einem fünften Verfahrensschritt
v5 eine Analyse der ersten Parameter x1, ..., xn. Vorzugsweise werden im fünften Verfahrensschritt
v5 die ersten Parameter x1, ..., xn auf eine erste Anomalie hin überprüft.
[0138] Bei Feststellung einer ersten Anomalie kann die Anomalie einem Benutzer angezeigt
werden. Vorteilhaft können dem Nutzer Maßnahmen aufgezeigt werden, die Anomalie zu
beseitigen. Beispielhaft können solche Maßnahmen eine Reinigung einer Düse D1, D2,
D3 umfassen. Alternativ können erste Parameter x1, ..., xn derart geändert werden,
dass die erste Anomalie behoben wird. Hierbei ist z.B. ein kurzzeitiger Temperaturanstieg
oder ein kurzzeitiger Druckanstieg denkbar.
[0139] Alternativ oder zusätzlich können bei Vorliegen der ersten Anomalie in einem siebten
Verfahrensschritt v7 die zweiten Parameter y1, ..., yn so eingestellt werden, dass
eine zweite Anomalie wahrscheinlich ausbleibt. Beispielsweise werden hierzu die Drehzahlen
und/oder die Drehmomente der jeweiligen Antriebe derart eingestellt, dass die Bahnspannung
B zumindest bereichsweise vermindert ist.
[0140] In einem achten Verfahrensschritt v8 kann auch eine manuelle Analyse der ersten Parameter
x1, ..., xn und/oder der zweiten Parameter y1, ..., yn erfolgen. Diese Analyse erfolgt
beispielhaft mit Hilfe von künstlicher Intelligenz. Durch eine solche Analyse können
vorteilhaft Muster erkannt werden, welche vor einem Bahnabriss auftreten. Durch die
Analyse können Gründe in der industriellen Anlage 100 erkannt werden, um eine höhere
Betriebssicherheit der industriellen Anlage zu erreichen.
[0141] Zusammenfassend betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Überwachen einer industriellen
Anlage 100, ein Computerprogrammprodukt und eine industriellen Anlage 100. Die industrielle
Anlage 100 umfasst zwei Teile 100a, 100b. Die industrielle Anlage 100, insbesondere
als Papiermaschine ausgebildet, dient zur Herstellung und/oder zur Bearbeitung einer
faserhaltigen Warenbahn 1. In einem ersten Teil 100a der industriellen Anlage 100,
insbesondere einer Papiermaschine werden erste Parameter x1, ..., xn bereitgestellt.
In einem zweiten Teil 100b werden zweite Parameter y1, ..., yn bereitgestellt. Die
Parameter x1, ..., xn, y1, ..., yn werden vorzugsweise als Zeitreihen 16a, ..., 16n,
17a, ...,17n hinterlegt. Bei einem Bahnabriss im zweiten Teil 100b erfolgt zunächst
eine Analyse der zweiten Parameter y1, ..., yn auf eine zweite Anomalie hin. Kann
keine zweite Anomalie festgestellt werden, werden die ersten Parameter x1, ..., xn
auf eine erste Anomalie hin untersucht. Bei der Analyse werden vorzugsweise die Parameter
x1, ..., yn untersucht, welche in einem Zeitbereich vor dem Bahnabriss F hinterlegt
worden sind. Bei Feststellung einer ersten oder zweiten Anomalie werden diese und
optional Maßnahmen zur Vermeidung solcher Bahnabrisse F dem Benutzer angezeigt. Optional
können die ersten Parameter x1, ..., xn und/oder die zweiten Parameter y1, ..., yn
so eingestellt werden, dass Bahnabrisse F in Zukunft vermieden werden.
