[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Verwendung eines durch Verfestigungsbestrahlung
oberflächengehärteten Metallblechmaterials.
[0002] Metallblechmaterial, insbesondere Edelstahlblechmaterial, wird insbesondere zur Herstellung
von Küchenarbeitsplatten, Spülen oder Becken verwendet.
[0003] An die optische Qualität von Küchenarbeitsplatten, Spülen und Becken werden einerseits
hohe Anforderungen gestellt; andererseits besteht bei diesen Erzeugnissen eine besonders
hohe Gefahr, dass die optische Qualität durch Kratzer reduziert wird.
[0004] Die
DE 199 52 514 C1 offenbart die Verwendung eines Metallblechmaterials zur Herstellung einer Spüle oder
eines Beckens, wobei das Metallblechmaterial eine durch Verfestigungsbestrahlung oberflächengehärtete
Sichtseite umfasst und wobei das Metallblechmaterial ein Edelstahlblechmaterial ist.
[0005] Die
JP 2003 211360 A offenbart ein Verfahren zur Behandlung eines Metallblechmaterials, bei welchem eine
Vorderseite des Metallblechmaterials und eine Rückseite des Metallblechmaterials mit
jeweils mindestens einem Verfestigungsstrahl beaufschlagt werden.
[0006] Die
JP 01 312 029 A offenbart ein Verfahren zur Behandlung eines Metallblechmaterials, bei welchem eine
Vorderseite und eine Rückseite eines Metallblechmaterials bereichsweise mit jeweils
einem Verfestigungsstrahl beaufschlagt werden, um eine Austenit-Struktur in eine Martensit-Struktur
zu überführen.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Küchenarbeitsplatte,
eine Spüle, ein Becken oder eine Dekorfläche aus einem Metallblechmaterial zu schaffen,
welches eine besonders harte und kratzfeste Oberfläche aufweist.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Verwendung eines Metallblechmaterials
nach Anspruch 1 gelöst.
[0009] Der vorliegenden Erfindung liegt somit das Konzept zugrunde, das Metallblechmaterial
durch Verfestigungsstrahlen, insbesondere Kugelstrahlen, zu verfestigen.
[0010] Dabei wird die Härte des Metallblechmaterials durch eine rein mechanische Bearbeitung
erhöht.
[0011] Ferner wird vorzugsweise durch das Verfestigungsstrahlen eine Struktur in die Oberfläche
des Metallblechmaterials eingebracht, durch welche die Anfälligkeit der Oberfläche
für das Entstehen haushaltsüblicher Kratzer reduziert wird.
[0012] Es ist vorgesehen, dass sowohl eine Vorderseite als auch eine Rückseite des Metallblechmaterials
mit jeweils mindestens einem Verfestigungsstrahl beaufschlagt werden.
[0013] Um den Verzug bei der Bearbeitung des Metallblechmaterials gering zu halten, ist
es günstig, dass die Vorderseite und die Rückseite des Metallblechmaterials zumindest
zeitweise gleichzeitig mit jeweils mindestens einem Verfestigungsstrahl beaufschlagt
werden.
[0014] Besonders günstig ist es, wenn die Vorderseite und die Rückseite des Metallblechmaterials
während des gesamten Härtungsverfahrens gleichzeitig mit jeweils mindestens einem
Verfestigungsstrahl beaufschlagt werden.
[0015] Jedem Verfestigungsstrahl ist ein sogenannter Hotspot an der Oberfläche des Metallblechmaterials
zugeordnet.
[0016] Unter dem Hotspot eines Verfestigungsstrahls wird in dieser Beschreibung und in den
beigefügten Ansprüchen die kleinste, in Bezug auf den jeweils zugeordneten Verfestigungsstrahl
ortsfeste, Fläche im Bereich einer Oberfläche des Metallblechmaterials verstanden,
innerhalb welcher 90 Gewichtsprozent des in dem jeweiligen Verfestigungsstrahl vorhandenen
Strahlguts auf das Metallblechmaterial auftrifft.
[0017] Wenn der Verfestigungsstrahl mittels eines Schleuderrads erzeugt wird, so hat der
Hotspot üblicherweise die Form eines rechteckigen Streifens.
[0018] Wenn der Verfestigungsstrahl in anderer Weise erzeugt wird, kann der Hotspot beispielsweise
auch im Wesentlichen kreisförmig ausgebildet sein.
