[0001] Die Erfindung betrifft eine Blei- und Antimonfreie Messinglegierung.
[0002] In der Vergangenheit wurde zur Verbesserung der Zerspanbarkeit von Messinglegierungen
Pb in einem Umfang von bis zu 4 Gew.% zugesetzt. Der Zusatz von Pb ist wegen gesetzlicher
Vorgaben nicht mehr zulässig.
[0003] Es wurde gefunden, dass die Zugabe von Pb durch eine Zugabe von Bi ersetzt werden
kann. Es hat sich allerdings gezeigt, dass ein Zusatz von Bi zu einer Warmversprödung
der Messinglegierung führt. Derartige Messinglegierungen lassen sich nur eingeschränkt
warm umformen. Infolgedessen werden solche Messinglegierungen für gepresste Formteile
nicht verwendet.
[0004] Die
EP 3 320 122 B1 offenbart eine Messinglegierung, der weder Pb noch Bi zugesetzt ist. Zur Verbesserung
der Zerspanbarkeit wird vorgeschlagen, der Messinglegierung 0,005 bis 1,0 Gew.% In
zuzusetzen. Der vorgeschlagene Zusatz an In verbessert zwar die Zerspanbarkeit, allerdings
bilden sich beim Zerspanen relativ lange Spiralspäne, welche zu Verstopfungen beim
Abtransport und zum Werkzeugbruch führen können.
[0005] Die
EP 2 913 415 A1 offenbart eine weitere Blei- und Wismutfreie Messinglegierung, welche überdies kein
Si enthält. Die bekannte Legierung enthält 60 bis 65 Gew.% Cu sowie 0,01 bis 0,15
Gew.% Sb.
[0006] Der Zusatz von Sb führt zu einer Warmversprödung. Alternativ wird in der
EP 2 913 415 A1 ein Zusatz von 0,005 bis 0,3 Gew.% P vorgeschlagen. Der vorgeschlagene Zusatz an
P erschwert die Verarbeitung im Stranggießverfahren.
[0007] Die
EP 2 467 507 B1 offenbart eine Bleifreie Messinglegierung, welche Fe, Ni sowie Sn enthält.
[0008] Aus der
EP 2 133 437 B1 ist eine Bleifreie Automaten-Messinglegierung bekannt, welche 0,6 bis 2,5 Gew.% Mg
sowie 0,15 bis 0,4 Gew.% P enthält. Der Zusatz von P erschwert die Verarbeitung im
Stranggießverfahren.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es, die Nachteile nach dem Stand der Technik zu beseitigen.
Es soll insbesondere eine Blei- und Antimonfreie Messinglegierung mit verbesserter
Zerspanbarkeit angegeben werden. Nach einem weiteren Ziel der Erfindung soll die Messinglegierung
eine geringe Warmversprödung aufweisen, so dass sie mittels Warmumformung verarbeitet
werden kann.
[0010] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen
ergeben sich aus den Merkmalen der abhängigen Patentansprüche.
[0011] Nach Maßgabe der Erfindung wird eine Blei- und Antimonfreie Messinglegierung vorgeschlagen,
enthaltend
56 bis 66% Cu,
0,1 bis 1,5% Mg,
weniger als 0,1% Pb,
Rest Zn sowie
unvermeidbare Verunreinigungen.
[0012] Im Rahmen der vorliegenden Beschreibung werden unter [%] Gewichtsprozent verstanden.
[0013] Es hat sich überraschenderweise gezeigt, dass durch den erfindungsgemäß vorgeschlagenen
Zusatz von 0,1 bis 1,5% Mg der Gehalt an Pb auf weniger als 0,1% eingestellt werden
kann, ohne dass sich beim Zerspanen unerwünschterweise lange Spiralspäne bilden. Die
vorgeschlagene Messinglegierung zeichnet sich nicht nur durch einen verbesserten Spanbruch,
sondern auch durch eine geringe Warmversprödung aus. Sie kann mittels Warmumformung
verarbeitet werden.
[0014] Erfindungsgemäß wird unter einer "Blei- und Antimonfreien Messinglegierung" eine
Legierung verstanden, welche weniger als 0,1% Pb und weniger als 0,001% Sb enthält.
[0015] Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung kann die Legierung weniger als 0,15% As und/oder
weniger als 0,15% P und/oder weniger als 0,1% Al und/oder weniger als 0,1% Sn enthalten.
Sn stabilisiert den β-Mischkristall. As führt zu einer verbesserten Korrosionsbeständigkeit
der Legierung, insbesondere wirkt As einer Entzinkung entgegen. Ein Zusatz von P verbessert
die Zerspanbarkeit der Legierung.
[0016] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung sind 57 bis weniger als 60%, vorzugsweise
57,5 bis 58,5% Cu, enthalten. Die vorgeschlagene Legierung ist wegen der relativ niedrigeren
Gehalte an Cu kostengünstiger.
[0017] Nach einer weiteren Ausgestaltung sind mehr als 0,5% Mg enthalten. Der vorgeschlagene
Gehalt an Mg trägt zu einer verbesserten Zerspanbarkeit bei.
[0018] Der Gehalt an Pb liegt zweckmäßigerweise im Bereich von 0,05 bis 0,09%. Der Gehalt
an In beträgt weniger als 0,005%.
