[0001] Die Erfindung betrifft eine Zündvorrichtung für eine Randfeuerpatrone nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
STAND DER TECHNIK
[0002] Bei den heute meist üblichen Feuerpatronen ist zentral im Hülsenboden ein Zündhütchen
angeordnet. Anders als bei diesen Zentralfeuerpatronen ist der Zündsatz bei Randfeuerpatronen
in den Boden der Hülse und damit in die innen umlaufende Rille des aussen überstehenden
hohlen Randes der Hülse eingegossen. Durch Aufschlagen des Schlagbolzens von hinten
auf den Rand des Hülsenbodens wird dieser gequetscht, was die Zündung des in der Rille
befindlichen Zündsatzes und in der Folge die Zündung des damit in Kontakt stehenden
Treibladungspulvers auslöst. Nachteilig ist, dass die Zündung durch Quetschung des
Randes eine geringe maximale Wandstärke bedingt, zumindest im Bereich der Hülse. Aus
diesen Gründen wird für die Herstellung der Hülse durch Tiefziehen ein weiches Material,
wie Kupfer oder Messing mit hohem Kupfergehalt, verwendet. Der Verbrennungsdruck und
somit auch die maximale Geschossenergie sind hierdurch begrenzt. Ein weiterer Nachteil
ist, dass einmal abgeschossenen Patronenhülsen nicht mehr weiterverwendet werden können,
weil der Hülsenrand durch den Schlagbolzenabdruck irreversibel beschädigt worden ist.
[0003] US Patent Nr. 2,793,455 von 1954 beschreibt ein Gewehr mit einem Schiebebolzen, welcher in der Bohrung eines
Gewehrlaufs geführt ist. Eine Verschlusskappe ist auf dem vorderen Ende des Schiebbolzens
aufgeschraubt und wird gegen die Rückseite einer Randfeuerpatrone geschoben. Die Verschlusskappe
ist mit drei Führungsbohrungen versehen, in welcher drei Stifte eines zylindrischen
Schlagbolzens geführt sind. Beim Auslösen des Abzugs werden die Stifte auf den Rand
der Randfeuerpatrone aufschlagen und somit erfolgt ein Schuss.
[0004] Da die Führung der Stifte in den Führungsbohrungen sehr genau sein muss und ein genaues
Auftreffen auf den Hülsenboden der Feuerpatrone nicht garantiert werden kann, hat
sich die oben beschriebene Zündvorrichtung in der Praxis nicht bewährt. Um Fehlzündungen
zu vermeiden, wurden beispielsweise die Henry-Gewehre, die Winchestergewehre des Models
1866, sowie die schweizerischen Vetterli-Gewehre mit einer Doppelzündung ausgerüstet,
welche auf gegenüberliegende Seiten des Patronenrandes aufschlugen. Diese Doppelzündung
hat sich ebenfalls nicht bewährt und findet heute keine Anwendung mehr.
[0005] Das
US-Patent Nr. 7,143,537 von 2006 beschreibt eine Schlagbolzenanordnung, die einen einzigen Schlagbolzen und
eine Schlagbolzenwelle umfasst. Der Schlagbolzen wird in einem Schlitz des Endes der
Schlagbolzenwelle aufgenommen, um darin mit einer Federhaltehülse, einer Hauptfeder
und einer Hauptfederhülse gehalten zu werden. Der Schlagbolzen ist von der Schlagbolzenbaugruppe
abnehmbar und kann ersetzt werden, um eine langfristige Verwendung der Schlagbolzenbaugruppe
zu bewirken. Wenn die Federhaltehülse so ausgerichtet ist, dass die Komponenten sicher
an Ort und Stelle gehalten werden, wirkt die Schlagbolzenbaugruppe als Einheit.
[0006] Auch diese Ausführung kann Fehlzündungen nicht ausschliessen, weshalb Schützen nach
Möglichkeit Zentralfeuerpatronen und mit entsprechenden Schlagbolzen ausgerüsteten
Feuerwaffen verwenden anstelle von Randfeuerpatronen. Ferner wird durch den einseitigen
Aufschlag des Schlagbolzens auf den Rand der Feuerpatrone eine leichte Verkantung
der Patrone bewirkt, so dass kein zielgenauer Schuss erreicht werden kann. Deshalb
verzichten die meisten Sportschützen auf Randfeuerpatronen, sofern reglementarisch
möglich.
AUFGABE DER ERFINDUNG
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, eine Zündvorrichtung für
eine Randfeuerpatrone anzugeben, welche eine sichere Zündung auslöst und eine achsstabile
Ausrichtung der Patrone auf der Zielachse gewährleistet.
GEGENSTAND DER ERFINDUNG
[0008] Diese Aufgabe wird durch eine Zündvorrichtung mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 gelöst.