[0019] Zur Vermeidung von Verzügen an dem Metallblechmaterial hat es sich als günstig erwiesen,
wenn ein Hotspot eines Verfestigungsstrahls, welcher die Vorderseite des Metallblechmaterials
beaufschlagt, und ein Hotspot eines Verfestigungsstrahls, welcher die Rückseite des
Metallblechmaterials beaufschlagt, sich zu mindestens 80%, vorzugsweise zu mindestens
90%, überlappen.
[0020] Das zu härtende Metallblechmaterial kann insbesondere in der Form einer Tafel oder
eines von einer Metallblechmaterial-Rolle abgewickelten Bandmaterials vorliegen.
[0021] Das Metallblechmaterial weist eine mittlere Materialstärke von höchstens ungefähr
3 mm, insbesondere von höchstens ungefähr 2 mm, beispielsweise von höchstens ungefähr
1,5 mm, auf.
[0022] Das Metallblechmaterial ist ein Edelstahlblechmaterial.
[0023] Das Edelstahlblechmaterial kann insbesondere einen Chrom-Nickel-Edelstahl umfassen.
[0024] Beispielsweise kann das Edelstahlblechmaterial den Edelstahl mit der Werkstoffnummer
1.4301 gemäß der EN 10027-2 umfassen.
[0025] Vor dem Beaufschlagen mit dem mindestens einen Verfestigungsstrahl weist das Metallblechmaterial
vorzugsweise eine mittlere Ausgangs-Oberflächenhärte von höchstens ungefähr 200 HV
auf.
[0026] Die Vickershärte in HV wird dabei durch eine Härtemessung nach DIN EN ISO 6507-1
bestimmt.
[0027] Nach dem Beaufschlagen mit dem mindestens einen Verfestigungsstrahl weist das Metallblechmaterial
eine mittlere End-Oberflächenhärte von mindestens ungefähr 300 HV, insbesondere von
mindestens ungefähr 400 HV, besonders bevorzugt von mindestens ungefähr 500 HV, auf.
[0028] Um eine optimale Oberflächenstruktur und eine besonders hohe Verfestigung zu erzielen,
ist es günstig, wenn der mindestens eine Verfestigungsstrahl aus einem Strahlgut erzeugt
wird, bei welchem mindestens 50 Gewichtsprozent des Strahlguts einen größten Teilchendurchmesser
von mindestens 0,8 mm aufweisen.
[0029] Es ist für den Fachmann besonders überraschend, dass ein Strahlgut mit einer solch
großen Korngröße gerade für die Verfestigungsbestrahlung von relativ dünnem Metallblechmaterial
besonders geeignet ist, da Strahlgut mit einer großen Korngröße eine besonders starke
Verformung an dem Metallblechmaterial hinterlässt. Die mit dem Strahlgut mit großer
Korngröße durchgeführten Versuche haben aber gezeigt, dass mit einem solchen Strahlgut
die gewünschte Oberflächenstruktur und die gewünschte Oberflächenhärtung des dünnen
Metallblechmaterials erzielbar ist.
[0030] Die Vorrichtung zur Durchführung der Verfestigungsbestrahlung des Metallblechmaterials
mit Strahlgut einer solch großen Korngröße muss dazu in der Lage sein, das schwere
Strahlgut zu transportieren und zu beschleunigen. Ferner sollte die Aufprallfläche
des Strahlguts an dem Metallblechmaterial möglichst genau ansteuerbar sein, und zwar
vorzugsweise sowohl auf der Vorderseite als auch auf der Rückseite des Metallblechmaterials.
[0031] Ferner hat es sich als günstig erwiesen, wenn der mindestens eine Verfestigungsstrahl
aus einem Strahlgut erzeugt wird, bei welchem mindestens 50 Gewichtsprozent des Strahlguts
einen größten Teilchendurchmesser von höchstens 1,0 mm aufweisen.
[0032] Die Teilchen des Strahlguts sind vorzugsweise im Wesentlichen kugelförmig ausgebildet.
[0033] Besonders günstig ist es, wenn im Wesentlichen alle Teilchen des Strahlguts einen
größten Teilchendurchmesser im Bereich von ungefähr 0,2 mm bis ungefähr 1,0 mm aufweisen.
