[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer Elektrolyseanlage umfassend
einen Elektrolyseur zur Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff als Produktgase.
Die Erfindung betrifft weiterhin eine solche Elektrolyseanlage.
[0002] Wasserstoff wird heutzutage beispielsweise mittels Proton Exchange Membrane (PEM)-Elektrolyse
oder alkalischer Elektrolyse erzeugt. Die Elektrolyseure produzieren mit Hilfe elektrischer
Energie Wasserstoff und Sauerstoff aus dem zugeführten Wasser.
[0003] Ein Elektrolyseur weist dabei in der Regel eine Vielzahl von Elektrolysezellen auf,
welche benachbart zueinander angeordnet sind. Mittels der Wasserelektrolyse wird in
den Elektrolysezellen Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Bei einem PEM-Elektrolyseur
wird typischerweise anodenseitig destilliertes Wasser als Edukt zugeführt und an einer
protonendurchlässigen Membran (engl.: "Proton-Exchange-Membrane"; PEM) zu Wasserstoff
und Sauerstoff gespalten. Das Wasser wird dabei an der Anode zu Sauerstoff oxidiert.
Die Protonen passieren die protonendurchlässige Membran. Kathodenseitig wird Wasserstoff
produziert. Das Wasser wird dabei in der Regel von einer Unterseite in den Anodenraum
und/oder Kathodenraum gefördert.
[0004] Dieser Elektrolyseprozess findet in dem so genannten Elektrolysestack, zusammengesetzt
aus mehreren Elektrolysezellen, statt. In dem unter DC Spannung stehenden Elektrolysestack
wird als Edukt Wasser eingebracht, wobei nach dem Durchlauf durch die Elektrolysezellen
zwei Fluidströme, bestehend aus Wasser und Gasblasen (Sauerstoff O
2 bzw. Wasserstoff H
2) als austreten. Die jeweilige Trennung der Wasser- und Gasphase in den Fluidströmen
erfolgt in Gasabscheidern oder Gas-Separatoren.
[0005] In der Praxis befinden sich im Sauerstoffgasstrom dabei kleine Mengen an Wasserstoff
und im Wasserstoffgasstrom kleine Mengen an Sauerstoff. Die Quantität des jeweiligen
Fremdgases hängt vom Elektrolyse-Zelldesign ab und variiert auch unter dem Einfluss
von Stromdichte, Katalysatorzusammensetzung, Alterung und bei einer PEM-Elektrolyseanlage
vom Membranmaterial ab. Systemimmanent ist dabei, dass im Gasstrom des einen Produktgases
jeweils das andere Produktgas in sehr geringen Mengen vorliegt. Im weiteren Prozessverlauf
werden in der Regel in nachgeschalteten Schritten der Gasreinigung selbst geringe
Sauerstoffspuren aus dem Wasserstoff mit zum Teil sehr aufwändigen und kostenintensiven
Reinigungsschritten entfernt, insbesondere wenn eine besonders hohe Produktgasqualität
gefordert ist, wie dies etwa bei der Nutzung des Wasserstoffs z.B. für Brennstoffzellen
der Fall ist.
[0006] Beispielsweise können in einer Elektrolyseanlage zur Gasreinigung der Produktgasströme
aus dem Elektrolyseur insbesondere beide Produktgasströme einem jeweiligen, katalytisch
aktivierten Rekombinator zugeführt werden, in dem ein Katalysator den Wasserstoff
mit dem Sauerstoff zu Wasser rekombinieren lässt (DeOxo-Einheit). Dazu muss der Gasstrom
zuvor auf mindestens 80°C aufgeheizt werden, damit die Umsatzraten des Rekombinators
ausreichend hoch sind und somit die geforderte Gasreinheit erreicht wird. Die dafür
genutzte verfahrenstechnische Anlage ist jedoch teuer und reduziert auf Grund ihres
Energiebedarfs den Systemwirkungsgrad der gesamten Elektrolyseanlage. Deswegen ist
bereits auf die Reinheit und Qualität der im Elektrolyseur zunächst entstehenden und
aus dem Elektrolyseur abgeführten Produktgasströme zu achten, auch um neben Betriebssicherheitsaspekten
auch die Kosten und Aufwand für die nachfolgenden Reinigungsschritte noch in vertretbarem
Rahmen zu halten.
[0007] Die Reinheit bzw. Qualität der beiden Produktgasströme der ursprünglich im Elektrolyseur
produzierten Gase ist dabei von vielen Parametern abhängig und kann sich auch im Laufe
des Betriebs einer Elektrolyseanlage ändern. Problematisch und besonders sicherheitsrelevant
ist hierbei einerseits, wenn sich die Konzentration von Sauerstoff in Wasserstoff
erhöht, andererseits aber auch, wenn sich die Konzentration von Wasserstoff in Sauerstoff
erhöht. Wird hier ein bestimmtes Konzentrationslimit überschritten, vor allem im jeweiligen
Gas-Separator (Behälter) unmittelbar stromab der Elektrolyse, so kann beispielsweise
das produzierte Sauerstoffgas nicht mehr für weitere Zwecke übergeben werden. Steigt
der Anteil von Wasserstoff im Sauerstoff-Produktgas weiter, dann kann sogar ein brennbares
bzw. explosives Gemisch entstehen. Dann herrscht in dem Gas-Separator (Behälter) ein
potenziell gefährlicher Betriebszustand, den es aus Sicherheitsgründen unbedingt zu
vermeiden gilt. Dies gilt entsprechend auch auf der Wasserstoffseite.
[0008] Daher ist eine zuverlässige und kontinuierliche Überwachung der Gasqualität der Produktgase
im Betrieb des Elektrolyseanlage unerlässlich. Dies gilt in besonderer Weise auch
auf der Sauerstoffseite des Elektrolyseurs, das heißt die Überwachung der Konzentration
von Wasserstoff als Fremdgas in dem bei der Elektrolyse produzierten Sauerstoff. Die
Überwachung und entsprechende Betriebsführung stellt eine wichtige Schutzvorkehrung
dar, um kritische Betriebszustände zu erkennen und um Sicherheitsmaßnahmen bis hin
zum temporären Abschalten der Elektrolyseanlage zu ergreifen.
[0009] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde bei einer Elektrolyseanlage einen
hinsichtlich Sicherheit und Anlageneffizienz verbesserten Betrieb zu ermöglichen.
