[0001] Die vorliegende Anmeldung betrifft ein Kunstrasensystem, umfassend hydrophoben Sand,
und dessen Verwendung als Sportkunstrasen.
[0002] Kunstrasen wird schon seit vielen Jahrzenten als Alternative zu Naturgras sowohl
im Sportbereich als auch im Landschaftsbereich verwendet. Je nach Verwendung muss
der Kunstrasen im Sport- und Landschaftsbereich unterschiedliche Anforderungen erfüllen.
So variiert in Abhängigkeit von den technischen Anforderungen, die an den jeweiligen
Kunstrasen gestellt werden, der Aufbau, die Beschaffenheit und das Aussehen der Kunstrasenfläche.
Dies wird beispielsweise durch den Einsatz unterschiedlicher Garne, die Anzahl der
verwendeten Filamente, die Filamentlänge, etc. erreicht.
[0003] Ein leistungsfähiger Kunstrasen besteht jedoch nicht alleine aus der sichtbaren Kunstrasenfläche.
Unterhalb der Kunstrasenfläche befinden sich verschiedene Schichten, die unter anderem
für eine bessere Dämpfung und Entwässerung der Kunstrasenfläche sorgen. Vor allem
im Sportbereich kommen Kunstrasensysteme zum Einsatz, welche unter der Kunstrasenfläche
eine elastische Tragschicht bzw. Untergrundschicht aufweisen. Die elastische Tragschicht
unter der Kunstrasenfläche sorgt dafür, dass der Kraftaufbau auf dem Kunstrasen gewährleistet
ist. Ferner sind die Kunstrasensysteme im Sportbereich mit unterschiedlichen Infill-Materialien
verfüllt, wie Sand, Kork oder Gemische davon. Solche Infill-Materialien verleihen
dem Kunstrasensystem einen festen Halt und erhöhen die Spieleigenschaften sowie die
Belastbarkeit. In Kombination mit der elastischen Tragschicht sorgen sie für die Dämpfung
und tragen maßgeblich zu weiteren Eigenschaften des Kunstrasensystems, wie etwa dem
Ballsprungverhalten, dem Ballrollverhalten und einer Minimierung des Verletzungsrisikos
bei.
[0004] An Kunstrasensysteme im Sportbereich wird ferner der Anspruch gestellt, dass diese
auch nach Regen und bei kalten Temperaturen gut bespielbar sind. Dafür ist es unter
anderem notwendig, dass die Oberfläche der Kunstrasensysteme bei Temperaturen um den
Gefrierpunkt nicht gefriert und nicht zu rutschig wird. Das bedeutet, dass der Rotationswiderstand
des Kunstrasensystems gemäß EN 15301-1 möglichst auch bei winterlichen Verhältnissen
nicht zu sehr absinkt und bevorzugt über 30 Nm bleibt.
[0005] Bei den im Stand der Technik bekannten Kunstrasensystemen mit Infill-Materialien
für den Sportbereich wird insbesondere, wenn die Temperatur nach Regen unter den Gefrierpunkt
sinkt, beobachtet, dass das im Infill-Material, wie beispielsweise Sand, gebundene
Regenwasser anschließend zu einer harten, kompakten Oberfläche gefriert, wodurch der
Rotationswiderstand des Kunstrasensystems verringert wird. Bei den üblicherweise für
den Sportbereich verwendeten Kunstrasensystemen mit ausschließlich Sand als Infill-Material
zeigt sich diese Problematik besonders deutlich. Es hat sich gezeigt, dass die Restfeuchte
von als Infill-Material verwendetem Quarzsand nach einem starken Regenschauer (etwa
40 l/m
2) und nach Ablaufen des Regenwassers noch über 20 Gewichtsprozent liegt. Dies führt
insbesondere bei kalten Witterungsbedingungen und noch nicht vollständig abgetrocknetem
Kunstrasensystem zu einer erheblichen Verringerung des Rotationswiderstands des Kunstrasensystems
(unter 30 Nm) und damit zu einer Verschlechterung der Spieleigenschaften.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Kunstrasensystem,
insbesondere für den Sportbereich, beizustellen, mittels dem die oben beschriebenen
Nachteile überwunden werden können.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein in den Ansprüchen definiertes
Kunstrasensystem.
