[0001] Eine Solid-Body-Gitarre besteht aus einem Brett, das eine nahezu beliebige Kontur
besitzen kann. Darauf aufgeschraubt ist der Steg, über den die Saiten laufen. Zusätzlich
ist ein Saitenhalter vorhanden, der auch in den Steg integriert sein kann. An dieses
Brett, den Korpus, angeschraubt (z.B. Stratocaster) oder in dieses Brett eingeleimt
(z.B. Les Paul) ist der Hals, über dem zwischen dem Sattel am Kopf und dem Steg auf
dem Korpus die Saiten der Stärke nach geordnet aufgespannt sind.
[0002] Bei heutigen Gitarren besteht der Hals meist nicht aus einem Stück, sondern weist
ein aufgeleimtes Griffbrett auf, über das die Saiten laufen. Diese Konstruktion hat
zum einen Vorteile für die Stabilität des Halses, zum anderen hat die Wahl der Hölzer
für Hals und Griffbrett einen erheblichen Einfluss auf den Klang und die Bespielbarkeit
der Gitarre.
[0003] Bei klassischen Gitarren mit Darm- oder Kunststoffsaiten besitzt ein einfacher massiver
Holzhals eine ausreichende Stabilität, um dem Zug der Saiten ohne störende Verformung
standzuhalten. Viele Instrumente mit Stahlsaiten, vor allem Western-, beziehungsweise
Steelgitarren und Gitarren, sowie ganz besonders elektrische Basse, besitzen jedoch
noch einen in den Hals eingelassenen einstellbaren Halsspannstab (auch
truss rod oder
Trussrod genannt). Dieser liegt etwa in der Mitte des Halses in einem gebogenen Kanal und
bewirkt eine Vorspannung des Halses entgegen der Saitenzugspannung. Typische Gitarren
sind auf dem Griffbrett mit Bünden versehen. Diese helfen, die Saite beim Greifen
punktgenau zu verkürzen, um einen bestimmten Ton beim Anschlagen zu erzeugen. Jedes
Bundstäbchen entspricht dabei im Allgemeinen einem Halbtonschritt. Ursprünglich bestanden
die Bünde aus Darm, später wurden sie auch aus Elfenbein oder Silber gefertigt. Moderne
Gitarrenbünde werden meist aus Neusilber gefertigt. Bünde aus festen Materialien sind
unverrückbar in das Griffbrett eingelassen. Diese Bauweise erlaubt es eigentlich nicht,
Zwischentöne zu erzeugen. Mit geeigneten Spieltechniken wie zum Beispiel Ziehen
(Bending), Bottleneck (beziehungsweise
Slide) ist aber auch das möglich.
[0004] Der Hals variiert je nach Art der Gitarre. Klassische Gitarren haben eher einen breiten
und flachgewölbten Hals, Stahlsaitengitarren eher schmale und fast halbrunde Hälse
sowie gewölbte Griffbretter. Am Ende des Griffbrettes befindet sich der Sattel. Am
verbreitetsten sind Sättel aus Kunststoff und aus Knochen. Sie werden entweder in
eine in das Griffbrett gefräste Nut eingelassen oder an das Ende des Griffbretts geleimt.
Kunststoffsättel werden industriell hergestellt und sind daher preiswerter. Bei Knochensätteln
wird zwischen zwei verschiedenen Materialien unterschieden: zwischen ausgekochten
und nahezu weissen, gebleichten Knochensätteln und sogenannten Fettsätteln, die aus
nicht ausgekochtem, ungebleichtem Rinderknochen bestehen. Letztere sorgen aufgrund
des im Knochen verbliebenen Fettanteils für eine Schmierung in den Sattelkerben, was
ein Festklemmen der Saiten erschwert. Fettsättel haben aufgrund ihrer Naturbelassenheit
eine leicht gelbliche Färbung. Aufgrund guter Verarbeitbarkeit und Schmiereigenschaften
werden auch verschiedene Kunststoff-Graphit-Mischungen für die Herstellung von Gitarrensätteln
verwendet.
