ANWENDUNGSGEBIET UND STAND DER TECHNIK
[0001] Die Erfindung betrifft ein Honwerkzeug gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1 sowie
ein Feinbearbeitungsverfahren gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 13. Ein bevorzugtes
Anwendungsgebiet ist die Feinbearbeitung von Zylinderlaufflächen bei der Herstellung
von Zylinderblöcken oder Zylinderlaufbuchsen für Hubkolbenmaschinen.
[0002] Die Zylinderlaufflächen in Zylinderblöcken (Zylinderkurbelgehäusen) oder Zylinderlaufbuchsen
von Brennkraftmaschinen oder anderen Hubkolbenmaschinen sind im Betrieb einer starken
tribologischen Beanspruchung ausgesetzt. Daher kommt es bei der Herstellung von Zylinderblöcken
oder Zylinderlaufbuchsen darauf an, diese Zylinderlaufflächen so zu bearbeiten, dass
später bei allen Betriebsbedingungen eine ausreichende Schmierung durch einen Schmiermittelfilm
gewährleistet ist und der Reibwiderstand zwischen sich relativ zueinander bewegenden
Teilen möglichst gering gehalten wird.
[0003] Die qualitätsbestimmende Endbearbeitung solcher tribologisch beanspruchbarer Innenflächen
erfolgt in der Regel mit geeigneten Honverfahren, die typischer Weise mehrere aufeinanderfolgende
Honoperationen umfassen. Das Honen ist ein Zerspanungsverfahren mit geometrisch unbestimmten
Schneiden. Bei einer Honoperation wird ein aufweitbares Honwerkzeug innerhalb der
zu bearbeitenden Bohrung zur Erzeugung einer Hubbewegung in Axialrichtung der Bohrung
auf und ab bzw. hin- und her bewegt und gleichzeitig zur Erzeugung einer der Hubbewegung
überlagerten Drehbewegung gedreht. Die am Honwerkzeug angebrachten Schneidstoffkörper
werden über ein Zustellsystem mit einer radial zur Werkzeugachse wirkenden Zustellkraft
an die zu bearbeitende Innenfläche gedrückt. Beim Honen entsteht in der Regel an der
Innenfläche ein für die Honbearbeitung typisches Kreuzschliffmuster mit sich überkreuzenden
Bearbeitungsspuren, die auch als "Honriefen" bezeichnet werden.
[0004] Mit steigenden Anforderungen an die Sparsamkeit und Umweltfreundlichkeit von Motoren
ist die Optimierung des tribologischen Systems Kolben/Kolbenringe/Zylinderlauffläche
von besonderer Bedeutung, um geringe Reibung, geringen Verschleiß und geringen Ölverbrauch
zu erreichen. Der makroskopischen Gestalt (Makroform) der Bohrungen sowie der Oberflächenstruktur
kommt dabei besondere Bedeutung zu.
[0005] Bei manchen Feinbearbeitungsverfahren wird mittels Feinbohren und/oder Honen eine
von der Kreiszylinderform definiert abweichende Bohrungsform erzeugt. Solche Bohrungsformen
sind in der Regel in Axialrichtung und/oder in Umfangsrichtung unsymmetrisch, weil
auch die Deformationen des Zylinderblocks in der Regel nicht symmetrisch sind. Im
Betriebszustand soll sich meist eine möglichst ideale Kreiszylinderform ergeben, so
dass das Kolbenringpaket über den gesamten Bohrungsumfang gut abdichten kann.
[0006] Die
DE 10 2013 204 714 A1 offenbart Honwerkzeuge, die u.a. zur Bearbeitung, rotationssymmetrischer Bohrungen
geeignet sind, die Bohrungsabschnitte unterschiedlicher Durchmesser und/oder Gestalt
aufweisen. Damit können z.B. rotationssymmetrische Bohrungen mit Flaschenform, Konusform
oder Tonnenform bearbeitet und/oder erzeugt werden. Das Honwerkzeug hat eine ringförmige
aufweitbare Schneidgruppe mit mehreren um den Umfang des Werkzeugkörpers verteilten
Schneidstoffkörpern, deren in Axialrichtung (parallel zur Werkzeugachse) gemessene
axiale Länge kleiner als ein wirksamer Außendurchmesser der Schneidgruppe bei vollständig
zurückgezogenen Schneidstoffkörpern ist. Die Schneidgruppe hat mehrere radial zustellbare
Träger, die an ihren radialen Außenseiten Schneidstoffkörper in Form von Honsegmenten
tragen, welche jeweils einen Umfangswinkelbereich abdecken, der größer ist als die
axiale Länge der Schneidgruppe.
[0007] Aufgrund der relativ kurzen axialen Länge der Schneidgruppe sind derartige Honwerkzeuge
besonders gut für die Erzeugung einer axialen Kontur und/oder zur Verfolgung einer
schon existierenden axialen Kontur der Bohrung geeignet. Außerdem können geringe axiale
Längen der Schneidgruppe vorteilhaft sein, um einen ausreichenden Flächendruck für
die Bearbeitung zu erzeugen. Dadurch, dass die Schneidgruppe mehrere radial zustellbare
Träger aufweist, die jeweils einen Umfangswinkelbereich abdecken, der größer ist als
die axiale Länge der Schneidgruppe, kann unter anderem erreicht werden, dass beispielsweise
Querbohrungen in der Wandung einer Zylinderlaufbahn beim Honen in Umfangsrichtung
überbrückt werden können, so dass trotz axial kurzer Schneidstoffkörper nicht die
Gefahr einer ungleichmäßigen Bearbeitung im Bereich von Querbohrungen auftritt. Bei
Verwendung derartiger Honwerkzeuge kann außerdem mit einem sehr geringen Honüberlauf
an den axialen Enden einer Bohrung gearbeitet werden, ohne dass Probleme mit ungleichmäßigem
Schneidkörperverschleiß auftreten.
[0008] Die
DE 10 2014 212 941 A1 der Anmelderin zeigt ähnliche Honwerkzeuge mit einer in Axialrichtung relativ kurzen
ringförmigen Schneidgruppe, bei der ein großer Anteil des Umfangs mit Schneidmittel
belegt ist. Zusätzlich ist eine Führungsgruppe mit zustellbaren Führungsleisten vorgesehen.
Die ringförmige Schneidgruppe hat in Umfangsrichtung relativ breite Träger, die gemeinsam
über ein Zustellsystem radial zugestellt werden können. Bei manchen Ausführungsbeispielen
sind die Außenseiten der Träger mit einem schalenförmigen Vollbelag (Honsegment) belegt.
Es kann auch sein, dass die Außenseiten jeweils Schneidstoffkörper mit axialen Längsnuten
tragen, so dass die radial außen liegenden Schneidflächen in Umfangsrichtung mehrfach
unterbrochen sind. Es sind auch Varianten beschrieben, bei denen an der in Umfangsrichtung
kreisbogenförmig gebogenen Außenseite der starren Träger mehrere relativ schmale Honleisten
befestigt sind, die einen Umfangsabstand zueinander haben, so dass sich zwischen den
Honleisten nutartige Zwischenräume bilden. Durch die Nuten oder Zwischenräume ist
eine effiziente Zufuhr und Abfuhr von Kühlschmierstoff sowie Abfuhr von Abrieb möglich.
[0009] Es wurde beobachtet, dass in gewissen Fällen bei der Bearbeitung von nicht-zylindrischen
Bohrungen (z.B. rotationssymmetrischen Bohrungen mit Flaschenform, Konusform oder
Tonnenform) lokal unterschiedliche Oberflächenstrukturen aufgrund von unterschiedlichen
Schnitt-Tiefen erzeugt werden können. Diese können technische Nachteile verursachen.
Bei unerwünschter zu hoher lokaler Rauheit können z.B. Ölverbrauch und Blow-By erhöht
werden. Wird lokal ein zu geringer Materialabtrag erzeugt, kann aufgrund einer zu
geringer Beseitigung von Materialschädigungen aus vorgelagerten Bearbeitungsstufen
die Fressgefahr im Betrieb eines Verbrennungsmotors zunehmen. In der Nähe der axialen
Enden einer Bohrung kann es zu Abweichungen des Schliffbilds vom Schliffbild im Rest
der Bohrung kommen.
[0010] Dokument
FR 2 977 517 A1 offenbart gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 ein Honwerkzeug zur Bearbeitung einer
Innenfläche einer Bohrung in einem Werkstück mithilfe mindestens einer Honoperation,
umfassend: einen Werkzeugkörper, der eine Werkzeugachse definiert, eine an dem Werkzeugkörper
angebrachte erste Schneidgruppe mit mehreren radial zustellbaren ersten Trägern, die
mittels eines zugeordnete ersten Schneidgruppen-Zustellsystem radial zur Werkzeugachse
zustellbar sind, und an der Außenseite einen einzigen in Umfangsrichtung ersten Schneidstoffkörper
trägt, die mit gegenseitigem Abstand zueinander angeordnet sind; und eine an dem Werkzeugkörper
angebrachte zweite Schneidgruppe mit mehreren radial zustellbaren zweiten Trägern,
die mittels eines zugeordneten zweiten Schneidgruppen-Zustellsystem unabhängig von
den ersten Trägern radial zur Werkzeugachse zustellbar sind, wobei jeder zweite Träger
an seiner radialen Außenseite einen einzelnen schmalen zweiten Schneidstoffkörper
trägt.
AUFGABE UND LÖSUNG
[0011] Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein gattungsgemäßes Honwerkzeug und
ein damit durchführbares Feinbearbeitungsverfahren bereitzustellen, die es erlauben,
Bohrungen unterschiedlicher Gestalt so zu bearbeiten, dass die bearbeiteten Bohrungsflächen
über die gesamte Bohrungslänge eine gut definierte Oberflächenstruktur aufweisen.
[0012] Zur Lösung dieser Aufgabe stellt die Erfindung ein Honwerkzeug mit den Merkmalen
von Anspruch 1 bereit. Weiterhin wird ein Feinbearbeitungsverfahren mit den Merkmalen
von Anspruch 13 bereitgestellt. Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den abhängigen
Ansprüchen angegeben. Der Wortlaut sämtlicher Ansprüche wird durch Bezugnahme zum
Inhalt der Beschreibung gemacht.
[0013] Das Honwerkzeug hat einen Werkzeugkörper, der eine Werkzeugachse definiert. Richtungen
parallel zur Werkzeugachse werden als "axiale Richtung" oder "Axialrichtung" bezeichnet.
