[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Modifizieren einer Oberfläche eines schmelztauchbeschichteten
Zn-AI-Mg-Überzugs auf einem Stahlblech.
[0002] Schmelztauchbeschichtete Stahlbleche haben je nach Zusammensetzung unterschiedlichen
Einfluss auf die chemische Zusammensetzung der unmittelbaren Oberfläche des zinkbasierten
Überzugs. Im Zuge von Oxidationsprozessen kann die Alterung einer insbesondere legierten
Oberfläche an Luft oder anderen Atmosphären diese Zusammensetzung oberflächennaher
Bereiche beeinflussen und ändern. Die Änderung der Oberflächenchemie des zinkbasierten
Überzugs kann einen Einfluss auf die weiterverarbeitenden Prozessschritte wie Vorbehandlungen,
Kleben, Phosphatieren und/oder Lackieren haben.
[0003] Besonders im Automobilbau sind die Prozesse so ausgelegt, dass eine möglichst große
Vielzahl an Material- und Oberflächenkonzepten in einem Prozess durchgesetzt werden
können.
[0004] Bei der Weiterverarbeitung von gealterten Werkstoff- oder Oberflächen- respektive
Überzugskonzepten kann es aufgrund der durch die Alterung neu entstandenen oberflächennahen
Chemie dazu kommen, dass diese nicht optimal vom vorhandenen Prozessfenster abgedeckt
werden. Die kann sich wiederrum negativ auf Eigenschaften wie Lackhaftung oder dem
Bruchverhalten von verklebten Oberflächen auswirken, so dass diese Werkstoffe/Oberflächen
nicht eingesetzt werden können oder das vorhandene Prozessfenster umständlich angepasst
werden muss. Der Alterungsprozess nach weiterverarbeitenden Schritten kann ebenfalls
zu einer Verschlechterung der zuvor genannten Oberflächen-Eigenschaften führen.
[0005] Vor dem Hintergrund kann es daher notwendig sein, derartige Oberflächen derart zu
modifizieren, dass diese zum einen mit den vorhandenen Prozessfenstern im Automobilbau
dennoch optimal verarbeitet werden können und zum anderen nach der Verarbeitung für
längere Zeit die gewünschten Oberflächeneigenschaften beibehalten werden können.
[0006] Aus dem Stand der Technik, beispielsweise aus den Offenlegungsschriften
DE 10 2019 134 298 A1,
DE 10 2018 216 317 A1 und
DE 10 2019 204 224 A1, ist bekannt, feuerbeschichtete Oberflächen mit einer sauren Lösung zu behandeln,
um die sich auf Zn-Al-Mg Überzügen typischerweise einstellende native Oxidschicht
an- oder abzubeizen.
[0007] Nicht nur die oberflächliche Oxidschicht auf dem Zn-AI-Mg-Überzug bis zu einer Tiefe
von bis ca. 100 nm kann zu einem negativen Eigenschaftsprofil führen, sondern auch
die darunter befindlichen Bestandteile des Überzugs, insbesondere nach Alterung, können
hinderlich für Folgeprozesse und für das Erreichen der entsprechenden prozess- und
oberflächenrelevanten Eigenschaften sein.
[0008] Bei der Erstarrung von zinkreichen Zn-Al-Mg-Schmelzen kommt es lokal in unterschiedlichem
Maße zwischen, über und unter den primär ausgeschiedenen Zinkkörnern zur Ausbildung
von binären (Zink-Magnesium) oder ternären (Zink-Aluminium-Magnesium) eutektischen
Phasen. Diese eutektischen Phasen sind aus dem Eutektikum und Reinmetallen, d. h.