[0005] Bei manchen Gitarren geht der Hals auch durch, das heisst entweder ganz durch den
Korpus oder er reicht seltener nur bis zum Steg, wovon man sich einen länger anhaltenden
Ton (Sustain) verspricht. Im Vergleich zu frühen, wenig professionell eingeschraubten
Hälsen mag dies zutreffen, aber im Vergleich zu einem handwerklich korrekt eingeleimten
Hals ist zumindest von der Theorie her bei sonst gleichen Rahmenbedingungen kein Unterschied
zu erwarten, da eine gute Klebestelle eine höhere Festigkeit und geringere Dämpfung
besitzt als Holz. Auch die heutige Qualität der Verschraubung gibt keinen Anlass mehr
zur Kritik bezüglich Sustainverschlechterung. Da es sich aber dem ersten Anschein
nach plausibel anhört, wurden Gitarren mit durchgehendem Hals für mehr Geld verkauft
als solche mit verschraubtem oder eingeleimtem Hals. Heutzutage sind Gitarren mit
durchgehendem Hals wieder selten geworden. Am ehesten wird man noch bei Bassgitarren
fündig. Bei elektrischen Gitarren werden zwischen dem Steg und dem Hals meistens ein
bis drei Tonabnehmer angebracht, entweder auf einer Trägerplatte befestigt (z.B. Stratocaster),
die gleichzeitig auch als Schlagbrett dient, oder aber von vorne direkt auf dem Holz
montiert (z.B. Les Paul).
[0006] Für das Griffbrett wird zum Beispiel Rosenholz oder werden tropische Hölzer gewählt,
weil diese Hölzer besonders hart sind und daher dem Saitendruck, wenn die Seiten von
den Fingern des Gitarrenspielers auf das Fingerbrett gedrückt werden, besser standhalten.
Beim Spielen werden die Saiten nicht nur auf das Finger- oder Griffbrett niedergedrückt,
sondern die Saite wird auch quer zu ihrer Verlaufrichtung auf dem Fingerbrett hin
und her geschoben, unter anhaltendem Pressdruck. Das Fingerbrett und somit das dafür
verwendete Holz wird dadurch stark beansprucht und verschleisst mit der Zeit. Man
kann die Gebrauchsspuren dann deutlich erkennen.
[0007] Der Einsatz von tropischen Hölzern, egal für welchen Einsatzzweck, ist allgemein
unter Beschuss geraten, weil das zu massivem Abholzen der Regenwälder beiträgt. Daher
besteht das Bestreben darin, auf andere Hölzer oder Materialien auszuweichen. Grundsätzlich
erweisen sich Hölzer aber vorteilhaft für den Einsatz als Griffbretter oder Gitarrenhälse,
besonders wegen ihrer Haptik. Sie sind warm anzufassen, und auch wenn sie einigermassen
hart sind, trotzdem gefühlt weich anzufassen - etwa im Vergleich zu einer Stahl- oder
Aluminiumplatte, die eine harte Haptik vermitteln.
[0008] Aus
US 4 184 404 ist es bekannt, den Hals eines Saiteninstrumentes aus Sperrholz und einem Laminat
aus einer Mehrzahl von Bambus-Blättern herzustellen. Es wird vorzugsweise Bambus der
Art wie in Japan phonetisch als MOHSOH bezeichnet, verwendet ("phyllostachy mitis").
EP 1 0202 842 A2 offenbart die Grundidee, Bambus für ein Saiteninstrument zu verwenden. Es wird erwähnt,
dass nebst dem Hals auch das Griffbrett und die Brücke aus Bambus hergestellt sein
könnten.
[0009] Die Aufgabe der Erfindung ist es, ein neues Material für die Griffbretter einer Gitarre
anzugeben, welches ausdrücklich kein eigentliches Holz ist und welches die besonderen
Anforderungen zu erfüllen vermag, nämlich die Stabilität, die Härte, eine angenehme
Haptik, und das auch preiswert ist und leicht verarbeitbar ist, sowie auch hinreichend
dauerhaft und belastbar, und ausserdem verhältnismässig kostengünstig. Weitere Ausgestaltungen
des Gitarrenhalses sollen nebst einem harten Griffbrett aus Nicht-Holz auch einen
stabileren Hals bieten.
[0010] Die Aufgabe wird gelöst von einer Gitarre gemäß Patentanspruch 1. Spezielle Ausführungen
werden in den abhängigen Patentansprüchen definiert.