An dem Werkzeugkörper sind zwei unabhängig voneinander zustellbare Schneidgruppen
angebracht, nämlich eine erste Schneidgruppe und eine zweite Schneidgruppe. Die erste
Schneidgruppe hat mehrere erste Träger, die mittels eines zugeordneten ersten Zustellsystems
radial zur Werkzeugachse zustellbar sind. Die ersten Träger decken jeweils an ihrer
radialen Außenseite einen relativ breiten Umfangswinkelbereich von mindestens 20°
ab.
[0014] Der von einem ersten Träger abgedeckte Umfangswinkelbereich kann z.B. 25° oder mehr
oder 30° oder mehr betragen. Vorzugsweise liegt der Umfangswinkelbereich bei höchstens
120° oder höchstens 90°.
[0015] Die Anzahl der ersten Träger kann von Ausführungsform zu Ausführungsform variieren,
z.B. abhängig von deren Umfangsbreite. Vorzugsweise sind drei oder mehr erste Träger
vorgesehen, z.B. drei, vier, fünf oder sechs erste Träger, ggf. auch nur zwei erste
Träger.
[0016] Die ersten Träger tragen an ihrer relativ breiten radialen Außenseiten entweder einen
einzigen in Umfangsrichtung relativ breiten ersten Schneidstoffkörper, z.B. nach Art
eines schalenförmigen Vollbelags mit durchgehender (ununterbrochener) oder durch Nuten
unterbrochener Schneidfläche, oder mehrere schmale erste Schneidstoffkörper, die mit
gegenseitigem Abstand (in Umfangsrichtung) zueinander angeordnet sind. Meist haben
alle ersten Träger den gleichen Typ des ersten Schneidbelags (Vollbelag, ggf. mit
Nuten oder Leistengruppe mit mehreren schmalen ersten Schneidstoffkörpern), was aber
nicht zwingend ist.
[0017] Die ebenfalls an dem Werkzeugkörper angebrachte zweite Schneidgruppe weist mehrere
zweite Träger auf, die mittels eines zugeordneten zweiten Zustellsystems radial zur
Werkzeugachse zugestellt werden können. Jeder der zweiten Träger trägt an seiner radialen
Außenseite jeweils nur einen einzelnen schmalen zweiten Schneidstoffkörper.
[0018] Der Begriff "Schneidstoffkörper" beschreibt die abrasiven Elemente der Honwerkzeuge.
Ein Schneidstoffkörper, der auch als Schneidbelag bezeichnet werden kann, besteht
bei Honwerkzeugen im Wesentlichen aus irregulär geformten Schneidkörnern unterschiedlicher
Gestalt und Größe, die innerhalb eines Bindungssystems gebunden sind. Durch die Auswahl
der Art des Schneidbelags kann ein Honwerkzeug besonders präzise an die gewünschte
Bearbeitungsaufgabe angepasst werden. Schneidkörner können beispielsweise Diamantkörner
oder Körner aus kubischem Bornitrid (CBN) sein. Schneidkörner können auch aus Korund
und/oder anderen Arten keramischer Materialien, wie z.B. SiC, bestehen. Die Bindung
kann beispielsweise aus einem keramischen Werkstoff oder aus Kunstharz bestehen. Auch
metallische Bindungssysteme, z.B. galvanisch erzeugte Bindungen oder Sinterbindungen,
sind möglich, gegebenenfalls auch Lötbindungen.
[0019] Der Begriff "schmal" bedeutet im Zusammenhang mit Schneidstoffkörpern, dass die Breite
der (schmalen) Schneidstoffkörper in Umfangsrichtung deutlich geringer ist als eine
in Axialrichtung gemessene Länge. Ein Aspektverhältnis zwischen (axialer) Länge und
(in Umfangsrichtung gemessener) Breite kann beispielsweise im Bereich von 5 oder mehr
liegen, insbesondere im Bereich von 8 bis 25. Schmale Schneidstoffkörper werden häufig
auch als Schneidleisten oder Honleisten bezeichnet. In Absolutwerten ausgedrückt können
die schmalen ersten Schneidstoffkörper z.B. Umfangsbreiten im Bereich von 1,5 mm bis
5 mm aufweisen, ggf. auch darüber oder darunter.
[0020] Ein im Vergleich dazu in Umfangsrichtung relativ breiter erster Schneidstoffkörper,
der z.B. nach Art eines schalenförmigen Vollbelags gestaltet sein kann, hat vorzugsweise
ein deutlich kleineres Aspektverhältnis, das z.B. im Bereich von 3 oder weniger liegen
kann, ggf. auch bei 1 oder darunter, so dass die Breite in Umfangsrichtung größer
sein kann als die axiale Länge.
[0021] Die optimalen Maße der Schneidstoffkörper sind in der Regel abhängig vom effektiven
Durchmesser des Honwerkzeugs bzw. vom Durchmesser der zu bearbeitenden Bohrung.
[0022] Die Schneidstoffkörper der ersten Schneidgruppe und der zweiten Schneidgruppe sind
in einem axial relativ kurzen Schneidbereich angeordnet. Der Schneidbereich weist
eine in Axialrichtung gemessene Länge auf, die wesentlich kleiner ist als ein wirksamer
Außendurchmesser der Schneidgruppen bei vollständig zurückgezogenen Schneidstoffkörpern.
"Wesentlich kleiner" bedeutet hierbei, dass die axiale Länge bzw. Ausdehnung des Schneidbereichs
höchstens 80% des wirksamen Außendurchmessers der Schneidgruppen liegt. Anders ausgedrückt
bedeuten "wesentlich kleiner" somit: um mindestens 20 % kleiner. Die axiale Länge
kann z.B. weniger als halb so groß sein wie der wirksame Außendurchmessers. Die ersten
Schneidstoffkörper und die zweiten Schneidstoffkörper sind also so angeordnet, dass
sie alle vollständig innerhalb eines in Axialrichtung gesehen relativ kurzen Schneidbereichs
liegen. Aufgrund der relativ kurzen axialen Länge des Schneidbereichs sind derartige
Honwerkzeuge besonders gut für die Erzeugung von Bohrungsformen mit einer axialen
Kontur, also in Axialrichtung unterschiedlichem Durchmesser geeignet. Sie können alternativ
oder zusätzlich auch zur Verfolgung einer solchen schon existierenden axialen Kontur
der Bohrung verwendet werden.
[0023] Die axiale Länge bzw. Ausdehnung des Schneidbereichs kann z.B. bei weniger als 40%
des wirksamen Außendurchmessers der Schneidgruppen und/oder bei weniger als 20% der
Bohrungslänge der Bohrung liegen.
[0024] Untersuchungen der Erfinder haben gezeigt, dass die besondere Aufteilung von Schneidstoffkörpern
auf den ersten und zweiten Trägern besondere Vorteile bietet. Jeder der ersten Träger
deckt mit den daran angebrachten ersten Schneidstoffkörpern (z.B. ein breiter Vollbelag
oder mehrere schmale, leistenförmige Schneidstoffkörper pro Träger) einen gewissen,
relativ breiten Umfangsbereich ab. Es hat sich gezeigt, dass bei einer Honbearbeitung
mithilfe der ersten Schneidgruppe u.a. besonders gute Rundheitswerte der erzeugten
Bohrung erzielt werden können. Bei den Varianten mit mehreren schmalen Schneidstoffkörpern
pro erstem Träger ergeben sich aufgrund der Vielzahl von ersten Schneidstoffkörpern,
die gleichzeitig in Eingriff mit der Bohrungsinnenwand sind, auch bei stark materialabtragender
Formgebung gute Standzeiten. Bei den Varianten mit relativ breiten ersten Schneidstoffkörpern
ist ebenfalls ein relativ effizienter Materialabtrag bei geringem Verschleiß möglich.
[0025] Die zweite Schneidgruppe mit einzelnen, relativ schmalen Schneidstoffkörpern bietet
nach den Erkenntnissen der Erfinder andere Vorteile. So wurde festgestellt, dass einzelne,
individuell in unterschiedliche Radialrichtungen zustellbare zweite Schneidstoffkörper
in der Tendenz satter (besserer, gleichmäßigerer Flächenkontakt) auf einer vorliegenden
Oberfläche aufliegen können als erste Schneidstoffkörper, die nur gemeinsam bzw. gruppenweise
pro zweitem Träger in einer gemeinsamen Radialrichtung an die Bohrungsinnenwand angedrückt
werden können. Hierdurch sind besondere hohe Oberflächengüten erreichbar.
[0026] Die Gesamt-Schneidfläche der zweiten Schneidgruppe kann geringer sein als die Gesamt-Schneidfläche
der ersten Schneidgruppe. Das kann insbesondere dann günstig sein, wenn mit der zweiten
Schneidgruppe nur relativ wenig substantieller Materialabtrag erzielt werden soll,
z.B. beim Plateauhonen oder beim Glätten einer vorher mit gröberem Schneidmittel bearbeiteten
Oberfläche.
[0027] Die erste und die zweite Schneidgruppe können bezüglich Art und Dimensionierung der
Schneidstoffkörper so aneinander und an den Honprozess angepasst sein, dass sie beim
vorgesehenen Honprozess mehr oder weniger gleich stark bzw. gleich schnell verschleißen.
Das ist u.a. günstig für eine wirtschaftliche Neubestückung.
[0028] Bei vielen Ausführungsformen ist die Anzahl zweiter Schneidstoffkörper größer als
die Anzahl erster Schneidstoffkörper, u.a. um vergleichbare Standzeiten und Überdeckungen
zu erhalten.
[0029] Bei den Varianten mit mehreren schmalen Schneidstoffkörpern pro erstem Träger sind
vorzugsweise an der radialen Außenseite eines ersten Trägers mehr als zwei erste Schneidstoffkörper
angebracht, beispielsweise drei, vier, fünf, sechs, sieben oder mehr erste Schneidstoffkörper.
Erfahrungsgemäß sind häufig zwischen drei und sieben erste Schneidstoffkörper pro
Träger vorteilhaft.
[0030] Der gegenseitige Abstand zwischen unmittelbar benachbarten ersten Schneidstoffkörpern
liegt bei manchen Ausführungsformen dieser Varianten in der Größenordnung der Umfangsbreite
der Schneidstoffkörper oder darunter. Wenn der gegenseitige Abstand kleiner als die
Umfangsbreite der ersten Schneidstoffkörper ist, kann in Umfangsrichtung betrachtet
ein relativ hoher Flächenanteil des abrasiven Materials der ersten Schneidstoffkörper
sichergestellt werden, so dass hoher Materialabtrag bei gleichzeitig geringem Verschleiß
möglich ist. Abgetragene Materialspäne können durch die zwischen den ersten Schneidstoffkörpern
liegenden Kanäle gut mittels Kühlschmierstoff abgeführt werden, so dass die Gefahr
des Zusetzens der abrasiven Außenflächen der Schneidstoffkörper gering gehalten werden
kann.