diese eutektischen Phasen weisen neben dem Eutektikum zusätzlich (sekundäre) Zinkkörner
und gegebenenfalls Al-Körner auf. Diese sekundären Zinkkörner und gegebenenfalls Al-Körner
sind nicht mit den primär ausgeschiedenen Zinkkörnern (primäre Zinkkörner) zu verwechseln,
da sie ein im Vergleich zu den primären Zinkkörnern um mehrere Größenordnungen geringeres
Volumen aufweisen. Während die primären Zinkkörner einen Durchmesser von teilweise
über 30 µm aufweisen, liegt der Durchmesser der in den eutektischen Phasen befindlichen
sekundären Zinkkörner bei bis zu 2 µm. Des Weiteren werden diese sekundären Körner
vor oder nach dem Eutektikum ausgeschieden. In der Literatur werden die oben beschriebenen
eutektischen Phasen als hypo-oder hyper-eutektischen Phasen bezeichnet, je nachdem
ob sie vor oder nach dem Eutektikum ausgeschieden werden. Der Schichtaufbau eines
Zn-Al-Mg-Überzugs weist eine nicht flächendeckende, verteilte Anreicherung von eutektischen
Phasen auf, die über den Zinkkörnern (und gegebenenfalls auch in den Zinkkörnern)
angeordnet sind. Bei dem Eutektikum und den eutektischen Phasen handelt es sich um
magnesiumreiche Phasen, zum Beispiel im Vergleich zu den primären Zinnkörnern.
[0009] Die Alterung der Zn-Al-Mg-Überzüge bei Lagerung an Luft oder in sauerstoffhaltiger
Atmosphären kann eine Änderung der chemischen Zusammensetzung der oberflächennahen
Schichten zur Folge haben, und damit auch zu Bildung und Wachstum von Oxiden und Oxidschichten
in und auf dem metallischen Überzug führen. Die Bildung und das Wachstum dieser Oxide
und Oxidschichten ist mit dem Eindringen von Sauerstoff in die eutektischen Phasen
der Schutzschicht verbunden und führt zu einer zusätzlichen Verschlechterung der Weiterverarbeitung.
Überraschenderweise zeigt sich ein bevorzugtes Eindringen von Sauerstoff von der Oberfläche
aus in und entlang der magnesiumreichen Phasen, so dass diese bevorzugt oxidiert werden.
Dabei werden elementare Metallatome aus dem Eutektikum und den eutektischen Phasen
zu Oxiden und/oder Hydroxiden oder ähnlichen Verbindungen oxidiert (Metalloxide).
In dem entsprechenden bzw. in demselben Zeitraum werden Zink-und/oder Aluminium-reiche
Phasen kaum oxidiert. Die Metalloxide sind in oberflächennahen Schichten, also in
den oberen Schichten des Überzugs angeordnet, insbesondere in einer Tiefe von bis
zu 75 nm.
[0010] Je nach Intensivität und Höhe des Beizgrades muss eine bestimmte Kontaktzeit eingehalten
werden, um die Oberfläche entsprechend zu modifizieren. Da die Durchlaufzeit an den
Produktionsanlagen nicht beliebig verringert werden kann, muss im Gegenzug die Konzentration
der sauren Lösung erhöht werden, um bei entsprechend hoher Produktionsgeschwindigkeit
(Bandlaufgeschwindigkeit) ausreichend Beizen zu können.
[0011] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zum Modifizieren einer Oberfläche
eines schmelztauchbeschichteten Stahlblechs anzugeben, mit welchem magnesiumreiche
Phasen aus der oberflächennahen Schicht des Überzugs und/oder die magnesiumreiche
native Oxidschicht auf dem Überzug zumindest zum Teil entfernt werden können, insbesondere
ohne Einbußen in Bezug auf die Produktionsgeschwindigkeit.
[0012] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1.
[0013] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Modifizieren einer Oberfläche eines schmelztauchbeschichteten
Zn-AI-Mg-Überzugs auf einem Stahlblech, wobei der Überzug mit einer wässrigen Lösung
einer anorganischen Säure benetzt wird, wobei eine wässrige Lösung einer anorganischen
Säure mit einem pH-Wert kleiner 0,01, insbesondere kleiner 0 eingesetzt wird.