[0011] In den Figuren wird ein Gitarrenhals mit Bambus-Griffbrett dargestellt und auch die
verschiedenen grundsätzlichen Herstellungsverfahren für den Gitarrenhals werden vorgestellt
und erläutert. Dabei zeigt:
- Figur 1:
- Einen Gitarrenhals von der Seite her gesehen und mit dem Kopf und den verschiedenen
Bestandteilen daran;
- Figur 2:
- Einen Gitarrenhals von der Seite her gesehen, der aus zwei verleimten Stücken gefertigt
ist, für den Hals und den Gitarrenkopf;
- Figur 3:
- Einen Gitarrenhals mit Gitarrenkopf von der Seite her gesehen, der aus einem Holzklotz
aus dem Vollen gefräst wird;
- Figur 4:
- Ein Gitarrenhals von der Seite her gesehen, mit einem Gitarrenkopf, der mittels Heissdampf
dauerhaft in seine Form gekrümmt ist, wonach eine Bambus-Schicht als Griffbrett aufgeleimt
wurde.
[0012] Bambus besitzt wie bisher bekannt ideale Eigenschaften für die Verwendung in bautechnischen
Bereichen. In der Diskussion um ökologische Ausbaumaterialien, die zugleich den hohen
technologischen Anforderungen im Bauwesen gerecht werden, führt heute kein Weg mehr
an Bambus vorbei. Als Riesengras, dessen Verhältnis von Eigengewicht zu Nutzlast selbst
jenes von Stahlbeton übertrifft und dessen Zugfestigkeit gar den zweieinhalbfachen
Wert von Stahl erreicht, ist schon etwas Aussergewöhnliches. Auch wenn man Bambus
mit Holz vergleicht, schneidet dieser durchschnittlich gesehen besser ab. Durch seine
extrem dichte und feinporige Zellstruktur verfügt er einerseits über eine sehr hohe
Oberflächenhärte. Mit 4,0 HB (Brinellhärte) liegt er beispielsweise deutlich über
der Härte von Eichenholz, das nur mit etwa 3,4 Brinell aufwarten kann. Es wurden schon
Spitzenwerte von bis zu 6,1 Brinell gemessen, die an den Härtegrad von Betonoberflächen
herankommen. Andererseits ist dadurch auch sein Schwind- und Quellverhalten wesentlich
geringer als das der meisten Hölzer. Bambus ist höchst formbeständig und dauerhaft.
Bei der Verwendung als Bodenbelag beispielsweise spielt ausserdem die Abriebfestigkeit
der Oberfläche eine Rolle. Diese entspricht in etwa der von Eiche oder Buche. Weitere
Pluspunkte sind seine hohe Biege- und Schwerfestigkeit sowie Elastizität und damit,
insgesamt betrachtet, seine Belastbarkeit. Da Bambus als Gras keine Rinde hat, sind
die Schutzeigenschaften gegenüber UV-Strahlen quasi eingebaut, so dass er auch über
eine ausserordentliche Farbstabilität verfügt. Und weil er keine Harze, Gerbsäuren
oder Öle enthält, lässt er sich besonders leicht verarbeiten und mit Oberflächenversiegelungen
behandeln.
[0013] Trotz der Bekanntheit dieser Eigenschaften und seiner Verwendung im Bausektor ist
bisher erstaunlicherweise noch nie hochdichter Bambus für Gitarrenteile und besonders
nicht für Griffbretter von Gitarrenhälsen zum Einsatz gekommen. Der Einsatz hierzu
besticht, weil es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt, der in sanfter Forstwirtschaft
angebaut wird. Die technischen Details von Bambus können wie folgt angegeben werden:
- Rohdichte von Bambus : ca. 700 kg/m3
- Dichte von Faserbambus: ca. 1150 kg/m3 (zum Vergleich Eiche: ca. 800 kg/m3; Fichte: ca. 500 kg/m3; Bangkirai: ca. 950 kg/m3)
- Druckfestigkeit: 71 N/mm2
- Biegefestigkeit: 151 N/mm2
- Zugfestigkeit: 120 N/mm2
- Wärmeleitfähigkeit Bambus: 0,17 W / (m·K)
- Feuchtigkeitsanteil: 7% bis 16%
- Expansionsrate bei Wasserabsorption: 0.90%
- Expansionsrate in kochendemn Wasser nach einer Stunde: ≤5%
- Elastizitätsmodul: 11870 Mpa
- Feuerfestigkeitsgrad: Bfl
- Antigleit-Faktor trocken: 66, nass: 37
- UV-Sicherheit: ΔE*ab :1.69
[0014] Bambus wächst schnell. Mit einem typischen Wachstum von 20-30 cm am Tag ist dieses
Riesengras oft schon nach wenigen Monaten ausgewachsen. Ernten kann man es in der
Regel nach drei bis sechs Jahren, wenn es ausreichend "verholzt" ist. Damit erneuert
sich Bambus durchschnittlich innerhalb von fünf Jahren - im Gegensatz zu Harthölzern,
die über Jahrzehnte wachsen. Aufgrund seines schnellen Wachstums, der enormen Produktion
von Biomasse und der damit ausgeglichenen CO
2-Bilanz ist Bambus ein sehr umweltfreundliches Material und zugleich ein hochwertiger,
in vielen Eigenschaften den Harthölzern durchaus ebenbürtiger Rohstoff und wie gesagt
als solcher im Bausektor bekannt. Dabei ist Bambus vergleichsweise preiswert. In Europa
wird er vor allem im Innenausbau eingesetzt, also beispielsweise für Parkettböden,
und er stellt hier eine sehr valable Alternative zu den ähnlich aussehenden, gefährdeten
Tropenhölzern wie Teak, Wenge oder Mahagoni dar, aber auch zu den heimischen Hartholzarten.