1. Verfahren zum Überwachen einer industriellen Anlage (100) auf einen Bahnabriss einer
faserhaltigen Warenbahn (1), wobei die industrielle Anlage (100) zur Herstellung und/oder
Bearbeitung der faserhaltigen Warenbahn (1) dient, wobei die industrielle Anlage (100)
einen ersten Teil (100a), insbesondere ein Nassteil, und einen zweiten Teil (100b),
insbesondere eine Trockenpartie, umfasst, wobei das Verfahren folgende Schritte umfasst:
- Bestimmung und Hinterlegung von ersten Parametern (x1, ...xn) des ersten Teils (100a)
und zweiten Parametern (y1, ..., yn) des zweiten Teils (100b),
- Analyse der zweiten Parameter (y1, ..., yn) auf eine zweite Anomalie (A2),
- Bei Feststellung, dass keine zweite Anomalie bei den zweiten Parametern (y1, ...,
yn) vorliegt erfolgt eine Analyse der ersten Parameter (x1, ...xn)auf eine erste Anomalie
(A1) hin;
- bei Feststellung der ersten Anomalie (A1) bei den ersten Parametern wird die erste
Anomalie (A1) einem Benutzer angezeigt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Analyse der ersten Parameter (x1, ...xn) und/oder
der zweiten Parameter (y1, ..., yn) nach einem Bahnabriss der faserhaltigen Warenbahn
erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei bei Feststellung einer ersten Anomalie (A1)
der ersten Parameter (x1, ..., xn) oder einer zweiten Anomalie (A2) der zweiten Parameter
(y1, ..., yn) eine Veränderung der zweiten Parameter (y1, ..., yn) derart erfolgt,
dass eine Bahnspannung (B) der faserhaltigen Warenbahn reduziert wird.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei bei Feststellung einer ersten
Anomalie (A1) der ersten Parameter (x1, ..., xn) eine Veränderung der ersten Parameter
(x1, ..., xn) derart erfolgt, dass eine Maximalspannung (B-max) einen ausreichend
hohen Wert annimmt, so dass bei ordnungsgemäßer Funktion des zweiten Teils (100b)
kein Bahnabriss erfolgt.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die Analyse der zweiten Parameter
(y1, ..., yn) folgende Schritte umfasst:
- Berechnung der Bahnspannung (B) der Warenbahn (XX) aus den zweiten Parametern (y1,
..., yn);
- Vergleich der Bahnspannung (B) mit einer Maximalspannung (B-Max),
- wobei die zweite Anomalie bei einem Überschreiten der Maximalspannung (B-max) durch
die Bahnspannung (B) vorliegt.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, insbesondere nach einem der Ansprüche
4 oder 5, wobei die Maximalspannung (B-max) anhand der ersten Parameter (x1, ...,
xn) berechnet wird.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei der jeweilige erste Parameter
(x1, ..., xn) und/oder der jeweilige zweite Parameter (y1, ..., yn) als Zeitreihe
(16a, ..., 16n, 17a, ..., 17n) hinterlegt wird.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die jeweils ersten Parameter
(x1, ..., xn) und/oder der jeweils zweiten Parameter (y1, ..., yn) als Funktion der
Zeit hinterlegt werden und wobei die jeweils ersten Parameter (x1, ..., xn) und/oder
die jeweils zweiten Parameter (y1, ..., y2) mit Hilfe eines Algorithmus analysiert
werden, der auf künstlicher Intelligenz beruht.
9. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei bei Feststellung der ersten
Anomalie (A1) und/oder der zweiten Anomalie (A2) eine Möglichkeit zur Vermeidung der
jeweiligen Anomalie (A1, A2) angezeigt wird.
10. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die ersten Parameter (x1,
..., xn) und/oder die zweiten Parameter (y1, ..., xn) in einem Datenspeicher, insbesondere
einer Cloud, jeweils als Funktion der Zeit (t) hinterlegt werden.
11. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die hinterlegten ersten Parameter
(x1, ..., xn) und/oder die hinterlegten zweiten Parameter (y1, ..., yn), zur Anpassung
des Algorithmus dienen, der auf künstlicher Intelligenz beruht.
12. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei bei einem Bahnabriss die ersten
Parameter (x1, ..., xn) und/oder die zweiten Parameter (y1, ..., yn) analysiert werden,
die in einem dem Bahnabriss vorangehenden Zeitbereich liegen, um ein Pattern zu erkennen,
wobei bei einem späteren Auftreten eines solchen Patterns ein Warnsignal an den Benutzer
erfolgt.
13. Computerprogrammprodukt zur Durchführung eines Verfahrens gemäß einem der vorangehenden
Ansprüche, insofern das Computerprogrammprodukt auf einer Recheneinheit ausgeführt
wird.
14. Vorrichtung zur Überwachung einer industriellen Anlage, wobei die Vorrichtung umfasst:
- ein Interface zum Empfang von ersten Parametern (x1, ..., xn) und/oder von zweiten
Parametern (y1, ..., yn),
- eine Recheneinheit zur Analyse von ersten Parametern auf eine erste Anomalie und/oder
zweiten Parametern auf eine zweite Anomalie hin,
optional eine Anzeige zur Interaktion mit einem Benutzer, und ein Interface zur Bereitstellung
von Einstellungen für die industrielle Anlage,
wobei die Vorrichtung zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1
bis 12 ausgebildet ist.
15. Industrielle Anlage, insbesondere eine Papiermaschine, umfassend eine Vorrichtung
nach Anspruch 14.