[0008] Die vorliegende Erfindung betrifft demnach ein Kunstrasensystem, umfassend eine elastische
Untergrundschicht, einen auf der elastischen Untergrundschicht aufgebrachten Kunstrasenteppich,
und ein in den Kunstrasenteppich verfülltes erstes Füllmaterial, wobei das erste Füllmaterial
einen hydrophoben Sand umfasst.
[0009] Durch das erfindungsgemäße Kunstrasensystem wird erstmals ein Sand-verfülltes Kunstrasensystem
bereitgestellt, bei dem die Restfeuchte des im Kunstrasensystem verfüllten Sandes
nach Regen und Ablaufen des Regenwassers - selbst bei starken Regenschauern von über
40 l/m
2 - unter 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des verfüllten Sands, liegt. Damit
wird erreicht, dass das erfindungsgemäße Kunstrasensystem bei winterlichen Witterungsverhältnissen
- auch nach starken Regenschauern - nicht zu einer harten, kompakten Oberfläche gefriert.
Der Rotationswiderstand des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems bleibt demnach selbst
bei feuchten winterlichen Verhältnissen unter dem Gefrierpunkt ausreichend hoch und
liegt vorzugsweise immer über 30 Nm. Selbst nach starken Regenschauern weist das erfindungsgemäße
Kunstrasensystem insbesondere auch im Winter hervorragende Spieleigenschaften, wie
beispielsweise ein ausgezeichnetes Ballsprungverhalten, ein ausgezeichnetes Ballrollverhalten,
ein geringes Rutschverhalten (geringe Rutschgefahr), ein ausgezeichnetes Traktions-
und Rotationsverhalten und eine ausgezeichnete Elastizität auf. Dadurch wird das Verletzungsrisiko
von Spielern bei Verwendung des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems, insbesondere
bei feuchten und/oder winterlichen Witterungsverhältnissen, minimiert.
[0010] Das erfindungsgemäße Kunstrasensystem weist eine elastische Untergrundschicht auf.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung kann jede herkömmliche, bislang bereits in Kunstrasensystemen
verwendete bzw. dafür geeignete elastische Untergrundschicht verwendet werden. Dabei
kann es sich beispielsweise um vorgefertigte Shockpads (stoßdämpfende Gummikissen
bzw. Gummimatten) oder Elastikschichten oder elastische Tragschichten handeln.
[0011] Ferner weist das erfindungsgemäße Kunstrasensystem einen auf der elastischen Untergrundschicht
aufgebrachten Kunstrasenteppich auf. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung kann jeder
herkömmliche, bislang in Kunstrasensystemen verwendete bzw. dafür geeignete Kunstrasenteppich
verwendet werden.
[0012] Zudem weist das erfindungsgemäße Kunstrasensystem ein in den Kunstrasenteppich verfülltes
erstes Füllmaterial auf, das einen hydrophoben Sand umfasst. Der Begriff "hydrophober
Sand" bezeichnet Sand, der hydrophobe Eigenschaften aufweist und damit verbunden ein
geringes Wasserbindungsvermögen aufweist. Dabei kann es sich gemäß vorliegender Erfindung
um einen Sand handeln, der von Haus aus hydrophobe Eigenschaften aufweist oder um
einen Sand, der durch Modifikation, wie beispielweise durch eine Oberflächenfunktionalisierung,
hydrophobiert wurde.
[0013] Vorzugsweise zeichnet sich der von dem erfindungsgemäßen Kunstrasensystem umfasste
hydrophobe Sand dadurch aus, dass er verglichen mit herkömmlichem Sand, wie beispielsweise
Quarzsand, Flusssand, Meeressand, Flugsand, Wüstensand und Mischungen davon, ein geringeres
Wasserbindungsvermögen aufweist und damit weniger Wasser/Restwasser bindet. Verglichen
mit herkömmlichem Quarzsand ist der hydrophobe Sand des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems
beispielsweise weniger dazu in der Lage, Wassermoleküle durch Ausbildung von Wasserstoffbrückenbindungen
zu binden und zu einer festen Schicht zu agglomerieren.
[0014] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems umfasst
die elastische Untergrundschicht eine gebundene Elastikschicht, eine elastische Tragschicht
oder Shockpads (stoßdämpfende Gummikissen bzw. Gummimatten).