[0031] Vorzugsweise decken die von einem ersten Träger getragenen ersten Schneidstoffkörper
mit ihren außen liegenden Schneidflächen insgesamt einen Umfangswinkelbereich ab,
der mindestens 30% oder mindestens 50% der Umfangsbreite des Trägers entspricht, so
dass bei der ersten Schneidgruppe in Umfangsrichtung betrachtet eine relativ große
Gesamt-Schneidfläche genutzt und damit ggf. eine relativ hohe Abtragleistung bei hoher
Standzeit erzielt werden kann.
[0032] Es kann ausreichen, wenn die zweite Schneidgruppe relativ wenige, in unterschiedliche
Radialrichtungen zustellbare schmale zweite Schneidstoffkörper aufweist, beispielsweise
vier, sechs, acht oder zehn zweite Schneidstoffkörper. Die zweiten Schneidstoffkörper
können symmetrisch oder unsymmetrisch über den Umfang des Honwerkzeugs verteilt sein.
[0033] Erste Träger und zweite Träger und die zugehörigen Schneidstoffkörper sind bei manchen
Ausführungsformen in Umfangsrichtung abwechselnd am Werkzeugkörper angeordnet. Die
Verteilung in Umfangsrichtung kann variieren. Vorzugsweise ist zwischen in Umfangsrichtung
benachbarten ersten Trägern wenigstens ein zweiter Träger angeordnet. Es kann sein,
dass zwischen einem Paar unmittelbar benachbarter erster Träger genau ein zweiter
Träger mit einem zugehörigen zweiten Schneidstoffkörper angeordnet ist. An anderer
Stelle des Umfangs und/oder bei einer anderen Ausführungsform kann es so sein, dass
zwischen unmittelbar benachbarten ersten Trägern zwei oder mehr zweite Träger angeordnet
sind, so dass es zweite Träger gibt, die in Umfangsrichtung unmittelbar benachbart
sind. Auf diese Weise kann die in Umfangsrichtung betrachtete Dichte der zweiten Träger
und/oder der davon getragenen zweiten Schneidstoffkörper für jede Anwendung optimiert
werden.
[0034] Eine in Umfangsrichtung betrachtet gleichmäßige Verteilung von ersten und zweiten
Trägern ist möglich. Bei vielen Ausführungsformen sind jedoch die ersten Träger und
die zweiten Träger in Umfangsrichtung ungleichmäßig verteilt angeordnet, insbesondere
so, dass zwischenliegende Umfangswinkel variieren.
[0035] Vorzugsweise ist die Anordnung so getroffen, dass jeweils Paare gleichartiger Träger
und Schneidstoffkörper an diametral gegenüberliegenden Positionen des Umfangs angeordnet
sind, so dass sich bei der Zustellung aufgrund dieser Symmetrie keine konstruktiv
bedingten resultierenden Querkräfte ergeben, die zu einer ungewollten Auslenkung des
Honwerkzeugs bei der Bearbeitung führen können.
[0036] Die ersten Schneidstoffkörper und die zweiten Schneidstoffkörper können in Axialrichtung
die gleiche Länge haben. Wenn darüber hinaus alle im gleichen Axialabschnitt angeordnet
sind, ergibt sich die axiale Länge des Schneidbereichs aus der axialen Länge der ersten
und zweiten Schneidstoffkörper. Die ersten und zweiten Schneidstoffkörper können auch
axial leicht gegeneinander versetzt sein, so dass die axiale Länge des Schneidbereichs
etwas größer werden kann als die axiale Länge der längsten der Schneidstoffkörper.
[0037] Bei einer Ausführungsform sind die ersten Schneidstoffkörper in Axialrichtung kürzer
als die zweiten Schneidstoffkörper. Die axiale Länge der ersten Schneidstoffkörper
kann beispielsweise weniger als 80 % oder weniger als 70 % der axialen Länge der zweiten
Schneidstoffkörper betragen, in der Regel aber nicht weniger als 50% dieser Länge.
Damit kann erreicht werden, dass die erste Schneidgruppe im zugestellten Zustand,
also bei Bearbeitung der Bohrungsinnenfläche, in einem effektiven ersten Schneidbereich
wirkt, der kürzer als der Schneidbereich des Honwerkzeugs ist. Damit können z.B. Bohrungsabschnitte
mit in Axialrichtung stärkerer Durchmesseränderung (kleine Radien) besonders gut bearbeitet
werden. Es ist auch möglich, dass zweite Schneidstoffkörper in Axialrichtung kürzer
sind als erste Schneidstoffkörper.
[0038] Bei manchen Ausführungsformen sind die zweiten Schneidstoffkörper in Bezug auf den
Werkzeugkörper elastisch nachgiebig gelagert. Durch die elastisch nachgiebige Lagerung
kann die Fähigkeit der zweiten Schneidstoffkörper zu einer Konturverfolgung ohne Anpressdruckspitzen
verbessert werden, was sich positiv auf die Güte der erzielbaren Oberflächen auswirken
kann. Die elastische Nachgiebigkeit kann auf unterschiedliche Weisen erreicht werden.
Beispielsweise ist es möglich, innerhalb des zweiten Zustellsystems bis zum Träger
ohne konstruktiv bedingte Nachgiebigkeit zu arbeiten und eine elastische Nachgiebigkeit
zwischen Träger und getragenem Schneidstoffkörper vorzusehen. Dies kann beispielsweise
dadurch erreicht werden, dass in einem Zwischenraum zwischen einem Schneidstoffkörper
und dem den Schneidstoffkörper tragenden Träger eine elastisch nachgiebige Zwischenschicht
angeordnet ist, die beispielsweise durch eine Schicht aus einem Elastomer gebildet
sein kann. Die Zwischenschicht kann den Zwischenraum vollständig ausfüllen, um das
Eindringen von Schneidmittelresten oder Abrieb zu vermeiden. Bezüglich dieses Teilaspekts
wird auf die
DE 10 2017 202 573 A1 der Anmelderin verwiesen, die Realisierungsmöglichkeiten hierfür beschreibt.
[0039] Bei manchen Ausführungsformen wird die elastische Nachgiebigkeit dadurch erreicht,
dass die zweiten Träger nahe an oder angrenzend an einen zweiten Schneidstoffkörper
einen elastisch nachgiebigen Abschnitt mit (trägermaterial-freien) Aussparungen und
einstückig mit dem Träger ausgebildeten Federelementen aufweist. Im Vergleich zu ebenfalls
möglichen Konstruktionen mit gesonderten Federn innerhalb des Zustellsystems zeichnen
sich derartige Varianten mit monolithisch integrierten Federelementen unter anderem
dadurch aus, dass die Federkraft mit hoher Präzision bei der Fertigung der Träger
vorgegeben werden kann. Diese Lösung ist außerdem äußert robust und langlebig.
[0040] Bei Varianten mit gesonderten Federn zur nachgiebigen Lagerung der zweiten Schneidstoffkörper
und bei Varianten mit den Aussparungen im Trägermaterial kann es passieren, dass Abrieb
in den Federbereich gerät und die Funktion beeinträchtigt. Das wird bei manchen Ausführungsformen
dadurch verhindert, dass der von Federmaterial freie Bereich zwischen Federwindungen
oder in den Aussparungen mit einem elastisch nachgiebigen Elastomermaterial oder einem
anderen elastisch nachgiebigen Füllmaterial ausgefüllt ist.
[0041] Dadurch bleibt die Federwirkung langfristig erhalten. Durch Auswahl geeigneter elastisch
nachgiebiger Füllmaterialien kann die Federcharakteristik, z.B. die "Härte" der Federung,
präzise eingestellt werden. Es können einige der alle Freiräume im Federbereich ausgefüllt
sein. Diese Maßnahmen können unabhängig von den sonstigen Merkmalen der Erfindung
auch bei nicht-erfindungsgemäßen Honwerkzeugen mit elastischer Nachgiebigkeit im Honwerkzeug
genutzt werden
[0042] Bei manchen Ausführungsformen weist das Honwerkzeug eine Führungsgruppe mit mehreren
um den Umfang des Werkzeugkörpers verteilten Führungsleisten auf. Diese können fest
am Werkzeugkörper angebracht sein. Einzelne, mehrere oder alle Führungsleisten können
sich wenigstens teilweise in axiale Bereiche außerhalb des Schneidbereichs erstrecken.
Bei manchen Ausführungsformen sind die Führungsleisten ausschließlich innerhalb des
Schneidbereichs angeordnet. Dadurch kann sichergestellt werden, dass auch in Bohrungsabschnitten
mit axial stark variierendem Durchmesser die Führungsleisten nicht in ungewollten
Kontakt mit der Bohrungsinnenfläche kommen. Eine, mehrere oder alle Führungsleisten
können unmittelbar neben einem zweiten Träger angeordnet sein, so dass die benachbarten
zweiter Träger durch die unmittelbar benachbarte Führungsleiste geschützt werden.
[0043] Ein weiterer Beitrag zur Erzielung hoher Oberflächengüten wird bei manchen Ausführungsformen
dadurch erreicht, dass das Honwerkzeug ein integriertes mehrachsiges Gelenk zum begrenzt
beweglichen Ankoppeln des Werkzeugkörpers an ein Anschlussstück aufweist. Vorzugsweise
ist vorgesehen, dass ein axialer Abstand zwischen dem Gelenk und dem mit Schneidstoffkörpern
ausgestalteten Schneidbereich kleiner als der wirksame Außendurchmesser der Schneidgruppen
bei vollständig zurückgezogenen Schneidstoffkörpern ist. Dadurch ergibt sich eine
axial kompakte Bauweise. Außerdem können eventuelle Kippmomente beim Auftreten einer
Schrägstellung der Werkzeugachse gegenüber der Rotationsachse der Antriebsspindel
gering gehalten werden, was sich nach den Erfahrungen der Erfinder positiv auf die
Oberflächenqualität der gehonten Bohrungsinnenfläche auswirken kann. Der axiale Abstand
wird im Kontext dieser Anmeldung zwischen der Ebene des Gelenkpunktes und dem axialen
Ende des Schneidbereichs gemessen.
[0044] Die Erfindung betrifft auch ein Feinbearbeitungsverfahren zur Bearbeitung der Innenfläche
einer Bohrung in einem Werkstück, insbesondere zum Feinbearbeiten von Zylinderlaufflächen
bei der Herstellung von Zylinderblöcken oder Zylinderlaufbuchsen für Hubkolbenmaschinen.