[0034] Bei einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Metallblechmaterial
während der Beaufschlagung mit dem mindestens einen Verfestigungsstrahl relativ zu
dem Verfestigungsstrahl bewegt wird.
[0035] Wenn als Metallblechmaterial ein Edelstahlblechmaterial verwendet wird, so weist
das verfestigungsbestrahlte Edelstahlblechmaterial eine grau-silbrige Farbe, ähnlich
wie Beton oder Stein, auf.
[0036] Die Oberfläche des verfestigungsbestrahlten Edelstahlblechmaterials wirkt matt und
gebraucht.
[0037] Durch eine bewusst abgenutzt und gebraucht wirkende Betonoptik mit beabsichtigten
Gebrauchsspuren eignet sich das verfestigungsbestrahlte Edelstahlblechmaterial insbesondere
zur Verwendung im Bereich von Industrieküchen und "Vintage-Küchen".
[0038] Durch die Oberflächenhärtung ist das verfestigungsbestrahlte Edelstahlblechmaterial
besonders kratzunempfindlich.
[0039] Das Metallblechmaterial weist sowohl eine durch Verfestigungsbestrahlung oberflächengehärtete
Vorderseite als auch eine durch Verfestigungsbestrahlung oberflächengehärtete Rückseite
auf.
[0040] Die Materialstärke des Metallblechmaterials beträgt höchstens ungefähr 3 mm, insbesondere
höchstens ungefähr 2 mm, beispielsweise höchstens 1,5 mm.
[0041] Bei der Erfindung ist vorgesehen, dass das Metallblechmaterial ein Edelstahlblechmaterial
ist.
[0042] Das Metallblechmaterial kann insbesondere durch das vorstehend beschriebene Verfahren
zum Härten eines Metallblechmaterials hergestellt sein.
[0043] Das Metallblechmaterial wird verwendet bei der Herstellung einer Küchenarbeitsplatte,
einer Spüle oder eines Beckens, insbesondere eines Spülbeckens, beispielsweise eines
Einzelbeckens oder eines Doppelbeckens, oder zur Herstellung von Dekorflächen, insbesondere
im Bereich der Fassadengestaltung oder der Innenraumgestaltung.
[0044] Die vorliegende Erfindung betrifft daher auch ein Metallblechprodukt, nämlich eine
Küchenarbeitsplatte, eine Spüle oder ein Becken, insbesondere ein Spülbecken, beispielsweise
ein Einzelbecken oder ein Doppelbecken, oder eine Dekorfläche, welches ein Metallblechmaterial
umfasst, gemäß Anspruch 3.
[0045] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung sind Gegenstand der nachfolgenden Beschreibung
und der zeichnerischen Darstellung eines Ausführungsbeispiels.
[0046] In den Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Seitenansicht einer Vorrichtung zur Verfestigungsbestrahlung eines
Metallblechmaterials, wobei die Vorrichtung zwei Schleuderräder zur Beaufschlagung
einer Vorderseite des Metallblechmaterials mit Verfestigungsstrahlen und zwei Schleuderräder
zum Beaufschlagen einer Rückseite des Metallblechmaterials mit Verfestigungsstrahlen
umfasst;
- Fig. 2
- eine Draufsicht von oben auf die Vorrichtung zur Verfestigungsbestrahlung des Metallblechmaterials
aus Fig. 1, mit der Blickrichtung in Richtung des Pfeiles 2 in Fig. 1; und
- Fig. 3
- eine Vorderansicht der Vorrichtung zur Verfestigungsbestrahlung des Metallblechmaterials
aus den Fig. 1 und 2, mit der Blickrichtung in Richtung der Pfeile 3 in den Fig. 1
und 2.
[0047] Gleiche oder funktional äquivalente Elemente sind in allen Figuren mit denselben
Bezugszeichen bezeichnet.
[0048] Eine in den Fig. 1 bis 3 rein schematisch dargestellte, als Ganzes mit 100 bezeichnete
Vorrichtung zur Verfestigungsbestrahlung eines Metallblechmaterials 102 umfasst mehrere,
beispielsweise vier, Schleuderräder 104, die jeweils paarweise spiegelsymmetrisch
zu einer vertikalen Quermittelebene 106 der Vorrichtung 100 angeordnet und ausgerichtet
sind.