[0014] Das Modifizieren der Oberfläche des Überzugs ist im Sinne der vorliegenden Erfindung
dreidimensional auszulegen. Dabei werden entweder definierte Bereiche der Oberfläche
oder aber die Oberfläche vollständig mit einer wässrigen Lösung einer anorganischen
Säure benetzt. Dabei wird eine wässrige Lösung einer anorganischen Säure mit einem
pH-Wert kleiner 0,01, insbesondere kleiner 0 eingesetzt, so dass zwar zweidimensionale
Bereiche benetzt werden, das Benetzen jedoch in oberflächennahen Schichten des Überzugs
wirkt, also in die Tiefe und somit in die dritte Dimension. Aufgrund des Benetzens
mit einer anorganischen Säure werden tiefer gelegene Schichten des metallischen Überzugs
freigelegt, wobei der oberflächliche Abtrag bis zu einer Tiefe von mindestens 100
nm, insbesondere mindestens 120 nm, 125 nm, 150 nm, 175 nm, 200 nm, 250 nm, 300 nm,
vorzugsweise mindestens 400 nm, bevorzugt mindestens 500 nm bis zu maximal 2 µm, insbesondere
bis zu maximal 1,8 µm, 1,75 µm, 1,7 µm, vorzugsweise bis zu maximal 1,6 µm, 1,25 µm,
bevorzugt bis zu maximal 1 µm, in Bezug auf die Oberfläche, also insbesondere Phasengrenze/Atmosphäre
eines (des) ursprünglichen, ungebeizten Überzugs.
[0015] Es hat sich überraschend herausgestellt, dass durch eine wässrige Lösung einer anorganischen
Säure mit einem pH-Wert kleiner 0,01, insbesondere kleiner 0 die Oberfläche des schmelztauchbeschichteten
Zn-AI-Mg-Überzugs auf dem Stahlblech derart modifiziert werden kann, dass störende
Elemente auf dem Überzug und/oder in der oberflächennahen Schicht des Überzugs entfernt
werden können, so dass weiterführende Verarbeitungsschritte, wie beispielsweise ein
Kleben, effektiv durchführbar sind.
[0016] Allgemein ist nicht leicht überprüfbar, ob eine Säure tatsächlich einen negativen
pH-Wert hat oder nicht. Es ist aber möglich, einen negativen pH-Wert zu berechnen.
Der pH-Wert ist ein Maß für die Konzentration bzw. Aktivität von Wasserstoff-Ionen
(H
+) bzw. Hydronium-Ionen (auch Oxonium, Hydrooxonium genannt; H
3O
+) in einer Lösung. Der Zahlenwert gibt die Konzentration als negativen dekadischen
Logarithmus an. Je weniger Wasserstoff-Ionen in einer Lösung vorhanden sind, desto
größer ist der pH-Wert. Saure Lösungen weisen einen pH-Wert von weniger als 7,0 auf.
Der pH-Wert von Lösungen lässt sich durch verschiedene Näherungsgleichungen aus der
ursprünglichen Konzentration einer Säure berechnen. Dem Fachmann bekannt ist, dass
jede Säure, welche eine Konzentration von Wasserstoff-Ionen mit einer Molarität von
mehr als 1 ergibt, einen negativen pH-Wert aufweist. Obwohl starke Säuren bei hohen
Konzentrationen nicht vollständig dissoziieren, wird der Einfluss von Wasserstoff-Ionen
in der Lösung verstärkt, da es so wenig Wasser pro Säureformeleinheit gibt. Dadurch
ist die Aktivität der Wasserstoff-Ionen viel höher ist als die tatsächliche Konzentration.
Mithin ist der wie oben beschrieben berechnete pH-Wert im Sinne der Erfindung der
pH-Wert der erfindungsgemäß einzusetzenden wässrigen Lösung.