Hochdichter Bambus wird zum Beispiel aus hoch komprimiertem Mao-Bambus aus kontrollierten
Wäldern in China hergestellt. Hierfür wird Bambus in der Regel aus horizontal oder
vertikal verleimten und verdichteten Rohfriesen gehobelt und zu hochdichtem Bambusholz
verpresst (HDG-Bambus) und ist auch als stranggewebter Bambus -
strand woven bamboo bekannt.
[0015] Dieser
strand woven bamboo oder China-HDG-Bambus ist härter als die meisten Holzarten und auch wesentlich härter
und widerstandsfähiger als die bekannten laminierten Bambushölzer, die in vertikalen
oder horizontalen Ausführungen geliefert werden. Dieses harte, dichte und zähe Material
bietet eine attraktive und funktionelle Lösung für Bodenbeläge, Wandverkleidungen,
dekorative Gegenstände und Zubehör. Ein Parkett aus HDG-Bambus ist besonders hart,
druck- bzw. kratzfest, formstabil und ist sehr beständig. Es sind sowohl zwei- und
dreischichtige Fertigparkette als auch massive Parkett- oder Landhausdielen aus Bambus
bekannt. Diese Böden können schwimmend verlegt oder verklebt werden und sind auch
als Nut- und Federbretter erhältlich. HDG-Bambusparkett wird als Horizontal- und Vertikallamelle
in verschiedenen Farbtönen von naturhell über mittlere Holztöne bis zu dunklem Braun
hergestellt, wahlweise mit glänzend bzw. matt lackierter oder mit geölter Oberfläche.
[0016] Die Horizontal- und Vertikallamellen aus Bambusgras werden mit einem flüssigen, rötlich-braunen
Phenol-Formaldehyd-Harz vom Typ DZT-5 vermischt und zu einem festen Baustoff verleimt
und verpresst, wobei der Harz 40-60% Phenol-Formaldehyd Polymer, bis 0.3% freies Formaldehyd
und bis 1% Phenol enthält. Der Phenol-Formaldehyd-Harz weist dabei folgende Charakteristika
auf:
Siedepunkt: |
ca. 100°C |
Dichte bei 30°C: |
1100 - 1300 kg/m3 |
Viskosität bei 25°C: |
0,05 bis 0,2 Ns/m2 |
pH-Wert bei 30°C: |
9.5-10.5 |
Entzündungspunkt: |
über 93°C |
Thermische Zersetzung: |
gibt toxische Rauchgase ab, enthaltend Karbonmonoxide, Karbondioxide, Formaldehyde
und Stickstoffoxide. |
Zur Verarbeitung des Bambus mit Phenol-Formaldehyd-Harz vom Typ DZT-5 müssen Handschuhe,
Schutzkleidung und Augenschutz getragen werden. Bei Körperkontakten, insbesondere
bei Augenkontakt mit viel Wasser während 10 Minuten spülen und medizinische Hilfe
beiziehen. Die Lagerung in dichten Gefässen an einem kühlen Ort erfolgen. Die Toxizität
hängt vom Anteil von Sodium Hydroxiden und von der kleinen Menge von freiem Formaldehydphenol
ab, die beim Verarbeiten freigesetzt werden, während die festen Bestandteile bzw.
Polymere als harmlos gelten können. Formaldehyde gelten als schwach karzinogen, gemäss
EEC in Klasse 3 der Karzinogene, und das Produkt gilt als korrosiv wegen seines pH-Wertes.