[0049] Wie am besten aus Fig. 1 zu ersehen ist, sind insbesondere zwei obere Schleuderräder
104a und 104b spiegelsymmetrisch in Bezug auf die vertikale Quermittelebene 106 angeordnet,
und zwei in der Vertikalrichtung 108 von den Schleuderrädern 104a und 104b beabstandete
untere Schleuderräder 104c und 104d sind ebenfalls spiegelsymmetrisch zur vertikalen
Quermittelebene 106 zueinander angeordnet.
[0050] Jedes der Schleuderräder 104 ist dazu in der Lage, aus einem Strahlgut, welches dem
jeweiligen Schleuderrad 104 aus einem (nicht dargestellten) Strahlgutspeicher über
eine (ebenfalls nicht dargestellte) Strahlgutzuführvorrichtung zugeführt wird, jeweils
einen Verfestigungsstrahl 110 aus Strahlgut-Teilchen zu erzeugen, welcher zu dem Metallblechmaterial
102 hin gerichtet ist.
[0051] Die Schleuderräder 104a bis 104d erzeugen somit die Verfestigungsstrahlen 110a bis
110d.
[0052] Hierfür umfasst jedes Schleuderrad 104 eine schnell um eine Rotationsachse 112 rotierende
Turbine mit jeweils mehreren (nicht dargestellten) Schaufeln, welche das zugeführte
Strahlgut aufnehmen und beschleunigen, wobei die auf das mitrotierende Strahlgut wirkende
Zentrifugalkraft eine Beschleunigung der Strahlgut-Teilchen nach außen und schließlich
einen Abwurf der Strahlgut-Teilchen über die jeweilige Schaufelkante mit der bis dahin
übertragenen kinetischen Energie aus dem Schleuderrad 104 heraus bewirkt.
[0053] Die Drehrichtung der Schleuderräder 104 ist in Fig. 1 durch die Pfeile 114 angegeben.
[0054] Beispielhafte Trajektorien von Stahlgut-Teilchen nach dem Abwurf aus dem jeweiligen
Schleuderrad 104 sind in den Fig. 1 bis 3 durch die Pfeile 116 dargestellt.
[0055] Die Rotationsachsen 112 der Schleuderräder 104 sind vorzugsweise im Wesentlichen
horizontal (das heißt im Wesentlichen parallel zur Horizontalrichtung 118) und vorzugsweise
im Wesentlichen parallel zu der vertikalen Quermittelebene 106 der Vorrichtung 100
zur Verfestigungsbestrahlung ausgerichtet.
[0056] Das zu behandelnde Metallblechmaterial 102 ist vorzugsweise als eine im Wesentlichen
ebene Tafel 120 ausgebildet, die in ihrer Längsrichtung 122 eine Länge L von beispielsweise
ungefähr 3.000 mm bis ungefähr 5.000 mm und in ihrer senkrecht zur Längsrichtung 122
ausgerichteten Querrichtung 124 eine Breite B von beispielsweise ungefähr 800 mm bis
ungefähr 2.000 mm aufweist.
[0057] Alternativ hierzu könnte das Metallblechmaterial 102 auch als ein kontinuierliches
Bandmaterial ausgebildet sein, das von einer Bandmaterial-Rolle abgewickelt wird.
[0058] Die mittlere Materialstärke oder Dicke D des Metallblechmaterials 102 beträgt vorzugsweise
höchstens ungefähr 3 mm, insbesondere höchstens ungefähr 2 mm, beispielsweise höchstens
ungefähr 1,5 mm.
[0059] Ferner beträgt die mittlere Materialstärke oder Dicke D des Metallblechmaterials
102 vorzugsweise mindestens ungefähr 0,5 mm, insbesondere mindestens ungefähr 0,7
mm, beispielsweise mindestens ungefähr 0,8 mm.
[0060] Das Metallblechmaterial 102 ist vorzugsweise ein Edelstahlmetallblechmaterial.
[0061] Beispielsweise kann als Metallblechmaterial 102 der Edelstahl mit der Werkstoffnummer
1.4301 gemäß der EN 10027-2 verwendet werden.