[0010] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren zum Betrieb einer Elektrolyseanlage
zur Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff als Produktgase, bei dem das Sauerstoff-Produktgas
aus einem Elektrolyseur, welches auch Wasserstoff als Fremdgas enthält, einem nachgeschalteten
Gas-Separator zugeführt wird, wobei bei Überschreiten eines vorbestimmten Grenzwerts
für die Wasserstoffkonzentration im Sauerstoff-Produktgas dem Gas-Separator ein Inertgas
zugeführt wird, so dass die Wasserstoffkonzentration im Sauerstoff-Produktgas abgesenkt
wird.
[0011] Die Aufgabe wird weiterhin erfindungsgemäß gelöst durch eine Elektrolyseanlage umfassend
einen Elektrolyseur zur Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff als Produktgase,
bei dem das Sauerstoff-Produktgas auch Wasserstoff als Fremdgas enthält, wobei der
Elektrolyseur über eine Produktstrom-Leitung für das Sauerstoff-Produktgas an einen
Gas-Separator angeschlossen ist und der Gas-Separator über eine Zufuhrleitung an einen
Gasbehälter, der zur bedarfsweisen Zufuhr eines Inertgases zu dem Gas-Separator ausgestaltet
ist.
[0012] Die in Bezug auf das Verfahren nachstehend angeführten Vorteile und bevorzugten Ausgestaltungen
lassen sich sinngemäß auf die Elektrolyseanlage übertragen.
[0013] Die Erfindung geht dabei bereits von der Erkenntnis aus, dass bisherige Betriebskonzepte
für Elektrolyseanlagen hinsichtlich der Überwachung und Behebung der kritischer Betriebszustände
in Bezug auf die Qualität des erzeugten Sauerstoffs anlagentechnisch aufwändig sind
und daher wirtschaftlich erhebliche Nachteile aufweisen.
[0014] Für eine Qualitätsmessung auf der Sauerstoffseite einer Elektrolyseanlage wird in
bisherigen Betriebskonzepten üblicherweise die Konzentration von Wasserstoff im Sauerstoff-Produktgas
im entsprechenden Gas-Separator gemessen und überwacht. Überschreitet die Konzentration
einen vorbestimmten Grenzwert, so wird der Betrieb des Elektrolyseurs angehalten.
An dem den Sauerstoff enthaltenden Gas-Separator wird eine Druckentlastung durchgeführt,
das heißt dieser Gasbehälterwird vollständig entlüftet und drucklos gestellt. Ein
Verwerfen des Sauerstoffgases und ein kompletter Austausch des Gases in dem Gasbehälter
ist erforderlich. Durch die Druckenlastung bzw. vollständige Entlüftung auf der Sauerstoffseite
muss auch auf der Wasserstoffseite das gesamte wertvolle Wasserstoff-Produktgas im
entsprechenden Gas-Separator verworfen werden, insbesondere um dem hohen Differenzdruck
durch die Entlüftung entgegenzuwirken und um Systemschäden über der PEM-Membran zu
vermeiden. Auch das Wasserstoff-Produktgas wird daher aus dem Behältervolumen des
Gas-Separators und eventuellen Zuleitungen des wasserstoffseitigen Gassystems vollständig
abgelassen. Hierzu wird der Gas-Separator vollständig entlüftet. Das gesamte Gassystem
inklusive der Gas-Separatoren wird anschließend durch eine aufwändige Spülprozedur
zur Inertisierung mit Stickstoff aus einem Speicherbehälter im Stickstoff-System der
Elektrolyseanlage gespült. Das Stickstoff-System muss für diesen sicherheitsrelevanten
Bedarf an Stickstoff entsprechend großvolumig ausgelegt werden, um ausreichend Stickstoff
vorzuhalten. Nachdem die Ursache für die kritische Qualität des Sauerstoff-Produktgases
behoben ist, wird die Elektrolyse wieder gestartet. Durch das Inertgas Stickstoff
im Gassystem muss zunächst auch das neu produzierte Wasserstoff-Produktgas verworfen
werden, und zwar solange, bis die gewünschte Gasqualität wieder erreicht ist. Es ist
also neben dem Vorhalten eines großvolumigen Stickstoff-Inertisierungssystem und Stickstoffbevorratung
gerade auch das Verwerfen des erzeugten Wasserstoff-Produktgases unter wirtschaftlichen
Gesichtspunkten besonders nachteilig.
[0015] Hier setzt die vorliegende Erfindung gezielt an, indem eine kritische Fremdgaskonzentration
an Wasserstoff im Sauerstoff-Produktgas, welches sich in dem entsprechenden, dem Elektrolyseur
nachgeschalteten Gas-Separator, befindet, dadurch reduziert wird, dass dem Sauerstoff-Produktgas
ein Inertgas guter Qualität in gezielter und wohldosierter Weise zugeführt wird. Die
gezielte Zufuhr bewirkt im Gas-Separator eine Mischung der Gase, wodurch eine Absenkung
der Wasserstoffkonzentration im Sauerstoff erreicht wird, wobei der Verdünnungseffekt
durch die Mischung der Gase ausgenutzt wird. Die Wasserstoffkonzentration reduziert
sich allein schon aufgrund des Effekts der innigen Gasmischung und der Verdünnung
des Wasserstoffs im Sauerstoff-Produktgas durch die Zufuhr von Inertgas. Dieser Effekt
wird bei der Erfindung besonders vorteilhaft ausgenutzt. Somit wird einerseits ein
Verwerfen des Sauerstoff-Produktgases im Gas-Separator auf der Sauerstoffseite vermieden,
da es bei der hier vorgeschlagenen Prozedur in diesem Behälter verbleibt, wobei ein
Behälterdruck aufrechterhalten wird. Das Gasvolumen kann daher beim Wiederanfahren
des Elektrolyseurs verwendet werden. Die Sauerstoffausbeute der Elektrolyseanlage
erhöht sich, da praktisch kein bereits erzeugter hochwertiger Sauerstoff verworfen
wird.