Mit diesem Produkt behandelter bzw. verpresster Bambus zeigt gemäss TÜV SÜD Certification
and Testing (China) Co., Ltd. Guangzhou Branch, TÜV SÜD Group, 5F, Communication Building,
163 Pingyun Rd, Huangpu West Ave., Guangzhou 510656 P. R. China und anderem folgende
Ergebnisse: Nach der EN 717-1:2004 Testmethode beträgt die Formaldehyde Abgabe bloss
0.0001 mg/m
3. Ins Wasser gelegt schwillt der behandelte Bambus nach der Methode EN 317:1993 um
bloss 0.2% und einen Wärmefluss nach EN ISO 9239-1:2010 von ≥ 11Kw/m
2. Im Brandfall verkohlt der verpresste Bambus. Mit einer Wärmebehandlung des Bambus
mit Wasserdampf während ca. 72 Stunden wird eine Dichte von 1250 kg/m
3 erreicht und die Expansionsrate aufgrund der Wasserabsorption beträgt 5.396%. Es
wird nach dem EN 1534-2010 Test eine Härte von 8.61N/mm
2 erreicht. Damit wird die höchste Dauerhaftigkeits-Klasse gemäss EU Normen erreicht,
sodass dieser so behandelte Bambus auch für Aussenanwendungen geeignet ist und mindestens
20 Jahre hält.
[0017] In Anbetracht all dieser Vorteile erweist es sich als überraschend ideales Material
für die Herstellung von Griffbrettern von Gitarrenhälsen, ja selbst für die Herstellung
von kompletten Gitarrenhälsen. Der hochdichte Bambus aus horizontal oder vertikal
verleimten und verdichteten Rohfriesen gehobelt und zu hochdichtem Bambusholz verpresst,
kann wie herkömmliche Harthölzer zugeschnitten, geformt und nachbehandelt werden,
ist aber als Besonderheit kein Holz im eigentlichen Sinne, ist CO
2-neutral und erst noch verhältnismässig kostengünstig. Er lässt sich anfassen wie
Holz und weist daher eine vergleichbare Haptik auf, wobei er aber noch weit härter
als Harthölzer ist und daher als Griffbrett-Material hervorragend geeignet und eine
noch bessere Dauerhaftigkeit bietet, selbst bei höchster Beanspruchung.
[0018] In Figur 1 ist ein Gitarrenhals 1 mit seinen Bestandteilen gezeigt. Vorne am Gitarrenhals
1 schliesst nach einer Übergangsstelle, die Sattel 2 genannt wird, der Gitarrenkopf
3 an, an welchem die Stimm-Mechanik 7 angebaut ist. Oben auf dem Gitarrenhals 1 ist
das Griffbrett 4 aufgeleimt, hier in Form eines Bambus-Griffbrettes 4. Quer verlaufende
Bünde oder Bundstäbchen 5 sind in Nuten eingesetzt, die in das Material des Griffbrettes
4 eingefräst sind. Über diese Bünde oder Bundstäbchen 5 verlaufen schliesslich die
gespannten Saiten 6. Der Gitarrenhals 1 ist an seinem hinteren Endbereich mit dem
Gitarrenkorpus 8 verbunden, vorzugsweise verleimt.
[0019] Die Figur 2 zeigt einen Gitarrenhals, wobei der Hals 1 und der daran anschliessende
Gitarrenkopf 3 aus zwei verleimten Stücken gefertigt ist. Es versteht sich, dass an
der Stelle des Sattels 10 eine Naht entsteht, die immer eine Schwachstelle sein wird,
egal wie die Naht gestaltet ist, etwa als mehrfache Nut-Feder-Verbindung oder in Schrägflächen
geschnitten etc. An dieser Stelle besteht ein erhöhtes potentielles Bruchrisiko.
[0020] Die Figur 3 zeigt einen Gitarrenhals 1 mit Gitarrenkopf 3, der aus einem einstückigen
Holzklotz aus dem Vollen gefräst wird. Ein Verleimen von Teilen kann damit vermieden
werden, und man erhält einen Gitarrenhals 1 mit Kopf 3 aus einem einstückigen, durchgehenden
Teil. Nachteilig ist der grosse Holzmaterialbedarf, denn es entsteht viel Fräsabfall.
Ausserdem weist auch diese Konstruktionsart eine potentielle Bruchstelle auf, nämlich
längs des Verlaufs der Fasern 12 an der Stelle 9 im Bereich des Sattels 2. Dort wird
der Kopf 3 bei allzu starker Spannbelastung wegbrechen.