Das Feinbearbeitungsverfahren umfasst mindestens eine Honoperation, bei der ein aufweitbares
Honwerkzeug innerhalb der Bohrung zur Erzeugung einer Hubbewegung in Axialrichtung
der Bohrung hin- und her bewegt und gleichzeitig zur Erzeugung einer der Hubbewegung
überlagerten Drehbewegung gedreht wird, wobei bei der Honoperation ein Honwerkzeug
gemäß der beanspruchten Erfindung verwendet wird.
[0045] Gemäß einer Weiterbildung wird eine Honoperation als mehrstufige Honoperation durchgeführt,
wobei in einer ersten Honstufe die erste Schneidgruppe an die Bohrungsinnenfläche
angedrückt und mittels der ersten Schneidgruppe mittels axial ungleichmäßigen Materialabtrags
ausgehend von einer Ausgangsform eine von der Kreiszylinderform abweichende, vorzugsweise
rotationssymmetrische, Bohrungsform erzeugt wird, und wobei danach in einer zweiten
Honstufe die zweite Schneidgruppe zugestellt und mittels der zweiten Schneidgruppe
an der Bohrungsinnenfläche eine gewünschte Oberflächenstruktur im Wesentlichen ohne
Veränderung der Makroform der Bohrung erzeugt wird. Das Honwerkzeug kann also hier
ohne zwischengeschalteten Werkzeugwechsel einerseits zur Veränderung der Bohrungsform
mittels axial ungleichmäßigen Materialabtrags genutzt werden (erste Honstufe) als
auch, danach, bei zurückgezogener erster Schneidgruppe und zugestellter zweiter Schneidgruppe,
zur Verbesserung der Oberflächenstruktur der Bohrungsinnenfläche, im Wesentlichen
ohne weiteren Materialabtrag bzw. mit höchstens sehr geringem Materialabtrag.
[0046] Da auf einen Werkzeugwechsel zwischen den beiden Honstufen verzichtet werden kann,
kann die Taktzeit gegenüber Verfahren mit Werkzeugwechsel erheblich reduziert werden.
Außerdem können Ungenauigkeiten, die durch einen Werkzeugwechsel verursacht werden
können, vermieden werden.
[0047] Vorzugsweise wird in der ersten Honstufe mit einer Wegsteuerung gearbeitet, um die
angestrebte Bohrungsform mit hoher Genauigkeit zu erzielen. In der zweiten Honstufe
wird vorzugsweise kraftgesteuert gehont. Dabei ist bei manchen Varianten vorgesehen,
über die gesamte Länge der Bohrung mit im Wesentlichen konstanter Anpresskraft zu
honen, um eine über die gesamte Länge weitgehend gleichmäßige Oberflächenstruktur
zu erzielen.
[0048] Bei anderen Varianten wird die Bohrung steuerungstechnisch in mindestens zwei benachbarte
axiale Bohrungsabschnitte (einen ersten Bohrungsabschnitt und mindestens einen zweiten
Bohrungsabschnitt) unterteilt und die Steuerung erfolgt so, dass sich die Honparameter
in den Bohrungsabschnitten unterscheiden, wobei z.B. in einem der Bohrungsabschnitte
mit größerer Andrückkraft gehont wird als in einem anderen Bohrungsabschnitt. Die
Oberflächen in den Bohrungsabschnitten können dadurch hinsichtlich unterschiedlicher
Bedingungen während des bestimmungsgemäßen Gebrauchs optimiert werden (z.B. Kolbengeschwindigkeit
bei Hubkolbenmotoren).
KURZBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
[0049] Weitere Vorteile und Aspekte der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen und aus
der nachfolgenden Beschreibung von bevorzugten Ausführungsbeispielen der Erfindung,
die nachfolgend anhand der Figuren erläutert sind.
- Fig. 1
- zeigt eine schrägperspektivische schematische Ansicht einer Ausführungsform eines
Honwerkzeugs gemäß der beanspruchten Erfindung;
- Fig. 2
- zeigt eine Ansicht des Honwerkzeugs aus Fig. 1 in Axialrichtung auf das spindelferne
Ende;
- Fig. 3
- zeigt eine Seitenansicht des Honwerkzeugs aus Fig. 1;
- Fig. 4
- zeigt einen Schnitt in einer die Werkzugachse enthaltende Radialebene durch einzeln
zustellbare zweite Schneidstoffkörper gemäß Linie IV-IV in Fig. 2;
- Fig. 5
- zeigt einen Schnitt in einer die Werkzugachse enthaltende Radialebene durch erste
Träger gemäß Linie V-V in Fig. 2;
- Fig. 6
- zeigt einen Schnitt in einer die Werkzugachse enthaltende Radialebene durch erste
Träger einer anderen Ausführungsform;
- Fig. 7 bis 10
- zeigen verschiedene Varianten von leistenförmigen zweiten Trägern, die im Bereich
nahe der Außenfläche zur Befestigung eines Schneidstoffkörpers durch ein Muster von
Ausnehmungen und integrale Federelemente elastisch nachgiebig ausgestaltet sind.
DETAILLIERTE BESCHREIBUNG DER AUSFÜHRUNGSBEISPIELE
[0050] Figur 1 zeigt eine schrägperspektivische Darstellung eines Honwerkzeugs 100 gemäß
einer Ausführungsform der Erfindung. Das Honwerkzeug dient zur Bearbeitung einer Innenfläche
einer Bohrung in einem Werkstück mittels Honen und ist im Beispielsfall dafür ausgelegt,
Zylinderlaufflächen bei der Herstellung von Zylinderblöcken oder Zylinderlaufbuchsen
für Hubkolbenmaschinen zu honen. Das Honwerkzeug ist besonders gut auch zur Bearbeitung
von rotationssymmetrischen Bohrungen geeignet, die Bohrungsabschnitte unterschiedlicher
Durchmesser und/oder unterschiedlicher Gestalt haben, beispielsweise flaschenförmigen
Bohrungen, tonnenförmigen Bohrungen und/oder Bohrungen, die mindestens einen konusförmigen
Bohrungsabschnitt mit axial kontinuierlich veränderlichem Durchmesser aufweisen. Das
Honwerkzeug kann jedoch auch zur Bearbeitung von kreiszylindrischen Bohrungen, also
rotationssymmetrischen Bohrungen ohne axialen Konturverlauf, genutzt werden.
[0051] Das Honwerkzeug hat einen aus einem Stahlwerkstoff gefertigten Werkstoffkörper 110,
der eine Werkzeugachse 112 definiert, die gleichzeitig die Rotationsachse des Honwerkzeugs
während der Honbearbeitung ist. Am spindelseitigen Ende des Honwerkzeugs befindet
sich eine Kupplungsstruktur 120 zum Ankoppeln des Honwerkzeugs an eine Antriebsstange
oder eine Arbeitsspindel einer Honmaschine oder einer anderen Bearbeitungsmaschine,
welche eine Arbeitsspindel aufweist, die sowohl um die Spindelachse drehbar als auch
parallel zur Spindelachse oszillierend hin- und her bewegbar ist. In Fig. 1 ist die
Kupplungsstruktur 120 als funktionaler Teil einer Bajonettverbindung ausgelegt. Bei
Ausführungsbeispielen zur Verwendung an der Arbeitsspindel eines Bearbeitungszentrums
kann z.B. eine Kupplungsstruktur nach Art eines Hohlschaftkegels oder eines anderen
Kegels vorgesehen sein.
[0052] In dem der Kupplungsstruktur 120 bzw. der (nicht dargestellten) Arbeitsspindel abgewandten
Endabschnitt des Werkzeugkörpers befindet sich der Schneidbereich 130 des Honwerkzeugs,
in welchem alle abrasiven Schneidstoffkörper (generelles Bezugszeichen 140) angebracht
sind. Innerhalb des Schneidbereichs 130 sind viele um den Umfang des Werkzeugkörpers
verteilte Schneidstoffkörper angeordnet, die in einer parallel zur Werkzeugachse verlaufenden
Axialrichtung eine axiale Länge LS haben, welche um ein Mehrfaches kleiner ist als
ein minimaler wirksamer Außendurchmesser AD des Honwerkzeugs in dem mit Schneidstoffkörpern
bestückten Schneidbereich 130.
[0053] Bei dem Ausführungsbeispiel sind alle Schneidstoffkörper als in Umfangsrichtung schmale
Schneidstoffleisten ausgebildet, deren in Umfangsrichtung gemessene Breite BS klein
gegenüber der axialen Länge LS ist. Ein Aspektverhältnis zwischen Länge LS und Breite
BS kann beispielsweise im Bereich von 4:1 bis 25:1 liegen.
[0054] Das Honwerkzeug hat nur einen einzigen Schneidbereich 130. Dieser ist mehr oder weniger
bündig mit dem spindelfernen Ende des Werkzeugkörpers im spindelabgewandten Endabschnitt
des Werkzeugkörpers angeordnet, so dass gegebenenfalls auch Sacklochbohrungen bis
zum Bohrungsgrund bearbeitet werden können.
[0055] Bei dem Honwerkzeug 100 in Fig. 1 handelt es sich um ein Honwerkzeug mit Doppelaufweitung,
welches sich dadurch auszeichnet, dass an dem Werkzeugkörper eine erste Schneidgruppe
160-1 und eine davon unabhängig zustellbare zweite Schneidgruppe 160-2 angeordnet
ist. Die erste Schneidgruppe 160-1 weist mehrere (im Beispielsfall genau vier) erste
Träger 150-1 auf, die mittels eines zugeordneten ersten Zustellsystems 170-1 in zugehörige
Radialrichtungen radial zur Werkzeugachse 112 zugestellt werden können. Die zweite
Schneidgruppe 160-2 weist mehrere (im Beispielsfall insgesamt acht) zweite Träger
150-2 auf, die unabhängig von den ersten Trägern 150-1 in zugehörige Radialrichtungen
radial zur Werkzeugachse 112 zugestellt werden können, wozu ein zweites Zustellsystem
170-2 vorgesehen ist.
[0056] Bei den Trägern 150-1, 150-2, die die jeweiligen Schneidstoffkörper 140-1 bzw. 140-2
tragen, handelt es sich jeweils um einstückige, aus Stahlwerkstoff hergestellte Bauteile,
die in sich im Wesentlichen starr sind. Jeder der ersten Träger 150-1 hat einen in
Umfangsrichtung relativ breiten Trägerabschnitt 152-1 mit einer generell zylindrisch
gekrümmten Außenseite 154-1 und einer dem Werkzeugkörper zugewandten, im Wesentlichen
ebenen Innenseite, an der ein plattenförmiger Zustellabschnitt 156-1 nach innen ragt.