[0062] Dieses Edelstahlmaterial weist die folgende chemische Zusammensetzung auf: 17,0 bis
19,5 Gewichtsprozent Cr; 8,0 bis 10,5 Gewichtsprozent Ni; maximal 0,07 Gewichtsprozent
C; maximal 1,0 Gewichtsprozent Si; maximal 2,0 Gewichtsprozent Mn; maximal 0,045 Gewichtsprozent
P; maximal 0,015 Gewichtsprozent S; maximal 0,11 Gewichtsprozent N; Rest Fe.
[0063] Die Ausgangs-Oberflächenhärte dieses Edelstahlblechmaterials beträgt vor der Verfestigungsbestrahlung
ungefähr 170 HV bis ungefähr 180 HV.
[0064] Das Metallblechmaterial 102 wird mittels einer (nicht dargestellten) Bewegungsvorrichtung
relativ zu den Schleuderrädern 104 der Vorrichtung 100 längs der vertikalen Quermittelebene
106 der Vorrichtung 100 bewegt.
[0065] Dabei wird das Metallblechmaterial 102 vorzugsweise so an der Bewegungsvorrichtung
befestigt, dass seine Längsrichtung 122 im Wesentlichen parallel zur Horizontalrichtung
118 und/oder seine Querrichtung 124 im Wesentlichen parallel zu der Vertikalrichtung
108 ausgerichtet ist.
[0066] Die Bewegung des Metallblechmaterials 102 mittels der Bewegungsvorrichtung erfolgt
längs einer Bewegungsrichtung 126, welche beispielsweise im Wesentlichen horizontal
ausgerichtet ist.
[0067] Es wäre aber auch möglich, das Metallblechmaterial 102 relativ zu den Schleuderrädern
104 längs einer Bewegungsrichtung 126 zu bewegen, welche im Wesentlichen vertikal
verläuft.
[0068] Die Vorschubgeschwindigkeit, mit welcher das Metallblechmaterial 102 relativ zu den
Schleuderrädern 104 bewegt wird, beträgt beispielsweise ungefähr 1 m/min.
[0069] Wenn das Metallblechmaterial 102 zwischen den Schleuderrädern 104 hindurchbewegt
wird, treffen die meisten der von den Schleuderrädern 104 ausgeworfenen Strahlgut-Teilchen
innerhalb eines sogenannten Hotspots 128 des jeweiligen Verfestigungsstrahls 110 auf
einer Vorderseite 132 oder auf einer der Vorderseite 132 gegenüberliegenden Rückseite
134 des Metallblechmaterials 102 auf dem Metallblechmaterial 102 auf.
[0070] Die auf die jeweilige Oberfläche des Metallblechmaterials 102 einwirkende Energie
der auftreffenden Strahlgut-Teilchen führt zu einer plastischen Verformung des Metallblechmaterials
102 mit damit einhergehender Erhöhung der Versetzungsdichte im Metallgitter der oberflächennahen
Schichten des Metallblechmaterials 102.
[0071] Diese Kaltverfestigung äußert sich außerdem in einem erhöhten Spannungszustand in
Form der sogenannten Druckeigenspannung, die in dem Metallblechmaterial 102 vorhandene
Zugspannungen kompensiert, äußeren Zugspannungen entgegenwirkt und damit die Dauerfestigkeit
des Metallblechmaterials 102 erhöht sowie die Rissbildung und Rissausbreitung erschwert.
[0072] Unter einem Hotspot eines Schleuderrads 104 wird in dieser Beschreibung und in den
beigefügten Ansprüchen die kleinste, in Bezug auf das jeweils zugeordnete Schleuderrad
104 ortsfeste Fläche im Bereich einer Oberfläche des Metallblechmaterials 102 verstanden,
innerhalb welcher 90 Gewichtsprozent des von dem jeweiligen Schleuderrad 104 ausgeworfenen
Strahlguts auf das Metallblechmaterial 102 auftrifft.
[0073] Jeder Hotspot 128 hat die Form eines rechteckigen Streifens, wobei die Breite des
Streifens b, das heißt dessen Ausdehnung längs der Rotationsachse 112 des jeweiligen
Schleuderrads 104 oder längs der Längsrichtung 122 des Metallblechmaterials 102, beispielsweise
ungefähr 10 cm betragen kann, während dessen Höhe h, das heißt dessen Ausdehnung senkrecht
zur Rotationsachse 112 und/oder parallel zur Querrichtung 124 des Metallblechmaterials
102, beispielsweise ungefähr 150 cm betragen kann (in den Fig. 1 bis 3 sind die Breite
b und die Höhe h eines Hotspots 128 nicht maßstäblich im Verhältnis zu der Länge L
und der Breite B des Metallblechmaterials 102 dargestellt).