[0015] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems ist
der auf der elastischen Untergrundschicht aufgebrachte Kunstrasenteppich ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus einem Kunstrasenteppich umfassend wenigstens ein texturiertes
Garn, einem Kunstrasenteppich umfassend wenigstens ein Glattgarn und einem Kunstrasenteppich
umfassend wenigstens ein Glattgarn und wenigstens ein texturiertes Garn.
[0016] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems weist
der hydrophobe Sand eine im Wesentlichen rundkörnige Form auf. Dadurch wird zum einen
das Verletzungsrisiko von Spielern bei Verwendung des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems
reduziert. Zudem ist ein rundkörniger Sand weniger dazu in der Lage zu agglomerieren.
Nicht zuletzt trägt die rundkörnige Sandform zu einem geringeren Verschleiß der Kunstrasenfaser
im Vergleich zu einer scharfkantigeren Sandform bei.
[0017] Ferner ist es bevorzugt, dass mindestens 95 Gew.-% des hydrophoben Sandes eine Korngrößenverteilung
von 0,2 bis 2,0 mm, vorzugsweise 0,25 bis 1,40 mm, aufweisen, bezogen auf das Gesamtgewicht
des verfüllten hydrophoben Sandes.
[0018] Idealerweise weist der hydrophobe Sand einen Gehalt an Feinanteilen, die kleiner
als 0,063 mm sind, auf, der geringer oder gleich 2 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht
des verfüllten hydrophoben Sandes, ist.
[0019] Zudem ist es bevorzugt, dass der Gehalt an CaCO
3 in dem hydrophoben Sand kleiner oder gleich 3 Gew.-% und/oder der Gehalt an SiO
2 in dem hydrophoben Sand größer oder gleich 96 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht
des hydrophoben Sandes, beträgt.
[0020] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems
liegt die Füllmenge des hydrophoben Sandes bei 5-20 kg/m
2.
[0021] Idealerweise ist der hydrophobe Sand so verfüllt, dass die Sandschicht grundsätzlich
gut durchlässig ist. Dies bedeutet, dass die Sandschicht für das auf das Kunstrasensystem
fallende Regenwasser eines Regenschauers gut durchlässig ist, um ein Anstauen von
Wasser auf der Oberfläche des Kunstrasensystems zu vermeiden. Angestautes Wasser auf
der Kunstrasenschicht würde die Eigenschaften des Kunstrasensystems erheblich beeinträchtigen,
wie beispielsweise das Ballsprungverhalten, das Ballrollverhalten, das Rutschverhalten
sowie das Traktions- und Rotationsverhalten.
[0022] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems
ist der hydrophobe Sand hydrophobierter Sand.
[0023] Der Begriff "hydrophobierter Sand" umfasst Sand bzw. Sandpartikel, dem/denen durch
eine Oberflächenfunktionalisierung hydrophobe Eigenschaften verliehen ist/sind. Vorzugsweise
ist die Oberflächenfunktionalisierung des Sandes/der Sandpartikel durch hydrophobe
Moleküle ausgebildet, die insbesondere über eine chemische Bindung auf den Sand/die
Sandpartikel aufgebracht sind. Vorteilhafterweise liegt der Gewichtsanteil der Oberflächenfunktionalisierung
des Sandes/der Sandpartikel bei weniger als 5 Gew.-%, bevorzugt bei 0,05-3 Gew.-%,
mehr bevorzugt bei 0,1-1 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des hydrophobierten
Sands/der hydrophobierten Sandpartikel.
[0024] Der Sand/die Sandpartikel ist/sind vorzugsweise ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus Quarzsand, Flusssand, Meeressand, Flugsand, Wüstensand und Mischungen davon.
[0025] Vorzugsweise ist der hydrophobierte Sand ausgewählt aus hydrophobiertem Quarzsand,
hydrophobiertem Flusssand, hydrophobiertem Meeressand, hydrophobiertem Flugsand, hydrophobiertem
Wüstensand und Mischungen davon. Besonders bevorzugt handelt es sich bei dem hydrophobierten
Sand um hydrophobierten Quarzsand.
[0026] Gemäß der vorliegenden Erfindung erfolgt die Herstellung des hydrophobierten Sandes
nach herkömmlichen, dem Fachmann bekannten Oberflächenfunktionalisierungsverfahren.