An der der Außenseite 154-1 abgewandten Innenseite des Zustellabschnitts befinden
sich Schrägflächen, die mit einer korrespondierenden Schrägfläche eines axial verschiebbaren
ersten Zustellkonus nach Art eines Keilantriebs zusammenwirkt, so dass eine axiale
Bewegung des Zustellkonus im Inneren des Werkzeugkörpers zu einer radialen Bewegung
des Trägers führt. Der Zustellabschnitt 156-1 des Trägers 150-1 sitzt radial beweglich
in einer im Wesentlichen rechteckförmigen Aussparung des Werkzeugkörpers, so dass
eine Radialbewegung (radial zur Werkzeugachse 112) möglich ist, aber Kippbewegungen
in Querrichtung dazu weitgehend vermieden werden. Die Träger werden mithilfe mehrerer
umlaufender Schraubenfedern in die nach innen zurückgezogene Position vorgespannt,
so dass die radiale Zustellung nach außen gegen die Kraft dieser Rückstellfedern erfolgt.
[0057] Die außenliegenden Trägerabschnitte 152-1 sind in Umfangsrichtung so breit, dass
die ersten Träger jeweils einen Umfangsabschnitt von mehr als 20° Umfangsbreite abdecken,
im Beispiel sind es mehr als 30°, nämlich ca. 35° Umfangsbreite. Bei einer Zustellung
in Radialrichtung zur Werkstückachse wird nur der in Umfangsrichtung betrachtete mittlere
Bereich dieses Trägerabschnitts exakt radial zur Werkzeugachse zugestellt. Die weiter
außen liegenden Bereiche werden parallel zu dieser Mittel-Radialrichtung zugestellt,
so dass sich zwischen der lokalen Radialrichtung und der tatsächlichen Zustelleinrichtung
eine kleine Winkelabweichung ergibt. Daher ist bei vielen Ausführungsformen die Umfangsbreite
nicht größer als 45° oder nicht größer als 60° oder nicht größer als 90°.
[0058] Die zweiten Träger 150-2 sind im Bereich ihrer radialen Außenseiten 154-2 deutlich
schmaler als die breiten Trägerabschnitte 152-1. Sie decken im Beispielsfall jeweils
einen Umfangswinkelbereich von weniger als 10° ab, wobei im Beispielsfall der Umfangwinkelbereich
bei etwa 5° bis 7° liegt. Absolut gesehen können die Breiten z.B. im Bereich von 1,5
mm bis 4.0 mm liegen. Die zweiten Träger haben wie die ersten Träger einen plattenförmigen
Zustellabschnitt, der nach innen ragt und an seiner verjüngten Innenseite Schrägflächen
zum Zusammenwirken mit einem axial verschiebbaren Zustellkonus eines zweiten Zustellsystems
170-2 aufweist. Auch hier sitzen die Zustellabschnitte radial beweglich, in Querrichtung
dazu aber im Wesentlichen unbeweglich in einer rechteckförmigen Aussparung des Werkzeugkörpers,
so dass eine Radialverschiebung möglich und Verschiebungen quer dazu unterbunden sind.
[0059] Die ersten Träger 150-1 tragen an ihren radialen Außenseiten jeweils sechs relativ
schmale erste Schneidstoffkörper 140-1 in Form von Schneidleisten, die mit gegenseitigem
Umfangsabstand an der Außenseite des Trägerabschnitts z.B. durch Kleben, Löten, Schrauben
o.dgl. befestigt sind. Zwischen den Schneidstoffkörpern sind nutartige, achsparallele
Zwischenräume, deren Umfangsbreite kleiner ist als die Umfangsbreite der jeweils benachbarten
Schneidstoffkörper. Die Schneidstoffkörper decken mit ihren außen liegenden Schneidflächen
insgesamt einen Umfangswinkelbereich von etwa der Hälfte oder etwas mehr der Umfangsbreite
des Trägerabschnitts ab, so dass in Umfangsrichtung eine relativ hohe Flächendichte
von abrasiven Schneidflächen vorliegt, jedoch unterbrochen durch längs verlaufende
Zwischenräume, die die Zufuhr und Abfuhr von Kühlschmierstoff und gegebenenfalls Abrieb
begünstigen.
[0060] Jeder der zweiten Träger 150-2 trägt dagegen an seiner Außenseite nur einen einzigen
relativ schmalen Schneidstoffkörper 140-2, dessen axiale Länge die axiale Länge des
Schneidbereichs bestimmt. Die Umfangsbreite beträgt nur ca. 20 % der Länge, ist jedoch
im Beispiel größer als die Umfangsbreite der vielen schmaleren ersten Schneidstoffkörper
der ersten Schneidgruppe.
[0061] Die ersten Schneidstoffkörper 140-1 sind im Beispiel von Fig. 1 nur etwa halb so
lang wie die zweiten Schneidstoffkörper (etwa zwischen 40% und 70% dieser Länge) und
schließen an der der Spindel abgewandten Seite auf gleicher Höhe ab wie die zweiten
Schneidstoffkörper 140-2. Die ersten Schneidstoffkörper definieren dadurch einen effektiven
ersten Schneidbereich, der nur etwa halb so lang ist wie der Schneidbereich 130, dessen
Länge durch die Länge der zweiten Schneidstoffkörper definiert ist.
[0062] Die kürzeren ersten Schneidstoffkörper können bei anderen Ausführungsformen auch
etwa in der Mitte des Schneidbereichs oder am oberen, dem Kupplungsabschnitt zugewandten
Ende des Schneidbereichs angeordnet sein.
[0063] Die ersten Schneidstoffkörper sind sehr verschleißbeständig und weisen vorzugsweise
Diamantschneidkörner in metallischer Bindung auf. Die zweiten Schneidstoffkörper können
anders aufgebaut sein, z.B. mit keramischer Bindung oder Kunststoffbindung.
[0064] Das Honwerkzeug weist weiterhin eine Führungsgruppe mit mehreren um den Umfang des
Werkzeugkörpers verteilten, nicht-schneidenden Führungsleisten 180 auf, die jeweils
an vorgegebenen Positionen fest am Werkzeugkörper angebracht, also nicht zustellbar
sind. Die parallel zur Werkzeugachse ausgerichteten Führungsleisten haben eine axiale
Länge, die etwa der Länge des Schneidbereichs entspricht, und sind ausschließlich
innerhalb des Schneidbereichs 130 angeordnet. Die z.B. aus Hartmetall gefertigten
Führungsleisten sind axial nicht länger als die Schneidstoffkörper, so dass die Führung
in Axialrichtung auf denjenigen Bereich beschränkt wird, in dem auch ein Materialabtrag
stattfinden kann. Es gibt keine außerhalb des Schneidbereichs 130 angeordneten Führungsleisten.
Die Führungsgruppe hat sechs Führungsleisten, die in 60°-Abständen gleichmäßig über
den Umfang des Werkzeugkörpers 110 verteilt sind. Die Anordnung ist so getroffen,
dass jede der Führungsleisten 180 unmittelbar neben einem einzelnen zweiten Schneidstoffkörper
140-2, also einem einzeln zustellbaren Schneidstoffkörper der zweiten Schneidgruppe,
angeordnet ist. Der Abstand in Umfangsrichtung ist kleiner als die in Umfangsrichtung
gemessene Führungsbreite der jeweiligen Führungsleisten.
[0065] Zwei diametral gegenüber liegende Führungsleisten 180-M sind als Messleisten ausgelegt.
Sie weisen in ihrer Mitte, also auf halber Höhe des Schneidbereichs, Messdüsen 185
eines pneumatischen Durchmesser- Messsystems auf. Diese können abhängig vom Anwendungsfall
auch oberhalb oder unterhalb der Mitte liegen.
[0066] Einige nicht von außen erkennbare Besonderheiten des Honwerkzeugs sind anhand der
Schnittdarstellungen der Fig. 4 und 5 erkennbar. Dabei zeigt Fig. 4 einen Schnitt
durch eine radiale Ebene, die durch Träger und Schneidleisten der zweiten Schneidgruppe
(mit Einzelleisten) geht, während Fig. 5 einen Schnitt durch erste Träger 150-1 und
erste Schneidleisten 140-1 der ersten Schneidgruppe zeigt.
[0067] Das erste Zustellsystem 170-1 hat ein axial im Werkzeugkörper verschiebbar gelagertes
erstes Zustellelement 172-1 in Form eines Rohrs, welches am spindelabgewandten Ende
zwei axial versetzt zueinander angeordnete konische Abschnitte aufweist. Die damit
in Wirkverbindung stehenden ersten Träger 150-1 der ersten Schneidgruppe haben axial
zueinander versetzt zwei Schrägflächen, die mit den konischen Abschnitten nach Art
eines Keilantriebs zusammenwirken. Dadurch stützt sich jeder erste Träger in zwei
mit axialem Abstand zueinander liegenden Bereichen am zugehörigen Zustellelement ab,
so dass Verkippungen der ersten Träger zuverlässig vermieden werden.
[0068] Analog ist die Zustellung bei der zweiten Schneidgruppe gelöst. Das zweite Zustellsystem
hat ein zweites Zustellelement 172-2 in Form einer Stange, die im Inneren des Rohrs
(erstes Zustellelement) relativ dazu beweglich axial verschiebbar geführt ist. Am
Ende der Stange befinden sich in axialem Abstand zueinander zwei konische Abschnitte.
Die zweiten Träger 150-2 haben korrespondierend dazu an ihrer radialen Innenseite
zwei axial versetzte Schrägflächen, die mit den entsprechenden Konusflächen zusammenwirken.
Dadurch ist auch hier ein Verkippen der zweiten Träger bei der Zustellung insoweit
zuverlässig vermieden.
[0069] Wie in Fig. 6 gezeigt, sind auch alternative Lösungen möglich, bei denen beispielsweise
die ersten Träger an ihren radialen Innenseiten nur eine einzige Schrägfläche haben,
die mit einem am Zustellelement angebrachten Konus zusammenwirkt. Entsprechendes ist
auch für die zweiten Träger möglich.