[0009] Die erfindungsgemässe Zündvorrichtung ist für eine Feuerwaffe mit einer randfeuerzündbaren
Patrone vorgesehen und weist einen Schlagbolzen und einen Vorspannfeder auf, wobei
der Schlagbolzen in einem Führungszylinder im Verschlussgehäuse der Feuerwaffe geführt
ist. Der Schlagbolzen ist mit einem Zündkopf versehen, welcher mindestens zwei symmetrisch
zur Längsachse des Zündkopfes angeordnete Zündstifte aufweist. Der Führungszylinder
weist an seinem in Laufrichtung vorderen Ende einen Stossboden mit Bohrungen auf,
die zur Führung der Zündstifte dient. Das freie Ende der Zündstifte ist mit einer
zur Längsachse hin abgeschrägten Kante ausgebildet
[0010] Vorteilhafterweise bildet die abgeschrägte Kante gemäss Anspruch 2 einen Winkel von
10° bis 30° gegenüber der Senkrechten zur Längsachse des Zündstiftes.
[0011] Dabei kann mit Vorteil gemäss Anspruch 3 senkrecht zur abgeschrägten Kante je seitlich
ein Rückschliff im Winkelbereich von 5° bis 35° gegenüber der Senkrechten zur Längsachse
des Zündstiftes vorgesehen sein.
[0012] In einer vorteilhaften Ausführung der Zündvorrichtung gemäss Anspruch 4 ist die abgeschrägte
Kante auf der von der Längsachse abgewandten Seite mit einem flachen Rückschliff versehen.
Gemäss Anspruch 5 bildet der konkave Rückschliff vorteilhafterweise einen Winkel von
1° bis 6° zur Horizontalen nach aussen aufsteigend.
[0013] Es hat sich ferner gemäss Anspruch 6 bewährt, den Schlagbolzen mit einem beweglichen
Zündkopf zu versehen, um allfällige Hülsenbodentoleranzen auszugleichen. Gemäss Anspruch
7 kann dieser Zündkopf freischwingend auf dem Schlagbolzen angeordnet sein.
[0014] Dazu kann gemäss Anspruch 8 zwischen dem Zündkopf und dem Schlagbolzen ein elastisches
Zwischenstück vorgesehen sein.
[0015] In einer vorteilhaften Ausführung der Zündvorrichtung gemäss Anspruch 9 weist der
Stossboden des Führungszylinders eine kreisrunde Vertiefung auf, welche zur Aufnahme
und Positionierung des Bodens der randfeuerzündbaren Patrone dient.
BESCHREIBUNG EINES AUSFÜHRUNGSBEISPIELES DER ERFINDUNG
[0016] Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Patentansprüchen und
aus der nachfolgenden Beschreibung, in welcher die Erfindung anhand eines in den schematischen
Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispieles näher erläutert wird. Es zeigt:
- Fig. 1
- eine Zündvorrichtung mit einem Schlagbolzen, einem beweglichen Zündkopf und drei vorstehenden
Zündstiften in perspektivischer Darstellung,
- Fig. 2
- einen Führungszylinder mit einem Stossboden mit Bohrungen in perspektivischer Darstellung,
- Fig. 3
- die Zündvorrichtung der Figur 1 in Seitenanschicht,
- Fig. 4
- der Führungszylinder der Figur 2 in Seitenansicht,
- Fig. 5
- eine schematische Darstellung zur Verdeutlichung der Randfeuerzündung, vor der Auslösung,
und
- Fig. 6
- dieselbe Darstellung nach dem Stoss und der Zündung,
- Fig. 7
- eine Seitenansicht der Zündstifte in perspektivischer Darstellung, und
- Fig. 8
- eine Draufsicht der Zündstifte in perspektivischer Darstellung
[0017] In den Figuren 1 und 3 ist eine Zündvorrichtung 1 mit einem Schlagbolzen 2, einem
beweglichen Zündkopf 3 mit einer Längsachse 4 und drei symmetrisch zur Längsachse
auf dem Zündkopf 3 angeordneten Zündstifte 5 perspektivisch dargestellt. Der Zündkopf
3 ist beweglich, insbesondere freischwingend, am Schlagbolzen 2 befestigt, um allfällige
Masstoleranzen des Patronenbodens zu justieren und auszugleichen, bevor der Schlag
mit dem Schlagbolzen 2 erfolgt. Dazu ist zwischen dem Zündkopf 3 und dem Schlagbolzen
2 ein elastisches Zwischenstück vorgesehen (nicht dargestellt).
[0018] In den Figuren 2 und 4 ist ein Führungszylinder 6 mit einem Stossboden 7 dargestellt,
welche drei Bohrungen 8 aufweist, welche zur Führung der Zündstifte 4 dienen. Ferner
weist der Stossboden 7 eine kreisrunde Vertiefung 9 auf, welche zur Aufnahme eines
Bodens einer randfeuerzündbaren Patrone dient.
[0019] In den Figuren 5 und 6 ist der Boden 10 einer Patronenhülse 11 mit einer tiefgezogenen
Rille 12 dargestellt - in Figur 5 teilweise in Aufschnitt. In der Rille 12 ist ringförmig
eine Zündmasse 13 vorgesehen, welche eine Treibladung 14 umgibt. Mit einem schematisch
dargestellten Schlagbolzen 15 wird der Rand 16 schlagartig gequetscht, wodurch die
Zündmasse 13 sich durch Reibung entzündet und sodann die Treibladung 14 zündet.