Im Sinne des Umweltschutzes sieht die vorliegende Erfindung jedoch vor, dass die Oberflächenfunktionalisierung
vorzugsweise keine Kunststoffbeschichtung (Polymercoating) der Trägerpartikel umfasst,
da solche Partikel als Mikroplastik in die Umwelt ausgetragen werden könnten. Vorzugsweise
handelt es sich bei den Oberflächenfunktionalisierungsverfahren um Hydrophobierungsverfahren.
Ein besonders bevorzugtes Hydrophobierungsverfahren ist die Silanisierung.
[0027] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems
ist der hydrophobierte Sand silanisierter Sand.
[0028] Der Begriff "silanisierter Sand" bezeichnet Sand bzw. Sandpartikel, der/die mit Hilfe
eines Silanisierungsverfahrens silanisiert ist/sind. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung
kann zur Herstellung des silanisierten Sandes grundsätzlich jedes herkömmliche Silanisierungsverfahren
verwendet werden. Beispielsweise kann der zu silanisierende Sand, vorzugsweise Quarzsand,
Flußsand, Meeressand, Flugsand, Wüstensand und Mischungen davon, unter Rühren oder
während des Transports in einer Fördereinrichtung, wie einer Förderschnecke, mit einem
geeigneten Silan bei Umgebungstemperatur versetzt/umgesetzt werden. Im Anschluß kann
das Sand/Silan-Gemisch entweder direkt für die Verwendung im Kunstrasen genutzt oder
zunächst einige Stunden bei erhöhter Temperatur einem Trocknungsprozess unterzogen
werden. Vorteilhafterweise wird das für die Silanisierung verwendete Silan in Form
einer wässrigen Formulierung eingesetzt, welche neben dem Silan optional ein Tensid,
beispielsweise einen ethoxylierten sekundären Fettalkohol, enthält. Vorzugsweise beträgt
der Anteil des Silans in der wässrigen Formulierung 1-25 Gew.-%, mehr bevorzugt 1-10
Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der wässrigen Formulierung.
[0029] Vorzugsweise ist das für die Silanisierung verwendete Silan ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Alkoxysilanen, insbesondere Alkylalkoxysilanen und Alkylsiloxanen. Besonders
bevorzugt ist das verwendete Silan ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus einem Alkyltrimethoxysilan,
einem Alkyltriethoxysilan, einem Alkyloligosiloxan, einem Alkylpolysiloxan und/oder
Mischungen davon, wobei vorzugsweise die Alkylgruppe eine Alkylgruppe mit 3-12- Kohlenstoffatomen,
bevorzugt 6-10 Kohlenstoffatomen und am meisten bevorzugt 8 Kohlenstoffatomen oder
Mischungen daraus umfasst. (Bitte auf Richtigkeit prüfen.) Besonders bevorzugt ist
das verwendete Silan ein Alkyltriethoxysilan, insbesondere Triethoxyoctylsilan. Am
meisten bevorzugt ist das Silan die Silanformulierungen MasterPel 708, 793 oder 903
von der Firma BASF.
[0030] Besonders bevorzugt handelt es sich bei dem silanisierten Sand um Sand, vorzugsweise
Quarzsand, Flusssand, Meeressand, Flugsand, Wüstensand und Mischungen davon, der mit
einem Alkyltrimethoxysilan, einem Alkyltriethoxysilan, einem Alkylsiloxan, einem Alkyloligosiloxan,
einem Alkylpolysiloxan und/oder Mischungen davon silanisiert ist. Insbesondere ist
der silanisierte Sand ein Sand, der mit einem Alkyltriethoxysilan, insbesondere Triethoxyoctylsilan,
oder der Silanformulierung MasterPel 708, 793 bzw. 903 von der Firma BASF silanisiert
ist.
[0031] Vorteilhafterweise liegt der Gewichtsanteil der Silanisierung bei ≤ 5 Gew.-%, bevorzugt
bei 0,001-3 Gew.-%, mehr bevorzugt bei 0,001-1 Gew-%, bezogen auf das Gesamtgewicht
des silanisierten Sands. So ist die Menge zum einen ausreichend, um die Partikeloberfläche
vollständig zu hydrophobieren und zum anderen, um ressourcenschonend zu arbeiten.
[0032] In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems umfasst
dieses ferner ein in den Kunstrasenteppich verfülltes zweites Füllmaterial.
[0033] Vorzugsweise ist das zweite Füllmaterial ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
Kork, Olivenkernschrot, Nußschalen, Holz, Gummigranulat und/oder Mischungen davon.