[0019] Schließlich wird nach einer vorteilhaften Ausgestaltung vorgeschlagen, dass der Gehalt
an Zn 40 bis 42,5% beträgt. Eine Legierung mit dem vorgeschlagenen Gehalt an Zn zeigt
gute Zerspanungseigenschaften.
[0020] Die vorgeschlagene Blei- und Antimonfreie Messinglegierung ermöglicht überdies eine
gute Verarbeitbarkeit im Stranggießverfahren.
[0021] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnungen näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Spanbild nach Längsdrehen einer ersten Beispiellegierung,
- Fig. 2
- ein Spanbild nach Längsdrehen einer zweiten Beispiellegierung,
- Fig. 3
- ein Spanbild nach Längsdrehen einer dritten Beispiellegierung und
- Fig. 4
- ein Spanbild nach Längsdrehen einer vierten Beispiellegierung.
[0022] Die Spanbilder gemäß den Fig. 1 bis 4 wurden jeweils durch Längsdrehen von Legierungen
bei einer Drehzahl von 850 U/min hergestellt. Es wurde eine Wendeschneidplatte mit
der Kennung KNMX160405-R81C907 verwendet. Der in den Fig. 1 bis 4 eingeblendete Maßstab
beträgt jeweils 5 mm.
[0023] Fig. 1 zeigt ein Spanbild nach Längsdrehen einer ersten Beispiellegierung. Bei der
ersten Beispiellegierung handelt es sich um eine Referenzlegierung. Die erste Beispiellegierung
enthält 58% Cu sowie 42% Zn, d. h. die erste Beispiellegierung enthält keinen Zusatz
an Mg.
[0024] Wie aus Fig. 1 ersichtlich ist, bilden sich bei dem Längsdrehen der Beispiellegierung
1 lange Spiralspäne. Solche Spiralspäne sind beim Zerspanen unerwünscht. Sie können
zu Verstopfungen beim Abtransport und zum Werkzeugbruch führen.
[0025] Fig. 2 zeigt ein Spanbild nach dem Längsdrehen einer zweiten Beispiellegierung. Die
zweite Beispiellegierung enthält 58% Cu, 41,5% Zn sowie 0,5% Mg. Es ist erkennbar,
dass die beim Längsdrehen erzeugten Späne kürzer sind als die in Fig. 1 gezeigten
Späne.
[0026] Fig. 3 zeigt ein Spanbild nach dem Längsdrehen einer dritten Beispiellegierung. Die
dritte Beispiellegierung besteht aus 58% Cu, 41% Zn sowie 1% Mg. Es ist deutlich erkennbar,
dass die hergestellten Späne wiederrum kürzer sind als die durch das Längsdrehen der
zweiten Beispiellegierung erzeugten Späne.
[0027] Fig. 4 zeigt das Spanbild nach dem Längsdrehen einer vierten Beispiellegierung. Die
vierte Beispiellegierung besteht aus 58% Cu, 40,5% Zn sowie 1,5% Mg. Die beim Drehen
der vierten Beispiellegierung erzeugten Späne sind nochmals kleiner als die durch
das Längsdrehen der dritten Beispiellegierung erzeugten Späne.
[0028] Durch den vorgeschlagenen Zusatz von 0,1 bis 1,5% Mg zu einer Blei- und Antimonfreien
Messinglegierung kann also ein erheblich verbesserter Spanbruch erreicht werden. Die
vorgeschlagene Messinglegierung zeichnet sich überdies durch eine geringe Warmversprödung
aus. Sie kann mittels Warmumformung, insbesondere im Stranggießverfahren verarbeitet
werden.
1. Blei- und Antimonfreie Messinglegierung, enthaltend
56 bis 66% Cu,
0,1 bis 1,5% Mg,
weniger als 0,1% Pb,
Rest Zn sowie
unvermeidbare Verunreinigungen.
2. Blei- und Antimonfreie Messinglegierung nach Anspruch 1,
wobei weniger als 0,15% As enthalten sind.
3. Blei- und Antimonfreie Messinglegierung nach einem der vorgehenden Ansprüche,
wobei weniger als 0,15% P enthalten sind.
4. Blei- und Antimonfreie Messinglegierung nach einem der vorgehenden Ansprüche,
wobei weniger als 0,1% AI enthalten sind.
5. Blei- und Antimonfreie Messinglegierung nach einem der vorgehenden Ansprüche,
wobei weniger als 0,1% Sn enthalten sind.
6. Blei- und Antimonfreie Messinglegierung nach einem der vorgehenden Ansprüche,
wobei 57 bis weniger als 60%, vorzugsweise 57,5 bis 58,5% Cu, enthalten sind.
7. Blei- und Antimonfreie Messinglegierung nach einem der vorgehenden Ansprüche,
wobei mehr als 0,5% Mg enthalten sind.
8. Blei- und Antimonfreie Messinglegierung nach einem der vorgehenden Ansprüche,
wobei 0,05 bis 0,09% Pb enthalten sind.
9. Blei- und Antimonfreie Messinglegierung nach einem der vorgehenden Ansprüche,
wobei weniger als 0,005% In enthalten sind.
10. Blei- und Antimonfreie Messinglegierung nach einem der vorgehenden Ansprüche,
wobei 40 bis 42,5% Zn enthalten sind.