[0016] Von ganz besonderem Vorteil erweist sich aber andererseits, dass auf der Wasserstoffseite
ein Verwerfen des wertvollen Wasserstoff-Produktgases im Gas-Separator dadurch ebenfalls
vermieden wird. Das Wasserstoff-Produktgas verbleibt bei der hier vorgeschlagenen
Prozedur der Erfindung in dem wasserstoffseitigen Behälter des Gas-Separators, wobei
ein Behälterdruck aufrechterhalten wird und keine vollständige Entlüftung vorgenommen
wird. Vorteilhaft kann hierdurch ein nennenswerter Anstieg des Differenzdruckes zwischen
Sauerstoffseite und Wasserstoffseite des Elektrolyseurs, insbesondere über der Membran
eines PEM-Elektrolyseurs, gezielt vermieden werden. Das Gasvolumen an Wasserstoff-Produktgas
im Gasbehälter, dem wasserstoffseitigen Gas-Separator, kann nunmehr beim Wiederanfahren
des Elektrolyseurs verwendet werden, was die Wirtschaftlichkeit erhöht.
[0017] Ebenso kann die aufwändige und vollständige Inertisierung des Gassystems, insbesondere
des Gas-Separators, mit Stickstoff entfallen und ein noch erforderliches Stickstoff-System
an der Elektrolyseanlage entsprechend kleiner dimensioniert werden.
[0018] In bevorzugter Ausgestaltung des Verfahrens wird das Inertgas komprimiert und unter
einem Arbeitsdruck dem Gas-Separator zugeführt. Durch die Komprimierung wird das Inertgas
auf das gewünschte Druckniveau des Arbeitsdrucks gebracht, das dadurch flexibel anpassbar
ist an den Behälterdruck des Sauerstoff-Produktgases im Gas-Separator je nach aktuellem
Betriebszustand und Fahrweise der Elektrolyseanlage. Zur präzisen Einstellung des
Arbeitsdrucks auf das gewünschte Druckniveau und die Zufuhr des Inertgases in den
Gas-Separator können strömungstechnische Stellelemente verwendet werden, wie beispielsweise
Druckminderer, Druckregler, Regelventile oder Blenden, die bevorzugt über eine Mess-
und Steuereinrichtung betrieben werden.
[0019] Vorzugsweise wird die Wasserstoffkonzentration in dem Gas-Separator gemessen.
[0020] Die Messung und Überwachung der Wasserstoffkonzentration wird dabei unter Anwendung
entsprechend sensitiver Gassensoren durchgeführt, wobei bevorzugt auch Überwachungs-
und Kontrolleinheiten für eine selektive Gas-Sensorik zur Anwendung kommen, um die
Wasserstoffkonzentration im Sauerstoff-Produktgas zuverlässig "in-situ" zu bestimmen
und zu überwachen. Dies gilt einerseits für den regulären Betrieb der Elektrolyseanlage,
aber vorteilhafterweise auch während des Verfahrens des Absenkens der Wasserstoffkonzentration
im Sauerstoff-Produktgas unter den gewünschten vorbestimmten, kritischen Grenzwert.
Hierdurch werden kritische Betriebszustände im Gas-Separator zuverlässig erkannt und
gefährlichen Betriebszuständen, insbesondere hinsichtlich einer Explosionsgefahr durch
zündfähige Gasgemische aus Wasserstoff in dem Sauerstoff-Produktgas, kann frühzeitig
entgegengewirkt werden.
[0021] Vorzugsweise wird das Inertgas einem druckbeladenen Gasbehälter entnommen. In dem
druckbeladenen Gas-Behälter wird mithin Inertgas unter einem Druck eingebracht, gespeichert
und bevorratet und für die Verdünnungszwecke in ausreichendem Volumen für den Bedarf
vorgehalten. Der druckbeladene Gasbehälter wirkt daher als Speicher oder Vorratsbehälter
für das Inertgas und ist entsprechend dimensioniert.
[0022] Somit ist erreicht, dass nur im Bedarfsfall eine Zufuhr von Inertgas zur Verdünnung
und Absenkung der Wasserstoffkonzentration vorgenommen wird. Der Gasbehälter ist dabei
bevorzugt mit Inertgas guter Qualität, also hoher Reinheit, beladen, das heißt das
Inertgas weist eine geringe oder sehr geringe schädigende Fremdgaskonzentration auf.
Insbesondere sind wasserlösliche Fremdgasbestandteile in dem Inertgas zu vermeiden,
da diese bei Zufuhr in den Gas-Separator sich aufgrund des Phasengemisches in dem
Prozesswasser (Edukt) für die weitere Wasserelektrolyse auflösen können und zumindest
langfristig nachteilig auf den Betrieb und die Standzeiten der Elektrolyseanlage auswirken.
An der Phasengrenze flüssiggasförmig in dem Gas-Separator findet nämlich ein Medienaustausch
statt. Für den stationären Zustand kann man annehmen, dass die Gasphase der Produktgase
vollständig mit Wasserdampf gesättigt vorliegt.
[0023] In dem Gasbehälter wird ein entsprechenden Gasvorrat an Inertgas gespeichert bzw.
vorgehalten. Der Gasbehälter ist als Druckbehälter ausgebildet, der hinsichtlich Volumen
entsprechend bedarfsgerecht ausgelegt und konstruktiv angepasst ist. Der Gasbehälter
wird vorteilhafterweise im Normalbetrieb des Elektrolyseurs, das heißt bei der elektrochemischen
Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff, mit Inertgas beladen, so dass
ein Gasvorrat an Inertgas mit guter Qualität im Puffertank vorgehalten wird. Es ist
auch denkbar, dass im Normalbetrieb des Elektrolyseurs der Gasbehälter kontinuierlich
durchströmt wird, so dass jederzeit ein Volumen zur Verfügung steht, sollte die Gasqualität
sich über den kritischen Wert einer noch tolerierbaren Wasserstoffkonzentration im
Sauerstoff-Produktgas verschlechtern.
[0024] In vorteilhafter Ausgestaltung wird das Inertgas komprimiert und der Gasbehälter
wird mit dem komprimierten Inertgas beladen. Zur Kompression des Inertgases wird bevorzugt
ein Kompressor eingesetzt, der ölfrei ist, um die Beladung von ölbasierten Fremdgasbestandteilen
in das Inertgas zu vermeiden. Das Druckverhältnis und die Kompressionsleistung sind
entsprechend angepasst. Das Inertgas wird vorteilhafterweise bei Atmosphärendruck
von dem Kompressor angesaugt und auf das gewünschte Druckniveau, insbesondere zur
Beladung des Gasbehälters, komprimiert. Vorteilhafterweise erfolgt die Einbindung
des Gasbehälters für Inertgas zur bedarfsweisen Zufuhr von Inertgas zu dem Gas-Separator
auf der Sauerstoffseite in das Betriebskonzept der Elektrolyseanlage. Dieser Gasbehälter
steht üblicherweise unter einem Arbeitsdruck und enthält Inertgas mit einer guten
Qualität bzw. hoher Reinheit bzgl. Fremdgasbestandteilen.