[0021] Abhilfe vor der Bruchgefahr bietet ein Gitarrenhals 1 mit Gitarrenkopf 3, der entweder
aus einem einstückigen Holzbrett oder einem Holzlaminat - oder Bambuslaminat durch
Dampfbiegung erzeugt wird. Das ist in Figur 4 dargestellt. Die Fasern 12 des Holzes
verlaufen längs des Halses 1, und dessen vorderster Bereich wird durch eine Biegung
nach einer Vorbehandlung des Holzes in Wasserdampf abgewinkelt, sodass nahtlos ein
abgebogener Gitarrenkopf 3 entsteht, und die Holzfasern 12 kontinuierlich längs der
Krümmung verlaufen und daher dort, das heisst an der Stelle 11 des Übergangs vom Hals
1 zum Kopf 3, kein erhöhtes Bruchrisiko entsteht.
[0022] Das Biegen des Holzes ist im Prinzip bekannt und wird nachfolgend erläutert. Man
setzt eine verschliessbare Dampfkiste ein. In diese wird das zu biegende Holzbrett
oder Holzlaminat eingelegt. Die Dampfkiste kann aus verschiedenen Materialien bestehen.
Vorzugsweise besteht sie aus Holz, kann aber auch eine PVC-Kiste sein oder gar ein
Schlauch, in welchen das zu biegende Brett hineinpasst. Die Kiste verfügt auf einer
Seite über ein Loch, durch das Dampf einströmen kann und an der gegenüberliegenden
Seite ein weiteres Loch, über welches der Dampf wieder ausströmen kann. Am besten
bohrt man ein Austrittsloch so, dass es gegen den Boden zeigt. So kann mit dem Dampf
auch überschüssiges kondensiertes Wasser aus der Kiste entweichen. Die zu biegenden
Bretter werden in die Dampfkiste gelegt und pro 2.5cm Dicke werden sie etwa eine Stunde
dem Dampf ausgesetzt. Bei dünneren Hälsen geht es wesentlich schneller.
[0023] Für einen Gitarrenhals 1 und Gitarrenkopf 3 eignet sich vorzugsweise Ahorn-Holz,
aber auch andere Hölzer sind verwendbar. Ausserdem kann auch Bambus, das heisst verdichtetes
Gras als Werkstoff eingesetzt werden, das sich ebenfalls nach Dampfeinwirkung biegen
und in eine gewünschte Biegung zwingen lässt, die nach Austrocknung dauerhaft bleibt.
Das durch den Dampf aufgeweichte Holzbrett bzw. Bambusbrett kann aus der Dampfkiste
entnommen werden und vorsichtig in eine Pressform gelegt werden, in welcher es für
die Wegbiegung des Gitarrenkopfes 3 von der Verlaufrichtung des Gitarrenhalses 1 gezwungen
wird. In der Pressform hält man das Werkstück mittels Klammern oder Zwingen fest,
bis es ganz ausgetrocknet ist bzw. der Dampf aus dem Werkstück entwichen ist. Die
Pressform kann innen mit einer dünnen Korkschicht versehen werden, was eine geschmeidige
Oberfläche des gebogenen Werkstücks ergibt. Wird der Gitarrenhals 1 und Gitarrenkopf
3 aus einem Holzlaminat, das heisst aus einzelnen zuvor gebogenen Holzschichten erzeugt,
so verwendet man am besten einen Zwei-Komponenten-Leim aus Harnstoff-Formaldehyd,
um das Laminat zusammenzuleimen. Es dauert zwar eine Weile, bis dieser Leim eintrocknet,
dafür hält er sehr gut. Auch Epoxide sind sehr wirksam, aber relativ teuer. Normaler
Holzleim ist nicht einsetzbar, um Holz durch Laminieren zu biegen. Normaler Holzleim
trocknet zwar schnell, ist aber immer noch sehr biegsam. Man legt die gebogenen Holzschichten
aneinander geschichtet in die Pressform, bis ein späteres Laminat daraus die gewünschte
Dicke für den Gitarrenhals 1 und Gitarrenkopf 3 erreicht ist, und bevor der Leim angetrocknet
ist. Nach der Pressung und sobald der Leim getrocknet ist, kann das erzeugte Laminat
der Pressform entnommen werden und dann weiter bearbeitet werden. In gleicher Weise
lässt sich auch ein Gitarrenhals mit abgebogenem Kopf aus einem Laminat aus zuvor
nach Vorbehandlung in Wasserdampf gebogenen Bambusschichten herstellen. Am Schluss
wird das Griffbrett 4 aus Bambus aufgeleimt und die Stimm-Mechanik 7 sowie die Bünde
5 werden in zuvor eingefräste Nuten eingesetzt.