[0017] Gemäß einer Ausgestaltung umfasst der Überzug eine Zinklegierung mit neben Zink (Rest)
und unvermeidbaren Verunreinigungen zusätzliche Elemente wie Aluminium mit einem Gehalt
zwischen 0,1 und 10,0 Gew.-% und Magnesium mit einem Gehalt zwischen 0,1 und 10,0
Gew.-%. Als Verunreinigungen können Elemente aus der Gruppe Si, Sb, Pb, Ti, Ca, Mn,
Sn, La, Ce und Cr einzeln oder in Kombination mit in Summe bis zu 0,5 Gew.-% im Überzug
enthalten sein. Stahlbleche respektive daraus hergestellte Stahlblechbauteile mit
einem Korrosionsschutzüberzug auf Zinkbasis weisen einen sehr guten kathodischen Korrosionsschutz
auf, welche seit Jahren im Automobilbau eingesetzt werden. Ist ein verbesserter Korrosionsschutz
vorgesehen, weist der Überzug Magnesium mit einem Gehalt von mindestens 1,0 Gew.-%,
insbesondere von mindestens 1,1 Gew.-%, vorzugsweise von mindestens 1,3 Gew.-% und
Aluminium mit einem Gehalt von mindestens 1,0 Gew.-%, insbesondere von mindestens
1,1 Gew.-% auf. Dabei kann die Dicke des Überzugs zwischen 1,5 und 15 µm, insbesondere
zwischen 2 und 12 µm, vorzugsweise zwischen 3 und 10 µm betragen.
[0018] Gemäß einer Ausgestaltung besteht das Stahlblech, also das Substrat, aus einem Stahlwerkstoff
mit folgender chemischer Zusammensetzung in Gew.-%:
C bis 0,1 %, insbesondere zwischen 0,0002 % und 0,1 %,
Mn bis 2,0 %, insbesondere zwischen 0,01 % und 2,0 %,
Si bis 0,3 %, insbesondere zwischen 0,0002 % und 0,3 %,
P bis 0,1 %, insbesondere bis 0,05 %,
S bis 0,1 %, insbesondere bis 0,05 %,
N bis 0,1 %, insbesondere bis 0,01 %,
sowie optional eines oder mehrerer Legierungselemente aus der Gruppe (Al, Cr, Cu,
Nb, Mo, Ti, V, Ni, B, Sn, Ca):
Al bis 0,2 %, insbesondere zwischen 0,001 % und 0,1 %,
Cr bis 1,0 %, insbesondere bis 0,8 %,
Cu bis 0,2 %, insbesondere bis 0,18 %,
Nb bis 0,1 %, insbesondere bis 0,05 %,
Mo bis 0,2 %, insbesondere bis 0,1 %,
Ti bis 0,2 %, insbesondere bis 0,15 %,
V bis 0,2 %, insbesondere bis 0,1 %,
Ni bis 0,2 %, insbesondere bis 0,18 %,
B bis 0,005 %, insbesondere bis 0,004 %,
Sn bis 0,1 %, insbesondere bis 0,05 %,
Ca bis 0,1 %, insbesondere bis 0,01 %,
Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen.
[0019] Gemäß einer Ausgestaltung wird eine anorganische Säure ausgewählt aus der Gruppe
enthaltend oder bestehend aus: H
2SO
4, HCl, HNO
3, H3PO
4, H
2SO
3, HNO
2, H
3PO
3, HF, oder eine Mischung von 2 oder mehreren dieser Säuren als wässrige Lösung eingesetzt.
In einer Ausgestaltung werden sogenannte Supersäuren wie Fluorsulfonsäure (HSO
3F) oder Fluor-Antimonsäure (HSbF
6) eingesetzt oder zu den zuvor genannten anorganischen Säuren zugemischt. In einer
weiteren Ausgestaltung ist der pH-Wert nicht kleiner -10, insbesondere nicht kleiner
-8, vorzugsweise nicht kleiner -6, bevorzugt nicht kleiner -4.