[0025] In besonders vorteilhafter Ausgestaltung des Verfahrens wird in einem Reinigungsschritt
das Inertgas von wasserlöslichen Fremdbestandteilen, insbesondere von Kohlenstoffdioxid
(CO
2) oder Schwefeldioxid (SO
2), befreit. Für den Fall, dass die Qualität des Inertgases nicht ausreichend ist,
wird bevorzugt eine Gasreinigung durchgeführt, bevor das Inertgas seiner Verwendung
zur Reduzierung der Wasserstoffkonzentration im Sauerstoff-Produktgas Gas-Separator
zugeführt wird.
[0026] Auf die Qualität des verwendeten Inertgases wird vorteilhafterweise ein ganz besonderes
Augenmerk gelegt, insbesondere dass sich keine ggf. die Elektrolyseanlage schädigenden
Fremdgasbestandteile in einer kritischen Konzentration mehr im Inertgas befinden.
Beispielsweise wird bei der Verwendung von Luft oder Druckluft als Inertgas durch
den Reinigungsschritt vorteilhafterweise dafür gesorgt, dass keine nennenswerten Bestandteile
in dem Luft-Inertgas verbleiben, die in Wasser chemisch gelöst werden und/oder die
Reaktionen auf der Sauerstoffseite der Elektrolysezelle nachteilig beeinflussen. Hier
ist beispielsweise Kohlenstoffdioxid anzuführen. Weitere Bestandteile wie etwa Schwefeldioxid
je nach Konzentration in der angesaugten Luft können standortspezifisch eine Rolle
spielen, die es im Inertgas zu vermeiden gilt. Für diese Bestandteile ist daher ein
geeigneter Reinigungsschritt vorgesehen.
[0027] Hierzu wird vorteilhafterweise in dem Reinigungsschritt das Inertgas mit einem Adsorptionsmittel
und/oder einem Absorptionsmittel derart in Kontakt gebracht, dass die wasserlöslichen
Fremdgasbestandteile aus dem Inertgas abgeschieden und gebunden werden, so dass Inertgas
hoher Reinheit gewonnen wird. Die Ausgestaltung des Reinigungsschritts unter Ausnutzung
der Adsorption oder der Absorption oder Kombinationen aus beiden Trennverfahren ist
dabei besonders wirksam, um die Fremdgasbestandteile aus dem Inertgas herauszulösen
bzw. abzuscheiden. Als Adsorption bezeichnet man die Anreicherung von Stoffen aus
Gasen oder Flüssigkeiten an der Oberfläche eines Festkörpers, allgemeiner an der Grenzfläche
zwischen zwei Phasen. Davon unterscheidet sich die Absorption, bei der die Stoffe
in das Innere eines Festkörpers oder einer Flüssigkeit eindringen. Hierdurch kann
das Inertgas, beispielsweise basierend auf Luft, mit hoher Reinheit und Qualität gewonnen
werden.
[0028] Vorzugsweise wird als Elektrolyseur ein PEM-Elektrolyseur verwendet, wobei ein Differenzdruck
zwischen Wasserstoff-Produktgas und dem Sauerstoff-Produktgas derart geregelt wird,
dass ein maximaler Druckunterschied über der Proton-Exchange-Membrane nicht überschritten
wird.
[0029] Mit einer Differenzdruckregelung einer PEM-basierten Elektrolyseanlage wird insbesondere
die Membran geschützt, da die Druckdifferenz zwischen Sauerstoffseite und Wasserstoffseite
auf einem zulässigen Sollwert gefahren wird, um einen möglichst hohen Anlagenwirkungsgrad
und entsprechende Wasserstoffausbeute zu erzielen bei gleichzeitiger Betriebssicherheit.
Über vorhandene Regelventile und Regeleinrichtungen für die Betriebsführung kann vorteilhafterweise
der Differenzdruck auch bei der Erfindung weiterhin geregelt werden. Die Druckniveaus
können daher auf der Wasserstoffseite und der Sauerstoffseite unterschiedlich sein,
solange ein zulässiger Differenzdruck mit Blick auf die Membran beachtet wird, auf
den hin geregelt wird. Generell sind Elektrolyseure für den Betrieb im Differenzdruckmodus
konzipiert und gut geeignet.
[0030] So kann beispielsweise die Wasserstoffseite mit einem hohen Druck gefahren werden,
während die Sauerstoffseite gleichzeitig drucklos in die Atmosphäre entlüftet. Es
können sich aber auch sowohl Wasserstoffseite als auch Sauerstoffseite auf einem jeweiligen
höheren Arbeitsdruck gegenüber der Atmosphäre befinden.
[0031] Vorzugsweise wird die Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff in dem Elektrolyseur,
insbesondere nur vorübergehend, angehalten.
[0032] Der Normalbetrieb der Elektrolyseanlage wird also vorteilhafterweise nur so lange
unterbrochen, bis durch die Zufuhr von Inertgas guter Qualität und hoher Reinheit
aus dem Gasbehälter in den sauerstoffseitigen Gas-Separator zur Verdünnung und Absenkung
der Wasserstoffkonzentration unter den Grenzwert erreicht ist. Dadurch ist die benötigte
Zeit zur Fehlerbehebung mit einhergehendem Betriebsstillstand des Elektrolyseurs für
das Verfahren gemäß der Erfindung vorteilhafterweise erheblich reduziert gegenüber
den herkömmlichen Verfahren. Bei diesen erfolgt ein vollständiges Ablassen sowohl
des Sauerstoff-Produktgases als auch des Wasserstoff-Produktgases, wobei der jeweilige
Gas-Separator entleert wird. Anschließend wird das Gassystem mit Stickstoff vollständig
inertisiert und schließlich die Elektrolyseanlage wieder angefahren bis zum Erreichen
bzw. Wiederaufnahme eines Normalbetriebszustands des Elektrolyseurs mit guter Qualität
der Produktgase.
[0033] In besonders vorteilhafter Ausgestaltung wird Luft, insbesondere Druckluft, als Inertgas
verwendet. Die Verfügbarkeit von Luft bzw. Druckluft ist bei einer Elektrolyseanlage
einfach gegeben, da Elektrolyseanlagen üblicherweise bereits über ein Druck-Luft-System
verfügen. Somit ist Luft bzw. Druckluft verfügbar, indem zur Besorgung des Inertgases
vorteilhaft auf das Druckluft-System zurückgegriffen werden kann. Dies ist auch aus
wirtschaftlichen Gesichtspunkten sehr günstig. Bevorzugt sind dabei Reinigungsschritte
zur Konfektionierung des Inertgases für den Einsatzzweck angewendet, wie oben beschrieben.