Ziffernverzeichnis
[0024]
- 1
- Hals
- 2
- Sattel
- 3
- Kopf
- 4
- Griffbrett
- 5
- Bund oder Bundstäbchen
- 6
- Saiten
- 7
- Stimm-Mechanik
- 8
- Korpus
- 9
- Potentielle Bruchstelle längs Faserverlauf
- 10
- Potentielle Bruchstelle bei Verleimung
- 11
- Bruchfester Sattel dank kontinuierlichem Faserverlauf
- 12
- Fasern des Holzwerkstückes
1. Gitarre aus Korpus (8), Hals (1) und Kopf (3) mit einem Griffbrett (4) und Gitarrenhals
(1),
dadurch gekennzeichnet,
dass das Griffbrett (4) des Halses (1) aus horizontal oder vertikal verleimten und verdichteten
Rohfriesen aus Bambus gehobelt und zu hochdichtem Bambusholz, bekannt als HDG-Bambus
oder als stranggewebter Bambus - strand woven bamboo, verpresst ist, hergestellt aus
einer Mischung von Bambusgras mit Phenol-Formaldehyd-Harz vom Typ DZT-5 durch Verpressung
und Verleimung der Horizontal- und Vertikal-Lamellen aus Bambusgras zu einem festen
Baustoff,
wobei das Phenol-Formaldehyd-Harz vom Typ DZT-5 40-60% Phenol-Formaldehyd-Polymer,
bis zu 0.3 % freies Formaldehyd und bis zu 1 % Phenol enthält,
wobei der mit diesem Harz verpresste Bambus eine höhere Dichte und Härte als Bambus
erreicht, nämlich eine Dichte von 1250 kg/m3 und eine Härte von 8,61 N/mm2,
und dass dieses Bambusfaser-Material für das Griffbrett (4) vor der Verarbeitung in Wasserdampf
während circa 72 Stunden behandelt ist, zur Erreichung einer maximalen Dauerhaftigkeit.
2. Gitarre aus Korpus (8), Hals (1) und Kopf (3) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Gitarrenhals (1) und Gitarrenkopf (3) teilweise oder ganz aus einem einzigen
Holzstück oder einem durchgehenden Laminat aus Holz gefertigt ist, in dem das Holzstück
oder die Laminatschichten nach Vorbehandlung in Wasserdampf an der Stelle des Sattels
(2) gebogen sind, sodass die Holzfasern (12) längs des Gitarrenhalses (1) verlaufen
und kontinuierlich in den Gitarrenkopf (3) einlaufen.
3. Gitarre aus Korpus (8), Hals (1) und Kopf (3) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass der Gitarrenhals (1) und Gitarrenkopf (3) teilweise oder ganz aus einem einzigen
Holzstück gefertigt sind, welches nach Vorbehandlung in Wasserdampf an der Stelle
des Sattels (2) gebogen ist, sodass die Holzfasern längs des Gitarrenhalses (1) verlaufen
und kontinuierlich in den Gitarrenkopf (3) einlaufen.
4. Gitarre aus Korpus (8), Hals (1) und Kopf (3) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Gitarrenhals (1) und Gitarrenkopf (3) teilweise oder ganz aus mehreren laminierten
Holzschichten nahtlos aufgebaut ist, indem nach Vorbehandlung in Wasserdampf gebogene
Holzschichten zu einem Laminat verleimt sind, sodass die Holzfasern (12) längs des
Gitarrenhalses (1) verlaufen und kontinuierlich in den Gitarrenkopf (3) einlaufen.
5. Gitarre aus Korpus (8), Hals (1) und Kopf (3) nach einem der vorangehenden Ansprüche,
bei welcher es sich um eine E-Gitarre handelt.
1. Guitar consisting of a body (8), neck (1) and head (3) with a fingerboard (4) and
guitar neck (1)
characterized in
that the fingerboard (4) of the neck (1) is planed from horizontally or vertically glued
and compacted raw bamboo friezes and pressed to high density bamboo wood, known as
HDG bamboo or as strand woven bamboo, produced from a mixture of bamboo grass with
phenol-formaldehyde resin of the DZT-5 type by pressing and gluing the horizontal
and vertical lamellae of bamboo grass to form a solid building material, wherein the
phenol-formaldehyde resin of the DZT-5 type comprises 40-60% phenol-formaldehyde polymer,
up to 0.3 % free formaldehyde and up to 1 % phenol, whereby the bamboo pressed with
this resin achieves a higher density and hardness than bamboo, namely a density of
1250 kg/m3 and a hardness of 8.61 N/mm2, and that this bamboo fibre material for the fingerboard (4) is treated in steam
for about 72 hours prior to processing in order to achieve maximum durability.