Mehr bevorzugt ist das zweite Füllmaterial ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
Kork, Olivenkernschrot, Nußschalen, Holz und/oder Mischungen davon.
[0034] Die vorliegende Erfindung betrifft ferner die Verwendung des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems
als Sportkunstrasen.
[0035] Aufgrund seines Aufbaus und den daraus resultierenden Eigenschaften, wie beispielsweise
ein ausgezeichnetes Ballsprungverhalten, ein ausgezeichnetes Ballrollverhalten, ein
geringes Rutschverhalten (geringe Rutschgefahr), ein ausgezeichnetes Traktions- und
Rotationsverhalten und eine ausgezeichnete Elastizität, eignet sich das erfindungsgemäße
Rollrasensystem insbesondere als Sportkunstrasen im Fußball, Hockey, Rugby, American
Football, Tennis und Golf, wobei prinzipiell auch jede andere Sportart auf dem Sportkunstrasensystem
ausgeführt werden kann.
[0036] Die vorliegende Erfindung wird im Folgenden anhand der nachfolgenden Beispiele näher
veranschaulicht.
Beispiel 1:
Herstellung von hydrophobiertem Sand
[0037] Es wurde 1 kg eines rundkörnigen Quarzsands mit einer Korngrößenverteilung von 0,71-1,25
mm vorgelegt und dieser bei Raumtemperatur unter Rühren mit 30 ml BASF Masterpel 793
versetzt. Der Sand wurde anschließend 24 h bei 60 °C getrocknet. Es wurde ein gut
rieselförmiges Produkt erhalten.
Beispiel 2:
Prüfung der Eigenschaften des hydrophobierten Sands
[0038] Der Restwassergehalt sowie das Wasserabfließverhalten des in Beispiel 1 hergestellten
hydrophobierten Quarzsandes sowie eines nichthydrophobierten Quarzsands mit derselben
Korngrößenverteilung (Vergleich) wurden mit folgender Versuchsapparatur untersucht.
[0039] Ein Büchnertrichter mit einem Durchmesser von 10 cm und ausgerüstet mit einem Siebeinsatz
wurde mit einem Volumen von 265 ml des jeweiligen Sandes befüllt. Anschließend wurden
300 ml Leitungswasser mit Hilfe einer Brause auf den Sand aufgetragen und das abfließende
Wasser wurde in einem Messzylinder aufgefangen.
[0040] Es wurde zum einen ermittelt, wieviel Wasser nach 20 Minuten abgelaufen war. Zum
anderen wurde anschließend die Restfeuchte der jeweiligen Sandprobe bestimmt. Die
Ergebnisse sind in Tabelle 1 gezeigt.
Tabelle 1:
Sand |
Abgelaufene Wassermenge nach 20 min (ml) |
Restfeuchte (Gew.-%) |
Hydrophobierter Sand aus Beispiel 1 |
220 |
16 |
Nichthydrophobierter Sand als Vergleich |
180 |
23 |
[0041] Bei beiden Sanden lief das Wasser zügig ab und war nach spätestens 20 Minuten vollständig
abgelaufen. Durch die Hydrophobierung konnte die Restfeuchte des Sandes aus Beispiel
1 verglichen mit dem nichthydrophobierten Sand um rund 30 % reduziert werden.
Beispiel 3:
Prüfung des Rotationswiderstands eines erfindungsgemäßen Kunstrasensystems nach Wässerung
und bei Kälte
[0042] Zwei rechteckige Edelstahlwannen mit flachem Boden mit Drainage-Löchern, Grundfläche
0,5 m
2, wurden je mit einer 30 mm Elastikschicht ausgerüstet. Darauf wurde je ein Kunstrasenteppich,
bestehend aus einem gemeinsam getufteten Slitfilm-Polyethylen-Garn (12.000 dtex, Dicke
0,130 mm) sowie einem texturierten Polyethylen-Garn (8.000 dtex, Dicke 0,320 mm),
Gage 3/8"', mit einer Polhöhe von 30 bzw. 17 mm, gelegt. Anschließend wurde der Kunstrasenteppich
jeweils mit Sand auf eine Höhe von etwa 17 mm verfüllt, wobei in der ersten Edelstahlwanne
der hydrophobierte Quarzsand aus Beispiel 1 und in der zweiten Edelstahlwanne zum
Vergleich der nichthydrophobierte Quarzsand verwendet wurde.