Im Vergleich zur Verwendung des Stickstoffsystems ist die Einbindung des Druckluft-Systems
in das Anlagenkonzept der Elektrolyseanlage sehr viel günstiger
[0034] Das Volumen an Inertgas, insbesondere Luft bzw. Druckluft, welches zur Beseitigung
eines potenziell gefährlichen Zustandes hoher Wasserstoffkonzentration im Gas-Separator
zur Spülung benötigt wird, ist deutlich geringer. Da zudem für die Erzeugung von Stickstoff
in einem Stickstoff-System ein Vielfaches an gereinigter Druckluft nötig ist, fällt
die notwendige Kapazität des Druckluft-Systems gemäß der vorliegenden Erfindung im
Vergleich zu einer Elektrolyseanlage, in dem Stickstoff vor Ort zur vollständigen
Inertisierung des Gas-Separators auf Sauerstoffseite verwendet wird, deutlich niedriger
aus.
[0035] Die Elektrolyseanlage gemäß der Erfindung umfasst demensprechend einen Elektrolyseur
zur Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff als Produktgase, bei dem das Sauerstoff-Produktgas
auch Wasserstoff als Fremdgas enthält, wobei der Elektrolyseur über eine Produktstrom-Leitung
für das Sauerstoff-Produktgas an einen Gas-Separator angeschlossen ist und der Gas-Separator
über eine Zufuhrleitung an einen Gasbehälter, der zur bedarfsweisen Zufuhr von Inertgas
zu dem Gas-Separator ausgestaltet ist.
[0036] Die Trennung der Wasser- und Gasphase erfolgt in dem Gas-Separator oder Gasabscheider.
Der Gas-Separator ist dabei bevorzugt als Schwerkraftabscheider aufgebaut, sodass
die Wasserphase unten und die Gasphase, vorliegend das Sauerstoff-Produktgas, oben
abgenommen werden kann. Die Wassersäule innerhalb der Abscheider dient zudem als Pufferspeicher
bei wechselnden Lastvorgaben. An der Phasengrenze in dem Gas-Separator findet ein
Medienaustausch statt. Für den stationären Zustand kann angenommen werden, dass die
Gasphase des Produktgases, vorliegend Sauerstoff-Produktgas, vollständig mit Wasserdampf
gesättigt vorliegt. Entsprechendes gilt für einen Gas-Separator auf der Wasserstoffseite
der Elektrolyseanlage mit der Phasentrennung von Wasserstoff-Produktgas und Prozesswasser
(Edukt) für die Elektrolyse.
[0037] Dabei ist bevorzugt in die Zufuhrleitung ein Ventil geschaltet, das insbesondere
als Regelventil ausgestaltet ist. Die Ausgestaltung des Ventils als Regelarmatur gestattet
eine genaue Dosierung der Gaszufuhr von Inertgas zum Gas-Separator auf der Sauerstoffseite.
Die Ventilposition des Regelventils kann vorteilhafterweise mit einer hydraulischen
oder elektromechanischen Ventilsteuerung oder Ventil-Regeleinrichtung angesteuert
werden. Eine entsprechende Steuer- und Regeleinrichtung sowie Sensoreinrichtungen
ist in das Anlagenkonzept der Elektrolyseanlage bevorzugt integriert.
[0038] Vorzugsweise ist in die Zufuhrleitung eine Reinigungseinrichtung für das Inertgas
geschaltet, so dass Fremdbestandteile aus dem Inertgas abtrennbar sind.
[0039] Weiter bevorzugt weist die Reinigungseinrichtung ein Adsorptionsmittel und/oder ein
Absorptionsmittel auf, mittels derer Fremdgasbestandteile aus dem Inertgas adsorbierbar
und/oder absorbierbar sind. Die Materialien können entsprechend gewählt werden, um
die Reinigungseinrichtung auf die Anforderung anzupassen. Von besonderem Interesse
ist die Abscheidung bzw. Abtrennung von wasserlöslichen Fremdgasbestandteilen im Inertgas
oder Spuren von ursprünglich vorhandenen Bestandteilen, etwa bei Verwendung von Luft
als Inertgas. Hier ist eine Adsorption bzw. Absorption von Kohlenstoffmonoxid oder
Schwefeldioxid aus der Luft besonders vorteilhaft. Ein Adsorbens oder Adsorptionsmittel
dient zur Entfernung von Spurenstoffen aus dem Inertgas. Entsprechendes gilt für Absorbenzien
oder Absorptionsmittel.
[0040] In besonders bevorzugter Ausgestaltung der Elektrolyseanlage weist diese einen Kompressor
auf, an den der Gasbehälter über eine Leitung angeschlossen ist, so dass komprimiertes
Inertgas, insbesondere Druckluft, dem Gasbehälter zuführbar ist. Weiterhin bevorzugt
ist der Kompressor als ölgeschmierter Luftkompressor ausgestaltet, dem ein Ölfilter
nachgeschaltet ist. Der Ölfilter ist entsprechend leistungsfähig hinsichtlich der
Filterleistung von Ölbestandteilen in der komprimierten Luft ausgestaltet.
[0041] Bei der Qualität bzw. Reinheit des Inertgases, beispielsweise Druckluft, ist insbesondere
darauf zu achten, dass ausreichende Ölfreiheit gewährleistet ist. Ansonsten bestünde
die Gefahr, dass sich Ölrückstände in der Sauerstoffatmosphäre entzünden. Auch sind
Ölrückstände als gasförmige Fremdbestandteile in dem Inertgas, insbesondere in der
Druckluft, im Allgemeinen möglichst zu vermeiden, um einen zuverlässigen Betrieb der
Elektrolyseanlage mit einer hohen Verfügbarkeit sicherzustellen. Dies kann beispielsweise
auf zwei Wegen erfolgen. So kann bei Verwendung eines ölgeschmierten Luftkompressors
vor dem Einsatz der Druckluft zur Inertisierung vorteilhafterweise ein entsprechender
Ölfilter installiert sein. Mit dem Einsatz solcher hocheffizienten Ölfilter kann eine
Ölfreiheit der Klasse 2, mit sehr geringen Restölmengen von weniger als 0,1 mg/m
3 erzielt werden.