2. Guitar consisting of body (8), neck (1) and head (3) according to claim 1, characterized in that the guitar neck (1) and head (3) are made partly or entirely of a single piece of
wood or a continuous laminate of wood, in which the piece of wood or the laminate
layers are bent at the location of the nut (2) after pre-treatment in steam, so that
the wood fibres (12) run along the guitar neck (1) and continuously enter the guitar
head (3).
3. Guitar consisting of body (8), neck (1) and head (3) according to any of the preceding
claims, characterized in that the guitar neck (1) and head (3) are made partly or entirely of a single piece of
wood which, after pre-treatment in steam, is bent at the location of the nut (2) so
that the wood fibres (12) run along the guitar neck (1) and continuously enter the
guitar head (3).
4. Guitar consisting of body (8), neck (1) and head (3) according to claim 1, characterized in that the guitar neck (1) and head (3) is partly or completely constructed seamlessly from
several laminated wood layers, in that after pre-treatment in steam bent wood layers are glued to form a laminate, so that
the wood fibres (12) run along the guitar neck (1) and continuously enter the guitar
head (3).
5. Guitar consisting of body (8), neck (1) and head (3) according to one of the preceding
claims, which is an electric guitar.
1. Guitare composée d'un corps (8), d'un manche (1) et d'une tête (3) avec une touche
(4) et un manche de guitare (1)
caractérisé en ce
que la touche (4) du manche (1) est rabotée à partir de frises de bambou brut collées
et compactées horizontalement ou verticalement, puis pressée dans du bois de bambou
de haute densité, connu sous le nom de bambou HDG ou de bambou tressé - strand woven bamboo, produit à partir d'un mélange d'herbe de bambou avec une résine phénol-formaldéhyde
de type DZT-5, par pressage et collage des lamelles horizontales et verticales d'herbe
de bambou pour former un matériau de construction solide, dans lequel la résine phénol-formaldéhyde
de type DZT-5 comprend 40 à 60 % de polymère phénol-formaldéhyde, jusqu'à 0.3 % de
formaldéhyde libre et jusqu'à 1 % de phénol, le bambou pressé avec cette résine obtenant
une densité et une dureté supérieures à celles du bambou, à savoir une densité de
1250 kg/m3 et une dureté de 8,61 N/mm2, et que ce matériau en fibres de bambou pour la touche (4) est traité à la vapeur
pendant environ 72 heures avant d'être traité afin d'obtenir une durabilité maximale.
2. Guitare composée d'un corps (8), d'un manche (1) et d'une tête (3) selon la revendication
1, caractérisée en ce que le manche (1) et la tête (3) de la guitare sont fabriqués partiellement ou entièrement
en une seule pièce de bois ou en un stratifié continu de bois, dans laquelle la pièce
de bois ou les couches stratifiées sont pliées à l'endroit de l'écrou (2) après un
prétraitement à la vapeur, de sorte que les fibres de bois (12) s'étendent le long
du manche (1) de la guitare et entrent continuellement dans la tête (3) de la guitare.
3. Guitare constituée d'un corps (8), d'un manche (1) et d'une tête (3) selon l'une des
revendications précédentes, caractérisée en ce que le manche (1) et la tête (3) de la guitare sont constitués partiellement ou entièrement
d'une seule pièce de bois qui, après un prétraitement à la vapeur, est pliée à l'endroit
de l'écrou (2) de sorte que les fibres de bois (12) courent le long du manche (1)
de la guitare et pénètrent continuellement dans la tête (3) de la guitare.
4. Guitare composée d'un corps (8), d'un manche (1) et d'une tête (3) selon la revendication
1, caractérisée en ce que le manche (1) et la tête (3) de la guitare sont partiellement ou complètement construits
sans soudure à partir de plusieurs couches de bois stratifiées, en ce qu'après un prétraitement à la vapeur, des couches de bois pliées sont collées pour former
un stratifié, de sorte que les fibres de bois (12) courent le long du manche (1) de
la guitare et entrent continuellement dans la tête (3) de la guitare.
5. Guitare composée d'un corps (8), d'un manche (1) et d'une tête (3) selon l'une des
revendications précédentes, qui est une guitare électrique.