[0070] Die Schnittdarstellungen der Fig. 4 bis 6 lassen auch eine weitere Besonderheit gut
erkennen. Das Honwerkzeug 100 hat ein integriertes Gelenk 190, mit dessen Hilfe der
Werkzeugkörper 110 begrenzt beweglich an dem Anschlussstück angekoppelt ist, welches
zum Anschluss an die Arbeitsspindel der Bearbeitungsmaschine dient. Das Gelenk 190
ist im Beispielsfall als ein Kugelgelenk ausgebildet, bei dem die Gelenkkugel 192
am unteren Ende des Anschlussstücks ausgebildet ist, während die korrespondierenden
Lagerelemente mit konkaven sphärischen Lagerflächen innerhalb des Werkzeugkörpers
110 angebracht sind. Hierdurch ist eine begrenzte Beweglichkeit des Werkzeugkörpers
gegenüber dem Anschlussstück um eine unendliche Vielzahl von quer zur Werkzeugachse
verlaufenden Richtungen möglich, wodurch das Honwerkzeug insbesondere bei der Nachbearbeitung
von Bohrungsinnenflächen zur Verbesserung der Oberflächenqualität den Oberflächen
besonders gut folgen kann. Der axiale Abstand AB zwischen dem Gelenkpunkt (im Zentrum
der Gelenkkugel) bzw. der dadurch definierten Ebene orthogonal zur Werkzeugachse und
dem spindelfernen Ende des mit Schneidstoffkörpern ausgestatteten Schneidbereichs
130 kleiner ist als der wirksame Außendurchmesser AD der Schneidgruppen bei vollständig
zurückgezogenen Schneidstoffkörpern. Dadurch können die eventuell bei einem Versatz
zwischen Spindelachse und Bohrungsachse auftretenden Kippmomente gegenüber konventionellen
Konstruktionen mit größerem Abstand verringert werden, was sich positiv auf die Bearbeitungsqualität
auswirkt.
[0071] Die zweiten Träger 150-2, die die einzelnen Schneidstoffkörper der zweiten Schneidgruppe
tragen, können komplett als in sich starre Bauteile aus Vollmaterial, zum Beispiel
aus Stahl, gefertigt werden. Insbesondere für die Nachverfolgung von nicht-kreiszylindrischen
Bohrungsinnenflächen bei der Verbesserung der Oberflächenqualität mittels der zweiten
Schneidgruppe kann es vorteilhaft sein, im Kraftfluss beim Andrücken der zweiten Schneidstoffkörper
eine gewisse Nachgiebigkeit einzubauen, so dass Andrückkraftspitzen vermieden werden
können.
[0072] Bei den Ausführungsbeispielen, die anhand der Fig. 7 bis 10 dargestellt werden, ist
dies jeweils dadurch gelöst, dass die plattenförmigen, schmalen leistenförmigen zweiten
Träger in der Nähe oder an der radialen Außenseite, die zum Tragen eines schmalen
Schneidstoffkörpers vorgesehen ist, einen elastisch nachgiebigen Abschnitt 150-2E
aufweisen. Die elastische Nachgiebigkeit wird bei diesen Ausführungsformen dadurch
erreicht, dass in dem zunächst monolithischen Träger mittels Funkenerosion oder auf
andere Weise Aussparungen A geeigneter Form, Größe und Verteilung ausgearbeitet werden
in der Weise, dass das an die Aussparung angrenzende Material unter äußerer Belastung
nach Art einer Feder elastisch wirkt, so dass der äußere Abschnitt 150-2E insgesamt
in Radialrichtung des Trägers elastisch nachgiebig wird. Diese Lösung mit integral
ausgebildeten Federelementen FE hat sich als besonders robust und langlebig erwiesen.
Die Federkraft kann durch geeignete Dimensionierung der Aussparungen bzw. verbleibenden
Federelemente eingestellt werden.
[0073] Eine Variante dieser Bauformen wird anhand Fig. 8 erläutert. Bei diesem Ausführungsbeispiel
sind die trägermaterial-freien Aussparungen A nicht leer, sondern vollständig mit
einem elastisch nachgiebigen Elastomermaterial EL gefüllt. Dadurch kann verhindert
werden, dass Materialabrieb in die Aussparungen eindringt. Außerdem kann die Federcharakteristik
durch geeignete Wahl des elastischen Füllmaterials (Elastomermaterial EL) genau eingestellt
und eine Dämpfung eventueller Schwingungen erreicht werden. Es können, wie dargestellt,
alle Aussparungen oder nur ein Teil der Aussparungen ausgefüllt werden.
[0074] Das Honwerkzeug kann für eine Vielzahl von Feinbearbeitungsverfahren zur Bearbeitung
der Innenfläche einer Bohrung mit einem Werkstück verwendet werden. Bei einer Verfahrensvariante
ist vorgesehen, das Honwerkzeug zum Feinbearbeiten von Zylinderlaufflächen bei der
Herstellung von Zylinderblöcken oder Zylinderlaufbuchsen für Hubkolbenmaschinen zu
verwenden, bei denen ausgehend von einer Bohrung mit einer beispielsweise kreiszylindrischen
Ausgangsform eine vorzugsweise rotationssymmetrische Bohrung mit einem axialen Konturverlauf
hergestellt werden soll, also eine Bohrung, die in unterschiedlichen axialen Abschnitten
unterschiedliche Durchmesser hat, welche mehr oder weniger kontinuierlich ineinander
übergehen. Es kann sich beispielsweise um eine konische Bohrungsform oder um eine
flaschenförmige Bohrungsform oder tonnenförmige Bohrungsform handeln.
[0075] Dazu wird das Honwerkzeug an die Arbeitsspindel einer Bearbeitungsmaschine angekoppelt.
Die Ausgangsform sei im Beispielsfall kreiszylindrisch und kann mittels Honen oder
auch mittels einer Feinbearbeitung mit definierter Schneide, beispielsweise Feindrehen,
hergestellt sein. In einer ersten Honstufe wird die erste Schneidgruppe verwendet.
Diese wird nach Einführen des Honwerkzeugs in die Bohrung mithilfe des ersten Zustellsystems
an die Bohrungsinnenfläche angedrückt. Mittels der ersten Schneidgruppe wird dann
ausgehend von der Ausgangsform durch axial ungleichmäßigen Materialabtrag eine von
der Kreiszylinderform abweichende rotationssymmetrische Bohrungsform erzeugt. Dazu
kann beispielsweise die Andrückkraft als Funktion der Hublage des Honwerkzeugs in
der Bohrung mittels der Steuerung so variiert werden, dass in Bereichen mit höherer
Andrückkraft mehr Material abgetragen wird, so dass größere Innendurchmesser entstehen
als in anderen Bereichen. Alternativ oder zusätzlich kann durch Variation der Hublänge
der Bearbeitungshübe ein axial ungleichmäßiger Materialabtrag erzeugt werden, beispielsweise
durch Reduzierung der axialen Höhe des oberen Umkehrpunkts der Hubbewegung bei gleichbleibendem
unterem Umkehrpunkt.
[0076] Wenn die gewünschte rotationssymmetrische Bohrungsform im Rahmen der für diese erste
Honstufe vorgesehenen Spezifikation erreicht ist (kann z.B. mittels pneumatischer
Durchmessermessung festgestellt werden), wird die erste Schneidgruppe zurückgezogen
und die zweite Schneidgruppe zugestellt. Bei der dann folgenden zweiten Honstufe wird
mithilfe der einzelnen in unterschiedlichen Radialrichtungen zugestellten Einzelleisten
der zweiten Schneidgruppe nur noch ein geringer Materialabtrag oder fast kein Materialabtrag
geleistet, so dass sich die Makroform der Bohrung nicht oder nicht wesentlich ändert,
sondern lediglich die gewünschte Oberflächenstruktur entsteht.
[0077] In vielen Fällen wird das Feinbearbeitungsverfahren dazu genutzt, eine rotationssymmetrische
Bohrungsform mit axialem Konturverlauf, also axial unterschiedlichen Durchmessern,
zu erzeugen und daran ohne zwischenzeitlichen Werkzeugwechsel die geeigneten Oberflächenstruktur
bzw. Oberflächenstrukturverteilung zu generieren. Prinzipiell ist es auch möglich,
das Honwerkzeug zum Erzeugen und/oder zum Bearbeiten von Bohrungsformen zu verwenden,
die im wenigsten einen Bohrungsabschnitt eine von der Kreisform abweichende Querschnittsform
haben. Eine Bohrung kann beispielsweise in wenigstens einem Abschnitt eine ovale Bohrungsform
oder eine Kleeblatt-Form aufweisen. Hierfür geeignete Honwerkzeug-Ausführungsformen
haben vorzugsweise in der ersten Schneidgruppe, also in derjenigen mit den in Umfangsrichtung
relativ breiten ersten Trägern, nur ein einziges Paar von diametral gegenüberliegenden
ersten Trägern mit entsprechenden ersten Schneidstoffkörpern (zum Beispiel Vollbelag
oder mehrere Einzelleisten in Abstand zueinander). Die Umfangsbreite beträgt dabei
vorzugsweise weniger als 90 oder weniger als 60°. Bei der Erzeugung dieser Bohrungsform
kann z.B. die Andrückkraft in Abhängigkeit von der Rotationsstellung des Honwerkzeugs
variiert werden, um durch phasenweise Steigerung des Anpressdrucks Bereich mit größerem
Durchmesser und durch Verringerung des Anpressdrucks Bereiche mit kleinerem Durchmesser
zu erzeugen. Gegebenenfalls können auch Verfahren gemäß
EP 1 815 943 A1 unter Anwendung von Schwingungsbewegungen genutzt werden.
1. Honwerkzeug (100) zur Bearbeitung einer Innenfläche einer Bohrung in einem Werkstück
mithilfe mindestens einer Honoperation, insbesondere zum Honen von Zylinderlaufflächen
bei der Herstellung von Zylinderblöcken oder Zylinderlaufbuchsen für Hubkolbenmaschinen,
umfassend:
einen Werkzeugkörper (110), der eine Werkzeugachse (112) definiert;
eine an dem Werkzeugkörper angebrachte erste Schneidgruppe (160-1) mit mehreren radial
zustellbaren ersten Trägern (150-1), die mittels eines zugeordneten ersten Schneidgruppen-Zustellsystem
(170-1) radial zur Werkzeugachse (112) zustellbar sind, und
eine an dem Werkzeugkörper angebrachte zweite Schneidgruppe (160-2) mit mehreren radial
zustellbaren zweiten Trägern (150-2), die mittels eines zugeordneten zweiten Schneidgruppen-Zustellsystem
(170-2) unabhängig von den ersten Trägern (150-1) radial zur Werkzeugachse (112, 412)
zustellbar sind, wobei jeder zweite Träger an seiner radialen Außenseite (154, 454)
einen einzelnen schmalen zweiten Schneidstoffkörper (140-2) trägt,
dadurch gekennzeichnet, dass
jeder erste Träger an seiner radialen Außenseite einen Umfangswinkelbereich von mindestens
20° abdeckt und an der Außenseite (154, 454) einen einzigen in Umfangsrichtung breiten
ersten Schneidstoffkörper oder mehrere schmale erste Schneidstoffkörper (140-1) trägt,
die mit gegenseitigem Abstand zueinander angeordnet sind; und
alle Schneidstoffkörper (140-1, 140-2) der ersten und der zweiten Schneidgruppe in
einem axial kurzen Schneidbereich (130) angeordnet sind, der eine in Axialrichtung
gemessene Länge aufweist, die wesentlich kleiner ist als ein wirksamer Außendurchmesser
(AD) der Schneidgruppen bei vollständig zurückgezogenen Schneidstoffkörpern.
2. Honwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei einem in Umfangsrichtung breiten ersten Schneidstoffkörper ein Aspektverhältnis
zwischen axialer Länge und in Umfangsrichtung gemessener Breite bei 3 oder weniger,
insbesondere bei weniger als 1 liegt und/oder dass bei einem schmalen ersten Schneidstoffkörper
(140-1) und/oder bei einem schmalen zweiten Schneidstoffkörper (140-2) ein Aspektverhältnis
zwischen axialer Länge und in Umfangsrichtung gemessener Breite bei 5 oder mehr, insbesondere
im Bereich von 8 bis 25, liegt.
3. Honwerkzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die an einem ersten Träger (150-1) angebrachten ersten Schneidstoffkörper (140-1)
mit ihren außen liegenden Schneidflächen insgesamt einen Umfangswinkelbereich abdecken,
der mindestens 30% oder mindestens 50% der Umfangsbreite der Außenseite (154-1) des
ersten Trägers entspricht.
4. Honwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass jeder erste Träger (150-1) an seiner radialen Außenseite mehr als zwei erste Schneidstoffkörper
(140-1) trägt, vorzugsweise drei, vier, fünf, sechs oder sieben erste Schneidstoffkörper
(140-1), und/oder dass ein gegenseitiger Abstand zwischen unmittelbar benachbarten
ersten Schneidstoffkörpern (140-1) in der Größenordnung der Umfangsbreite der ersten
Schneidstoffkörper oder darunter liegt.
5. Honwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen in Umfangsrichtung benachbarten ersten Trägern (150-1) wenigstens ein zweiter
Träger (150-2) angeordnet ist.
6. Honwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die ersten Träger (150-1) und die zweiten Träger (150-2) in Umfangsrichtung ungleichmäßig
verteilt angeordnet sind.
7. Honwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die ersten Schneidstoffkörper (140-1) in Axialrichtung kürzer sind als die zweiten
Schneidstoffkörper (140-2), wobei vorzugsweise eine axiale Länge der ersten Schneidstoffkörper
weniger als 80 % und/oder mehr als 50% oder axialen Länge der zweiten Schneidstoffkörper
beträgt.
8. Honwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Honwerkzeug ein integriertes Gelenk (190) zum begrenzt beweglichen Ankoppeln
des Werkzeugkörpers (110) an ein Anschlussstück aufweist, wobei vorzugsweise ein axialer
Abstand (AB) zwischen einem Gelenkpunkt des Gelenks (190) und einem spindelfernen
Ende des Schneidbereichs (130) kleiner ist als der wirksame Außendurchmesser (AD)
der Schneidgruppen bei vollständig zurückgezogenen Schneidstoffkörpern.
9. Honwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zweiten Schneidstoffkörper (140-2) in Bezug auf den Werkzeugkörper (110) elastisch
nachgiebig gelagert sind, wobei vorzugsweise die zweiten Träger (150-2) nahe an oder
angrenzend an einen zweiten Schneidstoffkörper einen elastischen Abschnitt (150-2E)
mit Aussparungen (A) und einstückig mit dem Träger ausgebildeten Federelementen (FE)
aufweist.
10. Honwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Führungsgruppe mit mehreren um den Umfang des Werkzeugkörpers verteilten Führungsleisten
(180), wobei vorzugsweise die Führungsleisten (180) ausschließlich innerhalb des Schneidbereichs
(130) angeordnet sind.
11. Honwerkzeug nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass eine, mehrere oder alle Führungsleisten (180) unmittelbar neben einem zweiten Träger
(150-2) angeordnet sind, wobei vorzugsweise ein Umfangsabstand zwischen einem zweiten
Träger (150-2) und der Führungsleiste (180) geringer als Breite der Führungsleiste
in Umfangsrichtung ist.
12. Honwerkzeug nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das erste Schneidgruppen-Zustellsystem (170-1) und/oder das zweite Schneidgruppen-Zustellsystem
(170-2) ein axial verschiebbares Zustellelement aufweist, welches einen ersten konischen
Abschnitt und axial versetzt dazu einen zweiten konischen Abschnitt aufweist, wobei
die ersten Träger (150-1) und/oder die zweiten Träger (150-2) an ihrer radialen Innenseite
zwei axial versetzte Schrägflächen aufweisen, die zum Zusammenwirken mit dem ersten
und dem zweiten konischen Abschnitt ausgebildet sind.
13. Feinbearbeitungsverfahren zur Bearbeitung der Innenfläche einer Bohrung in einem Werkstück,
insbesondere zum Feinbearbeiten von Zylinderlaufflächen bei der Herstellung von Zylinderblöcken
oder Zylinderlaufbuchsen für Hubkolbenmaschinen, wobei das Feinbearbeitungsverfahren
mindestens eine Honoperation umfasst, bei der ein aufweitbares Honwerkzeug (100) innerhalb
der Bohrung zur Erzeugung einer Hubbewegung in Axialrichtung der Bohrung hin und her
bewegt und gleichzeitig zur Erzeugung einer der Hubbewegung überlagerten Drehbewegung
gedreht wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
bei der Honoperation ein Honwerkzeug (100) mit den Merkmalen von einem der vorhergehenden
Ansprüche verwendet wird.
14. Feinbearbeitungsverfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass eine Honoperation als mehrstufige Honoperation durchgeführt wird, wobei in einer
ersten Honstufe eine erste Schneidgruppe an die Bohrungsinnfläche angedrückt und mittels
der ersten Schneidgruppe mittels axial ungleichmäßigen Materialabtrags ausgehend von
einer Ausgangsform eine von einer Kreiszylinderform abweichende, vorzugsweise rotationssymmetrische
Bohrungsform erzeugt wird und dass danach in einer zweiten Honstufe eine zweite Schneidgruppe
zugestellt und mittels der zweiten Schneidgruppe an der Bohrungsinnenfläche eine gewünschte
Oberflächenstruktur im Wesentlichen ohne Veränderung der Makroform der Bohrung erzeugt
wird.
15. Feinbearbeitungsverfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass in der ersten Honstufe mit einer Wegsteuerung und/oder in der zweiten Honstufe kraftgesteuert
gehont wird.
1. Honing tool (100) for machining an inner face of a bore in a workpiece with the aid
of at least one honing operation, in particular for honing cylinder surfaces in the
production of cylinder blocks or cylinder liners for reciprocating piston engines,
comprising:
a tool body (110) that defines a tool axis (112);
a first cutting group (160-1), attached to the tool body, having a plurality of radially
feedable first carriers (150-1) that are feedable radially with respect to the tool
axis (112) by means of an associated first cutting group feeding system (170-1), and
a second cutting group (160-2), attached to the tool body, having a plurality of radially
feedable second carriers (150-2) that are feedable radially with respect to the tool
axis (112, 412), independently of the first carriers (150-1), by means of an associated
second cutting group feeding system (170-2), wherein each second carrier carries,
on its radial outer side (154, 454), a single narrow second cutting material body
(140-2),
characterized in that
each first carrier covers, on its radial outer side, a circumferential angle range
of at least 20° and carries, on the outer side (154, 454), a single first cutting
material body that is wide in the circumferential direction or a plurality of narrow
first cutting material bodies (140-1) that are arranged in a manner spaced apart from
one another; and
all the cutting material bodies (140-1, 140-2) of the first and the second cutting
group are arranged in an axially short cutting region (130) that has a length, measured
in the axial direction, which is much less than an effective outside diameter (AD)
of the cutting groups with the cutting material bodies fully retracted.
2. Honing tool according to Claim 1, characterized in that, in the case of a first cutting material body that is wide in the circumferential
direction, an aspect ratio between the axial length and the width measured in the
circumferential direction is 3 or less, in particular less than 1, and/or in that, in the case of a narrow first cutting material body (140-1) and/or in the case of
a narrow second cutting material body (140-2), an aspect ratio between the axial length
and the width measured in the circumferential direction is 5 or more, in particular
in the range from 8 to 25.
3. Honing tool according to Claim 1 or 2, characterized in that the first cutting material bodies (140-1) attached to a first carrier (150-1) cover,
with their external cutting faces, a total circumferential angle range that corresponds
to at least 30% or at least 50% of the circumferential width of the outer side (154-1)
of the first carrier.
4. Honing tool according to one of the preceding claims, characterized in that each first carrier (150-1) carries more than two first cutting material bodies (140-1)
on its radial outer side, preferably three, four, five, six or seven first cutting
material bodies (140-1), and/or in that a mutual spacing between immediately adjacent first cutting material bodies (140-1)
lies in the order of the circumferential width of the first cutting material bodies
or less.
5. Honing tool according to one of the preceding claims, characterized in that at least one second carrier (150-2) is arranged between first carriers (150-1) that
are adjacent in the circumferential direction.
6. Honing tool according to one of the preceding claims, characterized in that the first carriers (150-1) and the second carriers (150-2) are arranged in a manner
distributed irregularly in the circumferential direction.
7. Honing tool according to one of the preceding claims, characterized in that the first cutting material bodies (140-1) are shorter in the axial direction than
the second cutting material bodies (140-2), wherein preferably an axial length of
the first cutting material bodies is less than 80% and/or more than 50% of the axial
length of the second cutting material bodies.
8. Honing tool according to one of the preceding claims, characterized in that the honing tool has an integrated joint (190) for coupling the tool body (110), with
limited movability, to a connection piece, wherein preferably an axial spacing (AB)
between an articulation point of the joint (190) and a spindle-remote end of the cutting
region (130) is smaller than the effective outside diameter (AD) of the cutting groups
with the cutting material bodies fully retracted.