[0042] Alternativ können bei der Verdichtung der Luft auf das gewünschte Druckniveau auch
ölfreie Kompressoren eingesetzt werden, so dass dann auch die dem Gas-Separator zugeführte
Druckluft komplett ölfrei ist.
[0043] In vorteilhafter Ausgestaltung der Elektrolyseanlage ist der der Kompressor daher
als ölfreier Kompressor ausgestaltet.
[0044] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden anhand einer Zeichnung näher erläutert.
Hierin zeigen schematisch und stark vereinfacht:
- FIG 1
- eine Elektrolyseanlage mit Stickstoff-System zur Inertisierung,
- FIG 2
- eine Elektrolyseanlage mit Inertgas-System gemäß der Erfindung,
[0045] Gleiche Bezugszeichen haben in den Figuren die gleiche Bedeutung.
[0046] In FIG 1 ist eine Elektrolyseanlage 100 in einem stark vereinfachten Ausschnitt von
Anlagenteilen dargestellt. Die Elektrolyseanlage 100 weist einen Elektrolyseur 1 auf,
der als ein PEM- oder Alkali-Elektrolyseur ausgeführt ist. Der Elektrolyseur 1 umfasst
mindestens eine hier nicht näher gezeigte Elektrolysezelle zum elektrochemischen Zerlegen
von Wasser. Die Elektrolyseanlage 100 weist zudem ein Stickstoff-System 3 auf, das
einen Stickstoff-Behälter 5 umfasst. Ein Verdichter 7 ist an das Stickstoff-System
3 angeschlossen, um das Stickstoff-System 3 zu versorgen. Über eine Spülleitung 9
ist das Stickstoff-System 3 an einen Gas-Separator 11 angeschlossen, so dass bei Bedarf
Stickstoff zur Spülung des Gas-Separators 3 dem Stickstoff-Behälter 5 entnommen und
dem Gas-Separator 3 über die Spülleitung 9 zuführbar ist (Stickstoff-Inertisierung).
Der Stickstoff-Behälter 3 ist für den Bedarf an Stickstoff in der Elektrolyseanlage
100 entsprechend großvolumig dimensioniert und druckbeaufschlagt. Für eine Inertisierung
sind - neben anderen Aufgaben - bedarfsweise große Mengen an Stickstoff in der Elektrolyseanlage
erforderlich, die in dem Stickstoff-Behälter 5 vorzuhalten sind.
[0047] In den Elektrolyseur 1 wird über eine Eduktstrom-Leitung 13 ein Eduktstrom aus Wasser
eingeführt. Das Wasser wird im Elektrolyseur 1 in die Produktgase Wasserstoff und
Sauerstoff elektrochemisch zerlegt und beide Produktströme werden separat aus dem
Elektrolyseur 1 hinausgeleitet. Für die Hinausleitung des Sauerstoff-Produktstroms
weist der Elektrolyseur 1 eine Produktstrom-Leitung 15 auf, mit deren Hilfe ein erstes
Produkt, hier Sauerstoff aus der Elektrolyse, hinausgeführt wird. Der hier beschriebene
Aufbau der Elektrolyseanlage 100 betrachtet den Sauerstoff-Produktstrom. Wasserstoffseitig
liegt ein entsprechender anlagentechnischer Aufbau in der Elektrolyseanlage 100 vor,
was in der FIG 1 aus Übersichtsgründen nicht näher gezeigt und im Detail ausgeführt
ist. Dementsprechend ist für die Hinausleitung des Wasserstoff-Produktstroms aus dem
Elektrolyseur 1 eigens eine Produktstrom-Leitung 17 vorgesehen, mit deren Hilfe ein
zweites Produkt, nämlich der aus der Elektrolyse gewonnene Wasserstoff, hinausgeführt
wird. Der gewonnene Wasserstoff wird anschließend in weiteren - in der FIG 1 nicht
näher dargestellten - Komponenten der Elektrolyseanlage 100 behandelt und prozesstechnisch
weiterverarbeitet.
[0048] Der Elektrolyseur 1 ist sauerstoffseitig über die Produktstrom-Leitung 15 an den
Gas-Separator 11 angeschlossen. An den Gas-Separator 11 ist eine Entlüftungsleitung
19 angeschlossen, über die der Gas-Separator 11 bei Bedarf vollständig durch Druckentlastung
entleert werden kann, so dass dieser drucklos steht bzw. unter Atmosphärendruck. Weiterhin
ist ein Druckluft-System 21 umfassend einen Gasbehälter 23 und einen Luftkompressor
25 vorgesehen, so dass dem Gasbehälter 23 komprimierte Luft aus dem Luftkompressor
25 über die Verbindungsleitung 27 zuführbar ist. Der Gasbehälter 23 kann auf diese
Weise mit komprimierter Luft L (Druckluft) beladen für weitere Zwecke bevorratet werden.
So ist zur Versorgung des Stickstoff-Systems 3 mit komprimierter Luft L das Druckluft-System
21 über eine Versorgungsleitung 29a angeschlossen. Die Versorgung einer anderen Verbrauchseinheit
31 mit komprimierter Luft L erfolgt über eine Versorgungsleitung 29b.
[0049] Im Betrieb des Elektrolyseurs 1 im Anlagenkonzept der FIG 1 wird Sauerstoff-Produktgas
dem Gas-Separator 11 zugeführt. Für eine Qualitätsmessung des Sauerstoff-Produktgases
wird in diesem Betriebskonzepten die Konzentration von Wasserstoff im sauerstoff-Produktgas
im Gas-Separator 11 fortlaufend gemessen und überwacht. Überschreitet die Konzentration
einen vorbestimmten Grenzwert, so wird der Betrieb des Elektrolyseurs 1 angehalten
und das gesamte Sauerstoff-Produktgas im Gas-Separator 11 verworfen. Das Sauerstoff-Produktgas
wird aus dem Behältervolumen des Gas-Separators 11 und eventuellen Zuleitungen des
sauerstoffseitigen Gassystems vollständig abgelassen. Hierzu wird der Gas-Separator
11 vollständig über die Entlüftungsleitung 19 entlüftet und drucklos gestellt. Das
gesamte Gassystem inklusive Gas-Separator 11 wird anschließend durch eine aufwändige
und kostenintensive Spülprozedur zur Inertisierung mit Stickstoff aus einem Stickstoff-Behälter
5 im Stickstoff-System 3 der Elektrolyseanlage 100 gespült. Das Stickstoff-System
3 muss für diesen sicherheitsrelevanten Bedarf an Stickstoff entsprechend großvolumig
ausgelegt werden, um ausreichend Stickstoff vorzuhalten. Nachdem die Ursache für die
kritische Qualität des Sauerstoff-Produktgases behoben ist, wird die Elektrolyse wieder
gestartet. Durch das Spülen des Gassystems mit Stickstoff und insbesondere in des
Gas-Separators 11 muss zunächst auch das neu produzierte Sauerstoff-Produktgas verworfen
werden, und zwar solange, bis die gewünschte Gasqualität wieder erreicht ist.