[0020] Figur 7 zeigt die Zündstifte 5 in Seitenansicht, wobei deren vorderen freien Enden
20 je mit einer abgeschrägten Kante 21 versehen ist. Die abgeschrägte Kante 21 ist
in Figur 8 genauer ersichtlich und bildet einen Winkel oder konkave Freistellung von
10° bis 30° gegenüber der Senkrechten zur Längsachse 4 des Zündstiftes 5. Senkrecht
zur abgeschrägten Kante 21 ist je seitlich einen Rückschliff 22 im Winkelbereich von
5° bis 45° zur Längsachse 4 des Zündstiftes 5 vorgesehen. Ferner ist die abgeschrägte
Kante 21 auf der von der Längsachse 4 abgewandten Seite mit einem flachen Rückschliff
23 versehen, welcher insbesondere einen Winkel von 1° bis 6° zur Horizontalen nach
aussen aufsteigend bildet.
[0021] Es versteht sich für den Fachmann, dass das freie Ende 20 des Zündstifts 5 auch eine
andere Ausgestaltung haben kann. Wesentlich dabei ist, dass mindestens eine abgeschrägte
Kante 21 vorgesehen ist, welche zum Zündkopf 3 hin mit einem Winkel nach unten zur
Längsachse 4 zeigt. Die Rückschliffe 22 und 23 können dabei weggelassen werden.
[0022] Die Mehrfachzündung einer Randfeuerpatrone kann auch schon erreicht werden mit zwei
Zündstiften 5, welche symmetrisch gegenüber der Längsachse 4 angeordnet sind. Anderseits
können auch vier oder fünft Zündstifte 5 vorgesehen sein, wobei die Platzverhältnisse
auf dem Zündkopf 3 und die Durchmesser der Zündstifte 5 die maximale Anzahl Zündstifte
5 einschränkt. Optimal sind drei Zündstifte 5, wie in den Figuren 7 und 8 abgebildet.
[0023] Durch die Mehrfachzündung mit der erfindungsgemässen Zündvorrichtung ergibt sich
eine geringere Umweltbelastung, da die Zündmasse und das Schiesspulver 13 vollständig
verbrennt. Es gibt mit drei Zündstiften 5 auch keine Funktionsstörung durch Kaltschläge
mehr, da diese durch die Mehrfachzündung eliminiert werden.
[0024] Es können auch andere Formen des freien Endes 20 des Zündstiftes 5 eingesetzt werden,
welche eine abgeschrägte Kante bilden. Beispielsweise kann das freie Ende 20 quadratisch,
rechteckig, halbmondförmig oder kreisrund ausgebildet sein.
1. Zündvorrichtung (1) für eine Feuerwaffe mit einer randfeuerzündbaren Patrone, welche
einen Schlagbolzen (2) und einen Vorspannfeder aufweist, wobei der Schlagbolzen (2)
in einem Führungszylinder (6) im Verschlussgehäuse der Feuerwaffe geführt ist, wobei
der Schlagbolzen (2) mit einem Zündkopf (3) versehen ist, welcher mindestens zwei
symmetrisch zur Längsachse (4) des Zündkopfes angeordnete Zündstifte (5) aufweist,
und der Führungszylinder (6) an seinem in Laufrichtung vorderen Ende einen Stossboden
(7) mit Bohrungen (8) aufweist, die zur Führung der Zündstifte dient, dadurch gekennzeichnet, dass das freie Ende (20) der Zündstifte (5) mit einer zur Längsachse hin abgeschrägten
Kante (21) ausgebildet ist.
2. Zündvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die abgeschrägte Kante (21) einen Winkel von 10° bis 30° gegenüber der Senkrechten
zur Längsachse (4) des Zündstiftes (5) bildet.
3. Zündvorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass senkrecht zur abgeschrägten Kante (21) je seitlich ein Rückschliff (22) im Winkelbereich
von 5° bis 35° gegenüber der Senkrechten zur Längsachse (4) des Zündstiftes (5) vorgesehen
ist.
4. Zündvorrichtung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die abgeschrägte Kante (21) auf der von der Längsachse (4) abgewandten Seite mit
einem konkaven Rückschliff (23) versehen ist.
5. Zündvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der konkave Rückschliff (23) einen Winkel von 1° bis 6° zur Horizontalen nach aussen
aufsteigend bildet.
6. Zündvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Schlagbolzen (2) mit einem beweglichen Zündkopf (3) versehen ist.
7. Zündvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Zündkopf (3) freischwingend auf dem Schlagbolzen (2) angeordnet ist.
8. Zündvorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Zündkopf (3) und dem Schlagbolzen (2) ein elastischer Ring vorgesehen
ist.
9. Zündvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Stossboden (7) des Führungszylinders (6) eine kreisrunde Vertiefung (9) aufweist,
welche zur Aufnahme des Bodens der randfeuerzündbaren Patrone dient.