9. Honing tool according to one of the preceding claims, characterized in that the second cutting material bodies (140-2) are mounted in an elastically resilient
manner with regard to the tool body (110), wherein preferably the second carriers
(150-2) have, close to or next to a second cutting material body, an elastic portion
(150-2E) with cutouts (A) and spring elements (FE) formed integrally with the carrier.
10. Honing tool according to one of the preceding claims, characterized by a guide group having a plurality of guide strips (180) distributed around the circumference
of the tool body, wherein preferably the guide strips (180) are arranged only within
the cutting region (130).
11. Honing tool according to Claim 10, characterized in that one, a plurality or all of the guide strips (180) are arranged immediately next to
a second carrier (150-2), wherein preferably a circumferential spacing between a second
carrier (150-2) and the guide strip (180) is less than the width of the guide strip
in the circumferential direction.
12. Honing tool according to one of the preceding claims, characterized in that the first cutting group feeding system (170-1) and/or the second cutting group feeding
system (170-2) has an axially displaceable feeding element, which has a first conical
portion and a second conical portion axially offset therefrom, wherein the first carriers
(150-1) and/or the second carriers (150-2) have, on their radial inner side, two axially
offset inclined faces that are configured to cooperate with the first and the second
conical portion.
13. Fine machining method for machining the inner face of a bore in a workpiece, in particular
for fine machining cylinder surfaces in the production of cylinder blocks or cylinder
liners for reciprocating piston engines,
wherein the fine machining method comprises at least one honing operation, in which
an expandable honing tool (100) is moved back and forth within the bore in order to
create a reciprocating movement in the axial direction of the bore and at the same
time is rotated in order to create a rotary movement superimposed on the reciprocating
movement,
characterized in that,
during the honing operation, a honing tool (100) having the features of one of the
preceding claims is used.
14. Fine machining method according to Claim 13, characterized in that a honing operation is carried out as a multistage honing operation, wherein, in a
first honing stage, a first cutting group is pressed against the bore inner face and
a bore shape that differs from a circular-cylindrical shape and is preferably rotationally
symmetric is created by means of the first cutting group, by means of axially irregular
material removal, starting from an initial shape, and in that subsequently, in a second honing stage, a second cutting group is fed and, by means
of the second cutting group, a desired surface structure is created on the bore inner
face substantially without changing the macro shape of the bore.
15. Fine machining method according to Claim 14, characterized in that honing is carried out with path control in the first honing stage and/or is carried
out with force control in the second honing stage.
1. Outil de rodage (100) pour l'usinage d'une surface intérieure d'un alésage dans une
pièce à l'aide d'au moins une station de rodage, notamment pour le rodage de surfaces
de glissement de cylindres lors de la fabrication de blocs-cylindres ou de chemises
de cylindres pour des machines à pistons alternatifs, comprenant :
un corps d'outil (110) qui définit un axe d'outil (112) ;
un premier groupe de coupe (160-1) monté sur le corps d'outil avec plusieurs premiers
supports (150-1) pouvant être avancés radialement, qui peuvent être avancés radialement
par rapport à l'axe d'outil (112) au moyen d'un premier système d'avance de groupe
de coupe (170-1) associé, et
un deuxième groupe de coupe (160-2) monté sur le corps d'outil avec plusieurs deuxièmes
supports (150-2) pouvant être avancés radialement, qui peuvent être avancés radialement
par rapport à l'axe d'outil (112, 412) au moyen d'un deuxième système d'avance de
groupe de coupe (170-2) associé, indépendamment des premiers supports (150-1), chaque
deuxième support portant sur son côté extérieur radial (154, 454) un seul deuxième
corps de coupe étroit (140-2),
caractérisé en ce que
chaque premier support couvre une plage d'angles circonférentiels d'au moins 20° sur
son côté extérieur radial et porte sur le côté extérieur (154, 454) un seul premier
corps de coupe large dans la direction circonférentielle ou plusieurs premiers corps
de coupe étroits (140-1) qui sont agencés à une distance mutuelle les uns des autres
; et
tous les corps de coupe (140-1, 140-2) du premier et du deuxième groupe de coupe sont
agencés dans une zone de coupe axialement courte (130) qui présente une longueur mesurée
dans la direction axiale qui est essentiellement inférieure à un diamètre extérieur
effectif (AD) des groupes de coupe lorsque les corps de coupe sont complètement rétractés.
2. Outil de rodage selon la revendication 1, caractérisé en ce que, pour un premier corps de coupe large dans la direction circonférentielle, un rapport
d'aspect entre la longueur axiale et la largeur mesurée dans la direction circonférentielle
est de 3 ou moins, notamment de moins de 1, et/ou en ce que, pour un premier corps de coupe étroit (140-1) et/ou pour un deuxième corps de coupe
étroit (140-2), un rapport d'aspect entre la longueur axiale et la largeur mesurée
dans la direction circonférentielle est de 5 ou plus, notamment dans la plage de 8
à 25.
3. Outil de rodage selon la revendication 1 ou 2, caractérisé en ce que les premiers corps de coupe (140-1) montés sur un premier support (150-1) couvrent
globalement, avec leurs surfaces de coupe situées à l'extérieur, une plage d'angles
circonférentiels qui correspond à au moins 30 % ou à au moins 50 % de la largeur circonférentielle
du côté extérieur (154-1) du premier support.
4. Outil de rodage selon l'une quelconque des revendications précédentes, caractérisé en ce que chaque premier support (150-1) porte sur son côté extérieur radial plus de deux premiers
corps de coupe (140-1), de préférence trois, quatre, cinq, six ou sept premiers corps
de coupe (140-1), et/ou en ce qu'une distance mutuelle entre des premiers corps de coupe (140-1) directement voisins
est de l'ordre de grandeur de la largeur circonférentielle des premiers corps de coupe
ou moins.
5. Outil de rodage selon l'une quelconque des revendications précédentes, caractérisé en ce qu'au moins un deuxième support (150-2) est agencé entre des premiers supports (150-1)
voisins dans la direction circonférentielle.
6. Outil de rodage selon l'une quelconque des revendications précédentes, caractérisé en ce que les premiers supports (150-1) et les deuxièmes supports (150-2) sont agencés en étant
répartis de manière non uniforme dans la direction circonférentielle.
7. Outil de rodage selon l'une quelconque des revendications précédentes, caractérisé en ce que les premiers corps de coupe (140-1) sont plus courts dans la direction axiale que
les deuxièmes corps de coupe (140-2), une longueur axiale des premiers corps de coupe
étant de préférence inférieure à 80 % et/ou supérieure à 50 % de la longueur axiale
des deuxièmes corps de coupe.
8. Outil de rodage selon l'une quelconque des revendications précédentes, caractérisé en ce que l'outil de rodage présente une articulation intégrée (190) pour coupler le corps
d'outil (110) à une pièce de raccordement avec une mobilité limitée, une distance
axiale (AB) entre un point d'articulation de l'articulation (190) et une extrémité
de la zone de coupe (130) éloignée de la broche étant de préférence inférieure au
diamètre extérieur effectif (AD) des groupes de coupe lorsque les corps de coupe sont
complètement rétractés.
9. Outil de rodage selon l'une quelconque des revendications précédentes, caractérisé en ce que les deuxièmes corps de coupe (140-2) sont supportés de manière élastiquement déformable
par rapport au corps d'outil (110), les deuxièmes supports (150-2) proches d'un deuxième
corps de coupe ou adjacents à celui-ci présentant de préférence une section élastique
(150-2E) avec des évidements (A) et des éléments de ressort (FE) réalisés d'un seul
tenant avec le support.
10. Outil de rodage selon l'une quelconque des revendications précédentes, caractérisé par un groupe de guidage avec plusieurs barres de guidage (180) réparties autour de la
circonférence du corps d'outil, les barres de guidage (180) étant de préférence agencées
exclusivement à l'intérieur de la zone de coupe (130).
11. Outil de rodage selon la revendication 10, caractérisé en ce qu'une, plusieurs ou toutes les barres de guidage (180) sont agencées directement à côté
d'un deuxième support (150-2), une distance circonférentielle entre un deuxième support
(150-2) et la barre de guidage (180) étant de préférence inférieure à la largeur de
la barre de guidage dans la direction circonférentielle.
12. Outil de rodage selon l'une quelconque des revendications précédentes, caractérisé en ce que le premier système d'avance de groupe de coupe (170-1) et/ou le deuxième système
d'avance de groupe de coupe (170-2) présente un élément d'avance déplaçable axialement
qui présente une première section conique et, décalée axialement par rapport à celle-ci,
une deuxième section conique, les premiers supports (150-1) et/ou les deuxièmes supports
(150-2) présentant, sur leur côté intérieur radial, deux surfaces obliques décalées
axialement qui sont configurées pour coopérer avec la première et la deuxième section
conique.
13. Procédé d'usinage de précision pour l'usinage de la surface intérieure d'un alésage
dans une pièce, notamment pour l'usinage de précision de surfaces de glissement de
cylindres lors de la fabrication de blocs-cylindres ou de chemises de cylindres pour
des machines à pistons alternatifs, le procédé d'usinage de précision comprenant au
moins une opération de rodage, dans laquelle un outil de rodage (100) pouvant être
élargi est déplacé en va- et-vient à l'intérieur de l'alésage pour produire un mouvement
de course dans la direction axiale de l'alésage et est simultanément mis en rotation
pour produire un mouvement de rotation superposé au mouvement de course, caractérisé en ce que
lors de l'opération de rodage, un outil de rodage (100) ayant les caractéristiques
de l'une quelconque des revendications précédentes est utilisé.
14. Procédé d'usinage de précision selon la revendication 13, caractérisé en ce qu'une opération de rodage est réalisée sous la forme d'une opération de rodage en plusieurs
étapes ; dans une première étape de rodage, un premier groupe de coupe étant pressé
contre la surface intérieure de l'alésage et, au moyen du premier groupe de coupe,
une forme d'alésage différente d'une forme cylindrique circulaire, de préférence à
symétrie de rotation, étant produite à partir d'une forme initiale au moyen d'un enlèvement
de matière axialement non uniforme, et en ce qu'ensuite, dans une deuxième étape de rodage, un deuxième groupe de coupe est approché
et, au moyen du deuxième groupe de coupe, une structure de surface souhaitée est produite
sur la surface intérieure de l'alésage, essentiellement sans modification de la macroforme
de l'alésage.
15. Procédé d'usinage de précision selon la revendication 14, caractérisé en ce que le rodage est effectué dans la première étape de rodage avec une commande de déplacement
et/ou dans la deuxième étape de rodage avec une commande de force.