[0020] Gemäß einer Ausgestaltung wird der Überzug für eine Zeit von 0,1 bis 2 s und bei
einer Temperatur von 10 °C bis 90 °C mit der wässrigen Lösung einer anorganischen
Säure benetzt. Der Überzug wird für eine Zeit von mindestens 0,1 s, insbesondere mindestens
0,2 s, vorzugsweise mindestens 0,3 s, 0,4 s, bevorzugt mindestens 0,5 s, und maximal
2 s, insbesondere maximal 1,8 s, vorzugsweise maximal 1,5 s, 1,4 s, 1,3 s, bevorzugt
maximal 1,2 s, 1,1 s, 1,0 s mit einer wässrigen Lösung einer anorganischen Säure benetzt.
Das Benetzen des Überzugs mit einer wässrigen Lösung einer anorganischen Säure erfolgt
bei einer Temperatur von 10 °C bis 90 °C, insbesondere 20 °C bis 70 °C, vorzugsweise
20 °C bis 50 °C, bevorzugt 20 °C bis 40 °C, besonders bevorzugt 20 °C bis 30 °C.
[0021] Gemäß einer Ausgestaltung wird der Überzug mittels Spritzen, Sprühen, Tauchen oder
Auftragen einer wässrigen Lösung einer anorganischen Säure benetzt. Hierzu wird eine
wässrige Lösung einer anorganischen Säure durch ein Verfahren ausgewählt aus der Gruppe
oder bestehend aus Spritzen, Sprühen, Tauchen oder Auftragen (Coil-Coating-Verfahren)
auf den Überzug appliziert. Das Benetzen des Überzugs mit einer wässrigen Lösung einer
anorganischen Säure erfolgt bevorzugt kontinuierlich.
[0022] Gemäß einer Ausgestaltung wird die Benetzung durch Spülen mit Wasser und/oder einer
wässrigen Lösung beendet. Hierzu wird das Benetzen mit einer wässrigen Lösung einer
anorganischen Säure durch Spülen mit Wasser und/oder einem Alkohol, beispielsweise
ausgewählt aus der Gruppe enthaltend oder bestehend aus Methanol, Ethanol, Propanol,
Isopropanol, Ethanol, insbesondere Isopropanol oder einer wässrigen Lösung unterbrochen.
In einer Alternative erfolgt das Spülen in 2 Teilschritten, in einem ersten Teilschritt
mit Wasser; in einem zweiten Teilschritt mit einem Alkohol oder einer wässrigen Lösung
eines Alkohols wie oben angegeben. In einer anderen Alternative erfolgt das Spülen
mit Wasser und einem Alkohol in einem Schritt, bevorzugt als Mischung von Wasser mit
einem der oben angegebenen Alkohole. Das Spülen erfolgt bevorzugt kontinuierlich,
wobei insbesondere ein Verfahren ausgewählt aus der Gruppe oder bestehend aus Spritzen,
Sprühen, Tauchen und Auftragen (Coil-Coating-Verfahren) eingesetzt werden kann. Vorzugsweise
wird nach der Benetzung durch Spülen eine Trocknung durchgeführt, wobei bevorzugt
der "gespülte" Überzug durch Temperaturerhöhung (bis maximal 100 °C) oder durch ein
Gebläse getrocknet wird.
[0023] In einer Alternative wird der "gespülte" Überzug luftgetrocknet, beispielsweise ohne
weitere Hilfsmittel.
[0024] In einer weiteren Ausführung wird auf die, wie oben beschrieben, modifizierte Oberfläche
des Überzugs auf einem Stahlblech ein Polymer, das ein Klebstoff und/oder Lack ist,
aufgetragen.
[0025] In der Alternative mit Klebstoff auf der erfindungsgemäß modifizierten Oberfläche
erfolgt ein Verkleben mit einem weiteren Substrat. Ein solches weiteres Substrat wird
ausgewählt aus der Gruppe enthaltend oder bestehend aus: erfindungsgemäß behandeltes
Substrat, also Stahlblech, nicht erfindungsgemäß behandeltes Stahlblech, Metallblech,
Kunststoff.