[0050] Durch die Druckentlastung bzw. vollständige Entlüftung auf der Sauerstoffseite in
dem Gas-Separator 11 für die Spülprozedur mit Stickstoff muss auch auf der Wasserstoffseite
das gesamte wertvolle Wasserstoff-Produktgas in einem entsprechenden - in der FIG
1 nicht näher gezeigten - Gas-Separator vollständig verworfen werden, insbesondere
um dem hohen Differenzdruck durch die Entlüftung entgegenzuwirken und um Systemschäden
über der PEM-Membran zu vermeiden. Es ist also neben dem Vorhalten eines großvolumigen
Stickstoff-Systems 3 zur Inertisierung und ausreichender Stickstoffbevorratung gerade
auch das damit einhergehende Verwerfen des erzeugten Wasserstoff-Produktgases auf
der Wasserstoffseite unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ganz besonders nachteilig.
[0051] FIG 2 zeigt eine Elektrolyseanlage 1 mit Inertgas-System gemäß der Erfindung. Das
neue Betriebskonzept der Erfindung setzt an mit einer vorteilhaften Einbindung des
Druckluft-Systems 21 und Ausgestaltung desselben als Inertgas-System, das sauerstoffseitig
an den Gas-Separator 11 angeschlossen ist. Dabei entfällt gegenüber einer Ausgestaltung
der Elektrolyseanlage 100 gemäß der FIG 1 die Spülleitung 9, die das Stickstoff-System
3 mit dem Gas-Separator 3 zur Inertisierung des gesamten Gassystems mit Stickstoff
verbindet. Gemäß FIG 2 ist das Druckluft-System 21 über die Zufuhrleitung 37 mit dem
Gas-Separator 11 verbunden, so dass bedarfsweise Druckluft L dem Gasbehälter 23 entnehmbar
ist. Das Druckluft-System 21 weist einen Luftkompressor 25 und einen Gasbehälter 23
auf, die über eine Verbindungsleitung 27 miteinander verbunden sind. Der Luftkompressor
25 ist hierbei als ölfreier Kompressor ausgestaltet. In die Zufuhrleitung 37 ist eine
Reinigungseinrichtung 33 geschaltet, die ein Absorptionsmittel und/oder ein Adsorptionsmittel
aufweist. Somit können schädigende Fremdgasbestandteile in der in dem Gasbehälter
23 eingespeicherten Druckluft L entfernt werden und ein Inertgas mit hoher Qualität
und Reinheit ist erzeugt. Beispielsweise können Kohlenstoffdioxid und/oder Schwefeldioxid
mittels der Reinigungseinrichtung 33 aus der Druckluft L entfernt werden. Die durch
eine Adsorption oder Absorption freiwerdende Wärmeenergie kann durch Kühlung der Reinigungseinrichtung
33 beispielsweise in einem Wärmetauschprozess durch Ankopplung eines Wärmetauschers
für weitere Zwecke genutzt werden. In Strömungsrichtung der Druckluft L stromab der
Reinigungseinrichtung 33 ist in die Zufuhrleitung 37 ein Regelventil 35 geschaltet,
dessen Ventilposition durch eine nicht näher dargestellte Regeleinrichtung auf den
Bedarf und das Druckniveau an Druckluft L für die Zufuhr zu dem Gas-Separator 11 regelbar
ist. Stromab der Regelventils 35 mündet die Zufuhrleitung 37 in den Gas-Separator
11.
[0052] Im Betrieb der Elektrolyseanlage 100 wird die Fremdgaskonzentration von Wasserstoff
im Sauerstoff-Produktgas aus dem Elektrolyseur 1 im sauerstoffseitig nachgeschalteten
Gas-Separator 11 kontinuierlich gemessen und überwacht. Ergibt der Messwert eine kritische
Fremdgaskonzentration oberhalb eines vorbestimmten Grenzwerts für einen noch zulässigen
Wasserstoffanteil im Sauerstoff-Produktgas im Gas-Separator 11, so wird die Wasserstoffkonzentration
dadurch reduziert, dass dem Sauerstoff-Produktgas gereinigte Druckluft L mit guter
Qualität und Reinheit, das heißt, mit allenfalls sehr geringen Verunreinigungen oder
schädigenden Fremdgasbestandteilen in gezielter und wohldosierter Weise über das Regelventil
35 zugeführt wird. Diese gezielte Zufuhr bewirkt dann im Gas-Separator 11 eine innige
Mischung der Gase, wodurch eine Absenkung der Wasserstoffkonzentration erzielt wird.
Die Wasserstoffkonzentration reduziert sich dabei schon aufgrund des Effekts der Gasphasenmischung
und der Verdünnung des Wasserstoffs im Sauerstoff-Produktgas durch die Zudosierung
von Inertgas unter Druck, vorliegend von Druckluft L, der bei der Erfindung besonders
vorteilhaft ausgenutzt wird. Somit ist einerseits ein Verwerfen des Sauerstoff-Produktgases
im Gas-Separator 11 vermieden, da dieses Elektrolyseprodukt bei der hier vorgeschlagenen
Prozedur in dem Gas-Separator 11 unter Druck verbleibt. Das Gasvolumen im Behälter
kann daher beim Wiederanfahren des Elektrolyseurs 1 verwendet werden. Indiziert also
eine Qualitätsmessung im Gas-Separator 11 eine schlechte Qualität, wird der Elektrolyseprozess
angehalten. Anstatt nun das Gas im Gas-Separator 11 zu verwerfen, wird gereinigte
Druckluft L dem Gasbehälter 23 entnommen und dem Gas-Separator 11 zugeführt. Diese
Zufuhr erfolgt unter Aktivierung einer Ventilsteuerung für das Regelventil 35 solange
bis die Gasqualität den Anforderungen wieder genügt, das heißt die Wasserstoffkonzentration
kleiner ist als der vorbestimmte Grenzwert für einen sicheren Normalbetrieb des Elektrolyseurs
1.