[0074] Wie am besten aus Fig. 3 zu ersehen ist, sind die übereinander angeordneten Schleuderräder
104a und 104c an der Vorderseite 132 des Metallblechmaterials 102 und die übereinander
angeordneten Schleuderräder 104b und 104d an der Rückseite 134 des Metallblechmaterials
102 so angeordnet und ausgerichtet, dass die Hotspots 128a und 128c der Schleuderräder
104a und 104c in der Vertikalrichtung 108 die gesamte Breite B des Metallblechmaterials
102 überdecken und dass die Hotspots 128b und 128d der Schleuderräder 104b beziehungsweise
104d ebenfalls längs der Vertikalrichtung 108 im Wesentlichen die gesamte Breite B
des Metallblechmaterials 102 überdecken.
[0075] Die Außenkonturen der Hotspots 128a und 128c sind in Fig. 3 durch die gebrochenen
Linien 130a beziehungsweise 130c dargestellt.
[0076] Die Hotspots 128a und 128c von übereinander angeordneten Schleuderrädern 104a und
104c können einander überlappen; eine solche Überlappung ist aber nicht zwingend erforderlich.
[0077] Um eine möglichst homogene Kaltverfestigung des Metallblechmaterials 102 zu erzielen,
ist es günstig, wenn der Überlappungsbereich der Hotspots 128a und 128c möglichst
gering ist.
[0078] Andererseits ist es zur Vermeidung eines Verzuges des relativ dünnen Metallblechmaterials
102 während der Verfestigungsbestrahlung von Vorteil, wenn die Hotspots 128a und 128b
der oberen Schleuderräder 104a und 104b einander möglichst stark überlappen und auch
die Hotspots 128c und 128d der unteren Schleuderräder 104c und 104d einander möglichst
stark überlappen, damit die Beaufschlagung der Vorderseite 132 und der Rückseite 134
des Metallblechmaterials 102 mit den Verfestigungsstrahlen 110 möglichst exakt beidseitig
und gleichzeitig erfolgt.
[0079] Vorzugsweise beträgt der Überlappungsbereich der oberen Hotspots 128a und 128b mindestens
90% der Fläche des Hotspots 128a.
[0080] Ferner beträgt der Überlappungsbereich der unteren Hotspots 128c und 128d vorzugsweise
mindestens 90% der Fläche des Hotspots 128c.
[0081] In Fig. 3 sind die Außenkonturen 130b und 130d der Hotspots 128b beziehungsweise
128d so eingezeichnet, dass sie mit den Außenkonturen 130a beziehungsweise 130c der
Hotspots 128a beziehungsweise 128c zusammenfallen, wie es einer idealen Überlappung
von 100% zwischen den Hotspots 128a, 128c an der Vorderseite 132 des Metallblechmaterials
102 mit den Hotspots 128b beziehungsweise 128d an der Rückseite 134 des Metallblechmaterials
102 entspricht.
[0082] Die Beaufschlagung der Vorderseite 132 und der Rückseite 134 des Metallblechmaterials
102 beginnt, sobald eine in der Bewegungsrichtung 126 vorne liegende erste Kante 136
des Metallblechmaterials 102 in den Bereich der Hotspots 128 eintritt und endet, wenn
eine in der Bewegungsrichtung 126 des Metallblechmaterials 102 hinten liegende zweite
Kante 138 des Metallblechmaterials 102 den Bereich der Hotspots 128 verlässt.
[0083] Bei einer Länge L des Metallblechmaterials 102 von beispielsweise 4.600 mm und einer
Vorschubgeschwindigkeit von beispielsweise 1 m/min sowie einer Breite der Hotspots
128 von 10 cm beträgt die Behandlungszeit somit beispielsweise ungefähr 282 Sekunden.
[0084] Der Durchmesser jedes Schleuderrads 104 beträgt beispielsweise ungefähr 380 mm.
[0085] Jedes Schleuderrad 104 kann eine Turbine mit beispielsweise sechs Schaufeln aufweisen.
[0086] Jede Schaufel kann beispielsweise eine Schaufelbreite von 55 mm aufweisen.