[0026] Die vorliegende Erfindung betrifft außerdem die Verwendung einer wässrigen Lösung
einer anorganischen Säure mit einem pH-Wert kleiner 0,01, wie oben beschrieben, zum
oberflächlichen Abtrag eines schmelztauchbeschichteten Zn-Al-Mg-Überzugs auf einem
Stahlblech, wie oben beschrieben, bis zu einer Tiefe von mindestens 100 nm, insbesondere
mindestens 120 nm, 125 nm, 150 nm, 175 nm, 200 nm, 250 nm, 300 nm, vorzugsweise mindestens
400 nm, bevorzugt mindestens 500 nm bis zu maximal 2 µm, beispielsweise innerhalb
einer Zeit von 0,1 bis 2 s, mindestens 0,1 s, insbesondere mindestens 0,2 s, vorzugsweise
mindestens 0,3 s, 0,4 s, bevorzugt mindestens 0,5 s, und maximal 2 s, insbesondere
maximal 1,8 s, vorzugsweise maximal 1,5 s, 1,4 s, 1,3 s, bevorzugt maximal 1,2 s,
1,1 s, 1,0 s, durch Benetzten und anschließendem Spülen, wie oben beschrieben.
[0027] Näher erläutert wird die Erfindung anhand der folgenden Ausführungsbeispiele in Verbindung
mit der Figur.
[0028] Für Klebeuntersuchungen wurden zwei mit jeweils einem Zn-Al-Mg-Überzug schmelztauchbeschichtete
Stahlbänder herangezogen, wobei der Überzug und der Stahlwerkstoff bei beiden beschichteten
Stahlbänder im Wesentlichen identisch waren, jedoch mit dem Unterschied, dass das
erste Stahlband mit einer wässrigen Lösung einer anorganischen Säure mit einem pH-Wert
größer 0, einer wässrigen Lösung, beispielsweise Ridoline C72, mit einem pH-Wert von
ca. 11, und das zweite Stahlband mit einer wässrigen Lösung einer anorganischen Säure
mit einem pH-Wert kleiner 0, einer wässrigen Lösung, beispielsweise Bonderite C-IC
124 N, hochkonzentriert 400 ml/l Wasser, Schwefelsäure basiert mit einem negativen
pH-Wert, somit ein pH-Wert kleiner 0 vorlag, benetzt wurden. In beiden Fällen erfolgte
die Benetzung durch Auftragen (im Coil-Coating-Verfahren) und die Zeit betrug in beiden
Fällen ca. 1 s, sowie 25 °C. Die Benetzung wurde in beiden Fällen durch Spülen mit
Wasser beendet und die gespülten Stahlbänder wurden anschließend unter Anwendung einer
kurzeitigen Temperaturerhöhung auf ca. 80 °C getrocknet. Aus dem ersten Stahlband,
R als Referenz, und aus dem zweiten Stahlband, E als Erfindung, wurden mehrere Stahlblechproben
herausgetrennt, um ein repräsentatives und vergleichbares Ergebnis zu ermöglichen.
[0029] Insgesamt wurden jeweils 10 Blechprobenpaare mit einem in der Automobilindustrie
gängigen Klebstoffsystem, Betamate 120 EU, verklebt. Alle verklebten Blechprobenpaare
wurden einem Zugscherversuch in Anlehnung an DIN EN 1465 unterzogen. Daraufhin wurde
das Bruchverhalten nach DIN EN ISO 10365 bewertet nach kohäsivem Bruchanteil (CF),
adhäsivem Bruchanteil (AF) und substratnahem speziellen Kohäsionsbruch (COR). Die
Ergebnisse der 2 mal 10 zugschergezogenen Proben wurden im Mittel in
Figur 1 für die Referenz (R) und die Erfindung (E) gegenübergestellt. Dabei sind jeweils
die Ergebnisse, die für die Blechprobenpaare im Ausgangszustand ermittelt worden sind,
mit "AFW", und die für die Blechprobenpaare, die einen Klimawechseltest in 10 Zyklen
gemäß DIN EN ISO 11997-B durchlaufen haben, mit "10VDA" gekennzeichnet. Gut zu erkennen
ist der Einfluss der eingesetzten wässrigen Lösung einer anorganischen Säure mit einem
pH-Wert kleiner 0, der im Vergleich zur Referenz insgesamt einen höheren kohäsiven
Bruchanteil sicherstellt und somit gemessen am kohäsiven Bruchbild, die Klebeeignung
verbessert.