[0043] Um einen starken Regen zu simulieren, wurden je 20 l Wasser gleichmäßig über die
jeweilige Fläche gegossen und es wurde jeweils ca. 20 Minuten gewartet. In dieser
Zeit war das Wasser jeweils vollständig abgelaufen. Anschließend wurden die beiden
Edelstahlwannen 3 Tage lang bei -5 °C Umgebungstemperatur gekühlt und nachfolgend
wurde der Rotationsweiderstand bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 gezeigt.
Tabelle 2:
Sand |
Rotationswiderstand nach dem Gefrieren (Nm) |
Hydrophobierter Sand aus Beispiel 1 |
37 |
Nichthydrophobierter Sand als Vergleich |
22 |
[0044] Es hat sich gezeigt, dass der Rotationswiederstand des erfindungsgemäßen Kunstrasensystems,
welches mit hydrophobem Sand verfüllt ist, nach Nässe und Frost einen deutlich höheren
Rotationswiederstand (1,7-fach vergrößert) aufweist, als ein Kunstrasensystem, welches
mit nichthydrophobem Sand verfüllt ist.
1. Kunstrasensystem, umfassend:
eine elastische Untergrundschicht,
einen auf der elastischen Untergrundschicht aufgebrachten Kunstrasenteppich, und
ein in den Kunstrasenteppich verfülltes erstes Füllmaterial,
wobei das erste Füllmaterial einen hydrophoben Sand umfasst.
2. Kunstrasensystem nach Anspruch 1,
wobei die elastische Untergrundschicht eine gebundene Elastikschicht, eine elastische
Tragschicht oder Shockpads umfasst.
3. Kunstrasensystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der Kunstrasenteppich ausgewählt ist aus einem Kunstrasenteppich umfassend wenigstens
ein texturiertes Garn, einem Kunstrasenteppich umfassend wenigstens ein Glattgarn
und einem Kunstrasenteppich umfassend wenigstens ein Glattgarn und wenigstens ein
texturiertes Garn.
4. Kunstrasensystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der hydrophobe Sand eine im Wesentlichen rundkörnige Form aufweist.
5. Kunstrasensystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei mindestens 95 % des hydrophoben Sandes eine Korngrößenverteilung von 0,2 bis
2,0 mm aufweist.
6. Kunstrasensystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der hydrophobe Sand einen SiO2-Anteil von ≥ 96 % aufweist und/oder einen CaCO3-Anteil von ≤ 3 % aufweist.
7. Kunstrasensystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei die Füllmenge des hydrophoben Sandes 5-20 kg/m2 beträgt.
8. Kunstrasensystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
wobei der hydrophobe Sand hydrophobierter Sand ist.
9. Kunstrasensystem nach Anspruch 8,
wobei der hydrophobierte Sand ausgewählt ist aus hydrophobiertem Quarzsand, hydrophobiertem
Flusssand, hydrophobiertem Meeressand, hydrophobiertem Flugsand, hydrophobiertem Wüstensand
und Mischungen davon.
10. Kunstrasensystem nach Anspruch 8 oder 9,
wobei der hydrophobierte Sand silanisierter Sand ist.
11. Kunstrasensystem nach Anspruch 10,
wobei der silanisierte Sand ausgewählt ist aus Sand, der mit Alkyltrimethoxysilan,
Alkyltriethoxysilan, Alkyloligosiloxan, Alkylpolysiloxan und/oder Mischungen davon
silanisiert ist.
12. Kunstrasensystem nach Anspruch 10 oder 11,
wobei der Gewichtsanteil der Silanisierung ≤ 5 Gew.-%, bevorzugt 0,001-3 Gew.-%, mehr
bevorzugt 0,001-1 Gew-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des silanisierten Sands, umfasst.
13. Kunstrasensystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
ferner umfassend ein in den Kunstrasenteppich verfülltes zweites Füllmaterial.
14. Kunstrasensystem nach Anspruch 13,
wobei das zweite Füllmaterial ausgewählt ist aus Kork, Olivenkernschrot, Nussschalen,
Holz, Gummigranulat und/oder Mischungen davon.
15. Verwendung des Kunstrasensystems nach einem der Ansprüche 1 bis 14 als Sportkunstrasen.