[0087] Die Abwurfgeschwindigkeit, mit welcher die Strahlgut-Teilchen aus dem Schleuderrad
104 ausgeworfen werden, kann beispielsweise ungefähr 88 m/s betragen.
[0088] Der Strahlgutdurchsatz pro Schleuderrad 104 kann beispielsweise ungefähr 200 kg/min
betragen.
[0089] Die Antriebsleistung jedes Schleuderrads 104 kann beispielsweise ungefähr 11 kW betragen.
[0090] Als Strahlgut kann beispielsweise das Edelstahlstrahlmittel verwendet werden, welches
unter der Bezeichnung "Chronital" von der Firma VULKAN INOX GmbH Abrasive Technology,
Gottwaldstr. 21, 45525 Hattingen, Deutschland, vertrieben wird.
[0091] Es handelt sich hierbei um ein kugeliges Edelstahl-Strahlgut mit der folgenden chemischen
Zusammensetzung: 18 Gewichtsprozent Cr; 10 Gewichtsprozent Ni; 1,8 Gewichtsprozent
Si; 1,2 Gewichtsprozent Mn; 0,17 Gewichtsprozent C; Rest Fe.
[0092] Das Strahlgut weist eine austenitische Mikrostruktur auf.
[0093] Das Schüttgewicht des Strahlguts beträgt beispielsweise ungefähr 4,7 kg/dm
3.
[0094] Die Oberflächenhärte des Strahlguts beträgt im Anlieferungszustand beispielsweise
ungefähr 300 HV und im betriebsfertigen Gemisch beispielsweise ungefähr 450 HV.
[0095] Das betriebsfertige Gemisch zum Betrieb der Vorrichtung 100 zur Verfestigungsbestrahlung
ist beispielsweise wie folgt zusammengesetzt:
50 Gewichtsprozent von Teilchen mit einem Durchmesser von 0,85 mm;
28 Gewichtsprozent von Teilchen mit einem Durchmesser von 0,60 mm;
11 Gewichtsprozent von Teilchen mit einem Durchmesser von 0,425 mm;
8 Gewichtsprozent von Teilchen mit einem Durchmesser von 0,36 mm;
3 Gewichtsprozent von Teilchen mit einem Durchmesser von 0,212 mm.
[0096] Nach der Durchführung der Verfestigungsbestrahlung an dem Metallblechmaterial 102
mit der Werkstoffnummer 1.4301 und einer Materialstärke von 1,0 mm, einer Breite B
von 1.500 mm und einer Länge L von 4.000 mm und mit den vorstehend genannten Verfahrensparametern
(insbesondere einer Vorschubgeschwindigkeit von 1 m/min und einem Strahlgutdurchsatz
von 200 kg/min an jedem Schleuderrad 104 sowie einer Rotationsgeschwindigkeit von
3.000 U/min) ergab eine Messung der Oberflächenhärte (Vickers-Härtemessung nach DIN
EN ISO 6507-1) an 18 Punkten der Oberfläche des Metallblechmaterials 102 einen mittleren
Wert der Oberflächenhärte von 334 HV und eine Schwankungsbreite der Oberflächenhärte
von 233 HV bis 453 HV.
[0097] Das auf die vorstehend beschriebene Weise mittels der Vorrichtung 100 zur Verfestigungsbestrahlung
oberflächengehärtete Metallblechmaterial 102 kann insbesondere zur Herstellung von
Blechzuschnitten für Küchenarbeitsplatten oder zur Herstellung von Faltzuschnitten
für gefaltete Spülbecken, insbesondere sogenannte "Null-Radius-Becken", verwendet
werden.
[0098] Das verfestigungsbestrahlte Edelstahlblechmaterial weist eine grau-silbrige Farbe,
ähnlich wie Beton oder Stein, und vorzugsweise keinen Gelbstich auf.
[0099] Die Oberfläche des verfestigungsbestrahlten Edelstahlblechmaterials wirkt matt und
gebraucht.
[0100] Durch die Oberflächenhärtung ist das verfestigungsbestrahlte Edelstahlblechmaterial
kratzunempfindlich.
[0101] Das verfestigungsbestrahlte Edelstahlblechmaterial kann mittels der üblichen Techniken,
insbesondere Abkanttechnik, Schweißtechnik und Einschweißtechnik, weiterverarbeitet
werden.