[0030] Mit der Erfindung kann eine Oberfläche eines schmelztauchbeschichteten Zn-Al-Mg-Überzugs
auf einem Stahlblech derart modifiziert werden, dass störende Elemente auf dem Überzug
und/oder in der oberflächennahen Schicht des Überzugs entfernt werden können, so dass
weiterführende Verarbeitungsschritte, beispielsweise ein Kleben, das zu einem verbesserten
Bruchbild führen kann, effektiv durchführbar sind, was anhand des Ausführungsbeispiels
und Vergleichs mit einer Referenz aufgezeigt werden konnte.
1. Verfahren zum Modifizieren einer Oberfläche eines schmelztauchbeschichteten Zn-Al-Mg-Überzugs
auf einem Stahlblech, wobei der Überzug mit einer wässrigen Lösung einer anorganischen
Säure benetzt wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine wässrige Lösung einer anorganischen Säure mit einem pH-Wert kleiner 0,01 eingesetzt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei der Überzug eine Zinklegierung mit 0,1 bis 10,0 Gew.-%
Aluminium und mit 0,1 bis 10,0 Gew.-% Magnesium, Rest Zink und unvermeidbare Verunreinigungen
umfasst.
3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei der Überzug mindestens 1,0 Gew.-% Aluminium und mindestens
1,0 Gew.-% Magnesium aufweist.
4. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei das Stahlblech aus einem Stahlwerkstoff
mit folgender chemischen Zusammensetzung in Gew.-%:
C bis 0,1 %,
Mn bis 2,0 %,
Si bis 0,3 %,
P bis 0,1 %,
S bis 0,1 %,
N bis 0,1 %,
sowie optional eines oder mehrerer Legierungselemente aus der Gruppe (Al, Cr, Cu,
Nb, Mo, Ti, V, Ni, B, Sn, Ca):
Al bis 0,2 %,
Cr bis 1,0 %,
Cu bis 0,2 %,
Nb bis 0,1 %,
Mo bis 0,2 %,
Ti bis 0,2 %,
V bis 0,2 %,
Ni bis 0,2 %,
B bis 0,005 %,
Sn bis 0,1 %,
Ca bis 0,1 %,
Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen besteht.
5. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei eine anorganische Säure ausgewählt
aus der Gruppe enthaltend oder bestehend aus: H2SO4, HCl, HNO3, H3PO4, H2SO3, HNO2, H3PO3, HF, HSO3F, HSbF6 oder eine Mischung von zwei oder mehrerer dieser Säuren als wässrige Lösung eingesetzt
wird.
6. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei der Überzug für eine Zeit von
0,1 bis 2 s und bei einerTemperaturvon 10 °C bis 90 °C mit einer wässrigen Lösung
einer anorganischen Säure benetzt wird.
7. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei der Überzug mittels Spritzen,
Sprühen, Tauchen oder Auftragen einer wässrigen Lösung einer anorganischen Säure benetzt
wird.
8. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei die Benetzung durch Spülen
mit Wasser und/oder einer wässrigen Lösung beendet wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei nach der Benetzung durch Spülen eine Trocknung durchgeführt
wird.
10. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei ein Polymer aufgetragen wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, wobei das Polymer ein Klebstoff ist und das Stahlblech
mit einem weiteren Substrat verklebt wird.
12. Verwendung einer wässrigen Lösung einer anorganischen Säure mit einem pH-Wert kleiner
0,01 zum oberflächlichen Abtrag eines schmelztauchbeschichteten Zn-Al-Mg-Überzugs
auf einem Stahlblech bis zu einer Tiefe von mindestens 100 nm bis zu maximal 2 µm,
insbesondere innerhalb einer Zeit von 0,1 bis 2 s durch Benetzten und anschließendem
Spülen.