[0053] Mit der Elektrolyseanlage 100 mit Inertgas-System gemäß der Erfindung entfällt eine
vollständige Entlüftung und eine damit bisher einhergehende Druckentlastung auf der
Sauerstoffseite in dem Gas-Separator 11. Durch die hier vorgeschlagene Zufuhr von
druckbeaufschlagtem Inertgas, insbesondere Druckluft L, kann vorteilhafterweise auch
auf der Wasserstoffseite das gesamte wertvolle Wasserstoff-Produktgas in einem entsprechenden
- in der FIG 2 nicht näher gezeigten - Gas-Separator oder Gasabscheider weiterhin
genutzt werden. Bislang war eine Entlüftung auch auf der Wasserstoffseite geboten,
um dem hohen Differenzdrucks durch die Entlüftung entgegenzuwirken und um Systemschäden
über der PEM-Membran aufgrund eines zu großen Differenzdrucks zu vermeiden. Die damit
einhergehende Nutzung des erzeugten Wasserstoff-Produktgases auf der Wasserstoffseite
ist sowohl unter betriebstechnischen Aspekten als auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten
ganz besonders vorteilhaft.
[0054] Als weiterer wirtschaftlicher Vorteil erweist sich, dass das Stickstoff-System 3
durch das vorgeschlagene Anlagenkonzept nach FIG 2 für die Elektrolyseanlage 100 im
Vergleich zu der Konzeption nach FIG 1 deutlich kompakter gestaltet werden kann. Die
entsprechenden Anlagenteile, insbesondere der Stickstoffbehälter 5, können kleiner
dimensioniert werden. Mit dem Betriebskonzept der Erfindung ist es ausreichend, lediglich
noch den kontinuierlichen Stickstoffverbrauch für den so genannten Kompressorbetrieb
der Anlage bereitzustellen.
1. Verfahren zum Betrieb einer Elektrolyseanlage (100) zur Erzeugung von Wasserstoff
und Sauerstoff als Produktgase, bei dem das Sauerstoff-Produktgas aus einem Elektrolyseur
(1), welches auch Wasserstoff als Fremdgas enthält, einem nachgeschalteten Gas-Separator
(11) zugeführt wird, wobei bei Überschreiten eines vorbestimmten Grenzwerts für die
Wasserstoffkonzentration im Sauerstoff-Produktgas dem Gas-Separator (1) ein Inertgas
(L) zugeführt wird, so dass die Wasserstoffkonzentration im Sauerstoff-Produktgas
abgesenkt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem das Inertgas (L) komprimiert wird und unter einem
Arbeitsdruck dem Gas-Separator (11) zugeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem die Wasserstoffkonzentration in dem Gas-Separator
(11) gemessen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 3, bei dem das Inertgas (L) einem druckbeladenen
Gasbehälter (23) entnommen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, bei dem das Inertgas (L) komprimiert wird und der Gasbehälter
(23) mit komprimiertem Inertgas (L) beladen wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem in einem Reinigungsschritt
das Inertgas (L) von wasserlöslichen Fremdbestandteilen, insbesondere von Kohlenstoffdioxid
(CO2) oder Schwefeldioxid (SO2), befreit wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, bei dem in dem Reinigungsschritt das Inertgas (L) mit einem
Adsorptionsmittel und/oder einem Absorptionsmittel in Kontakt gebracht wird, so dass
die wasserlöslichen Fremdbestandteile aus dem Inertgas abgeschieden und gebunden werden,
wobei Inertgas (L) hoher Reinheit gewonnen wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem als Elektrolyseur (1) ein
PEM-Elektrolyseur verwendet wird, wobei ein Differenzdruck zwischen dem Wasserstoff-Produktgas
und dem Sauerstoff-Produktgas derart geregelt wird, dass ein maximaler Druckunterschied
über der Proton-Exchange-Membran nicht überschritten wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem bedarfsweise die Erzeugung
von Wasserstoff und Sauerstoff in dem Elektrolyseur (3) angehalten wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei der Luft, insbesondere Druckluft,
als Inertgas (L) verwendet wird.
11. Elektrolyseanlage (100) umfassend einen Elektrolyseur (1) zur Erzeugung von Wasserstoff
und Sauerstoff als Produktgase, bei dem das Sauerstoff-Produktgas auch Wasserstoff
als Fremdgas enthält, wobei der Elektrolyseur (1) über eine Produktstrom-Leitung (15)
für das Sauerstoff-Produktgas an einen Gas-Separator (11) angeschlossen ist und der
Gas-Separator (11) über eine Zufuhrleitung (37) an einen Gasbehälter (23), der zur
bedarfsweisen Zufuhr von Inertgas (L) zu dem Gas-Separator (11) ausgestaltet ist.
12. Elektrolyseanlage (100) nach Anspruch 11, umfassend ein in die Zufuhrleitung (37)
geschaltetes Ventil (35), insbesondere ein Regelventil.
13. Elektrolyseanlage (100) nach Anspruch 10 oder 11, mit einer in die Zufuhrleitung (37)
geschalteten Reinigungseinrichtung (33) für das Inertgas (L), so dass Fremdbestandteile
aus dem Inertgas (L) abtrennbar sind.
14. Elektrolyseanlage (100) nach Anspruch 13, bei der die Reinigungseinrichtung (33) ein
Adsorptionsmittel und/oder ein Absorptionsmittel aufweist, mittels derer Fremdbestandteile
aus dem Inertgas (L) adsorbierbar und/oder absorbierbar sind.
15. Elektrolyseanlage (100) nach einem der Ansprüche 11 bis 14, umfassend einen Kompressor
(25), an den der Gasbehälter (25) über eine Leitung Verbindungsleitung (27) angeschlossen
ist, so dass komprimiertes Inertgas (L), insbesondere Druckluft, dem Gasbehälter (25)
zuführbar ist.
16. Elektrolyseanlage (100) nach Anspruch 15, bei der der Kompressor (25) als ölgeschmierter
Luftkompressor ausgestaltet ist, dem ein Ölfilter nachgeschaltet ist.
17. Elektrolyseanlage (100) nach Anspruch 15, bei der der Kompressor (25) als ölfreier
Luftkompressor ausgestaltet ist.